Tipps & Trends Flucht vor den Fluten: In der philipinischen Stadt Binin Laguna brachten Einwohner eiligst sich und ihre Nutztiere in Sicherheit, nachdem durch den Orkan Ketsana Anfang Oktober große Teile des Landes überflutet wurden. Foto: Reuters Aldi drückt die Fleischpreise u Die Lebensmitteldiscounter holen erneut zum Preiskampf aus. Im Zentrum diesmal: Frisches Schweinefleisch. Branchenprimus Aldi preschte Anfang Oktober vor und senkte die Preise für acht Fleischprodukte. Bratwurst, Schnitzel, Minutensteak etc. sind jetzt 3 bis 7 % billiger als zuvor. Lidl, Netto und Co. reagierten prompt. Sie senkten ihre Preise bei wichtigen Produkten vom Schwein ebenfalls auf Aldi-Niveau. Im Schnitt wird Schweinefleisch in den SB-Kühltheken der Discounter jetzt 6 % günstiger angeboten, hat die ISNInteressengemeinschaft ermittelt. Für die Landwirte ist die Senkung der Verbraucherpreise ein Schlag ins Gesicht. Denn Handel und Schlachtbetriebe beklagen seit Wochen, im Fleischverkauf sei kein Geld zu verdienen. Der Erzeugerpreis müsse deshalb runter. Fazit: Der Aufdruck „Bauernglück“ auf Aldis SB-Packungen wird für die Erzeuger immer mehr zur Farce. Niedersachsen: Neues AFP-Programm u Niedersachsen startet Anfang November ein neues Programm zur Agrarinvestitionsförderung (AFP). Es umfasst insgesamt 67 Mio. €, von denen auch Schweinehalter profitieren können. Aufstockungen in der Mast sind allerdings ausgeklammert. Investitionen in konventionelle Sauen- oder Ferkelaufzuchtställe bezuschusst Niedersachsen mit 25 %. Wobei pro Betrieb eine Investitionsgrenze von 1,5 Mio. € gilt. Neu ist die Regelung bei Antrags- überhängen. Statt des Windhundverfahrens werden die Anträge jetzt anhand eines Punktesystems rangiert. Wichtig sind vor allem das Datum der Baugenehmigung, frühere Fördermaßnahmen sowie Aspekte zum Tier- und Umwelt- 250 Veränderung in %1) 200 150 100 50 E 0 RUS -50 -100 A HR RO PL SK H Entwicklung 1. Halbjahr 2009 zu 1. Halbjahr 2008 Quelle: AMI-GmbH 1) S 2 top agrar 11/2009 Russland fördert Schweinehaltung u Der russische Exportmarkt ist ein wichtiges Ventil für die deutsche Schweineproduktion und damit für die Preisstabilität im Inland. Der rus- sischen Regierung ist die Importabhängigkeit jedoch schon länger ein Dorn im Auge. Deshalb pumpt sie Milliarden Dollar in den Aufbau der eigenen u Angesichts des derzeit stagnierenden Schweinefleisch-Verzehrs im Inland Schweine- und Geflügelgewinnt der Export immer mehr an Befleischproduktion. Bereits deutung. Besonders rasant entwickelte bis zum Jahr 2011 will man sich die Ausfuhr lebender Schweine. sich mit Schweine- und Nach Erhebungen der Agrarmarkt InGeflügelfleisch selbst ver- formations-Gesellschaft (AMI) wurden sorgen können, erklärte in der ersten Jahreshälfte 2009 rund kürzlich der stellvertre- 36 % mehr lebende Schweine exportiert tende russische Premier- als im Vorjahreszeitraum. Dabei handelt minister Viktor Zjubkov. es sich zu 88 % um Schlachtschweine. Langfristig strebe man Ferkelexporte machten lediglich einen sogar an, selbst SchweineAnteil von 12 % aus. fleisch zu exportieren. Besonders positiv entwickelten sich Im vergangenen Jahr die Lebendexporte nach Ungarn, der erzeugte Russland Slowakei, Polen und Rumänien (siehe 2 Mio. t Schweinefleisch. Übersicht). Die Ausfuhren lebender 770 000 t mussten zusätzSchweine nach Spanien und Österreich lich importiert werden, vor waren hingegen rückläufig. allem aus Südamerika und Europa. Der Lebendexport nach Osteuropa boomt Die wichtigsten