7 Schizophrenie Steffen Moritz, Eva Krieger, Francesca Bohn, Ruth Veckenstedt 2.1 Epidemiologie – 8 2.2 Diagnostik und Differenzialdiagnostik – 8 2.2.1 Typologische vs. dimensionale E­ inteilungen der schizophrenen ­Symptomatik – 12 2.2.2 Komorbidität – 14 2.2.3 Neuropsychologische Auffälligkeiten – 14 2.3 Ätiologische Modelle – 15 2.3.1 Genetische Einflüsse und Umweltaspekte – 15 2.3.2 Hirnstrukturelle Besonderheiten – 16 2.4 Wahn – 16 2.4.1 2.4.2 2.4.3 2.4.4 Was ist Wahn? – 16 Probleme des Wahnbegriffs – 17 Verbreitung von Wahnideen – 19 Interkulturelle Unterschiede und zeitgeschichtlicher Wandel von Wahninhalten – 19 2.4.5 Beziehung von Wahn und Halluzinationen – 20 2.5 Behandlung der Schizophrenie – 21 2.5.1 2.5.2 2.5.3 2.5.4 Antipsychotika (Neuroleptika) – 21 Verhaltenstherapie bei Schizophrenie – 24 Verhaltenstherapie und Antipsycho­tika als komplementäre Ansätze – 27 Andere therapeutische Ansätze – 27 2.6 Metakognitive Therapie als neue Behandlungsmethode – 28 2.6.1 Metakognitives Training für schizophrene Patienten (MKT): »Making-of« – 28 2.6.2 Wieso MKT+? – 29 2.6.3 Bisherige Befunde – 29 Literatur – 32 S. Moritz et al., MKT+, DOI 10.1007/978-3-662-52998-0_2, © Springer-Verlag GmbH Deutschland 2017 2 2 8 Kapitel 2 · Schizophrenie 2.1 Epidemiologie Unabhängig von Kultur und ethnischer Zugehörigkeit er­ krankt ca. 1 % der Bevölkerung einmal im Leben an einer Schizophrenie (oft auch als schizophrene Psychose oder auch nur Psychose bezeichnet); die Inzidenz liegt nach ei­ ner Metaanalyse bei 15,2:100.000 Personen im Jahr (McGrath et al. 2008). Obwohl eine Untergruppe von Pa­ tienten nur einmal im Leben erkrankt und manchmal etli­ che Jahre zwischen den einzelnen Krankheitsepisoden verstreichen, stellt die Psychose für viele Patienten eine lebenslange Bürde dar, welche die Lebensqualität – oft auch der Angehörigen – erheblich reduzieren kann und mit hohen sozioökonomischen Kosten einhergeht (Ken­ nedy et al. 2014). Die Suizidrate bei Patienten mit Schizo­ phrenie ist nach neueren Schätzungen zwar nach unten korrigiert worden (Hor u. Taylor 2010), liegt aber mit ca. 5 % immer noch um ein Vielfaches höher als in der Nor­ malbevölkerung. Das Krankheitsbild Schizophrenie ist regional, kultu­ rell und kontinental keineswegs so gleichförmig wie die weltweit recht einheitliche Prävalenzrate suggeriert. Seit Langem ist bekannt, dass die Erkrankungsraten in Groß­ städten weitaus höher sind als auf dem Land, was neben urbanem Stress auch bekannten verschlimmernden Fakto­ ren wie Drogen geschuldet ist, deren Verfügbarkeit in der Großstadt deutlich größer ist. Interkulturelle Vergleichs­ studien sprechen dafür, dass die paranoide Form der ­Schizophrenie, welche von Verfolgungsideen und Halluzi­ nationen gekennzeichnet ist, in westlichen Industrielän­ dern häufiger vorkommt als in Entwicklungsländern. Auf interkulturelle Unterschiede bezüglich der Wahnthemen wird in 7 Abschn. 2.4.4 näher eingegangen. Männer und Frauen erkranken ungefähr gleich häufig. Ein epidemiologischer Überblick weist ein Verhältnis von 1,4:1 zwischen Männern und Frauen nach (McGrath et al. 2008; Ochoa et al. 2012). Frauen erkranken im Durch­ schnitt später (1. Manifestationsgipfel zwischen dem 25. und 35. Lebensjahr; 2. Manifestationsgipfel zwischen dem 45. und 49. Lebensjahr) als Männer (Manifestationsgipfel zwischen dem 20. und 25. Lebensjahr). Meist vergehen mehrere Jahre bis zur (stationären) Behandlung, die Dauer der unbehandelten Psychose wird u. a. mit einem schlech­ teren Ansprechen auf die Behandlung in Zusammenhang gebracht (Penttilä et al. 2014; Perkins et al. 2005). Aller­ dings werden Zusammenhänge mit der Dauer der unbe­ handelten Psychose nicht von allen Studien bestätigt (Craig et al. 2000; Ho et al. 2003) und teilweise kontrovers disku­ tiert (Rund 2013). 2.2 Diagnostik und Differenzialdiagnostik . Tab. 2.1 stellt die diagnostischen Kriterien der Diagnose­ systeme International Classification of Diseases der Weltge­ sundheitsorganisation (ICD-10; Dilling et al. 2000) und Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-5; APA 2013) einander gegenüber. Die heutige Syn­ dromatik der Schizophrenie erinnert ein wenig an ein alt­ ehrwürdiges Gebäude, dessen Erbauer und unterschied­ liche Bewohner über die Jahre ihre Spuren hinterlassen haben. Der Grundriss des Gebäudes (Typologie; aufgege­ ben im DSM-5, beibehalten in der ICD-10) wurde Ende des 19. Jahrhunderts von Emil Kraepelin gezeichnet. Die gegenwärtige »Einrichtung« (Leitsymptomatik) stammt von Kurt Schneider, der die Möblierung des ersten großen Innenarchitekten, Eugen Bleuler, mehr oder weniger gänz­ lich hinauswarf. Bleuler verewigte sich immerhin als Tauf­ pate (seine Bezeichnung »Gruppe der Schizophrenien« wurde später in den Singular »Schizophrenie« umbe­ nannt). Schneiders Syndromatik wurde seither nur noch um wenige Stücke, u. a. aus dem Positiv-Negativ-Konzept (vor allem von Nancy Andreasen), ergänzt. Der Vorbehalt Karl Jaspers, wonach echter Wahn nicht verstehbar sei (1913, S. 89), hat die ICD-10 und bis zur 4. Auflage auch das DSM geprägt, indem bizarrer Wahn eine besondere diagnostische Wertigkeit erhielt. Die Schizophrenie nach der Definition bzw. Operatio­ nalisierung im DSM-5 (APA 2013) hat, wie angedeutet, nur noch wenig mit Eugen Bleulers ursprünglichem Kon­ zept gemein (Kety 1980). Lediglich die Assoziationsstö­ rungen im Sinne formaler Denkstörungen sind von seinen vier Grundstörungen, abgekürzt den 4 A’s (Ambivalenz, Autismus, Assoziationsstörungen und Affekt), diagnos­ tisch verblieben (. Tab. 2.1). Bleulers Entwurf wurde gera­ dezu auf den Kopf gestellt: Symptome, die er für akzesso­ risch bzw. sekundär hielt, wie Wahn und Halluzinationen, machen den heutigen Kern des Syndroms aus. Um bei der Metapher zu bleiben: Wie bei einem alten Haus ist einiges verblieben, was nicht mehr ganz zeitgemäß ist und nach gängiger Expertenmeinung eigentlich in die Rumpelkammer der Psychiatrie gehört. So ist die Dia­gnose Schizophrenia simplex (. Tab. 2.2), welche nur recht un­ spezifische Symptome einschließt, zwar noch in den Dia­ gnoseleitlinien enthalten, aber äußerst umstritten. Die ICD-10 rät explizit von der Vergabe dieser Diagnose ab, im DSM-5 ist sie gar nicht mehr vorhanden. Die Subtypen der Schizophrenie nach ICD-10 sind in . Tab. 2.2 dargestellt. Das DSM-5 unterscheidet mittler­ weile, wie dargelegt, keine Subtypen mehr, da die Sympto­ me von Patienten häufig zwischen verschiedenen syndro­ malen Bildern wechseln oder überlappende Symptome vorhanden sind. 9 2.2 · Diagnostik und Differenzialdiagnostik ..Tab. 2.1 Gegenüberstellung der diagnostischen Kriterien für Schizophrenie nach DSM-5 (295.xx) und ICD-10 (F20.0–F20.3) Diagnostische Kriterien nach DSM-5 Diagnostische Kriterien nach ICD-10 – Allgemeine Kriterien für die paranoide, die hebephrene, die katatone und die undifferenzierte Schizophrenie: A. Charakteristische Symptome: mindestens zwei der folgenden, jedes bestehend für einen erheblichen Teil einer einmonatigen Zeitspanne (oder kürzer, falls erfolgreich behandelt). ­Mindestens eines dieser Symptome muss (1), (2) oder (3) sein: 1.Wahn 2.Halluzinationen 3. Desorganisierte Sprechweise (z. B. häufiges Entgleisen oder Zerfahrenheit) 4. Grob desorganisiertes oder katatones Verhalten 5. Negativsymptome (z. B. verminderter emotionaler Ausdruck oder reduzierte Willenskraft/Avolition) G1. Während der meisten Zeit innerhalb eines Zeitraumes von mindestens einem Monat (oder während einiger Zeit an den meisten Tagen) sollte eine psychotische Episode mit entweder mindestens einem der unter 1. aufgezählten Syndrome, ­Symptome und Anzeichen oder mit mindestens zwei der unter 2. aufgezählten Symptome und Anzeichen bestehen. 1. Mindestens eines der folgenden Merkmale: a. Gedankenlautwerden, Gedankeneingebung, Gedankenentzug oder Gedankenausbreitung b. Kontrollwahn, Beeinflussungswahn, Gefühl des Gemachten, deutlich bezogen auf Körper- oder Gliederbewegungen oder bestimmte Gedanken, Tätigkeiten oder Empfindungen; Wahnwahrnehmung c. Kommentierende oder dialogische Stimmen, die über die ­Patienten reden oder untereinander über ihn diskutieren, oder andere Stimmen, die aus bestimmten Körperteilen kommen d. Anhaltender kulturell unangemessener, bizarrer oder völlig unrealistischer Wahn, wie der, das Wetter kontrollieren zu können oder mit Außerirdischen in Verbindung zu stehen 2. Oder mindestens zwei der folgenden Merkmale: a. Anhaltende Halluzinationen jeder Sinnesmodalität, täglich während mindestens eines Monats, begleitet von flüchtigen oder undeutlich ausgebildeten Wahngedanken ohne deutliche affektive Beteiligung oder begleitet von lang anhaltenden überwertigen Ideen b. Neologismen, Gedankenabreißen oder Einschiebungen in den Gedankenfluss, was zu Zerfahrenheit oder Danebenreden führt c. Katatone Symptome wie Erregung, Haltungsstereotypien oder wächserne Biegsamkeit (Flexibilitas cerea), Negativismus, Mutismus und Stupor d. »Negative« Symptome wie auffällige Apathie, Sprachverarmung, verflachte oder inadäquate Affekte. (Es muss sichergestellt sein, dass diese Symptome nicht durch eine Depression oder eine neuroleptische Medikation verursacht werden.) B. Soziale/berufliche Leistungseinbußen: Für eine erhebliche Zeitspanne seit dem Beginn der Störung sind einer oder mehrere zentrale Funktionsbereiche wie Arbeit, zwischenmenschliche Beziehungen oder Selbstfürsorge deutlich unter dem Niveau, das vor dem Beginn erreicht wurde (oder, falls der Beginn in der Kindheit oder Adoleszenz liegt, wird das zu erwartende Niveau der zwischenmenschlichen, geistigen oder beruflichen Leistungen nicht erreicht). – C. Dauer: Zeichen des Störungsbildes halten durchgehend für mindestens 6 Monate an. Diese 6-monatige Periode muss mindestens einen Monat mit Symptomen (oder weniger, falls erfolgreich behandelt) umfassen, die das Kriterium A (d. h. floride Symptome) erfüllen, und kann Perioden mit prodromalen oder residualen Symptomen einschließen. Während dieser prodromalen oder residualen Perioden können sich die Zeichen des Störungsbildes auch durch ausschließlich negative Symptome oder zwei oder mehr Symptome manifestieren, die im Krite­ rium A aufgelistet und in einer abgeschwächten Form vorhanden sind (z. B. seltsame Überzeugungen, ungewöhnliche ­Wahrnehmungserlebnisse). siehe G1 2 10 Kapitel 2 · Schizophrenie ..Tab. 2.1 (Fortsetzung) 2 Diagnostische Kriterien nach DSM-5 Diagnostische Kriterien nach ICD-10 D. Ausschluss von Schizoaffektiver Störung, depressiven oder bipolarer Störung mit psychotischen Merkmalen: Eine Schizoaffektive Störung und eine depressive oder bipolare Störung mit psychotischen Merkmalen wurden ausgeschlossen, da entweder (1) keine Episode einer Major Depression oder Manie gemeinsam mit den floriden Symptomen aufgetreten ist oder (2), falls affektive Episoden während der floriden Phase aufgetreten sind, ihre Gesamtdauer im Vergleich zur Dauer der floriden und residualen Perioden kurz war. G2. Häufigste Ausschlusskriterien: 1. Wenn die Patienten ebenfalls die Kriterien für eine manische Episode (F30) oder eine depressive Episode (F32) erfüllen, müssen die oben unter G1.1. und G1.2. aufgelisteten Kriterien vor der affektiven Störung aufgetreten sein. E. Ausschluss von Substanzeinfluss/medizinischem Krankheitsfaktor: Das Störungsbild ist nicht Folge der physiologischen Wirkung einer Substanz (z. B. eine Substanz mit Missbrauchspotenzial oder ein Medikament) oder eines medizinischen Krankheitsfaktors. 2. Die Störung kann nicht einer organischen Gehirnerkrankung (im Sinne von F00–F09) oder einer Alkohol- oder Substanzintoxikation (F1x.0), einem Abhängigkeitssyndrom (F1x.2) oder einem Entzugssyndrom (F1x.3, F1x.4) zugeordnet werden. F. Beziehung zu einer tiefgreifenden Entwicklungsstörung: Bei einer Vorgeschichte mit einer Autismus-Spektrum-Störung oder einer Kommunikationsstörung mit Beginn im Kindesalter wird die zusätzliche Diagnose einer Schizophrenie nur dann gestellt, wenn mindestens einen Monat lang (oder weniger, falls erfolgreich behandelt) zusätzlich zu den anderen erforderlichen Symptomen einer Schizophrenie auch ausgeprägte Wahn­ phänomene oder Halluzinationen vorhanden sind. – Leitsymptome der paranoiden Schizophrenie sind Wahn und Halluzinationen, welche in 7 Abschn. 2.4 näher erläutert werden. Ergänzend zu den Angaben in . Tab. 2.2 wird im Folgenden auf zwei der häufigsten Syndrome nä­ her eingegangen: die hebephrene Schizophrenie und das schizophrene Residuum. Gemeinsam mit dem inadäquaten Affekt (vor allem Lachen in Situationen, in denen dies unangemessen ist, durchgängige Albernheit) stellen formale Denkstörungen die Kardinalmerkmale des desorganisierten oder hebe­ phrenen Syndroms dar. Anders als bei den inhaltlichen Denkstörungen (Wahn) zeichnen sich formale Denkstö­ rungen durch Defizite in der Sprachbildung aus, die in negative und positive Symptome unterteilbar sind. Im Falle des bizarren Wahns zeigt sich gelegentlich jedoch eine Überschneidung (Moritz et al. 2001a). Beispiele für posi­tive formale Denkstörungen sind Danebenreden und Assoziationslockerung: Der Patient trifft den Gesprächs­ gegenstand nicht voll oder verliert den roten Faden ­während des Gesprächs (z. B. erkennbar durch plötzliche Themensprünge seitens des Patienten oder bei der sinn­ entstellenden oder konkretistischen Interpretation von Sprichwörtern), ohne dass dies auf Aufregung oder man­ gelnde Bildung zurückgeht. Auch die Verwendung einer »Privatsprache« und agrammatikalischen Redeweise bis hin zum sog. »Wortsalat« können vorkommen. Bei den negativen formalen Denkstörungen liegen Denkblocka­ den vor, die vom Patienten gelegentlich wahnhaft im Sin­ ne eines Gedankenentzugs interpretiert werden. Die ­Symptome können sich bis zum Mutismus, d. h. zur ­Weigerung oder Unfähigkeit zu sprechen, steigern. Affektverflachung ist ein Kernmerkmal der sog. Nega­ tivsymptomatik, welche vor allem bei der residualen Form der Schizophrenie auftritt. Der Begriff Affektverflachung ist irreführend, da oft nur die mimische Expression des Affekts reduziert ist, während das innere Gefühlsleben oder andere Modalitäten des Ausdrucks (z. B. Schreiben) keinesfalls verarmt sein müssen. Das Symptom kann auch durch extrapyramidale Medikamentennebenwirkungen hervorgerufen oder verstärkt sein, wurde aber bereits in der präneuroleptischen Ära beschrieben. Es bedarf weite­ rer Klärung, ob es sich bei bestimmten negativen Sympto­ men, z. B. Avolition, nicht in Wirklichkeit um depressive Phänomene wie Antriebslosigkeit handelt und je nach ­Primärdiagnose dieselben Erscheinungen unterschiedli­ che Namen erhalten (Moritz et al. 2016c). Die sog. Positivsymptome wie Wahn (eine vertiefende Darstellung erfolgt in 7 Abschn. 