05 Februar März 09 zeitung Haus... Straße... Haus... Straße... Strauß... z... Hase... zzz Endlich Schluss mit Langeweile! Der Veranstaltungskalender von INFOSCREEN informiert Sie tagesaktuell über die angesagtesten Events in Ihrer Stadt. Wer da zuhause bleibt, ist selber schuld! Da warte ich gern! Inhalt 04 Wer hat Angst vor Musik des 20. Jahrhunderts? 06 „Guys and Dolls“: Nicely to meet you Liebes Publikum! 11 Zuerst an der Volksoper: „Kiss me, Kate“ 14 „Queen“: Glücksfall im Repertoire Ernst Krenek – nicht nur ein begnadeter Komponist, sondern auch ein scharfsinniger Essayist – notierte: „Die Zukunft der Opernhäuser wird gesichert von denen, die die größte Befriedigung in der stets wiederholten Wiedererkennung des längst Bekannten finden. Die Zukunft der Oper hängt von denen ab, die auf das Unbekannte neugierig sind.“ Ich denke, ein gutes Opernhaus hat beides – Unbekanntes wie Bekanntes – anzubieten, und das dazu gehörige gute Publikum wird es zu schätzen wissen. Die Volksoper offeriert in den ersten Monaten des neuen Jahres einige Möglichkeiten zur Entdeckung: „Die lustigen Nibelungen“ von Oscar Straus sind seit kurz vor Weihnachten erstmals an diesem Hause zu besichtigen, mit „Kehraus um St. Stephan“ wird eine Oper des eingangs zitierten Ernst Krenek Ende Jänner hier erstaufgeführt. Nur zehn Tage darauf folgt die Wiederaufnahme der Oper „Ein Sommernachtstraum“; weder Werk noch Inszenierung sind Neuigkeiten, aber die fantasievolle Ausstattung und die reizvolle, selten zu hörende Musik von Benjamin Britten heben dieses Ereignis doch deutlich über den Alltag heraus. Wir freuen uns auf diese spannende Herausforderung für unser Ensemble und unser Publikum! Nicht weniger als vier Jahre sind seit der letzten Musical-Premiere („The Sound of Music“) an der Volksoper verstrichen. Auch bei Frank Loessers „Guys and Dolls“ (Premiere am 1. März 2009) handelt es sich um eine Erstaufführung und um die vierte Musiktheaterproduktion des 20. Jahrhunderts in Folge an unserem Hause. Viel Detailarbeit wird in die ausgiebige Vorbereitung dieses Schmuckstückes aus der Welt des klassischen Musicals investiert werden. Ich bin optimistisch, dass auch Sie die schillernden New Yorker Typen mit der dazugehörigen schwungvollen Musik liebgewinnen werden! „Nibelungen“ aus 1904, „Kehraus“ (1930), „Sommernachtstraum“ (1960) und „Guys and Dolls“ (1950) – die Volksoper bietet vier weitere gute Gründe für Freude an der Musik des vergangenen Jahrhunderts! Ihr Robert Meyer Direktor 16 Fragebogen – Lars Woldt 17 Hinter den Kulissen: Regieassistenten 18 Neu an der Volksoper, Neues vom Orchester 20 „Der Freischütz“: Versagen aus Angst 22 Kinder Workshops und Rätsel 24 Streitthema Gehörschutz Impressum Volksoper Wien, Saison 2008/09 Direktor: Robert Meyer, künstlerischer Geschäftsführer Mag. Christoph Ladstätter, kaufm. Geschäftsführer Zeitung Ausgabe 05, Februar 2009/ März 2009 Erscheinungsweise: zweimonatlich Redaktionsschluss: 23. Dezember 2008 Herausgeber: Verein Wiener Volksopernfreunde, Dr. Karl Giannonigasse 27, Haus 16, 2340 Mödling. Medieninhaber: Volksoper Wien GmbH, Währinger Straße 78, 1090 Wien Volksopern Nachrichten Nr.: 32, 2008/09 Redaktionsleitung: Christoph Wagner-Trenkwitz Redaktion: Jürgen Bauer, Felix Brachetka, Tanja Fasching, Eva Koschuh, Birgit Meyer, Alfred Oberzaucher, Prisca Olbrich, Eva Ruprecht, Claudia Schade, Isabella Urban Gestaltung: Gregor Mohar Hersteller: Druckerei Walla Bildnachweise: Dimo Dimov; Archiv der Volksoper, Agenturen, © Bregenzer Festspiel/Karl Forster (S. 4), Hollis Alpert, Broadway. 125 Years of Musical Theatre, New York 1991 (S. 8) Titelbild: Johanna Arrouas, Robert Meyer, Axel Herrig, Sigrid Hauser Kehraus um St. Stephan Christian Drescher, Andrea Bogner, Foto: Karl Forster/Bregenzer Festspiele Satire mit Musik in zwei Teilen (neunzehn Szenen) op. 66 Text und Musik von Ernst Krenek „Wer hat Angst vor Musik Die CD-Box „Who is afraid of 20th Century Music?” des deutschen Dirigenten Ingo Metzmacher erreichte vor einigen Jahren die Spitzen der Klassik-Charts. Die Volksoper lässt derartige Angst gar nicht erst aufkommen und setzt im Jänner und Februar zwei reizvoll kontrastierende Werke des 20. Jahrhunderts auf ihren Spielplan: Ernst Kreneks „Kehraus um St. Stephan“ und Benjamin Brittens „Ein Sommernachtstraum“. Kehraus Premiere am Samstag, 24. Jänner 2009 Weitere Vorstellungen am 26., 29. Jänner 2009, 12., 15. Februar 2009 Koproduktion mit den Bregenzer Festspielen Dirigent: Gerrit Prießnitz Regie: Michael Scheidl Ausstattung: Nora Scheidl Spielleitung: Rudolf Klaban Dramaturgie: Birgit Meyer Othmar Brandstetter: Roman Sadnik Sebastian Kundrather: Albert Pesendorfer Ferdinand: Christian Drescher Maria: Andrea Bogner Alfred Koppreiter: Sebastian Holecek Moritz Fekete: Michael Kraus Emmerich von Kereszthely: Wolfgang Gratschmaier Elisabeth Torregiani: Elisabeth Flechl Nora Rittinghaus: Elisabeth Wolfbauer Herr Kabulke: Lars Woldt Oberwachmann Sachsl: Gerhard Ernst Werkeinführungen mit Birgit Meyer ab 26. Jänner eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn im Pausenfoyer Als „Ein-Mann-Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts“ ist Krenek bezeichnet worden – doch er hat auch literarische Spuren hinterlassen – etwa mit seiner Autobiographie „Im Atem der Zeit“. Auch das Libretto seiner ungemein erfolgreichen, 1927 uraufgeführten Zeitoper „Jonny spielt auf“ hat er selbst verfasst, ebenso jenes zu seinem drei Jahre später entstandenen „Kehraus um St. Stephan“, der deutlich den Einfluss Ödön von Horváths, vor allem aber von Karl Kraus trägt. Nach dessen Vorbild kritisierte Krenek hier, wie er selbst schrieb, „rechts und links, Jud’ und Christ, Sozi und Nazi“, weshalb sein Stück „von allen Betroffenen einmütig abgelehnt wurde. Einer Epoche, die sich über so primitive Gegensätze erhaben glaubt, könnte diese Arbeit vielleicht als musikuntermaltes historisches Schauspiel einleuchten“. Wien, 1918 bis 1928 – das ist die Zeit der Handlung. Der Weltkrieg ist verloren, wir begegnen Opfern und Tätern, Leidtragenden und Profiteuren. Rittmeister Othmar Brandstetter begeht einen Selbstmordversuch, wird zwar gerettet, verliert aber seine Geliebte Elisabeth, die ihn für tot hält und sich stattdessen dem Karrieristen Koppreiter zuwendet. Der Wachtmeister Sachsl sucht Othmars Leiche, bis dieser lebendig vor ihm steht. Wir begegnen dem Heurigenwirt Kundrather und seinen Kindern – Sohn Ferdinand verdingt sich bei den streitenden Parteien als Propaganda-Helfer, die Tochter Maria gerät auf die schiefe Bahn. Ein Deutscher namens Kabulke schwelgt beim Heurigen in Welt-Eroberungsgelüsten; auch ein Demagoge namens Kereszthely und ein korrupter Journalist namens Moritz Fekete tauchen auf. Dieser provoziert einen Streik in Koppreiters Betrieb und ruiniert ihn. Es ist ein schillernder Bilderbogen, ein Untergangsszenario. Doch obwohl bereits eine noch größere politische Tragödie am Horizont aufzieht, klingt das Stück nicht ohne Hoffnung aus. Kreneks Absicht war es nämlich keineswegs, nur Sozialkritik anzubringen, er wollte nach eigener Aussage „meiner geliebten Heimat ein Denkmal setzten und meiner Ergebenheit Ausdruck verleihen“. So legt er dem Othmar Brandstetter folgende wehmütige Worte über Wien in den Mund: „Darum lieb ich so diese Stadt, weil sie heute noch ein Spiegel – zerbrochen vielleicht –, aber jedes Stückchen zeigt immer noch den Abglanz von allen Farben, die einst leuchtend hinein fielen: Orient und Okzident, und der blaue Süden, wo das Leben leicht ist … und darum will ich hier sein.