Burnout Brosch pan 11.12.02.pub

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Antrag auf Altersteilzeit
Wenn ich die Chance bekomme, weniger zu unterrichten, reicht vielleicht die Kraft aus, die ich momentan zur Verfügung habe. Vielleicht kann ich sogar wieder gesund werden, wenn ich mal ein bisschen heraus komme. Denn, was ist mehr wert,
Geld oder Gesundheit?
Westfalendamm 247
44141 Dortmund
Tel.: 0231 – 433861
Fax: 0231 – 433864
Internet: www.vbe-nrw.de
E-mail: [email protected]
Platz für eigene Notizen
Symptome
Ursachenforschung
Prophylaxe
Therapie
VBE 05.2003
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Anton Antepohl
Wenn der Beruf zur Qual wird ...
Austausch im Kollegium
Die vorliegende Broschüre fasst stichwortartig detaillierte Ausführungen zum Thema
„BURN-OUT – ausgebrannt?!“ zusammen auf der
Grundlage der Informationen des in „Schule heute“
Nr. 12/2002, Seite 12 ff. erwähnten Klinikarztes.
Dr. med. P. Vogt ist Chefarzt der Reha Klinik Albrecht (Klinik für Rehabilitation und Prävention,
Buchener Str. 21, 83646 Bad Tölz). Der Text entspricht weitgehend seinem Therapie-Konzept.
Ich will mir keine Blöße geben und traue mich nicht
zu sagen: „Kannst du mir mal helfen, ich hatte heute... ?“
Wenn es Gespräche überhaupt gibt, dann höchstens mit Vertrauten. Aber offen über meine Probleme sprechen, um sie gemeinsam aufzuarbeiten? Nein!
A.a.O als auch im Internet unter www.vbe-nrw.de
können Sie den Artikel nachlesen.
Ich will nicht vorzeitig pensioniert werden. Ich will
wieder locker und entspannt vor der Klasse stehen
können.
Sollten Sie zum Kreis derer gehören, die betroffen
sind, lesen Sie folgenden Text mit einem Textmarker. Den benutzen Sie bitte, wenn Sie sich deutlich
angesprochen fühlen nach dem Motto:
„Erkennen Sie sich selbst!“
Denn das Problem erkannt zu haben, ist manchmal
schon der halbe Weg.
Die zweite Hälfte des Weges, der in die Therapie
mündet, kann nur geleistet werden, wenn mit der
Erkenntnis die stringente Absicht verbunden ist,
sein Leben zu ändern.
Das sagt sich leicht, jedoch viele Betroffene können es nicht leisten, sei es, dass sie als Person die
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Ziel einer möglichen Therapie
Erste Erfolge
In der Therapie ist mir klar geworden, wovor ich eigentlich Angst habe, und warum ich oft nicht schlafen kann. Dadurch kann ich mich heute besser von
den Problemen distanzieren und das Ganze ohne
Panik betrachten.
Unterstützung durch Ehe-, Lebenspartner und
Freunde
Ohne den Zuspruch meines Partners könnte ich
gar nicht mehr als Lehrer arbeiten. Dadurch, dass
ich mich austauschen kann und volles Verständnis
erfahre, geht jetzt vieles besser.
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Wertschätzen, Unterstützen, Entlasten
Vorschlag zur Untersuchung machen
(Behandlung, Rehabilitation, Therapie usw.)
persönliche Anliegen berücksichtigen und tolerieren
mithelfen bei Verbesserung der Arbeitsbedingungen
Kraft nicht aufbringen, sei es, dass die Krankheit
schon zu weit fortgeschritten ist, sei es, dass das
Umfeld sinnvolle Änderungen nicht zuläßt, usw..
Aber: versuchen Sie es! „Versuch macht klug!“
1. Symptome
10. Gesundheitsförderung in der Schule durch/
mit
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leistungsfähige Schüler („Empowerment“: die
Eigenverantwortlichkeit zu ermöglichen) und
gesunde Lehrer
Life-Skill-Ansatz (Lebenskompetenztraining)
themenzentrierte Gesprächszirkel
Projektgruppen (Schulcafé, Pausenhof, Raumgestaltung, Streitschlichtung, Zeitmanagement
usw.)
bewegte Schule (daneben Möglichkeit für Ruhe, Entspannung, Meditation)
Lebensstildidaktik und Gesundheitspädagogik
gesunde Ernährung auch in der Schule
(Alkohol- und Nikotinverbot, Frühstück usw.)
