DIE CASHFLOW

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BETRIEBSWIRTSCHAFT
DIE CASHFLOW-KENNZAHLEN
Urs
Baumgartner
Leiter internes
Rechnungswesen,
Basler Zeitung
Für die Beurteilung der Finanzund Ertragskraft einer Unternehmung wird der Cashflow
verwendet. Der Cashflow ermöglicht, Schlüsse über die
Ertragslage, die Liquiditätslage
und vor allem über die Finanzierungsspielräume zu ziehen.
liquiditätswirksamer Ertrag
Dazu gehören: Verkäufe, fakturierter Umsatz.
Der Cashflow ist eine der wichtigsten
Leitgrössen zur Unternehmensführung
und als Kennzahl der Rentabilität oder
dem Betriebsergebnis vorzuziehen. Er
kann auf zwei Arten berechnet werden.
nicht liquiditätswirksamer
Aufwand
Dazu gehören: Abschreibungen,
neue Rückstellungen, neue stille
Reserven.
Die Berechnung des Cashflows
Beide Berechnungsarten führen zum
selben Ergebnis:
liquiditätswirksamer Aufwand
Dazu gehören: Löhne, Material,
Unterhalt/Reparaturen.
nicht liquiditätswirksamer
Ertrag
Dazu gehört: Innenumsatz
CFU
Die Cashflow-Umsatzrate wird
wie folgt errechnet:
Cashflow I x 100
Nettoumsatz
Nettoumsatz
Der Nettoumsatz ergibt sich
durch die Subtraktion der
Erlösminderungen vom
Bruttoumsatz.
1. Direkt (ausgehend vom Umsatz)
liquiditätswirksame Erträge
– liquiditätswirksame Aufwendungen
= Cashflow
Aufwand
(liquiditätswirksam)
Ertrag
(liquiditätswirksam)
Cashflow
2. Indirekt (ausgehend vom Gewinn)
Gewinn
+ nicht liquiditätswirksame
Aufwendungen
– nicht liquiditätswirksame Erträge
= Cashflow
Aufwand
(nicht
liquiditätswirksam)
Gewinn
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■ PRODUKTION&PRINT 4/1999
Cashflow
Ertrag
(nicht
liquiditätswirksam)
Für die Begriffe «liquiditätswirksam» bzw. «nicht liquiditätswirksam»
kann man auch die folgende Faustformel heranziehen:
Cashflow =
Gewinn + Abschreibungen
Besonderheiten
Der Begriff Cashflow (CF) hat Ende der
fünfziger Jahre als Bewertungsmassstab für Aktien in der Finanzwelt Einlass gefunden. Damals erkannte man,
dass der Gewinn oft durch übersetzte
oder ausserordentliche Abschreibungen und Rückstellungen verfälscht
wird. Der CF hat den Vorzug, dass er frei
von Manipulationen der Periodenerfolge ist. Vom CF kann jedoch nicht
auf den Gewinn des Unternehmens geschlossen werden. So kann es in Zeiten
wirtschaftlicher Expansion bei hohen
Investitionen einen rückläufigen Gewinn geben, aber zu einem Ansteigen
des CF kommen.
Auch bei einem Unternehmen, das
vor der Pleite steht, kann durch einen
Investitionsschub die Abschreibung und
somit der CF erhöht werden. Als einzelne absolute Zahl sagt der CF lediglich etwas über seine Grösse aus. Ob der
CF aber genügend ist, wird erst durch
seine Beziehung zu anderen Grössen
zum Ausdruck gebracht, zum Beispiel
im Verhältnis zum Nettoumsatz.
Aufgaben des Cashflows
Die wichtigste Aufgabe des CF ist das
Aufzeigen des Innenfinanzierungspotentials. Er zeigt an, wieviel Mittel
zur Schuldentilgung und für Gewinnausschüttungen erwirtschaftet wurden.
Die Realisierung eines CF ist erforderlich, damit bei Investitionen nicht
zusätzliches Fremdkapital benötigt
wird. Somit kann die Einflussmöglichkeit der Fremdkapitalgeber (zum Beispiel der Banken) auf das betriebliche
Geschehen verhindert werden.
Cashflow kann nicht angespart
werden
Die Meinung, dass der CF (vor allem
die Abschreibungen) eine Geldquelle
darstellt, welche über Jahre angespart
werden kann, ist falsch. Der grösste Teil
des erwirtschafteten CF wird im Laufe
des Jahres schon wieder investiert, ausgeschüttet oder zur Schuldentilgung
verwendet.
Somit ist der CF kein internes
Bankbüchlein, auf das zurückgegriffen
werden kann, wenn die Gewinne ausbleiben.
Ziele des CF
Die Frage, ob es sich auch in Zukunft
weiter lohnt, eine Druckerei zu führen,
oder ob das Kapital besser in andere
Je kapitalintensiver die grafische
Branche wird,
desto mehr muss für die Zukunft
abgeschrieben werden.
Aktivitäten zu investieren ist, lässt sich
mit Hilfe des CF besser beantworten.
Mit Hilfe des CF sind die Unternehmensziele besser planbar. Dabei sind
die folgenden Ziele zu beachten:
– Finanzziel
Unabhängigkeit
– Liquiditätsziel
Zahlungsfähigkeit
– Wirtschaftlichkeitsziel
Gewinn erwirtschaften
Vergleichbarkeit von Unternehmen
Der CF gilt als «die Kennzahl» innerhalb der grafischen Branche. Dabei
dürfen nicht absolute Zahlen, sondern
es müssen Prozentwerte (CFU) miteinander verglichen werden. Wichtig ist
aber auch, dass nur Unternehmen miteinander verglichen werden, die eine
ähnliche Struktur aufweisen.