“ Die Uraufführung des „Kehraus“ fand erst 1990 in Wien statt – im Beisein des Komponisten, der im Jahr darauf verstarb. Die „Satire mit Musik“ ist laut dem Regisseur Michael Scheidl „eine schwarzhumorige, apokalyptische Geisterbahn, durch die uns Ernst Krenek schickt“. Ein Sommernachtstraum Oper in drei Akten Text von Peter Pears und Benjamin Britten Musik von Benjamin Britten In deutscher Sprache Ruth Brauer-Kvam, Foto: Dimo Dimov des 20. Jahrhunderts?“ Sommernachtstraum Benjamin Britten, der bedeutendste britische Komponist des 20. Jahrhunderts, war kein musikalischer Revolutionär. Seine Musik blieb stets tonal gebunden, wenn auch im Sinne einer erweiterten Tonalität. Seine 17 Bühnenwerke gehören zu den wichtigsten Beiträgen der Oper des 20. Jahrhunderts. Besonderes Augenmerk legte Britten auf die Figur des Puck, die er ganz anders sah als die übrigen Figuren im Stück. Er begnügt sich, damit zu sprechen und Kapriolen zu schlagen. „Diese Idee für den Puck ist mir in Stockholm gekommen, als ich den Kindern schwedischer Akrobaten zusah, die über eine völlig außergewöhnliche Beweglichkeit und schauspielerische Begabung verfügten.“ (Britten) Für Regisseur Philippe Arlaud – der auch die poetischfarbenfrohe Ausstattung schuf – ist Puck „der wahre Regisseur des ‚Sommernachtstraums‘: Er verzaubert alle, er macht alles falsch, bringt alles durcheinander. Gibt es eine schönere Metapher für die Funktion des Künstlers: Er hat keine Macht. Aber mit viel Glück macht er ‚klick‘ – und nichts läuft mehr so wie vorher, weil er das Publikum dazu gebracht hat, nachzudenken und die Welt mit anderen Augen anzusehen.“ Zwei bemerkenswerte Rollendebüts stehen in dieser Produktion aus dem Jahre 1998 bevor: Ruth Brauer-Kvam schlüpft in die zuvor von Karl Markovics dargestellte, stark pantomimisch ausgelegte Rolle des Puck. Die Partie des Oberon, die Britten für die Countertenor-Legende Alfred Deller schrieb, wird in der Wiederaufnahme von dem Hausneuling Nicholas Hariades verkörpert. (cwt/bm) Wiederaufnahme am Montag, 2. Februar 2009 Weitere Vorstellungen am 9., 11., 16., 19. Februar 2009 Dirigent: Andreas Schüller Inszenierung und Bühnenbild: Philippe Arlaud Kostüme: Annette Beaufaÿs Oberon: Nicholas Hariades Titania: Jennifer O´Loughlin Puck: Ruth Brauer-Kvam Theseus: Einar Th. Gudmundsson Hippolyta: Martina Mikelić Demetrius: Mathias Hausmann Lysander: Ladislav Elgr / Alexander Pinderak Hermia: Eva Maria Riedl / Maren Engelhardt Helena: Ursula Pfitzner Zettel: Lars Woldt Squenz: Karl Huml Flaut: Wolfgang Gratschmaier Schlucker: Josef Forstner Schnock: Yasushi Hirano Spinnweb, Bohnenblüte, Senfsamen, Motte, Inderknabe: Grazer Kapellknaben Werkeinführungen mit Birgit Meyer eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn im Pausenfoyer Nicely to meet you! Axel Herrig (Sky Masterson), Johanna Arrouas (Sarah), Robert Meyer (Nathan Detroit), Sigrid Hauser (Miss Adelaide) Nähere Bekanntschaft mit Frank Loessers „Guys and Dolls“ Nostalgie? Vielleicht. Dennoch: Die 50er waren eine goldene Ära des amerikanischen Musicals. Richard Rodgers und Oscar Hammerstein knüpften 1951 mit „The King and I“ an ihre großen Hits der vierziger Jahre („Oklahoma!“, „Carousel“, „South Pacific“) an und sollten 1959 mit „The Sound of Music“ einen noch bedeutenderen Erfolg verbuchen. Alan Jay Lerners und Frederick Loewes „My Fair Lady“ (1956) überholte das legendäre „Oklahoma“ als längstlaufende Broadway-Show. Leonard Bernstein überflügelte den Erfolg, den er mit „Wonderful Town“ eingefahren hatte, 1957 mit seiner „West Side Story“. „Kismet“, „Pajama Game“, „The Music Man“, „Fiorello!“, „Can-Can“ und „Gypsy“ waren weitere Höhepunkte jenes Dezenniums. 6_7 Ein eurozentristisches Musiktheater-Expertentum hat von den meisten dieser Namen kaum Notiz genommen, ein (neugieriges?) Publikum, dem die Werke vorenthalten worden sind, ebenso wenig. Hier noch zwei in unseren Breiten kaum bekannte Titel: „Guys and Dolls“ (1950) und „The Most Happy Fella“ (1956), beide aus der Feder Frank Loessers (1910– 1969), beides Meisterwerke. Mit dem ersteren schließt das Volksopern-Publikum ab Ende Februar nähere Bekanntschaft. Oder sind Ihnen die Herren Sky Masterson, Nathan Detroit und Nicely-Nicely Johnson (seinen Spitznamen hat er von seiner stereotypen Antwort auf die Frage, wie es ihm gehe: „Nicely-Nicely!“ – in unserer deutschen Übersetzung: „Super-Super“) schon vertraut? Mancher mag den Hollywood-Streifen „Guys and Dolls“ (1955) kennen – eine zwiespältige Umsetzung. Vivian Blaine (Adelaide) und Stubby Kaye (Nicely) wiederholten ihre erfolgreichen Leistungen der Uraufführung, andererseits glänzte Frank Sinatra als Fehlbesetzung. Der Filmpremiere blieb Frank Loesser jedenfalls aus Protest fern. Nur sehr wenige fanden wohl 1992 den Weg nach New York, um sich von der Schlagkraft einer „Guys and Dolls“-Neuproduktion mit Nathan Lane und Peter Gallagher zu überzeugen, die mit enormem Publikumszuspruch, fulminanten Kritiken und dem „Tony Award for Best Revival“ bedankt wurde. Einige haben 1997 vielleicht „Strizzis und Mitzis“, die schmähgeladene Einwienerung des Broadwaymärchens im Metropol miterlebt; oder waren Sie im April 2002 bei der konzertanten Aufführung unseres Musicals, u. a. mit Kim Criswell, im Wiener Konzerthaus zugegen? Der Autor dieser Zeilen hatte damals das Vergnügen, die Dialoge auf konzerttaugliches Kurzformat zu bringen und als Erzähler durch den Abend zu führen. Das schwarze Schaf Frank Loesser wurde am 29. Juni 1910 in New York City geboren. Der Sohn eines deutschstämmigen Klavierlehrers weigerte sich nicht nur, Deutsch zu sprechen, sondern auch beim Vater Klavierunterricht zu nehmen. Das Tasteninstrument eroberte er sich autodidaktisch – schon der Vierjährige spielte mit Ausdauer Schlager, die der Vater verachtete. Nach dessen Tod 1926 keilte Frankie Inserate, schrieb für Lokalblätter über Strickwaren und Restaurants, auch Radiotexte und Sketches zählten zu seinen Fingerübungen. Doch er wusste genau, wohin er wollte: Die Tin Pan Alley war das Ziel seiner Träume, und er erreichte sie auch. In dieser lebenden Musikmeile waren die meisten Verleger angesiedelt, und in Straßenlokalen wurden von gemieteten Pianisten, sogenannten „song pluggers“, die neuesten Lieder potentiellen Käufern vorgespielt. Mit verschiedenen Partnern schuf der noch nicht zwanzigjährige Loesser zahlreiche Songs – immer als Textautor und niemals vom Erfolg verwöhnt („I had a rendezvous with failure“, witzelte er später über diese Jahre). Und es zog ihn weiter: an den Broadway natürlich, wo er 1936 an einem kapitalen Flop namens „The Illustrator’s Show“ mitarbeitete. Hollywood War ihm auch der Broadway nicht hold, so öffnete ein anderer Tempel des amerikanischen Showbiz seine Pforten für Frank Loesser: Im April 1936 erhielt er den ersten Vertrag mit Hollywood. Auch bei den Universal Studios wartete zunächst mehr Mühsal als Lorbeer. Mit dem Wechsel von Universal zu Paramount kamen die Erfolge und das Geld – nach 1937 war Loesser nie wieder arm. Die Freude am neuen Wohlstand drückte sich in dem Türschild aus, das ab 1939 seine Bürotüre zierte: „Frank Loe$$er“. Reich an Eingebungen blieb der Textdichter (der seinem kompositorischen Talent immer noch nicht nachgab) jedenfalls: Von den über 100 Liedern, die er zwischen 1937 und 1942 schrieb, ist u. a. „The Boys in the Backroom“ (mit dem Komponisten Friedrich Hollaender, für den Marlene Dietrich-Film „Destry rides again“) in Erinnerung. Seine Arbeit in Hollywood gipfelte 1948 in einem Song für den Film „Neptune’s Daughter“. Der Film ist verges- Guys and Dolls Musical in zwei Akten Musik und Liedtexte von Frank Loesser Buch von Jo Swerling und Abe Burrows Nach einer Vorlage von Damon Runyon Deutsche Fassung von Alexander Kuchinka (Liedtexte) und Christoph Wagner-Trenkwitz (Dialoge) Voraufführung am 27. Februar 2009 Premiere am 1. März 2009 Weitere Vorstellungen: 3., 5.