Hier gehts zum Spielzeitbuch 2017/2018

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Liebes Publikum 4
Premieren auf einen Blick 8
Wiederaufnahmen10
Premieren14
Ensemble &Regie 36&83
Gastspiele86
Um alles in der Welt –
Lessingtage 88
A bis Z 100
Thalia Freunde105
jung &mehr 106
Service 109
Abos 111
Kontakt 112
Plätze &Preise 113
Förderer& Partner 115
4
Liebes Publikum,
auferstanden aus der Hölle ist der Teufel wieder da! Und das gleich
im Dutzend. Das Grund­böse. Und es hat unbegreiflicherweise viele
Anhänger. Der neue, alte Teufel hat den gewohnten Hinkefuß, will
nichts verbergen und ist gleich auf den ersten Blick leicht zu erken­
nen. Gute Zeiten für das Theater! Das Theater kennt sich mit solchen
Figuren aus. Es macht Spaß, auf sie einzudreschen, den Teufel aus­
zutreiben, die Bösewichte aufs Theaterschafott zu führen und sich
über sie tot zu lachen. So besiegen wir Kasperl das böse Krokodil –
zumindest auf der Bühne. Das Dumme ist nur, dass uns die Wirklich­
keit die Dar­stellung dieser Teufel, Lügner und Betrüger erfolgreich
geklaut hat. „Wir lügen immer!“, steht auf einem Theaterplakat. Die
Realität hat uns die Lügen geklaut.
Befragen wir uns selbst. Warum sind wir, die Kasperl des großen
Welttheaters, so wie wir halt sind? Warum ist der liebenswerte
Mensch so ein komischer Vogel? Warum fallen wir eigentlich auf
Lügner und Betrüger so unfassbar gern herein (Tartuffe)? Warum
geraten wir – und mit uns oft die ganze Familie – so oft unter die
Räder, wenn die Welt sich wandelt (Zolas Familien­trilogie)? Warum
halten wir so gern an Lebenslügen fest, selbst wenn sie den eigenen
Untergang nur beschleunigen (Tod eines Handlungsreisenden)? Wie­
viel Panik steckt im Leben des Einzelnen (Panikherz)? Warum kippt
ein Einzelner, dem Unrecht widerfährt, im Bemühen um Gerechtigkeit
so heftig aus dem System, dass er die ganze Ordnung zertrümmert
(Kohlhaas)? Warum misslingt es einem Anderen trotz bester Vorsätze
so grundsätzlich, eine alternative, bessere Welt zu erschaffen (Der
Sturm)? Warum ist der Ausgleich zwischen Egoismen jedweder Art
und dem Geist des Sozialen, wie Roosevelt ihn einst im „New Deal“
versuchte, so unfassbar schwer (Fountainhead)? Wie lässt sich Welt­
offenheit zum Beruf machen und revolutionärer Eigensinn angesichts
politischer Gleichgültigkeit be­haupten (Anleitung für eine Revolution)?
Ist Zusammenleben eine Überlebensstrategie (Auerhaus)? Und
schließlich: Wie begründen wir überhaupt eine neue Ordnung, mit
der wir konsensual einigermaßen leben können (Orestie)?
Wo Chaos und Unklarheit wachsen, steigt die Sehnsucht nach letzten
Wahrheiten. Bundestagspräsident Norbert Lammert hat in einer
bemerkenswerten Rede zur Eröffnung der Lessingtage 2017 festge­
halten: „Politik handelt nicht von Wahr­heit, sondern von Interessen.
Der moderne Politik­begriff beruht geradezu auf der Bestreitung
ewiger Wahrheiten. Was gelten soll, muss Zustimmung finden.
Maßstab allgemeiner Geltung ist die Mehrheit. Was die Mehrheit
beschließt, gilt – auch wenn es nicht wahr ist, oder jedenfalls unab­
hängig davon, ob es wahr ist.“ – Gibt es so etwas wie die Tyrannei
der Mehrheit? Wie schützen demokratische Institutionen die Demo­
kratie vor ihrer Abschaffung durch den Mehrheitswillen? Was ist,
wenn sich Bürger entscheiden, die Demo­kratie demokratisch abzu­
wählen? Die Staatsform der Demokratie steht derzeit scharf unter
Beschuss. Hoch im Kurs steht dagegen der Teufel in seiner Rolle als
deus ex machina mit neuen Wahrheitsversprechen, Demagogie, Ver­
führung, Manipulation, und verspricht den Dürstenden Rettung.
Ein paar Jahrtausende vor uns, in der griechischen Demokratie, war
das Theater der Urort für die Auseinandersetzung der Gesellschaft
mit sich selbst. So ist es entstanden. Das Theater verdankt seine Exi­
stenz der griechischen Demokratie. Und umgekehrt: Das Parlament,
wie wir es heute kennen, verdankt sich dem griechischen Theater und
lehnt sich in der Architektur bis heute an das griechische Theater an.
Politik, Gericht und Theater gehören als Diskursräume auf bemer­
kenswerte Weise untrennbar zusammen. Hier wie dort wird öffent­
lich verhandelt, was wichtig ist. Es sind bewährte Kommunikations­
formen der Öffentlichkeit, die es um so intensiver zu verteidigen
gilt, als sie bedroht werden – derzeit auch durch die Umnutzung von
Twitter zum neuen Volksempfänger.
Das Theater ist keine Tageszeitung, es ist auch kein Raum der un­
gebundenen Freiheit gegen die Niederungen der Politik. Nein, seine
Chance liegt darin, Fragen, die uns umtreiben, schräger, eigenwilliger
und phantasievoller zu verhandeln als die Wirklichkeit selbst. Und
von Menschen zu erzählen, die keine einfachen Antworten darauf
haben, wie man sich in schwierigen gesellschaftlichen Prozessen
verhält. Vielleicht entstehen so neue Räume, um zu verhandeln,
was uns wichtig ist. Zum Beispiel: Demokratie.
Herzlich,
Ihr Joachim Lux
N a tio n a l r
6
a ts s a a l, B
undeshau
s, Bern
8
Premieren
Thalia Theater
9
Premieren
Thalia Gaußstraße
Tartuffe
von Molière
Regie Stefan Pucher
8. September
Der Sturm
von William Shakespeare
Regie Jette Steckel
im Februar
In der Einsamkeit
der Baumwollfelder
von Bernard-Marie Koltès
Regie Christiane Jatahy
16. September
Uraufführung
Trilogie meiner Familie
Der Marathon
Liebe – Geld – Hunger
nach Émile Zola
Regie Luk Perceval
23. September
Koproduktion mit
der Ruhrtriennale
Panikherz
von Benjamin von Stuckrad-Barre
Regie Christopher Rüping
im März
Uraufführung
Hunger
nach Émile Zola
Trilogie meiner Familie III
Regie Luk Perceval
26. September
Koproduktion mit
der Ruhrtriennale
Uraufführung
Hänsel & Gretel – Hungry Hardcore
von Ene-Liis Semper, Tiit Ojasoo,
Peter Tägtgren & Till Lindemann
im April
Deutschsprachige Erstaufführung
Fountainhead
von Ayn Rand
Regie Johan Simons
im April
Familienstück
Die Orestie
von Aischylos
Regie Ersan Mondtag
21. Oktober
Tod eines
Handlungsreisenden
von Arthur Miller
Regie Sebastian Nübling
25. November
Michael Kohlhaas
nach Heinrich von Kleist
Regie Antú Romero Nunes
20. Januar
Die Rote Zora
von Kurt Held
Regie Thomas Birkmeir
5. November
ab 10 Jahren
Auerhaus
von Bov Bjerg
Regie Franziska Autzen
19. November
Uraufführung
Anleitung für
eine Revolution
von Nadja Tolokonnikowa
Regie Leonie Böhm
10. Dezember
(Garage)
Uraufführung
Performing Embassy
of Hope
Regie Gernot Grünewald
19. Januar
Dancer in the Dark
von Lars von Trier
Regie Bastian Kraft
im März
Uraufführung
Das Wetter
Regie Jan Philipp Stange
im Mai
In Planung
Junge Regie (Garage)
Johanna Louise Witt,
Alek Niemiro
Herzzentrum X
Ausnahmezustand.
Über die Kriegs- und Krisen­gebiete unserer Welt
von & mit Navid Kermani
im Januar
Herzzentrum XI
Sozusagen Paris.
Über die Lange Liebe
von & mit Navid Kermani
im Mai / Juni
10
Wiederaufnahmen
Thalia Theater
Cyrano de Bergerac
von Edmond Rostand
Regie Leander Haußmann
Das achte Leben
(Für Brilka) UA
von Nino Haratischwili
Regie Jette Steckel
Das Schloss
nach Franz Kafka
Regie Antú Romero Nunes
Der Schimmelreiter
von Theodor Storm
Regie Johan Simons
Berliner Theatertreffen 2017
Die Dreigroschenoper
von Bertolt Brecht
Musik von Kurt Weill
Regie Antú Romero Nunes
Die Stunde da wir nichts
voneinander wußten
von Peter Handke
Regie Ene-Liis Semper
und Tiit Ojasoo
Koproduktion Haus der
Kulturen der Welt im
Rahmen des Projektes
„100 Jahre Gegenwart“
Ruhrfestspiele 2015
Wiener Festwochen 2015
Hollandfestival 2016
Die Tragödie von
Romeo und Julia
von William Shakespeare
Regie Jette Steckel
Die Weber
von Gerhart Hauptmann
Regie Kornél Mundruczó
Eine Produktion im Rahmen
von Theater der Welt 2017
Don Giovanni. Letzte Party
Eine Bastardkomödie
frei nach Mozart & da Ponte
Regie Antú Romero Nunes
Festival d’Avignon 2014
Endstation Sehnsucht
von Tennessee Williams
Regie Lars-Ole Walburg
Faust I + Faust II
von Johann Wolfgang von Goethe
Regie Nicolas Stemann
Salzburger Festspiele 2011
Berliner Theatertreffen 2012
Festival d’Avignon 2013
Immer noch Sturm UA
von Peter Handke
Regie Dimiter Gotscheff
Salzburger Festspiele 2011
Mülheimer Theatertage 2012
Ibsen Festival Oslo 2014
11
Jeder stirbt für sich allein
nach Hans Fallada
Regie Luk Perceval
Berliner Theatertreffen 2013
Moby Dick
nach Herman Melville
Regie Antú Romero Nunes
Mutter Courage
und ihre Kinder
von Bertolt Brecht
Musik von Paul Dessau
Regie Philipp Becker
Richard III.
von William Shakespeare
Regie Antú Romero Nunes
Wer einmal aus dem
Blechnapf frisst
von Hans Fallada
Regie Luk Perceval
Wut/Rage UA
von Elfriede Jelinek/
Simon Stephens
Regie Sebastian Nübling
Familienstück
Die unendliche Geschichte
von Michael Ende
Regie Rüdiger Pape
ab 10 Jahren
Reihe
Thalia Vista Social Club
Regie und Musikalische
Leitung Erik Gedeon
Liebe UA
nach Émile Zola
Trilogie meiner Familie I
Regie Luk Perceval
Koproduktion mit der
Ruhrtriennale 2015
Geld UA
nach Émile Zola
Trilogie meiner Familie II
Regie Luk Perceval
Koproduktion mit der
Ruhrtriennale 2016
SPIEGEL-Gespräche
live im Thalia Theater
12
Wiederaufnahmen
Thalia Gaußstraße
13
Wiederaufnahmen
Weitere Spielstätten
Amerika
nach Franz Kafka
Regie Bastian Kraft
Kaspar Häuser Meer
von Felicia Zeller
Regie Friederike Harmstorf
Theaterbar Nachtasyl
Reihen
Streit.Bar
Bücher der Gegenwart
Atlas der Angst UA
von Smailovic / Gieselmann
Regie Gernot Grünewald
Nathan die Weise
nach Gotthold Ephraim Lessing
Regie Leonie Böhm
Festival Radikal Jung 2017
Blind Date
von Theo van Gogh
Regie Alia Luque
Besuch bei Mr. Green
von Jeff Baron
Regie Wolf-Dietrich Sprenger
Das Ende von Eddy
von Édouard Louis
Regie Alek Niemiro
Der Fremde
nach Albert Camus
Regie Jette Steckel
Die Odyssee
Eine Irrfahrt nach Homer
Regie Antú Romero Nunes
Der Spieler
von Fjodor M. Dostojewskij
Regie Jan Bosse
Ich bin wie Ihr, ich liebe Äpfel
von Theresia Walser
Regie Friederike Harmstorf
Ich rufe meine Brüder
von Jonas Hassen Khemiri
Regie Anton Kurt Krause
Isabelle H. (geopfert
wird immer)
von Thomas Köck
Regie Franziska Autzen
Räuberhände UA
von Finn-Ole Heinrich
Regie Anne Lenk
Schere Faust Papier UA
von Michel Decar
Regie Ersan Mondtag
Schnee
von Orhan Pamuk
Regie Ersan Mondtag
Srebrenica – „I counted my
remaining life in seconds …“ UA
Projekt von Branko Šimi ć
und Armin Smailovic
The piano has been
drinking – not me!!!
