THEMA 11 – DIE FRANZÖSISCHE REVOLUTION GSPB-MATURA 2015 DIE FRANZÖSISCHE REVOLUTION URSACHEN UND AUSLÖSER Finanznöte: Enorm hohe Steuern, die von armen Bürgern kaum bezahlt werden konnten, und Unsummen von Ausgaben des damaligen Königs Ludwig dem XVI; Schere zwischen immer ärmer werdenden Bürgern und immer reicher werdenden Adeligen; Burgeoisie (Oberschicht) bediente sich am sich in der Entwicklung befindenden Kapitalismus. Ungleichheit (in der Standesvertretung): Der Adel und Klerus war ausgenommen von direkten Steuern. Im Gegenzug mussten Bauern neben den Steuern - auf nahezu alles waren Steuern zu zahlen - zusätzliche Abgaben an Grundherrn und Kirchensteuern leisten. Desweiteren hatten Bauern und Arbeiter bei Weitem nicht das Mitspracherecht in der Politik wie der Adel. Denn während vier Fünftel der französischen Bevölkerung waren Bauern, stand ihre Standesvertretung dazu in einem schweren Missverhältnis: Der erste Stand (Klerus) und der 2.Stand (Adelige) wurde durch ebenso viele Mänenr vertreten wie der 3. (600). Nachdem der Adel und der Klerus auf der bisherigen Vorgehensweise bestanden, nicht im Stimm- sondern im Ständeverhältnis abzustimmen (2:1), versammelten sich die Abgeordneten des dritten Standes zum Ballhausschwur und erklärten sich selbst zur "Nationalversammlung" mit dem Verweis darauf, 96% der gesamten Bevölkerung zu vertreten. Hungersnöte: Zur stets steigenden Inflation gesellte sich nach dem sehr strengen Winter 1788 ein starker Ernteinbruch, der die Bauern an ihr Existenzminimum tribe und zudem mit Hunger quälte. Dagegen waren die Kornspeicher des Adels und der Grundherrn noch gut gefüllt und die Preise für Nahrungsmittel zogen weiter an. Aufgeklärtes Denken: Die Aufklärung war ein wichtiger Aspekt der Französischen Revolution. Die Menschen begannen Sachen in Frage zu stellen und dieses neue Denken eröffnete neue Optionen der Herrschaftsorganisation. Die beiden wichtigsten Aufklärer in Frankreich waren Montesquieus (welcher Ansätze für eine konstitutionelle Monarchie schuf) und Rousseau (welcher sich stark für Menschenrechte einsetzte). DER STURM AUF DIE BASTILLE: Nachdem der König den Forderungen des dritten Standes nachgegeben hatte und die Nationalversammlung damit beauftragte, eine Verfassung auszuarbeiten, kam es zu immer mehr Unruhen in Paris. Am 14. Juli 1789 stürmten die Massen die Bastille, das Staatsgefängnis, das als Symbol der absolutistischen Tyrannei galt. Ihre Zerstörung galt als Symbol der Befreiung. Da Ludwig XVI: versuchte mit Hilfe des Militärs jegliche Unruhen im Keim zu ersticken, kam es zu zahlreichen Kämpfen und Auseinandersetzungen in und um Paris. Auf die Erstürmung der Bastille folgte noch im Sommer 1789 die Erklärung der Menschen- u. Bürgerrechte, sowie die Abschaffung aller Feudalrechte bzw. Vorrechte des ersten und zweiten Standes. Durch die Aufhebung der Klöster u. Orden und das Einziehen des Kirchengutes konnte der Finanzhaushalt des Landes schnell deutlich verbessert werden. Weiters wurden die Verstaatlichung der Schulen und die Einführung der Zivilehe umgesetzt. Damit war die alte Standesord1 THEMA 11 – DIE FRANZÖSISCHE REVOLUTION GSPB-MATURA 2015 nung zerstört, eine neue Zeit brach an. Das Jahr 1790 verlief - nicht zuletzt aufgrund einer günstigen Ernte - ruhig und hoffnungsvoll. Der König residierte nun in Paris, er war gezwungen, allen Plänen der Nationalversammlung seine Zustimmung zu erteilen. VERFASSUNG 1791 - KONSTITUTIONELLE MONARCHIE Die Verfassung von 1791 machte Frankreich zur konstitutionellen Monarchie. Mit dem Versuch, die Prinzipien der Volkssouveränität und Gewaltenteilung unter dem Einfluss der Aufklärung mit der Exekutivgewalt des Königs in Übereinstimmung zu bringen, schlug die Verfassung von 1791 einen Mittelweg ein. Der König wurde einfaches Mitglied der Nationalversammlung, erhielt jedoch ein suspensives (aufschiebendes) Veto. Zur Verwaltung wurde ganz Frankreich in 83 ca. gleich große Departements aufgeteilt. In Stadt und Land gab es nur mehr gewählte Beamte. Es folgte ebenso eine Gewaltentrennung in Exekutive, Legislative und Judikative. Hauptträger der politischen Vollgewalt war die Legislative (= Nationalversammlung) Sie hatte auch das Finanz- und Steuerhoheit inne. Einmal gewählt konnte sie nicht vor Ablauf der Legislaturperiode abgesetzt, werden. Gewählt wurde nach Zensuswahlrecht, welches ca. 3 Millionen sogenannter Passiv-bürger ausschloss. wählten Die 50000 Aktiv-bürger Wahl-männer, die nun die eigentlichen Abgeordneten für die Legislative wählten. Damit war die Nation in Besitz- bzw. Steuerklassen aufgeteilt, was dem