Abnehmer für deutsche Lebendexporte schutz. Investitionswillige Landwirte können ihre AFP-Anträge vom 2. bis 16. November einreichen. Ansprechpartner sind die Landwirtschaftskammer und die Beratungsringe in Niedersachsen. Einen erheblichen Teil der Fördermittel will man noch in diesem Jahr bewilligen. u Die Fusionswelle im Pharmabereich geht weiter. Jüngster Coup: Das deutsche Familienunternehmen Boehringer will Fort Dodge übernehmen. Hinter dem Markennamen verbirgt sich die Tiergesundheitssparte des Wyeth-Konzerns, der gegenwärtig vom amerikanischen Branchenführer Pfizer übernommen wird. Der Verkauf von Fort Dodge hat daher in erster Linie kartellrechtliche Gründe. Fort Dodge erzielt einen Jahresumsatz von etwa 250 Mio. Dollar. Boehringers jährlicher Umsatz betrug zuletzt 467 Mio. Euro. Mit der Übernahme wird Boehringer dem deutschen Branchenprimus Bayer näherkommen, dessen Tiergesundheits- sparte 2008 einen Umsatz von 963 Mio. Euro erzielte. Neue Durchfall-Erkrankung bei Ferkeln u Nachdem das PMWS-Geschehen dank der sehr wirksamen PCV 2- Impfstoffe beherrschbar geworden ist, berichten Tierärzte aus Dänemark und Frankreich jetzt von einer neuen, besorgniserregenden Durchfallerkrankung bei Saugferkeln. Die Symptome sollen ähnlich sein wie bei PRRS- und Circoerkrankungen. Wobei die Sterblichkeitsrate bei den Saugferkeln bis zu 40 % betragen könne. In der Bretagne sollen nach einer Meldung des niederländischen Fachblattes Agrarisch Dagblad 15 bis 20 % aller Betriebe betroffen sein, vor allem Bestände mit überdurchschnittlich guten Leistungen. Mehr Ferkel aus Dänemark nach Deutschland. Momentan ist der dänische Ex- portdruck sogar so groß, dass hol- ländische Ferkel in Deutschland zum Teil verdrängt werden. Konn- ten die Holländer im Frühjahr noch wöchentlich Mit modernen vierstöckigen LKWs 70 000 Ferkel und kostet der Transport nur rund 2 €/Ferkel. mehr in Deutschland platzie- ren, waren es in den letzten u Die Dänen haben ihre Ferkelexporte nochmals Wochen oft weniger als kräftig gesteigert. Im ersten 50 000 Tiere. Bezeichnend ist Halbjahr 2009 gingen bereits auch, dass die Dänen inzwi- mehr als 3,3 Mio. Ferkel über schen sogar vermehrt Ferkel die Grenze. Das sind satte in die Niederlande verkaufen. 35 % mehr als im VorjahresBis Ende September haben zeitraum. Das Gros der die Holländer gut 45 000 Dä- Ausfuhren geht nach wie vor nenferkel eingestallt. Das aktuelle Interview Boehringer übernimmt Fort Dodge Was drückt den Schweinepreis? u Dr. Albert Hortmann- Scholten, LWK Niedersachsen Warum ist der Schweinemarkt so stark unter Druck? Dr. Hortmann-Scholten: Die Gründe sind vielfältig. Zum einen schwächt die Wirtschaftskrise die Kaufkraft der Verbraucher. Zudem leisten sich die Discounter auf dem Rücken der Erzeuger eine Preisschlacht nach der anderen. Weiterer Druck entsteht durch den Geflügelsektor, der dem Rind- und Schweinefleisch vermehrt Marktanteile abnimmt. Hinzu kommen Wechselkursnachteile und Probleme beim Export nach Asien und Osteuropa. Insofern trägt der EU-Produktionsrückgang kaum zur Marktstabilisierung bei. Doch die Lebendexporte konnten kräftig zulegen. Dr. Hortmann-Scholten: Richtig. Im Sommer wurden oft mehr als 100 000 Schweine pro Woche lebend exportiert. Inzwischen haben die Lebendausfuhren aber spürbar an Attraktivität verloren. Somit steigen die deutschen Schlachtzahlen wieder an. Auch wenn das Weihnachtsgeschäft eine gewisse Marktstabilisierung bringt, wird der Preisdruck vorerst anhalten. Was bringt das Jahr 2010 