IDEEN, IMPULSE UND INNOVATIONEN FüR ARcHITEKTEN

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IDEEN, IMPULSE UND INNOVATIONEN
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DreiDimensional
im HintergrunD
Das Hotel H10 an der Joachimstaler Straße 31–32 unweit des
Berliner Kurfürstendamms ist ein
gelungenes Beispiel für die Integration moderner handwerklicher
Baukunst in ein historisch geprägtes
Gebäudeensemble. Mit einem
achtgeschossigen Quergebäude
als Hintergrund haben Kleihues +
Kleihues den denkmalgeschützten
Klinkerbau aus dem Jahr 1889
abgerundet und wirkungsvoll in
Szene gesetzt.
Bezug zum historischen Backsteinbau mit seiner klaren horizontalen
und vertikalen Gliederung erhält
der scharfkantige Neubau durch
das profilierte Mauerwerk mit
Hagemeister-Klinker der farblich auf
den Altbau abgestimmten Sortierung Nevada. Dreifach tiefenversetzt verleihen die kopfvermauerten
terrakottafarbenen Klinker der
großflächigen Seitenwand sowie
der schlichten Lochfassade eine
haptische, beinahe organische
Struktur.
Die dreidimensionale Gestaltung
lenkt den Blick von den Fensteröffnungen auf das warmtonige
Mauerwerk, das sich bescheiden
im Hintergrund des historischen
Backsteinbaus hält.
FüR ARcHITEKTEN
H 1 0 , B e r lin
respeKtvolles Zusammenspiel
flächen durch die Mauerwerks-Texturierung:
Unterschiedlich tiefe Steine wurden bündig
zur Gebäudeinnenseite vermauert, so dass
nach außen eine sehr lebendige Oberfläche
mit Anklängen an die historische Backsteinarchitektur entsteht.“ Mit ihrer organischen Struktur erinnern die versetzt gemauerten Ziegel an
das historische Natursteinmauerwerk, das sich
nicht ebenmäßig vermauern ließ. Ausgespart
von dieser sehr lebendigen Fassadengestaltung bleiben lediglich die präzise ausgebildeten Fensterlaibungen und Gebäudeecken, die
die klare Kubatur des Baukörpers betonen.
„In enger Abstimmung mit den Handwerkern
haben wir auf der Baustelle exemplarische
Fassadenpartien umgesetzt“, vermittelt Jan
Kleihues einen Eindruck von der Detailarbeit
vor Ort. Der Aufwand hat sich gelohnt. „Das
fertige Gebäude hat unsere Vorstellungen
noch übertroffen. Mit seiner relieffierten Klinkerfassade sorgt der schlichte Bau vielerorts
für Begeisterung“, bilanziert Jan Kleihues.
»Die dreidimensionale Gestaltung der
Fassade mit Klinker verdeutlicht die
unzähligen Möglichkeiten, die dieses
Baumaterial bietet.«
Jan Kleihues
Portraitfoto: © Kleihues + Kleihues, Berlin/Dülmen-Rorup
Für die Nutzung des denkmalgeschützten
Altbaus als 4-Sterne-Superior-Hotel haben
Kleihues + Kleihues den repräsentativen
Klinkeraltbau des Architekten Otto Bratring im
Herzen Berlins umgebaut und mit einem Neubau erweitert. 163 Deluxe Zimmer, 7 Junior
Suiten, 7 Suiten, 18 Superior Lofts, 4 Duplex
Lofts sowie Konferenzräume und Beauty center stehen Besuchern des Stadt- und Businesshotels zur Verfügung. Im Erdgeschoss werden
die Hotelgäste von einer lichtdurchfluteten Eingangshalle empfangen, die Alt- und Neubau
verbindet. Auch in der Fassadengestaltung
präsentiert sich das Ensemble des Hotels H10
als respektvolles Zusammenspiel von Neu und
Alt. „Der Neubau ist sehr einfach gehalten.