*, 6.,* 9., 14., 17., 18., 26., 29. März 1., 3., 8. April 2009 Werkeinführungen mit Ch. Wagner-Trenkwitz ab 3. März eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn im Pausenfoyer Dirigent: Joseph R. Olefirowicz / Michael Tomaschek Regie: Heinz Marecek Bühnenbild: Sam Madwar Kostüme: Ingrid Erb Choreographie: Ramesh Nair Miss Adelaide: Sigrid Hauser Sarah: Johanna Arrouas / Dagmar Bernhard* Sky: Axel Herrig / Thomas Sigwald* Super-Super Johnson: Marko Kathol Nathan: Robert Meyer Diese Arvide: Sándor Németh Produktion Benny: Thomas Markus widmet Ihnen Rusty: Stefan Cerny General: Regula Rosin Big Jule: Gerhard Ernst Brannigan: Peter Pikl Sky Masterson würfelt um sein Glück: Robert Alda (Mitte) bei der Uraufführung 1950 Frank Loesser, vorübergehend entspannt Neulinge. Aber man hatte sich die Rechte auf einen zugkräftigen Stoff gesichert – Brandon Thomas’ bis heute populäre Komödie „Charleys Tante“ aus dem Jahre 1892. Die Premiere von „Where’s Charley?“ am 11. Oktober 1948 fand nur mittelprächtiges Echo, doch die Show erholte sich von zwiespältigen Kritiken und wurde ein beachtlicher Erfolg, der sich zwei Jahre am Broadway hielt. Feuer & Martin planten sofort ihren zweiten Streich; als Autor verpflichteten sie den hollywood-erfahrenen Jo Swerling, für die Story griff man auf einen der originellsten Chronisten des Broadway zurück: Damon Runyon. Seine Artikelserien, die später auch in Buchform erschienen, porträtierten mit trockenem Humor Originale und kleine Ganoven New Yorks und machten auch den New Yorker Slang salonfähig. Die Gegend um den Broadway erhielt sogar den Spitznamen „Runyonland“. Für „Guys and Dolls“ griff man auf „The Idyll of Miss Sarah Brown“ und „Pick the Winner“ zurück, und Jo Swerling lieferte … ein untaugliches Buch, das der locker-witzigen Runyon-Atmosphäre überhaupt nicht entsprach. Swerling wurde entfernt, und nur seinem Vertrag ist es zu danken, dass sein Name bis heute vor dem von Abe Burrows steht. Burrows aber ist der wahre Autor der „Musical Fable of Broadway“, und er schrieb sein sen, aber „Baby, It’s Cold Outside“ erhielt nicht nur den Oscar, sondern ist auch bis heute ein populärer Standard geblieben. Und das Bemerkenswerte: Text und Musik stammen von Frank Loesser. Im April 1942 (die USA waren nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbour zu Ende des Vorjahres in den Krieg eingetreten), fiel Loessers Blick auf eine Zeitungsüberschrift: „Praise the Lord and Pass the Ammunition“ („Lobe den Herrn und gib die Munition weiter“). In Ermangelung eines Komponisten fertigte Loesser wieder einmal eine „dummy tune“ an. Als er sie Freunden vorspielte, hielt jedermann das Lied für perfekt. Zwei Millionen verkaufter Schallplatten und eine Million verkaufter Noten von „Praise the Lord“ überzeugten auch Loesser von seinem – endlich entdeckten – Talent. Die Hollywood-Filme, an denen „Private [Soldat] Loesser“ weiterhin tätig war, bereiteten eine überfällige Rückkehr vor. Keine Frage, Frank Loesser war nun wirklich „ready for Broadway“. Der zweite Ruf des Broadway Konnte das gut gehen? Frank Loesser hatte noch nie Text und Musik zu einem Broadway-Musical geschrieben; Cy Feuer, den Loesser aus Hollywood kannte, und Ernest Martin waren als Produzenten absolute 8_9 meisterliches Buch um die bereits bestehenden Musiknummern von Frank Loesser. Trotzdem erschien das Musical später dem Publikum und den Kritikern „wie aus einem Guss“ – dabei waren die Probleme mit dem Buch keineswegs die einzigen in der Vorbereitung. Und manche davon hatten mit Loessers aufbrausendem Temperament zu tun. Hilferufe und Ohrfeigen Die Aspirantinnen für die Nachtclub-Girls im „HotBox Club“ ließ der Komponist bei den Auditions um Hilfe schreien, um festzustellen, ob die Stimmen genügend laut und schrill waren. Gellende Hilferufe aus den Probenräumlichkeiten mögen der in Entstehung begriffenen Show einige unliebsame Vorauspropaganda eingebracht haben … Mit säuselnden Schauspielern als Musical-Darstellern konnte sich „Furious Frank“ jedenfalls nicht abfinden. Und musste es in einem Falle doch: Der Charakterkomiker Sam Levene, eine Idealbesetzung für den Nathan Detroit, war vollkommen unmusikalisch, was man pikanterweise erst nach Probenbeginn bemerkte. So wurden die für Nathan geschriebenen Lieder gestrichen oder „umverteilt“: Seine Mitwirkung am Titelsong wurde gestrichen und „Sit Down, You’re Rocking the Boat“, das sich als „show-stopper“ entpuppen sollte, sprach man Nicely-Nicely Johnson zu, womit dieser Part erheblich aufgewertet wurde. Loesser griff in nicht immer angenehmer Weise in die Proben ein, wie seine Tochter Susan schilderte: „Es passte zu ihm, dass er den Männerchor in ‚Guys and Dolls’ auf der Probe tyrannisierte, sie anschrie und fluchte, weil sie ihre Stimmen sparten. Und genau so passte es zu ihm, dass er im Anschluss an seine Hetzreden das Theater verließ, in den Eissalon hinüberging und mit einem Zweikugel-Becher friedlich in sein Hotel zurückspazierte. Aber beim Männerchor machte er nicht halt. Während eines Wutanfalls, der bei Browadway-Insidern zur Legende wurde, ohrfeigte er Isabel Bigley (die Darstellerin der Sarah Brown), als sie es nicht schaffte, nach seinen Vorstellungen zu singen. Wie die Explosion vor den Choristen war auch die Attacke auf Isabel in einem Moment vorbei. Überwältigt von Gewissensbissen, flehte er um Vergebung (die auf sich warten ließ). So war er: leicht entzündlich, lebhaft und sich wohl bewusst, wenn er zu weit gegangen war.“ Was Susan Loesser nicht erwähnt: der kleingewachsene Papa musste zur Abohrfeigung seiner Leading Lady eigens einen Schemel besteigen … Librettistenwechsel hier, Schreianfälle und Ohrfeigen dort, die Premiere kam – und der Abend des 24. November 1950 bescherte dem 46th Street Theatre einen überwältigenden Triumph. Von einer Wiederbelebung der Kunstgattung Musical wurde in hymnischen Kritiken ebenso gesprochen wie von einer Apotheose des Mikrofone – ja oder nein? Die bevorstehende Musical-Premiere gibt Anlass, ein Streitthema aufs Tapet zu bringen. Der Streit beruht freilich auf einem fundamentalen Missverständnis. Es hält sich generell die Meinung, dass Mikrofone verteilt werden, wenn oder weil Sänger „nicht singen können“ und damit der Klang „verfälscht“ werde; dass Mikrofonlosigkeit „das Echte“, Mikrofonierung hingegen „das Falsche“, „Geschwindelte“, synthetisch Erzeugte sei. Dem ist nicht so. Die erstklassig ausgerüstete und arbeitende Multimedia-Abteilung der Volksoper ist keineswegs dazu da, um „Defekte“ zu verschleiern. Geben wir dem Leiter dieser Abteilung, DI Martin Lukesch, das Wort: „Die Drahtlosmikrofonie begann mit „La Cage aux Folles“, einem modernen Musical, in dem der Komponist bewusst mit dem Einsatz elektronischer Instrumente gearbeitet hat – natürlich muss die menschliche Stimme da mitziehen. Dass die Tonverstärkung auch auf das klassische Musical übergegriffen hat, möchte ich weder positiv noch negativ kommentieren. Man muss nur feststellen, dass sich Geschmack und Hörverhalten in den letzten zwanzig bis dreißig Jahren grundlegend geändert haben. In zwei großen Investitionsschüben hat die Volksoper dieser Entwicklung Rechnung getragen: 1997/98, also in meiner ersten Saison als Akustikchef, wurde die Lautsprecheranlage erneuert; 2002 wurde der Tonregieplatz komplett umgebaut und der Umstieg auf Digitaltechnik ermöglicht. ‚Anatevka‘ war das erste Stück, das in den Genuss der neuen Technologie kam. Mikrofonierung ist nicht weniger, sondern mehr Arbeit für alle. Wir stellen nicht einfach Mikrofone hin, wir stellen in zahlreichen Proben einen Gesamtklang her, und das ist sehr kompliziert. Man kann nur verstärken, was auch ins Mikrofon hineinkommt. Wir wirken keine Wunder, machen nicht Carusos aus Stimmlosen. Unsere Aufgabe ist es, ein homogenes Akustikdesign zu schaffen. Dies betrifft die Balance zwischen Sängern, Orchester und anderen Klangeffekten, zwischen den Sängern untereinander und zwischen dem gesungenen und dem gesprochenen Wort. Hier sollte – gerade im Musical – eine Natürlichkeit des Tonfalles herrschen, was aber nicht bedeutet, dass sich die Darsteller ‚schonen’ dürfen – das Gegenteil ist der Fall, hier ist höchste Kunstfertigkeit nötig, und die Akustikabteilung unterstützt diese Kunst. Jedenfalls möge keiner glauben, wenn er ein Mikrofon sieht, dann wird auf oder hinter der Bühne laschiert – das Gegenteil ist der Fall!