Computergestützte Musiktheorie Zur Konzeption der Software RUBATO für musikalische Analyse und Performance Anja Fleischer (Berlin), Guerino Mazzola (Zürich), Thomas Noll (Berlin) Der vorliegende Beitrag entstand vor dem Hintergrund der Zusammenarbeit zweier Forschungsgruppen in Zürich und Berlin, die sich unter anderem in der gemeinsamen Entwicklung der Software RUBATO® für musikalische Analyse und Performance manifestiert. Im Rahmen dieses Beitrages soll mit „RUBATO I“ die erste Version dieser Software bezeichnet werden, die in den Jahren 1992 - 1996 an der Universität Zürich entwickelt worden ist, und die auf den Betriebssystemen NEXTSTEP bzw. OPENSTEP läuft.1 Mit „RUBATO II“ soll die gegenwärtig an der Technischen Universität Berlin in Zusammenarbeit mit der Universität Zürich weiterentwickelte Version bezeichnet werden, die auf dem Betriebssystem Mac OS X läuft.2 Darüberhinaus soll „RUBATO“ die konzeptionelle Identität des gesamten Projektes bezeichnen, die von beiden Forschungsgruppen in gemeinsamer Verantwortung getragen wird, und an dessen Weiterentwicklung im Rahmen einer Open-Source - Gemeinschaft sich künftig noch weitere Partner beteiligen können. Unter Ausblendung aller technologischen Fragen und der Details der Benutzung3 des Programmes soll unser Beitrag dieses Konzept anhand einer ausgewählten theoretischen Fragestellung erläutern, um dem interessierten Musiktheoretiker Möglichkeiten des experimentellen Arbeitens mit dem Computer aufzuzeigen. Als in einem RUBATO-Workshop4 die MetroRubette® – ein RUBATO-Modul zur metrischen Analyse – vorgestellt wurde, kam in der Diskussion die Frage auf, ob die von der MetroRubette ermittelte analytische Information Aufschluss über das Phänomen der Auftaktigkeit geben kann. Inwieweit offenbart die Analyse der ‚inneren‘ metrischen Struktur, wie sie von der MetroRubette ermittelt wird, jene für Auftaktigkeit typische Divergenz zwischen Taktmetrum und Gruppierung der Einsätze? Als interessantes ambivalentes Beispiel für eine metrische Struktur, die entgegen der Notation einer Auftaktigkeit gleicht, wurde der Des-Dur-Mittelteil von Schuberts Moment Musical op 94 No 4 genannt. Abb.1: Takte 62 - 65 von Schuberts Moment Musical Op. 94 No 4 (Beginn des Mittelteils). Mit aller gebotenen Vorsicht können wir diese Frage wie folgt beantworten: Wenn Auftaktigkeit nicht singulär, sondern als kohärenzstiftendes Mittel der individuellen Komposition auftritt, dann hinterlässt sie in der metrischen Analyse der MetroRubette signifikante Spuren. Unsere Argumentation zugunsten dieser Feststellung soll sich als Leitfaden durch die drei einzelnen Abschnitte ziehen: von der Erläuterung der Analysemethode der MetroRubette (Abschnitt 1) über die musiktheoretische Diskussion von ausgewählten Fallbeispielen (Abschnitt 2) bis zur Einordnung solchen Vorgehens in die RUBATO-Konzeption (Abschnitt 3). 1 Dieses Forschungsprojekt wurde vom Schweizerischen Nationalfonds finanziert. Die Forschungsgruppe KIT-MaMuTh für Mathematische Musiktheorie wird von der Volkwagen-Stiftung im Rahmen des Förderprogramms „Nachwuchsgruppen an den Universitäten“ finanziert. 3 Detaillierte Information zu RUBATO I siehe www.rubato.org, aktuelle Informationen zu RUBATO II siehe http://www.mamuth.de. 4 Workshop „Computergestützte Musiktheorie“ an der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ in Dresden, Oktober 1999. 2 1 Der Analyseansatz der MetroRubette Die im folgenden in fünf Schritten vorgestellte mathematische Modellierung der inneren metrischen Struktur liegt der MetroRubette zugrunde. Um alle Konstruktionen im Detail erläutern zu können, haben wir in diesem Abschnitt ein einfaches Beispiel gewählt: c 0 a b c d e 2 3 4 6 10 a 12 12 e 6 3 2 b d 10 Abb. 2: Maximale lokale Metren, metrischer Komplex und metrisches Gewicht eines Beispiels. (i) Die Spezifikation einer Menge von Einsatzzeiten Die MetroRubette arbeitet mit einer gegebenen Abfolge X von Einsatzzeiten. Es bleibt dabei dem Benutzer überlassen, ob er – wie