2.4) und Halluzinatio­ nen besitzen ein besonderes Gewicht bei allen diagnosti­ schen Überlegungen. Speziell Ich-Störungen werden als charakteristisch für die Schizophrenie erachtet. Hiermit ist keinesfalls eine Störung des Ichs im Sinne einer Persön­ lichkeitsstörung gemeint, sondern eine subjektive Durch­ lässigkeit der Ich-Grenzen, verbunden mit dem Verlust von Privatheit: Der Patient hat den Eindruck, seine ­Gedanken seien für andere Personen hörbar (Gedanken­ 11 2.2 · Diagnostik und Differenzialdiagnostik ..Tab. 2.2 Kurzdarstellung der schizophrenen Subtypen nach ICD-10 Subtyp nach ICD-10 Merkmale Paranoide Schizophrenie (F20.0) Die allgemeinen Schizophreniekriterien müssen erfüllt sein, Wahnphänomene oder (akus­ tische) Halluzinationen stehen im Vordergrund, andere Merkmale wie Desorganisation und Negativsymptomatik bestimmen nicht das Symptombild. Hebephrene Schizophrenie (F20.1) Verflachter oder inadäquater Affekt sowie desorganisierte Sprache und Verhalten stellen Kernmerkmale dar. Katatone Schizophrenie (F20.2) Das Erscheinungsbild ist gekennzeichnet von motorischer Unbeweglichkeit, welche sich in Katalepsie (einschließlich wächserner Biegsamkeit) oder Stupor äußert, oder aber in über­ mäßiger motorischer Aktivität, die autonom ist und nicht durch äußere Reize beeinflusst wird. Negativismus (grundloser Widerstand gegenüber allen Aufforderungen oder ein Beibehalten einer starren Haltung gegenüber Versuchen, bewegt zu werden), aber auch Befehlsautomatismus (automatische Befolgung von Anweisungen), Haltungsstereotypien und Mutismus ­( Weigerung oder Unfähigkeit zu sprechen) kommen vor. Undifferenzierte Schizophrenie (F20.3) Es werden die allgemeinen Kriterien für Schizophrenie, aber nicht jene für den paranoiden, desorganisierten oder katatonen Typus erfüllt. Zudem kann die Diagnose auch gestellt ­werden, wenn die Symptome so zahlreich sind, dass die Kriterien für mehr als eine der Subgruppen erfüllt werden. Schizophrenes Residuum (F20.5) Negativsymptome wie Affektverflachung, psychomotorische Verlangsamung, Passivität und Initiativenmangel, Sprachverarmung und geringe nonverbale Kommunikation herrschen vor. Die allgemeinen Kriterien für eine Schizophrenie (F20.0–F20.3) müssen in der Vergangenheit erfüllt gewesen sein, sind aber zurzeit nicht nachweisbar. Positive oder desorganisierte ­Symptome können vorhanden sein, sind aber nicht stark ausgeprägt. Postschizophrene Depression (F20.4) Die allgemeinen Schizophreniekriterien müssen während der letzten 12 Monate erfüllt gewesen sein, Symptome sind aktuell allerdings nicht nachweisbar; eines der Kriterien F20 G1.2a, b, c oder d muss aber noch vorhanden sein. Die Kriterien für eine (leichte) depressive Episode (F32) sind erfüllt. Schizophrenia simplex (F20.6) Eine schleichende Progredienz der folgenden Symptome muss mindestens während des letzten Jahres vorhanden sein: deutlicher Abfall der beruflichen oder schulischen Leistungs­ fähigkeit, allmähliches Auftreten und Verstärkung der Negativsymptomatik. Die ICD-10 nennt noch deutliche und anhaltende Veränderungen in einigen früheren Persönlichkeitsmerkmalen, die sich z. B. in Interessenverlust und sozialem Rückzug äußern. Die allgemeinen Schizophreniekriterien (G1-Kriterien, . Tab. 2.1) sind nicht erfüllt. lautwerden) oder von außen eingegeben (Gedankenein­ gebung). Handlungen werden als gemacht bzw. fremd­ gesteuert erlebt. Einen Überblick über die verschiedenen Ich-Störungen liefert . Tab. 2.3. Eine besondere Form der Durchlässigkeit der Ich-Grenzen ist die sog. GedankenHandlungs-Fusion, die jedoch eher für das Vorliegen ­einer Zwangsstörung als einer Schizophrenie spricht. ­Hierunter fallen Befürchtungen, wonach schlimme Ge­ danken (z. B. Befürchtungen, den eigenen Kindern etwas anzutun) unweigerlich entsprechende Handlungen her­ beiführen. Obwohl sich ICD-10 und DSM-5 in vielen Aspekten gleichen, sind einige wichtige Ausnahmen zu beachten. So ist das Zeitkriterium in der ICD-10 kürzer gewählt als im DSM-5: Eine Schizophrenie kann hier bereits diagnosti­ ziert werden, wenn die Symptomatik einen Monat lang besteht, während beim DSM-5 Anzeichen der Störung mindestens 6 Monate andauern müssen. Dies ist insbeson­ dere bei Forschungsstudien zu beachten, die nicht nur we­ gen der US-amerikanischen Führungsposition in vielen Forschungsbereichen, sondern auch aufgrund seiner bes­ seren Handhabbarkeit eher am DSM-5 orientiert sind. Bei der klinischen Diagnostik wird dagegen hierzulande fast ausschließlich die ICD-10 verwendet. Ein weiterer Unter­ schied zwischen den Diagnosesystemen betrifft die schizo­ type Störung (ICD-10). Diese heißt im DSM-5 »schizotype Persönlichkeitsstörung« und wird, anders als in der ICD10, nicht den schizophrenen Spektrumsstörungen zuge­ rechnet, sondern unter den Persönlichkeitsstörungen ge­ führt. Die Kriterien dieser früher auch als »latente Schizo­ phrenie« bezeichneten Vorform sind recht unterschied­ lich. Insbesondere die ICD-10 führt eine Reihe recht unspezifischer Symptome auf wie kalter Affekt, zwanghaf­ tes Grübeln oder Anhedonie, während Symptome der schizotypen Persönlichkeitsstörung im DSM-5 quasi Mi­ niatursymptome der Schizophrenie darstellen (Argwohn 2 12 Kapitel 2 · Schizophrenie ..Tab. 2.3 Ich-Störungen 2 Formen der Ich-Störung Definition Ich-Störungen im Denken Gedankenausbreitung Die eigenen Gedanken dringen subjektiv nach außen und werden so für andere wahrnehmbar, bis hin zum Gefühl des Gedankenlautwerdens. Gedankenentzug Die Gedanken werden als von außen gestohlen oder entzogen erlebt. Das Gefühl, dass frühere Erinnerungen durch äußere Manipulationen gelöscht werden, stellt einen Spezialfall dieses Symptoms dar. Gedankeneingebung Bestimmte Gedanken werden durch eine fremde Instanz oder Macht eingegeben. Das Denken wird als persönlichkeitsfremd und nicht meinhaft erlebt. Anders als bei Halluzinationen sind diese Gedanken stumm. Ich-Störungen im Erleben und Handeln Fremdbeeinflussungserlebnisse Der Betroffene erlebt seinen Körper oder sein Handeln als von einer außen stehenden Instanz oder Macht kontrolliert. Derealisation Die Umwelt erscheint nicht real bzw. unwirklich. Dieses Phänomen gehört nicht zu den Ich-Störungen im engeren Sinne, kann aber begleitend auftreten. Depersonalisation Die eigene Person erscheint nicht real bzw. unwirklich. Dieses Phänomen gehört nicht zu den Ich-Störungen im engeren Sinne, kann aber begleitend auftreten (s. Leube u. Pauly 2008, S. 486). Das Symptom ist auch bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung weitverbreitet. vs. Wahn, ungewöhnliche Wahrnehmungserfahrungen vs. Halluzinationen). Sofern nicht wenigstens einmal im Leben eindeutige positive Symptome vorhanden waren, ist das Vorliegen ­einer Schizophrenie aus der Sicht der meisten Experten äußerst fragwürdig, obwohl die Diagnose einer Schizo­ phrenie genau genommen auch ohne positive Symptome gestellt werden darf. Hingegen lassen Ich-Störungen, Hal­ luzinationen und Wahnideen jeden erfahrenen Kliniker sofort an eine Schizophrenie denken und sind damit von besonderem heuristischem Wert. Gleichwohl ist Vorsicht geboten: Keines der Symptome der Schizophrenie ist ­pathognomonisch (Carpenter et al. 1973), d. h. kommt ausschließlich bei dieser Störung vor. Überdies sind die Kernsymptome der Schizophrenie wie Halluzinationen und Wahn je nach Studienlage mit bis zu 28 % Prävalenz in der Normalbevölkerung weitaus häufiger als das Stö­ rungsbild Schizophrenie selbst (de Leede-Smith u. Barkus 2013; Freeman 2006, 2007; Moritz u. Larøi 2008). Differenzialdiagnostisch sind delirante Zustände nach z. B. Alkoholentzug, akute Intoxikationen und Hirnstö­ rungen zu beachten. Wenngleich seit der Einführung der Diagnose »schizoaffektive Schizophrenie« (Kasanin 1933) das Vorliegen affektiver Symptome eine Schizophrenie nicht ausschließt, sollte bei schwerwiegenden affektiven Störungen, insbesondere wenn diese den psychotischen Symptomen vorangingen, eher eine Diagnose aus dem af­ fektiven Formenkreis erwogen werden, die durch den Zu­ satz »mit psychotischen Symptomen« ergänzt werden kann (z. B. F32.3 Schwere depressive Episode mit psycho­ tischen Symptomen). Auch die Inhalte der psychotischen Symptome können differenzialdiagnostische Hinweise geben, z. B. finden sich Themen wie Schuld (subjektiv ge­ rechte Strafe für früheres Fehlverhalten) oder Verarmung eher bei Depression; Verschwörungsideen (subjektiv un­ berechtigte Opferrolle) sind charakteristisch für Schizo­ phrenie. 2.2.1 Typologische vs. dimensionale ­Einteilungen der schizophrenen ­Symptomatik Während die ICD-10 sowie das DSM bis zur 4. Auflage typologisch angelegt sind bzw. waren, setzt sich in der ­Forschung seit Mitte der 1980er-Jahre zunehmend eine syndromale und dimensionale Sichtweise durch. In der aktuellen Version des DSM-5 wurden die Subtypen der Schizophrenie daher nun gestrichen. Beginnend mit Ar­ beiten u. a. von Peter Liddle (1987) ist man immer mehr vom Positiv- vs. Negativtypuskonzept der Schizophrenie abgerückt, welches noch zwei sich weitestgehend aus­ schließende Syndrome annahm, deren Pole durch Wahn und Halluzination vs. Affektverflachung und Sprachverar­ mung gebildet werden. Gegen das Typuskonzept spricht u. a. die mangelnde zeitliche Stabilität der schizophrenen 13 2.2 · Diagnostik und Differenzialdiagnostik ..Tab. 2.4 Ergebnis einer metaanalytisch gewonnenen Zuordnung der Symptome der Positive and Negative Syndrome Scale (PANSS) zu psychopathologischen Dimensionen. (Nach van der Gaag et al. 2006) Positiv P1 Wahnideen Desorgani­ sation – + + P5 Größenwahn + P6 Misstrauen/Verfolgungswahn + + + P7 Feindseligkeit + N1 Affektverarmung + N2 Emotionaler Rückzug + N3 Mangelnde Beziehungsfähigkeit + N4 Passiver/apathischer sozialer Rückzug + – N6 Mangelnde Spontaneität und Redefluss + + + N7 Stereotypes Denken G1 Sorge um körperliche Integrität + + + G2 Angst + G3 Schuldgefühle + G4 Gespanntheit + G5 Manieriertheit und Positur + G7 Motorische Verlangsamung + G8 Fehlende Kooperationsbereitschaft + + + + G10 Desorientiertheit + G11 Aufmerksamkeitsschwäche + G12 Mangelnde Urteils- und Einsichtsfähigkeit + G13 Störung der Willensbildung + + + G14 Verminderte Impulskontrolle + G15 Selbstbezogenheit G16 Aktiver sozialer Rückzug + + G6 Depressivität G9 Ungewöhnliche Denkinhalte Emotionale Belas­ tung (»emotional distress«) + P4 Erregung N5 Erschwertes abstraktes Denkvermögen Erregung (»excitement«) + P2 Formale Denkstörungen P3 Halluzinationen Negativ + + + + + + Anmerkung: Die fünf Faktoren der PANSS werden gebildet, indem man jeweils die Items, die positiv auf dem jeweiligen Faktor laden (gekennzeichnet mit einem +) addiert und die Itemwerte subtrahiert, die negativ auf dem jeweiligen Faktor laden (gekennzeichnet mit einem –). 2 14 2 Kapitel 2 · Schizophrenie Symptomatik. So kann es vorkommen, dass ein Patient zu Beginn der Behandlung ausschließlich positive Symptome aufweist, nach deren Abklingen jedoch affek­tive und nega­ tive Symptome hervortreten. Die Symptomatik fluktuiert somit nicht nur quantitativ, sondern unterliegt deutlichen qualitativen Schwankungen. Das Typuskonzept wurde nachhaltig auch durch eine Studie von Nancy C. Andrea­ sen und Kollegen (1990) erschüttert, eine seiner ursprüng­ lichen Verfechterinnen, die bei mehr als drei von vier Pati­ enten Mischbilder fand. Nur wenige Fälle konnten eindeu­ tig einem Typus zugewiesen werden. Schließlich zerfällt die schizophrene Symptomatik, gemessen z. B. durch die Positive and Negative Syndrome Scale (PANSS; Kay et al. 1989), in vielen Faktorenanalysen nicht in zwei, sondern wenigstens in drei, zumeist sogar in fünf Faktoren (Wood­ ward et al. 2014). Positiv- und Negativsyndrom bilden wei­ terhin die tragenden Säulen dieses mehrdimensionalen Modells. Daneben kristallisiert sich mindestens ein weite­ rer Faktor heraus: Die Desorganisation, die sich vor allem aus formalen Denkstörungen und inadäquatem Affekt zu­ sammensetzt (auch der bizarre Wahn lädt auf diesem Fak­ tor in faktorenanalytischen Studien; Moritz et al. 2001a). In den 1980er-Jahren wurden formale Denkstörungen je nach Konzept entweder dem Positiv- oder Negativtypus zuge­ ordnet. Die Desorganisation passt am ehesten zum hebe­ phrenen Typus nach Kraepelin (. Tab. 2.2). . Tab. 2.4 zeigt alle 30 in der PANSS (siehe auch 7 Anhang) enthaltenen Items/Symptome und deren faktoren­ analytische Zuordnung gemäß einer auf 5.769 Datensätzen beruhenden Validierungsstudie von Mark van der Gaag und Mitarbeitern (2006). Neben Positivsymptomatik, Ne­ gativsymptomatik und Desorganisation finden sich noch ein Erregungsfaktor und der Faktor emotionale Belastung. Während Positivsymptome diagnostisch weiter leitend sind und im Fokus der Behandlung stehen, werden Desor­ ganisation und Negativsymptomatik, insbesondere aber emotionale Probleme (Byrne u. Morrison 2014; Finn et al. 1990; Kuhnigk et al. 2012; Moritz et al. 2016a; Rosenheck et al. 2005), von vielen Patienten subjektiv als belastender erlebt und sollten daher klinisch unbedingt stärker als bis­ her berücksichtigt werden. In der vorliegenden Neuauflage des MKT+ wird affektiven Störungen und Selbstwertpro­ blemen entsprechend mehr Raum gegeben. 2.2.2 Komorbidität Viele Patienten mit Schizophrenie weisen zusätzliche psy­ chiatrische Diagnosen (Komorbiditäten) auf. Bei mindes­ tens 50 % der Betroffenen sind Depressionen zu finden, auch Angsterkrankungen sind häufig (Achim et al. 2011; Buckley u. Hwang 2015; Buckley et al. 2009). So wird die Prävalenz von Panikstörungen bei Patienten mit Schizo­ phrenie auf 15 %, von posttraumatischen Belastungs­ störungen auf 21 % geschätzt. Substanzmittelmissbrauch bzw. -abhängigkeit finden sich bei etwa der Hälfte der Pa­ tienten (Buckley u. Hwang 2015; Buckley et al. 2009). Auch somatische Erkrankungen liegen häufig vor, bleiben ange­ sichts der klinischen Dominanz psychotischer Symptome, welche die Aufmerksamkeit des Personals oft gänzlich bindet, jedoch oft unentdeckt. 2.2.3 Neuropsychologische Auffälligkeiten Bei der Mehrzahl der Betroffenen sind zudem Beeinträch­ tigungen des kognitiven Funktionsniveaus (vor allem Ge­ dächtnisprobleme) nachweisbar (Heinrichs u. Zakzanis 1998; Keefe u. Fenton 2007; Moritz et al. 2004; Savla et al. 2013; Schaefer et al. 2013). Daher ist es für die Durchfüh­ rung der metakognitiven Therapie wichtig, sich auf Ein­ schränkungen der Informationsverarbeitungsgeschwin­ digkeit und des allgemeinen intellektuellen Niveaus sowie Defizite der Merkfähigkeit einzustellen, indem die Ge­ schwindigkeit und Komplexität der Sprache dem Niveau des Patienten angepasst werden. Bei Patienten mit kogni­ tiven Einschränkungen sollte eine langsame, klare und einfache Sprache verwendet werden. Zudem soll die Nach­ haltigkeit durch die vielen Übungen und Merkblätter un­ terstützt werden. Neuropsychologische Defizite sind je­ doch, anders als von Kraepelin angenommen, der den später abgelösten Begriff »Dementia praecox« (vorzeitige Verblödung) prägte, weder progredient noch derart gra­ vierend, dass das Vollbild einer Demenz erreicht wird. Auch nach Falkai und Mitarbeitern (2008) sprechen so­ wohl neuropsychologische als auch histologische Daten gegen einen neurodegenerativen Prozess, vielmehr sei von einer Hirnentwicklungsstörung auszugehen (siehe auch Moritz et al. 2002a). Mangelnde soziale und geistige Stimu­ lation (viele Patienten besitzen kein tragfähiges soziales Netzwerk, sind arbeitslos oder berentet und gehen keinen Hobbys nach), Substanzmittelmissbrauch, (kurzfristige) Nebenwirkungen anticholinerger Medikamente und Ben­ zodiazepine können im Einzelfall zu einem starken Nach­ lassen der intellektuellen Leistungsfähigkeit führen (dies wurde früher oft als »Versandung« bezeichnet; ob auch Antipsychotika zu kognitiven Defiziten führen ist derzeit noch unklar, Hinweise dafür häufen sich aber; Ho et al. 2011). Als Gründe für sekundäre Defizite sind geringe Testmotivation (Fervaha et al. 2014) sowie Ablenkung durch Wahnideen, Stimmenhören und Grübeln unbedingt zu berücksichtigen. Im Übrigen waren auch Kraepelin Fäl­ le bekannt, deren Symptomatik remittierte, ohne dass er seine düstere Prognose einer grundsätzlichen Revision un­ terzogen hätte. 