Tom Waits meets Ricky Lee Jones
# truth
Ein sokratischer Abend
Regie Giacomo Veronesi
Tschick
von Wolfgang Herrndorf
Regie Christopher Rüping
Eine Sommernacht
Ein Stück mit Musik
von David Greig /
Gordon McIntyre
Regie Franziska Autzen
Thalia Actor’s Studio
Gabriela Maria Schmeide
und Tilo Werner stellen
ihre Kollegen aus dem
Ensemble vor
WENN DIE ROLLE SINGT oder
der vollkommene Angler
von & mit Thomas Niehaus
und Paul Schröder
Regie Johanna Louise Witt
Festival Radikal Jung 2017
Clubs, Lesungen, Konzerte,
Premierenfeiern
Barbetrieb täglich ab 19 Uhr
Wahnsinn trifft Methode
Kooperation mit der
Universität Hamburg
Klassenzimmerstücke
Chica Chica DE
von Maarten Bakker
Regie Susanne Schwarz
Ab Klasse 7
Das ist Esther UA
von Christiane Richers
Regie Katja Langenbach
Ab Klasse 9
Die erstaunlichen Abenteuer der Maulina Schmitt –
Mein kaputtes Königreich
von Finn-Ole Heinrich
Regie Susanne Schwarz
Klasse 4 – 7
Pre
mier
en
15
Tartuffe
von Molière
Regie Stefan Pucher
Thalia Theater 8. September
„Wer ist gut bei Molière? Wer liebt? Wer kümmert sich um einen anderen außer um sich selbst? Es gibt keine Antwort auf diese Frage. Die
Personen schauen sich verlegen an und schweigen.“ Jean Anouilh
Hochkomisch und gallenbitter entfaltet Molière ein Kaleidoskop
schlimmer Eigenschaften. Schonungslos reißt er den Menschen die
Maske ab. Tartuffe, der sich eingenistet hat im Hause der Familie
Orgon, ist ein Betrüger. Ein Heuchler, der sich der Maske der Frömmig­
keit bedient. Er inszeniert sich zum Schein als Heiliger und bringt die
Scheinheiligkeit seiner Umgebung zum Vorschein. Er ist ein Lügner,
der seine Macht und Verführungskraft nicht aus der perfekten
Tarnung, sondern aus der dreisten Offensichtlichkeit seiner bösen
Absichten bezieht. Was macht die einen für diese Art Autorität so
empfänglich und die anderen, die das Spiel zu durchschauen meinen,
so fassungslos hilflos? Was passiert, wenn jeder das zur Wahrheit
erklärt, was er hören will?
Im Hause Orgon sind es der Hausherr und seine Mutter, Madame
Pernelle, die dem Charisma Tartuffes verfallen und alles herzugeben
bereit sind, was dieser Mann Gottes – in offener Missachtung des
Gottesgebotes – an Geld und Haus, Tochter und Ehefrau seines Gast­
gebers begehrt. Zu Molières Zeiten war „Tartuffe“ ein offener Angriff
auf einen heuchlerischen Klerus, der nicht nur zeitweilig zu Auf­
führungsverboten führte, sondern auch dazu, dass dem Stand der
Schauspieler der Empfang der Sakramente verweigert wurde. Heute,
in Zeiten, in denen viele bereit sind, vermeintliche Leerstellen mit
dem Glauben an einfache Wahrheiten und neue Autoritäre zu füllen,
liest sich diese teuflische Komödie als ein böse funkelndes Spiel der
Dialektik von Wahrheit und Lüge.
16
Trilogie meiner Familie
Der Marathon
Liebe–Geld–Hunger
nach Émile Zola
Regie Luk Perceval
Uraufführung
Thalia Theater
23. September
1 Familie, 12 Schauspielerinnen und Schauspieler, 3 Musiker, 7 Romane
Regisseur Luk Perceval hat aus Émile Zolas 20-teiliger Romanserie
über die Familie der Rougon-Macquarts drei Theaterabende ent­
wickelt. „Liebe“, „Geld“ und „Hunger“ heißen die Inszenierungen, die
das Thalia Theater ab Herbst 2017 als Marathon an einem Tag zeigen
wird. Ein gigantisches Projekt, ähnlich der legendären „Schlachten“,
mit denen Luk Perceval in Deutschland berühmt wurde.
Woher kommen wir? Wie sind wir die geworden, die wir sind? Zolas
wechselvolle Geschichte einer Familie aus dem 19. Jahrhundert er­zählt,
wie Industrialisierung und Kapitalismus das Leben der Menschen
radi­kal verändern. Ruhelos und getrieben sind sie auf der Suche nach
Glück und Liebe und dem Aufstieg in ein besseres Leben. Durch alle
drei Theaterabende zieht sich die Frage: Können wir unser Schicksal
beeinflussen? Oder sind wir ein Spielball der Natur? Liebe – Geld –
Hunger – was treibt uns Menschen an? Wovon träumen wir? Wohin
wollen wir?
Zwölf Schauspielerinnen und Schauspieler verkörpern in dieser
Familiensaga zahlreiche Figuren, unter anderem aus den Romanen
„Germinal“, „Bestie Mensch“, „Der Totschläger“, „Geld“ und „Nana“. Als
besonderes Theaterereignis können Sie an ausgewählten Terminen
alle drei Abende an einem Stück sehen – mit insgesamt drei Pausen
mit Speisen, Getränken und filmischen Einblicken in die Probenarbeit.
Bereits jetzt ist der Marathon nach Amsterdam, Luxemburg,
St. Petersburg und nach Korea eingeladen.
Koproduktion mit der Ruhrtriennale 2015–2017
17
Hunger
nach Émile Zola
Trilogie meiner Familie III
Regie Luk Perceval
Uraufführung
Thalia Theater
26. September
Der Abschluss der „Trilogie meiner Familie“ basiert auf Émile Zolas
Romanen „Germinal“ und „Bestie Mensch“. Industri­alisierung und
Kapitalismus nehmen Fahrt auf, und mit dieser Beschleunigung
eskalieren auch die Leidenschaften der Figuren.
Die Söhne der Wäscherin Gervaise aus dem 1. Teil „Liebe“ sind nun
erwachsen: Étienne beginnt als einfacher Arbeiter in einem Berg­
werk. Empört über die unmenschlichen Arbeitsbedingungen unter
Tage und beeinflusst von den Ideen des Sozialismus, entfacht er ei­
nen Aufstand. Während manche der Bergarbeiterfamilien hungernd
den Streik durchhalten, versuchen andere, mit den Eigentümern
der Zeche zu verhandeln. Als Streikbrecher engagiert werden,
eskaliert der Arbeitskampf. Was ist Solidarität wert und wie weit
reicht sie?
Der zweite Sohn, Jacques, der es zum Lokführer gebracht hat, kämpft
mit den Dämonen der Vergangenheit. Um seinen Trieb zu beherr­
schen, Frauen bei der Liebe töten zu müssen, konzentriert er seine
ganze Zuneigung auf seine Lokomotive Lison. Wird Jacques seinem
Schicksal entkommen? Als er zufällig Zeuge eines Mordes wird, er­
liegt er der Faszination für die Ehefrau und Komplizin des Mörders.
Koproduktion mit der Ruhrtriennale
18
In der Einsamkeit
der Baumwollfelder
von Bernard-Marie Koltès
Regie Christiane Jatahy
Thalia Gaußstraße
16. September
Die brasilianische Regisseurin Christiane Jatahy inszeniert zum ersten
Mal am Thalia Theater und bringt zur Eröffnung der Spielzeit 2017&2018
„In der Einsamkeit der Baumwollfelder“ von Bernard-Marie Koltès als
außergewöhnliche Versuchsanordnung für Schauspieler auf die Bühne.
Inspiriert von einer Brasilienreise schrieb der französische Autor 1987
sein Stück über die nächtliche Begegnung eines Verkäufers mit einem
Kunden, bei dem vor allem die Verhandlung selbst im Zentrum steht.
Es ist ein Spiel. Ein Verkäufer macht einem Kunden ein Angebot, um hier­
mit vor allem eines herauszufordern: eine kapitalistische Grundsatz­
debatte, die mehr über die Gesetze des Marktes als über die Ware selbst
aussagt. In Jatahys Spielanordnung treffen Menschen aus verschiede­
nen Kulturen aufeinander, die unterschiedliche Wertesysteme reprä­
sentieren. Im Versuch des gegenseitigen Kennenlernens dieser Werte­
systeme entsteht ein vielseitiges Abtasten der Welten und ein Kampf
um Verständigung. Jatahy besetzt das vom Autor für zwei Personen
geschriebene Stück mit mehreren Schauspielern, die sie in der Proben­
arbeit auf die Begegnung mit einem Unbekannten vorbereitet.
Gemeinsam mit dem Thalia-Ensemble knüpft sie mit diesem Theater­
abend an ihre Performance-Film-Installation „Moving People“ an, die
im Hamburger Hafen im Rahmen des Festivals Theater der Welt 2017
stattfindet. Mit Koltès’ Stück entsteht ein Spiel zwischen Fiktion und
Realität.
Christiane Jatahy war mit ihrer freien Adaption von Strindbergs „Fräu­
lein Julie“ („JULIA“) während der Lessingtage 2014 am Thalia Theater zu
Gast, zurzeit ist sie artiste associée am Odéon-Théâtre de l’Europe in Paris,
am Le Centquatre-Paris und am Theatre National Wallonie-Bruxelles.
19
Die Orestie
von Aischylos
Regie Ersan Mondtag
Thalia Theater 21. Oktober
Dem griechischen Dramatiker Aischylos verdankt das Theater die
erste Tragödientrilogie. Ein Mehrteiler mit Cliffhanger und der Frage:
Was bisher geschah?
Der Trojanische Krieg ist nach zehn Jahren zu Ende. Aber das
Schlachten geht weiter. Im ersten Teil der „Orestie“ wird der heim­
gekehrte Agamemnon, der einst für gute Winde seine Tochter
Iphigenie opferte, von seiner treulosen Gattin Klytaimnestra er­
mordet. Im zweiten Teil wird die triumphierende Klytaimnestra
von ihrem Sohn Orest aus Rache getötet. Kräftig angefeuert zur
Tat wird Orest von seiner Schwester Elektra und aus dem griechi­
schen Götterhimmel von Apollon. Im dritten Teil dann befindet
sich Orest, von Wahnbildern heimgesucht, auf der Flucht. Furcht­
erregende Furien, die streitsüchtigen Erinnyen, hetzen ihn. Es
kommt zum Showdown, als sich die Göttin Pallas Athene einmischt.
Aber anders als erwartet, geht es um eine ganz grundsätzliche Ent­
scheidung im Fall Orest: Wie soll nach Gattenmord, Muttermord und
einem von Leichen gepflasterten Weg die Zukunft aussehen? Geht
das Töten immer weiter? Wie soll der Fall entschieden werden?
In den surrealen Bilderwelten seiner Inszenierungen untersucht
Ersan Mondtag immer wieder tragische Konflikte und archaische
Konstellationen: „Die zentrale Frage in der Orestie ist die nach Recht
und Gerechtigkeit. Das ist in meiner Weltwahrnehmung auch ein
gegenwärtig zentrales Problem in verschiedenen Bereichen, ob
Wirtschaft, Justiz oder Humanismus. Das Tragödiengeschehen macht
klar, dass es wichtig ist, als Zuschauer eine Haltung zu entwickeln.“
20
Die Rote Zora
Familienstück ab 10 Jahren
von Kurt Held
Regie Thomas Birkmeir
Thalia Theater 5. November
21
Auerhaus
von Bov Bjerg
Regie Franziska Autzen
Thalia Gaußstraße
19. November
Die kleine kroatische Hafenstadt Senj steht Kopf, seit das Mädchen
Zora mit ihrer Bande in der Burgruine oberhalb der Stadt haust. Da
verschwinden Brote, Hühner und Fische, und die arroganten Gym­
nasiasten haben so manchen Kampf mit der Jugendbande auszu­
fechten.
Die heimatlosen Kinder, verlassen und enttäuscht von der Welt der
Erwachsenen, bilden eine enge Gemeinschaft, die durch eigene
Regeln und Rituale bestimmt wird. Sie nennen sich die Uskoken, nach
dem Vorbild jener Freiheitskämpfer, die einst „ihre“ Burg bewohnten,
und schwören, für immer fest zusammenzuhalten. Als Zora eigen­
mächtig den Waisenjungen Branko Babitsch aus dem Gefängnis
befreit, muss sich dieser erst innerhalb der Gruppe beweisen, und
auch bei den Uskoken gibt es Allianzen, erste Liebe und Eifersucht.
Doch trotz allem bewährt sich die Solidarität, als es gilt, dem Fischer
Gorian bei seinem großen Thunfischfang zu helfen. Der alte Gorian,
selbst ein Außenseiter, nimmt sich als einziger der Kinder an und wird
im Gegenzug von ihnen im Kampf gegen die skrupellosen Methoden
der Großfischerei und den reichen Bürger Karaman unterstützt.
Als die Bande die Schleuse des Fischteichs des reichen Karaman
öffnet und Karpfen im Wert von dreitausend Dinar davonströmen,
sind sie in ihrer Rache zu weit gegangen. Die Stadt beschließt, mit
Härte gegen die „Uskokenplage“ vorzugehen und die Kinder müssen
auf der Hut sein.
We fight our insignificance – Birth School Work Death
Anfang der achtziger Jahre in der westdeutschen Provinz:
Frieder hat versucht sich umzubringen. Damit das nicht wieder
passiert, ziehen seine besten Freunde mit ihm in das leer­
stehende Haus seines Großvaters. Zu sechst im Auerhaus –
damals läuft „Our House“ von Madness im Radio rauf und
runter: „we would have such a very good time, such a fine
time, such a happy time and I remember how we play simply
waste the day away“.
Im Auerhaus gibt es kaum Regeln. Nur das Klauen wird zur
Pflicht erklärt, um die Haushaltskasse aufzubessern. Und
neben den Abi-Vorbereitungen werden Parties gefeiert,
wird mit Drogen und freier Liebe experimentiert, denn
„Liebe ist kein Kuchen, der kleiner wird, wenn man ihn teilt.“
„Auerhaus“ feiert die Unschuld der Provinz, der Jugend und
des Moments. Aber vor allem die Gemeinschaft. Es erzählt
von dem Wunsch einer ganzen Generation nach Freiheit.
