Mathematik 1 für Wirtschaftsinformatik Wintersemester 2012/13 Stefan Etschberger Hochschule Augsburg Mathematik 1 Stefan Etschberger Argumentationstechniken Direkter Beweis einer Implikation A ⇒ B (analog Äquivalenz A ⇔ B): A ⇒ C1 ⇒ C2 ⇒ . . . ⇒ B 1. Grundlegende Bausteine Beweis von A 6⇒ B durch Gegenbeispiel 2. Grundlegende Werkzeuge Beweisprinzip der vollständigen Induktion für Allaussagen 3. Aussagenlogik Induktionsanfang: Beweis der Aussage für kleinstmöglichen Wert von n (oft n = 0 oder n = 1 ) Induktionsvoraussetzung: Annahme, dass die Aussage für n wahr ist Induktionsschluss: Beweis (unter Ausnutzung der Induktionsvoraussetzung), dass die Aussage auch für n + 1 gültig ist Beispiel (vollst. Induktion): A(n) = n P Ind.-Anfang: n = 1 : i=1 = i=1 Ind.-Schluss: n+1 n P P i= i + (n + 1) = i=1 i=1 (n+1)(n+2) 2 3.2. Aussagenverknüpfungen 3.3. Argumentieren 4. Komplexe Zahlen 5. Lineare Algebra 6. Lineare Programme i= i=1 1 P 3.1. Einführung n(n+1) 2 n(n+1) 2 1·2 2 ;n ∈ N =1 + (n + 1) = n(n+1)+2(n+1) 2 = 41 Beispiel: Beweis durch Gegenbeispiel Mathematik 1 Stefan Etschberger Ausgangspunkt: Die ökonomische Gleichung Gewinn = Umsatz − Kosten Daraus: 1. Grundlegende Bausteine 2. Grundlegende Werkzeuge 3. Aussagenlogik 3.1. Einführung A: Für zwei Produkte stimmen Umsätze und Kosten überein B: Für zwei Produkte sind die Gewinne gleich Damit gilt: A ⇒ B , andererseits aber B 6⇒ A . 3.2. Aussagenverknüpfungen 3.3. Argumentieren 4. Komplexe Zahlen 5. Lineare Algebra 6. Lineare Programme Gegenbeispiel zur Bestätigung von B 6⇒ A: 42 Mathematik 1 Stefan Etschberger Beispiel: Beweis durch Gegenbeispiel Ausgangspunkt: Die ökonomische Gleichung Gewinn = Umsatz − Kosten Daraus: 1. Grundlegende Bausteine 2. Grundlegende Werkzeuge 3. Aussagenlogik 3.1. Einführung A: Für zwei Produkte stimmen Umsätze und Kosten überein B: Für zwei Produkte sind die Gewinne gleich Damit gilt: A ⇒ B , andererseits aber B 6⇒ A . 3.2. Aussagenverknüpfungen 3.3. Argumentieren 4. Komplexe Zahlen 5. Lineare Algebra 6. Lineare Programme Gegenbeispiel zur Bestätigung von B 6⇒ A: Für zwei Produkte gegeben: Umsätze u1 = 2, u2 = 5 Kosten c1 = 1, c2 = 4 Dann ist g1 = u1 − c1 = 2 − 1 u1 6= u2 , c1 6= c2 . =1= u2 − c2 = 5 − 4 = g2 , aber 42 Mathematik 1: Gliederung 1 Grundlegende Bausteine 2 Grundlegende Werkzeuge 3 Aussagenlogik 4 Komplexe Zahlen 5 Lineare Algebra 6 Lineare Programme 4 Komplexe Zahlen Von natürlichen zu komplexen Zahlen Elementare Algebra Warum komplexe Zahlen – Historischer Abriss Geometrie Anwendungen Die reellen Zahlen Mathematik 1 Stefan Etschberger Natürliche Zahlen: N = {1,2,3, . . .} damit nicht uneingeschränkt lösbar: Gleichung der Form x + n = m, mit n, m ∈ N Ganze Zahlen: N = {. . . , −3, −2, −1, 0, 1, 2, 3, . . .} damit nicht uneingeschränkt lösbar: Gleichung der Form ax = b, mit a, b ∈ N und a 6= 0 Rationale Zahlen: Q = m ; m ∈ N, n 6= 0 n 1. Grundlegende Bausteine damit (unter anderem) nicht lösbar: Gleichung der Form x2 = a mit a ≥ 0 4. Komplexe Zahlen Reelle Zahlen: R enthält Q und zusätzlich die irrationalen Zahlen, also sämtliche endliche und unendliche Dezimalbrüche 2. Grundlegende Werkzeuge 3. Aussagenlogik 4.1. Einführung 4.2. Elementare Algebra 4.3. Historie komplexer Zahlen 4.4. Geometrie Graphische Repräsentation über Zahlenstrahl: 4.5. Anwendungen 5. Lineare Algebra 6. Lineare Programme Beispiele von Zahlen aus R: 1/8 = 0,125 endliche