Von Sellafield bis Beznau 30 Jahre Streit über Kinderleukämie und

Von Sellafield bis Beznau
30 Jahre Streit über
Kinderleukämie und Kernkraftwerke
Dr. J. Schädelin
Prof. F. Niggli
Häufigkeit von Krebs im Kindesalter

1 auf 600 Kinder unter 15 Jahren betroffen

1% aller Krebserkrankungen treten bei Kindern auf

Ca. 220 Neudiagnosen bei Kindern pro Jahr in der Schweiz

Krebs bei Kindern unterscheidet sich von Krebs bei Erwachsenen

Zweithäufigste Todesursache bei Kindern

Im Säuglingsalter prozentual häufiger als im übrigen Kindesalter

Ca. 75% Langzeitüberlebende

Leukämie ist die häufigste Krebskrankheit bei Kindern (ca. 70 pro
Jahr)
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Verteilung von Krebs bei
Kindern und Erwachsenen
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Leukämieverteilung bei Kindern und
Erwachsenen
Chronisch lymphatische
Leukämie
Akute myeloische
Leukämie
Chronisch myeloische
Leukämie
Akute lymphatische
Leukämie
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Altersverteilung der akuten
lymphatischen Leukämie
Fälle/100'000
8
6
4
2
0
1
2
3
4
5
6
7 8
Alter
9 10 11 12 13 14 15
5-Jahres Überlebensprognose
100
% Überleben
80
60
40
20
0
1950
1970
ALL
1990
AML
2010
Bedeutung einer Leukämiebehandlung
 Therapiedauer: 2 Jahre
 Anzahl Therapiespritzen: Minimum 50 x
1-3 Medikamente pro Mal
 Lumbalpunktionen: mindestens 11x
 Knochenmarkpunktionen: ca. 10x
 Blutbildkontrollen: mindestens 110x
Schulausfall, Verlust soziales Gefüge,
potentielle Spätfolgen
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Mögliche Ursachen der Krebsentstehung
Viren
Gene
Mögliche Ursachen einer Leukämie
Angeboren:
Gene
Down Syndrom (Trisomie 21)
Familiäre Krebssyndrome
Vermehrte Chromosomenbrüchigkeit
Abwehrschwäche, z.B. nach Transplantation
Viren
Bekannt bei Tieren: Katzenleukämievirus
seltene Form von Leukämie bei Erwachsenen mit HTL Virus
Ionisierende Strahlen, andere Strahlen/Wellen
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Strahlenhype und Leukämie
 1983 Bericht über vermehrte Leukämien (Cluster) bei
Kindern von Bewohnern bei Seascale (UK), nahe der
Wiederaufbereitungsanlage von Sellafield
 Ursache seien genetische Schäden an den Spermien von
Anlagearbeitern
 1994: Doll wiederlegt diese Hypothese in «Nature»: Mehr als
90% der Sellafield-Arbeiter kamen in anderen Orten zur Welt
und sind gesund.
 1998 Kinlen behauptet: Leukämie verursacht durch eine
eingeschleppte Viruserkrankung
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Ionisierende Strahlen und
Leukämie
 Strahlenanwendung erhöht Krebsrisiko
 Vermehrt handelt es sich um solide Tumoren
(Beispiel Schilddrüse)
 Leukämie kann nach Bestrahlung auftreten.
Im Vordergrund sind es aber vermehrt akute
myeloische Leukämien
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Was erinnert an eine Infektion bei
Kinderleukämie?
 Anhäufung der Leukämie zwischen 2.-6 Lebensjahr 
typisch bei Kinderkrankheiten
 Regionale Anhäufungen (Clusters)
 Hygiene-Hypothese
 Leukämien abhängig vom sozioökonomischen Status
 Bessere Hygiene isoliertere Wohnsituation 
verspäteter Infektkontakt  vermehrt Leukämien
(deshalb häufiger in „entwickelten“ Ländern)
 Früher Krippenbesuch frühzeitige Auseinandersetzung
mit Infektionserreger  schützender Einfluss vor
Leukämie
Kinderkrippe und Leukämierisiko
Urayama KJ et al.
Int J Epidemiol. 2010 Jun; 39(3)
Starke Hinweise für eine Assoziation zwischen früher
Exposition von Infektionserregern und Leukämierisiko
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Zeitpunkt der Krebsentstehung
Konzeption
pränatal, intrauterin
postnatal
Beispiel: Zwillinge mit Leukämie

Im Alter von 5 Jahren 
akute lymphatische Leukämie

Beide Buben hatte teilweise identische Chromosomenveränderung in
den Leukämiezellen (nicht in den gesunden Zellen)

Diese Veränderungen konnten auch in den Blutstropfen im
Neugeborenenblut festgestellt werden

Annahme: Austausch von Blutzellen
(Vorstufen von Leukämiezellen) vor Geburt
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Zwei-Stufen-Modell als mögliche
Erklärung für Kinderleukämie
 Erste Veränderung tritt
bereits während der
Schwangerschaft auf
Prä-Leukämie
 Zweite Veränderung der
durch Infektion
Leukämie