Der Sehn­suchtsort ist Berlin, „wo die Mauer irgendwo mit­
tendurch ging“. Da tummeln sich Künstler, Kommunarden,
Hausbesetzer und Hedonisten, ein kreativer Schmelztiegel
für Sub- und Popkultur. Es ist eine Zeit, in der in West­
deutschland die Nach­wehen von linker Nachkriegsideologie
und Deutschem Herbst als Gegenentwurf zur Bürgerlichkeit
noch spürbar sind – und doch ins Leere laufen.
22
Tod eines
Handlungsreisenden
von Arthur Miller
Regie Sebastian Nübling
Thalia Theater
25. November
Der Handlungsreisende Willy Loman kann nicht mehr. Jahrelang hat
er gearbeitet und sich von der Illusion tragen lassen, sich und seinem
Leben eine Bedeutung geschaffen, seiner Familie, wenngleich auf
Raten, ein Haus und seinen Kindern eine Zu­kunft gebaut zu haben.
Eigentlich ein Marathonmann, fällt er plötz­lich zurück im Lauf des
Lebens. Der Abstand nach vorne wird in dem Maße größer, wie die
Panik wächst: nicht mehr mithalten zu können in einer an Effizienz­
steigerung und Selbstoptimierung orientierten, durch­ökono­mi­sier­
ten Gesellschaft. Die Kraft der Illusion – oder auch die der guten alten
Lebenslüge – kann lebenserhaltend sein, ihre Zerstörung tödlich.
Willy Lomans Söhne sind beide bei Weitem nicht das geworden, was
aus ihnen hätte werden können und sollen. Biff revoltiert gegen die
Illusionen des Vaters, Happy macht sich nicht einmal die Mühe der
Revolte. Lomans Frau Linda versucht beständig alles auszubalancie­
ren, kann aber das allgemeine Straucheln und die wachsende Ver­
zweiflung auch nicht aufhalten.
Als Willy Loman endgültig entlassen ist, fällt ihm, dem „wertlos und
überflüssig“ gemachten, nichts Besse­res ein, als sich in einer kurz­
schlussartigen Volte der Wertschöpfung seines Wertes zu versichern:
indem er sich selbst entsorgt und sein Auto an einen Baum fährt,
um mit dem Tod seine Lebensversiche­rung freizumachen, 20.000
Dollar. An seinem Grab spricht ein Freund das „Requiem“ auf den
Handlungsreisenden: „Für einen Handlungsreisenden hat das Leben
keinen festen Boden. Er ist ein Mann, der irgendwie in der Luft
schwebt, der mit seinem Lächeln reist und mit seiner Bügelfalte.
Und wenn sein Lächeln nicht mehr erwidert wird – dann stürzt seine
Welt ein… Ein Handlungsreisender muss träumen. Das gehört zu
seinem Beruf.“ Der alte (amerikanische) Traum, vom Menschen,
der sich selber macht, ist ausgeträumt.
23
Anleitung für
eine Revolution
von Nadja Tolokonnikowa
Regie Leonie Böhm
Uraufführung
Thalia Gaußstraße
(Garage) 10. Dezember
Nadeschda Tolokonnikowa, Mitglied der russischen Punkrock-Band
„Pussy Riot“, hat eine Anleitung zur Revolution geschrieben. „Pussy
Riot“, feministisch, kreml- und kirchenkritisch, wurde international
bekannt durch ihren Auftritt in der Christ-Erlöser-Kathedrale 2012 in
Moskau: Ein 41 Sekunden langes Punk-Gebet vor dem Altar gegen die
Allianz von Kirche und Staat. Den Frauen wird der Prozess gemacht,
zwei Jahre Straflager. Anleitung für eine Revolution ist ein Manifest –
„Punkt 1: Wenn ich meine Seele verkaufen muss, damit Putin ver­
schwindet und in Russland politischer Wettbewerb entsteht, dann
tue ich es!“ – Politische Statements und Erinnerungen von den ersten
Aktionen im Geiste der amerikanischen Riot-Grrrl-Bewegung bis zum
Hungerstreik in Lagerhaft werden zu Thesen, die nach Handeln schreien.
„Ermutigung zum Eigensinn im Angesicht politischer Gleichgültigkeit“
und ein Plädoyer dafür, dass Widerstand möglich ist und Kunst ein
geeignetes Mittel – zumindest in der Scheindemokratie.
Die junge Regisseurin Leonie Böhm, die mit ihrer ersten Arbeit am
Thalia, „Nathan die Weise“, zum Festival Radikal Jung 2017 eingeladen
wurde, bringt „Anleitung für eine Revolution“ auf die Bühne.
24
Performing Embassy
of Hope
Regie Gernot Grünewald
Uraufführung
Thalia Gaußstraße 19. Januar
Mit „Performing Embassy of Hope“ setzt Regisseur Gernot Grünewald
seine dokumentarische Arbeit am Thalia Theater zu Themen der Gegen­
wart fort – ausgehend von dem seit November 2015 in der Gaußstraße
etablierten internationalen Café Embassy of Hope, einem gelebten Ort
neuer Nachbarschaften.
Wie sieht sie aus, die Realität eines weltoffenen Landes, die neue Bürger­
gesellschaft einer „arrival city“? Und wie die konkrete Lebensrealität
derjenigen, die angekommen sind: Worauf hoffen die Geflüchteten?
Hat sich die Kultur des Willkommens mittlerweile in eine der Grenz­
ziehung und Abschiebung verwandelt? Was bedeuten politische Dis­
kurse für die persönliche Lebensgeschichte des Einzelnen?
“, einem Projekt mit minderjährigen unbegleiteten
Nach „
Geflüchteten, und „Atlas der Angst“ führt Regisseur Gernot Grünewald
mit „Performing Embassy of Hope“ Schauspieler, Geflüchtete und
Zuschauer in einer Inszenierung zusammen.
25
Michael Kohlhaas
nach Heinrich von Kleist
Regie Antú Romero Nunes
Thalia Theater 20. Januar
Man kennt die Geschichte: der Rosshändler Michael Kohlhaas befindet
sich mit seinen Pferden auf der Durchreise, kommt an eine Grenze
und soll – was bislang nie der Fall war – einen Passierschein lösen.
Ist das pure Schikane? Man einigt sich jedenfalls darauf, dass er zwei
Pferde als Pfand zurücklässt und den Passierschein in der Stadt, die
das Ziel der Reise ist, nachlöst. Als er auf der Rückreise die Pferde
abholen will, findet er sie halb verhungert. Damit beginnt eine höchst
verwickelte Geschichte, in der aus einem Grenzvorfall ein Rechts­
streit wird, der zu einer unglaublichen Eskalation von Gewalt führt,
weil Michael Kohlhaas einen Rachefeldzug beginnt.
Mit der kühlen Distanz des Chronisten – scheinbar fern jeder Emotion
– beschreibt Kleist detailgenau, wie Michael Kohlhaas die Nerven
durchgehen und welche Sogwirkung einmal entfesselte Gewalt hat.
In was hat sich Kohlhaas da hineingeritten, und wie konnte er sich so
vergaloppieren? Ist er ein passionierter Querulant, der ein korruptes
System bekämpft, wo Willkür und Vetternwirtschaft statt Recht und
Ordnung das Prinzip sind? Ist Kohlhaas ein Rebell?
Antú Nunes sagt: „Die Welt ist kompliziert und Kohlhaas geht dagegen
an. Er wehrt sich und bringt die Ordnung ins Wanken. Um Recht zu
bekommen, begeht er Unrecht. Kohlhaas geht seinen Weg, verliert
alles und findet sich selbst. Er scheitert und er gewinnt. Beides!
Das ist der Witz an der Sache.“
26
Der Sturm
von William Shakespeare
Regie Jette Steckel
Thalia Theater im Februar
Wir sind vom gleichen Stoff, aus dem Träume sind,
und dies kleine Leben umfasst ein Schlaf.
„Der Sturm“ ist Shakespeares letztes Stück. Wie immer schafft er mit
Zauberhand darin eine ganze Welt. Eine Welt, die der unseren gleicht.
Erzählt wird die Geschichte von Prospero, der einst Herzog von Mai­
­land war und nun entthront seit zwölf Jahren mit seiner Tochter
Miranda auf einer Insel lebt. Dort hält er sich den Eingeborenen
Caliban, den er Sprache und Schrift lehrte, zum Sklaven und be­
herrscht den Luftgeist Ariel kraft seiner Autorität und Zaubermacht.
Mit Ariels Hilfe entfacht er einen Sturm im weiten Meer, bei dem der
König von Neapel und der Herzog von Mailand, die einst Pros­pero
aus Italien vertrieben, mit ihrem Gefolge auf der Insel stranden.
Was nun folgt, ist ein ausgeklügelter Plan Prosperos, der die Schick­­
sale der Überlebenden des Schiffsunglücks und die der Inselbewoh­ner
kreuzen lässt, verwirrt und entwirrt. Es ist ein Spiel, das im Zusammen­
treffen unterschiedlicher sozialer Gruppen eine Art Cultural Clash
in Gang setzt. Ein Spiel, das auch die „blinden Flecken“ im Bewusstsein
des scheinbar weisen Meisters offenbart.
Prosperos Insel ist Ort eines Gedankenexperiments: Wie würde die
Welt aussehen, wenn sie beherrscht würde von einem Geistes­
menschen? Gibt es Macht, die Gutes schafft? Oder steckt allein im
Gedanken des Herrschens schon ein Geburtsfehler, ein Fallstrick des
Bösen? Das Spiel von Macht und Ohn­macht ist ein kompliziertes Spiel.
In jeder Beziehung: zwischen Mensch und Natur, zwischen Mensch
und Mensch, innerhalb jedweder gesellschaftlichen Ordnung.
27
Dancer in the Dark
von Lars von Trier
Regie Bastian Kraft
Thalia Gaußstraße
im März
Amerika im Jahr 1960. Selma Jezkova hat große Sorgen. Die tsche­chi­
sche Einwanderin leidet an einer Augenkrankheit, die sie nach und
nach erblinden lässt. Auch ihr zwölfjähriger Sohn hat die Krank­heit
geerbt. Um Geld für die rettende Operation des Kindes zu verdienen,
schiebt sie Doppelschichten in einer Metallfabrik. Ihre Sehschwäche
verheimlicht sie aus Angst davor, die Arbeit zu verlieren. Aber sie hat
eine große Leidenschaft: die heile Welt der amerikani­schen Musicals,
in der nie etwas Schreckliches geschieht und deren Musik sie durch
ihren bedrückenden Alltag trägt.
Als Selmas hart erspartes Geld von einem Nachbarn gestohlen wird,
prallen Realität und Traumwelt aufeinander. Selma wird zur Mörderin.
Der Regisseur Lars von Trier schrieb und verfilmte den Stoff als
modernes melodramatisches Musical mit der Sängerin Björk in
der Hauptrolle. Für Bastian Kraft ist es, nach seiner hochgelobten
Insze­nierung von „Dogville“ am Schauspiel Köln, die zweite Aus­
einandersetzung mit dem dänischen Dogma-Regisseur.
28
Panikherz
von Benjamin von
Stuckrad-Barre
Regie Christopher Rüping
Thalia Theater im März
Das Buch ist ein Knaller. Es ist ein Bildungsroman, von einem der aus­
zog aus dem Pfarrhaushalt in der deutschen Provinz in die große
Welt der Popkultur: ein leuchten­des Versprechen mit seinen
marktschreierischen Angeboten, Posen und Ideen.
In Hamburg steht der gelbe Leuchtschriftzug „die eigene Geschich­te“
an der Gleismauer unterhalb der Kunsthalle. Und so beleuchtet der
Ich-Erzähler als Schausteller seiner eigenen Legende die großen Er­
folge und gnadenlosen Abstürze, diese unstillbare Sehnsucht nach
den Sternstunden des Ruhms und die harte Landung in Drogensucht,
Depression und gigantischer Kaputtheit. Immer dabei als Referenz
und Differenz, angehimmelt und ausgebuht: Udo, der Mann mit dem
Hut, der Zigarre und den grünen Socken, dessen Songs den Erzähler
begleiten, einfach, weil Udo immer schon da war. Eine Hase-und-IgelGeschichte. Irgendwann sitzen beide in Udos Porsche und fahren mit
30 Stundenkilometern durch Hamburg. Das ist die Ansage: Rasender
Stillstand!
Regisseur Christopher Rüping ist ein Spezialist „der reflektieren­den
Oberflächen, der Projektionen und der Selbstbespiegelung“. Für ihn
thematisiert „Panikherz“ die Diskrepanz zwischen dem gefühlten
eigentlichen Ich, und dem immer wieder neu zu entwerfenden Image
von sich selbst. Ein Suchen, ein Verlieren, ein Kreislauf, den Rüping
vom Theater kennt: „Jeder Schauspieler, der auf eine Bühne geht, ist
immer damit beschäftigt, vor den Augen der Zuschauer auf eine be­
stimmte Art und Weise wirken zu wollen, sich zu präsentieren. Das
ist eine Notwendigkeit und ein Zwang, den das Theater hervorbringt
und den ich in ‚Panikherz‘ lese. Das könnte eine fruchtbare Symbiose
sein.“
29
Hänsel & Gretel –
Hungry Hardcore
von Ene-Liis Semper,
Tiit Ojasoo, Peter Tägtgren
und Till Lindemann
Uraufführung
Thalia Theater im April
Seit der Urfassung des Grimmschen Märchens von 1810 ist die Er­
zählung der beiden Geschwister, die von ihren Eltern im Wald aus­
gesetzt wurden, weil es nicht mehr genug Essen für alle gab, durch
die Jahrhunderte und über alle Grenzen hinweg gewandert. „Hänsel
und Gretel“ gehört zu den intelligentesten Märchen, die im deutsch­
sprachigen Raum erschienen sind, da es viele universelle Themen
aufgreift und den Entwicklungsweg der menschlichen Seele auf­
zeigt. Unzählige Interpretationen um die dargestellten Motive Angst,
Hunger, Vertrauen und Misstrauen, Kannibalismus und der Erlösung
vom Leiden haben sich im Laufe der Zeit aufgetan.
