66 Expertenwissen » Marketing Automation und Lead Management Vom E-Mail-Marketing zum Lead Management Wirkungsvolle Vertriebsunterstützung durch Marketing Automation Im Marketing-Mix vieler Unternehmen ist E-Mail-Marketing inzwischen ein etablierter Bestandteil und bleibt doch zumeist auf den Newsletterversand beschränkt. Tatsächlich kann E-Mail-Marketing schon an anderen Punkten ansetzen: Ein großes und häufig noch ungenutztes Potenzial bietet der Einsatz im Lead Management, der strategischen und gezielten Gewinnung von Interessenten und deren Entwicklung zu Kunden. Um mehr Leads, d.h. Interessentenkontakte, zu generieren und diese bis zur Vertriebsreife und letztendlich bis zu Kunden zu entwickeln, benötigen Unternehmen einen zeitgemäßen und in der Praxis umsetzbaren Ansatz für ihr Lead Management. Modernes E-Mail-Marketing kann diesen Prozess wirkungsvoll unterstützen und so zur Umsatzsteigerung mit Neukunden oder Wiederkäufern beitragen. Veränderter Kaufprozess Fakt ist, dass ein Großteil der Kaufentscheidungen heute durch das Internet beeinflusst wird und somit der Kaufprozess schon beginnt, lange bevor das Unternehmen den Interessenten überhaupt kennt. Ehe ein Interessent etwas kauft, hat er sich in der Regel im Internet informiert. Die Herausforderung für Unternehmen besteht also zunächst darin, von den Menschen gefunden zu werden, die sich für die angebotenen Produkte oder Dienstleistungen interessieren. Die Unternehmen müssen deshalb aussagekräftige und attraktive Inhalte wie Gratis-Tools, E-Books, Checklisten etc. zur Verfügung stellen, sodass Interessenten von sich aus mit dem Unternehmen in Kontakt treten. Doch bevor auf diese Weise erfolgreich Leads generiert werden können, gilt es, die Zielgruppe – also im Grunde den Wunschkunden – genau zu definieren. PersonaKonzept für überzeugende ZielgruppenAnsprache Damit Unternehmen ihre Wunschkunden optimal und zielgruppengerecht ansprechen können, empfiehlt sich die Erstellung einer – oder auch mehrerer – Personas, d.h. möglichst detaillierter Profile, die den typischen Vertretern der Zielgruppe(n) entsprechen. Dabei sollten unter anderem folgende Aspekte definiert werden: Position, Alter, Geschlecht, Ausbildung, beruflicher Werdegang und Verantwortungsbereich. Ebenso gilt es zu klären, welche Wesenszüge die Persona ausmachen, wie das Informationsverhalten ist, welche Schmerzpunkte im beruflichen Alltag eine Rolle spielen und was sie antreibt. Die erstellten Personas helfen dabei, herauszufinden, von welcher Art von Inhalten die Persona sich angesprochen fühlt und wo sich diese Inhalte am sinnvollsten platzieren lassen. Nutzwertiger Content Auf Basis der Personaprofile lässt sich für den Interessenten passender und vor allem nutzwertiger Content erstellen. Neben informativen E-Books und Whitepapern eignen sich beispielsweise auch Checklisten, Success Stories, Erklärvideos, Infografiken, Product Sheets mit technischen Hintergrundinformationen oder Trendberichte – kurz, alles, was dem potenziellen Kunden im Hinblick auf die Auswahl, den effektiven Einsatz und die Pflege des Produkts weiterhilft. Einmal erstellte Inhalte sollten für unterschiedliche Formate adaptiert und über verschiedene Kanäle angeboten werden, z.B. Unternehmenswebsite, Corporate Blog, Social Media-Portale und natürlich auch über den Newsletter und andere Mailings im Verlauf des Lead Management-Prozesses. Der Lead ManagementProzess: Leads generieren Sind die Wunschkunden mit dem Personakonzept definiert und ist der passende Content erstellt, wird es Zeit, das operative Lead Management zu starten. Die erste Stufe im Verkaufstrichter, dem sogenannten Funnel, ist die Lead Generierung. Um von potenziellen Kunden gefunden zu werden, spielt die Unternehmenswebsite eine zentrale Rolle. Diese sollte sowohl die Persona(s) ansprechen als auch für Suchmaschinen optimiert sein. Doch die höchsten Besucher- und Klickzahlen nutzen wenig, wenn die Interessenten nicht mit dem Unternehmen in Kontakt treten. Die Konvertierung ist entscheidend: Der Interessent erhält relevante, attraktive Inhalte im Tausch gegen seine E-Mail-Adresse und die Erlaubnis, ihn per E-Mail kontaktieren zu dürfen (Optin). Somit wird aus einem anonymen Webseitenbesucher ein Lead, der in weiteren Schritten zum Kunden entwickelt werden kann. Interessenten pflegen und entwickeln: Lead Nurturing Nach der Konvertierung folgt Stufe zwei im Verkaufstrichter (Funnel): Das Pflegen (engl. Nurturing) und Entwickeln des Interessenten bis zur Vertriebs- bzw. Kaufreife. Der Begriff Lead Nurturing beschreibt, wie