Germanistik Susann Krüger "Ein Leuchten im Dunkel" - Melancholie in Gesellschaft und Literatur der Postmoderne Ein zwischenwissenschaftlicher Vergleich von Psychologie, Soziologie und Jon Fosses Roman "Morgen und Abend" Studienarbeit Universität Leipzig Institut für Klassische Philologie und Komparatistik Lehrstuhl für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft Vorlesung: Kreativität und Krankheit. Darstellungen der Melancholie in Literatur, Kunst und Wissenschaft. Wintersemester 2006/07 „Ein Leuchten im Dunkel“ Melancholie in Gesellschaft und Literatur der Postmoderne Ein zwischenwissenschaftlicher Vergleich von Psychologie, Soziologie und Jon Fosses Roman „Morgen und Abend“ Susann Krüger Fach: Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft (Nebenfach, 9. FS) Hauptfach: Kommunikations- und Medienwissenschaft (9. FS) Nebenfach: Erziehungswissenschaft (abgeschlossen) Abgabe: 12. April 2007 Inhaltsverzeichnis 1. Einführung .................................................................................................................... 3 2. Melancholie als Phänomen der empirischen Wissenschaften ...................................... 5 2.1 Unter den Teppich gekehrt – Melancholie in der Psychologie .............................. 5 2.1.1 Negativsicht: Die ‚schwarze Melancholie’...................................................... 6 2.1.2 Positivsicht: Die ‚weiße Melancholie’ ............................................................ 7 2.2 Im Aufwind – Melancholie in der Soziologie ........................................................ 9 2.2.1 Anknüpfungspunkte: Drei Theorien im Vergleich......................................... 9 2.2.2 Im gesellschaftlichen Kontext: Melancholie im Zwiespalt ........................... 12 3. Melancholie in der Literatur: Jon Fosse Morgen und Abend ..................................... 17 3.1 Die Vorerfahrungen Fosses mit der Melancholie................................................. 17 3.2 Inhalt und Einordnung des Textes ........................................................................ 17 3.3 Die Melancholie in Morgen und Abend ............................................................... 18 3.3.1 Das Thema: Leere, Auflösung, Tod ............................................................. 18 3.3.2 Die Innenperspektive: Der alte Fischer Johannes.......................................... 21 3.3.3 Die Symbolik: Traditionelle Anknüpfungspunkte ........................................ 24 3.3.4 Die Sprache: Stille. Schweigen. Pause. ......................................................... 25 4. Zusammenführung und Ausklang .............................................................................. 28 5. Anhang ....................................................................................................................... 30 6. Bibliographie .............................................................................................................. 31 2 1. Einführung „Wer nicht an der Melancholie scheitert, hat nicht über sie nachgedacht.“1 „Melancholie. November eben. Grad übte man sich noch im Schweben, nun stürzt man mit den Blättern ab.“2 – Die Melancholie ist ein Phänomen, zu dem schnell erste Assoziationen gefunden sind. Vielleicht der einsame Mönch von Caspar David Friedrich, die Lyrik eines Novalis, Thomas Manns Figur des Gustav Aschenbach oder auch nur ein einsames Wandern im Nebel. Aber ist die Melancholie überhaupt noch zeitgemäß; ist es berechtigt, im 21. Jahrhundert nach einer Melancholie zu suchen? Wo wird man sie finden und in welcher Form? Auf den ersten Blick mag Melancholie als ein Gefühl erscheinen, das so gar nicht mehr in unsere Gegenwart passt. Auf den zweiten Blick muss das Problem differenzierter betrachtet werden. Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Phänomen der Melancholie in der postmodernen Gegenwart.3 Es sollen nicht nur Erscheinungsformen der Melancholie beschrieben, sondern auch Ursachen für ihr Auftreten sowie der gesellschaftliche und – am Beispiel des norwegischen Autors Jon Fosse – literarische Umgang mit ihr in der heutigen Zeit untersucht werden. Dabei ist der wissenschaftliche Ansatz dieser Arbeit zentral für die Behandlung des Themas. Literaturwissenschaft, Psychologie und Soziologie sollen gleichermaßen für die Analyse der postmodernen Melancholie zurate gezogen werden. Dabei stehen die Kennzeichen der Melancholie als Realphänomen in der postmodernen Gesellschaft sowie die literarisch-künstlerische Auseinandersetzung mit ihr im Zentrum der Arbeit. In einem ersten Schritt wird auf die Melancholie in der Psychologie der Postmoderne und dabei vor allem auf die Unterscheidung zwischen Melancholie und Depression eingegangen werden. 1 Horstmann, Ulrich: Konturen einer Philosophie der Menschenflucht. Frankfurt/Main: Suhrkamp, 1985. S. 114. 2 Wecker, Konstantin: Novemberlied. Auf: Vaterland. Compact Disc. München: Sony BMG Music, 2001. 3 Die genaue Definition der Begrifflichkeiten ist dabei aus folgenden Gründen nicht möglich: Meines Wissens existiert keine klare Definition der postmodernen Melancholie, da diese gerade erst wieder im Entstehen ist. Ebenso ist die ‚Postmoderne’ ein leider sehr unkonkreter Begriff und kann an dieser Stelle nur als Bruch mit der Moderne seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gedeutet werden; inhaltlich differieren die Beschreibungen der Postmoderne. Im Laufe dieser Arbeit werden daher eigene Definitionen gefunden werden müssen (Anm.d.Verf.). 3