Er tritt bewusst in den Hintergrund des historischen „Schmuckkästchens“ mit seiner prägenden Backsteinfassade“, erläutert Jan Kleihues
das Entwurfskonzept. „Auf eine horizontale
und vertikale Gliederung wurde deshalb verzichtet. Struktur erhalten die großen Fassaden-
Foto: © Kleihues + Kleihues, Berlin/Stefan Müller, Berlin
Projektdaten
H10 Berlin
Architektur:
Jan Kleihues, Kleihues + Kleihues
Gesellschaft von Architekten mbH,
Berlin
Bauherr:
Blue Stone Berlin GmbH, Berlin
Klinker:
Nevada – Profiliertes Mauerwerk
ARF (250 x 120 x 69 mm)
Verklinkerte Fläche:
2.900 m2
Regg e f i ber, R ijssen
»Architektur ist wie eine Sprache, deren Vokabeln die
einzelnen Materialien sind. Mit den maßgenauen Klinkerfassaden haben wir eine klassische Vokabel in die
moderne Formensprache eingebunden.«
Stefan Ritzen I Zorica Jovanovic
einzigartig vorgeFertigt
Projektdaten
Reggefiber, Rijssen
architektur:
RITZEN Architecten, Maastricht
Bauherr:
Bauunternehmen Wessels, Rijssen
Klinker:
Profilklinker „Zürich“
Fassadenklinker „New York“
WF (210 x 100 x 52 mm)
Verklinkerte Fläche:
1.100 m2
Mit dem extravaganten Verwaltungsgebäude
in Rijssen haben Ritzen Architecten eine repräsentative Niederlassung für Reggefiber, einen
Hersteller von Glasfaserkabeln, geschaffen.
Der mutige Entwurf regt die Fantasie an und
ist für vielfältige Interpretationen offen: Handelt
es sich um die Schwingung einer Stimmgabel?
Setzt ein Kondor zum Flug an? Türmt sich eine
moderne Kathedrale auf?
Möglich war die Realisierung des Entwurfs
durch die enge Zusammenarbeit zwischen
dem Maastrichter Architekturbüro Ritzen
und dem lokal ansässigen Bauunternehmen
Wessels. Die weit gefächerte Unternehmensgruppe hat sich auf Fertigbauweise spezialisiert. Damit die einzelnen Elemente bei dem
aufsehenerregenden Verwaltungsbau in Rijssen
optimal zur Geltung kommen, haben Ritzen
Architecten die technische Entwicklung geleitet
und für die Ingenieursarbeit ihr Wissen um den
feinfühligen Umgang mit Materialien eingebracht. Individuell vorgefertigte Fassadenteile
aus Hagemeister Klinker in der anthrazit-glitzernden Sortierung „Zürich“, abgestimmt mit
Akzenten der braunrot-silbrig changierenden
Sortierung „New York“, setzen das Konzept
der Architekten wirkungsvoll um.
Markante Merkmale des Verwaltungsbaus
sind die wellenförmige Bewegung des Daches
und die säulenartige Fassadengestaltung.
Aus dem quadratischen Zentrum des Gebäudes entwickeln sich über zwölf Bogenbinder
elegante Rundformen, die den Bau im Eingangsbereich offen und einladend gestalten
und ihn rückseitig wie eine Festung erscheinen
lassen. Die per Computer erstellten Holzbögen wurden mit einer Titanbeschichtung
umhüllt und vor Ort passgenau montiert. Die
einzigartige Kubatur des Neubaus setzt sich
aus traditionellen Elementen zusammen: Hohe
schmale Rundbogenfenster und ein Dach in
patinierter Zinkoptik zitieren die französische
Baukunst. Die Klinkerhülle ist eine Referenz an
niederländische Backsteinfassaden des 19.
Jahrhunderts. Die Fenster sind außen mit hartem Aluminium verkleidet, innen mit weichem
Holz.
Bei der Montage der Klinkerfassaden hatte
der Bauherr, die Unternehmensgruppe Wessels, nur wenige Millimeter Spielraum. Dank
der maßgeschneiderten Individualanfertigung,
exakt nach den Wünschen des Architekten,
konnte die gesamte Fassade von gerade
einmal drei Mitarbeitern angebracht werden.
Das Material unterstreicht dabei die Form des
Gebäudes: Der ausdrucksstarke Profilklinker
nimmt die Rundungen der aufstrebenden Bauteile auf und verleiht ihnen eine fast sakrale
Anmutung. Streift Licht über die Fassade,
changieren die Sortierungen „New York“
und „Zürich“ zwischen abwechslungsreichen
Braun- und Silber-Glanztönen. Damit fügen
sich die verklinkerten Lisenen in hochwertiger
Emaille-Optik harmonisch in den dunkelbraunroten Grundton der Sortierung „New York“
ein. Beide wurden von Hagemeister vorgefertigt und setzen im Entwurf von Ritzen Architecten glitzernde Akzente.