In einer verstörenden Welt der starken Kontraste und (alp)traum­
ähnlichen Atmosphären erzählen die estnischen Regisseure Ene-Liis
Semper und Tiit Ojasoo ein groteskes Märchen für Erwachsene als
außergewöhnliche Live-Video-Musik-Performance. Dafür haben sie
den deutschen Sänger und Autor Till Lindemann sowie den schwe­
dischen Komponisten und Produzenten Peter Tägtgren eingeladen,
um mit ihnen gemeinsam die überlieferte Geschichte für die Bühne
neu zu adaptieren. Das theatrale Ereignis bricht mit allen Tabus und
Utopien und nimmt die wirtschaftliche Not als großes Thema unse­
rer Zeit zum Ausgangspunkt.
Zuletzt waren die Regisseure mit ihrer Thalia-Inszenierung von Peter
Handkes „Die Stunde da wir nichts voneinander wußten“ bei den
Wiener Festwochen und beim Hollandfestival in Amsterdam zu sehen.
Gemeinsam mit den Musikern Peter Tägtgren und Till Lindemann,
der als Frontmann von Rammstein berühmt wurde und zuletzt mit
seinem Soloprojekt Lindemann Furore machte, werden Semper/
Ojasoo an diesem Abend viele Überraschungen auffahren und mit
gängigen Klischees des Kindermärchens aufräumen.
30
Fountainhead
von Ayn Rand
Regie Johan Simons
Deutschsprachige
Erstaufführung
Thalia Theater im April
Der hochbegabte Architekt Howard Roark weigert sich, Kompromisse
zu machen. Er will radikal Neues schaffen ohne Rücksicht auf soziale
Kontexte. Peter Keating dagegen baut, was seine Auftraggeber ver­
langen, doch sein Erfolg bleibt auf Roarks unabhängige Kreativität
angewiesen. Dominique Francon, Geliebte des einen, Ehefrau des
anderen, ist als wahre Idealistin radikal gegen andere wie gegen sich
selbst. Als der Intellektuelle Ellsworth Toohey eine Pressekampagne
gegen Roark lancieren will, eskaliert ein faszinierender Kampf der Ideen.
Welche Kompromisse machen wir – in der Arbeit, in der Kunst, in der
Liebe? Wie anarchisch ist der Kern künstlerischen Schaffens? Bringt
nur der rücksichtslose Egoist die Gesellschaft voran, der sich nicht
in das normale Leben verstrickt?
1943 erscheint der Roman „The Fountainhead“ der umstrittenen
Autorin Ayn Rand, eine in die USA emigrierte Russin und glühende
Verfechterin der radikalen Freiheit des Individuums. Als Gegnerin
von Roosevelts auf sozialem Ausgleich beruhenden New Deal macht
ihr kompromissloser Individualismus sie zur Heldin der Tea-PartyBewegung und aller Konservativen bis hin zu Donald Trump. In „Foun­
tainhead“ aber stellt sie beide Positionen, die des kreativen Egoismus
amerikanischer Prägung, der das Prinzip der Nächstenliebe ablehnt,
und die des gesellschaftlichen Kompromisses, den sie vor allem mit
Europa verbindet, gegeneinander. Dies macht „Fountainhead“ zur
Blaupause der Konflikte, die uns heute beschäftigen.
31
Das Wetter
Regie Jan Philipp Stange
Uraufführung
Thalia Gaußstraße im Mai
Ein feiner Nebelvorhang hängt über den Morgenstunden. Von der
See her weht schwacher Wind in Richtung eines südöstlichen Tief­
druckgebiets. Nach dezentem Druckabfall in Bodennähe verstärkt
er sich, trägt den Nebel fort und entblößt am späten Vormittag die
Frühlingssonne. Sie geht still auf ihren Zenit zu und erwärmt die auf­
steigende Luft, bis gegen zwei Uhr die Höchsttemperatur erreicht
wird. Am frühen Nachmittag schieben sich Wolken vor die Szene.
Winde fahren auf. Leichter Nieselregen kündigt einen Wetterum­
schwung an.
Lange hatte das Theater kein Dach über dem Kopf. Es fand unter
freiem Himmel statt, direkt unter den Augen der Götter. Wind und
Wetter waren natürliche Bestandteile der Dionysien, Blitz und Donner
spielten in der Tragödie sich selbst. Die unbeherrschbare Natur war
unteilbar verbunden mit der Poesie. Inzwischen sind Himmel und
Theater getrennt. Die Angst vor dem, was „draußen“ ist, hat das
Wetter ausgesperrt. Dabei ist das Naturschauspiel der Ursprung des
Dramas – Katastrophe und Katharsis sind Geschwister.
Alle reden ständig über das Wetter. Sie haben Recht damit. Jan Philipp
Stange inszeniert das Wichtigste und Unwichtigste, das es gibt. Mit
schmelzenden Polen und Donnerblitzen, mit Langeweile und Gummi­
stiefeln. Jeden Tag aufs Neue.
Jan Philipp Stange, der erstmals am Thalia arbeitet, wurde mit
dem Preis des Körber Studio Junge Regie 2016 ausgezeichnet.
32
Herzzentrum X
Ausnahmezustand.
Über die Kriegs- und Krisen­
gebiete unserer Welt
Herzzentrum XI
Sozusagen Paris.
Über die Lange Liebe
Zwei Abende von & mit Navid Kermani und dem Thalia-Ensemble
Ursprünglich als einmalige Performance aus Anlass von Navid
Ker­m anis monumentalem Roman „Dein Name“ gedacht, hat sich
das „Herzzentrum“ tatsächlich zu einer Herzensangelegenheit
unseres Ensembles wie auch des Publikums entwickelt. Das Format
ermöglicht eine einzigartige, jedes Mal neue Begegnung zwischen
Zuschauern und einem literarischen Text, zwischen einem Autor und
dem, was jedem einzelnen Schauspieler jetzt wichtig ist.
In der Spielzeit 2017&2018 gibt es gleich zwei weitere Herzzentren:
Das zehnte (Januar 2018) geht aus von Kermanis Reportagen aus den
Krisen- und Kriegsgebieten, um eine Welt im Ausnahme­zustand zu
be­denken, zu beleuchten und ans eigene Gemüt heran­zulassen. Herz­
zentrum Nummer elf (Mai/Juni 2018) stellt dann Kermanis aktuellen
Roman „Sozusagen Paris“ in den Mittelpunkt, „das sensationellste
Buch über die Liebe in dieser Saison“, wie Denis Scheck in seiner Sen­
dung „Druckfrisch“ jubelte – eine kunstvolle Auseinandersetzung mit
der Ehe und überhaupt der langen, alltäglich werdenden Liebe, die
jeder Mensch auf eigene Weise erlebt und interpretiert.
Wieder wird ein etwa 30-köpfiges Ensemble Kermanis Werk vortragen,
variieren, weiterspinnen, spielen, sich seine Texte im denkbar per­
sönlichsten Theaterformat aneignen und mit den eigenen Erfahrun­
gen ins Gespräch bringen.
33
Embassy of Hope –
Café International
Seit November 2015 gibt es im Ballsaal des Thalia in der Gaußstraße
das internationale Café „Embassy of Hope“. In Zusammenarbeit mit
verschiedenen Flüchtlingsorganisationen und durch das Engagement
von Ehrenamtlichen aus der Nachbarschaft und Thalia-Mitarbeitern
finden hier zusammen mit Geflüchteten aus Syrien, Afghanistan, Irak,
Eritrea und Somalia dreimal die Woche Gesprächsrunden, Sprach­
kurse, Rechtsberatung (Refugee Law Clinic), Kochabende, Live-Kon­
zerte und Theaterworkshops statt. Die Embassy of Hope ist ein
Ort des Austauschs und „ein Zeichen für eine offene Gesellschaft.“
(Altona Magazin)
Im Rahmen der Embassy of Hope haben sich verschiedene künstle­
rische Ensembles gebildet: Musiker proben in unterschiedlichen
Konstellationen und geben Konzerte im Ballsaal. Cinéasten haben
bilinguale Filmclubs gegründet und zeigen Filme aus Afghanistan
oder Syrien. Zudem gibt es zwei Theatergruppen für Jugendliche
mit Migrationshintergrund und Fluchterfahrungen (in Kooperation
mit dem Jugendmigrationsdienst des CJD), sowie zwei Projektreihen
mit Schülern von 8 bis 16 Jahren aus Integrationsklassen, die von
künstlerischen Mitarbeitern des Thalia Theaters geleitet werden.
Für die kommende Spielzeit ist eine inhaltliche und programmati­sche
Weiterentwicklung der Embassy of Hope geplant, u.a. der bereits
regelmäßig stattfindenden öffentlichen Konzerte, Ausstellungen
und Theater-Performance-Vorstellungen sowie des künstlerischen
Workshop-Angebots.
Und: Regisseur Gernot Grünewald wird mit „Performing Embassy of
Hope“ ein dokumentarisches Theaterprojekt für die Studiobühne der
Gaußstraße entwickeln.
Embassy of Hope – Café International:
Mittwoch bis Freitag 15 bis 19 Uhr.
Veranstaltungen werden im Monatsspielplan angekündigt.
Kontakt: [email protected]
34
Junge Regie
35
Und …
Neue Erzählformen, Gegenwartstexte, Stückentwicklung, Ex­­pe­ri­ment
– Junge Regie am Thalia Theater ist das Forum für die Abschluss­
inszenierungen aller Regieassistenten nach drei Jahren Ausbildung.
Die Arbeiten der Nachwuchsregisseure werden in der Garage der
Gaußstraße auf die Bühne gebracht. Manche Inszenierungen werden
auf die Studiobühne übernommen, wie beispielsweise bei Friederike
Harmstorf („Ich bin wie ihr, ich liebe Äpfel“), die dort anschließend
„Kaspar Häuser Meer“ inszenierte. Franziska Autzen wird nach ihrer
Inszenierung von „Eine Sommernacht“ und „Isabelle H. – geopfert
wird immer“ in der kommenden Spielzeit „Auerhaus“ auf der Studio­
bühne zur Premiere bringen. „Das Ende von Eddy“ im Nachtasyl in
der szenischen Einrichtung von Alek Niemiro wandert nun als Insze­
nierung in die Gaußstraße.
SPIEGEL-Gespräche live im Thalia Theater DER SPIEGEL und das Thalia Theater
In der Spielzeit 2017&2018 werden Johanna Louise Witt und
Alek Niemiro Ihre Abschluss­arbeiten in der Garage zeigen.
Streit.Bar – Bücher der Gegenwart Thalia Theater (Nachtasyl) – Streit.Bar
will eingreifen – in den Diskurs der städtischen Öffentlichkeit und
die aktuelle Debatte. Was ist das Neue an den derzeitigen gesell­
schaftlichen Entwicklungen und wie soll es weitergehen? In der
Streit.Bar wird über Bücher diskutiert, die Aufklärung versprechen
und Position beziehen. Eine Reihe mit dem Hamburger Institut für
Sozialforschung (Wolfgang Knöbl), dem Institut für die Geschichte
der deutschen Juden (Miriam Rürup) und Sighard Neckel (FB Sozial­
wissenschaften der Uni HH)
bringen auch in der Spielzeit 2017&2018 wieder hoch­karätige Gäste
aus Kultur und Politik auf die Bühne: SPIEGEL-Redakteure diskutieren
mit den Gästen über aktuelle Themen und suchen mit ihren Ge­sprächs­
partnern in komplexen und verwirren­den Zeiten des Umbruchs nach
Antworten auf drängende Fragen. Und vielleicht sind am Ende alle
klüger. Gäste in der Spielzeit 2016&17 waren Martin Schulz (ehema­
liger EU-Parlamentspräsident und derzeitiger SPD-Kanzlerkandidat),
Timothy Garton Ash (Historiker), Joschka Fischer (Bundesaußen­
minister 1998–2005), Olaf Scholz (Hamburgs Erster Bürgermeister),
Navid Kermani (Schriftsteller und Journalist), die Schriftstellerinnen
Olga Grjasnowa und Nino Haratischwili, sowie Feridun Zaimoglu
(Schriftsteller).
Wahnsinn trifft Methode Das Talk-Experiment startet durchschnittlich alle
zwei Monate in der Theaterbar Nacht­asyl mit jeweils einem Thema
in die neue Runde. Oft sind es Themen oder Themen-Zyklen, über
die viele Menschen manches wissen und die nun an einem Abend
aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln beleuchtet werden. NDRModeratorin Julia-Niharika Sen und Universitätspräsident Prof. Dr.