im Beipiel – die Einsatzzeiten aller in einer Komposition gegebenen Töne wählt, oder ob er eine andere Auswahl klingender oder nichtklingender Partiturelemente zum Ausgangspunkt seiner metrischen Analyse machen will. Im Beispiel handelt es sich um die Abfolge von 7 Einsatzzeiten: X = {0, 2, 3, 4, 6, 10, 12}, die von 0 beginnend nach Vielfachen von 16-teln durchnumeriert sind. (ii) Die Berechnung aller maximalen lokalen Metren Über die getroffene Wahl der Abfolge X hinaus stehen für die Analyse keine externen PartiturInformationen zur Verfügung. Das einfachste nur denkbare Modell einer repetitiven Struktur ist das lokale Metrum. Es ist definiert als spezielle Abfolge L = {E, E + D, E + D + D, ...} von mindestens drei Einsatzzeiten, die ab einer Starteinsatzzeit E durch Wiederholung eines festen Einsatzabstandes D entsteht. Wir interessieren uns von jetzt an nur für die inneren lokalen Metren, d.h. solche, die ganz aus Einsatzzeiten aus X bestehen. Wenn ein inneres lokales Metrum in keinem noch größeren inneren Metrum enthalten ist, nennen wir es ein maximales lokales Metrum von X. Unser Beispiel aus Abbildung 2 besitzt 5 maximale lokale Metren: a = {0, 2, 4, 6}, b = {2, 3, 4}, c = {0, 3, 6}, d = {2, 6, 10}, e = {0, 6, 12}. Ein nicht-maximales lokales Metrum wäre beispielsweise {2, 4, 6}, denn es läßt sich zu a = {0, 2, 4, 6} erweitern. (iii) Die Bestimmung der metrischen Bänder und des metrischen Komplexes Zunächst kann man die 5 maximalen lokalen Metren als 5 verschiedene Möglichkeiten ansehen, innerhalb der Abfolge X (nach verschiedenerlei Maß) zu zählen. Weil wir in diesem Fall die Achtelpause nicht zu X rechnen, ist {0, 2, 4, 6, 8, 10, 12} kein inneres lokales Metrum. Wenn nun eine oder mehrere Einsatzzeiten aus X gleichzeitig zweien dieser lokalen Metren angehören, so sagen wir, daß zwischen diesen beiden lokalen Metren ein metrisches Band5 besteht. Beispielsweise verkörpern die Einsatzzeiten 2 und 4 ein metrisches Band zwischen den lokalen Metren a und b. Lediglich zwischen b und e besteht kein metrisches Band. Eine natürliche Erweiterung der Idee des Bandes wird mit dem Begriff des metrischen Komplexes erfaßt: In Abbildung 2 (rechts) sieht man eine geometrische Figur (bestehend aus einem Tetraeder mit seinen Seiten und Kanten, einem Dreieck mit seinen Kanten und einer einzelnen 5 Der Terminus des Bandes wurde aus der Harmonielehre entlehnt, wo man nach Schönberg (1911) gemeinsame (liegenbleibende) Töne von Dreiklangsstufen harmonisches Band nennt. Strecke), die zwischen fünf Eckpunkten aufgespannt wird. Jeder dieser fünf Punkte repräsentiert eines der maximalen lokalen Metren a, b, c, d, e. Jede Strecke zwischen zwei Eckpunkten repräsentiert ein metrisches Band. Davon gibt es in der Abbildung insgesamt neun. Betrachten wir nun das Tetraeder. Seine sechs Kanten stellen die sechs einzelnen Sachverhalte dar, daß die Metren a, c, d, und e je paarweise durch Bänder verbunden sind. Das Innere dieses Tetraeders steht darüber hinaus für den Sachverhalt, daß diese 4 lokalen Metren alle durch mindestens eine gemeinsame Einsatzzeit verbunden sind (nämlich hier die Einsatzzeit 6). Das Dreieck zwischen den Eckpunkten a, b, und d steht für den Sachverhalt, daß auch a, b und d eine gemeinsame Einsatzzeit haben (die 2). All diese einfachen geometrischen Gebilde (Punkte, Strecken, Dreiecke, Tetraeder, ...) konstituieren den metrischen Komplex6 von X. Man kann ihn verstehen als eine geometrische Veranschaulichung der globalen Überlappungsverhältnisse auf dem ‚geographischen Atlas‘ von X, der aus den ‚Karten‘ der maximalen lokalen Metren von X besteht. (iv) Die Bestimmung der metrischen Dominanzbeziehungen Zu jeder Einsatzzeit Ei von X betrachten wir nun ihren metrischen Kontext. Darunter soll derjenige Teil K(Ei) des metrischen Komplexes verstanden werden, der aus allen maximalen lokalen Metren gebildet wird, denen die Einsatzzeit Ei angehört. Für unser Beispiel sind sie in der folgenden Tabelle aufgeführt: Einsatzzeit Ei