Der Entwurf ist ein gelungenes Beispiel, wie
natürliche Baumaterialien klassische Architekturelemente in Fertigbauweise zitieren.
Entstanden ist ein imposanter Neubau, der inzwischen zum Wahrzeichen der Stadt Rijssen
geworden ist.
Portraitfoto: © Ina Steiner, Berlin
Au s bi ldu n gs zen t r u m P ROLI N , Re ha u
»Der Manufakturcharakter des Klinkers passt sich
perfekt an die bestehende Altbaufassade an. So
konnten wir im Sinne einer
Corporate Architecture die
traditionellen Werte des
Unternehmens aufnehmen
und den Neubau an seinem
Standort fest verankern.«
Klaus Würschinger
Fest verankert
Die Alte Buntweberei aus der Jahrhundertwende, heute in Besitz der REHAU AG + Co,
haben WEBERWÜRSCHINGER Architekten
aus Berlin sensibel und gleichzeitig innovativ
zu einem zukunftsfähigen Ausbildungszentrum
erweitert und umgestaltet. Bei der Erweiterung
des Gebäuderiegels nehmen die Architekten
den stilprägenden Klinker im Alten Reichsformat sowie die Fassadengliederung auf.
Im weiteren Verlauf mündet der Anbau in eine
starke Geste mit größer werdenden Glasflächen. Mit diesem Entwurf entschieden sich
WEBERWÜRSCHINGER bewusst für die zeitgemäße Fortführung der historischen Backsteintradition, statt dem Altbau einen kontrastierenden Neubau gegenüberzustellen.
Als verbindendes Element kleidet rotbunter
Hagemeister-Klinker in Backsteinoptik das
Gebäude in eine hochwertige Fassade mit
Manufakturcharakter. Eine strukturstarke
Oberfläche und markante Kohlebrand-Effekte
bestimmen diese Sortierung. So entsteht eine
spannungsvolle Dynamik zwischen materialer
Kontinuität und formal-ästhetischer Innovation.
Bei der Verleihung des DETAIL Preises 2011
lobt die Jury genau diese Sensibilität: „Die
Erweiterung ist ein gefühlvolles Weiterbauen
im Bestand, passt sich in der Materialität an,
nimmt formale Elemente des Altbaus auf und
entwickelt diese weiter.“
Das neue REHAU Ausbildungszentrum Prolin
bietet Raum für 120 Auszubildende aus dem
technischen und kaufmännischen Bereich. Der
Grundgedanke ihrer Ausbildung spiegelt sich
in der Gebäudekubatur wider: Sie baut auf
dem Bestehenden auf und entwickelt daraus
zukunftsweisende Ideen. Das Energiekonzept
basiert auf der Nutzung von Geothermie
und beweist, dass sich eine charakterstarke
Klinkerfassade mit moderner Energieeffizienz
kombinieren lässt.
Außerdem fügt sich das architektonische
Konzept des Neubaus in ein großflächiges
Gelände mit Bachlauf und Gewerbepark ein.
Während der First der Alten Buntweberei
für die Gebäudeverlängerung in einer Linie
fortgeführt wird, knickt der Grundriss darunter
ab und folgt dem Lauf der angrenzenden
Schwesnitz, einem örtlichen Saalezufluss.
Dadurch erklärt sich die expressive Geste des
markanten Neubaus, der trotz der Traditionsverbundenheit eigenständig wirkt. Die Traufe
steigt auf der Nordseite an, bis sie an der Gebäudeecke auf den First trifft. An der Südseite
fällt sie fast um Geschosshöhe ab.
Mit ihrer besonders haptischen Struktur unterstützt die Kohlebrand-Sortierung „Münsterland“
BA diese Expressivität. Die Unregelmäßigkeit
des Mauerwerks bringt Leben und Wärme
in die Fassade, in der sich das Sonnenlicht
vielfach bricht.
Im klassischen Industrierot verleiht der Klinker
dem Neubau einen zeitlosen Charme und
gleicht das Ausbildungszentrum Prolin dem
historischen Stadtbild der oberfränkischen
Kleinstadt Rehau an.