15 2.3 · Ätiologische Modelle 2.3 Ätiologische Modelle Im folgenden Abschnitt werden wichtige Einflussfaktoren bei der Entstehung von Schizophrenie dargestellt. Auf ­Annahmen zu beteiligten Neurotransmittern wird im Zu­ sammenhang mit der antipsychotischen Behandlung kurz eingegangen. 2.3.1 Genetische Einflüsse und Umweltaspekte Zwillings- und Adoptionsstudien mit schizophrenen Pa­ tien­ten sowie Untersuchungen mit Kindern, deren Mütter an Schizophrenie erkrankt waren und die von gesunden Paaren adoptiert wurden, sprechen für eine teilweise gene­ tische Vermittlung der Schizophrenie. Auch Familienstu­ dien weisen in diese Richtung, wenngleich betont werden muss, dass die Mehrzahl der Patienten keinen unmittelba­ ren Angehörigen mit Schizophrenie hat. Die Erblichkeit der Störung wird von den meisten Experten zwischen 60 und 80 % geschätzt (z. B. Schwab u. Wildenauer 2013). Re­ lativierend muss jedoch eingeräumt werden, dass die Raten in den Originalstudien teilweise deutlich auseinander­ klaffen und das schizophrene Spektrum manchmal recht übereinschließend definiert wurde. . Tab. 2.5 zeigt das Risiko, an Schizophrenie zu erkran­ ken, in Abhängigkeit des Verwandtschaftsgrades zum Er­ krankten. Die Zahlen stammen aus einer Übersichtsarbeit von Gottesman (1991). Obwohl diese Daten schon recht alt sind, gelten sie weithin als bestätigt und finden sich weiter­ hin in vielen Überblicksarbeiten (Hill u. Sahhar 2006; Mehler-Wex u. Renner 2008; Tsuang 2000). Seit Jahren wird nach sog. Kandidatengenen der Schi­ zophrenie geforscht, wobei nicht mehr ein einzelnes Gen als Ursache vermutet wird, sondern eine Reihe sog. Sus­ zeptibilitätsgene, die im Zusammenspiel mit weiteren ­Faktoren die Entstehung der Störung begünstigen. Es wird davon ausgegangen, dass es sich bei der Schi­ zophrenie um eine komplexe, polygene Störung handelt (Schwab u. Wildenauer 2013). Eine aktuelle genomweite Assoziationsstudie der Schizophrenia Working Group of the Psychiatric Genomics Consortium (SWGPGC 2014) identifizierte beispielsweise 108 potenzielle Risiko-Gen­ loci. Ripke et al. (2013) vermuten, dass 8.300 einzelne Nu­ kleotidpolymorphismen zum Risiko beitragen, an Schizo­ phrenie zu erkranken. Weiterhin fanden sie heraus, dass bei einigen Erkrankten die Deletion oder auch Insertion einer größeren Chromosomenregion eine essenzielle Rolle bei der Krankheitsgenese spielen könnte. Nach Gershon und Alliey-Rodriguez (2013) finden sich strukturelle Mu­ tationen (Mikrodeletionen oder Mikroduplikationen des DNS-Stranges) bei 4–7 % der Patienten mit Schizophrenie, ..Tab. 2.5 Risiko, an Schizophrenie zu erkranken, in Abhängigkeit vom Verwandtschaftsverhältnis Verwandtschaftsverhältnis Risiko in % Monozygote Zwillinge 48 Kinder zweier an Schizophrenie Erkrankter 46 Dizygote Zwillinge 17 Kinder eines an Schizophrenie Erkrankten 13 Geschwister 9 Halbgeschwister 6 Enkel 5 Nichten/Neffen 4 Vettern 2 Onkel/Tanten 2 Allgemeinbevölkerung 1 bipolarer Störung oder Autismus-Spektrum-Störung. Ob­ wohl einige Studien den Eindruck vermitteln, als seien die Kandidatengene bereits identifiziert oder zumindest eng eingekreist, ist die Befundlage insgesamt noch unüber­ sichtlich und inkonsistent. In den letzten Jahren haben sich auch namhafte biologische Psychiater wie Timothy J. Crow (2008) kritisch zu Wort gemeldet, die beklagen, dass ein­ zelne Befunde von Fachzeitschriften an breitere Medien förmlich »durchgereicht« werden und hier dem Laien den Eindruck von soliden Tatsachen vermitteln. Entgegen der teilweise verbreiteten »Goldgräberstimmung« bei der ­Erforschung des Genoms sind die bisher gefundenen Ein­ zelabweichungen (ausgedrückt über das Odds-Ratio) tat­ sächlich eher klein. Eine Übersicht über den Stand der Forschung bieten Schwab und Wildenauer (2013). Neben dem unbestreitbaren, aber noch lückenhaft ver­ standenen Einfluss der Gene spielen psychosoziale Fakto­ ren eine große Rolle, wenngleich deren spezifischer Beitrag zur Entstehung der Schizophrenie ebenfalls unklar ist. Häufig genannte psychosoziale Risikofaktoren sind Urba­ nität (höheres Erkrankungsrisiko in Städten), Migrations­ hintergrund, soziale Isolation, Cannabiskonsum sowie traumatische Lebensereignisse (van Os u. Kapur 2009). Ein emotional geladenes Familienklima, geprägt von offener Feindseligkeit aber auch Überfürsorge (»high expressed emotions«, EE), und akute Stressoren wie Arbeitsplatz­ verlust oder Partnerschaftsprobleme stellen sowohl bei Schizophrenie wie auch anderen psychiatrischen Erkran­ kungen weitere Risikofaktoren für einen Krankheitsaus­ bruch bzw. einen Rückfall dar (Kymalainen u. Weisman de Mamani 2008). 2 2 16 Kapitel 2 · Schizophrenie 2.3.2 Hirnstrukturelle Besonderheiten Mithilfe bildgebender Verfahren wurden Besonderheiten in der Hirnstruktur von Patienten mit Schizophrenie viel­ fach nachgewiesen. Eine große Metaanalyse, welche die Ergebnisse von 65 Studien an ersterkrankten Patienten mit Schizophrenie zusammenfasst, berichtet eine Verminde­ rung des Gesamthirnvolumens von durchschnittlich 2,7 % (Steen et al. 2006). Das durchschnittlich festgestellte Hip­ pocampusvolumen lag bei den Patienten 8 % unterhalb der bei Gesunden gemessenen Werte. Eine neuere Metaana­ lyse von Adriano et al. (2012) zeigt, dass das Hippocam­ pusvolumen bei Ersterkrankten bilateral reduziert ist, bei chronisch Erkrankten ist besonders der linke Hippocam­ pus verkleinert. Diese Ergebnisse stehen aufgrund der Schlüsselrolle des Hippocampus für die Konsolidierung von Gedächtnisinhalten im Einklang mit zahlreichen neu­ ropsychologischen Befunden, die mnestische Defizite bei dieser Patientengruppe nachweisen konnten. Walter et al. (2012) kritisieren jedoch, dass auch die antipsychotische Medikation einen Einfluss haben könnte, sodass sich eine bereits vorher bestehende Volumenreduktion durch die Gabe von Antipsychotika womöglich verstärkt. Für die Seitenventrikel findet sich eine deutliche Volumenvergrö­ ßerung bei Schizophrenie: Diese liegt bei ca. einem Drittel bezüglich des linken und ca. einem Viertel bezüglich des rechten Ventrikels und wird mit der Atrophie grauer Sub­ stanz in Zusammenhang gebracht. Auch andere subkorti­ kale Strukturen wie die Amygdala scheinen ein reduziertes Volumen aufzuweisen. Weiterhin konnte eine Metaanalyse Unterschiede in der Dichte der grauen Substanz bei schizophrenen ge­ genüber gesunden Probanden feststellen (Glahn et al. 2008). Während sich in der Insula, im anterioren Cingu­ lum, ­ Parahippocampus, mittleren frontalen Gyrus, postzen­tralen Gyrus und im Thalamus eine verringerte Dichte der grauen Substanz bei Patienten mit Schizophre­ nie nachweisen ließ, ergaben sich im Striatum erhöhte Dichtewerte. Einige Originalarbeiten fanden Assoziatio­ nen dieser Befundmuster mit der Gabe von Antipsychoti­ ka, sodass verschiedene der ermittelten Normabweichun­ gen sekundär bedingt sein könnten (Fusar-Poli et al. 2013; Ho et al. 2011). Auch eine Alkoholabhängigkeit, die zu Atrophie und weiteren kortikalen Störungen führen kann, konnte nicht in allen Stu­dien als Einflussfaktor zweifels­ frei ausgeschlossen werden (Mathalon et al. 2003). Wie bereits erwähnt, nimmt man mittlerweile bei Schizo­ phrenie keinen fortschreitenden neurodegenerativen ­Prozess mehr an, sondern geht davon aus, dass sich korti­ kale Veränderungen bereits prämorbid vollziehen und danach stabilisieren (Koutsouleris et al. 2013). Eine aktu­ elle Metaanalyse (Shepherd et al. 2012) stellt die Ergebnis­ se systematischer Reviews zu strukturellen Veränderun­ gen bei chronisch sowie ersterkrankten schizophrenen Patienten dar. 2.4 Wahn 2.4.1 Was ist Wahn? Das Wort »Wahn« leitet sich von verschiedenen Wort­ stämmen ab, wobei das alt- und mittelhochdeutsche »wan« für »leer« und »Vermutung« als wesentliche sprachliche Wurzel gelten kann. Im allgemeinen Sprachgebrauch taucht Wahn im Verb »wähnen« auf und bringt einen Ver­ dacht bzw. eine vermeintliche Erkenntnis zum Ausdruck. Ebenso wie der Begriff »Schizophrenie« hat das Wort »Wahn« Einzug in die Alltagssprache gefunden und ein Eigenleben entfaltet. Allzu oft wird Wahn inflationär und synonym für Verrücktsein, Spleen oder jegliche Form von Fanatismus verwendet. Im DSM-5 wird Wahn definiert als ŮŮ »eine feste Überzeugung, die trotz gegenteiliger E­ videnz nicht verändert werden kann. Wahninhalte reichen von Verfolgungswahn, Beziehungswahn, ­körperbezogenem Wahn und religiösem Wahn bis hin zum Größenwahn. […] Manchmal ist die Unterscheidung zwischen einer Wahnidee und einer fixen Idee schwierig. Sie hängt ab vom Ausmaß der Überzeugung, mit der die Ansicht trotz klarer Beweise gegen ihren Wahrheitsgehalt beibehalten wird.« (APA 2015, S. 117f.). Auf eine kurze Formel gebracht, beinhaltet Wahn das ri­ gide, unbeirrbare Festhalten an falschen Überzeugungen. Das auf Jaspers (1913; Diskussion bei Walker 1991) zu­ rückgehende Kriterium der »Unverstehbarkeit«, wonach sich primärer, »echter« Wahn nicht auf biografische oder andere Ursachen zurückführen lässt (Jaspers 1913, S. 89), ist umstritten und in neueren Definitionen nicht mehr enthalten (bis zur 4. Auflage des DSM kam bizarren Wahnideen eine besondere diagnostische Wertigkeit zu). Problematisch an Jaspers’ Unterscheidung zwischen wahnhaften Ideen (aus seiner Sicht verständlich hervorge­ gangen aus Affekten, sensorischen Irritationen oder ver­ ändertem Bewusstsein) und echtem Wahn (aus seiner Sicht psychologisch nicht weiter zurückzuverfolgen und phänomenologisch »etwas Letztes«) ist, dass er eine echte Operationalisierung schuldig bleibt. Während er einer­ seits pathogenetische Unterschiede annimmt, führt er an­ dererseits auch formale Aspekte wie Gewissheit ohne ­anfänglichen Zweifel als Merkmal echten Wahns an. Cer­ molacce et al. (2010) betonen in ihrer Übersicht, dass es nach wie vor nicht gelungen sei, unverstehbaren oder bi­ zarren Wahn konsensuell zu definieren, und dass die Re­ liabilität des Merkmals entsprechend äußerst gering ist. 17 2.4 · Wahn ..Tab. 2.6 Verschiedene Formen des Wahns Form Beschreibung Wahnstimmung Der Betroffene erlebt seine Umgebung als verändert, unheimlich und befindet sich in einer Atmosphäre der Erwartungsspannung. Typischerweise besteht eine abnorme Bedeutungszuweisung (Salienz) und Beziehungssetzung äußerer Geschehnisse auf die eigene Person. Auch positive Affekte wie Zuversicht und gehobene Stimmung bis hin zu Euphorie können sich einstellen. Diese Stimmungen sind häufig Nährboden für neue oder Dünger bestehender diffuser Wahnideen, die später durch die sog. Wahnarbeit konkreter ausgestaltet werden. Wahnwahrnehmung Korrekte Sinneswahrnehmungen erhalten eine abnorme Bedeutung (meist im Sinne des Bezugs auf die eigene Person) bzw. werden fehlinterpretiert. Wahneinfall Hierunter versteht man das plötzliche und unvermittelte Auftreten von wahnhaften Vorstellungen und Überzeugungen. Der Wahneinfall ist nicht immer klar von Intrusionen abzugrenzen. Fixe Idee Dieser Begriff wird uneinheitlich verwendet. Im Kern umfasst er aufdringliche, intrusive Gedanken desselben Themas, die den Betroffenen nicht loslassen und fortwährend plagen. Häufig besteht Einsicht in den Krankheitswert des Symptoms. Dass Wahnideen nicht aus »heiterem Himmel« kom­ men, sondern sich schleichend und im Anfangsstadium noch reversibel über Tage bis Monate aufbauen, konnten longitudinale Studien, u. a. von Klosterkötter (1992) zei­ gen. Im Durchschnitt vergehen ca. 85 Tage von ersten Ver­ änderungen der Wahrnehmung und Bewertung der sozia­ len Umwelt bis hin zu unverrückbaren Wahnideen. Schon Klaus Conrad beschrieb in seinem Werk Die beginnende Schizophrenie – Versuch einer Gestaltanalyse des Wahns (1959) die Schizophrenie als eine sich aufbauende Erkran­ kung. Darin stellt er den aus seiner Sicht charakteristischen Verlauf der Schizophrenie anhand einer detaillierten Ana­ lyse von 107 erkrankten Soldaten in den Kriegsjahren 1941/42 dar. Unter Berücksichtigung gestaltpsychologi­ scher Prinzipien entwickelte er ein Modell, welches den Krankheitsverlauf in verschiedene Phasen gliedert. So ­erleben Betroffene zunächst eine Art »Lampenfieber« ­(genannt »Trema«). In der »Apophänen Phase« erhalten alltägliche Dinge plötzlich eine Bedeutung und unabhän­ gige Sachverhalte werden in einen Zusammenhang gestellt. Hier erfährt der Betroffene ein »Aha-Erlebnis«, und es ist ihm nicht mehr möglich, die Dinge aus einer anderen Per­ spektive zu betrachten. Der Patient erlebt die Welt dann, als drehe sich alles um ihn (»Anastrophé«). Die »Apoka­ lyptische Phase« stellt schließlich das Vollbild der Psy­chose dar. Während der »Konsolidierung« tritt die abnorme Er­ lebniswelt zurück und nach dem Abklingen der Psychose kommt es häufig zu dauerhaften Veränderungen der Per­ son (»Residualzustand«). . Tab. 2.6 definiert verschiedene Formen von Wahn. . Tab. 2.7 fasst typische Wahnideen zusammen, die, wie . Tab. 2.8 zeigt, in Kombination auftreten können. 2.4.2 Probleme des Wahnbegriffs Trotz des heuristischen Werts der Wahndefinition gibt es unübersehbare Schwachstellen der drei zentralen Wahn­ kriterien Überzeugung, Unkorrigierbarkeit und inhalt­ liche Unmöglichkeit. So belegen nicht alle Betroffenen ihre Überzeugungen mit einer Gewissheit von 100 %. Die Si­ cherheit, mit der eine Wahnidee verfochten wird, unter­ liegt starken, teilweise auch tageszeitlichen Schwankun­ gen. Zudem ist gelegentlich eine Art »doppelte Buchfüh­ rung« bei den Betroffenen zu beobachten, wobei sich ein­ ander ausschließende Bewertungen sprunghaft abwechseln können. So kann der Oberarzt einerseits als Dämon und die Station als Vorhölle verkannt werden, während im nächsten Moment um ein Familiengespräch ersucht wird; oder ein Betroffener geht seiner Arbeit als Verkäufer nach trotz seiner Überzeugung, berühmt zu sein. Bereits Jaspers (1913) beschrieb, dass sich Patienten häufig inkonsequent verhalten, fast als ob die Betroffenen ihre Ideen selbst als bloße Drohkulisse oder auch Arbeitshypothese betrachten. (»Das Verfolgtsein dieser Kranken scheint dann nicht wie das Erleben des wirklich Verfolgten zu sein, die Eifersucht nicht wie die eines wirklich zur Eifersucht Berechtigten…«, S. 88). Die Unkorrigierbarkeit, auf die in 7 Abschn. 3.3 aus­ führlicher eingegangen wird, ist ebenfalls nicht immer ab­ solut zu verstehen. Wenngleich die wenigsten Betroffenen durch Beweise des Gegenteils sofort auf den Boden der Tatsachen zurückgelangen, finden Anpassungen am »Wahngebäude« statt, sofern bestimmte Vorhersagen nicht eintreffen. Dies kann als besondere Form der Wahnarbeit betrachtet werden. Ein Patient, der davon ausgeht, dass die Polizei ihn an einem bestimmten Tag töten will, wird am Folgetag möglicherweise behaupten, dass man ihn nur am Leben ließ, um keinen Märtyrer zu schaffen. Solche Anpas­ 2 18 Kapitel 2 · Schizophrenie ..Tab. 2.7 Verschiedene Inhalte des Wahns (S = Ideen treten sehr viel häufiger bei Schizophrenie als bei anderen Störungen auf ) 2 Inhalt Beispiel 1. Verfolgungswahn (Paranoia im engeren Sinne) (S) »In meinem Haus ist eine Filmproduktionsfirma eingezogen. Die haben unsichtbare kleine Kameras in meinem Schlafzimmer angebracht und stellen die Videos ins Internet.