für die Mäster? Dr. Hortmann-Scholten: Das erste und zweite Quartal 2010 werden in Deutschland einen Produktionszuwachs von 0,5 bis 1 % bringen. Der EU-Prognoseausschuss hat aufgrund der zu erwartenden Angebotsausweitung verhaltende Preise für die Schweinemäster in Aussicht gestellt. Im EU-Mittel werden die Notierungen für Schlachtschweine im ersten Halbjahr 2010 voraussichtlich nicht das Vorjahresniveau erzielen. Wie ist die Situation am Ferkelmarkt? Dr. Hortmann-Scholten: Der Ferkelmarkt leidet momentan unter der typischen Herbstschwäche. Aktuell liefern Holländer und Dänen vielfach Partien zu Dumpingpreisen in unsere Masthochburgen. Daher bestimmt der Spotmarkt, der zurzeit etwa 20 bis 30 % des Angebots ausmacht, den Preis. Dennoch wird es im Dezember zu einer Preisfestigung kommen. Bei 8 kg-Absetzferkeln zeigt sich schon jetzt ein Angebotsrückgang. Wie geht es nächstes Jahr weiter? Dr. Hortmann-Scholten: Ferkelerzeugergemeinschaften und Händler sehen trotz eines Bestandsrückgangs der deutschen Sauenherden um 4 bis 5 % ein höheres Ferkelangebot. Deshalb wird auch bei den Ferkeln das erste Halbjahr 2010 preislich bei weitem nicht an das Niveau des Vorjahres anschließen können.Vieles wird davon abhängen, wie die mittelfristige Preiserwartung bei den Schlachtschweinen ausfällt. Positive Preisentwicklungen bei Butter und Magermilchpulver lassen im Fleischsegment ebenfalls auf eine Marktstabilisierung hoffen. top agrar 11/2009 S 3 Termine Leserbriefe j Sächsischer Schweinetag: Am 28. Oktober laden das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie und der Mittel- deutsche Schweinezuchtverband zum Schweinetag nach Groitzsch ein. Themen: Management hoher Leistungen in Sauen- und Mastbetrieben. Beginn: 9.30 Uhr. Telefon.: 03 42 22/4 61 54; www.smul.sachsen.de/lfulg j LfL-Tagung: Die Bayerische Landes- anstalt für Landwirtschaft führt am 28. Oktober in Mamming die Fachtagung „Herausforderungen für Schweinehalter“ durch. Themen: Reserven in der Fütterung, Ebermast sowie Biogas und Schweinemast. Infos und Anmeldung per Fax: 0 89/99 14 11 99 oder im Internet: www.LfL.bayern.de j Bio-Schweine-Tagung: Am 28. und 29. Oktober veranstalten die Landwirtschaftskammer NRW und das Aktionsbündnis Bioschweinehalter Deutschland eine Bioschweine-Tagung. Neben der Besichtigung des Ökostalls von Haus Düsse stehen das Marktgeschehen im Futtermittel-, Ferkel- und Fleischbereich sowie die Ebermast auf dem Programm. Anmeldung unter Tel.: 0 29 45/98 91 42 oder www.duesse.de/kalender j Schweinetag Schleswig-Holstein: Am 3. November 2009 findet ab 9.30 Uhr in den LK-Hallen in Rendsburg der schles- wig-holsteinische Schweinetag statt. Bei der Veranstaltung der Landwirtschaftskammer und der Schweinespezialberatung geht es um das Managen größer Würfe, MRSA und die Ebermast. Die Tagungsgebühr beträgt 10 €. Anmeldung und Infos unter Tel.: 0 43 81/90 09 26 bzw. www.lwk-sh.de j Schweinetag Mecklenburg-Vorpom- mern: Hier geht es um „Agrarpolitische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen in der Schweineproduktion heute und ab 2013“. Die Tagung beginnt am 5. November um 9.30 Uhr in der Viehhalle des LKV in Güstrow. Weitere Informationen unter: Tel.: 03 85/3 95 32 11 oder www.lms-beratung.de j Der Schweinetag Sachsen-Anhalt wird am 10. November in Winterfeld und am 11. November in Leißing durchgeführt. Es wird über das Management gro- ßer Würfe, Sauenfruchtbarkeit, Lüftungsfehler und das Circovirus referiert. Die Tagung findet jeweils von 9.30 bis 