Dezimalzahl, rational 1/3 = 0,33333 . . . unendliche, periodische Dezimalzahl; rational √ 2 = 1,414213 . . . unendliche, nichtperiodische Dezimalzahl; irrational 44 Mathematik 1 Stefan Etschberger Erweiterung der reellen Zahlen In den reellen Zahlen u.a. nicht uneinschränkt lösbar: Zahlenturm x2 = −1 √ Formale√Lösungen: x1 = −1 und x2 = − −1 mit x1 , x2 ∈ /R Deswegen: Neues Symbol die imaginäre Einheit i , Eigenschaften: i2 = −1 bzw. i = Mit a, b ∈ R heißt komplexe Zahl. R 2. Grundlegende Werkzeuge 3. Aussagenlogik √ −1 Q 4. Komplexe Zahlen 4.1. Einführung 4.2. Elementare Algebra 4.3. Historie komplexer Zahlen z = a + ib 4.4. Geometrie 4.5. Anwendungen N Bezeichnungen für a, b: Realteil von z Imaginärteil von z 1. Grundlegende Bausteine 5. Lineare Algebra 6. Lineare Programme Re(z) := a Im(z) := b N Menge der komplexen Zahlen: C := {a + ib; a, b ∈ R} 45 Elementare Verknüpfungen komplexer Zahlen Gegeben: z1 = a + ib; Mathematik 1 Stefan Etschberger z2 = c + id Addition Multiplikation Konjugiert komplexe Zahlen Division (nur für z2 6= 0): 1. Grundlegende Bausteine 2. Grundlegende Werkzeuge 3. Aussagenlogik 4. Komplexe Zahlen 4.1. Einführung 4.2. Elementare Algebra 4.3. Historie komplexer Zahlen 4.4. Geometrie 4.5. Anwendungen 5. Lineare Algebra 6. Lineare Programme 46 Eigenschaften Mathematik 1 Stefan Etschberger Gegeben: Komplexe Zahl z = a + ib Gesucht: Betrag, Realteil, Imaginärteil 1. Grundlegende Bausteine 2. Grundlegende Werkzeuge 3. Aussagenlogik 4. Komplexe Zahlen 4.1. Einführung 4.2. Elementare Algebra 4.3. Historie komplexer Zahlen 4.4. Geometrie 4.5. Anwendungen 5. Lineare Algebra 6. Lineare Programme 47 Multiplikative Inversion Mathematik 1 Stefan Etschberger Gegeben: z = a + ib und z 6= 0 Gesucht: z−1 mit z · z−1 = 1 (multiplikatives Inverses) 1. Grundlegende Bausteine 2. Grundlegende Werkzeuge 3. Aussagenlogik 4. Komplexe Zahlen 4.1. Einführung 4.2. Elementare Algebra 4.3. Historie komplexer Zahlen 4.4. Geometrie 4.5. Anwendungen 5. Lineare Algebra 6. Lineare Programme 48 Mathematik 1 Stefan Etschberger Ursprünge der komplexen Zahlen Cardanos Ars Magna (erschienen 1545): Allgemeine Lösung kubischer Gleichungen Dadurch: Erste Hinweise auf komplexe Zahlen 1. Grundlegende Bausteine Cardano selbst über seine Entdeckung: „ So raffiniert wie nutzlos! “ 2. Grundlegende Werkzeuge 3. Aussagenlogik Bombellis L’Algebra (1572): Erstes Rechnen mit komplexen Zahlen 4. Komplexe Zahlen 4.1. Einführung Girolamo Cardano (1501 – 1576) Berechnung von kubischen Gleichungen mit nur einer reellen Lösung 4.3. Historie komplexer Zahlen 4.4. Geometrie 4.5. Anwendungen 5. Lineare Algebra Dazu nötig: Elementare Operationen mit komplexen Zahlen: Addition, Multiplikation Trotzdem: Bombelli über komplexe Zahlen: „ Die ganze Sache scheint eher der Sophisterei als der Wahrheit zu dienen! “ 4.2. Elementare Algebra 6. Lineare Programme Auszug aus L’Algebra (erschienen 1572) von Rafael Bombelli (1526 – 1572) 49 Bombellis wilder Gedanke Mathematik 1 Stefan Etschberger Kubische Gleichung aus L’Algebra: x3 = 15x + 4 Bombellis einzige reelle Lösung mit Lösungsformel: √ √ x = 3 2 + 11i + 3 2 − 11i Bombelli sieht: x muss gleich 4 sein. 1. Grundlegende Bausteine 2. Grundlegende Werkzeuge 3. Aussagenlogik 4. Komplexe Zahlen 4.1. Einführung 4.2. Elementare Algebra 4.3. Historie komplexer Zahlen 4.4. Geometrie 4.5. Anwendungen 5. Lineare Algebra 6. Lineare Programme 50 Mathematik 