metrischer Kontext K(Ei ) 0 2 3 4 6 10 12 Dreieck Dreieck Kante Kante Tetraeder Ecke Ecke {a, c, e} {a, b, d} {b, c} {a, b} {a, c, d, e} {d} {e} Die gegenseitigen Enthaltenseins-Beziehungen der metrischen Kontexte induzieren auf natürliche Weise eine (transitive) metrische Dominanzrelation zwischen den Einsatzzeiten der Abfolge X: Wann immer ein metrischer Kontext K(Ei) in einem anderen Kontext K(Ej) enthalten ist, dann sagen wir, daß die Einsatzzeit Ej die Einsatzzeit Ei dominiert. Das Dreieck {a, c, e}, das für den metrischen Kontext der Einsatzzeit 0 steht und die Ecken {d} und {e}, die für die metrischen Kontexte der Einsatzzeiten 10 und 12 stehen, gehören alle drei zu den Begrenzungen des Tetraeders {a, c, d, e}. Folglich dominiert die Einsatzzeit 6 die Einsatzzeiten 0, 10 und 12. Da die Ecke {e} auch zu den Begrenzungen des Dreiecks {a, c, e} gehört, dominiert auch die Einsatzzeit 0 die Einsatzzeit 12. Weiter sieht man, daß die Einsatzzeit 2 die Einsatzzeiten 4 und 10 dominiert, denn die Kante {a, b} und die Ecke {d} sind Begrenzungen des Dreiecks {a, b, d}. Die Einsatzzeit 3 bildet einen isolierten Kontext. In Abbildung 2 (rechts) wird die Dominanzrelation durch Pfeile dargestellt. Die 7 Einsatzzeiten findet man dort jeweils als Beschriftungen von ihren Kontexten. Wie kann man diese Dominanzrelation interpretieren? Die äußere am Taktmetrum orientierte metrische Hierarchie unterwirft die Einsatzzeiten einer äußeren Dominanzrelation. Das Vorhandensein metrischer Beziehungen zwischen Einsatzzeiten, die nicht in einer solchen äußeren Dominanzrelation zueinander stehen (z.B. zwei „schwache“ Einsatzzeiten in zwei verschiedenen Takten) wird davon nicht erfaßt. Andererseits ist nicht zu erwarten, daß in einer kohärenten Komposition die taktbezogenen äußeren Dominanzverhältnisse bereits erschöpfend Aufschluß über die metrischen Aspekte jener Kohärenz geben können. Wie oben beschrieben zeigt sich in unserem Beispiel eine von der äußeren abweichende innere Dominanzrelation: Die Einsatzzeiten 2 und 6 dominieren alle anderen Einsatzzeiten mit Ausnahme der isolierten 3. (v) Die Quantifizierung der metrischen Analyse als metrisches Gewicht Die letzte Feststellung würde man mit Bezug auf Hugo Riemanns (1903) Terminologie so paraphrasieren, daß die jeweils dominanten Einsatzzeiten ein höheres (inneres) metrisches Gewicht haben. In RUBATO wurde ein Algorithmus implementiert, der diese Vorstellung in Zahlen konkretisiert. In Abhängigkeit von zwei Parametern Länge l und Profil p, die der Benutzer variieren kann, produziert die MetroRubette ein metrisches Gewicht, welches jeder Einsatzzeit der Abfolge X eine Zahl zuordnet. Für jede Einsatzzeit Ei wird ihr metrisches Gewicht G(Ei) aus ihrem metrischen Kontext K(Ei) ermittelt, indem zunächst für jedes Metrum m aus K(Ei) ein Gewicht g(m) berechnet wird, deren Summe G(Ei ) ergibt. 6 Der metrische Komplex ist ein Simplizialkomlex, der für jeden nichtleeren Durchschnitt von n maximalen lokalen Metren dasjenige (n-1)-Simplex enthält, welches von den zugehörigen Ecken gebildet wird. Welchen Einfluß sollen dabei die Parameter Länge und Profil haben? Unter Punkt 2 wurde verlangt, daß ein lokales Metrum mindestens aus 3 Einsatzzeiten besteht, damit überhaupt Repetition vorliegt. Der Benutzer der MetroRubette kann mit der Vorgabe eines größeren LängenParameters als 2 eine höhere Mindestzahl von Repetitionen festlegen und damit kürzere Metren aus der Analyse ausblenden. Der Profil-Parameter p bestimmt den quantitativen Einfluß jeden berücksichtigen Metrums in Abhängigkeit von dessen Länge.7 D.h. der Benutzer kann auch innerhalb der zugelassenen Metren seine Aufmerksamkeit auf kürzere oder längere Metren fokussieren. Die Gewichtung eines lokalen Metrums m erfolgt denkbar einfach: Wenn m die Länge k hat, dann setzt man g(m):= kp . Das Gewicht G(Ei) der Einsatzzeit Ei ist also die Summe aller g(m) für die maximalen lokalen Metren m der Länge k S l aus dem Kontext K(Ei). Wenn man das Profil p = 0 setzt