« 2. Größenwahn »Aufgrund meines wirtschaftlichen Know-hows kann ich die Entwicklung an den internationalen Börsen beeinflussen und werde ein Vermögen machen.« 3. Beziehungsideen (S) »Ich hatte immer das Gefühl, dass der Wetterbericht der Tagesschau mir ­vorhersagte, wie mein Tag wird. Sonnenschein bedeutet dabei Glück, Regen Unglück, …« 4. Schuld- und Versündigungswahn (im Zusammenhang mit Verfolgungswahn im Englischen auch als »bad-me paranoia« bezeichnet; eher bei Depression) »Ich bin verantwortlich für die verheerenden Erdbeben in Südeuropa, bei denen viele Menschen zu Tode kamen. Ich hätte neulich nicht über Ausländer schlecht reden dürfen.« 5. Kleinheitswahn/nihilistischer Wahn (eher bei Depression) »Ich bin vor Jahren erst geistig und dann auch tatsächlich gestorben; man hat vergessen, meinen Körper in die Hölle fahren zu lassen.« 6. Dermatozoenwahn »Da sind so kleine Insekten unter meiner Haut, die mich innerlich auffressen.« 7. Eifersuchtswahn »Ich bin davon überzeugt, dass mein Mann fremdgeht. Wenn er morgens aus dem Haus geht, dann fährt er meist gar nicht ins Büro, sondern trifft sich in Wahrheit mit seiner Geliebten.« 8. Bizarrer Wahn (S) »Ich bin der berühmte Terrorist Osama bin Logan und bereite die Ausweisung aller Christen zum Mond vor.« (Patient hieß R. Logan) 9. Capgras-Syndrom (S) »Meine Eltern benehmen sich seit geraumer Zeit komisch. Ich bin mir sicher, dass sie eigentlich Zombies sind, von deren Körpern Roboter Besitz ergriffen haben.« ..Tab. 2.8 Kombination verschiedener Wahnideen Größenwahn Beziehungsideen Schuldwahn Verfolgungswahn »Der Geheimdienst will mich vernichten, da ich ihren Funkverkehr mental abhören kann und so zur Gefahr werde.« »Überall sehe ich die Zahl 13, mir droht Unheil durch die Illuminaten.« »Ich bin ein zutiefst schlechter Mensch. Gute Menschen werden mich aufspüren und hinrichten.« Größenwahn – »Ich glaube, ich bin als Deutschlands neuer Superstar ausersehen.« (Vor dem Schlafzimmer­ fenster wurde eine entsprechende Fernsehreklame an­ gebracht.) »Ich habe Gott mit meinen Erfindungen herausgefordert und vor den Menschen lächerlich gemacht. Er lässt mich wie einst Mose 40 Jahre durch die Welt irren, bevor ich Seelenfrieden finden darf.« (religiöser Wahn) sungen können zu ausgetüftelten Wahnsystemen führen, die als eine Art Parallelrealität kaum noch zu »knacken« sind. Das angreifbarste Kriterium betrifft die Unmöglich­ keit des Inhalts. Viele Wahnideen sind nicht völlig über­ prüf- und damit auch nicht falsifizierbar. Wahnideen ha­ ben zudem häufig einen realen Kristallisationskern, um den sich der Wahn wuchernd rankt. Wenn weitere psy­ chiatrische S­ ymptome vorliegen (z. B. formale Denkstö­ rungen), die Überzeugung im krassen Missverhältnis zu angeführten Beweisen steht und Denkinhalte und Verhal­ ten auseinanderklaffen (z. B. die Behauptung, ein Heiliger zu sein, ohne entsprechend zu leben), darf der Verdacht auf das Vorliegen eines Wahns als erhärtet gelten. Eine radikale Neudefinition des Wahns forderte Man­ fred Spitzer (1989b). Er betrachtet Wahn als Spezialfall ei­ ner Ich-Störung. Wahn solle nicht als falsche Aussagen über die Realität, sondern als richtige Aussage über das eigene Erleben angesehen werden. Der Wahnkranke wür­ de Aussagen über objektive (d. h. intersubjektiv zugängli­ che) Phänomene so treffen wie über mentale Zustände (z. B. »ich habe Schmerzen«), wo diese berechtigt und un­ zweifelhaft seien. Auch bei Wahnideen, die eher im Rah­ 19 2.4 · Wahn men einer Depression oder Manie zu beobachten sind, wie Größen- und Kleinheitswahn fordert er, diese zunächst als zutreffende Beschreibung des eigenen Erlebens zu betrach­ ten. Wenngleich sich der Vorschlag von Spitzer nicht durchsetzen konnte, bietet er einen Zugang zum Verständ­ nis des Betroffenen und adressiert das nach wie vor unge­ löste Problem, welches das dritte Jasper’sche Wahnkrite­ rium aufwirft: Nicht jede Wahnidee ist streng genommen falsifizierbar. Zunehmend wird gefordert, die drei Kernmerkmale von Wahn (Überzeugung, Unkorrigierbarkeit, Unmög­ lichkeit des Inhalts) durch qualitative Aspekte zu ergänzen. Als weitere relevante Merkmale sind der Leidensdruck, das Ausmaß und die Dauer der Beschäftigung sowie die Beein­ trächtigung in Verhalten und sozialen Interaktionen zu berücksichtigen (Moritz u. Lincoln 2008). Je mehr eine Überzeugung im Widerspruch zur Realität steht und ei­ nem gesellschaftlich gängigen Kanon von religiösen und weltpolitischen Auffassungen widerspricht, die Leistungs­ fähigkeit des Betroffenen herabsetzt und Leidensdruck hervorruft, desto stärker ist von einem behandlungsbe­ dürftigen Wahn auszugehen. 2.4.3 Verbreitung von Wahnideen Wahnideen sind in der Allgemeinbevölkerung stärker ver­ breitet, als lange Zeit angenommen. Sie bewegen sich ver­ mutlich auf einem Kontinuum von leichtem Aberglauben über verfestigte Überzeugungen bis hin zum behandlungs­ bedürftigen Wahn. Diese Sichtweise wird durch zahlreiche epidemiologische Untersuchungen untermauert (Freeman 2006; Lincoln u. Keller 2008). Nach seriösen Schätzungen weisen 1–3 % der Bevölkerung einen behandlungsbedürf­ tigen Wahn auf, während milde Formen bei 10–15 % der Menschen nachweisbar sind. In einer eigenen Studie an 200 psychisch gesunden Personen bejahte ein Drittel der Teilnehmer, an Gedankenübertragung und Telepathie zu glauben (Moritz u. Andresen 2002), jede vierte Person be­ richtete über Erfahrungen mit dem Übersinnlichen. In USamerikanischen Untersuchungen sind die Prävalenzen für psychosenahe Symptome in der Allgemeinbevölkerung deutlich höher (Raine 1991). Der Großteil dieser Ideen ist nicht behandlungsbedürftig und kann im Einzelfall sogar zur Stabilisierung des seelischen Gleichgewichts beitragen (z. B. der Glaube, der verstorbene Partner gehe als guter Geist mit einem durchs Leben; feste Gewissheit, dass das Schicksal es gut mit einem meine; Moritz u. Lincoln 2008). In einigen Fällen kommt es jedoch zu einem Umschlag des Quantitativen ins Qualitative, d. h., die Vorstellungen er­ reichen ein Ausmaß, welches es dem Betroffenen nicht mehr erlaubt, die eigenen Rollen zu erfüllen und in Har­ monie mit seiner sozialen Umwelt zu leben. In diesem Fall ist eine Behandlung angezeigt. Bei Fremd- oder Selbstge­ fährdung kann diese unter Umständen auch gegen den Willen des Betroffenen erforderlich sein. 2.4.4 Interkulturelle Unterschiede und zeitgeschichtlicher Wandel von Wahninhalten Zahlreiche Befunde kommen zu dem Schluss, dass Verfol­ gungswahn in westlichen Industrieländern häufiger anzu­ treffen ist als in Entwicklungs- und Schwellenländern. Die Wahninhalte asiatischer, eher kollektivistisch und westli­ cher, eher individualistisch geprägter Kulturen unterschei­ den sich teilweise deutlich. In einer Vergleichsstudie wur­ den Patienten mit Schizophrenie in Tübingen, Wien und Tokio untersucht (Tateyama et al. 1998). Während in allen Städten fast 80 % der Patienten eher »negative« Wahnideen aufwiesen (vor allem Verfolgungsideen), wurden bei ca. 25 % (teilweise parallel) »positive« Wahnideen beobachtet (vor allem Größenwahn bezogen auf spezielle Fähigkeiten und eine besondere Mission). Unterschiede ergaben sich bezüglich der Inhalte. Paranoide Befürchtungen bezüglich Vergiftung, Schuld und Religion waren in den europäi­ schen Städten deutlich häufiger anzutreffen. In Tokio wa­ ren paranoide Ängste, verleumdet zu werden, dagegen mehr als doppelt so häufig im Vergleich zu Tübingen und Wien, was die Autoren mit der eher gruppenorientierten japanischen Wertekultur in Verbindung bringen, in der Scham und Konformität eine große Rolle spielen. Zudem ist ein interessanter historischer Trend in den Industrieländern bezüglich der inhaltlichen Ausgestaltung von Wahnideen zu beobachten (siehe z. B. Spitzer 1989a). Hierauf wies bereits Jaspers (1913, S. 614) hin, der schreibt, dass in früheren Zeiten Dämonomanie (Besessenheits­ wahn), Lykanthropie (Wahn der Tierverwandlung) und Ähnliches häufiger war als bei Erscheinen seines Buches, während u. a. drahtlose Telegrafie und andere technische Entwicklungen im frühen 20. Jahrhundert eine große Rol­ le spielen bei der Ausgestaltung von Wahnideen (S. 191). Während noch im 19. Jahrhundert personengebundene Verfolgungsideen überwogen (Nachbar, Hexe), spielen In­ stitutionen eine immer bedeutendere Rolle (z. B. Polizei, Terrororganisationen, Geheimdienste). An die Stelle von Gott und Dämonen treten in atheistisch geprägten Kultu­ ren oder solchen mit eher metaphorischem Glaubensver­ ständnis zunehmend Geheimdienste und andere mächtige Organisationen. Anders als bei vielen Angststörungen, deren Themen weitestgehend unverändert um archaische Ängste kreisen, reflektieren schizophrene Störungen Zeit­ geist, Kultur und technischen Wandel, wie eine Studie von Steinebrunner und Scharfetter (1976) zeigte. Personen mit einer Störung aus dem schizophrenen Formenkreis, die 2 20 2 Kapitel 2 · Schizophrenie sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der psychiatrischen Universitätsklinik Burghölzli (Zürich) in Behandlung be­ fanden, wurden mit einer Patientengruppe zur Mitte des 20. Jahrhunderts verglichen. Auffällig war neben einer Ab­ nahme des Größen- und des sexuellen Wahns und einer deutlichen Zunahme hypochondrischer Wahnideen über die Dekaden eine Tendenz zur inhaltlichen Verschiebung. Es zeigte sich insbesondere eine Vermehrung von Ideen technisch-physikalischen, toxischen und parapsychologi­ schen Inhalts sowie von Ideen, die sich mit staatlichen Or­ ganen, vor allem der Polizei, beschäftigen. Häufiger als früher sind Verfolger heutzutage anonym. Wahnideen spiegeln nach den Ergebnissen auch technische Errungen­ schaften wider (siehe auch Jaspers 1913, S. 191). Steine­ brunner und Scharfetter schreiben zu Verstrahlungsängs­ ten z. B. Folgendes: ŮŮ »Während es sich in Gruppe I [Aufnahmen ab 1913] aber ausschließlich um Röntgenstrahlen handelt, sind es heute mehr magnetische und Laserstrahlen. Ebenfalls hat sich die Beziehung zum Telephon gewandelt: früher ein Apparat, aus dem »die Stimmen« kamen, tritt es heute in dieser Weise nicht mehr auf. ­(Steinebrunner u. Scharfetter 1976, S. 59).« Die Studie untersuchte auch Wahnideen über die Lebens­ zeit. Abstammungswahn, wahnhafter Identitätswandel und Liebeswahn scheinen Themen des jungen Erwachse­ nenalters (bis 30 Jahre) zu sein. Mit zunehmendem Alter schränken sich die Wahnthemen auf den Verfolgungs-, religiösen und hypochondrischen Wahn ein. 2.4.5 Beziehung von Wahn und Halluzinationen Ein weiteres charakteristisches Symptom bei Betroffenen mit Schizophrenie sind Halluzinationen, vor allem Stim­ menhören. Das DSM-5 definiert Halluzinationen wie folgt: ŮŮ »Halluzinationen sind wahrnehmungsähnliche Erfah- rungen, die ohne adäquate externe Reize auftreten. Halluzinationen erscheinen den Betroffenen eindeutig und klar, können durch die Betroffenen nicht kon­ trolliert werden und treten mit der gleichen Intensität und Wirkung auf wie normale Wahrnehmungen […]. (APA 2015, S. 118).« Häufig stülpen sich Wahnideen Halluzinationen als erklä­ render Überbau auf. Forscher wie Brendan A. Maher (1974) halten Halluzinationen und andere ungewöhnliche sensorische sowie neuropsychologische Störungen, für die es keine Referenzerfahrungen gibt, sogar für die Kernstö­ rung der Schizophrenie. Wahn ist gemäß Maher ein ratio­ naler (normalpsychologischer) Erklärungsversuch des ansonsten Unerklärlichen. In dieser extremen Formulie­ rung ist seine Theorie aus mehreren Gründen jedoch nicht haltbar. In vielen Fällen, vor allem bei chronifiziertem Wahn, fehlen Halluzinationen gänzlich. Schließlich gibt es Betroffene, die gelernt haben, ihren Stimmen keine wahn­ hafte Bedeutung zuzuschreiben und diese als eine Art stö­ rendes »Grundrauschen« zu ignorieren. Neurologische Störungen wie Hemineglekt (Halbseitenvernachlässigung, bei der eine Körperhälfte praktisch nicht mehr wahrge­ nommen wird) gehen gelegentlich mit Derealisation und einem sog. »Durchgangssyndrom« einher (z. B. wenn die vernachlässigte Körperhälfte als Schwester verkannt wird, die sich zu einem ins Bett gelegt hat); überdauernde wahn­ hafte Erklärungen sind aber selten. Weiterhin ist zu be­ zweifeln, ob unspezifische psychosomatische Beschwerden (z. B. Magendrücken) am rationalsten mit radioaktiver Vergiftung durch den russischen Geheimdienst oder Schlafprobleme mit implantierten Störsendern zu erklären sind. In einer Studie von Bell und Mitarbeitern (2008) wa­ ren nicht halluzinierende Patienten mit Wahn nicht von gesunden Kontrollprobanden im Ausmaß sensorischer Irritationen zu unterscheiden. Die Autoren gelangen zu dem Schluss, dass abnormale Wahrnehmungen keine zwingende Voraussetzung für Wahn darstellen. In abgeschwächter Form ist Mahers Beobachtung je­ doch durchaus klinisch zutreffend: In vielen Fällen nähren Halluzinationen den Wahn. Es gibt jedoch auch Fälle, in denen Wahnideen Halluzinationen wiederum vorausge­ hen (Huschka 2005), da wahnhafte Ideen den Wahrneh­ mungsapparat und kognitive Bewertungsprozesse zuneh­ mend dominieren. So können halbakustische Gedanken, wie sie auch bei vielen gesunden Personen vorkommen (z. B. »Ohrwürmer« von Liedern), als sog. gemachte Ideen oder sogar Stimmen fehlinterpretiert werden. Inwieweit Halluzinationen echten Stimmen oder Geräuschen ähneln oder Fehlattributionen starker, aber prinzipiell normaler Kognitionen sind, ist derzeit noch in Diskussion (Moritz et al. 2014c). Die obige Definition aus dem DSM-5 suggeriert, dass Halluzina­tionen und echte Eindrücke praktisch nicht diskriminierbar sind. Zweifel sind jedoch angebracht. In einer Befragung an 45 Patienten mit Schizophrenie (82 % Stimmenhörer), 55 Zwangspatienten (15 % Stimmenhö­ rer) und 60 Personen ohne psychiatrische Diagnose (15 % Stimmenhörer) untersuchten wir die Übereinstimmung von echten und eingebildeten Stimmen anhand von vier Kerncharakteristika echter Stimmen (»four A’s«): Laut­ stärke (»acoustic«), Unkontrollierbarkeit (»autonomous«), Fremdheit (»alien«) und Echtheit (»authentic«). Wenn hal­ luzinierte Stimmen echten Stimmen täuschend ähnlich sind, so sollten diese als ähnlich laut, unkontrollierbar, fremd und echt bewertet werden. Jedoch gab ca. jeder zehnte Stimmenhörer an, die Stimmen nicht wirklich hö­ ren zu können (Moritz u. Larøi 2008). Dies lässt zumindest 21 2.5 · Behandlung der Schizophrenie bei einigen Formen von Stimmenhören den vorsichtigen Schluss zu, dass es sich um eine Art Behelfsbezeichnung zur Etikettierung fremd erscheinender Gedanken handelt. Etwa jeder zweite Stimmenhörer konnte die Stimmen kon­ trollieren. Nur eine Minderheit von 31 % der Patienten mit Schizophrenie vermochte die halluzinierten nicht von ech­ ten Stimmen unterscheiden. Es stellt sich damit die Frage, inwieweit Halluzinationen und Stimmenhören ein Prob­ lem der sensorischen Verarbeitung widerspiegeln oder vielmehr auf (vorschneller) Bewertung und Fehlattributi­ on beruhen. Nach neuen Studien erleben im Übrigen auch viele Patienten mit Zwang und Depression ihre intrusiven Gedanken lauthaft, ohne dass hier Halluzinationen im en­ geren Sinne vorliegen (Moritz et al. 2014a; Moritz et al. 2014c). 