Dieter Lenzen betrachten und diskutieren diese oft unterhaltsa­men
Aspekte mit ihren Gästen. Eine Kooperation des Thalia Theaters und
der Universität Hamburg
Ens
emb
le
Fotografiert von Armin Smailovic
Lisa Hagmeister
38
39
Sebastian Zimmler
Paul Schröder
40
41
Alicia Aumüller
Marie Löcker
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Marie Jung
Birte Schnöink
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45
Gabriela Maria Schmeide
Oliver Mallison
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47
Tilo Werner
André Szymanski
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Alexander Simon
Jens Harzer
50
51
Tim Porath
Oda Thormeyer
52
53
Barbara Nüsse
Rafael Stachowiak
54
55
Patrycia Ziolkowska
Patrick Bartsch
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Thomas Niehaus
Franziska Hartmann
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Kristof Van Boven
Julian Greis
60
61
Marina Galic
Maja Schöne
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Sandra Flubacher
Cathérine Seifert
64
65
Marina Wandruszka
Stephan Bissmeier
66
67
Matthias Leja
Bernd Grawert
68
69
Sebastian Rudolph
Daniel Lommatzsch
70
71
Steffen Siegmund
Christoph Bantzer
72
73
Peter Maertens
Björn Meyer
74
75
Christina Geiße
Sven Schelker
76
77
Pascal Houdus
Bekim Latifi
78
79
Philipp Hochmair
Victoria Trauttmansdorff
80
81
Karin Neuhäuser
Mirco Kreibich
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83
Ensemble Regie
Alicia Aumüller. Christoph
Bantzer. Sandra Flubacher.
Marina Galic. Julian Greis.
Lisa Hagmeister. Franziska
Hartmann. Jens Harzer.
Pascal Houdus. Marie Jung.
Bekim Latifi. Matthias Leja.
Marie Löcker. Peter Maertens.
Oliver Mallison. Björn Meyer.
Karin Neuhäuser. Thomas
Niehaus. Barbara Nüsse.
Jörg Pohl. Tim Porath.
Sebastian Rudolph. Gabriela
Maria Schmeide. Birte
Schnöink. Maja Schöne.
Paul Schröder. Cathérine
Seifert. Steffen Siegmund.
Rafael Stachowiak. André
Szymanski. Oda Thormeyer.
Victoria Trauttmansdorff.
Kristof Van Boven. Marina
Wandruszka. Tilo Werner.
Sebastian Zimmler.
Gäste Florian Anderer.
Patrick Bartsch. Bibiana
Beglau. Vernesa Berbo.
Stephan Bissmeier. Dejan
Bućin. Christoph Finger.
Christina Geiße. Bernd
Grawert. Philipp Hochmair.
Peter Jordan. Mirco Kreibich. Daniel Lom­­matzsch.
Dominik Maringer. Axel
Olsson. Rainer Piwek. Jaak
Prints. Valentin Richter.
Toini Ruhnke. Günter
Schaupp. Sven Schelker.
Alexander Simon.
Angelika Thomas.
Patrycia Ziolkowska.
Jörg Pohl
Franziska Autzen. Philipp
Becker. Thomas Birkmeir.
Leonie Böhm. Jan Bosse.
Erik Gedeon. Dimiter
Gotscheff †. Gernot
Grünewald. Friederike
Harmstorf. Leander
Haußmann. Christiane
Jatahy. Bastian Kraft.
Anton Kurt Krause.
Anne Lenk. Alia Luque.
Ersan Mondtag. Kornél
Mundruczó. Antú Romero
Nunes. Sebastian Nübling.
Rüdiger Pape. Luk Perceval.
Stefan Pucher. Christopher
Rüping. Ene-Liis Semper
& Tiit Ojasoo. Susanne
Schwarz. Branko Šimić.
Johan Simons. WolfDietrich Sprenger. Jan
Philipp Stange. Jette
Steckel. Nicolas Stemann.
Giacomo Veronesi.
Lars-Ole Walburg.
Junge Regie Alek Niemiro.
Johanna Louise Witt.
Europarat, Par
lamentarische
Versa m m l ung,
Straßburg
Beijing
86
Internationale
Gastspiele
87
Wuzhen
Shanghai
Shizuoka
Tianjin
St. Petersburg
Tallinn
Oslo
Perm
Moskva
Sydney
Edinburgh
Bogotá
Gdańsk
London
Amsterdam
Antwerpen
Gent
Bruxelles
Poznan
Praha
Reims
Das Thalia ist weltweit unterwegs. Regel­mäßig ist es zu Gast bei
renommierten europäischen Festivals wie den Wiener Festwochen,
den Salzburger Festspielen, dem Holland Fes­ti­val Amsterdam,
dem MITEM Festival in Budapest oder dem Festival d’Avignon.
Außerdem sind unsere Produktionen auch zunehmend auf große
Festivals außerhalb Europas eingeladen, wie zum Festival Ibero­
americano de Teatro de Bogotá („Woyzeck“ 2014), dem World
Theatre Festival Shizuoka in Japan („Faust I“ 2014), dem Whuzen
Theatre Festival in China („Nibelungen! Der ganze Ring“ 2015), dem
Sydney Festival („Woyzeck“ 2016), sowie dem Seoul Performing Arts
Festival und dem Baltic House Theatre Festival St. Petersburg
(„Trilogie meiner Familie. Der Marathon Liebe–Geld–Hunger“, 2017)
Salzburg
Strasbourg
Nanterre Paris
Winterthur Linz St.Pölten
Baden Zürich
Fribourg Bern Bolzano
Lyon Genève
Bergamo
Wien
Budapest
Sibiu
Beograd
Avignon
Bucures,ti
Sarajevo
Athina
Um a
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n der
Welt
89
Thalia Lessingtage
Das internationale
Themenfestival
19.– 28. Januar 2018
Seit 2010 finden am Thalia Theater die Lessingtage statt. Der Aufklärer Gotthold Ephraim Lessing, Namensgeber des Festivals, prägte
bereits im 18. Jahrhundert die Literatur- und Theaterszene Hamburgs:
Ein weltoffener, radikaler Querdenker und Vorreiter für unsere heu­
tigen Intellektuellen und Dichter. Als leidenschaftlicher Verfechter
der Streitkultur war er in seiner Zeit bekannt für seinen kompromiss­
losen Geist. Wann immer sich ihm die Gelegenheit bot, mischte er
sich – meist mit Furor – in gesellschafts­
Während der „Lessingtage“ laufen
politische und religiöse Themen ein
am Thalia Theater schlagkräftige
und scheute keinen Widerstand. Lessing war ein Freidenker, ein Ge­dan­ken­­­
Stücke, die sich mit der gesellkreierer, ein früher Ermöglicher des
schaftspolitischen Lage der Gegenkontroversen Austauschs; einer, der
wart auseinandersetzen.
Szene Hamburg
Grenzen überwand, um auf Augenhöhe zu diskutieren. Dabei galt sein
Plädoyer der Toleranz und der Humanität, dem tieferen Verständnis
füreinander, das für ihn erst durch den Konflikt und offenen Austausch ermöglicht wurde. Lessing setzte die Freiheit des Denkens
an die Stelle der Angst und beeinflusste die deutsche Öffentlichkeit
durch seine markanten Schriften und Auftritte.
Das Festival „Um alles in der Welt – Lessingtage“ setzt sich in Gastspielen, Inszenierungen und Diskussionen mit jeweils viru­lenten
gesellschaftspolitischen Themen der Gegenwart auseinander.
Bei den Lessingtagen 2018 – vom 19. bis 28. Januar – liegt der Schwer­
­punkt auf der Beschäftigung mit dem Thema Demokratie und ihrer
aktuellen Gefährdung. In diesem Kontext wird es auch eine neue
Folge der Reihe „Herzzentrum“ geben. Unter dem Titel „Ausnahme­
zustand. Ein Herzzentrum über die Kriegs-und Krisengebiete unse­
rer Welt“ wird sich der Schriftsteller Navid Kermani, ausgehend von
seinen Reportagen, gemeinsam mit dem Thalia-Ensemble mit einer
„Welt im Ausnahmezustand“ auseinandersetzen.
90
Bei den Lessingtagen
zu Gast seit 2010
Ilija Trojanow Deutschland Navid Kermani Deutschland Liao Yiwu
China Auma Obama Kenia Richard Sennett USA Mark Terkessidis
Deutschland Norbert Lammert Deutschland Omar Abusaada &
Mohammad al-Attar Libanon/Syrien Stefan Bachmann Schweiz
Karin Beier Deutschland Nils Berg Deutsch­land Blind Summit
Theatre England Blitz Theatre Group Griechenland Nuran David
Calis Deutschland Frank Castorf Deutschland Die Gruppe Lampedusa feat. Bernadette La Hengst Deutschland Lev Dodin Russland
Yan Duyvendak, Omar Ghayatt, Nicole Borgeat Schweiz/Ägypten
Ensemble Wuatapuy Kolumbien Nurkan Erpulat Deutschland FC
Bergman Belgien Fix&Foxy Dänemark Oliver Frljić Bosnien und
Herzegowina/Slowenien Rodrigo Garcia Spanien Gintersdorfer/
Klaßen Deutschland Rainald Grebe Deutsch­land Gernot Grünewald
Deutschland Nino Haratischwili Deutschland Rosa Yassin Hassan
Syrien Matthew Herbert England Alvis Hermanis Lettland Michael
Höppner Österreich Christiane Jatahy Brasilien Young Jean Lee USA
Meng Jinghui China Andreas Kebel­mann Deutschland Akram Khan
England Stephan Kimmig Deutschland Tang Wai Kit China Malte
C. Lachmann Deutschland Abou Lagraa Frankreich/Algerien Lukas
Langhoff Deutschland Angélica Liddell Spanien Constanza Macras
Deutschland Dominik Maringer & Sachiko Hara Deutschland JeanLouis Martinelli Frankreich Stefan Marx Deutschland Andriy May
Ukraine Christophe Meierhans Schweiz Andrej Mogutschi Russland
Stefan Moscov Bulgarien Cristina Moura & Enrique Diaz Brasilien
Kornél Mundruczó Ungarn Boris Nikitin Deutschland Sebastian
Nübling England/Deutschland/Estland Nicole Oder Deutschland
Teater NO99 Estland Jarg Pataki & Viola Hasselberg Deutschland
Luk Perceval Russland Claus Peymann Deutschland René Pollesch
Deutschland Pascal Rambert & Éric Méchoulan Frankreich Milo Rau
Deutschland Falk Richter & Nir de Volff/ TOTAL BRUTAL Deutschland
Yael Ronen Deutschland Harold Rubin Israel Roland Schimmel­
pfennig Österreich Peter Scholl-Latour Deutschland Branko Šimić
Deutschland Johan Simons Niederlande Armin Smailovic Bosnien
und Herzegowina Kristian Smeds Finnland Vladimir Sorokin
Russ­land Nicolas Stemann Deutschland Franz von Strolchen
Deutschland Michael Thalheimer Deutschland Wim Vandekeybus
Belgien Peter Verhelst & Oscar van Rompay Belgien Roger Vontobel
Deutschland Najem Wali Irak Günter Wallraff Deutschland Gilles
Welinski Frankreich Lin Zhaohua China Arie Zinger Deutschland
91
Toleranz und Gewalt
Über das Verhältnis
von Religion und Politik
Auszug aus der Rede
von Bundestagspräsident
Norbert Lammert
zur Eröffnung
der Lessingtage
am 29. Januar 2017
Zum Thema Toleranz im Kontext von Religionen ist von Lessing alles
Notwendige gesagt: „Der rechte Ring war nicht erweislich, fast so
unerweislich wie uns jetzt der rechte Glaube“. Besseres, Klügeres
gibt es dazu nicht zu sagen, jedenfalls nicht von mir. Deshalb werde
ich über Gewalt reden und über Politik und über Religion, die sich der
Politik ebenso gerne und häufig schamlos bedient wie diese der
Religion und beide der Gewalt, um ihre jeweiligen Gestaltungsan­
sprüche auch gegen Widerstände durchzusetzen.
Das Thema Religion und Gewalt ist ebenso alt wie aktuell. Es fehlt
nicht an Anlässen, über die heimliche wie unheimliche Verbindung
von Religion und Gewalt nachzudenken und dabei auch die Rolle der
Politik gegenüber Religion und Gewalt in den Blick zu nehmen, die
auch und gerade in Gesellschaften des 21. Jahrhunderts immer häu­
figer als schreckliches Bündnis auftreten. Die Literatur befasst sich
mit diesem Thema, seit es sie gibt. Die großen Mythen, die älteren
Texte der Kulturgeschichte handeln von Göttern und Menschen, von
Liebe und Gewalt, von Krieg und Frieden im Götterhimmel wie beim
irdischen Bodenpersonal. Die Bibel beginnt bekanntlich im Alten
Testament mit der Schöpfungsgeschichte. Auf die Vertreibung aus
dem Paradies folgt die Ermordung Abels durch seinen Bruder Kain.
Vielleicht ist dieser Eintritt von Gewalt in die Menschheitsgeschichte
überhaupt der harte Kern der Vertreibung aus dem Paradies, einem
Paradies, das die Menschheit seitdem verzweifelt sucht und mit gut
gemeinten wie untauglichen Mitteln wiederzugewinnen hofft.
92
93
Politik und Religion sind zwei ganz unterschiedliche, aber bedeuten­
de, formell wie informell mächtige, rechtlich oder faktisch bindende
Gestaltungsansprüche gegenüber einer Gesellschaft und ihren Mit­
gliedern. Nach meinem Verständnis ist eine der wesentlichen Auf­
gaben der Politik wie der Religion der Versuch der Domestizierung
von Gewalt: entweder durch Sinngebung wie in der Religion – durch
Vermittlung gültiger oder jedenfalls für allgemeingültig erklärter
zeitlos verbindlicher Werte, in der Erwartung, dass sie das Verhalten
der Mitglieder einer Gesellschaft nachhaltig und verlässlich prägen
– oder wie in der Politik: durch Strukturen und Institutionen, welche
die Anwendung von Gewalt bei der Austragung von Interessen ver­
hindern oder jedenfalls vermeiden sollen. Religion ist der ältere, Po­
litik der jüngere Versuch in der Menschheitsgeschichte, Gewalt zu
domestizieren. Beide sind damit offenkundig nicht durchgreifend
erfolgreich gewesen. Hinsichtlich der Gewalt ist die Religionsgeschich­
te wie die politische Geschichte eine Geschichte des Scheiterns.
erheblichen Ernüchterung und zu einer wesentlich höheren Recht­
fertigungslast gegenüber jeder auch und gerade staatlicher Gewalt
geführt haben, als dies über Jahrhunderte zuvor der Fall ge­wesen
sein mag. Aber die ganze Wahrheit ist wohl, dass es zu den Uner­
gründlichkeiten der menschlichen Natur gehört, dass solche Trau­
mata irgendwann wieder aufgebraucht sind und dass sich in der
Abfolge von Generationen bestenfalls Erfahrungen im Gedächt­nis
der Menschheit speichern lassen, aber keinesfalls gesicherte Ver­hal­
tensmuster. Anders wäre völlig unerklärlich, warum ausgerechnet
das zivilisierte Europa, ausgerechnet Deutschland, ausgerechnet
das 20. Jahrhundert bislang beispiellose Gewaltexzesse in staatlicher
Regie gesehen haben.