Projektdaten
Ausbildungszentrum PROLIN,
Rehau
Architektur:
WEBERWÜRSCHINGER
Gesellschaft von Architekten mbH,
Berlin
Bauherr:
REHAU AG + Co, Rehau
Klinker:
Münsterland BA
ARF (250 x 120 x 65 mm)
Altes Reichsformat
Verklinkerte Fläche:
530 m2
JATOP A , Amste rd a m
»Beständigkeit durch Schönheit – diese Philosophie setzt der hochwertige Hagemeister
Klinker perfekt um. Das Zusammenspiel mit
den ausdrucksstarken Emblemen schafft
dauerhaft attraktive Fassaden.«
Köther | Salman | Koedijk
zeitlos schöne Patina
Im Rahmen der „Zukunftsvision Parkstadt“
haben Köther, Salman, Koedijk Architekten
mit dem Wohnkomplex JATOPA im Westen
von Amsterdam eine ehemalige Gartenstadt in
einen urbanen Raum mit vielseitigen Nutzungsmöglichkeiten verwandelt. Dabei wagen sie
das Spiel mit Gegensätzen.
Bunte Hagemeister-Klinker in den Sortierungen
„Rostock“, „Liverpool“, „Witten“ und „Holsten“
sowie kunstvolle Ornamente umspielen die
nüchternen Formen der Blockbebauung. Durch
individuelle Höhen der acht Gebäude wirkt
der in sich geschlossene Komplex gleichzeitig
offen und transparent.
Um mehr als zehn Geschosse ragt das höchste Gebäude des Blocks aus seiner Umgebung
heraus. Schon von weitem markiert es die
Kreuzung zwischen Jan Evertsenstraat und Jan
Tooropstraat und damit den Übergang in das
beliebte Stadtviertel Overtoomseveld. Aus der
Kombination beider Straßennamen resultiert
der Projektname „JATOPA“.
Im Gegensatz zum strikten Funktionalismus
des 20. Jahrhunderts bringt JATOPA Wohnen,
Arbeiten, Einkaufen und Freizeitgestaltung auf
engem Raum zusammen. Im stilvollen Ambiente der zeitlosen Klinkerfassaden und umgeben
von Ornamenten des Künstlerkollektivs Studio
Job, die an traditionelle Zunft- und Gildenzeichen der alten Handelsstadt erinnern, entfaltet
sich ein vielseitiges Leben im Westen von
Amsterdam.
Durch die individuelle Fassadengestaltung
erhält jedes Gebäude der Blockbebauung mit
insgesamt 240 Apartments seinen eigenen
Charakter. „Die Wertigkeit des Fassadenklinkers in reizvoller Patina-Optik schafft eine
zeitlose Gebäudehülle. Klinker und Ornamente ergänzen sich ideal und sorgen mit
ihrem Charme für eine urbane Umgebung, in
der sich die Nutzer auf Anhieb wohlfühlen“,
beschreibt Architekt Pim Köther die Bedeutung
der Klinker für seinen Entwurf. Ob sandgelb
und dunkelbraun wie bei den mit anthrazit-
farbenem Kohlebrand akzentuierten Sortierungen „Rostock“ und „Liverpool“ oder rot-braun
und in markantem Dunkelrot wie bei den
Sortierungen „Witten“ und „Holsten“ – in allen
vier Varianten verleiht Hagemeister Klinker den
Fassaden Individualität und kleidet sie in eine
hochwertige Hülle. Die feinen Farbnuancen
der Steine mit unterschiedlichen Schattierungen
steigern diese Vielfalt zusätzlich und sorgen für
visuelle Spannung bis ins Detail.
Der farblichen Vielfalt der Fassaden steht eine
formale Einheit gegenüber. Als verbindendes
Element präsentieren sich alle acht Gebäude
im schlichten Läuferverband und betonen
dadurch die bildkräftigen Embleme an den
Balkon- und Fenstersturzen. Mit mehr als 50
verschiedenen Motiven von der Arche Noah
über Maschinen, Uhrwerke und Sportarten
bis hin zu Ikonen des Sozialismus sind die
Betonornamente des Eindhovener Künstlerkollektivs Studio Job so vielfältig wie das gesamte
Viertel und seine Einwohner.
Korrespondierend mit den Ornamenten
erscheint jeder Stein in der Fassade als ein
kleines Kunstwerk. Im schlanken Waalformat
greifen die Klinkerfassaden den Charme des
historischen Amsterdams auf und prägen
gleichzeitig die Neugestaltung des Stadtteils
Overtoomseveld.