2.5 Behandlung der Schizophrenie 2.5.1 Antipsychotika (Neuroleptika) Störungen aus dem schizophrenen Formenkreis und hier speziell die Positivsymptome werden pharmakologisch zu­ meist mit Antipsychotika bzw. Neuroleptika behandelt, die auf das Dopaminsystem des Gehirns Einfluss nehmen. Kleinster gemeinsamer und entscheidender Nenner dieser heterogenen Klasse von Medikamenten ist die Blockade mesolimbischer Dopaminrezeptoren. Diese Anfang der 1950er-Jahre eher zufällig entdeckten Substanzen haben die Therapie der Schizophrenie entscheidend verändert und ermöglichen einer Reihe von Patienten ein relativ normales Leben. Zahlreiche Betroffene wurden vorher mit oft wir­ kungslosen und aus heutiger Sichtweise grausamen Metho­ den, gelegentlich als »harte Kuren« verklärt, behandelt. Bis in die 1950er-Jahre war z. B. die Lobotomie, eine neurochi­ rurgische Intervention, zumindest in den USA bei Schizo­ phrenie verbreitet. Hierbei wurden Teile des Frontalhirns zerstört. Eine von uns vergebene Diplomarbeit ergab, dass die sog. Insulinschock-Therapie noch bis in die 1970erJahre durchgeführt wurde (Carillo u. Klein 2011). Antipsychotika der ersten und zweiten Generation Die Neuroleptika der ersten Generation, auch typische, konventionelle oder klassische Neuroleptika genannt (z. B. Butyrophenone und Diphenylbutylpiperidine), blo­ ckieren vor allem mesolimbische und nigrostriatale Dopamin­rezeptoren. Während der erste Mechanismus eine Reduktion der Positivsymptomatik bewirkt, führt der zweite ab einer Rezeptorbesetzung von ca. 70–80 % zu un­ erwünschten extrapyramidal-motorischen Störungen (EPS; Kapur et al. 2000). Hierzu zählen parkinsonoide Symptome wie Tremor (Ruhezittern, z. B. der Hände), Akinese (u. a. mimische Reglosigkeit) und Rigor (zahnrad­ artige Tonuserhöhung der Muskulatur). Darüber hinaus kann die von vielen Betroffenen als besonders quälend erlebte Akathisie ­(Bewegungsdrang und innere Unruhe) auftreten. Bei langfristiger Einnahme von typischen Neu­ roleptika treten bei ca. jedem 5.–10. Patienten sog. Spät­ dyskinesien auf, die vielfach irreversibel sind. Darunter fallen Bewegungsstörungen im Gesichtsbereich (Zuckun­ gen, Schmatz- und Kaubewegungen) und unwillkürliche Bewegungsabläufe der Extremitäten. Anders als die Früh­ dyskinesien werden die Spätdyskinesien häufiger von der Umwelt als von den Betroffenen selbst wahrgenommen und können Stigmatisierung und soziale Ausgrenzung verstärken (7 Exkurs 2.1). Die neue Generation von Antipsychotika, die sog. aty­ pischen Antipsychotika, deren erster Vertreter das Clozapin war, wirkt ebenfalls auf das mesolimbische Do­ paminsystem. Die Bindungsaffinität für die nigrostriatalen Dopaminrezeptoren ist bei den meisten neueren Präpara­ ten deutlich niedriger als bei typischen Neuroleptika, was zu einer geringeren Rate von extrapyramidalen Nebenwir­ kungen führt. Viele atypische Substanzen besitzen zudem einen Dopamin-Serotonin-Antagonismus. Dieser bewirkt eine höhere Dopaminverfügbarkeit im Frontalhirn, die mit einer günstigen Beeinflussung der negativen Symptomatik in Verbindung gebracht wird. Die auch aus marketingstrategischen Erwägungen verfochtene Trennung von atypischen (modernen) vs. ty­ Exkurs 2.1: Dopaminhypothese Die schon früh formulierte Dopaminhypothese der Schizophrenie führt die Positivsymptome auf eine Überaktivität dopaminerger mesolimbischer Bahnen zurück. Die erweiterte Dopaminhypothese besagt, dass eine verminderte Aktivität des frontokortikalen Dopaminsystems zu negativen Symptomen führt und sekundär eine Überaktivität des mesolimbischen Dopaminsystems erzeugt, wodurch die charakteristischen positiven Symptome der Erkrankung hervorgerufen werden. Empirisch gestützt wird diese Annahme durch die Wirksamkeit von Neuroleptika auf Positivsymptome sowie Untersuchungen mittels Positronen-Emissions-Tomografie (PET; Laruelle 1998). Ebenfalls im Einklang mit der Hypothese induziert die Gabe von L-Dopa, z. B. bei der Therapie des Morbus Parkinson, gelegentlich posi- tive Symptome oder verstärkt bestehende psychotische Erscheinungsbilder. Gleichzeitig wurde unter der Gabe dieser Präparate gelegentlich eine Linderung der negativen Symptomatik berichtet. Eine weitere Variante der Dopaminhypothese von Kapur schreibt der Dysregulation des präsynaptischen Dopaminumsatzes eine Schlüsselrolle zu (Howes u. Kapur 2009). 2 22 2 Kapitel 2 · Schizophrenie pischen (älteren) Antipsychotika weist eine Reihe von Schwierigkeiten auf, da extrapyramidale Nebenwirkun­ gen dosisabhängig auch unter atypischen Antipsychotika, mit Ausnahme des Clozapins, vorkommen können und die Überlegenheit bei der Behandlung der Negativsymp­ tomatik nicht für alle neueren Wirkstoffe belegt ist. Laut einer Metaanalyse können nur die atypischen Antipsycho­ tika Clozapin, Olanzapin, Risperidon und Amisulprid für sich beanspruchen, die Negativsymptomatik wirkungs­ voller als typische Präparate bei gleichzeitig niedriger Rate motorischer Nebenwirkungen zu reduzieren (Leucht et al. 2009b). Die lange postulierte Annahme, dass atypische im Gegensatz zu typischen Antipsychotika überdies zu Ver­ besserungen der kognitiven Leistungsfähigkeit führen, musste im Laufe der Zeit relativiert werden. Ein ursprüng­ licher Vertreter dieser Annahme, Richard Keefe, hat ein­ geräumt, dass neuere Daten diese These erschüttern und ein scheinbar geschlossenes Kapitel somit wieder geöffnet werden muss. So ist beim Atypikum Clozapin bekannt, dass es vermutlich aufgrund seiner intrinsischen anticho­ linergen Eigenschaften bei einigen Patienten in hohen Dosierungen Gedächtnisprobleme hervorruft. In einer sehr großen multizentrischen Studie (sog. CATIE Trial) konnte kein substanzieller Unterschied bezüglich objekti­ ver neuropsychologischer Parameter zwischen konven­ tionellen und atypischen Präparaten nachgewiesen wer­ den (Keefe et al. 2007). Studien unserer Arbeitsgruppe fanden wiederholt einen Zusammenhang zwischen der Höhe der neuroleptischen Dosis von typischen Neurolep­ tika mit subjektiven kognitiven Beschwerden. Bei atypi­ schen Antipsychotika kam es unter höheren Dosen dage­ gen teil­weise sogar zu subjektiven Verbesserungen (z. B. Moritz et al. 2002b). Mit der Einführung des Antipsychotikums Aripipra­ zol, einem Dopaminpartialagonisten, welches sich dem »Bauplan« bisheriger atypischer Antipsychotika entzieht, und Amisulprid, welches nicht wie andere atypische Anti­ psychotika auf die 5-HT2-Rezeptoren wirkt, ist die Unter­ teilung atypisch vs. typisch weiter infrage gestellt worden. Ältere Präparate wie Haloperidol kommen im klinischen Alltag aufgrund ihrer Wirksamkeit je nach Zielsymptoma­ tik auch weiterhin zum Einsatz und unterscheiden sich vor allem bezüglich ihres Nebenwirkungsspektrums von den atypischen Antipsychotika. Die Unterschiede in der Wirk­ samkeit zwischen verschiedenen Antipsychotika erreichen dagegen nur einen schwachen Effektstärkebereich (Leucht et al. 2013). Neben der klassischen und gut etablierten Dopaminhy­ pothese der Schizophrenie (7 Exkurs 2.1) wird zunehmend auch anderen Neurotransmittern eine Bedeutung bei der Entstehung der Störung zugesprochen. Besonders das glu­ tamaterge System, das in einem komplexen Wechselspiel mit anderen Transmittersystemen und neurobiologischen Vorgängen steht, gerät zunehmend in den Fokus der wis­ senschaftlichen Aufmerksamkeit (Gallinat et al. 2016). Erste Hinweise diesbezüglich lieferte die Beobachtung, dass bestimmte Antagonisten am Glutamatrezeptor (z. B. Phencyclidin [PCP], Ketamin) bei Gesunden bereits nach einmaliger Gabe schizophrenieähnliche Symptome, da­ runter Positiv- und Negativsymptome sowie kognitive Ein­ schränkungen, hervorrufen können (Gouzoulis-Mayfrank 2008; Javitt u. Zukin 1991). Neuere Überlegungen zur Pathophysiologie der Schi­ zophrenie beschäftigen sich mit der glutamatergen Neuro­ transmission (Howes et al. 2015), und hier insbesondere mit dem N-Methyl-D-Aspartat-Rezeptor (NMDA-Rezep­ tor), einem Subtyp des ionotropen Glutamatrezeptors, der eine wichtige Rolle bei Neurokognition und -toxizität spielt. Veränderungen der NMDA-Rezeptoren werden vor allem mit der Negativsymptomatik in Verbindung ge­ bracht (Pilowsky et al. 2006). Die Glutamathypothese der Schizophrenie besagt, dass vermittelt über eine glutama­ terge Unterfunktion oder ein gestörtes Gleichgewicht zwi­ schen dem (ekzitatorischen) Glutamat- und dem (inhibi­ torischen) GABA-System eine kortikale Minderaktivität des Dopaminsystems, aber eine Überfunktion im Striatum resultiert (Gallinat u. Gudlowski 2008). Multimodale Un­ tersuchungen mittels PET und Magnetresonanzspektros­ kopie (MRS) legen eine solche Interaktion zwischen Glut­ amat und Dopamin zumindest bei Gesunden nahe (Gleich et al. 2015). Inwieweit Veränderungen des Glutamatsys­ tems tatsächlich Veränderungen des Dopaminsystems be­ dingen, oder aber erst durch diese verursacht werden, ist nicht abschließend geklärt. Auf die Entwicklung einer me­ dikamentösen Therapie, die in den Glutamatstoffwechsel der Patienten entsprechend modellierend eingreifen kann, wird große Hoffnung gesetzt. NMDA-Rezeptoragonisten (Glyzin, D-Serin, Sarkosin), die ergänzend zu Antipsycho­ tika gegeben wurden, zeigten in der Folge teilweise einen Effekt auf die Negativsymptomatik (Tuominen et al. 2005). Es gab daher Bestrebungen, sich diesen Umstand bei der Suche nach neuen Therapieoptionen zunutze zu machen. Schließlich wurde eine Reihe neuer Medikamente entwi­ ckelt wie Bitopertin, ein Glyzin-Wiederaufnahme-Hem­ mer, der die Aktivität des NMDA-Rezeptors beeinflusst. Der erhoffte Effekt, insbesondere auf die Negativsympto­ matik, konnte bisher jedoch nicht erzielt werden (Hasan et al. 2014). Trotz dieser empirischen Rückschläge erscheint die Beschäftigung mit dem Glutamatsystem weiterhin aus­ sichtsreich (Goff 2014). Außerdem wird seit Längerem die Beteiligung des Transmitters Serotonin bei der Entstehung schizophrener Symptome diskutiert. Für diese Annahme spricht zum ei­ nen, dass das Serotoninsystem an der Wirkung halluzino­ gener Drogen, wie LSD, beteiligt ist. Zum anderen inter­ agiert das Serotonin- mit dem Dopaminsystem, und viele 23 2.5 · Behandlung der Schizophrenie Exkurs 2.2: »Medikamentencocktail« Sofern hochpotente typische Präparate (starke antipsychotische, aber gering ­sedierende Wirkung bei relativ hoher Rate von extrapyramidalen Symptomen) verabreicht werden, ist die Beigabe von weiteren Pharmaka zur Sedierung (vor allem niedrigpotente Neuroleptika und Benzodiazepine) sowie zur Reduktion extrapyramidal-motorischer Nebenwirkungen (vor allem Anticholinergika) weitverbreitet. Ein Problem anticholinerg wirksamer Anti-Parkinson-Mittel ist die potenziell nega- der heutzutage eingesetzten Antipsychotika wirken auf beide Systeme (Brandl et al. 2014). Die Vorstellung, dass die Über- oder Unterfunktion ei­ nes einzelnen Systems die psychotische Kernsymptomatik hervorruft, gilt als überholt. Stattdessen ist von komplexen Wechselwirkungen unterschiedlicher Transmittersysteme im Zusammenspiel mit äußeren Einflüssen wie Stress und weiteren Umweltfaktoren auszugehen (7 Exkurs 2.2). Wirksamkeit, Nebenwirkungen und Medikamentenadhärenz Im deutlichen Kontrast zu ihrer »gefühlten« starken Wirk­ samkeit belegen Übersichtsarbeiten insgesamt eine geringe (Lepping et al. 2011) bis mäßige (Leucht et al. 2009a, 2013) Verbesserung der Symptomatik durch Antipsychotika im Vergleich zu Placebo, wobei Clozapin, Amisulprid, Olanza­ pin und Risperidon zu den wirksamsten Medikamenten unter den 15 wichtigsten Antipsychotika zählen (für eine Übersicht siehe Leucht et al. 2013). Je nach verwendetem Kriterium sind bis zu 50 % aller Patienten therapieresistent (Lambert u. Naber 2009, S. 46). Die meisten Experten schätzen den Anteil auf ein Viertel bis ein Drittel. Thera­ pieresistenz manifestiert sich gelegentlich bereits bei der Erstbehandlung, tritt jedoch häufiger im Laufe der weite­ ren Erkrankung auf. Risikofaktoren, die mit Therapieresis­ tenz in Verbindung gebracht wurden, sind eine lange ­Dauer der unbehandelten Psychose, wiederholte Rückfälle, hirnstrukturelle Veränderungen, vorherrschende Nega­ tivsymptomatik, schwere komorbide psychische Erkran­ kungen, eine schlechte prämorbide Anpassung, Minder­ begabung sowie eine geringe initiale antipsychotische Re­ sponse (Lambert u. Naber 2009). Die Rückfallquote unter Antipsychotika liegt bei 27 % und unter Placebo bei 64 % nach einem Jahr (Leucht et al. 2012). Anders als bei Antidepressiva oder Antidementiva, bei denen eine heftige Diskussion über ihren generellen Nut­ zen bei Depression bzw. Demenz entbrannt ist, ist die Ef­ fektivität von Antipsychotika unbestritten trotz der mäßi­ gen Response-Rate bei einer Vielzahl der Betroffenen. Die wenigsten Kritiker raten bei akuten, fremd- oder selbstge­ fährdenden Patienten ernsthaft zu einem vollkommenen Medikationsverzicht, empfehlen jedoch eine möglichst niedrige Dosis. Hierbei erhalten sie zunehmend auch von namhaften Vertretern der biologischen Psychiatrie Unter­ tive Beeinflussung von Aufmerksamkeit und Gedächtnis (Vinogradov et al. 2009), wie sie auch beim Clozapin in hoher ­Dosierung und anderen cholinerg wirk­ samen Substanzen auftritt. Mono- statt Polypharmazie ist anzustreben. stützung. In einem aufsehenerregenden Interview mit der New York Times wies Nancy C. Andreasen, u. a. ehemalige Herausgeberin des renommierten American Journal of Psy­ chiatry, auf die Probleme von Antipsychotika hin und rät zu einer möglichst niedrig dosierten Pharmakotherapie, welche in Kombination mit der Behandlung von kogniti­ ven und sozialen Problemen erfolgen sollte (siehe auch Ho et al. 2011). Einer der wichtigsten Vorteile von Antipsychotika der zweiten Generation ist die deutlich geringere Rate von Spätdyskinesien und anderer extrapyramidaler Störungen. Laut einer aktuellen Multiple-Treatments-Metaanalyse von Leucht und Kollegen (2013) treten unter der Behand­ lung mit klassischen Substanzen bzw. Antipsychotika mit höherer Affinität zum D2-Rezeptor wesentlich stärkere extrapyramidal-motorische Nebenwirkungen als unter Clozapin auf. Allerdings kann es unter der Gabe bestimm­ ter neuerer Präparate, vor allem Olanzapin, Zotepin und Clozapin, zu schwerwiegenden metabolischen Verände­ rungen kommen, die u. a. zu starker Gewichtszunahme (Leucht et al. 2013) und sogar Diabetes führen können. Auch sexuelle Funktionsstörungen werden berichtet. Die­ se Nebenwirkungen führen zu einem oft ebenso starken Leidensdruck wie die induzierten neurologischen Symp­ tome. Nebenwirkungen sind einer der Hauptgründe für die unzureichende sog. Adhärenz der Patienten (früher oft als Medikamentencompliance bezeichnet). Diese beträgt auch nach Übersichtsarbeiten nur rund 50 % (Byerly et al. 2007). Einige Studien berichten sogar von einer Absetzrate bis zu 75 % innerhalb von 18 Monaten, die unter neueren Präparaten etwas geringer ist als unter den alten (Lieber­ man et al. 2005). Andere Ursachen für das Absetzen der Medikamente gegen ärztlichen Rat oder die selbstständige Änderung der Dosierung sind in der Störung selbst zu su­ chen. So nimmt eine Subgruppe von Patienten die Medi­ kation nach der Entlassung nicht weiter, weil sie sich für gesund hält (mangelnde Krankheitseinsicht). Vergesslich­ keit ist bei ca. einem Drittel der Patienten laut Selbstaussa­ ge ein weiterer Einflussfaktor (Moritz et al. 2009a, 2013c). In diesem Zusammenhang sind prospektive Gedächtnis­ störungen besonders relevant (das Erinnern, sich zu erin­ nern, z. B. Termine merken), die neben Problemen der Neugedächtnisbildung (z. B. Wortlistenlernen) bei Men­ schen mit Schizophrenie wiederholt beschrieben wurden 2 24 2 Kapitel 2 · Schizophrenie (z. B. Moritz et al. 2004). Solche Defizite sind vor allem bei der großen Gruppe von Betroffenen zu beachten, die meh­ rere Psychopharmaka gleichzeitig einnehmen. Einige Pa­ tienten vergessen zudem das Rational der Verschreibung und gehen fälschlicherweise davon aus, Antipsychotika nur bei Bedarf einnehmen zu müssen oder die Dosis je nach Stärke der Beschwerden eigenständig variieren zu können. Auch »Krankheitsgewinn« spielt eine Rolle bei einer Subgruppe von Patienten, bei denen Stimmenhören z. B. eine soziale Funktion erfüllt oder die Wahnideen wie­ der herbeisehnen (Moritz et al. 2013c). Mangelnde Adhä­ renz ist jedoch kein spezifisches Problem psychiatrischer Patienten im Allgemeinen und schizophrener Patienten im Besonderen. Auch bei vielen somatischen und teilweise lebensbedrohlichen Erkrankungen wie HIV ist die Absetz­ rate von Medikamenten hoch (WHO 2003). Die Gabe von Depotneuroleptika, die mittlerweile auch für die atypischen Antipsychotika verfügbar sind, stellt gerade bei Vergesslichkeit und fluktuierender Adhä­ renz eine Alternative zur herkömmlichen Verabreichung in Form von Tabletten dar. Depotneuroleptika, die von einer großen Gruppe von Patienten gut akzeptiert werden (Moritz et al. 2009a), werden jedoch weiterhin relativ sel­ ten appliziert (z. B. Heres et al. 2007). Psychologische Wirkung von Antipsychotika auf die schizophrene Symptomatik Antipsychotika wirken entgegen früherer Auffassungen meist innerhalb von wenigen Tagen (Agid et al. 2003) und reduzieren zunächst Halluzinationen und im weiteren Ver­ lauf Wahnideen (Gunduz-Bruce et al. 2005). Durch die Verminderung der Halluzinationen wird den Wahnideen quasi der Boden entzogen (siehe hierzu auch die Ausfüh­ rungen zu Mahers Hypothese in 7 Abschn. 