1 Stefan Etschberger Dornröschenschlaf der komplexen Zahlen Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts: Keine befriedigende Antwort auf die Frage: „ Was ist eine komplexe Zahl? “ 1. Grundlegende Bausteine Leibniz (1702) über die imaginäre Einheit i: „ Dieses Amphib zwischen Existenz und Nicht-Existenz! “ Noch 1770 verbreitet Euler die Auffassung, dass √ √ √ −2 −3 = 6 2. Grundlegende Werkzeuge 3. Aussagenlogik 4. Komplexe Zahlen Gottfried Wilhelm von Leibniz (1646 – 1716) 4.1. Einführung 4.2. Elementare Algebra 4.3. Historie komplexer Zahlen 4.4. Geometrie 4.5. Anwendungen 5. Lineare Algebra 6. Lineare Programme und veröffentlicht: „ ... so ist klar, dass Quadrat-Wurzeln von Negativ-Zahlen nicht unter die möglichen Zahlen können gerechnet werden ... und gemeiniglich Imaginäre Zahlen, oder eingebildete Zahlen genennt werden, weil sie blos in der Einbildung statt finden “ Leonard Euler (1707 – 1783) 51 Mathematik 1 Stefan Etschberger Der Durchbruch: Geometrische Interpretation 1. Grundlegende Bausteine 1787 Caspar Wessel (1745 – 1818) 1806 Jean-Robert Argand (1768 – 1822) (Bild: Bruder Johan Herman) 2. Grundlegende Werkzeuge 3. Aussagenlogik 4. Komplexe Zahlen 4.1. Einführung 4.2. Elementare Algebra 4.3. Historie komplexer Zahlen 1831 4.4. Geometrie Geometrische Interpretation komplexer Zahlen 4.5. Anwendungen 5. Lineare Algebra 6. Lineare Programme Carl Friedrich Gauß (1777 – 1855) 52 Mathematik 1 Stefan Etschberger Komplexe Zahlenebene Idee: z = a + ib als Punkt im kartesischen xy-Koordinatensystem mit den Koordinaten (a, b) Alternativ: a + ib als Vektor, der (0,0) mit (a, b) verbindet So betrachtet nennt man die Zeichenebene komplexe Zahlenebene 1. Grundlegende Bausteine 2. Grundlegende Werkzeuge Im(z) 3. Aussagenlogik a + ib b 360 − α α −α 4.1. Einführung 4.2. Elementare Algebra |z| ◦ 4. Komplexe Zahlen 4.3. Historie komplexer Zahlen a Re(z) 4.4. Geometrie 4.5. Anwendungen 5. Lineare Algebra 6. Lineare Programme |z| −b a − ib Damit: Punkte der Abszisse z = a + i · 0 stellen relle Zahlen dar 53 Komplexe Zahlenebene Mathematik 1 Stefan Etschberger Beispiele Gegeben: 4 + 3i, 4, 2 − 2i, −2 − 3i, −7 + i, 3i Konjugiert Komplexes von 4 + 3i 1. Grundlegende Bausteine 2. Grundlegende Werkzeuge 3. Aussagenlogik 4. Komplexe Zahlen 4.1. Einführung 4.2. Elementare Algebra 4.3. Historie komplexer Zahlen 4.4. Geometrie 4.5. Anwendungen 5. Lineare Algebra 6. Lineare Programme 54 Komplexe Zahlenebene: Addition Mathematik 1 Stefan Etschberger Geometrie der komplexen Addition Gegeben: z1 = 1 + 2i und z2 = 1 + 1i Gesucht: z1 + z2 1. Grundlegende Bausteine 2. Grundlegende Werkzeuge 3. Aussagenlogik 4. Komplexe Zahlen 4.1. Einführung 4.2. Elementare Algebra 4.3. Historie komplexer Zahlen 4.4. Geometrie 4.5. Anwendungen 5. Lineare Algebra 6. Lineare Programme 55 Mathematik 1 Stefan Etschberger Polarform komplexer Zahlen P ϕ 1 1. Grundlegende Bausteine 2. Grundlegende Werkzeuge 3. Aussagenlogik 4. Komplexe Zahlen Sinus, Kosinus über Reihen: 4.1. Einführung 4.2. Elementare Algebra cos ϕ = ∞ X n=0 2 2n (−1) n ϕ (2n)! ∞ X 2n+1 n ϕ sin ϕ = (−1) (2n + 1)! n=0 =1− 4 6 ϕ ϕ ϕ + − ... 2! 4! 6! ϕ3 ϕ5 ϕ7 =ϕ− + − ... 3! 5! 7! 4.3. Historie komplexer Zahlen 4.4. Geometrie 4.5. Anwendungen 5. Lineare Algebra 6. Lineare Programme Reihendarstellung der Exponentialfunktion: iϕ e = ∞ X (iϕ)n ϕ2 ϕ3 ϕ4 ϕ5 ϕ6 ϕ7 = 1 + iϕ − −i + +i − −i n! 2! 3! 4! 5! 6! 7! n=0 56