BETRIEBSWIRTSCHAFT
Berechnung Cashflow-Stufen
CF in Prozent
Gewinn vor Steuern
+/– Rücklagenveränderung
+ Abschreibungen
= Cashflow I
CF-K
urve
Cashflow-Kurve
Marktposition
A
B
C
Die Position eines Unternehmens kann durch Marktposition und CashflowProzent eruiert werden:
A Spezialisierte Druckereien mit hohem Cashflow-Prozent.
B Akzidenzdruckereien, welche im normalen Druckgeschäft tätig sind.
Trotz hohem Marktanteil schauen nur bescheidene Cashflow-Prozente heraus.
C Druckereien mit grosser Marktmacht bestimmen die Preise und erwirtschaften somit höhere Cashflow-Raten.
Es ist ziemlich unsinnig, einen Zeitungsbetrieb mit einer Akzidenzdruckerei zu vergleichen. So ist ein CF
bei einem Zeitungsbetrieb von über
20 % die Normalität. Bei einem Akzidenzbetrieb ist ein CF von über 12 %
schon recht schwierig zu erreichen.
Aber auch innerhalb der Akzidenzbetriebe gibt es enorme Unterschiede.
So können kleine, spezialisierte
Druckereien weit mehr CF-% erwirtschaften als Akzidenzbetriebe, welche
im normalen Druckgeschäft tätig sind.
Berechnung des CF I-III
Gewinn vor Steuern
Aufl. Rücklagen
Abschreibungen
Cashflow I
1997 1998
493 127
0 – 227
842 689
1335 589
Akt. Eigenleistung
0
0
BV Vorräte
–114 – 382
BV Ware in Arbeit –1099 – 823
BV Anzahlungen
0
0
BV Forderungen
– 41 – 41
BV Verbindlichkeiten 827 613
Cashflow II
908 –44
Gewinnausschüttung – 500 – 500
Ein-/Auszahlung EK
0
0
Cashflow III
408 –544
Dieses Beispiel zeigt: Die finanzielle
Situation hätte die Gewinnausschüttung im Jahr 1998 nicht erlaubt.
Der Gewinn vor Steuern konnte nur
erreicht werden, weil Rücklagen aufgelöst wurden.
Ein weiterer Punkt beim Vergleichen von CF ist die sehr unternehmensspezifische Berechnung des Cashflows:
Cashflow-Stufen (CF I-III)
Zur besseren Planung und Überwachung der Unternehmensziele wird
der CF in verschiedenen Stufen abgebildet.
Berücksichtigt werden unter anderem die Bestandesveränderungen (BV)
– siehe Tabelle links.
Die Cashflow-Stufen
CF I (Stufe I)
Der Cashflow I ist der gebräuchlichste.
Er zeigt jedoch nur auf, wie hoch der
Rückfluss an Mitteln war.
CF II (Stufe II)
Beim Cashflow II wird berücksichtigt,
wieviel CF I am Jahresende schon disponiert wurde und daher abzuziehen ist.
CF III (Stufe III)
Nur der Cashflow III zeigt auf, wieviel
Geld noch für Investitionen und Schuldentilgung verwendet werden kann.
So kann sich nach der Ermittlung des
CF III herausstellen, dass es keiner
Überlegungen über die Verwendung
des CF bedarf, da nichts mehr zum Verteilen übrig ist.
Daraus geht ganz klar hervor, dass
nur der CF III echte Aussagen über die
–
+/–
+/–
+/–
+/–
+/–
=
Cashflow I
aktivierte Eigenleistungen
BV Vorräte
BV Ware in Arbeit
BV Anzahlungen
BV Forderungen
BV Verbindlichkeiten
Cashflow II
Cashflow II
– Gewinnausschüttungen
+/– Eigenkapital Ein-/Rückzahlung
= Cashflow III
Berechnung der CFU
1997
Nettoumsatz
1998
12 000 10 000
Cashflow I
1 335
589
CFU in Prozent
11,13
5,89
Hinweise
Im Internet gefunden:
der UBS-Business-Plan für
Klein- und Mittelbetriebe KMU
www.ubs.com/g/cc/toolbox/
geschaftspl.htm
An diesem Berechnungsbeispiel wird
ersichtlich, dass die CashflowUmsatzrate (CFU) von 11,13 % auf
5,89 % gesunken ist. Die Ertragssituation ist ungenügend – ein längerfristiges Überleben des Unternehmens ist nicht mehr gegeben.
Die anvisierte CFU von 10 % müsste
wieder hergestellt werden.
künftige Eigenfinanzierung von Investitionen geben kann.
Cashflow-Umsatzrate (CFU)
Die CFU zeigt, wieviel Prozent des
Nettoumsatzes als Innenfinanzierungspotential (Finanzmittel) in der
Kasse bleiben.
Diese Kennzahl ist ein Massstab für
die Ertragskraft des Unternehmens. Die
Umsatzerlöse bestimmen den CF entscheidend. Daher wird diese Kennzahl
vielfach auch zur Bewertung der Kreditwürdigkeit verwendet. Vor allem bei
den Abschlüssen (Monats-, Quartalsoder Jahresabschlüssen) wird die CFU
als Vergleichsgrösse zum Vorjahr oder
zum Budget ermittelt.
Es kann durchaus vorkommen,
dass die CFU nicht wunschgemäss ausfällt. Dann sind Analysen der Berichtsperiode und Prognosen für die Zukunft
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angesagt.
PRODUKTION&PRINT 4/1999 ■
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