urbia | Sollten Kinder ein Instrument lernen? - Musik

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urbia | Sollten Kinder ein Instrument lernen?
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https://www.urbia.de/topics/article/print?id=7635&o=kids_erziehung
Sollten Kinder ein Instrument lernen?
von Petra Fleckenstein
http://www.urbia.de/topics/article?id=7635
Erst keine Lust – später Bedauern
Viele haben sie durchlitten – die lästigen Klavierstunden bei einem
todlangweiligen Lehrer oder den verhassten Blockflöten-Unterricht im ersten
Schuljahr. Später dann machte die frühere Unlust häufig dem Bedauern
Platz, nun als Erwachsener leider kein einziges Musikinstrument zu
beherrschen.
"Mein Kind soll diesen Fehler nicht machen", sagen sich viele Eltern und
wünschen sich, dass ihr Sprössling ein Musikinstrument lernt. Und dies am
besten möglichst früh. Wie aber können Kinder den Spaß an der Musik
entdecken, wenn in ihrer eigenen Familie nicht musiziert wird? Wann kann und sollte ein Kind ein
Musikinstrument lernen und welches eignet sich für den Anfang?
Musikalische Früherziehung in einer Musikschule
Für Kinder ab vier Jahren bieten die Musikschulen Kurse zur musikalischen Früherziehung. Inhalt dieser
meist 60minütigen Angebote sind Bewegungsspiele, Singen, Malen und erste einfache Versuche auf einem
rhythmusbetonten Instrumentarium. Die Kinder werden dafür sensibilisiert, hinzuhören, was zum
Beispiel die anderen Kinder machen, ob die Töne hoch oder tief sind, sich laut oder leise, schnell oder
langsam anhören. An den Instrumenten (Glockenspiele, Trommeln, Rasseln) erfahren sie erste
Möglichkeiten des Zusammenspiels. "Nur immer darauf rumhämmern wird schnell langweilig", erklärt
Hella Neumann, Fachbereichsleiterin Grundstufe der Rheinischen Musikschule in Köln. "Kinder wünschen
sich, klare Formen auszuprobieren." So erhalten sie das Rüstzeug, um ihre Ausdrucksmöglichkeiten zu
erweitern.
Für alle Sinne
Da die Musikschulen bei der Früherziehung einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen, wird in den Kursen auch
getanzt und gemalt. "Denken und Tun sind in diesem Alter noch nah beieinander", sagt Hella Neumann,
und durch Bewegungen können sich Kinder ebenso spontan ausdrücken wie im Singen. Malen hingegen
holt sie zu sich selbst zurück und gibt ihnen immer wieder die Möglichkeit - beispielsweise nach einer
Fantasiereise - zu reflektieren, was sie soeben gemacht haben und die dabei entstandenen inneren Bilder
auf Papier zu bannen.
Nicht nur für "Begabte"
"Musikalische Früherziehung ist für alle da", sagt Hella Neumann. Sie möchte die Kurse keinesfalls als
spezielle Hochbegabtenförderung verstanden wissen. Egal, ob Kinder eine Begabung für Musik entwickeln
oder nicht, Musik tut allen Kindern gut. Sie fördert Konzentration, Gedächtnis, soziale Wachheit und
Sensibilität und gibt Kindern Möglichkeiten an die Hand, mit Gefühlen umzugehen. Bei aller Anregung von
außen bleibt dabei jedoch das Singen im Elternhaus "wichtigstes Fundament fürs Leben", so die
Musikpädagogin.
Welches Instrument?
"Das Instrument, das das Kind lernen will, ist meistens das richtige", erklärt Hella Neumann. Auch wenn
Kinder sich bereits entschieden haben, macht es Sinn, zunächst ein paar Probestunden zu nehmen,
ohne gleich ein eigenes Instrument anzuschaffen. Die Musikschulen bieten Kindern ab sechs Jahren
Schnupperkurse, während denen sie verschiedene Instrumente testen können. Sie erhalten jeweils
für zwei Stunden Anfängerunterricht auf dem Instrument.
Orientierungshilfe kann es auch sein, mit dem Kind einmal ein Anfängerkonzert zu besuchen, das
Lernende der Musikklassen an den Musikschulen häufig veranstalten. Kinder sehen hier andere Kinder, die
bereits etwas auf einem Instrument vorführen können. Hella Neumann rät jedoch, Kinder, die keinen
Wunsch äußern, ein Instrument zu lernen, erst einmal in Ruhe zu lassen. "Vielleicht kommt der Wunsch
dann plötzlich nach zwei Jahren."