“ 25. Februar 2009, 20:00–21:30 Uhr Soiree: Zwischen Broadway und Hollywood Die Welt des Frank Loesser Gestaltung und Präsentation: Ch. Wagner-Trenkwitz Guys and Dolls – Inhalt Da Sarah eine Schließung der Mission befürchtet, willigt sie in das „Geschäft“ mit Sky ein. Bei einem munteren Abend im „Café Cubana“ gewinnt Sky die Wette mitsamt dem Herzen Sarahs, verliert aber das seine. Bei ihrer Rückkehr finden die beiden die Mission als Spielhölle missbraucht. Nathan und seine Spießgesellen flüchten, Sarah will von Sky nichts mehr wissen. 1. Akt Der New Yorker Broadway: ein Tummelplatz für Theaterbegeisterte, Vergnügungssüchtige und sympathische Kleinkriminelle. Super-Super Johnson, Benny Banana und Rusty Charlie diskutieren Pferdewetten, während Sarah Brown und ihre Heilsarmee-Kapelle vorbeiziehen. Das hübsche Mädchen steht mit ihrem Aufruf zu Bibeltreue auf verlorenem (Missions-)Posten. Nathan Detroit, Veranstalter eines illegalen Würfelspiels, ist verzweifelt. Die Stadt ist voller zahlungskräftiger Spieler (darunter Big Jule), aber Polizeileutnant Brannigan kontrolliert alle Plätze, wo das Spiel steigen könnte. Die tausend Dollar für die Anmietung der Biltmore-Garage will er von dem Wettkünstler Sky Masterson gewinnen: Wenn Sky es nicht schafft, Sarah auf einen Ausflug nach Kuba abzuschleppen, dann muss er blechen. Sky stellt sich in der Mission als reuiger Sünder vor. Er brauche „persönliche Betreuung“ und sei bereit, bei der bevorstehenden Gebetsversammlung die Mission mit Sündern zu füllen, wenn Sarah zum Abendessen nach Havanna mitkommt. Sie lehnt ab, da sie genau weiß, wie ihr Liebster zu sein habe – jedenfalls kein Spieler! Nathans Langzeit-Verlobte, die Barsängerin Adelaide, will nun endlich heiraten. Sie leidet bereits unter einem chronischen psychosomatischen Schnupfen, den nur der Ehestand heilen kann. 2. Akt Adelaide muss erkennen, dass sich Nathan einfach nicht ändern kann und statt der Hochzeit neue Würfelspiele organisiert. Auch Sarah ist enttäuscht – ihr Onkel Arvide spricht ihr Trost zu. Sky will indessen sein Versprechen einhalten und die Mission mit Sündern beliefern. Dazu sucht er das Spiel auf, das mittlerweile im Kanal abgehalten wird, und würfelt gegen die Spieler. Tausend Dollar für jeden, wenn Sky verliert! Und wenn er gewinnt: ein kollektiver Besuch bei der Gebetsversammlung. Adelaide fühlt sich so betrogen wie noch nie, als Nathan behauptet, er müsse in die Mission. Die dortige Versammlung wird ein voller Erfolg. Sarah erfährt von Nathan, Sky habe die Wette verloren gegeben: Er behauptete, Sarah wäre ihm nicht nach Kuba gefolgt und hat Nathan bezahlt. Sarah sucht nach Sky, trifft aber Adelaide. Die beiden Frauen beschließen, ihre Liebsten erst zu heiraten – und dann zu bessern. Am Ende stehen zwei glückliche Paare: Sarah mit dem neuen Missionstrommler Sky Masterson und Adelaide mit einem verschnupften Nathan. Broadway, und sogar eine „Erneuerung des Glaubens in die Stadt New York“ soll von „Guys and Dolls“ ausgegangen sein. „How to Succeed in Business Without Really Trying“ räumte Publikumsgunst und Preise ab: wieder „Tony“ und „New York Drama Critics Circle Award“ sowie den renommierten Pulitzer Prize for Drama. Frank Loesser starb am 26. Juli 1969 in seiner geliebten Heimatstadt New York. Abe Burrows erinnert sich eines vergleichsweise bescheidenen Wutausbruches, der mehr über Loesser aussagt als manches friedliche Zeitungsinterview. Eines Abends machte Burrows dem Freund Komplimente über seine Gabe, unterhaltsame Lieder zu schreiben. Doch dieser unterbrach ihn zornig, meinte, das wisse er selbst, und forderte: „Tell me where I made you cry” („Sage mir, wo ich dich zum Weinen gebracht habe“). Keine Frage: Auch das hat der kleine Mann mit seinen großen Songs geschafft, wenn er es darauf abgesehen hatte. In „Guys and Dolls“ wollte Frank Loesser aber anderes: humorvolles, vielfältiges Broadway-Entertainment. Und das ist ihm auf allerhöchstem Niveau gelungen. Christoph Wagner-Trenkwitz „Tell me where I made you cry” Die ereignisreichen Jahre danach seien in einigen Stichworten wiedergegeben: 1952 wandte sich Frank Loesser nochmals dem Film zu: Für Metro Goldwyn Mayer schrieb er die Musik zu „Hans Christian Andersen“ mit Danny Kaye, wobei der Song „Thumbelina“ eine Oscar-Nominierung erwarb. Für „The Most Happy Fella“ verfasste er nicht nur Gesangstexte und Musik, sondern auch das Buch selbst und wurde mit dem „New York Drama Critics Circle Award“, einem überaus prestigeträchtigen Preis, belohnt. Dem bukolischen Musical „Greenwillow“ (1960) blieb nachhaltiger Erfolg verwehrt, doch schon 1961 meldete sich Loesser, abermals in Zusammenarbeit mit seinem „Guys and Dolls“-Buchautor Abe Burrows, zurück: 10_11 Musical – mit „Kiss me, Kate“ wach geküsst „Noch nie hat es so viele Autos um die Volksoper gegeben. Wir sind praktisch täglich mit ‚Kiss me, Kate‘ ausverkauft“, schreibt der Leiter der Bundestheaterverwaltung Ernst Marboe am 25. Februar 1956 – elf Tage nach der österreichischen Erstaufführung des Musicals – in sein Tagebuch. In den Nachkriegsjahren hatte Marboe den „Military Civilian“ der amerikanischen Besatzungsmacht Marcel Prawy als Gestalter und Conferencier allwöchentlicher Musicalshows am Wiener Kosmos-Theater kennen und schätzen gelernt. Als Chef der Bundestheater konnte er nun bei Direktor Franz Salmhofer ein Engagement Marcel Prawys als Chefdramaturg erwirken. In der Vorbereitungszeit sollte dieser in Amerika nach geeigneten Musicals Ausschau halten. „Kiss me, Kate“ gehörte bereits damals in die engere Auswahl Prawys. Als sich im folgenden Herbst anhand kleinerer Produktionen dieses Musicals in Frankfurt und Berlin ein europäischer Erfolg abzeichnete, schlug Prawy zu. Er sicherte sich die Rechte für die Österreichische Erstaufführung – Graz folgte am Erstaufführungstag eine halbe Stunde (!) später – und setzte in Windeseile Leading Team und Besetzung fest. Das Engagement des Regisseurs und Choreographen Heinz Rosen wurde am Weihnachtstag 1955 – sechs Wochen vor der Premiere – im Speisesaal des Hotels Regina abgeschlossen. Rosen kannte das Stück nur aus Prawys Erzählungen. Als Dirigenten engagierte Prawy den Jugendfreund und Leiter der New York City Opera Julius Rudel. Der begeisterte Mitstreiter Walter von Hoesslin entwarf in kürzester Zeit eine eindrucksvolle Dekoration, die bis 1972 Verwendung finden sollte. Die Ballettchefin Dia Luca steuerte eigene Choreographien bei, etwa die Nummer „Es ist viel zu heiß“. Fred Liewehr und Brenda Lewis (1956) Zuerst an der… Manchem Widerstand zum Trotz probte das eingeschworene „Kate“-Ensemble, die regulären Probenzeiten vergessend, auch im Umkreis der Volksoper, im Restaurant „Falstaff“, im Café Volksoper oder in den Wohnungen einiger Mitwirkender. Die Stars dieses aus Wiener Lieblingen und Gästen zusammen gewürfelten Ensembles jenes denkwürdigen 14. Februar 1956 waren: Brenda Lewis (Mitglied der New York City Opera und regelmäßiger Gast der Met) als Kate, Fred Liewehr (Schauspieler des Burgtheaters und Operettentenor an der Volksoper) als Petrucchio, Olive Moorefield (Prawys Entdeckung und bestens bekannt aus den Shows des Kosmos-Theaters) als Bianca, Hubert Dilworth (ebenfalls eine Entdeckung Prawys aus den Vorbereitungstagen in den USA) als Garderobier Paul, ferner Klaus Löwitsch als Lucentio, Helmut Qualtinger und Kurt Preger als Gangster … Der Erfolg war auch von eingeschworenen Musicalgegnern nicht zu verhindern. Nach zahlreichen Zusatzvorstellungen wurde die Saison mit „Kate“ bis Mitte Juli verlängert. Marcel Prawys Rechnung war aufgegangen: In einem selbstverfassten Vertragsentwurf hatte er 1954 Ernst Marboe folgenden kühnen Vorschlag unterbreitet: „Ich arbeite völlig unentgeltlich, wenn der Besuch meiner Vorstellungen höher ist, als der Besuchs-Durchschnitt vom 1. September bis 15. November 1954.