Vernetzung „lernender Schulen“
Welche Konsequenzen ergeben sich für mich
als Betroffener?
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Gefühl des Verschlissenseins
Mangel an Gelassenheit im Umgang mit Schülern
Konzentrationsprobleme (z.B.: Störung des
Sprachflusses)
muskuläre Verspannungen im SchulterNacken-Bereich, Rückenschmerzen
ausstrahlende Kopfschmerzen
angespannte, gepresste Stimme
blockierte Atmung und Atemstörungen
Schlafstörungen (Unfähigkeit abzuschalten)
Herz-Kreislauf-Probleme (Tachycardie, Hochdruck)
abdominelle Beschwerden
Ohrgeräusche
Ängste vor der Klasse zu stehen und vor den
Eltern
depressive Verstimmungen (auch verbunden
mit häufigem Weinen nach dem Unterricht)
überdurchschnittliche Häufung von Infekten
gesteigertes Bedürfnis nach Süßigkeiten, Alkohol und Tabletten
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2. Die am häufigsten beklagten beruflichen Belastungen
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Verhalten schwieriger Schüler
Klassenstärke
Stundenzahl
administrative Pflichten
Vertretungsstunden
fachfremder Unterricht
berufliches Image und Prestige
Stoffumfang
außerunterrichtliche Pflichten
das Gefühl zu haben, mehr ein Dompteur zu
sein als ein Lehrender bzw. Erziehender
Unterricht gegen Widerstand
Lärmpegel im Unterricht
zunehmende Erziehungsfunktion des Lehrers
mangelnde Kooperationsbereitschaft der Eltern
mangelnde Unterstützung durch den Schulleiter
bzw. Arbeitgeber
hohe Entscheidungsdichte (schnelle Reaktionen auf unterschiedlichste Forderungen von
Schülern, Eltern, Kollegen und Vorgesetzten)
kaum Regenerationsmöglichkeit beim Unterrichtsablauf und in den Pausen
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9a. Wann können Schulleitungen BURN-OUT
erkennen?
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Anzahl der Krankentage nimmt zu
Leistungsbereitschaft, Leistungsfähigkeit nimmt
ab
fehlende Präsenz bei schulischen Veranstaltungen
mehr Probleme mit Schülern, Eltern und Kollegen (Klagen)
verändertes Kommunikationsverhalten (Frust,
Lustlosigkeit, Zynismus)
Rückzug, Vermeidung von Kontakten, Konflikten („innere Kündigung„, „innere Emigration“)
9b. Was können Schulleitungen tun?
3. Persönlichkeitsfaktoren, die ursächlich sind
fehlerhafte Berufswahl
idealistische Motive bei der Berufswahl
bessere Disziplinierungsmöglichkeiten
Inanspruchnahme von Teildienstfähigkeit und Altersteilzeit
Gesundheitsförderung in der Schule für Lehrer (z.
B. Arbeitsschutz)
berufsspezifische Reha-Verfahren (somatische und
psychologische Therapie)
Begünstigung von Berufswechsel (auch mit 50!)