Das Mauerwerk ist im Fugenglattstrich verfugt.
Der Mörtel wurde dabei in einer Tiefe von
acht Millimetern abgestrichen. Dadurch treten
die einzelnen Steine aus der Fassade hervor
und setzen in ihrer industriellen Anmutung
klare Akzente.
Mit JATOPA haben Köther, Salman, Koedijk
Architekten einen zeitgemäßen Wohnkomplex
geschaffen, der durch langlebige Materialien
und ein harmonisches Zusammenspiel von
Gegensätzen belegt, wie ein Neubau als
geschlossener Block den Charme traditioneller
Amsterdamer Baukunst versprüht.
Projektdaten
JATOPA, Amsterdam
Architektur:
Köther | Salman I Koedijk
Architecten BV, Amsterdam
Bauherr:
Far West i.s.m Kristal
Klinker:
Rostock, Liverpool,
Witten, Holsten
WF (210 x 100 x 51 mm)
Verklinkerte Fläche:
8.000 m2
Animation + Foto: © Architekturbüro Thiel
So lar s i edl ung , Münste r
»Klinker ist ein zu wertvolles Material, um
es nur als Witterungsschutz zu verwenden.
Durch die spezielle Komposition der Klinkersortierungen erzeugen wir eine einzigartige
Fassadenstimmung.«
christoph Thiel
scHütZenDe passivHausfassaDe
Im Schnorrenburgviertel in Münster, umgeben
von Bahnlinien und in unmittelbarer Nachbarschaft zu Backsteingebäuden der 30er Jahre,
hat das Architekturbüro christoph Thiel die
Solarsiedlung am Wismarweg mit insgesamt
39 Wohnungen geplant und realisiert. Drei
nach Süden ausgerichtete Gebäuderiegel und
Nordfassaden in zweischaligem Klinkermauerwerk verbinden die energetischen und funktionalen Anforderungen der Passivhausbauweise
mit anspruchsvoller Architektur. Die fünffarbig
gestreiften Fassaden mit Hagemeister Klinker der Sortierungen „Sahara“, „Augsburg“,
„Limburg“, „Verona“ und „Arktis“ prägen
das unverwechselbare Erscheinungsbild der
Siedlung und schützen es dauerhaft vor Wind
und Wetter.
Das energetische Konzept basiert auf zentralen Wohnungslüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung. Sonnenkollektoren auf den
Dächern bereiten 60 Prozent des Warmwasserbedarfs auf. Den Restwärmebedarf für
einen warmtonig gestreiften Mantel. Er verleiht
den Wohnhäusern einen unverwechselbaren
charakter und fügt sie in die Umgebung der
benachbarten Backsteingebäude ein. Der
ungewöhnliche Farbmix von Hagemeister Klinkern der klassisch roten Sortierung „Augsburg“
mit dem terrakottafarbenen „Verona“, orangebeigem Klinker „Limburg“, weißen Akzenten
der Sortierung „Arktis“ und sandfarbenem
Klinker „Sahara“ erinnert an eine warmtonige
Holzmaserung. Im Läuferverband vermauert
unterstreicht die Klinkerschale den horizontalen
charakter der Gebäuderiegel und verleiht
ihnen Stabilität.
Die Wege zwischen den Gebäuderiegeln
und der kleine Platz als Treffpunkt der Siedlung sind mit Hagemeister Pflasterklinker der
Sortierung „Odensé“ und „Siena“ gestaltet.
Das robuste Tonpflaster führt den hellgelben
Farbton der Fassadengestaltung fort und
rundet das einheitliche Erscheinungsbild der
beliebten Wohnsiedlung ab.
Heizung und Warmwasser stellt eine umweltfreundliche Holzpelletanlage sicher.
Der städtebauliche Entwurf orientiert sich an
einem sozialen Konzept, das die Mischung
von Jung und Alt ermöglicht: Die ErdgeschossWohnungen sind barrierefrei und seniorengerecht ausgestattet, die darüber liegenden
Etagen an den Bedürfnissen von Familien
orientiert mit direktem Zugang zur eigenen
Gartenfläche.
Nach Norden präsentieren sich die Häuser
in zweischaligem Mauerwerk mit horizontal
gestreifter Klinkerschale. „Um Verwitterung und
Veralgung der Nordfassade zu verhindern,
eignet sich besonders Klinker, weil er Kälte
und Feuchtigkeit ohne Beeinträchtigungen
standhält“, begründet Thiel sein Passivhauskonzept. Außerdem schätzt er die individuellen
Gestaltungsmöglichkeiten des natürlichen
Baumaterials.