2.4.5). Aber auch bei nicht schizophrenen Patienten ohne Halluzina­ tionen ist die Wirksamkeit belegt. Entsprechend werden Antipsychotika zunehmend bei Patienten mit überwerti­ gen, fixen Ideen und gelegentlich wenig Krankheitsein­ sicht eingesetzt (z. B. bei einer Subgruppe von Patienten mit einer Zwangsstörung), bei denen Halluzinationen eher selten zu beobachten sind. Während die biochemischen Eigenschaften von Anti­ psychotika weitgehend entschlüsselt sind, liegen die psy­ chologischen oder kognitiven Wirkmechanismen weiter­ hin im Dunkeln. Es mehren sich Hinweise, wonach die Präparate Positivsymptome nicht etwa löschen, sondern vor allem die Bewertung innerer und äußerer Vorgänge ver­ ändern. Patienten berichten von einer größeren Entrü­ ckung (»detachment«), Gefühlstaubheit und Gleichgültig­ keit unter Antipsychotika. Zentrale Aspekte des Wahns wie der Grad der Überzeugung werden laut einer Studie von Mizrahi und Kollegen (2006) dagegen kaum beeinflusst. Die wahnhaften Ideen sind unter neuroleptischer Behand­ lung häufig weiter vorhanden, treten aber in den Hinter­ grund und dominieren nicht mehr das Verhalten und ­Erleben des Patienten. Laut Kapur (2003) liegt bei Schizo­ phrenie aufgrund des angenommenen Dopaminüber­ schusses eine abnorme Salienz vor, die bestimmten Objek­ ten der Wahrnehmung besondere Bedeutung verleiht. Do­ pamin ist seiner Ansicht nach »der Wind im ­Feuer der Psychose«, der die Flammen anfacht, nicht aber verursacht. In einer eigenen Untersuchung an schizophrenen Stimmenhörern ließ sich eine signifikante negative Korre­ lation zwischen der Dosishöhe und der Lautstärke der Stimmen nachweisen (Schneider et al. 2011). Dies stimmt mit der Rückmeldung vieler Patienten überein, die Anti­ psychotika als kognitiv dämpfend beschreiben, was je nach Patient positiv (vor allem Beruhigung des Denkchaos) bis stark negativ (quälende Gefühlstaubheit) bewertet wird (Moritz et al. 2009a, 2013a). Inwieweit Antipsychotika die in 7 Kap. 3 beschriebenen charakteristischen Denkver­ zerrungen von schizophrenen Patienten wie voreiliges Schlussfolgern günstig beeinflussen, ist bei der heutigen schmalen Datenbasis nicht zu beantworten. Mehrere ­Studien fanden jedoch einen Zusammenhang zwischen Urteilssicherheit und neuroleptischer Dosis: Patienten mit höherer Medikamentendosis sind demnach in ihren Urtei­ len zweifelnder als Patienten mit niedriger Dosis (Andreou et al. 2014), auch nach statistischer Kontrolle der Psycho­ pathologie (z. B. Moritz et al. 2003). Dies spiegelt auch das subjektive Empfinden vieler Patienten wider (Moritz et al. 2013a). Abschließend lässt sich feststellen, dass es derzeit keine Alternative zu Antipsychotika bei der psychopharmakolo­ gischen Behandlung schizophrener Zustandsbilder gibt. Angesichts des hohen Anteils von Patienten, welche die Antipsychotika im Laufe der Behandlung absetzen, nicht bzw. ungenügend auf die Präparate ansprechen (vor allem persistierende Positivsymptomatik) sowie der kurz- und langfristigen schweren Nebenwirkungen einiger Medika­ mente wird der Ruf nach komplementären psychologi­ schen Behandlungsstrategien, vor allem Verhaltensthera­ pie, zunehmend lauter. Verhaltenstherapeutische Maßnah­ men werden im klinischen Alltag jedoch weiterhin leider selten eingesetzt (Bechdolf u. Klingberg 2014). 2.5.2 Verhaltenstherapie bei Schizophrenie In den vergangenen Jahren wurden verstärkt verhaltens­ therapeutische Konzepte für die Schizophreniebehand­ lung entwickelt und evaluiert. Da viele Techniken der kognitiven Verhaltenstherapie im MKT+ aufgegriffen ­ wurden (. Tab. 2.9), bitten wir um Verständnis, dass wir an dieser Stelle nur kurz und relativ allgemein auf den verhal­ tenstherapeutischen Behandlungsansatz eingehen und den 25 2.5 · Behandlung der Schizophrenie Leser auf die weiteren Kapitel (insbesondere 7 Abschn. 4.3 zu therapeutischen Strategien und 7 Kap. 5 zu den spezifi­ schen Anleitungen zum Einsatz der Therapieeinheiten) verweisen möchten. Erste verhaltenstherapeutische Behandlungsansätze bei Schizophrenie reichen bis in die 1950er-Jahre zurück und gehen u. a. auf den Psychiater Aaron T. Beck zurück, einen der Begründer der kognitiven Verhaltenstherapie. Die Inhalte der Verhaltenstherapie von Psychosen haben sich im Laufe der Zeit erheblich gewandelt. Entwicklungen und gesicherte neue Erkenntnisse wurden beständig in das Repertoire aufgenommen. Standen in den 1970er-Jahren noch Münzverstärkersysteme (Token Economy) im Vor­ dergrund, welche vor allem bei negativer und desorgani­ sierter Symptomatik zum Tragen kamen, wurde ab den 1980er-Jahren das Vulnerabilitäts-Stress-Modell fester B estandteil der Therapieplanung. Die Befunde zum ­ ­Expressed-Emotions-Konzept führten seit Ende der 1970er-Jahre dazu, Familie und Familienklima therapeu­ tisch stärker zu berücksichtigen. Auch kognitive und so­ zial-kognitive Befunde wurden integriert und in eigenen Behandlungseinheiten aufgegriffen. Seit den 1990er-Jah­ ren liegt der Schwerpunkt auf kognitiven Ansätzen zur Verminderung persistierender Positivsymptomatik. Viele der neueren Bemühungen bei Psychose wurden maßgeb­ lich durch die Londoner Arbeitsgruppe um Philippa ­Garety und Elizabeth Kuipers vorangetrieben. Auch die Arbeitsgruppe um Richard Bentall hat sich um die Verbrei­ tung dieses Ansatzes verdient gemacht. Während Verhal­ tenstherapie bei Schizophrenie mittlerweile in Groß­bri­tan­ nien in die verpflichtenden Behandlungsrichtlinien (NICE Guidelines; National Institute for Health and Care Excel­ lence) aufgenommen wurde, vollzieht sich die Umsetzung in der Bundesrepublik weiterhin eher schleppend. Promi­ nente Vertreter hierzulande sind die Arbeitsgruppen um Andreas Bechdolf, Stefan Klingberg und Birgit Conradt, Tania Lincoln sowie Roland Vauth und Rolf-Dieter Stieg­ litz. Nach wie vor sind allerdings fest implementierte ver­ haltenstherapeutische Behandlungsprogramme in Klini­ ken die Seltenheit. Historisch spielt in diesem Zusammen­ hang ein großer Psychotherapiepessimismus bei Schizo­ phrenie eine Rolle, der u. a. auf prägende Figuren und Meinungsführer in der Psychiatrie wie Freud und Jaspers zurückgeht. Während Freud die Schizophrenie, verein­ facht dargestellt, zwar für verstehbar, aber nicht psychothe­ rapierbar ansah, hielt Jaspers eines ihrer Leitsymptome, den Wahn, für psychologisch unzugänglich (siehe auch 7 Abschn. 2.4). Eine noch in den 1980er-Jahren verbreitete Annahme, wonach man die Wahnideen des Patienten ­weder bestärken noch kritisch hinterfragen sollte und ab­ wartete, bis die Medikamentenwirkung einsetzte, gilt mitt­ lerweile jedoch als obsolet (Lincoln 2014). Die Verhaltens­ therapie ist nunmehr in die Behandlungsrichtlinien der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN; Gaebel et al. 2006) aufge­ nommen worden. Zudem wurde 2014 die PsychotherapieRichtlinie entsprechend angepasst. Psychotherapie ist nun bei Schizophrenie, schizotypen sowie wahnhaften Störun­ gen uneingeschränkt indiziert (Gemeinsamer Bundesaus­ schuss 2014; Mehl u. Lincoln 2015). Klingberg und Kollegen (2008) weisen zu Recht darauf hin, dass unter der Bezeichnung »kognitive Verhaltensthe­ rapie für Psychosen« eine Vielzahl von Techniken subsu­ miert ist, wodurch eine konsensuelle Definition dieser Behandlungsform erschwert wird. In . Tab. 2.9 werden ohne Anspruch auf Vollständigkeit wichtige Techniken der kognitiven Verhaltenstherapie für Psychosen aufgeführt (siehe z. B. Vauth u. Stieglitz 2007; Lincoln 2014; Nelson 2010), die teilweise auch von anderen Therapieformen übernommen wurden oder von diesen entlehnt sind. Im Rahmen der Verhaltenstherapie werden mit den Betroffenen alternative Interpretationen ihrer Empfindun­ gen entwickelt und bestehende Überzeugungen modifi­ ziert (kognitive Umstrukturierung). Neben der Erarbei­ tung eines Krankheitsmodells und der Ableitung eines Veränderungsmodells werden auch psychoedukative Ele­ mente, Rollenspiele, Aktivitätenaufbau und Entspan­ nungstechniken in der Verhaltenstherapie für Psychose­ patienten aufgegriffen. Die verwendeten Techniken sind vor allem der kognitiven Verhaltenstherapie von Depres­ sion und Angststörungen entliehen, wobei kognitive An­ sätze dominieren. Die Expositionsbehandlung, welche vor allem bei Angststörungen höchst wirksam ist und das Flaggschiff der Verhaltenstherapie darstellt, bedarf für Psy­ chosepatienten einer deutlichen Abwandlung und ist eher als Realitätstestung zu bezeichnen. Die Realitätstestung benötigt gründliche Vorbereitung, um wahnhafte Alterna­ tiverklärungen statt der erhofften korrigierenden Erfah­ rungen zu verhindern (Vauth u. Stieglitz 2007; Lincoln 2014). Fast alle Manuale und Behandlungsprogramme er­ wähnen in ihren Theorieabschnitten »voreiliges Schluss­ folgern«, »Theory of Mind« und andere Denkverzerrun­ gen. Diese werden aber anders als bei unserem Ansatz selten direkt therapeutisch bearbeitet (siehe auch 7 Geleitwort zur 1. Auflage). Eine Reihe von Metaanalysen bestätigt die Effizienz von Verhaltenstherapie sowohl in direktem Vergleich mit anderen therapeutischen Interventionen (Turner et al. 2014) als auch über die Wirksamkeit von Antipsychotika hinaus (Burns et al. 2014; Sarin et al. 2011; Wykes et al. 2008) vor allem bei Patienten, die nicht oder nur ungenü­ gend auf diese ansprechen. Kuipers und Kollegen (2006) berichten eine Gesamteffektstärke von d = .37 für persis­ tierende Symptomatik. In einer weiteren Metaanalyse wer­ den für die Positivsymptomatik Werte in derselben Höhe berichtet (Wykes et al. 2008). Niedrigere Anspracheraten 2 26 Kapitel 2 · Schizophrenie ..Tab. 2.9 Wichtige Behandlungstechniken der kognitiven Verhaltenstherapie bei Psychosen. Einige dieser Techniken wurden von anderen Therapieansätzen aufgegriffen oder aber diesen entliehen 2 Bausteine von Verhaltenstherapien bei Psychosen (in alphabetischer Reihenfolge) Verwendung/Berücksichtigung im MKT+ Abbau dysfunktionaler Copingstrategien (z. B. Gedan­ken­ unterdrückung) zugunsten funktionaler Strategien (z. B. Achtsamkeitsübungen u. a. »detached mindfulness«, Aufbau von stressreduzierenden Copingstrategien) 7 Therapieeinheit 4: Zuschreibungsstil 7 Therapieeinheit 9: Depression und Denken 7 Therapieeinheit 11: Umgang mit der Diagnose und Rückfallprophylaxe (vor allem die Materialen zu Stressabbau) Arbeit am Selbstwert (z. B. Herstellen von Zusammenhang Selbstwert und Psychose; Arbeit mit innerem Kritiker und wohlwollendem Begleiter) 7 Therapieeinheit 9: Depression und Denken 7 Therapieeinheit 10: Selbstwert Aufbau einer therapeutischen Beziehung Vor allem 7 Therapieeinheit 1: Beziehungsaufbau und Anamnese Entpathologisierung (»normalizing«) Alle Therapieeinheiten Erstellen eines individuellen Vulnerabilitäts-Stress-­ Modells unter Berücksichtigung von Anlagefaktoren, Biografie, Ressourcen und Risikofaktoren, Ableitung von möglichen aufrechterhaltenden Faktoren 7 Therapieeinheit 3: Erklärungsmodell Erstellen einer Problemliste und Erarbeitung von ­Therapiezielen 7 Therapieeinheit 2: Einführung in das Metakognitive Therapieprogramm Identifikation und Korrektur von Denkverzerrungen sowie dysfunktionalen Überzeugungen 7 Therapieeinheiten 4–9 zu den Denkverzerrungen Kognitive Umstrukturierung (Entwicklung alternativer Bewertungen) Alle Therapieeinheiten, insbesondere 7 Therapieeinheit 9: Depression und Denken Psychoedukation (u. a. Vermittlung des VulnerabilitätsStress-Modells) Alle Therapieeinheiten, insbesondere 7 Therapieeinheit 3: Erklärungs­ modell und 7 Therapieeinheit 11: Umgang mit der Diagnose und Rückfallprophylaxe Reduktion von Vermeidung und Sicherheitsverhalten 7 Therapieeinheit 5: Schlussfolgern 7 Therapieeinheit 11: Umgang mit der Diagnose und Rückfallprophylaxe Rollenspiel 7 Therapieeinheit 5: Schlussfolgern 7 Therapieeinheit 7: Einfühlen Rückfallprophylaxe und -management (z. B. Erarbeiten von Frühwarnsymptomen, Erstellung eines Notfallplans) 7 Therapieeinheit 11: Umgang mit der Diagnose und Rückfallprophylaxe (z. B. mittels Einsatz der »gelben Karte«) Selbstbeobachtungsübungen (Selbstbeobachtungs­ protokolle) Alle Therapieeinheiten; insbesondere 7 Therapieeinheit 5: Schlussfolgern Sokratische Gesprächsführung Alle Therapieeinheiten Stressreduktion und -bewältigung (Auswirkungen von Stress auf Symptome, Stimmung und Verhalten sowie Vermittlung von Entspannungsstrategien) 7 Therapieeinheit 11: Umgang mit der Diagnose und Rückfallprophylaxe Training sozialer Fertigkeiten 7 Therapieeinheit 7: Einfühlen Umgang mit/Interventionen bei depressiver Symptomatik (z. B. Einführung eines Teufelskreismodells; Aufbau positiver Aktivitäten) 7 Therapieeinheit 9: Depression und Denken Umgang mit/Interventionen bei Halluzinationen (z. B. Re-Attribution von Stimmen) 7 Therapieeinheit 4: Zuschreibungsstil Umgang mit/Interventionen bei Wahnideen (z. B. Hinterfragen der Gedanken mit Pro- und Kontra-Listen) 7 Therapieeinheit 5: Schlussfolgern 7 Therapieeinheit 6: Korrigierbarkeit Verhaltensexperimente (vor allem Realitätstestung) 7 Therapieeinheit 5: Schlussfolgern 7 Therapieeinheit 6: Korrigierbarkeit 27 2.5 · Behandlung der Schizophrenie berichten Mehl et al. (2015) in einer neueren Metaanalyse, die schwache bis mittlere Effekte fand. Eine große Studie (Garety et al. 2008) an 301 Patienten mit kürzlich erfolgtem Rückfall, die entweder einer kogni­ tiven Verhaltenstherapie, Familientherapie (nach Kuipers) oder Standardbehandlung (»treatment as usual«) zugewie­ sen wurden, ergab dagegen enttäuschende Ergebnisse. We­ der kognitive Verhaltenstherapie noch Familientherapie waren in den Zielparametern wirksamer als die Standard­ behandlung. Selbst kurzfristig war keine