13.15 Uhr statt. Anmeldung bis zum 26.10.09 unter Tel.: 03 93 90/60. Weitere Infos: www.llg-lsa.de S 4 top agrar 11/2009 Klinische Symptome sind entscheidend Zu: „Antikörper-Test: Ferkelhoden statt Sauenblut“, top agrar 9/2009, Seite S 12. u In Ihrem Artikel wird eine neue Möglichkeit vorgestellt, den Antikörperstatus einer Herde im Gewebesaft von Ferkelhoden nachzuweisen. Dieser Antikörperstatus soll dann Rückschlüsse auf die Bestandsgesundheit geben. Ganz so einfach ist das leider nicht. Um die Herdengesundheit einzuschätzen, wäre es häufig sinnvoller, klinische Parameter heranzuziehen. Wie steht es mit den Ferkelverlusten im Saugferkelbereich bzw. im Flatdeck? Treten Erkrankungen wie Husten oder Durchfall auf? Dies gibt dem betreuenden Tierarzt die Möglichkeit, eine spezifische Diagnostik einzuleiten, um die Ursache für die Erkrankung zu finden und abzustellen. Dr. Torsten Pabst, 48249 Dülmen Test wenig aussagekräftig u Ihr Artikel be- gelieferten Ferkel. schreibt eine interes- Der Antikörpertest sante Alternative zur aus Ferkelhoden kann Blutentnahme bei lediglich AnhaltspunkSauen. In einigen te zum GesundheitsPunkten gibt es je- status der Sauen liedoch Diskussionsbefern. Fragen, ob eine darf. Die UntersuImpfung korrekt chung von Fleischsaft durchgeführt wurde, aus Ferkelhoden oder ob eine bestimmDer Antikörpertest aus Ferkelhokönnte sich zum Bei- te Infektion gerade den ist nur bedingt aussagekräftig. spiel gut zum Screeden Bestand durchning PRRSV-freier läuft, bleiben hier Flatdecktiere ist aussageSauenherden eignen, unbeantwortet. kräftiger. Denn es liefert um früh eine Infektion zu Dr. Andreas Palzer, gute Informationen zum erkennen. Es ist jedoch Klinik für Schweine, Gesundheitsstatus der fraglich, welchen diagnosLMU München tischen Wert positive Antikörpertiter für die im Artikel genannten Erkrankungen bei einem Saugferkel haben, das über das Kolostrum maternale Antikörper aufgenommen hat. Zu: „Sojaschrot: Bricht jetzt der Nachschub weg?“, Dazu einige Beispiele: top agrar 10/2009, Seite S 4. Da inzwischen die meis- ten Betriebe gegen Parvo und PRRS impfen, reagie- u Für gentechnisch verändertes Soja aus den USA mag der Bericht ja zutreffen. Dass es bald kein Soja ren vermutlich viele Tiere mehr für Europa gibt, halte ich für überzogen. Auch Antikörper-positiv. Im die Aufhebung der Nulltoleranz sehe ich kritisch. Eine Gegenzug können kor- Alternative ist gentechnikfreies Soja. Es gibt so viel rekt geimpfte Tiere unter GVO-freies Futter, dass Europa umstellen kann. Es Umständen Antikörperwird immer behauptet, gentechnisch verändertes Soja negativ sein. Das gilt auch sei günstiger. Das ist falsch. Die gentechnikfreie Ware für die Influenza. kostet zwar rund 25 €/t mehr, denn sie muss regelmäAber auch bei Mykoßig untersucht und separat gelagert werden. Allerplasmen erlaubt die sero- dings ist nachgewiesen, dass der Nährwert des logische Untersuchung gentechnikfreien Sojas höher ist. Der Landwirt muss der Ferkel allein keinen weniger füttern und spart Geld. Wichtig ist für die Rückschluss auf eine Zukunft auch, dass wir verstärkt heimische Pflanzen akute Infektion oder eine verfüttern. Am Schwarzen Meer, in Rumänien und Impfung. Zusätzlich muss Russland sowie in Österreich und Süddeutschland gibt immer eine klinische Un- es bereits einen beachtlichen Soja-Anbau. tersuchung des Bestandes Renate Kaupenjohann und von Lungen auf dem 36214 Nentershausen Schlachthof erfolgen. Das Screening verkaufsfertiger Wir brauchen kein GVO-Soja!