Vieles, was uns heute bei den abendlichen Fernsehnachrichten ent­
setzlich neu vorkommt, ist entsetzlich alt und in allen großen Reli­
gionen der Welt über Jahrhunderte tradiert worden. Der Begriff
Um­sturz findet sich in Luthers Bibelübersetzung zum ersten Mal bei
seiner Übersetzung des Buches Exodus, als Gott Mose mit auf den
Weg gibt, sich gegen die fremden Völker und ihre Götter ablehnend
zu verhalten: „Ihre Altäre sollst du umstürzen und ihre Steinmale zer­
brechen und ihre heiligen Pfähle umhauen, denn du sollst keinen
anderen Gott anbeten.“ Der erste Umsturz, von dem Luther in seiner
Sprache als Auftrag an das Volk Israel berichtet, ist die Aufforderung
zu einem Religionskrieg. Das Verständnis der radikalen Folgsamkeit
gegenüber dem einen einzigen Gott begreift sich gleichzeitig als
Legitimation zur Zerstörung der Anbetungsorte von Andersgläubigen.
Und die Leviten, die beim Tanz der Israeliten um das goldene Kalb dem
Befehl von Mose folgten, erschlugen nach diesen Berichten in einer
Nacht 3000 ihrer Verwandten und Freunde, weil sie Gott beleidigt
hatten.
Nun kann man und sollte man auch, bei einer freundlicheren Wahr­
nehmung der historischen Lektionen, die wir inzwischen mindes­
tens zur Kenntnis genommen, wenn nicht gelernt haben, mit einer
gewissen Berechtigung sagen, dass die Erfahrungen von Verwüstung
und Tod, das Trauma völliger Friedlosigkeit, des Ausgeliefertseins an
Willkürherrschaft zumindest in Deutschland und Europa, wenn schon
nicht zu einer Tabuisierung von Gewalt, so doch mindestens zu einer
Religionen handeln von Wahrheiten. Sie definieren Wahrheitsan­
sprüche. Der Anspruch auf Wahrheit schließt Abstimmungen aus.
Mehrheiten können über Wahrheiten nicht befinden. Ob eine Bot­
schaft wahr ist, darüber kann man möglicherweise auf ganz unter­
schiedliche Weise urteilen. Durch Mehrheit ist der Nachweis der
Wahrheit jedenfalls nicht zu führen. Das gilt leider auch umgekehrt.
Der höchst subjektive Anspruch auf Wahrheit ist durch den Hinweis
auf haushohe gegenteilige Mehrheiten in einer Gesellschaft nicht
ernsthaft gefährdet. Politik handelt nicht von Wahrheiten, sondern
von Interessen. Der moderne Politikbegriff beruht gerade­zu auf der
Bestreitung ewiger Wahrheiten. Was gelten soll, muss Zustimmung
finden. Maßstab allgemeiner Geltung ist die Mehrheit. Was die Mehr­
heit beschließt, gilt – auch wenn es nicht wahr ist oder jedenfalls un­
abhängig davon, ob es wahr ist. Seit wenigen Tagen haben wir dafür
auch einen erstaunlichen neuen Begriff: „alternative Fakten“. Und was
gelten soll, gilt auch nur so lange, bis eine andere Mehrheit etwas
anderes beschließt. Insoweit ermöglicht Politik die Integration des
Unvereinbaren in einer Gesellschaft – allerdings unter der Bedingung
der unverrückbaren Geltung von Regeln, nicht von Wahrheiten.
Das Thema wird noch komplizierter durch die Einsicht, dass der
moderne Politikbegriff ohne den Beitrag der Religionen gar nicht
zustande gekommen wäre. Die Unantastbarkeit der Menschenwürde
ist selbstverständlich keine Verfahrensregel, sondern ein nicht be­
weisbares, nur behauptetes Prinzip, ein Wahrheitsanspruch. Der
schönste und wichtigste Satz unseres Grundgesetzes, „die Würde
des Menschen ist unantastbar“, ist offensichtlich kein empirischer
Befund; als solcher wäre er falsch. Er formuliert ein Prinzip als ver­
fassungsrechtliche Norm. Und dieses Prinzip verdankt sich der
U NO Gene
ralversamm
lung, New Y
ork City
Ko m m u n i s
ti sche Part
ei Frankrei
chs, Paris
95
jüdisch-christlichen Tradition der Vorstellung vom Menschen als
Ebenbild Gottes. Jürgen Habermas, der den Friedenspreis des
Deutschen Buchhandels erhalten hat, hat sich damals bei seiner
Dankesrede selbst als einen „religiös unmusikalischen Menschen“
vorgestellt und hat schon zwei Jahre zuvor, 1999, in einem sehr lesenswerten Gespräch über Gott und die Welt unter genau diesem
Titel folgende Einsichten formuliert: „Das Christentum ist für das
normative Selbstverständnis der Moderne nicht nur eine Vorläufer­
gestalt oder ein Katalysator gewesen. Der egalitäre Universalismus,
aus dem die Ideen von Freiheit und solidarischem Zusammenleben,
von autonomer Lebensführung und Emanzipation, von individueller
Gewissensmoral, Menschenrechten und Demokratie entsprungen
sind, ist unmittelbar ein Erbe der jüdischen Gerechtigkeits- und der
christlichen Liebesethik. In der Substanz unverändert ist dieses Erbe
immer wieder kritisch angeeignet und neu interpretiert worden.
Dazu gibt es bis heute keine Alternative.“ Soviel übrigens auch zur
Spurensuche der Urheberschaft für die Behauptung der Alternativ­
losigkeit zeitgenössischer Diskurse. Aus dieser Norm folgen Regeln,
die für allgemein verbindliche Entscheidungen die Legitimationsgrundlage darstellen und auf dem Ausschluss von Wahrheitsan­sprü­
chen zugunsten von Verfahrensregeln beruhen. Ohne dieses innere
Spannungsverhältnis geht die Beziehung von Interessen und Überzeugungen auf der einen Seite und von Verfahren und Institutionen
auf der anderen Seite nicht auf. Aber weil sie nicht aufgeht, wird
auch die Spannung erhalten bleiben. Das Problem ist nicht ein für
alle Mal gelöst; es wird sich vermutlich auch nicht ein für alle Mal
lösen lassen.
Deshalb muss ich wohl Lessing zum Trotz und Lessing zum Dank
doch noch ein paar Bemerkungen zur Toleranz machen. Toleranz ist
sicher eine der populärsten und zugleich folgenlosesten Begriffe
unserer Zeit. Fragt man Google, was man sich unter Toleranz vorzustellen habe, werden dort fast 10 Millionen Ergebnisse angezeigt.
Das allein ist ein starkes Indiz dafür, dass weder der Begriff unmissverständlich und eindeutig ist noch die damit verbundenen Sachverhalte.
Religionen haben ein ambivalentes Verhältnis zur Toleranz. In der
Lehre vermitteln sie diese; in der Praxis verweigern sie diese – jeden­
falls allzu oft – nach innen wie nach außen. Erst mit der Aufklärung
im 18. Jahrhundert, die ihre wesentlichen Einsichten weitgehend
gegen den erbitterten Widerstand der Kirche durchsetzen musste,
wurde die Freiheit des Christenmenschen als individuelle Freiheit
96
97
des Bürgers im Staat, gegenüber dem Staat und auch gegenüber
den Kirchen reklamiert und durchgesetzt. Die Einsicht der Aufklä­
rung in die Aussichtslosigkeit einer abschließenden Beantwortung
der Wahrheitsfrage hat Demokratie nötig und möglich gemacht.
Ihre Folge war die Trennung von Politik und Religion in zwei eigen­
ständige Verantwortungsbereiche. Das spätere Missverständnis,
beide Bereiche sollten oder dürften möglichst nichts miteinander
zu tun haben, ist freilich ein nicht geringerer Irrtum als die jahrhun­
dertealte Vorstellung, das eine dürfe von dem anderen nicht unter­
schieden werden. Unter den Bedingungen eines aufgeklärten, mo­
dernen Staats- und Gesellschaftsverständnisses sind Toleranz und
Freiheit Geschwister. Die Toleranz ist gewissermaßen der größere
Bruder der Freiheit, die ohne die Bereitschaft zur Toleranz jedenfalls
keine allgemeine Freiheit sein kann, sondern bestenfalls die zum
Standard erhobene Umsetzung von je eigenen Freiheitsvorstellungen,
die für allgemein und zugleich für alle verbindlich erklärt werden. Wer
wirklich individuelle Freiheit will, muss zur Toleranz bereit und in der
Lage sein oder er muss auf Freiheit verzichten.
kaum zu überbietenden Prägnanz verdeutlicht, worum es geht im
notwendigen, ständigen Dialog der Gläubigen und der Ungläubigen
untereinander und miteinander: „Draußen, hinter den Ideen von
rechtem und falschem Tun kommt ein Acker. Wir treffen uns dort.
Das ist die ganze Aufgabe. Aber um diese Aufgabe zu erledigen bedarf es zweier Voraussetzungen: Erstens muss man sich treffen
wollen und zweitens muss man den Acker tatsächlich bearbeiten.“
Wo beginnt Toleranz und wo hört sie auf? Toleranz beginnt immer
mit der Erfahrung des anderen, des anderen Menschen, seiner je­
weils besonderen Eigenart, seiner Veranlagungen, seiner Interessen,
seiner Auffassungen und Meinungen, seiner Ziele und Bedürfnisse.
Toleranz ist eben nicht die schlichte Kenntnis oder Kenntnisnahme,
dass es so ist, wie es ist – und sie ist mehr, als die Duldung des an­
deren, weil es sich ohnehin nicht verändern oder vermeiden lässt.
Toleranz ist Akzeptanz des anderen, die Bereitschaft zu verstehen,
warum es so ist, wie es ist und sich darauf einzulassen, es möglich
werden zu lassen. Toleranz darf allerdings nicht die Legitimation für
Rücksichtslosigkeit sein. Die Grenzen der Toleranz sind spätestens
dann erreicht, wenn es um Anwendung oder Androhung von Gewalt
geht: um Terror, auch Gesinnungsterror, um Diskriminierung oder
Privilegierung, soweit diese nicht in der Sache geboten und begrün­
det sind. Nicht alles, was sich als Toleranz ausgibt, genügt höheren
Ansprüchen. Toleranz ist nicht immer und überall weise. Sie kann
auch dumm sein, blind, bequem, leichtfertig, gefährlich und manch­
mal lebensgefährlich. Deshalb ist es im Namen der Toleranz erlaubt
und manchmal dringend geboten, Intoleranz nicht zu tolerieren.
Der echte Ring ging vermutlich verloren, aber wir ahnen: Wenn es
einen Gott gibt, haben wir alle denselben. Beim bedeutenden isla­
mischen Mystiker Rumi habe ich einen Satz gefunden, der in einer
Man muss sich treffen. Man muss sich bemühen. Und vor allem muss
man es wollen.
F I FA E x e k
utivkom i t
ee, Zü rich
100
A–Z
Abo International An acht Abenden verbinden Menschen aus unter­
schiedlichsten Heimatländern einen Theaterbesuch mit interkul­
turellem Austausch, in­­klu­sive einer speziellen Einführung hinter
den Kulissen. www.thalia-theater.de/abo
101
freiKartE Alle Erst- und Zweitsemester der Hamburger Universitäten
bekommen in den ersten drei Monaten des Wintersemesters
kostenlose Tickets für aus­gewählte Vorstellungen. Mehr unter
www.meinefreikarte.de. Ermäßigungen nach den ersten drei
Monaten ermöglicht die –› Studi-Flat Altona –› S. 110
Aktion 500 Die Rudolf Augstein Stiftung stellt pro Spielzeit bis zu 500 Theater­
karten für junge Menschen unter 18 Jahren mit Migrationshintergrund
zur Verfügung. Mehr Infos auf www.thalia-theater.de/international
Früh-Stücke An ausgewählten Sonn­­t ag­vormittagen im –› Ballsaal geben
Beteiligte aus Schauspiel, Regie, Drama­­tur­gie, Bühnenbild und
Musik ab 11 Uhr Einblicke in aktuelle Produktionen und kommende
Premieren. Das Frühstücksbuffet ist ab 10 Uhr geöffnet.
Ballsaal Im Foyer des –› Thalia in der Gaußstraße finden u.a. die –› Früh-Stücke,
Premierenparties, Einführungen oder Nach­gespräche statt.
Vor und nach den Vor­stellungen gibt es auch kleine Speisen und
Getränke –› Gastronomie. Seit November 2015 wird der Ballsaal
von Mittwoch bis Freitag zur –› Embassy of Hope.