Gleichheitsgrundsatz widersprach. Die Legislative war in der Hand des Grossbürgertums, entsprechend wurde die freie Preisbildung, der freie Arbeitsvertrag, die Handels- und Gewerbefreiheit sowie das Verbot der Zünfte und Berufsverbänden durchgesetzt. Gegenüber dieser Macht der Legislative waren die Judikative und die Exekutive praktisch hilflos. GIRONDISTEN UND JAKOBINER Die neue gesetzgebende Versammlung war anfangs überwiegend königstreu, doch nach einem Jahr waren die meisten Republikaner geworden. Sie gerieten darüber in Streit, wie sie gegen die Emigranten, die sich an der Ostgrenze mit den Deutschen Truppen sammelten, und gegen die romtreuen Priester, die das Volk auf ihre Seite zu ziehen versuchten, vorgehen sollten. Der König wurde verdächtigt, mit den europäischen Königshäusern über einen Umsturz zu verhandeln. Es bildete sich eine Gruppe junger Leute, die Girondisten, welche aus angesehenen Bürgerkreisen Südfrankreichs entstammten. Die Girondisten wurden bald tonangebend in der Legislative. 2 THEMA 11 – DIE FRANZÖSISCHE REVOLUTION GSPB-MATURA 2015 Daneben tat sich auf den oberen Spitzen des Tagungssaales eine radikale Gruppe hervor, die Jakobiner, so benannt nach ihrem Versammlungsort, dem ehemaligen Kloster St. Jakob, die eine Volksherrschaft forderten. An ihrer Spitze standen Danton, Marat und Robespierre. Sie trugen als Symbol die Jakobinermütze. DIE KRIEGSERKLÄRUNG Angesichts des wachsenden Einflusses der Jakobiner, der Tätigkeit der Priester auf dem Land, der Kriegsdrohungen der Emigranten und der verdächtigen Haltung des Hofes trieben die Girondisten in großen Reden zum Krieg, besonders als die Emigranten eine preußische Erklärung gegen die Revolutionäre und für König Ludwig erwirkt hatten. Die Girondisten forderten den Krieg, um Europa von den tyrannischen Fürsten zu befreien. Am 20 April 1792 wurde Österreich der Krieg erklärt. Daraufhin marschierten österreichische und preußische Truppen gegen Frankreich. Der preußische Oberbefehlshaber erließ ein Manifest, in dem er schreckliche Vergeltung androhte, sollte dem Königspaar etwas zustoßen. Diese Drohung versetzte Paris in Empörung, das Volk witterte eine Verschwörung des Königs mit den Feinden. Die aufgebrachte Volksmenge erstürmte das königliche Schloss in den Tuilerien (10. August 1792 ) und sperrte die königliche Familie in Temple, dem revolutionären Staatsgefängnis, ein. Damit war die Monarchie am Ende. Unter dem Druck der neuen Revolution setzte die Legislative Wahlen zu einer neuen, demokratisch gewählten Volksvertretung, dem Nationalkonvent an, der eine republikanische Verfassung ausarbeiten sollte. Bis dahin sollte ein Exekutionsausschuss als provisorische Regierung mit Danton als Justizminister die Ordnung gewährleisten. Indessen rückten die Preußen weiter ins Innere Frankreichs vor. Unter dieser Bedrohung bildeten sich die inneren Differenzen zu einem Bürgerkrieg aus. Auf Veranlassung der Pariser Kommune und Justizministers Danton wurden 3000 Häftlinge in den Gefängnissen ermordet ( Septembermorde ), so dass die eingeschüchterte Bevölkerung aus Angst nur Radikale in den Konvent zu wählen wagte. Am 20. September 1792 zogen sich die Preußen nach der Kanonade von Valmy zurück. Anlass war die Frage der Aufteilung Polens zwischen Österreich, Preußen und Russland. Damit war die Revolution gerettet und der Konvent konnte am 21. September zusammentreten. Nun überschritt die Revolution die Grenzen Frankreichs. Französische Generäle nahmen das linke Rheinufer, Savoyen und Nizza sowie Belgien ein. DAS NATIONALKONVENT ( 1792/93 ) Bei den Wahlen zum Konvent durften nun alle Männer, welche das 21. Lebensjahr vollendet hatten, wählen, da alle Einschränkungen wegfielen. Allerdings beteiligte sich nur ein Zehntel der Bevölkerung an den Wahlen ( 700.000 ). Im Konvent gab es nur noch Republikaner. Der Konvent hatte die Aufgabe, die Volkssouveränität sowie Freiheit und Gleichheit zu sichern. Bereits in der ersten Sitzung am 21. September 1792 wurde die Monarchie abgeschafft und eine unteilbare Republik ausgerufen. 3 THEMA 11 – DIE FRANZÖSISCHE REVOLUTION GSPB-MATURA 2015 DIE HINRICHTUNG DER KÖNIGSFAMILIE Dann machte der Konvent dem ehemaligen König, jetzigen Bürger Louis Capet, nachdem man seine Verschwörung mit den europäischen Königshäusern aufgedeckt hatte, des Hochund Landesverrates schuldig und verurteilte ihn mit nur einer Stimme Mehrheit (361:360) zum Tode durch die Guillotine. Am 21. Jänner 1793 wurde das Urteil in aller Öffentlichkeit vollstreckt. Im Oktober des Jahres musste ihm seine Gattin Marie-Antoinette aufs Schafott folgen. 4