und als Länge den kleinstmöglichen Wert l = 2 wählt, dann ist das metrische Gewicht einer Einsatzzeit die Anzahl der Metren ihres Kontexts. In unserem Beispiel ist g(a) = 3p und g(b) = g(c) = g(d) = g(e) = 2p . Die folgende Tabelle zeigt die metrischen Gewichte für die Profile 0, 1 und 2: Einsatzzeit Ei metrischer Kontext K(Ei ) G(Ei ) für p = 0 G(Ei ) für p = 1 G(Ei ) für p = 2 0 2 3 4 6 10 12 Dreieck Dreieck Kante Kante Tetraeder Ecke Ecke {a, c, e} {a, b, d} {b, c} {a, b} {a, c, d, e} {d} {e} 3 3 2 2 4 1 1 7 7 4 5 9 2 2 17 17 8 13 21 4 4 Abbildung 2 zeigt über den Noten eine graphische Darstellung der Gewichte für p=0 (je länger ein Balken, desto höher das betreffende Gewicht).Während das Profil p = 1 eine feinere Differenzierung liefert als das Profil p = 0, bringt das Profil p = 2 gegenüber p = 1 nur eine andere Ausprägung derselben „Gewichts-Diastematik“in größeren Gewichtsintervallen mit sich. Bei komplizierteren Beispielen als dem vorliegenden erweist sich die systematische Variation von Länge und Profil als eine sehr gute Möglichkeit, deren innere Metrik explorativ zu erschließen. Wie in Abschnitt 3 erläutert wird, können die Gewichte innerhalb von RUBATO auch dazu benutzt werden, experimentelle Performances zu erzeugen und damit neben dem theoretischen auch einen ästhetischen Zugang zu den Analyseergebnissen zu ermöglichen. 2 Praktisches Arbeiten mit der MetroRubette Ein Blick auf das einfache Beispiel aus Abschnitt 1 macht deutlich, daß die innere metrische Struktur einen von der äußeren Taktmetrik völlig verschiedenen Gegenstand darstellt. An Hand einiger komplexerer Beispiele werden nun metrische Gewichte diskutiert, die verschiedene Möglichkeiten der Interaktion von äußerer und innerer metrischer Struktur verdeutlichen. Die im folgenden gezeigten Gewichtsdarstellungen wurden mit der MetroRubette erstellt. Beispiel 1: Das Lied „Bunt sind schon die Wälder“ 7 Der Einsatzabstand geht in RUBATO I noch nicht als variable Größe in die Bestimmung der metrischen Gewichte ein. Abb. 3: Das metrische Gewicht der Toneinsätze von „Bunt sind schon die Wälder“. Graue Hintergrundlinien kennzeichnen Taktanfänge, schwarze Linien stellen durch ihre Höhe die metrischen Gewichte der Einsatzzeiten dar, über denen sie abgetragen sind (p = 2, l = 3). Deutlich erkennbar markieren die Taktanfänge auch die höchsten metrischen Gewichte, die Einsatzzeiten auf dem Halbtakt erhalten die nächsthöheren Gewichte, die übrigen Einsatzzeiten auf der 2, 5 und 6 erhalten die niedrigsten Werte. Die Übereinstimmung dieses Gewichts mit den drei Hierarchieebenen des äußeren 6/8-Taktmetrums geht so weit, daß man letztere durch konstante Trennlinien im metrischen Gewicht isolieren kann: Abb. 4: Die Schichtung des metrischen Gewichts von Abbildung 3 mit Trennlinien. Beispiel 2: Takte 1-8 des Allegretto in c D 915 von Schubert Trotz auftaktigem Beginn legt die Schubert-Neuausgabe (Neue Ausgabe sämtlicher Werke) durch ihre Phrasierungsbögen eine volltaktige Auffassung nahe. Riemann hingegen versieht das Stück in seiner „Schule des musikalischen Vortrags“ mit einer auftaktigen Phrasierung. Abb. 5: Schuberts Allegretto in c. Links: Notendarstellung des Beginns (ohne Phrasierung). Rechts: Das metrische Gewicht der Takte 1-8 einschließlich Wiederholung für die Längenparameter l = 23 und l = 2 (siehe Abschnitt 1, Punkt 5), (p = 2). Das metrische Gewicht dieser acht Takte und ihrer Wiederholung führt zu folgenden Beobachtungen: - Betrachtet man die Gewichte, die nur von Metren aus mindestens 24 Einsatzzeiten stammen (siehe obere Gewichtsdarstellung), so ergibt sich eine Gliederung in 3 Ebenen, die formal mit dem äußeren Taktmetrum übereinstimmt, die jedoch hinsichtlich der Dominanzverhältnisse eine Abweichung erkennen läßt. Die höchsten metrischen Gewichte liegen auf dem vierten Achtel jeden zweiten Taktes. D.h. die innere metrische Struktur widerspiegelt die naheliegende Gruppierung des Notentextes in 2-Takt-Phrasen, deren Enden je auf den dominanten