Führungen In 1½ Stunden lernen Sie die Welt des Theaters kennen: Bühne,
Unterbühne, Schnürboden, die Thalia Werkstätten und Interessantes
über die Entstehung einer Inszenierung sowie über die Geschichte des
traditionsreichen Hauses am Alstertor. Termine im Monats­spielplan,
Gruppen-Führungen unter T: 040.32814-139
Blog Auf unserem Premieren- und Festivalblog schreiben junge Theater­
begeisterte über ihre Thalia-Besuche unter thalia-theater.de/blog
Gastronomie Das Restaurant –› Weltbühne und die Theaterbar –› Nachtasyl
vers­orgen die Gäste im Großen Haus vor und nach den Vorstellun­gen.
Im –› Thalia Gaußstraße verköstigt Sie das Restaurant –› Mehl, im –› Ball­
saal werden Sie mit Geträn­ken und arabischen Köstlichkeiten bewirtet.
Boy-Gobert-Preis Die Körber-Stiftung zeichnet besonders vielversprechen­
de junge SchauspielerInnen Ham­bur­ger Sprechbühnen aus. In den
letzten Jahren ging der Preis u.a. an die Thalia-Ensemblemitglieder
Lisa Hagmeister, Mirco Kreibich, Julian Greis und Birte Schnöink.
Dialoge Das Thalia Theater beschäftigt sich in vielfältiger Weise mit gesell­
schaftspolitisch relevanten Themen zwischen Geist und Macht,
Kunst und Politik. Regelmäßig finden Diskussionen und Nach­
gespräche mit dem Ensemble und Vertretern aus Politik, Wirt­
schaft und Kultur statt, oder Diskursformate wie –› SPIEGELGespräche live im Thalia, –› Streit.Bar – Bücher der Gegenwart .
Einführungen Regelmäßig bietet die Dramaturgie eine halbe Stunde vor
Vorstellungsbeginn kostenlose Einführungen im –› Mittelrangfoyer
an. Termine finden Sie im monatlichen Spielplan.
Embassy of Hope: Meet the new neighbours Seit November 2015 gibt es Mi–Fr
15 –19 Uhr in der Gaußstraße das „Embassy of Hope – Café Internatio­
nal“. Tee und Kaffee für alle, freies WLAN, Computer, deutsche Sprach­
runden, Rechtsberatung, Konzerte, Filme, Theaterworkshops, gemein­
sames Kochen – ein beliebter Ort, um sich zu treffen und sich besser
kennenzulernen. –› S. 33 und www.thalia-theater.de/embassyofhope
Hotels Vom Luxuswochenende in Hamburg bis zum Festivaldauergast:
Unsere Hotelpartnerschaften eröffnen für jeden Geschmack und Geld­­
beutel besondere Angebote. Mehr unter thalia-theater.de/hotels
jung&mehr bietet mit der Reihe „Thalia Treffpunkt“ Kurse, Gruppen, und Work­­shops für Jugendliche und andere Interessierte, die selbst Theater
spielen oder mehr über die Arbeit am Theater erfahren möchten.
„Thalia und Schule“ öffnet Schülergruppen und Lehrern mit zahl­
reichen Angeboten Wege ins Thalia. Mit „Thalia mobil“ kommen wir
in die Schulen und spielen bei Ihnen unsere Klassenzimmerstücke.
Körber Studio Junge Regie Das Nachwuchsfestival des Thalia Theaters, der
Körber-Stiftung und der Theaterakademie Hamburg unter der Schirm­
herrschaft des Deutschen Bühnenvereins lädt Talente der deutsch­
sprachigen Regiehochschulen sowie eine internationale NachwuchsProduktion ins –› Thalia in der Gaußstraße ein. Das Festival gilt
deutsch­landweit als Sprungbrett für junge Theaterschaffende.
Mehl Im Restaurant neben dem –› Thalia in der Gaußstraße gibt es Pizzen
und eine Bar, die bis in die Nacht Drinks serviert.
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einem Kulturhighlight – alleine oder zu zweit.
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103
Metropolregion Thalia-SchauspielerInnen geben in der Metropolregion mit
Gastspielen an verschiedenen Orten einen Einblick in den ThaliaSpielplan. Die Programmreihe Thalia Kulturlandschaften wurde 2014
prämiert als „Ausgezeichneter Ort“ („Deutschland – Land der Ideen“).
Mittelrangfoyer Diskutieren und feiern Sie mit anderen ZuschauerInnen,
RegisseurInnen und dem Thalia-Ensemble – geöffnet bei Premieren­
feiern, für –› Einführungen, Podiumsdiskussionen und in den Pausen.
Genießen Sie die Bewirtung durch die –› Weltbühne.
Nachtasyl Die Bar unter dem Dach des Thalia lädt alle ein: Publikum, Ensemble
und MitarbeiterInnen des Thalia – zu Parties, Clubs, Konzerten,
Lesun­gen, zu Inszeniertem und Improvisiertem. Barbetrieb täglich
ab 19 Uhr, www.thalia-theater.de/nachtasyl; www.nachtasyl.de
Programmhefte Zu Vorstellungen, im Kunden­zentrum und an der Tageskasse
erhalten Sie Programmhefte mit Hintergrundinformationen.
Soziale Medien Neben der Kommentarfunktion unserer –› Website sind sie der
direkteste Weg, um uns intensiver kennenzulernen. Share, comment,
like – auf Facebook, Instagram, Twitter, YouTube und unserem –› Blog
SPIEGEL-Gespräche live im Thalia DER SPIEGEL und das Thalia Theater
dis­kutieren mit hochkarätigen Gästen aus Kultur und Politik über
aktuelle Themen. Mehr auf –› S. 35
Streit.Bar – Bücher der Gegenwart will eingreifen – in den Diskurs der städ­t­i­schen Öffentlichkeit und die aktuelle Debatte. Es wird über Bücher
diskutiert, die Aufklärung versprechen und Position beziehen. –› S. 35
Thalia Campus ist das Festival für Studierende. Zwei Wochen lang gibt es die
Stücke im Thalia Theater und im Thalia Gaußstraße für 5 Euro zu sehen.
Begleitend zu den Inszenierungen finden kostenlose Workshops
statt, die von Theaterprofis aus allen Abteilungen geleitet werden,
sowie exklusive Führungen, Einführungen und Nachgespräche.
Thalia Freunde profitieren von exklusiven Vorteilen: beste Premierenplätze,
Proben- und Backstage-Besuche. Fördern Sie das Thalia ab 200 € pro
Jahr, Junge Freunde bis 30 Jahre sind mit 1 € pro Lebensjahr dabei.
Mehr Infos: www.thalia-freunde.de
104
Thalia in der Gaußstraße Unsere Spielstätte in Altona: Junges, politisches
oder experimentelles Theater wird auf der Studiobühne und in der
Garage aufgeführt, im –› Ballsaal finden die –› Früh-Stücke, die
–› Embassy of Hope und Sonderveranstaltungen statt.
Thalia International Mit unterschiedlichen Programmen wie –› Abo Inter­­­na­tional, –› Aktion 500, Projekten von –› jung&mehr und durch –› Über­
titel schafft das Thalia Raum für Interkulturalität. Die weltoffene Viel­
sprachigkeit bildet sich in internationalen Koproduktionen ab. Zentrum
dieser Idee ist das Festival –› „Um alles in der Welt – Lessingtage“. Außer­
dem gehen Thalia-Produktionen auf internationale Gastspielreisen.
Theaterakademie Gemeinsam fördern die Theaterakademie und das Thalia den
Theaternachwuchs. Regiestudierende zeigen Ab­schlussarbeiten in
der Gaußstraße, Schauspielstudierende wirken in Produk­tionen mit
und Thalia-RegisseurInnen inszenieren mit dem Abschlussjahrgang
der Schauspielstudierenden eine Produktion.
Tourismus Das Thalia Theater ist begehrter Touristikpartner und bietet
beson­dere Preise für Großgruppen und Partnerhotels mit günstigen
Tarifen –› Hotels. Kontakt: [email protected]
Übertitel / Surtitles Für unser internationales Publikum bieten wir mindestens
einmal im Monat eine Vorstellung mit englischen Über­titeln an.
Um alles in der Welt – Lessingtage Das internationale Festival mit vielen
Gastspielen findet jeweils Ende Januar/Anfang Februar statt und
widmet sich der Idee einer interkulturellen Gesellschaft. –› S. 88
Universität In der Reihe „Theater und Universität im Gespräch“ im –› Thalia
in der Gaußstraße in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Ortrud Gutjahr
(Universität Hamburg), sowie in der Wissenschaftstalkshow „Wahn­
sinn trifft Methode“ im –› Nachtasyl, treten Wissenschaft und
Theater in produktiven und anregenden Austausch.
Website Auf www.thalia-­theater.de geben Texte, Fotos und Videotrailer Ein­
drücke von Inszenierungen, Ensemble und Regie. Außerdem finden
Sie Texte und Videoaufzeichnungen von Podiumsdiskussionen und
anderen Veranstaltungen, Reden und Veröffentlichun­gen. Sie
können Kommentare schreiben oder Karten im Webshop kaufen.
Weltbühne Restaurant mit Wiener Kaffeehaus-Atmosphäre im Gebäude
des Thalia Theaters. Reservierung unter T: 040.30 39 32 50
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105
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106
jung&mehr
Thalia Treffpunkt Theater – sehen, machen, kennenlernen. Der Thalia Treff­
punkt versteht sich als Theater der Zuschauer: Für Jugendliche,
Auszubildende und Studenten, für Berufstätige und Senioren. Die
Mitwirkenden werden zu Autoren, Darstellern und Produzenten.
Sie können hier Ideen, Vorstellungen und Entwürfe diskutieren und
auf die Bühne bringen, sich dabei an Stücken und Themen des ThaliaSpielplans orientieren. In den Gruppen, Workshops und Kursen lassen
sich unter Anleitung eigenschöpferische Ausdrucksmöglichkeiten
entwickeln. Die Szenenfolgen und Stücke werden dann im Laufe der
Spielzeit gezeigt: Im Nachtasyl und im Thalia in der Gaußstraße oder
unterwegs an öffentlichen Orten in der Stadt. Unsere Angebote
beginnen ab September 2017 und finden regelmäßig bis Juli 2018
statt. Jeden Monat starten neue Projekte zu Schauspiel, Sprache,
Improvisation und Performance, zu Dramaturgie und Regie, zu
Bewegung, Tanz und Musik, zu Bühnenbild und Ausstattung. Die
Projekte werden geleitet von Schauspielern, Theaterpädagogen,
Regisseuren, Dramaturgen und anderen Theaterprofis.
Thalia und Schule Diese Reihe eröffnet Schülern aus Grundschulen, Stadt­
teilschulen und Gymnasien den Zugang zum Medium und zur
Kunstform Theater. Wir wollen konkrete Begegnungen zwischen
Schülern und Theatermachern fördern! Bei den unterschiedlichsten
Formen der Vor- und Nachbereitung von Stücken berücksichtigen
wir Methoden des darstellenden Spiels und andere handelnde Um­
gangsformen, die der Theaterpraxis entnommen sind. Eine Theater­
pädagogik als ästheti­sche Bildung für Schulen, die über die rein
kognitiv-intellektuelle Ebene hinausgeht, hilft, den Rahmen von
Schule deutlich zu erweitern. – Wir kommen in die Schule. Die Schüler
kommen zu uns. Theater wird Lern- und Erfahrungsort für Schüler.
Wir stellen darüber hinaus Mate­rialien zur Verfügung, die Themen
vorbereiten, Hintergrundinformationen und Unterrichtshilfen an
die Hand geben. Wir bieten: TUSCH- und Tandem-Partnerschaften,
Schülervorstellungen, Schülertage, Schüler- Botschafter, ermäßigte
Schüler- und Lehrerkarten, Lehrer Lounges, Lehrerfortbildungen
und vieles mehr rund ums Theater für Schulen.
107
Mobile Produktionen für Schulen (Klassenzimmerstücke)
Chica Chica von Maarten Bakker Ab Klasse 7 Tess ist Deutsche, hat ein loses
Mundwerk und einen Freund. Imra ist Türkin, trägt ein Kopftuch und
hat eine eigene Meinung. Im Streit um Kopftücher, Jungs, Glauben
und Sex kommen sie sich näher.
Das ist Esther von Christiane Richers Ab Klasse 8/9 Mary Ann ist mit ihrer
Großmutter, der Holocaust-Überlebenden Esther Bauer, von New
York nach Hamburg gekommen und begleitet sie auf einer Vortrags­
reihe durch Hamburger Schulen. Als die Großmutter einen Schwäche­­
anfall erleidet, springt Mary Ann für sie ein. Sie erzählt von Esther
und von sich. Im Gepäck: Fotos und O-Töne ihrer Großmutter.
Die erstaunlichen Abenteuer der Maulina Schmitt – Mein kaputtes Königreich von Finn-Ole Heinrich Ab Klasse 4/5/6 Paulina Schmitt zieht
mit ihrer Mutter in eine Neubausiedlung. Sie vermisst ihr altes
Zuhause, das Königreich „Mauldawien“. Hat ihr Vater sie verbannt?
In guter Maulina-Manier – ihre Wutausbrüche und Maulattacken
sind legendär – beschließt sie, „Mauldawien“ zurückzuerobern.
Maulina erlebt Trennung, Verlust und Einsamkeit, aber sie begegnet
den Situationen mit Fantasie, Ehrlichkeit und Mut.
Jugendfestivals
Unart ist ein Performance-Wettbewerb für 13-bis 19-jährige Jugendliche.