09.10.2008 13:04
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Flöte oder Klavier?
Welches Instrument sich für den Anfang eignet, ist nicht leicht zu entscheiden. Zumindest müssen
natürlich die anatomischen Voraussetzungen gegeben sein: Sind die Hände groß genug, um beispielsweise
Schalllöcher zu bedecken? Sind die bleibenden Zähne bereits alle da - Voraussetzung für Saxophon und
Klarinette. Außerdem ist zu bedenken, dass es Instrumente gibt, die Kindern schnelle Erfolge bescheren
– wie zum Beispiel verschiedene Perkussionsinstrumente oder auch das Klavier, da hier ohne Probleme
sofort ein sauberer Ton erzeugt werden kann.
Instrumentengrößen sind hingegen selten ein Hinderungsgrund: Sowohl Gitarren, Geigen als auch
Querflöten gibt es in Kindergrößen, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Die Musikschulen bieten
zudem die Möglichkeit, Instrumente zu leihen. Bei größeren Instrumenten bietet sich ein Mietkauf an:
Klaviere kann man beispielsweise vorerst mieten und sich eventuell später für einen Kauf entscheiden,
wobei die bereits gezahlten Beträge auf den Kaufpreis angerechnet werden.
Ein großes Musikhaus in Bonn bietet zum Beispiel neuwertige Klaviere ab 2500 Euro an. Beim Mietkauf
zahlt der Kunde für sechs bis neun Monate monatlich zwei Prozent des Kaufpreises und muss sich dann
entscheiden, ob er das Klavier kauft oder zurückgibt. Gebrauchte Klaviere gibt es im gleichen Geschäft ab
1800 Euro aufwärts. Eine Blockflöte kostet aus Kunststoff ab 10 Euro, aus reinem Holz ca.50 Euro. Eine
akustische Gitarre in Kindergröße etwa 100 bis 150 Euro.
Wie viel muss man üben?
Musizieren soll Kindern in erster Linie Spaß machen. Zu viel Druck hinsichtlich der Übezeiten ist daher
sicher unangebracht. Allerdings macht ein Instrument auf Dauer keinen Spaß, wenn es nicht vorwärts
geht. Daher kommt man um das Üben nicht herum. Einzige Maxime: Tägliches Üben ist wichtig, auch
wenn es nur kurz ist. Und: Gut sind mehrere kleine Portionen am Tag. Das können zum Beispiel anfangs
zweimal täglich zehn Minuten sein.
Egal, was man lernt: Es gibt immer irgendwann Durststrecken, da es nicht mehr vorwärts zu gehen
scheint, das Kind die Lust verliert, vielleicht an seiner Begabung zweifelt. Da macht das Erlernen eines
Musikinstruments keine Ausnahme. Diese Phasen sind normal. Wie der einzelne damit umgeht, hängt
zum Beispiel auch davon ab, wie Eltern solche Situationen vorleben: Bleiben sie an einer Sache dran,
auch wenn sie mühsam wird, oder neigen sie dazu, sie dann eher abzubrechen und zu meiden?
Eine gute Möglichkeit, mit Durststrecken umzugehen, ist es, in dieser Zeit das Programm etwas zu
verändern: Vielleicht ein anderes Repertoire zu spielen, technische Übungen einmal eine Zeit lang sein
zu lassen, vielleicht einmal mit dem Lehrer darüber zu sprechen, wie er die Fortschritte einschätzt.
Möglicherweise auch eine Chance, um herauszufinden, dass das Kind das falsche Instrument gewählt hat,
und zu einem anderen zu wechseln.
Die Sache mit den Terminen
Die Liste der positiven Wirkungen von Musik und eigenem Musizieren ist lang. Musik trainiert und
verbindet die beiden Gehirnhälften, das Erlernen eines Instruments fördert Intellekt, Emotionen und
motorische Fähigkeiten, mit anderen Musik zu machen schafft Gruppenerlebnisse und –verbundenheit.
Trotzdem ist es wichtig, abzuwägen, wie Musikunterricht in den Wochenplan des Kindes hineinpasst. Zu
viele Termine schaden Kindern. "Wir raten, sich für eine Sache zu entscheiden", sagt Hella Neumann. Das
wichtigste Kriterium bei der Frage, ob der geliebte Spross neben Sport auch noch Musik machen soll,
formuliert die Musikpädagogin so: "Das Kind muss auch noch genügend Zeit haben, in Ruhe zu spielen."
Lesen Sie hierzu außerdem: Freizeit oder freie Zeit
09.10.2008 13:04
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