“ Weit mehr: „Kate“ wurde mit 61 Vorstellungen und 2,500.000 Schilling Einnahmen der absolute Spitzenreiter der Saison. Das Musical hatte endgültig in Europa Fuß gefasst. Fortan blieb die Volksoper Erstaufführungsstätte weiterer Musicals: Noch im selben Jahr folgte „Wonderful Town“ (Europäische EA), 1957 „Annie Get Your Gun“ (Deutsche EA), 1971 „Show Boat“ (Österreichische EA) und 1972 „Karussell“ (Deutsche EA). „Porgy and Bess“ (1965) wurde an der Volksoper erstmals auf dem europäischen Kontinent in der Opernfassung gezeigt. Mit unserer nächsten Musical-Premiere verhält es sich ähnlich: „Guys and Dolls“ erscheint nach „Strizzis und Mitzis“, einer kammermusikalischen Dialekt-Version am Wiener Metropol (1997), und einer konzertanten Aufführung im Wiener Konzerthaus (2002) erstmals auf einer österreichischen Bühne in originaler Fassung mit voller Orchesterbesetzung. An der Volksoper erklang übrigens erstmals Musik von Frank Loesser im Rahmen der Musical-Galas im Februar 2006: das Ensemble „Standing on the corner“ aus „The Most Happy Fella“. (fb) Robert Wörle, Lidia Peski, Karin Gisser, Martina Dorak, Kurt Schreibmayer, Karl-Michael Ebner, Lars Woldt, Regula Rosin sowie, an der Leine, Josephine und Kelly operette operette oper musical ballett Die lustigen Nib belungen Burleske Operette in drei Akten von Oscar Straus Dirigent: Andreas Schüller Regie: Robert Meyer Vorstellungen am 2., 6., 13., 20., 30. Jänner, 6., 22. Februar, 2. März 2009 Ein „Glücksfall“ wieder im Repertoire: Tanzhommage an Queen Die vor zwei Jahren nach der Premiere der getanzten Hommage an die legendäre englische Rockband Queen gefällten Kritikerworte, „Tanzhommage an Queen an der Volksoper: ein Glücksfall! Nicht nur, weil das Publikum nach der Premiere in Ovationen begeistert jubelte, sondern auch, weil das Haus am Währinger Gürtel da ein anderes, sehr junges Publikum erreicht“, trafen ins Schwarze. Der Ansturm des Publikums war derart groß, dass es unumgänglich war, Zusatzvorstellungen einzuschieben. Innerhalb der am 10. Februar beginnenden neuen Aufführungsserie wird bereits die 25. Vorstellung über die Bühne gehen. Insgesamt ist die vom Choreographen Ben van Cauwenbergh und dem für die spektakulären Videoprojektionen verantwortlichen Dmitrij Simkin effektvoll Patrik Hullman in Szene gesetzte Liebeserklärung an die in die Musikgeschichte eingegangene Band und ihre Songs sechsmal in dieser Saison angesetzt. Das Besondere an dieser Formation war – und damit ist auch eine Erklärung für ihren beispiellosen Erfolg genannt –, dass alle vier Mitglieder – der charismatische Freddie Mercury und seine kongenialen Kollegen Brian May, Roger Taylor und John Deacon – als Komponisten hervorgetreten sind. Dies hatte zur Folge, dass die einzelnen, weltweit an die Spitzen der Charts gestürmten Nummern einen sehr unterschiedlichen, jeweils durch die Individualität ihrer Schöpfer gekennzeichneten Charakter aufweisen. Analog dazu setzt der Choreograph verschiedene Tanzformen in seiner bühnengerechten Umsetzung der Songs ein: „Tanzhommage Karina Sarkissova, András Lukács Kenneth MacMillans „Mayerling“ zu ihren bisher größten Erfolgen. Karina Sarkissovas Werdegang verlief von Moskau, wo ihre Ausbildung an der weltberühmten Bolschoi-Ballettschule ihren Anfang nahm, über die niederösterreichische Landeshauptstadt, deren Ballettkonservatorium sie absolvierte, an die Wiener Staatsoper. Schon vor diesem Engagement zog sie sechzehnjährig mit der Erringung des 1. Preises beim hochangesehenen Wettbewerb „Prix de Lausanne“ erstmals internationale Aufmerksamkeit auf sich. Weitere 1. Preise konnte sie bei Wettbewerben in Rieti, Jalta und St. Pölten für sich buchen. Nach nur vierjähriger Zugehörigkeit zum Wiener Staatsopernballett erfolgte der Aufstieg zur Halbsolistin. Mit der Ernennung zur Solotänzerin hat sie nun die oberste Stufe in der Hierarchie der Kompanie erreicht. Darüber hinaus stellte Karina Sarkissova mit Arbeiten für „choreo. lab“ des Ballettclub Wiener Staatsoper & Volksoper schon mehrmals ihr Talent als Choreographin Karina Sarkissova unter Beweis. (oz) an Queen“ verwendet vorrangig neoklassischen Tanz, der mit verschiedenen modernen Bewegungselementen angereichert ist, daraus entspringen in rascher Folge virtuose Soli und Pas de deux, denen energiegeladene Ensembleformationen entgegengestellt sind. Das Resultat ist eine fulminante Tanzshow, der man bescheinigen kann, dem Grundsatz Freddie Mercurys, das Publikum auf höchstem Niveau unterhalten zu wollen, voll gerecht zu werden. Another Kind of Magic: Solotänzerin Karina Sarkissova In den bisherigen Vorstellungen von „Tanzhommage an Queen“ machte sie mit ihren Auftritten in „A Kind of Magic“, „Bohemian Rhapsody“ und „Fat Bottomed Girl“ Furore – und wird es in der aktuellen Aufführungsserie gewiss wieder tun. Die Rede ist von Karina Sarkissova, die mit 1. Jänner 2009 in den Rang einer Solotänzerin des Balletts der Wiener Staatsoper und Volksoper erhoben wurde. Doch nicht nur in „Tanzhommage an Queen“, sondern auch in Gyula Harangozós „Der Nussknacker“, Marius Petipas Grand Pas aus „Paquita“, Jiří Kyliáns „Petite Mort“ und András Lukács’ „Whirling“ trat die gebürtige Moskauerin vor das Publikum der Volksoper Wien. An der Wiener Staatsoper zählten Phrygia in Renato Zanellas „Spartacus“, Hamsatti in Vladimir Malakhovs „Die Bajadere“, die Primadonna in „Platzkonzert“ von Gyula Harangozó sen. sowie zuletzt Mizzi Caspar und Marie Gräfin Larisch in 14_15 Lars Woldt Nach Engagements an den Landestheatern in Detmold und Innsbruck debütierte der in Herford geborene Lars Woldt 2004 als Ratefreund („Die Vögel“) an der Volksoper Wien. In Folge gestaltet er hier mit großem Erfolg Partien des Spielbassfaches wie van Bett („Zar und Zimmermann“), Bottom („A Midsummer Night‘s Dream“), Bartolo („Barbier von Sevilla“), Plumkett („Martha“) und seriöse Basspartien wie Kaspar und Eremit („Der Freischütz“) oder Sarastro („Die Zauberflöte“). Gastengagements führten ihn u. a. an die Hamburgische Staatsoper, die Deutsche Oper am Rhein und zu den Bregenzer Festspielen. 