Verbale und Nonverbale Kommunikation Einführung in die Psychologie der Kommunikation in der Hausarztpraxis Verbale und nonverbale Kommunikation Lernziele Das “4 -Ohren-Modell“ von Schulz v. Thun kennen und an einem Beispiel erläutern können Nonverbale Kommunikation in einem ArztPatienten Gespräch beschreiben können Den Begriff des “Aktiven Zuhörens“ kennen und in einem Arzt-Patientengespräch anwenden können Allgemeinmedizin & Versorgungsforschung, Universität Heidelberg 2 Vier Seiten einer Nachricht Wenn zwei Menschen miteinander kommunizieren, so tun sie dies meist unbewusst auf sehr vielschichtige Art und Weise Sachinhalt Sender Selbstmitteilung -offenbarung Nachricht Appell Empfänger Beziehungsangebot Feedback Allgemeinmedizin & Versorgungsforschung, Universität Heidelberg 3 Sprechzimmer = Zuhörzimmer? Zuhören, reden, erklären ... Verbal: Klärung von Inhalt- und Beziehungsaspekt Nonverbal: Mimik, Gestik, Körpersprache? (mindestens 20% unserer Kommunikation ist nonverbal) „Man kann nicht nicht kommunizieren.“ Allgemeinmedizin & Versorgungsforschung, Universität Heidelberg 4 Nonverbale Kommunikation Woran erkennen Sie Zeichen der nonverbalen Kommunikation? Diskutieren Sie mit Ihrem Tischnachbarn (3 Minuten) Allgemeinmedizin & Versorgungsforschung, Universität Heidelberg 5 Richtiges Fragen Offene Fragen (W-Fragen) Geschlossene Fragen (ja / nein-Fragen) Provokative Fragen Wie sollte ich nicht fragen? ¾Keine rhetorischen Fragen! ¾Keine Suggestivfragen! Allgemeinmedizin & Versorgungsforschung, Universität Heidelberg 6 Aktives Zuhören ¾ ¾ ¾ Zugewandte Körperhaltung, Blickkontakt Aufmunternde Äußerungen: Interessant, mmh….. Verständnis signalisieren Gehörtes in eigenen Worten wiederholen: Sie glauben also, dass. . . Mit anderen Worten . . . Habe ich Sie richtig verstanden . . . Paraphrasieren: Sachinhalt Verbalisieren: emotionaler Erlebnisinhalt Allgemeinmedizin & Versorgungsforschung, Universität Heidelberg 7 Arzt/ Patienten Gespräch Einführung / Situation Ein Weiterbildungsassistent in der Hausarztpraxis Ein Video soll zur Vorstellung im Qualitätszirkel aufgenommen werden Einverständniserklärung von Patientin und Arzt liegen vor Arzt hatte Helferin gebeten, ihm an diesem Morgen mal eine Diabetikerin hinein zu schicken….. Arzt und Patientin sehen sich erstmals Allgemeinmedizin & Versorgungsforschung, Universität Heidelberg 8 Beobachtung/ Deutung des Gesprächs Beziehungsebene: ist der Sachebene: Begründung des Arzt einfühlsam, geht auf die Arztes sachlich richtig? Patientin ein? Parapharasieren: mit anderen Wie gut/aktiv hört der Arzt Worten wiederholen zu? Verbalisieren: im Apellebene: Erwartung d. Arztes Kommentar Verständnis Selbstoffenbarungsebene: ist zeigen der Arzt echt, authentisch, Wie sehen die Ebenen aus ehrlich? Sicht der Patientin aus: Beziehungsebene: welche passt die Argumentation des Gefühle löst die Patientin beim Arztes zu Lebenswelt und Arzt aus? Denkschema der Patientin? Allgemeinmedizin & Versorgungsforschung, Universität Heidelberg 9 Der Beginn A: So. Funktioniert. (Der Arzt kommt von der Kamera zurück, die Patientin sitzt) So, Sie kommen wegen Ihrem Blutzucker. P: Jo, sie hat mich so reingeschickt. (lacht) A: (Unverständlich), Sie kontrollieren selber. P: Nee. Allgemeinmedizin & Versorgungsforschung, Universität Heidelberg 10 Der Beginn Was ist passiert ? Beschreiben Sie die Patientin? Allgemeinmedizin & Versorgungsforschung, Universität