Gesucht werden 15-minütige Crossover-Projekte verschiedener
Künste, die die eigene Lebenswirklichkeit thematisieren. Eine Jury
wählt die Gewinner-Gruppen aus, die sich Anfang 2018 beim Ham­
burg-Finale im Thalia in der Gaußstraße präsentieren. Infos unter
www.unart.net Unart ist eine Initiative der BHF-BANK-Stiftung.
tms Hamburger Schultheaterfestival Frühjahr 2018 Das dreitägige Festival
der Klassen 1 bis 6 bietet kurze Stücke auf Grundlage von Bilder-,
Märchen- und Kinderbüchern, eigenen Improvisationen sowie Tanz,
Bewegung und Musik.
Grenzgänger-Festival Sommer 2018 Mit Musik, Tanz, Choreographien, in
Theaterstücken und Performances zeigen junge Leute aus dem Thalia
Treffpunkt und Gastgruppen, was sie bewegt und interessiert.
TUSCH - und Tandem-Festival April/Mai 2018 Das Festival der Thalia-Partner­
schulen präsentiert Ausschnitte aus Schüler-Inszenierungen und
andere szenische Ergebnisse aus dem laufenden Schuljahr.
Kontakt Herbert Enge (Leitung), Anne Katrin Klinge, Judith Mannke
(Theaterpädagoginnen), Petra Urbanski (Organisation und Büro)
T: 040.32814-139 Fax: 040.32814-204 [email protected]
108
EINE PRODUKTION DES ALTONAER THEATERS
URAUFFÜHRUNG
BUCH CHRISTIAN GUNDLACH UND CRAIG SIMMONS
LIEDTEXTE UND MUSIK CHRISTIAN GUNDLACH
NACH DEN COMICS VON RALF KÖNIG
REGIE HARALD WEILER AUSSTATTUNG LARS PETER MUSIKALISCHE LEITUNG CHRISTIAN GUNDLACH
26. JULI BIS 13. AUGUST 2017 IM THALIA THEATER
TICKETS UNTER 040. 32 81 44 44
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040. 450 118 676
SOWIE AN ALLEN BEKANNTEN VVK-STELLEN UND UNTER FUNKE-TICKET.DE UND THALIA-THEATER.DE
EINE PRODUKTION DES ALTONAER THEATERS IN ZUSAMMENARBEIT MIT STAGE ENTERTAINMENT. DER THALIA
SOMMER IST EINE KOOPERATION DES ALTONAER THEATERS, DES THALIA THEATERS UND DER FUNKE MEDIA GMBH.
BÜCHER ERHÄLTLICH IM ROWOHLT VERLAG.
Cam p
us ■
ILLUSTRATION: RALF KÖNIG
Angebote für Studierende:
- Bereits im Vorverkauf beste Plätze für 10 € (Premieren &
Sonderveranstaltungen 15 €) für Studierende bis 30 Jahre
- StudiFlat Altona –› S. 110
- freiKartE für Erst- und Zweitsemester –› S. 101
-Kartenverkauf & persönliche Beratung am
Uni-Stand im Phil-Turm: Di 12–14 Uhr
- Theaterfestival „Thalia Campus“ für Studierende –› S. 103
- Regelmäßige Workshops zum Mitmachen –› S. 106
109
Service
Karten T: 040.328 14-444
www.thalia-theater.de
theaterkasse@
thalia-theater.de
Adressen Thalia Theater Alstertor, 20095 Hamburg T: 040.328 14-0 Thalia in der
Gaußstraße Gaußstraße 190, 22765 Hamburg www.thalia-theater.de
Öffentliche Verkehrs­mit­tel Eintritts­karte und FestAbo-Ausweis gelten am
Veranstaltungs­t ag vor und nach der Vorstellung als Fahr­karte im
Gesamtbereich des HVV für alle Verkehrs­mittel (auch AKN, Metronom,
Regionalbahn, Schnellbus). Haltestellen Thalia Theater U/S Jungfern­
stieg, U Rathaus & U Möncke­bergstr. Thalia Gaußstraße ab S-Bahnhof
Altona Metrobus 2 bis Haltestelle Gaußstraße
Karten Tageskasse Mo bis Sa 10 bis 19 Uhr; Sonn- und Feiertage 16 bis 18 Uhr.
Telefon 040.328 14-444 Fax 040.328 14- 212 E-Mail theaterkasse@
thalia-theater.de Gruppenbestellungen 040.32814-422 Die Abendkasse ist ab 1 Stunde vor Vorstellungsbeginn geöffnet. Der vor­
gezogene Vorverkauf (VVVK) beginnt an den ersten Werktagen im
August und Dezember für aus­­gewählte Vorstellun­gen im Großen
Haus. Am ersten Werktag jeden Monats geht das Programm des
Folgemonats und der darauf fol­gen­den 10 Tage in den Vor­ver­kauf.
Zahlung per EC-/Kreditkarte ist mög­lich.
Online Passbook- und Print@Home-Tickets sind bis 1 Stun­de vor der Vor­
stellung unter www.thalia-theater.de erhältlich. Zahlung per Kredit­
karte, Sofortüberweisung.de oder PayPal. Für Smartphones ist ein
mobiler Webshop verfügbar. Karten für Eigenveranstaltungen des
Nachtasyl unter www.tickets.de
Monatsspielplan kostenlos per Post bestellen unter
[email protected] oder T: 040.32814-444.
Newsletter per E-Mail anmelden unter www.thalia-­theater.de für
Infor­ma­­tionen zum Spielplan und Tipps rund ums Thalia.
Thalia schenken Karten, Abos, ThaliaCards auch zum Verschenken:
Gutscheine an der Tageskasse, im Kundenzentrum oder unter
www.thalia-theater.de
110
Barrierefreiheit Vor dem Thalia Theater befinden sich 2 Be­hinder­ten­park­
plätze. Bitte melden Sie sich beim Vorderhaus­perso­nal oder über den
roten Knopf am Eingang; wir begleiten Sie gern zum barrierefreien
Zugang neben dem Restaurant Weltbühne. Die Barrierefreiheit wurde
geprüft und zertifiziert. Alle Infos unter www.hh-barrierefrei.de
Höranlagen An der Garderobe (Parkett rechts) erhalten Sie kostenlose Hör­
hilfen. Das Thalia Theater verfügt auch über eine Induktionsschleife.
Parkrabatt Im Cityparkhaus: 6 Stunden für 5 €. Zufahrt über Rosenstraße
oder Raboisen; die Aus­f ahrt ist jederzeit möglich. Entwertung des
Tickets im Thalia-Foyer.
Ermäßigungen
Karten für Schüler, Studierende, BFD bis 30 Jahre bereits im Vorverkauf für
10 € (Premieren & Sonderveranstaltungen 15 €). Karten für ALG I- und ALG IIEmpfänger 8 € (Premieren und Sonderveranstaltungen 15 €). Menschen mit
Schwerbehinderung ab 50% sowie die ggf. auf dem Ausweis vermerkte Be­
gleitung erhalten 50% Ermäßigung. Rollstuhlfahrer und ihre Begleitung
zahlen vergünstigte Preise.
Gruppen Bei einer Buchung von mindestens 10 Karten pro Vorstellung sitzen
Gruppen in der nächsthöheren Platzgruppe.
FamilienCard Für 15 €. Gültig für eine Spielzeit im Thalia, Staatsoper, Schau­
spielhaus. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre zahlen 7 €. Bis zu
zwei begleitende Erwachsene erhalten eine Ermäßigung von 10%.
Studi-Flat Altona Gültig für Studierende von Januar bis Saisonende. Alle Vor­
stellungen im Thalia in der Gaußstraße (ausgenommen Premieren
und Sonderveranstaltungen) für einmalig 25 Euro
freiKartE Vom 1.10. bis 30.12. erhalten Inhaber der freiKartE (Erst­- und Zweitsemester) eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn Freikarten!
Kulturleben Hamburg e.V. vermittelt Eintrittskarten an Menschen mit ge­
ringen Einkünften. [email protected], T: 0800.018 01 05
Hamburger Kulturschlüssel Viele Menschen können oder möchten nicht allein
ins Theater gehen. Der Kultur­schlüssel vermittelt Begleiter und Frei­
karten. Anmeldung: [email protected], T: 040.412 63 00 32
111
Abos
Abonnementbüro/Kundenzentrum Hier beraten wir Sie gern. Mo bis Fr 10
bis 18 Uhr, Tel. 040.328 14-433. E-Mail [email protected].
Vorstellungen
Abos
B-PremierenAbo 9
FestAbo Fr bis Sa Abend 8
FestAbo So bis Do Abend 8
FestAbo Versch. Tage (VTG) 8
FestAbo Sa & So Nachmittag 8
FestAbo Sonntag 17 Uhr 8
JugendFestAbo 8
WahlAbo So bis Do Abend
6
SuperWahlAbo Fr bis Sa Abend 6
JugendWahlAbo 6
Das Paket Oper, Ballett, Thalia 6
FirmenAbo
4
6PackAltona
6
A 315,-- 224,-- 190,-- 190,-- 146,-- 146,-- 116,-- 174,-- 225,-- / 240,--
104,--
84,--
B C D
225,-- 162,-- 117,-172,-- 136,-- 9 4,-138,-- 108,-- 74 ,-138,-- 108,-- 74 ,-118,-- 88,-- 52,-118,-- 88,-- 52,-76,-- 60,-- 5 6,-126,-- 93,-- 60,-162,-- 117,-- 7 2,-/ 45,-- /
/ / /
/ / /
/ / /
Festabonnement Sie sehen die Stücke in der Regel im 1. Jahr ab der Premiere. Ihr
Berater wählt mit Ihnen Ihre garantierten Plätze aus. Zu Beginn der
Saison erhalten Sie alle Termine; halbjährlich liefern wir Ihnen die
konkreten Stücke. Ihre Karten sind bis zu 48% günstiger als im Einzel­
kauf und Ihr Abo-Ausweis ist auch ein HVV-Ticket vor und nach jeder
Aufführung. Jederzeit ins Abo einsteigen: Ein Abo startet traditionell
im Septem­ber und enthält 8 Theaterabende. Der Einstieg ist jedoch zu
jedem Zeit­punkt möglich: Im Dezember: Sie sehen noch 6 Vor­
stellungen. Im Fe­bruar: Sie sehen noch 4 Vorstellungen. Der Preis wird
prozentual angepasst.
WahlAbo Sie suchen sich selbst 6 Vorstellungen aus oder gehen 3 Mal zu
zweit oder 1 Mal zu sechst ins Theater. Dabei sparen Sie bis zu 41%.
6PackAltona Sie suchen sich selbst 6 Vorstellungen in der Gaußstraße aus oder
gehen 3 Mal zu zweit oder 1 Mal zu sechst ins Theater. Dabei sparen Sie
bis zu 36%.
ThaliaCard Ein Jahr halber Preis. Gültig für bis zu 2 Pers. in allen Stücken (außer
A-Premieren und Sonder ­ver­an­staltungen), Einstieg jederzeit. Nur 100 € !
Firmenabo 4 Theaterabende mit Kollegen in der besten Platzgruppe inkl.
Programmheft zu 104 €. Buchbar ab 20 Personen
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Kontakt
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Plätze&Preise
Thalia Theater, Alstertor, 20095 Hamburg
Telefon 040.328 14-0 & Fax 040.328 14-201
Intendanz Telefon 040.328 14-101
[email protected]
Kaufmännische Geschäftsführung Telefon 040.328 14-107
[email protected]
Verwaltungsdirektion Telefon 040.328 14-108
[email protected]
Künstlerisches Betriebsbüro Telefon 040.328 14 -104, -105 & -109
[email protected]
Dramaturgie Telefon 040.328 14-131
[email protected]
Kommunikation Telefon 040.328 14-211
[email protected], [email protected]
jung&mehr Telefon 040.328 14 -139
[email protected]
Thalia in der Gaußstraße, Gaußstraße 190, 22765 Hamburg
Telefon 040.30 60 39 -10 & -12
[email protected]
Kundenzentrum Telefon 040.328 14 -444 Fax 040. 328 14 -212
[email protected]
Telefon 040.328 14 -433 Fax 040.328 14 -212
[email protected]
Impressum Herausgeber Thalia Theater GmbH, Alstertor, 20095 Hamburg
Intendant Joachim Lux Kaufmännischer Geschäftsführer
Tom Till Redaktion Dramaturgie; Kommunikation
Fotos Armin Smailovic (Porträts); Luca Zanier / Agentur
Anzenberger („Corridors of Power“, S. 6&7, 84&85, 94, 98&99)
Gestaltung Andreas Brüggmann; Bureau Mirko Borsche
Druck Kabel Druck Redaktionsschluss 20. März 2017
A
B
C
D
E
Parkett Reihe 1 – 11, Logenrang
Parkett Reihe 12 – 16, Mittelrang Reihe 1 – 2
Parkett Reihe 17 – 18, Mittelrang Reihe 3 – 5
Oberrang Reihe 1 – 2, einzelne Plätze im Parkett
Parkett Reihe 19 – 21, Oberrang Reihe 3 – 9, einzelne Plätze im Mittelrang
einzelne Plätze im Mittel- und Oberrang
I
II
III
IV
Preis- und Platzgruppen
Sonntag Nachmittag
So – Do Abend & Sa Nachmittag
Fr – Sa Abend & Sonderpreis Premieren & Sonderpreis A
29,--
38,-- 52,--
74,-- B
22,--
28,-- 40,-- 61,--
C
15,--
20,50
33,--
48,--
D
11,--
14,--
20,--
29,--
E
6,50
7,50
10,-15,--
Thalia Gaußstraße Freie Platzwahl. Vorstellungen 22/10 €, Premieren 28/15 €
Theaterbar Nachtasyl Freie Platzwahl. Preise je nach Veranstaltung
Projektförderer des Thalia Theaters
Partner
Kulturpartner
Medienpartner
Förderer der Lessingtage 2018
K.S. Fischer-Stiftung
Projektförderer der Lessingtage 2018
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