In der Solarsiedlung am Wismarweg kleidet
Hagemeister Klinker die Nordfassaden in
oto: © Architekturbüro Thiel
Projektdaten
Solarsiedlung, Münster
architektur:
Architekturbüro Thiel, Münster
Haustechnik:
KSK Ingenieurplanung, Münster
Bauherr:
Wohnungsverein Münster von 1893 eG
Fassadenklinker:
Sahara DF (240 x 115 x 52 mm)
Augsburg DF (240 x 115 x 52 mm)
Limburg DF (240 x 115 x 52 mm)
Verona DF (240 x 115 x 52 mm)
Arktis DF (240 x 115 x 52 mm)
Pflasterklinker:
Odensé (215 x 105 x 62 mm)
Siena (200 x 100 x 62 mm)
Verklinkerte Fläche:
800 m2
Gepflasterte Fläche:
1.200 m2
IDEEN, IMPULSE UND INNOVATIONEN
FüR ARcHITEKTEN
© BOLLES+WILSON
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»Der Klinker muss sich nicht verändern. Man
erwartet nicht, von neuen Arten oder Formaten
überrascht zu werden. Er bietet Architekten viel
Spielraum für eigene Interpretationen.«
Peter L. Wilson, Architekt, Münster
Peter L. Wilson ist Architekt und Büropartner
bei BOLLES+WILSON GmbH & Co. KG in
Münster. Für ihn ist Klinker eines der nachhaltigsten Baumaterialien. Denn energieeffizient zu bauen bedeutet für ihn, den
gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes zu
betrachten. Mit Blick auf Langlebigkeit könne
der Klinker seine Qualitäten voll ausspielen.
Was macht den Reiz des Klinkers aus?
Peter L. Wilson: »Seine Solidität. Klinker ist
ein absolut dauerhaftes, würdiges Material.
Er ist sehr robust. Sein Reiz besteht in seiner
charakteristischen Optik ebenso wie in seiner
Masse.«
Welche besonderen Qualitäten des Klinkers
sind für Ihre Entwürfe entscheidend?
Peter L. Wilson: »Etwa 40 bis 50 Prozent
unserer Bauwerke bauen wir mit Klinker. Bauherren sind immer beruhigt, wenn wir Klinker
einsetzen. Er hat eine allgemeine Akzeptanz,
weil er ein sehr bekanntes und vertrautes
Material ist. Denn Klinker altert sehr elegant.
Andere Materialien müssen gepflegt werden.
Klinker mit Patina ist dagegen noch schöner
als neuer Klinker.«
Warum prägen dann so viele Betonbauten
die aktuelle Architektur?
Peter L. Wilson: »In dieser Frage gilt es,
kurzfristige Effekte und langfristige Qualitäten
zu unterscheiden. Beton ist zurzeit sehr „in“.
Aber wir alle wissen, dass Beton im Außenbereich bei weitem nicht die Langlebigkeit hat
wie Klinker. Bei der Materialwahl muss man
die ganze Lebensdauer des Gebäudes im
Auge behalten. Deshalb verwenden wir von
BOLLES+WILSON außen fast nie Sichtbeton.«
Welche Formate und Oberflächen sind
für Ihre aktuelle Architektur besonders
interessant?
Peter L. Wilson: »Wir experimentierten
sehr viel mit texturhaften Oberflächen sowie
Vor- und Rücksprüngen, einer Dreidimensionalität der Fassade. Ein Beispiel ist das neue
Stadthaus im niederländischen Haarlem. Dort
haben wir mit unterschiedlichen Verfugungsfarben sowie Vor- und Rücksprüngen der Klinkerschichten gearbeitet. Dadurch ist eine Art
textiler Oberfläche entstanden, die uns absolut
Portraitfoto: © Fotograf Thomas Rabsch
»KlinKer altert elegant.«
Interview
Peter L. Wilson
Büropartner des Architekturbüros
BOLLES+WILSON GmbH & Co.
KG in Münster.