Heidelberg 11 Der Beginn Was fällt Ihnen auf? Allgemeinmedizin & Versorgungsforschung, Universität Heidelberg 12 3 Minuten später… P: Hm A: Das Problem Nummer Eins ist das Gewicht P: Ja, ja, das weiß ich ja schon A: Sie hätten wahrscheinlich gar keinen Diabetes P: wenn ich nicht so dick wär. Ja, ich hab 4 Kinder, und nach jedem Kind hab ich über 20 Pfund zugenommen A: Hm P: und die hab ich drauf behalten. A: Ja. Und was wiegen Sie jetzt? P: (gleichzeitig, unverständlich) A: was wiegen Sie jetzt? P: 100, warten Sie mal, 90, nee, 95 Kilo. A: 95 Kilo. P: Also zwischen 95 und 96 Kilo. A: Und wie groß sind Sie? P: Einsvierundsechzig. Aber ich hab schon noch mehr gewogen, also ich war schon noch dicker (sehr leise) A: Hm P: Geht schon 'n bisschen runter. A: Und was, ja, was machen wir denn da, was meinen Sie denn? P: (Lacht) Ja, friss die Hälfte, aber, weiß ich nicht A: Also, es ist ja auch ein : A: Es ist für Sie auch ein Problem, äh, P: Och, ich ess immer ganz normal und A: Sie essen immer ganz normal. P: Was ich empfinde meist. (??) A: Hm. Hm Allgemeinmedizin & Versorgungsforschung, Universität Heidelberg 13 3 Minuten später… Photo von Arzt und Patientin Allgemeinmedizin & Versorgungsforschung, Universität Heidelberg 14 5 Minuten später A: Ja. Das ist natürlich so 'ne Sache, ich P: Wird aber zu viel sein. denk, das müsste man mal so 'n A: Ja, es ist offensichtlich zu viel. bisschen umfassender besprechen. Also P: Ja, und alles was gut schmeckt, das darf ich entweder in so 'ner Schulung hier in der nicht, was ich gerne mag Praxis oder dann gibt's auch andere A: Hm Möglichkeiten, äh wo Sie mal wirklich intensiv beraten werden darüber, was P: Ich mag gern 'n bisschen fettig ruhig essen man mit der Ernährung machen muss. und hm P: Hm A: Ja A: Aber das Ganze macht auch dann erst P: (lacht) auch mal 'n Stückchen Kuchen richtig Sinn, wenn Sie also selber wirklich A: Ja Lust äh haben abzunehmen P: Das sollt ich alles nicht. P: Wenn ich komm, ja, das ist es ja A: Ja P: Ja, abnehmen würd ich schon ganz gern. Allgemeinmedizin & Versorgungsforschung, Universität Heidelberg 15 5 Minuten später Photo von Arzt und Patientin Allgemeinmedizin & Versorgungsforschung, Universität Heidelberg 16 Gegen Endes des Gesprächs A: Und ja, haben Sie, wohnen Sie mit Familie äh zusammen? P: Mit meinem Mann noch. Die Kinder sind aus dem Hause A: Die Kinder sind aus dem Haus P: Ja (seufzend) A: Und der isst auch ganz gerne, oder wie? P: Genau. Der ist im Moment auch am abnehmen. (lacht) A: Was heißt auch? Sie, Sie wollen ja nicht abnehmen. P: Doch (beide lachen), das hab ich nicht gesagt, aber (.) es ist so, na ja, man muss sich umstellen, das stimmt, ja A: Hm P: Müsste mal ganz (.) anders kochen A: Also, Sie müssten schrittweise versuchen, 20 Kilo abzunehmen. P: Ich hab schon! Ich sage ja, 10 Kilo hab ich mindestens schon abgenommen. Also, A: Hm, P: Ich habe noch mehr gewogen. A: Hm. Na ja, dann, das zeigt ja A: also geht's ja offensichtlich, doch, ne. P: Langsam aber sicher geht's ein bisschen, ja. Allgemeinmedizin & Versorgungsforschung, Universität Heidelberg 17 Gegen Endes des Gesprächs Photo von Arzt und Patientin Allgemeinmedizin & Versorgungsforschung, Universität Heidelberg 18 Literatur Friedemann Schulz von Thun: Miteinander reden Samy Molchow: Körpersprache Watzlawick/Beavin/Jackson: Menschliche Kommunikation Allgemeinmedizin & Versorgungsforschung, Universität Heidelberg 19