Einsatzzeiten liegen. - Das verfeinerte Gewicht, welches alle maximalen lokalen Metren berücksichtigt (siehe untere Gewichtsdarstellung), erhellt die Ambiguität zwischen den beiden Phrasierungs-Auffassungen. Das sechste Achtel ist von der je darauffolgenden Eins im metrischen Gewicht nicht zu unterscheiden: Meist hat die Eins einen geringfügig höheren Wert, an der Taktgrenze 10 sind die Gewichte jedoch gleich und an der Taktgrenze 6 hat das 6. Achtel einen höheren Wert. Beispiel 3: A-Teil des Intermezzos Op.117 Nr. 1 von Brahms Abb. 6: Intermezzo Op.117 Nr. 1 von Brahms. Links: Notendarstellung des Beginns. Rechts: metrische Gewichte des A-Teils (p = 2, l = 2). Die höchsten metrischen Gewichte liegen auf dem vierten und sechsten Achtel, die Gewichte des zweiten Achtels liegen auf einer mittleren Schicht, die Gewichte des ersten und dritten Achtels bilden die nächst tiefere Schicht, die kleinsten Werte liegen auf dem fünften Achtel. Im vorherigen Beispiel sahen wir in der Ununterscheidbarkeit der Gewichte des sechsten und ersten Achtels ein Indiz für die Ambiguität zwischen Voll- und Auftaktigkeit. In diesem Beispiel äußert sich die systematische Auftakt-Gruppierung der Einsätze in entsprechenden Gewichtsverhältnissen der inneren metrischen Struktur - das Gewicht des sechsten Achtels überragt deutlich das des ersten. Auftaktigkeit manifestiert sich hier in einer kohärenten inneren metrischen Struktur. Beispiel 4: Thema der A-Dur-Sonate KV 331 von Mozart Die Sonate ist ein vielzitiertes Beispiel für die Diskussion von Auf-und Volltaktigkeit (siehe beispielsweise die Argumentationen von Meyer p.31 ff, Gabrielsson p. 84 ff, Lerdahl/Jackendoff p.63). Die Phrasierung wird im Urtext volltaktig, in der Peters-Ausgabe jedoch auftaktig angegeben. Abb. 7: A-Dur-Sonate KV 331 von Mozart. Links: Notendarstellung des Beginns. Rechts: metrische Gewichte des Themas (p=2, l=2). Die höchste Schicht wird von den Gewichten des ersten Achtels (gekenzeichnet durch die grauen Hintergrundlinien) und vierten Achtels gebildet, das sechste Achtel erhält einen deutlich niedrigeren Wert. Die Verhältnisse der inneren metrischen Struktur stützen daher eher die volltaktige Phrasierung des Urtextes. Beispiel 5: Moment Musical Op. 94 Nr. 4 von Schubert Kommen wir auf das Eingangsbeispiel zurück – den Mittelteil in Des-Dur des Moment Musical Op. 94 Nr. 4 von Schubert. Sowohl Melodik, Harmonik als auch Rhythmik scheinen so komponiert (siehe Abb.1), daß die Viertelnote auf dem zweiten Achtel des Taktes – die zusätzlich sogar noch mit einem Betonungszeichen versehen ist – als ‚eigentlicher‘ Taktanfang interpretiert werden kann und so das volltaktig notierte Stück auftaktig erscheinen lassen kann. Im Unterschied zu den vorherigen Beispielen steht jedoch nicht die Gruppierung zur Diskussion, sondern die Orthographie der Taktstriche und somit die Interpretation des Gruppenbeginns als Volltakt oder Auftakt. Wiederum fragen wir uns, ob die Analyse der inneren metrischen Struktur Indizien zugunsten einer der beiden Auffassungen liefert oder ob sie eine Ambivalenz widerspiegelt: Abb. 8: Moment Musical Op. 94 Nr. 4 von Schubert: Drei Verfeinerungen des metrischen Gewichts, und zwar zu den Längen 79, 38 im Ausschnitt und zur Länge 2 vollständig. Hier lohnt es sich, die Variation des Längenparameters in der Analyse systematisch zu verfolgen. Abbildung 8 zeigt nur 3 Verfeinerungen des metrischen Gewichts, und zwar zu den Längen 79, 38 im Ausschnitt und zur Länge 2 vollständig. - Bei einer Mindestlänge von 80 Einsatzzeiten erhalten die ersten drei Sechzehntel jeden Taktes dasselbe Gewicht (siehe Abb. 8 oben links). Alle anderen Einsatzzeiten haben das Gewicht 0. Es ergibt sich daraus keine Differenzierung im Sinne unserer Fragestellung. - Bei einer Mindestlänge von 39 Einsatzzeiten ergibt sich erstmals eine Differenzierung, bei der die höchten Gewichte auf dem zweiten Achtel erscheinen (siehe Abb. 8 oben rechts). Die immer feiner ausdifferenzierten metrischen Gewichte zwischen