2007 war er im Rahmen eines Gastspiels der Deutschen Oper am Rhein als Baron Ochs („Der Rosenkavalier“) in Taipeh zu hören, 2008 als Plumkett mit der Volksoper in Tokio. An der Wiener Staatsoper ist Lars Woldt in der Saison 2008/09 als Ochs und Don Fernando („Fidelio“), an der Volksoper Wien u. a. als Kaspar („Der Freischütz“), Zettel („Ein Sommernachtstraum“) und in den Neuproduktionen „Die lustigen Nibelungen“ als umjubelter Hagen sowie „Kehraus um St. Stephan“ als Kabulke zu hören. Weitere Pläne beinhalten u. a. 2011 sein Debüt am Gran Teatre del Liceu Barcelona als Kaspar und sein Debüt als Osmin. (ek) Alles – außer Kaffee kochen Hinter den Kulissen : Mag. Monika Regieassistenten lf Klaban, do Ru Steiner, Mag. er, Karin eig Mag. Angela Schw g. Susanne Ma y, ba or l-K no Schy Sommer oduktionen Acht bis neun Pr n von einem werden pro Saiso betreut. ten ten sis as Regie Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum sich die Produktionen der Volksoper Wien auch Jahre nach der Premiere ihren Stil, Charme und Esprit erhalten haben, auch wenn längst viele neue Gesichter auf der Bühne zu sehen sind? Zu verdanken ist dies der liebevollen und genauen Arbeit der fünf Regieassistenten, die die Inszenierungen unseres Hauses betreuen. Als eine Art „Geburtshelfer“ einer neuen Produktion sind sie also unerlässlich. Während der Proben unterstützen sie die Regisseure und notieren in einem voluminösen Buch zu jeder Szene die geprobten Abläufe auf der Bühne. „Unsere Notizen sind als Erinnerungshilfe lebenswichtig im schnellen Probenablauf!“, so Monika Steiner, Leiterin der Regieassistenten. Dann beginnt die zweite Aufgabe im Arbeitsalltag der Regieassistenten: Als Abendspielleiter sind sie – lange nach Abreise des Regieteams – dafür verantwortlich, dass die Produktion allabendlich im Sinne des Regisseurs über die Bühne geht. Die Regieassistentin bzw. der Regieassistent ist dabei auch so etwas wie ein Coach für die Darsteller: „Mit viel Einfühlungsvermögen und Einblick in die Empfindungen und die Vita der Sängerinnen und Sänger sorgen wir auch dafür, dass diese sich wohl fühlen und ihre beste Leistung liefern, denn darum geht es schließlich“, so Monika Steiner. Die Tatsache, dass alle fünf Regieassistenten der Volksoper selbst Regisseure sind und außerhalb der Volksoper bewiesen haben und beweisen, dass sie ein Stück nach eigenen Ideen auf die Bühne bringen können, trägt sicherlich zum Vertrauen der Kollegen bei. Diese Erfahrungen sind schließlich auch bei der dritten Aufgabe der Regieassistenten hilfreich: Als Spielleiter sind sie für Wiederaufnahmen von Produktionen aus vergangenen Saisonen verantwortlich und geben das ursprüngliche Konzept einer Inszenierung an neue Sängerinnen und Sänger, aber auch an neue Mitglieder des Chores oder der Statisterie weiter. Dafür, dass der Abend auch bei unterschiedlichen Besetzungen seine Geschlossenheit bewahrt, ist viel Fingerspitzengefühl nötig. „Das tolle Ensemble der Volksoper hilft dabei, das Niveau der Produktionen zu halten“, lobt Monika Steiner. (pmo/jb) In der Wahrnehmung des Publikums ist es zwar meist die Regisseurin beziehungsweise der Regisseur, der für eine Inszenierung verantwortlich ist, die Regieassistenten werden – wenn überhaupt – meist nur mit dem leidigen Kaffeekochen in Verbindung gebracht. In Wahrheit sind deren Aufgaben jedoch andere vielfältige und verantwortungsvolle; sind sie doch vom ersten Konzeptionsgespräch über die Premiere bis zum „Alltag“ einer Produktion im Repertoire für deren reibungslosen Ablauf verantwortlich. Die Arbeit für unsere Regieassistenten beginnt dabei lange vor der Premiere. Schon vor Beginn der Probenzeit wird in Gesprächen mit Regisseuren, Bühnenbildnern und beteiligten Künstlern das Grundkonzept der Inszenierung besprochen. Die Regieassistenten tragen dafür Sorge, dass dieses Konzept aus dem Kopf des Regisseurs auf die Bühne der Volksoper gelangt. Sie koordinieren als Schnittstelle die künstlerischen Anforderungen des Regieteams mit den verschiedenen Abteilungen des Hauses. 16_17 Neu an der Volksoper Nicholas Hariades Der Countertenor griechischer Herkunft wurde in London geboren. Er erhielt seine Gesangsausbildung u. a. bei Michael Chance. 1996 trat er an der Hessischen Staatsoper Wiesbaden in der Partie des Cristiano in Händels „Rinaldo“ auf. 1997 gab er die Titelrolle in Glucks „Orfeo“ bei den Hernsheimer Schlossfestspielen in Worms. Es folgten Ruggiero in Händels „Alcina“ am Stadttheater Hildesheim sowie Ernesto in „Il mondo della luna“ bei den Haydnfestspielen Eisenstadt und am Opernhaus Zürich. In der Partie des Go Go in György Ligetis „Le grand macabre“ war er Gast am Tiroler Landestheater und an der Komischen Oper Berlin. Weiters sang er in Innsbruck den Arsace in Händels „Partenope“. Mit dem Münchener Ensemble Così Facciamo war er in Monteverdis „L’incoronazione di Poppea“ als Ottone zu sehen. In der Uraufführung von „Strom – die Oper“ verkörperte er den Dionysos, den die Komponistin Johanna Doderer speziell für ihn geschrieben hatte. Am Vorarlberger Landestheater war der Künstler als Puck in Henry Purcells „The Fairy Queen“ zu sehen. Im Konzertbereich umfasst sein Repertoire Werke des Barock bis zur Moderne. Hausdebüt: 2. Februar 2009 als Oberon in „Ein Sommernachtstraum“ Elisabeth Wolfbauer Die Mezzosopranistin wurde in Wien geboren. Sie studierte Schulmusik, Instrumental- und Gesangspädagogik an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. 2004 schloss sie den Lehrgang für Lied und Oratorium ab und absolvierte mit Auszeichnung die Opernklasse am Konservatorium der Stadt Wien. Erste Partien waren u. a. Hänsel in „Hänsel und Gretel“, Dritte Dame in „Die Zauberflöte“ oder Mrs. Herring in „Albert Herring“ von Benjamin Britten. Bei der Salzburger Mozartwoche debütierte sie 2005 unter Daniel Harding in „Idomeneo“. Im Theater an der Wien wirkte sie als Sechster Frauenschatten in Erwin Schulhoffs „Die Flammen“ und als Mère Jeanne in „Les Dialogues des Carmélites“ von Francis Poulenc unter Betrand de Billy mit. Auch in der Operette konnte die vielseitige Künstlerin Erfahrung sammeln, etwa als Czipra in „Der Zigeunerbaron“ im Jugendstiltheater. An einer konzertanten Aufführung von Carl Millöckers „Der Feldprediger“ wirkte sie unter dem Dirigenten Christian Pollack als Rosetta mit. Unter dessen Leitung war sie auch an der Platteneinspielung von Johann Strauß’ Operettenrarität „Jakuba“ beteiligt. Hausdebüt: 24. Jänner 2009 als Nora Rittinghaus in „Kehraus um St. Stephan“ Axel Herrig Der in Berlin geborene Bariton studierte an der Musikhochschule Köln Gesang und schloss 1992 mit Auszeichnung ab. Noch während des Studiums wurde er an das Grenzlandtheater Aachen engagiert, an dem er über dreißig Partien in Oper, Operette und Musical sang. Im Jahre 2000 nahm er ein Engagement am Theater des Westens in Berlin an. Dort spielte er die Titelrolle in dem Musical „Falco meets Amadeus“, mit dem er auch in München, Wien, Graz, Oberhausen und auf der Seebühne in Klagenfurt gastierte. 