Überlegenheit nachweisbar. Die Autoren schränken aufgrund ihrer Er­ gebnisse die Kernindikation von kognitiver Verhaltensthe­ rapie auf Patienten ein, die medikamentenresistente Posi­ tivsymptome aufweisen. Wenngleich diese große Studie früher berichtete positive Effekte nicht völlig egalisieren und aufzehren wird, findet derzeit ein Umdenken statt1. Überlegungen, wie die Wirksamkeit von kognitiver Ver­ haltenstherapie verbessert werden kann, sind in vollem Gange. Das MKT+ stellt einen in diese Richtung weisen­ den Ansatz dar. 2.5.3 Verhaltenstherapie und Antipsycho­ tika als komplementäre Ansätze Antipsychotika und Verhaltenstherapie sind keineswegs »Rivalen«, sondern stellen komplementäre Behandlungs­ strategien dar. Während die neuroleptische Behandlung dem Betroffenen einen gewissen Abstand zu seinen Ideen verschafft, beabsichtigt die Verhaltenstherapie die kogni­ tive Umstrukturierung maladaptiver Bewertungen und die Vermittlung von Copingstrategien. Angesichts der an­ gesprochenen Abbruchrate für Antipsychotika von etwa 50 % im Verlauf der Behandlung (Hutton et al. 2012), ist ein wichtiges Ziel von Psychotherapie, die Einsicht der ­Patienten in die eigene Erkrankung und Behandlungsbe­ dürftigkeit zu erhöhen, was sekundär auch die Adhärenz bzw. Medikamentencompliance stärken kann. Umgekehrt fruchten psychotherapeutische Maßnahmen oft erst, wenn die psychomotorische Erregung abgenommen hat. Im Akutstadium kann dies meist durch die Gabe von Psy­ chopharmaka erreicht werden. Eine weitere Schwierigkeit bei der Behandlung mit Antipsychotika ist die oft man­ gelnde Wirksamkeit auf Negativsymptomatik (Hanson et al. 2010) und emotionale Probleme. Psychotherapeutische 1 Die Arbeitsgruppe um McKenna äußert sich recht kritisch und pessimistisch über die kognitive Verhaltenstherapie bei Psychosen. Eine Metaanalyse von Lynch und Kollegen (2010) wurde von Kingdon (2010) aufgrund methodischer Mängel in s­ einer Erwiderung zu Recht zurückgewiesen (»Lynching-Party«). Allerdings ­räumen auch Befürworter ein, dass die Wirksamkeit der kognitiven Verhaltenstherapie bei Psychosen geringer ist als z. B. bei Angststörungen. Ansätze wie das MKT+ können daher gute Ergänzungen darstellen, da neben den klassischen Denkverzerrungen, die mit der Entstehung und Aufrechterhaltung von Wahn­ symptomen in Verbindung gebracht werden, auch emo­ tionale Probleme wie Depression sowie niedriger Selbst­ wert behandelt werden. 2.5.4 Andere therapeutische Ansätze Neben verhaltenstherapeutischen Bemühungen gibt es zahlreiche alternative Ansätze, die auf verwandten, teilwei­ se jedoch auch vollkommen anderen ätiologischen Model­ len fußen. Das Spektrum in seiner vollen Breite darzustel­ len, übersteigt den Anspruch dieses Behandlungsmanuals. Wir können daher an dieser Stelle nur kurz auf einige an­ dere Behandlungsmethoden eingehen mit der Bitte, die Knappheit der Darstellung nicht als Maß der wahren Rele­ vanz und Verbreitung zu betrachten. In Deutschland sind kognitive Remediationsprogram­ me, z. B. CogPack® (Marker 2003) oder auch mybraintrai­ ning® (erste Wirksamkeitsstudie bei Moritz et al. 2015), verbreitet. Einige dieser Programmpakete sind seit den 1980er-Jahren im Einsatz. Das CogPack® ist ein Compu­ tertraining, mit dessen Hilfe kognitive Funktionen wie lo­ gisches Denkvermögen, Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit verbessert werden sollen. Es besteht aus 64 Test- und Übungspro­ grammen, die insgesamt 334 Aufgabenvarianten umfas­ sen. Die Übungsserien, z. B. die sog. Olbrich-Serie, können an das aktuelle Leistungsniveau des Teilnehmers angepasst werden. Die Teilnehmer erhalten Rückmeldung über ihren jeweiligen Leistungsstand und erzielte Trainingsfortschrit­ te, was sekundär zu einer Verbesserung der Selbstwirksam­ keit und der häufig subjektiv empfundenen kognitiven Beeinträchtigungen beitragen kann. Bender und Ditt­ mann-Balzar (2008) kommen in ihrer Übersicht zur Wirk­ samkeit zu dem Schluss, dass im Vergleich zu anderen Therapien »der Erfolg eines Trainings kognitiver Defizite noch deutlich weniger empirisch belegt ist« (S. 597). Die Behandlungsleitlinien der DGPPN (Gaebel et al. 2006) rechnen kognitive Rehabilitationsprogramme (noch) nicht zu den evidenzbasierten Therapiemethoden. Eines der ältesten und in Deutschland am weitesten verbreiteten psychologischen Interventionsprogramme ist das Integrierte Psychologische Therapieprogramm bei schi­ zophren Erkrankten (IPT; Roder et al. 2006). Das Training ist manualisiert und besteht aus 5 Unterprogrammen, die sequenziell durchlaufen werden. Diese trainieren die ­Bereiche Neurokognition (Unterprogramm 1 und 2) und soziale Interaktion (Unterprogramm 3–5). Das gesamte Programm erstreckt sich über einen Behandlungszeitraum von etwa 3 Monaten. Für das IPT gibt es zahlreiche Effek­ 2 28 2 Kapitel 2 · Schizophrenie tivitätsnachweise. Eine Metaanalyse von Roder und Kolle­ gen (2006), welche 30 publizierte Studien mit insgesamt 1.393 Patienten berücksichtigte, ergab eine Überlegenheit des IPT gegenüber Kontrollgruppen in allen Parametern, vor allem aber bezüglich neuropsychologischer Funktions­ bereiche. Bezüglich des psychosozialen Funktionsniveaus erreichte das IPT kleinere Effekte. Mit der Integrativen Neurokognitiven Therapie (INT) geht die Arbeitsgruppe um Volker Roder und Daniel Müller neue Wege, indem der IPT-Ansatz u. a. mit einem kognitiven Training auf Basis des CogPack® kombiniert wird (Roder u. Müller 2013). Familientherapeutische Ansätze haben sich in den al­ lermeisten Studien als effektiv erwiesen. Angehörigenund Familienprogramme gehören in der einen oder ande­ ren Form zum Standardrepertoire in der Behandlung von Patienten mit Schizophrenie. Die Einbeziehung von Ange­ hörigen ist zentral, um das Verständnis für den psychisch Kranken und dessen Symptome im persönlichen Umfeld zu vergrößern und rückfallbegünstigende emotionale Spannungen innerhalb der Familie zu vermindern (vor al­ lem »high expressed emotions«). Dieser Ansatz verspricht außerdem, die Medikamentenadhärenz zu erhöhen und Rückfällen vorzubeugen, indem die Wahrnehmung für Prodromalsymptome (Veränderungen, die einem Rückfall typischerweise vorausgehen) geschärft wird (Errichtung eines »Frühwarnsystems«). Die präventive Wirkung auf erneute Rückfälle, Senkung der Wiederaufnahmewahr­ scheinlichkeit und Steigerung der Medikamentenadhärenz konnte in einer Metaanalyse (Pilling et al. 2002) bestätigt werden. Für diese Studie wurden Familieninterventionen berücksichtigt, die Psychoedukation, Training von Pro­ blemlösefähigkeiten, Krisenmanagement und/oder Part­ nertherapie vorsahen und wenigstens 6 Wochen dauerten. Schließlich bieten die meisten psychiatrischen Kliniken Psychoedukation an, welche sich nach der Metaanalyse von Lincoln und Mitarbeitern (2007) bei aktiver Beteiligung der Familie als wirksam für die Reduktion der Symptomatik sowie die Vorbeugung von Rückfällen erwiesen hat. Primä­ res Ziel dieser Maßnahme ist die Aufklärung und Informa­ tionsvermittlung für Patienten und Angehörige bezüglich des Störungsbildes (z. B. Symptome, Verlauf, Ursachen), Behandlungsmöglichkeiten und Rückfallprophylaxe (u. a. Identifikation von Frühwarnsymptomen). Zudem spielen die Förderung der Behandlungsbereitschaft, Stärkung von Problemlösestrategien und die Ermittlung von Ressourcen sowie Stressbewältigung eine wichtige Rolle. Eine deutsche Studie zeigt, dass die günstigen Auswirkungen von psycho­ edukativer Behandlung auch 7 Jahre später nachweisbar bleiben (Bäuml et al. 2007). Obgleich Studien belegen, dass Angebote, die Angehö­ rige einbeziehen, wie Familientherapie oder Psychoeduka­ tion besonders effektiv sind, legt eine eigene Befragung von 80 Menschen mit Psychosen, die aus dem gesamten Bundesgebiet rekrutiert wurden, nahe, dass solche Ange­ bote nur selten durchgeführt werden (Moritz et al. 2016a). 2.6 Metakognitive Therapie als neue Behandlungsmethode 2.6.1 Metakognitives Training für schizo­ phrene Patienten (MKT): »Making-of« Gemeinsam mit Kollegen aus Vancouver forscht unsere Arbeitsgruppe seit 2001 aktiv zu kognitiven Entstehungs­ mechanismen schizophrener Symptome wie Wahn, Hallu­ zinationen und formalen Denkstörungen. Aus dieser Ar­ beit sind zahlreiche Veröffentlichungen zu voreiligem Schlussfolgern, Unkorrigierbarkeit und Gedächtnispro­ blemen sowie überhöhter Urteilssicherheit für Fehlerinne­ rungen hervorgegangen. Der Hauptbeweggrund für die Entwicklung dieses Programms war der Wunsch, das ­damals schon recht fundierte Wissen über die am Wahn beteiligten kognitiven Faktoren in einem Therapieansatz zu bündeln, welcher ohne viel Vorbereitung und techni­ schen Aufwand auskommt, um die nur schleppende Ver­ breitung psychologischer Behandlungsansätze bei Schizo­ phrenie voranzubringen. Mit der Sammlung von Therapie­ material wurde etwa 2003/2004 begonnen. Im Jahr 2005 veröffentlichten wir das Metakognitive Training für schizophrene Patienten (MKT). Das Grup­ pentraining steht im Internet kostenlos in vielen Sprachen (Stand November 2016: 33 Sprachen) zur Verfügung: www.uke.de/mkt. In acht Trainingseinheiten (Modulen) werden Patienten mit Schizophrenie typische Denkverzer­ rungen und einseitige Problemlösestile (7 Kap. 3) spiele­ risch vor Augen geführt (Moritz et al. 2005). Zudem gibt es zwei Z ­ usatzmodule, die sich verstärkt mit dem Thema Selbstwert sowie dem Umgang mit Vorurteilen/Stigmati­ sierung aufgrund der Erkrankung beschäftigen. Diese ­Inhalte wurden ergänzt, weil sowohl die klinische Praxis als auch die Forschung zeigten, dass der therapeutische Bedarf der Patienten an dieser Stelle sehr groß ist (Brohan et al. 2010; Moritz et al. 2016a). Das MKT wurde zunächst als Gruppentraining konzipiert, welches möglichst zwei­ mal wöchentlich stattfinden sollte. Die Module des Gruppenansatzes werden über PDFkonvertierte Powerpoint-Folien präsentiert. Die allerers­ ten Übungen waren fast 1:1 dem Stimulusmaterial unserer Grundlagenforschungsstudien entliehen und zielten nach kurzer Einleitung darauf ab, den Patienten die Fehlbarkeit ihrer Bewertungen und Urteile zu demonstrieren, um mit­ telbar Zweifel zu säen und über »Aha-Erlebnisse« starre Wahnideen und Überzeugungen von der Existenz von Stimmen zu erschüttern. Über die Jahre wurde das Trai­ ning weiter verfeinert und um viele Übungen ergänzt. Das 29 2.6 · Metakognitive Therapie als neue Behandlungsmethode Rational des Trainings, die Reduktion psychotischer Sym­ ptome durch »Begradigung« zugrunde liegender Denkver­ zerrungen, wurde den Patienten zunächst nicht explizit mitgeteilt, da wir befürchteten, dass diese gekränkt reagie­ ren oder intellektuell überfordert sein könnten, wenn sie mit Erkenntnissen der Grundlagenforschung konfrontiert werden und ein allzu expliziter Bogen zur Symptomatik geschlagen wird. Die Akzeptanz des Trainings durch die Patienten war von Beginn an sehr gut (7 Abschn. 2.6.3), wobei die Rück­ meldungen und Änderungsvorschläge der Teilnehmer zu laufenden Revisionen geführt haben. So wurden Übungen, die sich als langatmig oder unbeliebt herausgestellt haben, entfernt. Uns fiel jedoch im Laufe der Zeit auf, dass einige Patienten das Training als reinen Denksport betrachteten und den Bezug zur Psychose allgemein und ihren persön­ lichen Symptomen im Besonderen nicht herzustellen ver­ mochten. Auch die Frage, was das Ganze denn soll, wurde gelegentlich laut und seit 2006 dann auf einer eigenen Folie pro Modul ­aufgegriffen und beantwortet. Entgegen unse­ rer initialen Befürchtung machten wir durchweg positive Erfahrungen damit, den Patienten das Rational des Trai­ nings transparent zu machen und mit Fallbeispielen die möglichen ­Konsequenzen von Denkverzerrungen auf psy­ chotische Symptome zu vermitteln. Hierdurch wird oft eine leb­hafte Diskussion in der Gruppe angestoßen, bei der die Teilnehmer eigene Erfahrungen austauschen. Da Pa­ tienten mit Schizophrenie in etwa 50 % der Fälle starke Gedächtnisprobleme aufweisen, die vor allem das Neuler­ nen und weniger das Behalten bereits gelernten Materials betreffen (Moritz et al. 2001b), erarbeiteten wir Merkblät­ ter mit Hausaufgaben, die die Nachhaltigkeit des Trainings stärken sollten. Inspiriert durch die Fußballweltmeister­ schaft im eigenen Lande haben wir 2006 laminierte gelbe und rote Karten im Training ausgegeben, die in den spezi­ fischen Anleitungen zur 7 Therapieeinheit 2 (Einführung in das Metakognitive Therapieprogramm) in 7 Abschn. 5.1 vorgestellt werden und die Umsetzung der Lernziele im Alltag befördern sollen. Das MKT+ ist aus diesem Grup­ penansatz hervorgegangen. 2.6.2 Wieso MKT+? Das Gruppentraining hat sich bewährt, und es gibt eine Reihe – auch unabhängiger – Belege für die Effektivität des Trainings (7 Abschn. 2.6.3). Gleichzeitig reicht das Grup­ pentraining unseres Erachtens bei einigen Patienten nicht aus, erzielte Änderungen langfristig zu verankern und ei­ nem erneuten Rückfall prophylaktisch entgegenzuwirken. Gerade bei hoch psychotischen Patienten ist das Gruppen­ training nicht indiziert (Moritz et al. 2016b, Kommentar zu der Metaanalyse von van Oosterhout et al. 2015). Zudem setzt ein Gruppentraining aus Gründen von Zeit und Pri­ vatsphäre der Behandlung individueller Themen enge Grenzen. Patienten mit Schizophrenie unterscheiden sich außerdem sehr bezüglich ihrer Störungseinsicht, Wahnin­ halte und ihrem Grad der Überzeugtheit von ihren Ideen. Es ist daher schwer möglich, in der Gruppe direkt über individuelle Wahnthemen zu sprechen. Öffnen sich Pa­ tienten bezüglich ihrer Wahnideen, verhalten sich manche Mitpatienten »unsolidarisch« und verständnislos. Nieder­ gelassene Kollegen baten uns außerdem, eine Variante für die Einzeltherapie zu erstellen, da sich die Gruppenfolien hierfür nicht optimal eignen. Den endgültigen Startschuss für die Erarbeitung einer individualisierten Variante liefer­ te eine eher zufällige Begebenheit. Einer unserer Patienten brach das Gruppentraining mit der Begründung ab, die behandelten Themen seien für ihn nicht relevant. Er würde nicht voreilig schlussfolgern und hätte keine der bespro­ chenen Denkverzerrungen. Ein Gespräch mit seiner Mut­ ter sowie die Verhaltensbeobachtung während der Grup­ pensitzungen zeichneten dagegen ein deutlich anderes Bild: Der Patient wies viele Denkverzerrungen auf, war sich dieser aber aufgrund mangelnder Introspektions­ fähigkeit (Metakognition) ungenügend bewusst. Hier h ­ ätte eine angepasste, individuelle Therapie möglicherweise hel­ fen können. Weitere Erfahrungen zeigten, dass gerade auch affektive oder Selbstwertprobleme besser im Einzel­ setting besprochen werden können, da diese häufig zu pri­ vat sind, um sie in der Gruppe zu thematisieren. Im MKT+ wurde der Bedarf der Patienten nach Bearbeitung affekti­ ver und Selbstwertthematiken aufgegriffen und in zwei Trainingseinheiten umgesetzt (7 Therapieeinheit 9 »Depression und Denken« und 7 Therapieeinheit 10 »Selbstwert«). Die im Gruppentraining thematisierten Denkverzer­ rungen bilden die theoretische Basis des MKT+. Das MKT+ ist jedoch autonom (7 Abschn. 4.4.2, in dem eine mögliche Kombination von Einzel- und Gruppen-MKT besprochen wird). Die Therapie setzt bei kognitiven Ver­ zerrungen an (metakognitiver Teil) und schlägt dann die Brücke zu psychotischen Symptomen. Im Gegensatz zum Gruppentraining werden im MKT+ die erarbeiteten Er­ kenntnisse mithilfe bewährter verhaltenstherapeutischer Techniken auf persönliche Probleme und Symptome über­ tragen und angewendet. Die Therapie wird durch eine Anamnese eingeleitet, und auch die Erarbeitung eines in­ dividuellen Erklärungsmodells und einer Rückfallprophy­ laxe sind wesentliche Bestandteile des MKT+. 