den Längen 38 und 3 nehmen ihre höchsten Werte durchweg auf dem zweiten Achtel jeden Taktes (der mit einem Betonungszeichen versehenen Note) an. Wie läßt sich dieser Sachverhalt interpretieren? Einerseits korrespondieren die metrischen Gewichte mit der Betonungsstruktur des Notentextes. Andererseits deckt sich dies aber nicht mit unseren bisherigen Feststellungen zur Auftaktigkeit. Wenn man unter Befürwortung von „Auftaktigkeit“ die Taktstriche verschieben wollte, würde sich eine andere Form von Kohärenz einstellen, als dies beim Brahms-Intermezzo der Fall ist. Dort liegen schließlich die hohen metrischen Gewichte auf der Auftaktnote. Offensichtlich liegt hier also eine andere Situation vor, die dadurch charakterisiert ist, daß inneres und äußeres Metrum ihre Rollen bei der Stabilisierung von Gruppierung und Akzent vertauschen. - Die Zahl der maximalen lokalen Metren aus mindestens vier Einsatzzeiten beträgt 576. Erst die Einbeziehung der 6391 maximalen Metren aus drei Einsatzzeiten ändert die Gestalt des Gewichts entscheidend. Sowohl die Gewichte der Eins als auch die des zweiten Sechszehntels wachsen vom Beginn des Stückes, wo sie verschwindend kleine Werte annehmen, bis zur Mitte des Stückes, um zu dessen Ende hin wieder abzunehmen. Dadurch erscheinen in der Abbildung zwei pyramidenartige Gestalten, deren höhere den Gewichten auf der Eins entspricht. Das Gewicht der Eins ‚überholt‘ das Gewicht des zweiten Achtels im Takt 748 , also dem Beginn des Mittelteils nach dem die Exposition abschließenden Doppelstrich. An jener Stelle hören interessanterweise die bis dahin konsequent fortgesetzten Betonungszeichen auf dem zweiten Achtel auf. Der Höhepunkt dieser Entwicklung der inneren metrischen Aufwertung der Eins fällt mit dem Beginn der Reprise in Takt 89 zusammen. Wie läßt sich diese Beobachtung interpretieren? Die Vielzahl der kurzen Metren ergibt sich infolge der rhythmischen Wiederholungen auf Motivebene und kann als eine Ambiguität verstanden werden, die sich in jenem Prozeß des Wiederholens einstellt. Einen anderen Zugang zu dieser Struktur als den der Visualisierung der Gewichte erhält man durch das ‚Hörbarmachen‘ der analytischen Resultate. RUBATO ermöglicht es dem Benutzer durch verschiedene Operatoren der PerformanceRubette (siehe Abschnitt 3), mithilfe der Analyseergebnisse die Interpretation des Stückes zu gestalten. Läßt man beispielsweise das feinste Gewicht so auf die Lautstärkegestaltung einwirken, daß ein Ton um so lauter gespielt wird, je höher das Gewicht der zugehörigen Einsatzzeit ist, so führt dies zu folgendem Prozeß: Das ganz allmähliche crescendo auf der 1 in der ersten Hälfte des Stücks bzw. decresendo in der zweiten Hälfte vermittelt zu Beginn eine Betonungsstruktur, die deutlich einen Auftakt (also eine Verschiebung der notierten Taktstriche) suggeriert, welche dann fast unmerklich über einen indifferenten Bereich hin zu einer Volltaktigkeit umkippt, wobei sich daran der umgekehrte Prozeß anschließt. In jedem konkreten Takt ist die Akzentstruktur eindeutig, durch ihre prozesshafte Änderung im Verlauf des Stückes entsteht ein ambivalenter Eindruck. 8 Die Numerierung bezieht sich auf das gesamte Stück. Für die Untersuchungen an allen fünf Beispielen läßt sich folgendes konstatieren: Für jeden der beiden Teilaspekte der metrischen Struktur (der äußeren und inneren Metrik) stehen solide Begriffsbildungen zur Verfügung. Das Studium ihrer Interaktion befindet sich jetzt in einer experimentellen Phase, die hier an Beispielen skizziert wurde. Für detaillierte Protokolle zu Experimenten mit der MetroRubette siehe www.mamuth.de. Das theoretische Ziel dieser Untersuchungen besteht darin, das Phänomen metrischer Kohärenz zwischen innerer und äußerer metrischer Struktur begrifflich zu fassen. Darüberhinaus ist natürlich die metrische Analyse auch als Baustein individueller Werkanalysen von Interesse, in denen es um die Interaktion von Metrik, Melodik und Harmonik und anderen Aspekten geht. (siehe hierzu Beran und Mazzola (2000), Fleischer (2000) und Stange- Elbe (2000)). 