man einem Interessenten die passenden Informationen zum richtigen Zeitpunkt anbietet, um ihn so bis zur Kaufreife zu entwickeln. Und genau hier kann ein professionelles E-MailMarketing seine Wirkung entfalten. Dafür sollte man wieder den Blickwinkel des Wunschkunden einnehmen. Wie gestaltet sich dessen Kaufprozess? Welche Informationen sprechen ihn auf welcher Stufe dieses Prozesses an, welche Fragen bewegen ihn? Mit einer sinnvoll gestalteten Lead Nurturing-Kampagne profitiert nicht nur der Interessent von für ihn relevanten Informationen. Auch der Anbieter kann die Gelegenheit nutzen, bei jedem Schritt weitere Informationen über den Interessenten zu erhalten, und ihm so noch passgenaueren Content zur Verfügung zu stellen. Der richtige Content für jede Phase im Kaufprozess Wie bereits erwähnt, passt nicht jeder Content bzw. jedes Angebot zu jeder Phase im Kaufprozess. Die Voraussetzung für eine erfolgreiche Kampagne ist, dass der Lead genau die Inhalte angeboten bekommt, die ihn aktuell interessieren und relevant für ihn sind. Die folgende Übersicht zeigt, welcher Content in welcher Phase geeignet sein könnte: Marketing Automation und Lead Management « Expertenwissen 67 Für die erfolgreiche Generierung und Entwicklung von Leads ist eine Zusammenarbeit von Marketing und Vertrieb wichtig Interesse/Aufmerksamkeit (Top of the Funnel): In dieser Phase will sich der Interessent in der Regel einen ersten Überblick verschaffen und sucht nach Anregungen und ersten Informationen. Geeignete Angebote sind hier beispielsweise Checklisten, E-Books, Whitepaper, Anleitungen, Produktspezifikationen oder Datenblätter. Bewertung (Middle of the Funnel): An dieser Stelle hat die Persona sich bereits über Angebote auf dem Markt informiert. Jetzt geht es darum, die unterschiedlichen Angebote zu bewerten und gegebenenfalls einige Anbieter in die engere Auswahl zu nehmen. In dieser Phase geht es darum, Kompetenz zu zeigen und Vertrauen aufzubauen. Hier bietet sich Content wie z.B. Webinare, Factsheets, Success Stories mit Anwendern oder auch die Einladung zu persönlichen Informationsgesprächen an, etwa im Rahmen einer Messe oder sonstigen Fachveranstaltung. Kauf (Bottom of the Funnel): Hat der Lead das untere Ende des Verkaufstrichters erreicht, gilt es, ihn zu überzeugen und zum Verkaufsabschluss zu kommen. Der angebotene Content sollte die Kaufentscheidung positiv beeinflussen. Hierfür eigenen sich zum Beispiel kostenfreie Produktproben, Gutscheine, Test- oder Demoversionen oder vergünstigte Angebote für einen begrenzten Zeitraum. Lead Scoring Um einschätzen zu können, wie interessant ein Lead für das jeweilige Verkaufsziel ist, sollte eine Bewertung für die Leads – das Lead Scoring – definiert werden. Dabei werden sowohl für das Profil, das sich im Nurturing-Prozess immer weiter vervollständigen lässt, als auch für die Aktivitäten, z.B. Download von bestimmtem Content, Werte vergeben. Marketing und Vertrieb sollten dieses Bewertungssystem zusammen definieren und entscheiden, ab welchem Schwellwert der Interessent von der Marketing- in die Vertriebsbetreuung übergehen soll. Last but not least: Messen und Optimieren Kontinuierliche Analysen und A/B-Test helfen dabei herauszufinden, welche Aktivitäten welche Ergebnisse generiert haben. So lässt sich auf Basis verlässlicher Daten entscheiden, welche Aktivitäten gestoppt, optimiert oder forciert werden sollten. Für eine aussagekräftige Datenerhebung müssen selbstverständlich geeignete Kennzahlen (KPIs) definiert werden. Am besten schon vor Beginn der ersten professionellen Lead ManagementKampagne – denn nur so lässt sich nachvollziehen, welche Verbesserungen erzielt werden konnten. Eine geeignete, datenschutzkonforme Software, sollte nicht nur die Planung und automatisierte Durchführung von Lead Management-Kampagnen ermöglichen, sondern auch umfassende Optionen für A/B-Tests, Analysen und Reporting bieten. Unternehmen, die auf diese Weise ihr E-Mail- und Newsletter-Marketing auf das nächste Level heben, werden schnell von mehr und qualifizierteren Leads profitieren – und letztendlich von erfolgreicheren Geschäftsbeziehungen mit Neu- und Bestandskunden. mph DER aUTOR Martin Philipp Managing Director bei SC-Networks Martin Philipp hat über 15 Jahre Erfahrung bei der Beratung, Vermarktung und dem Vertrieb von beratungsaufwendigen webbasierten Produkten und Lösungen im B2B-Umfeld. Der diplomierte Betriebswirt ist seit rund zwei Jahren Mitgeschäftsführer der SC-Networks GmbH und verantwortlich für die nationale und internationale Geschäftsentwicklung.