Pensionierung mit 60 (Verjüngung des Kollegiums)
Klimaveränderung („Primus inter pares“ anstelle „Dienstvorgesetzter“)
Gespräche suchen (Hintergründe)
Annehmen, Verstehen („Stehen zu“)
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für die besonders Gefährdeten:
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Relativierung des Stellenwertes von Schule gegenüber anderen Lebensbereichen
Veränderung der individuellen Arbeitsorganisation und des Zeitmanagements
Ausbalancieren beruflicher Anforderungen,
häuslicher Pflichten und Freizeitaktivitäten
Reduktion von Medikamenten und Drogen
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Beratung und Eignungstests der sich in Ausbildung befindenden Lehrer
• spezielle Berufsanfängerfortbildung, Praktika
(zur Vermeidung des „Praxisschocks“)
• Laufbahnberatung bis zur Pensionierung (unter
Saluto-Genese-Aspekten und über Risikofaktoren mit „Emotional Checks“; auch arbeitsmedizinische Betreuung)
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8. Empfehlungen und Vorschläge des Therapeuten
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mehr Austausch und Kooperation (contra Einzelkämpfertum)
Bildung von Tandems, Interventions- und Supervisionsgruppen
diverse Trainings für Problemsituationen
(Sozialarbeiter und Psychologen in Schularbeit integrieren)
regelmäßige Kollegen-Vorgesetzten-Gespräche zur
Früherkennung von Problemen
kleinere Klassen (< 25, < Bürokratie)
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unklare Zieldefinition mit Enttäuschungspotential
ängstlich-selbstunsichere Persönlichkeitszüge
Depressionsneigung mit hoher Resignationstendenz
übermäßiger Perfektionismus mit Übergewissenhaftigkeit und Pedanterie
ungenügend entwickelte Fähigkeit zur Abgrenzung
geringe Widerstandsfähigkeit gegenüber Belastungen
mangelnde Konfliktfähigkeit
Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation
Unzufriedenheit mit dem eigenen Gesundheitszustand
4. Belastungen im familiären Umfeld
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Erkrankungen im Familienkreis (vor allem von
Partnern und/oder Kindern)
traumatische Lebensereignisse (Unfälle, Todesfälle, Betreuungs- und Pflegefälle bei geistigen und körperlichen Behinderungen)
Trennung und Scheidung (und zwar sowohl die
eigene als auch die von Kindern mit evtl. an die
Eltern zurückfallenden Enkelkindern)
Arbeitslosigkeit und Drogenabhängigkeit bei
Angehörigen
defizitäre Partnerschaften
mangelnde Unterstützung
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5. Faktoren, die sich günstig auf Widerstandsfähigkeit und Belastungsresistenz auswirken
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persönliche Ausstrahlung
Souveränität und Autorität
Begeisterungs- und Motivationsfähigkeit
fachliche Kompetenz (interessanten Unterricht
machen können, verschiedene Unterrichtsformen beherrschen, etwas vom Fach verstehen,
gut vorbereitet sein)
emotionale Stabilität und Kompetenz (mit sich
selber umgehen können, Ärger und Angst regulieren, sich distanzieren können, einfühlsam
sein, standhalten können)
soziale und pädagogische Kompetenz (mit
schwierigen Schülern und Situationen, vor allem mit gruppendynamischen Prozessen klarkommen, diese “diagnostizieren” können, Gruppenphänomene kennen, mit Aversionen, Provokationen und Feindseligkeiten umgehen können, Konfliktlösungen anbieten können, für Disziplin sorgen können, eigene Rolle verstehen)
Humor haben (der meist geäußerte Schülerwunsch)
flexible Bewältigungsstrategien in den verschiedensten Situationen
6. Prophylaxe
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realistische Selbst- und Zieldefinitionen
(machbare Ziele, keine unrealistischen Erwartungen; Enttäuschungen und Frustrationen
bahnen BURN-OUT)
Bewusstsein der Rolle des Lehrers, die Autoritäts- und Autonomie-Konflikte herausfordert
und Angriffsflächen für feindselige Projektionen
bietet
soziale Unterstützung (durch die Familie, soziale Netze zwischen Kollegenschaft und Schulleitung als Grundlage für positive Rückmeldungen
durch Schüler und Eltern, institutionelle Unterstützung)
7. Fähigkeit, für sich sorgen und sich regulieren zu können
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Energie-Reserven auftanken (Aktivitäten, Genüsse, Ausspannen, Entspannen usw..)
in der Balance bleiben (in Takt sein)
Interventionsmaßnahmen (abhängig vom Herausfinden des eigenen Profils)
Belastungsausgleich und Kompensieren durch
Entspannung (autogenes Training, JakobsonMuskelentspannung, Yoga, Meditation, QiGong, Tai Chi usw.)
Bewegungstherapie (Walking, Jogging, Gymnastik, usw.)
Stressanalyse und Stressbewältigungstraining
protektiv wirken
fachliche, emotionale, soziale Kompetenz
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