3. Das RUBATO-Konzept Die MetroRubette ist Teil einer umfassenderen Arbeitsumgebung, der RUBATO-Plattform, welche Analyse, Komposition9 , Aufführungs-Interpretation und Daten-Management (Speicherung, Darstellung, Format-Umwandlung) von Musik erlaubt und miteinander verbindet. Eine wichtige Intention von RUBATO I besteht darin, analytisch gewonnene Information mit Hilfe computergenerierter Aufführungs-Interpretation zu vermitteln. Wie im letzten Abschnitt angedeutet, werden analytische Gewichte dazu benutzt, Aufführungsparameter wie Dynamik, Tempo, Artikulation und Intonation gezielt zu beeinflussen. Das RUBATO-Hauptprogramm stellt für die Verbindung einzelner Experimente die kommunikativen Grundlagen bereit (siehe Abbildung 9) Abbildung 9: Das RUBATO-Konzept im Schaubild. Als Grundlage für die Repräsentation und Kommunikation musikalischer und musiktheoretischer Objekte wurde die Modellsprache denoteX entwickelt, die universelle Konstruktionsprinzipien des mathematischen Denkens auf musikalische Objekte anwendet. Benutzer können damit nicht nur Musikdaten, sondern auch komplexe Analysedaten untereinander austauschen und in ihren wissenschaftlichen Diskurs einbeziehen. 9 Die gegenwärtig für RUBATO II in Zürich entwickelte PrestoRubette erweitert die bisherigen Rubetten für Analyse und Performance um ein Kompositionswerkzeug. Die bislang verfügbaren analytischen Rubetten (MetroRubette, MeloRubette, HarmoRubette) als auch die in RUBATO II neu hinzukommenden Rubetten beziehen die dahinterliegenden theoretischen Ansätze aus der Mathematischen Musiktheorie. Wie wir am Beispiel der MetroRubette gesehen haben, handelt es sich dabei um Werkzeuge, die das experimentelle Arbeiten mit mathematischen Modellen für mögliche neue musiktheoretische Gegenstände erlaubt. Die Frage, ob diese Modelle sinnvoll mit musiktheoretischer Bedeutung ‚geladen‘ werden können, obliegt keineswegs den Autoren einer Rubette allein. Vielmehr versteht sich jedes RubettenProjekt nicht als bloßes Software-Produkt, sondern vielmehr als ein wissenschaftlicher Kommunikationsprozeß. Die MetroRubette ist ein gutes Beipiel dafür, daß komplexe mathematische Strukturen und Sachverhalte durchaus handhabbar und vermittelbar sind. Die Erklärungskraft und die Angemessenheit eines Modells muß jeweils im wissenschaftlichen Diskurs ermittelt und bewertet werden. Der Computer wird von den Autoren vor allem als ein Instrument betrachtet, mit dem der Benutzer seinen schöpferischen Verstand schärfen, durch den er ihn aber natürlich nicht ersetzen kann. Dies gilt auch für den ‚kollektiven Verstand‘, den eine Gemeinschaft von Forschern durch die Qualität ihres wissenschaftlichen Diskurses hervorbringt. Beide Aspekte sind mit einem neuen experimentellen Paradigma in den Geisteswissenschaften verbunden, welches durch die Existenz von Computern entscheidend befördert wird. Für die Motivation der Rubetten ist charakteristisch, daß sie das experimentelle Arbeiten in speziellen sich entwickelnden Wissensbereichen unterstützen, die sich dadurch erst der Forschung erschließen. Damit unterscheiden sie sich von solchen Programmen, die darauf spezialisiert sind, etablierte musiktheoretische ‚Routine‘-Arbeit zu automatisieren.10 Auch in der RUBATO-Benutzung gibt es natürlich stärkere und schwächere Standardisierungsgrade in der Arbeitsorganisation: Eine Routine-Sitzung mit RUBATO sieht etwa so aus, daß ein Benutzer ein bereits vorhandenes RUBATO-Dokument seines Interesses öffnet, eine Rubette lädt, um die Objekte des Dokuments zu verarbeiten und schließlich das Resultat in einer anderen Rubette weiter verarbeitet oder es einfach für späteren Zugriff speichert. Die Dokumentenstruktur von RUBATO II erlaubt es, den verzweigten Baum der Entstehungsgeschichte der Dokumente, das sogenannte Stemma11 , zu protokollieren und auch visuell darzustellen. Damit werden Experimente einsehbar, nachvollziehbar und komfortabel