2001 wurde er vom Online-Magazin „Da Capo“ zum besten männlichen Musicaldarsteller des Jahres gewählt. In dem Erfolgsmusical „Die drei von der Tankstelle“ war er als Kurt im Berliner Schlossparktheater zu sehen. Bei den Luisenburger Festspielen spielte er im Sommer 2006 den Petrucchio in „Kiss me, Kate“ und 2007 im Berliner Dom den Mammon in Brigitte Grothums Inszenierung des „Jedermann“. Im selben Jahr trat er auch als Leopold „Im weißen Rössl“ in Aachen auf. 2004 erschien seine erste Single „Falco’s Meinung“. Das neue Album „Pop-Swings“ ist kürzlich fertig gestellt worden. Zuletzt war Axel Herrig in Berlin in Helmut Baumanns Inszenierung von „Das Apartment“ und in Hamburg als Dr. Siedler im „Weißen Rössl“ zu erleben. Hausdebüt: 27. Februar 2009 als Sky in „Guys and Dolls“ Roman Sadnik Der in Wien geborene Künstler widmete sich nach einer abgeschlossenen Schauspielausbildung dem Gesangstudium. Er begann seine Karriere zunächst als Bariton und debütierte 1989 an der Wiener Staatsoper in Beat Furrers Oper „Die Blinden“. Seit Längerem hat er sich als Tenor mit einem breiten Repertoire vom Charakter- bis ins Heldenfach etabliert. Seine Engagements führten ihn an die verschiedensten Opernbühnen Deutschlands sowie zu den Salzburger und Bregenzer Festspielen. Roman Sadnik war 2006 als Erster Geharnischter in „Die Zauberflöte“ und 2007 als Father Grenville in der Oper „Dead Man Walking“ von Jake Heggie in der Regie von Nikolaus Lehnhoff im Theater an der Wien zu sehen. Im Konzertfach ist Roman Sadnik mit Mahlers „Das Lied von der Erde“, Beethovens Neunter oder dem Verdi-Requiem aufgetreten. Er ist u. a. in den Gesamtaufnahmen von Nikolaus von Rezničeks „Donna Diana“ oder Franco Alfanos „Cyrano de Bergerac“ auf CD zu hören. Hausdebüt: 24. Jänner 2009 als Othmar Brandstätter in „Kehraus um St. Stephan“ 18_19 Neu im Ensemble Neues vom Orchester Martina Mikelić Beim Internationalen Wettbewerb für Blechbläser-Ensembles für Amateure und Profis (November 2008 in Passau) gewannen zwei Orchestermitglieder der Volksoper, Christian Poitinger (engagiert seit September 2007) und Martin Riener (engagiert seit März 2008), mit ihrer Formation „Trombone Attraction“ den 1. Preis bei den Profis. Christian Poitinger, wie sein Kollege Jahrgang 1987, wurde bei demselben Wettbewerb außerdem mit dem Sonderpreis für virtuose Leistungen ausgezeichnet. Die Altistin wurde in Split geboren. Nach dem Besuch der dortigen Musikschule studierte sie an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien Gesang. Im Vorjahr schloss sie mit Auszeichnung ab und befindet sich seitdem im Studienzweig Lied und Oratorium in Ausbildung. Martina Mikelić kann neben ihrem Engagement als Mitglied der Konzertvereinigung des Wiener Staatsopernchores bei den Salzburger Festspielen 2008 auf zahlreiche solistische Auftritte verweisen. So hat sie in der Oper „Juliette“ von Bohuslav Martinů als Fischverkäuferin/Alte Frau und in Claudio Monteverdis „L’incoronazione di Poppea“ als Arnalta mitgewirkt. Weitere Erfahrung machte sie als Solistin bei Konzerten im Ehrbar Saal und bei zahlreichen Kirchenkonzerten und Messen im Stephansdom, der Annakirche und der Augustinerkirche. Im Carinthischen Sommer sang sie heuer die Partie „The Voice/Mother of God“ in der Oper „Mary of Egypt“ von John Tavener. Hausdebüt: 23. Jänner 2009 als Dritte Dame in „Die Zauberflöte“ Thomas Markus Bereits zu Beginn der Saison war der Tenor an der Volksoper in der Rolle des schrulligen Dieners Hans in „Der Vetter aus Dingsda“ zu erleben. In dem Tenöre-Abend „operettts“ (der im kommenden Mai wieder im Spielplan erscheint) hat er im Verein mit den Kollegen Montazeri und Sigwald für Begeisterungsstürme gesorgt. Thomas Markus wuchs in Oberösterreich als Sohn einer Musikerfamilie auf. Im Alter von neun Jahren wurde er Wiener Sängerknabe. In späteren Jahren studierte er an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien. In diese Zeit fällt auch seine intensive Beschäftigung mit dem Turniertanz. Die Erfahrung ist dem ausgebildeten Tanzlehrer auch heute hilfreiches Rüstzeug. Nach Tourneen als Stanislaus in „Der Vogelhändler“, Brasilianer in „Pariser Leben“ und Jan Janicki in „Der Bettelstudent“ sang Thomas Markus in der letzten Saison den Popiel in Nedbals „Polenblut“ am Stadttheater Baden. Nächstes Rollendebüt: 27. Februar 2009 als Benny in „Guys and Dolls“ Elisabeth Hirzinger hat das Probespiel am 28. März 2008 gegen 16 Mitbewerber klar gewonnen. Seit Saisonbeginn ist sie im Volksopern-Orchester engagiert und damit die einzige weibliche Hornistin auf dem Wiener F-Horn in einem ProfiOrchester. Engel ohne Posaune: der Triestiner Operettenpreis 2008 ging an den Dirigenten Alfred Eschwé Der Freischütz weispflicht männlichen „Vermögens“ gebunden wird, und daß von „Güte“ solange die Rede nicht sein kann, als das „Güte“siegel eines Mannes höchst ungut und ungütig als Peis für ein erbarmungsloses Wettschießen in wechselseitiger Vernichtungskonkurrenz vergeben werden soll. In einer Welt, in welcher – gut amerikanisch – das Motto gilt: The winner takes all – der Sieger kriegt alles, geht jeder, der nur Zweiter wird, notwendig leer aus. Ein wenig Glück, ein wenig Unglück entscheidet da über Sein oder Nichtsein, über Gelingen oder Scheitern, über Bejahung oder Verneinung. Selbst das „Wohlwollen“ des Erbförsters Kuno muß unter solchen Voraussetzungen zwiespältig wirken: „Ich bin dir“, sagt er zu Max, „wie ein Vater gewogen …, aber wenn du morgen beim Probeschuß fehltest, müßt’ ich dir doch das Mädchen (sc. seine Tochter Agathe, d. V.) versagen.“ (1. Aufzug, 2. Auftritt) Das Ideal dieses Mannes, der als möglicher Schwiegervater sich väterlich zu geben meint, zeigt sich in der Geschichte seines „Urältervaters“, der ebenfalls schon Kuno hieß und dem es gelang, einem begnadigten Wilddieb das Leben zu retten, der zur Strafe auf einen Hirschen gebunden ward: er erlegte den Hirschen, ohne den armen Wicht zu verletzen. So auch möchte Max gewesen sein, so, er versteht seinen „Übervater“ vollkommen richtig, müsste er sein, um als dessen (Schwieger)Sohn akzeptabel zu werden. Doch an diesem Maßstab zerbricht er. Kein Wunder, daß aus den Tiefen seiner Niedergeschlagenheit und Selbstwertzweifel in diesem Augenblick in ihm ein ganz anderer: „Kaspar“ hervortritt. (aus einem Vortrag, den Eugen Drewermann anlässlich der „Freischütz“-Premiere an der Volksoper hielt) Die Angst zu versagen und das Versagen aus Angst Die „Dramen“ des Lebens erwachsen zumeist aus äußerem Widerspruch: die Sippe, die Sitte verbietet die Liebe und macht aus dem Gebot des Gefühls das Verbot der Gesellschaft; im Freischütz verhält es sich anders. Hier erlaubt man die Liebe, o ja; hier möchte man, dass sie glücklich wird, wohl; aber man drangsaliert sie zugleich mit Auflagen, die gut der Gesellschaft, doch nicht so dem Einzelnen sind. Der Widerstand baut sich freilich nicht auf als ein Konflikt zwischen innen und außen, – er ist selbst längst verinnerlicht als Widerspruch im Empfinden ein und derselben Person: er zerreißt sie; er entwertet das Beste in ihr; er presst’s hinein in die Perversionen der Angst; er ruiniert das männliche Selbstwertgefühl. Er macht aus dem tapferen „Max“ einen rachesüchtigen „Kaspar“. Was eigentlich geschieht da – mitten in einem Märchen! – mit Menschen? Das Widersprüchliche, Doppelbödige, liegt in dem anscheinend ganz Normalen, Vertrauten, Selbstverständlichen. Was ist zu erwarten von einem Mann? Natürlich dies: dass er als ein ganzer Kerl sich bewährt, und das heißt als Krieger, als Jäger, als Herr über Leben und Tod. Um sich als fähig zum Zeugen zu zeigen, muß er sich als tüchtig im Töten von Tieren erweisen. So beherrscht er zielsicher seine Büchse, so steht er aufrecht seinen Mann. Ganz so denn auch kennt man den Max, diesen braven Jägersburschen; und so hält bereits große Stücke auf ihn der fürstliche Erbförster Kuno, der just im Begriff steht, ihm seine Tochter Agathe in die Ehe zu geben. Doch sonderbar: je näher dieser Tag heranrückt, da es gilt, nach allem zu greifen: nach Anerkennung und Ansehen, nach Karriere und Ehre, nach Macht und Mannhaftigkeit, nach Heirat und Hausstand, da schwindet Maxen das Jagdglück dahin; der bis anhin so treffliche trifft nicht mehr sein Ziel – selbst der Bauer Kilian übertraf ihn beim Sternschießen; und dessen und seiner Kumpanen Spott ergießt sich schadenfroh über den anscheinend fehlbar Gewordenen; selbst schon die Mädchen zeigen mit Fingern auf ihn. „Wird er“ – kann er, lautet die Frage, die Maxens Vermögen als Mann in brutaler Direktheit in Frage stellt. Beim Schießen zu versagen bedeutet symbolisch in dieser Welt, auch als Freier ein Versager zu sein. Selbstzweifel steigen in Max auf. Verzweiflung