2.6.3 Bisherige Befunde Eine Reihe von Studien hat die Akzeptanz und Wirksam­ keit des Metakognitiven Trainings untersucht. Die meisten 2 30 2 Kapitel 2 · Schizophrenie dieser Untersuchungen evaluierten das Metakognitive Gruppentraining (MKT) in der im Internet bereitgestellten Fassung. Einzelne andere Arbeiten untersuchten entweder eine verkürzte Version oder eine Kombination aus MKT mit anderen Ansätzen. In den letzten Jahren wurden zu­ nehmend auch individualisierte Ansätze des MKT auf ihre Wirksamkeit hin überprüft. Insbesondere das Individuali­ sierte Metakognitive Therapieprogramm (MKT+) oder angepasste Gruppen-MKT-Module, welche auf die Be­ dürfnisse einzelner Patienten zugeschnitten wurden, wa­ ren Untersuchungsgegenstand. Im Folgenden werden die uns bekannten Studien zu­ nächst in Hinblick auf die Akzeptanz des MKT und seine Wirksamkeit auf Positivsymptome und kognitive Verzer­ rungen narrativ zusammengefasst. Am Ende jeden Ab­ schnitts folgen die Ergebnisse metaanalytischer Übersich­ ten (Eichner u. Berna 2016; van Oosterhout et al. 2015). Sicherheit und Akzeptanz Nachdem am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf eine Machbarkeitsstudie (Moritz u. Woodward 2007) viel­ versprechende Ergebnisse erbrachte, belegten weitere Stu­ dien die Sicherheit und Akzeptanz des MKT. Die bisheri­ gen Studien demonstrieren einhellig, dass das MKT von den Patienten gut angenommen wird (Aghotor et al. 2010; Balzan et al. 2014; Briki et al. 2014; Buonocore et al. 2015; Erawati et al. 2014; Favrod et al. 2011, 2014; Ferwerda et al. 2010; Lam et al. 2014; Moritz et al. 2011a, 2011b, 2013b; So et al. 2015; Ussorio et al. 2015). Die Teilnehmer berichte­ ten, das MKT habe ihnen Spaß bereitet, und ca. drei von vier Teilnehmern würden es anderen Betroffenen weiter­ empfehlen. Obwohl Spaß am Programm sowie der subjek­ tive Nutzen selbstverständlich allenfalls sekundäre Ziel­ parameter darstellen, halten wir sie dennoch für essenziel­ le Voraussetzungen für eine erfolgreiche und nachhaltige Behandlung der Zielsymptomatik. Menschen mit Psycho­ se weisen häufig Antriebsminderung und Affektverfla­ chung auf, die Risikofaktoren für eine geringe Adhärenz und Änderungsmotivation darstellen. In einer Metaanalyse von Eichner und Berna (2016), in der 16 Studien berücksichtigt wurden, fand sich eine hohe Effektstärke gegenüber einer Kontrollintervention bezüg­ lich der Akzeptanz seitens der Patienten (Hedges g = 0.84). Hedges g-Werte können analog den Werten von Cohens d interpretiert werden: 0.2 = schwacher Effekt, 0.5 = mittle­ rer Effekt, 0.8 = starker Effekt. Wahnvorstellungen und Positivsymptome Die meisten Studien konnten eine Symptomverbesserung auf den Dimensionen Positivsymptomatik und Wahn durch unsere metakognitiven Interventionen belegen. Le­ diglich eine Studie bildet eine Ausnahme (van Oosterhout et al. 2014), auf die unten näher eingegangen wird. Das beobachtete Ausmaß der Veränderung von Positivsympto­ men gegenüber Kontrollgruppen reicht von kleinen (Aghotor et al. 2010) und mittleren (Briki et al. 2014; ­Favrod et al. 2014; Gawęda et al. 2015; Kumar et al. 2010; Kuokkanen et al. 2014; Moritz et al. 2011b, 2013b), bis zu großen Effektstärken (Balzan et al. 2014; Erawati et al. 2014; So et al. 2015). Faktoren, die zu den verschiedenen Effektstärken beigetragen haben, betreffen unseres Erach­ tens vor allem Unterschiede in der Wahl der Zielparameter (z. B. subjektive vs. objektive Erfassung von Wahn) sowie des gewählten Designs (Wartekontrollgruppe vs. aktive Kontrollgruppe). Die Auswirkung auf die Schwere des Wahns oder ande­ re Dimensionen des Wahns (Moritz et al. 2011a), die mit der Wahnskala der Psychotic Symptom Rating Scales (PSYRATS; Haddock et al. 1999) und/oder Items der PANSS (Kay et al. 1989) erfasst werden, zeigt häufig höhere Effekte gegenüber der Erfassung des gesamten Positivsyndroms. Während ­einige Studien eine Verbesserung sowohl auf der PANSS wie auch der PSYRATS zeigen (u. a. Favrod et al. 2014; Fer­ werda et al. 2010; So et al. 2015), lässt sich in anderen eine höhere Sensitivität der PSYRATS im Vergleich zur PANSS finden (Moritz et al. 2011a; Moritz et al. 2013b). Aber auch umgekehrte Ergebnismuster wurden einzeln berichtet ­(Briki et al. 2014; Moritz et al. 2011b). Diese Diskrepanzen könnten partiell auf gewichtige Unterschiede zwischen den beiden Skalen zurückgeführt werden. Die PSYRATS ist feinkörniger und unterscheidet verschiedene Aspekte von Wahn und Halluzinationen (wie Überzeugung und Belas­ tung), die in den PANSS-Items P1 (Wahnvorstellungen) und P3 (Halluzinationen) zusammen­gefasst werden. Aller­ dings ist zu berücksichtigen, dass Patienten teilweise zu Beginn einer Studie aufgrund mangelnder Krankheitsein­ sicht oder Misstrauen Symptome unterberichten. Dies kann dazu führen, dass das Ausmaß der Symptomreduk­ tion nicht ausreichend/weniger stark abgebildet wird. Die PSYRATS ist wahrscheinlich anfälliger für derartige Effek­ te als die PANSS, da das Rating der PSYRATS in höherem Maß von Selbsteinschätzungen des Patienten determiniert ist. Aus den genannten Gründen werden weitere kontrol­ lierte Studien mit einheitlichen Zielparametern benötigt, um Effekte und Wirkungsgrad des MKT auf Positivsym­ ptome abschließend zu beurteilen. Die meisten Studien befassen sich vor allem mit der kurzfristigen Wirksamkeit des MKT: Veränderungen der Symptome und kognitive Verzerrungen wurden lediglich unmittelbar nach Beendigung der Intervention abgebildet. Zwei Studien (Favrod et al. 2014; Moritz et al. 2013b) legen darüber hinaus die langfristige Wirksamkeit des MKT nahe (bis zu 6 Monaten nach der Intervention). Moritz und Kollegen (2014b) konnten zudem sog. »Schläfereffekte« 3 Jahre nach der Intervention feststellen: Verglichen mit der aktiven Kontrollgruppe zeigten die MKT-Teilnehmer 31 2.6 · Metakognitive Therapie als neue Behandlungsmethode eine signifikante Verbesserung im PANSS-Gesamtscore sowie bezüglich der Lebensqualität und des Selbstwertge­ fühls; zum Messzeitpunkt 6 Monate nach der Intervention lagen in diesen Parametern noch keine derartigen Unter­ schiede zwischen den Gruppen vor. Positive Auswirkungen auf die Symptome konnten ebenfalls mit abgeänderten oder verkürzten Versionen des MKT (Ross et al. 2011) wie dem Maudsley Review Training Programme bzw. Reasoning Training (Waller et al. 2011) festgestellt werden. Hierbei handelt es sich um ein compu­ tergestütztes Trainingsprogramm mit fünf Aufgaben, ­welche voreiliges Schlussfolgern und problemlösendes Denken (»reasoning«) zum Inhalt haben. Zwei der fünf Aufgaben orientieren sich an Modul 2 (voreiliges Schluss­ folgern) des MKT (eine Aufgabenstellung wurde direkt aus dem MKT-Modul übernommen; eine andere aus der Stu­ die von Ross et al. (2011) wurde später in das MKT einge­ arbeitet). Eine portugiesische Studie (Rocha u. Queirós 2013), die das MKT mit Aspekten zu sozialer Kognition und Interaktionstraining kombinierte (SCIT; Combs et al. 2007), fand einige allgemeine Verbesserungen, jedoch kei­ ne Verbesserung der Positivsymptomatik. Eine Studie von Ussorio und Kollegen (2015) unter­ suchte die Wirksamkeit des MKT auf Positivsymptome in zwei Gruppen von Patienten mit Schizophrenie, die sich in Bezug auf die Dauer der unbehandelten Psychose unter­ schieden. Es wurde kein signifikanter Unterschied zwi­ schen Patienten mit einer kurzen Dauer der unbehandel­ ten Psychose (<12 Monate) und einer längeren Dauer (>12 Monate) festgestellt. In beiden Gruppen fanden sich Verbesserungen in Höhe einer großen Effektstärke in ­Bezug auf die allgemeine Psychopathologie und die Posi­ tivsymptome. Die Befunde weisen darauf hin, dass die Wirksamkeit des MKT von der Dauer der unbehandelten Psychose nicht beeinflusst wird. Wie bereits erwähnt, zeigte eine niederländische Studie (van Oosterhout et al. 2014) keine Vorteile des MKT ge­ genüber einer Kontrollbehandlung bezüglich der Zielpara­ meter. Die Verbesserungen in der MKT-Gruppe, insbeson­ dere für Wahn gemessen mit der PSYRATS (3,5 vs. 1,6 Punkte) und den Green et al. Paranoid Thought Scales (GPTS; 16,9 vs. 14,7 Punkte), waren kleiner als in der Pi­ lotstudie derselben Arbeitsgruppe (Ferwerda et al. 2010). Die Studie basiert zudem auf einer großen Teilstichprobe, die an einer frühen Version des MKT teilnahm. Spätere Ver­sionen legen ein größeres Augenmerk auf das »Säen von Zweifel« und ermutigen die Teilnehmer, ihre Entschei­ dung zu überdenken, wenn Beweise schwach und/oder die Folgen schwerwiegend sind. Eine mögliche Einschrän­ kung dieser Studie ist, dass eine Selbstbeurteilungsskala als ­primärer Outcome-Parameter fungierte. Aufgrund von Symptomen wie Misstrauen und mangelnder Krankheits­ einsicht verschweigen Patienten häufig Symptome vor oder zu Beginn der Therapie. Da diese konfundierenden Variablen im Laufe der Zeit abnehmen, kann der paradoxe Effekt auftreten, dass Symptome im Verlauf verschlechtert scheinen, obwohl sich diese in Wahrheit verbessert haben. Noch wichtiger ist aus unserer Sicht, dass in diese Studie nur Patienten mit mittlerem oder hohem Wahnerleben eingeschlossen wurden. Obwohl dies für ein Training zur Verbesserung von Wahnvorstellungen auf den ersten Blick folgerichtig erscheint, sind homogene Gruppen hoch wahnhafter Patienten aus klinischer Sicht und nach unse­ rer Erfahrung problematisch, da sich die Patienten oft leicht ablenken lassen oder durch unangemessene Kom­ mentare die Gruppe stören. Daher empfiehlt das Manual, dass Patienten das Gruppentraining beginnen, sobald sie einen ausreichend stabilen Zustand erreicht haben. Die bereits genannte Metaanalyse von Eichner und Berna (2016) findet für die 16 berücksichtigten Studien signifikante schwache bis mittlere Effekte zugunsten des MKT in Bezug auf die Positivsymptomatik (Hedges g = 0.34) sowie Wahn (Hedges g = 0.41) im Vergleich mit einer ­Kontrollgruppe, wobei der Effekt im Einzelsetting er­ wartungsgetreu größer ausfällt. Eine weitere Metaana­lyse von van Oosterhout und Kollegen (2015) ist von uns aus­ führlich in Psychological Medicine diskutiert worden (Mo­ ritz et al. 2016b). Diese Metaanalyse schloss eine Reihe von Studien mit positiven Ergebnissen für das MKT aus, da nach Angabe der Autoren bestimmte Werte in den Origi­ nalarbeiten nicht zu finden waren. Einer Empfehlung der sog. PRISMA-Richtlinien, nach denen Autoren einer ­Metaanalyse Studienleiter kontaktieren sollten, um fehlen­ de Werte zu ermitteln, wurde nicht Folge geleistet bzw. die übermittelten Werte nicht übertragen. Dennoch findet die Metaanalyse mindestens schwache Effekte für die Positiv­ symptomatik und den Wahn. Der interessierte Leser sei auf die Metaanalyse von van Oosterhout und Kollegen (2015) bzw. unseren eingeladenen Kommentar verwiesen, um sich ein eigenes Bild zu machen. Kognitive Verzerrungen Verschiedene Studien untersuchten die Auswirkungen des MKT auf kognitive Verzerrungen, insbesondere auf das voreilige Schlussfolgern. Einige (Aghotor et al. 2010; Bal­ zan et al. 2014; Ferwerda et al. 2010; Moritz et al. 2011a, 2011b; Ross et al. 2011; So et al. 2015; Waller et al. 2011), aber nicht alle Studien (Gawęda et al. 2014; Kuokkanen et al. 2014; Moritz et al. 2013b) konnten für MKT oder MKTVarianten eine Verbesserung der Informationserfassung oder des voreiligen Schlussfolgerns nachweisen. Hier konnten zumindest schwache bis moderate Effektstärken erreicht werden. Eine neuere Studie (Köther et al. 2016) zeigt, dass die übermäßige Sicherheit bei Fehlern 6 Mona­ te nach der Behandlung in größerem Umfang durch das MKT gegenüber einer aktiven Kontrollgruppe abnahm. 2 32 2 Kapitel 2 · Schizophrenie Belege aus drei Untersuchungen weisen vorläufig darauf hin, dass ein individuelles Training im Vergleich zu einem Gruppentraining effektiver auf die Korrektur dieser, eher tief verwurzelten Verzerrungen, wirken kann (Balzan et al. 2014; Moritz et al. 2011b; Ross et al. 2011). Positive Aus­ wirkungen des MKT wurden auch für eine weitere kogni­ tive Verzerrung, die illusionäre Kontrolle, festgestellt (Bal­ zan et al. 2014). Weitere Arbeiten sind jedoch erforderlich, um zu untersuchen, ob und in welchem Maß das MKT auch einen Effekt auf andere Verzerrungen als das voreilige Schlussfolgern hat. Einsicht in kognitive Fehler (»cognitive insight«) oder Metakognition wurden mit verschiedenen Fragebögen, z. B. der Beck Cognitive Insight Scale (BCIS; Beck et al. 2004) erfasst. Verbesserungen wurden in einigen (Erawati et al. 2014; Ferwerda et al. 2010; Gawęda et al. 2014; Lam et al. 2014), aber nicht allen Studien verzeichnet (van Oos­ terhout et al. 2014). Eine Studie fand eine größere Verbes­ serung bezüglich der klinischen, nicht aber der kognitiven Einsicht (»insight«) (Balzan et al. 2014). Eine indonesische Studie (Erawati et al. 2014) hat mithilfe des Metacognitive Abilities Questionnaire (MAQ) sehr große Effekte zuguns­ ten des MKT erzielt, wobei hier zu beachten ist, dass in dieser Studie kein randomisiertes kontrolliertes Design angewendet wurde. Die bereits angesprochene Metaanalyse von van Oos­ terhout und Kollegen (2015) ermittelte einen schwachen bis mittleren Effekt zugunsten des MKT für kognitive Ver­ zerrungen (Hedges g = 0.31), der aufgrund der geringen Teststärke infolge weniger berücksichtigter Studien nicht signifikant war. Einige der eben erwähnten Instrumente finden sich im 7 Anhang dieses Manuals. Sie eignen sich zum einen für die klinische Einschätzung des Patienten und können einen Bezugspunkt für die Therapie und Therapieevaluation bil­ den (z. B. der Fische-Test zur Messung des voreiligen Schlussfolgerns, Moritz et al. 2010; angelehnt an den Ku­ geltest [»beads task«] von Garety et al. 1991). PSYRATS (Haddock et al. 1999), Cognitive Bias Questionnaire (CBQp; Hammen u. Krantz 1976; Krantz u. Hammen 1979), Insight Scale (IS; Birchwood et al. 1994) sowie die Rosenberg SelfEsteem Scale (RSES; Rosenberg 1965) stellen zum anderen aber auch eine wichtige diagnostische Ergänzung zu etab­ lierten Skalen wie der PANSS oder der Brief Psychiatric Rating Scale (BPRS; Overall u. Gorham 1962) dar. Sie erheben qualitative Aspekte wie Wahnüberzeugung ­ ­(PSYRATS), subjektive Krankheitseinsicht (IS), Selbstwert (RSES) und metakognitives Reflexionsvermögen (CBQp), die in reinen Symptomskalen unberücksichtigt bleiben oder miteinander vermengt werden (so verrechnet die PANSS z. B. Aspekte wie Wahnüberzeugung, Beeinträch­ tigung und Anzahl der Wahnideen zu einem einzigen Wert). Literatur Achim, A. M., Maziade, M., Raymond, É., Olivier, D., Mérette, C., & Roy, M. A. (2011). How prevalent are anxiety disorders in schizophrenia? A meta-analysis and critical review on a significant association. Schizophrenia Bulletin 37, 811–821. Adriano, F., Caltagirone, C., & Spalletta, G. (2012). Hippocampal ­volume reduction in first-episode and chronic schizophrenia: A review and meta-analysis. The Neuroscientist 18, 180–200. Agid, O., Kapur, S., Arenovich, T., & Zipursky, R. B. (2003). Delayed-onset hypothesis of antipsychotic action: a hypothesis tested and rejected. 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