modifizierbar. Eine Experten-Sitzung mit RUBATO wollen wir am folgenden Szenario verdeutlichen: Eine Benutzerin habe mit Hilfe eines Editors für denoteX-Objekttypen einen neuen Typus eingeführt. Sie kann dann zwar Dokumente mit Objekten dieses Typs anlegen und durch die allgemeinen Visualisierung-Werkzeuge12 als Konfigurationen im dreidimensionalen virtuellen Raum anzeigen lassen. Es wird aber meist nicht möglich sein, spezielle analytische Fragen an die Objekte dieses neuen Typs direkt mit Hilfe einer schon vorhandenen Rubette zu stellen. Die noch in Entwicklung befindliche LoGeoRubette soll die Benutzerin darin unterstützen, Fragestellungen zu formulieren, welche noch nicht in vorhandenen Rubetten programmiert sind. Das Kürzel “LoGeo” steht hier für Logik und Geometrie. Es bezeichnet die Methoden, welche zur Konstruktion neuer Fragestellungen in Form von zusammengesetzten Prädikaten benutzt werden können. Wie das historische Dokumenten-Stemma Teil der Protokollierung in RUBATO II ist, wird auch das Protokoll einer Expertensitzung als Prädikaten-Stemma die Spur der wissenschaftlichen Theoriebildung festhalten. Die Dokumentenarchivierung zur hier beschriebenen Technologie soll ab 2001 auf einem Musiktheorie-Server an der TU Berlin über das Internet allgemein zugänglich gemacht werden. (siehe Noll&Garbers 2000). Zugriff auf RUBATO ist über die Adressen www.mamuth.de und www.rubato.org möglich. Im Rahmen eines Internet-Instituts13 wird u.a. daran gearbeitet, die Zusammenarbeit von RUBATO-Nutzern durch neue Formen der Institutionalisierung zu unterstützen. 10 Der praktische Nutzen solcher Programme soll damit in keiner Weise geschmälert werden Diese Stemmata verallgemeinern das Interpretations-Stemma der schon in RUBATO I programmierten PerformanceRubette. Das Interpretations-Stemma ist der Entwicklungsbaum einer den Übungsprozess simulierenden sukzessiven Verfeinerung einer Aufführungsinterpretation und wurde schon erfolgreich 12 Zur PrimaVistaRubette siehe www.ifi.unizh.ch/staff/goeller 13 Institut für Grundlagenforschung in der Musik (siehe www.encyclospace.org) 11 Literatur: Beran, Jan und Guerino Mazzola (2000), „Timing Microstructure in Schumann´s ‚Träumerei‘ as an Expression of Harmony, Rhythm, and Motivic Structure in Music Performance“. In: Computers and Mathematics with Applications 39: 99-130. Fleischer, Anja (2000), „Die „kräftig anregende Wirkung“ der Vortragslehre Riemanns für analytische Interpretationen mit der Software RUBATO“. In: Mehner, Klaus und Tatjana Böhme, Hugo Riemann - Ein großer deutscher Musikgelehrter. Wien: Böhlau. (Publikation in Vorbereitung). Gabrielsson, Alf (1987), „Once again: The Theme from Mozart‘s Piano Sonata In A Major (K. 331)“. In: Action and Perception in Rhythm and Music. Noll, Thomas und Jörg Garbers (2000), „Global Music Theory“, In: Global village, global brain, global music - Klangart‘99 Proceedings. Universität Osnabrück. Lerdahl, Fred und Jackendoff, Ray (1983), A Generative Theory of Tonal Music. Cambridge, Massachusetts: The MIT Press. Mazzola, Guerino, Oliver Zahorka und Joachim Stange-Elbe (1995), „Analysis and performance of a dream“. In: Anders Friberg & Johan Sundberg, Proceedings of the KTH Symposium on Grammars for Music Performance. Stockholm. Guerino Mazzola (2000), The Topos of Music, Birkhäuser, Basel (Publikation in Vorbereitung). Meyer, Leonard B. (1973), Explaining Music. Essays and Explorations. Chicago: The University of Chicago Press. Riemann, Hugo (ohne Jahresangabe), Schule des Vortrages. Riemann, Hugo (1903), System der musikalischen Rhythmik und Metrik. Bärenreiter-Verlag Leipzig. Schönberg, Arnold (1911 = 1966), Harmonielehre. Universal Edition, Wien. Schubert, Franz (1984), Neue Ausgabe sämtlicher Werke. Bärenreiter-Verlag, Kassel, Basel, London. Stange-Elbe, Joachim (2000), Analyse- und Interpretationsperspektiven zu Johann Sebastian Bachs 'Kunst der Fuge' mit Werkzeugen der objektorientierten Informationstechnologie. Universität Osnabrück. Habilitation.