überkommt ihn. Wer soll ihn lieben, den Liebesunfähigen? So steht’s auch in seiner eigenen Wertung: Entweder ist er ein „gestandener“ Mann, ein rechter Kerl von Schrot und Korn, oder er ist ein Nichts, ein impotenter Kümmerling, ein Un-Mann. Max so wenig wie irgendeiner der ganzen Gesellschaft begreift die Tragik, dass alle „Liebe“ verderben muß, wenn sie an die Be- Der Freischütz Romantische Oper in drei Akten Text von Johann Friedrich Kind Musik von Carl Maria von Weber Dirigent: Gerrit Prießnitz Inszenierung und Bühnenbild: Marco Arturo Marelli Kostüme: Dagmar Niefind Agathe: Åsa Elmgren/Elisabeth Flechl Ännchen: Andrea Bogner/Daniela Fally Ottokar: Klemens Sander/Mathias Hausmann Kuno: Stefan Cerny Kaspar: Sebastian Holecek/Lars Woldt Max: Herbert Lippert/Michael Baba Eremit: Karl Huml/Sorin Coliban Kilian: Christian Drescher/Daniel Schmutzhard Samiel: Ronald Kuste Wiederaufnahme am 21. März 2009 Weitere Vorstellungen am 23., 30. März 2009 5., 14., 18. April 2009 20_21 Echt starke Performance. Michael Kraus als König Gunther in Oscar Straus‘ „Die lustigen Nibelungen“ Seit Beginn der Saison 2008/2009 ist Superfund neuer Hauptsponsor der Volksoper Wien. Wenn Sie mehr über die starke Performance von Superfund und seine erfolgreichen Managed-Futures-Fonds erfahren möchten, dann besuchen Sie uns doch einfach unter: www.superfund.at. Oder rufen Sie gleich an unter der kostenlosen Hotline 0800 21 20 21. Foto: Dimo Dimov/Volksoper Wien Orchester Workshop Erstmals gestalten Mitglieder des Orchesters der Volksoper Wien einen Kinder Workshop! Dieses besondere Angebot findet statt am Samstag, 28. März 2009, 14:00 – 17:00 Uhr mit Mitgliedern des Orchesters der Volksoper Wien Wer ein Instrument spielt – bitte mitbringen! Keine Vorkenntnisse erforderlich! Leitung: Dr. Birgit Meyer Kinder Workshops Der Freischütz Ort: Probebühne der Volksoper Wien, Severingasse / Ecke Wilhelm-Exner-Gasse, 1090 Wien Alter: 8 bis 14 Jahre, begrenzte Teilnehmerzahl! Kosten: € 20,00 für Geschwisterkinder: € 15,00 am Samstag, 7. März 2009, 14:00 bis 17:00 Uhr Szenenausschnitte hautnah erleben, sich vom Gesang verführen lassen, selber spielen, singen, tanzen, schminken, verkleiden – die Volksoper Wien bietet Kindern die Gelegenheit, zu erleben, wie schön es ist, Theater zu machen! Zahlreiche Künstler und Mitarbeiter des Hauses lassen den Nachmittag zu einem unvergesslichen Erlebnis für die Kinder werden. Keine Vorkenntnisse erforderlich! Gestaltung und Leitung: Dr. Birgit Meyer Anmeldung für beide Workshops: ab 1. Februar 2009, 8:00 Uhr Unter www.volksoper.at finden Sie auf der Startseite unter der Rubrik „Für Junge“ ein OnlineAnmeldeformular. Nach der Anmeldung erhalten Sie eine Reservierungsbestätigung und ein Informationsblatt per E-Mail. Bezahlen können Sie Ihre Karten entweder mit Kreditkarte oder per Überweisung. Weitere Informationen unter Tel.: 01 / 514 44 – 3670 bzw. [email protected] Ab nach Dingsda! Bei unserem Kindermalwettbewerb zu der Produktion „Der Vetter aus Dingsda“, den die Volksoper Wien gemeinsam mit Air France veranstaltet hat, haben mehr als 250 Kinder teilgenommen. Die Auswahl der besten 30 Zeichnungen, mit denen die Kinder die Teilnahme am Kinderworkshop zu „Der Vetter aus Dingsda“ gewinnen konnten, zeigte die große Vielfalt der eingesandten Kunstwerke. Die Plätze 1 bis 3 freuten sich über einen Vorstellungsbesuch, Platz 1 außerdem über einen Air France-Flug an ein Ziel eigener Wahl für drei Personen! Die Gewinnübergabe erfolgte im Rahmen des Workshops durch Volksoperndirektor Robert Meyer und Air France-Direktor Guido Hackl. Wir gratulieren nochmals allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern und bedanken uns fürs Mitmachen! Die Gewinnerinnen und Gewinner des Kindermalwettbewerbs vor ihren Kunstwerken. Die Workshopteilnehmer mit Eva Ruprecht, Guido Hackl, Robert Meyer und Birgit Meyer. Sende die richtigen Stücktitel an: [email protected] oder per Post an: Volksoper Wien, Marketing, Währinger Straße 78, 1090 Wien und gewinne ein Volksopern T-Shirt. Du kannst nicht nur in unserer Zeitung, sondern auch bei einem Vorstellungsbesuch zum Rätsel-Detektiv werden! Unser beliebtes Kinderrätsel findet das nächste Mal bei unserer Vorstellung Der Freischütz am Samstag, 21. März 2009 statt. Du erhältst eine eigens für Dich gestaltete Inhaltsangabe zum „Freischütz“ sowie einen Fragebogen zum Geschehen auf der Bühne. Wenn Du genau hinschaust und hinhörst, wirst Du die Rätsel spielend lösen können! Gibst Du dann Deinen ausgefüllten Fragebogen in der Pause der Vorstellung am Zuckerlstand im Foyer ab, bekommst Du eine süße Überraschung und nimmst zudem an einer Verlosung teil. Wir wünschen Dir viel Erfolg und viel Vergnügen! 22_23 Kann der perfekte Klang schädlich sein? Rebecca Nelsen in „Der Vetter aus Dingsda“ Streitthema Gehörschutz Wenn Prinzessin Turandot, umringt von märchenhaften Gestalten, ihren Verehrern Rätsel aufgibt, schmettert Puccinis Musik mit 82,3 bis 87,5 Dezibel. Figaro trifft seine Hochzeitsvorbereitungen bei Wohlklängen zwischen 75,1 und 82,4 Dezibel. Und die feschen Damen im Maxim zeigen nicht nur Spitzenwäsche, sondern sorgen auch für Spitzentöne von 129,5 Dezibel, während das Liebesgeflüster zwischen Hanna und Danilo nur vergleichsweise zarte 79,2 bis 83,9 Dezibel erreicht. Die Intensität mancher Musik ist somit vergleichbar mit der Lautstärke einer Kettensäge oder – im Extremfall – mit der eines startenden Düsenjets. Unmittelbar und am intensivsten von diesen enormen Lautstärken sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf und hinter der Bühne sowie die Mitglieder des Orchesters betroffen. Obwohl vergleichbare Werte in der Volksoper Wien glücklicherweise so gut wie nicht erreicht werden, ist das dauernde Einwirken von „Lärm“ langfristig sehr belastend für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Vor allem im Orchestergraben kann es an einzelnen Positionen – insbesondere vor den Bläsern – zu besonders hoher Lärmentwicklung kommen. Um etwa die Cellistinnen, die direkt vor den Trompetern sitzen, zu schützen, werden Trennwände aus schallabsorbierenden Kunststoffmaterialien aufgestellt. Ein derartiger Schutz der Cellistinnen kann aber gleichzeitig die nachteilige Wirkung für die Trompeter verstärken. Denn der Schall wird von den Trennwänden zurückgeworfen und somit die Schallwirkung auf die Trompeter verstärkt. Gleichzeitig wird dadurch auch der Klang für die Trompeter verzerrt und das perfekte Zusammenspiel im Orchester kann gestört werden. Um das zu verhindern, kann auch ein persönlicher Gehörschutz eingesetzt werden. Ein klanggetreuer Gehörschutz wird dazu individuell an das Ohr des einzelnen Orchestermitglieds angepasst und dämpft die bestimmte Grenzwerte überschreitenden Töne, ohne den Klang zu verzerren. Diese an sich einfachste Umsetzung des Gehörschutzes scheitert in einzelnen Fällen an der Akzeptanz der Orchestermitglieder. Deshalb fordern namhafte Musik- pädagoginnen und Musikpädagogen, aber auch Profimusikerinnen und Profimusiker, den Gehörschutz bereits früh – während des Studiums – einzusetzen. Nicht nur, um frühe Gehörschäden zu vermeiden, sondern auch um Musikerinnen und Musiker früh an den Gebrauch des Hörschutzes zu gewöhnen und das klangliche Zusammenspiel des Orchesters trotz Gehörschutzes als eine Selbstverständlichkeit zu empfinden. Im österreichischen Familien-Unternehmen Neuroth hat die Volksoper Wien einen Partner für innovative und präventive Gehörschutz-Lösungen gefunden. Mehrere Mitglieder des Volksopernorchesters greifen bereits auf den individuell angepassten Gehörschutz ELACIN® der Firma Neuroth zurück. (iu/er) 24_MF