Peter L. Wilson hat weltweit
Vorträge und Lehrveranstaltungen
gehalten und hatte Gastprofessuren inne u. a. an der Kunsthochschule Weißensee/Berlin sowie
der Accademia
di Architettura Mendrisio.
begeistert. Das Arbeiten mit Klinker ist fast wie
Weberei. Jedes Mal, wenn wir mit Klinker
arbeiten, machen wir ein anderes Experiment
mit dem Verlegemuster oder mit der Tiefe der
Fassade.«
Welches Klinkerbauwerk hat für Sie herausragende Bedeutung?
Peter L. Wilson: »Das chilehaus des Hamburger Architekten Fritz Höger. Es ist ein Hauptwerk des Expressionismus der 30er Jahre.
Das Gebäude hat eine unglaublich schöne
dekorative Ziegelfassade und natürlich eine
sehr bekannte expressive Form. Wenn man
das chilehaus von Nahem betrachtet, hat es
eine haptische und fast lesbare Oberfläche.
Ich gehe immer wieder gern vorbei, um es
anzusehen.«
Wie hat sich die Bedeutung des Ziegels für
das Bauen gewandelt?
Peter L. Wilson: »Ursprünglich hat man massiv mit dicken Wänden aus Klinker gebaut.
Das war eine sehr nachhaltige Bauweise. Jetzt
bauen wir mit einem Betonskelett und vorgehängter Klinkerschale mit den Problemen der
Dehnfuge. Dafür muss die Ziegelfassade mit
einem Streifen Silicon geteilt werden. Nach
etwa zehn Jahren erfordern die Problem-Streifen dann häufig eine Erneuerung. Das steht
im Gegensatz zum langlebigen Klinker, der
seinen Wert erhält.
Für die Zukunft wäre es sinnvoll, zurückzukehren zum Massivbau mit 60 bis 80 Zentimeter
dicken Klinkerwänden. Das ist nachhaltig das
Beste und verfügt über ausreichend Speichermasse. Wir Architekten kämpfen gegen die
weit verbreitete Dämm-Manie. Wer massiv
baut, braucht keine Kunststoffdämmung. Der
Klinker selbst dämmt. Das Problem ist, dass
diese Lösungen zunächst teurer sind, sich aber
langfristig rechnen. Dafür benötigt man einen
guten Bauphysiker, der dem Bauherrn die
langfristigen Vorteile erklären kann.«
Energieeinsparung und Klinker – wie passt
das zusammen? Kann man energiesparend
mit Klinker bauen?
Peter L. Wilson: »Es gibt unterschiedliche
Wege zum energiesparenden Bauen. Der
eingeschlagene Weg der EnergieEinsparVerordnung mit Vorschriften zur Dämmung macht
nicht besonders viel Sinn für das integere
Bauen. Deshalb protestieren viele Architekten
gegen die vorgeschriebene Dämmschicht.
Ein anderer Weg, energieeffizient zu bauen,
ist, mit Hintermauerziegel oder dickeren Wänden zu arbeiten. Dann dämmt das Material
selbst, und man braucht auch keine Kunststoffdämmung. Doch dafür bedürfte es einer
stärkeren Klinkerlobby in Brüssel.«
Ist der Klinker ein Baustoff der Zukunft?
Peter L. Wilson: »Ich denke schon, ja. Wenn
wir uns für eine nachhaltige Bauweise entscheiden, wird Klinker eine sehr wichtige Rolle
spielen. Denn neben den Baukosten gewinnen
die „Life cycles“ von Baustoffen immer mehr
an Bedeutung. Deshalb wäre es hilfreich,
wenn die Klinkerindustrie in „Life cycle“-Berechnungen darlegen könnte, dass sich der
Energieverbrauch im Herstellungsprozess des
Klinkers mit Blick auf die Dauerhaftigkeit des
Materials rechnet. Denn Klinker überdauert 50
bis 100 Jahre, Fassaden aus anderen Materialien müssen schon nach 20 bis 30 Jahren
erneuert werden. Das zeigt, dass Klinker eines
der nachhaltigsten Materialien ist.«
Herausgeber:
Hagemeister GmbH & co. KG, Klinkerwerk
Buxtrup 3· D-48301 Nottuln
Telefon 00 49 - 2502 8040
Telefax 00 49 - 2502 7990
[email protected]
www.hagemeister.de
Redaktion und Grafik-Design:
presigno GmbH, Dortmund
Fotos:
Ulrich Metelmann, Ratingen
Stefan Meyer, Berlin/Nürnberg (Rehau)
Architekturbüro Thiel, Münster (Solarsiedlung)
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