Tierärztliche Hochschule Hannover Experimentelle Untersuchungen zum Einfluss einer G-CSFTherapie auf die Arrhythmogenese bei Herzinsuffizienz an Langendorff- perfundierten isolierten Kaninchenherzen INAUGURAL-DISSERTATION Zur Erlangung des Grades einer Doktorin der Veterinärmedizin - Doctor medicinae veterinariae (Dr. med. vet.) vorgelegt von Kati Dieks, geb. Hagemeister aus Leipzig Hannover 2009 Wissenschaftliche Betreuung: 1. Prof. Dr. Michael Fehr, Klinik für Kleintiere, Tierärztliche Hochschule Hannover 2. Prof. Dr. Lars Eckardt, Medizinische Klinik und Poliklinik C (Kardiologie und Angiologie), Universitätsklinikum Münster 1. Gutachter: Prof. Dr. Michael Fehr 2. Gutachter: Prof. Dr. Wolfgang Bäumer Tag der mündlichen Prüfung: 20.05.2009 Meinem Mann, Holger Dieks Meinem Sohn, Jonatan Robert Dieks Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung .............................................................................................................. 9 2. Literaturübersicht ............................................................................................... 11 2.1 Anatomie und Physiologie des Kaninchenherzens ......................................... 11 2.1.1 Anatomie des Kaninchenherzens ............................................................. 11 2.1.2 Elektrophysiologische Grundlagen des Aktionspotentials der Herzmuskelzelle ................................................................................................ 12 2.2 Pathophysiologie der Repolarisation............................................................... 15 2.2.1 Elektrische Heterogenität des Kammermyokards..................................... 15 2.2.2 Frühe Nachdepolarisationen, induzierte getriggerte Aktivität und Re-entry .......................................................................................................................... 18 2.2.3 Torsade de Pointes .................................................................................. 21 2.2.4 Angeborenes und erworbenes langes QT-Syndrom (LQTS).................... 23 2.3 Die chronische Herzinsuffizienz ...................................................................... 26 2.3.1 Arrhythmogenese bei Herzinsuffizienz ..................................................... 28 2.3.2 Der plötzliche Herztod .............................................................................. 30 2.4 Einfluss von Erythromycin auf die Repolarisation ........................................... 33 2.5 G-CSF und der Einfluss von Stammzellen am Herzen ................................... 36 2.5.1 Struktur des G-CSF .................................................................................. 37 2.5.2 Stammzelltherapie bei der Herzinsuffizienz.............................................. 37 2.5.3 Kardiale Connexine .................................................................................. 45 2.6 Der Langendorff- Versuch............................................................................... 46 2.6.1 Ein geschichtlicher Überblick.................................................................... 47 2.6.2 Die historische Langendorff-Anlage.......................................................... 48 2.6.3 Die Perfusionslösung................................................................................ 49 3. Material und Methode........................................................................................ 50 3.1 Versuchstiergut ............................................................................................... 50 3.2 Schrittmacherimplantation............................................................................... 51 3.2.1 Operationsvorbereitung ............................................................................ 51 3.2.2 Operation.................................................................................................. 52 3.3 Stimulation ...................................................................................................... 56 3.3.1 Anschließen des externen Schrittmachers ............................................... 56 3.3.2 Intensivierung der Stimulation .................................................................. 57 3.4 Klinische Untersuchung der Tiere ................................................................... 58 3.5 G-CSF Applikation .......................................................................................... 58 3.6 Echokardiographie .......................................................................................... 59 3.7 Der Langendorff-Versuch................................................................................ 62 3.7.1 Präparation des isolierten Kaninchenherzens .......................................... 62 3.7.2 Versuchsaufbau........................................................................................ 64 3.7.3 Versuchsprotokoll bzw. Versuchsdurchführung........................................ 70 3.7.4 Auswertung .............................................................................................. 75 3.8 Statistik ........................................................................................................... 77 4. Ergebnisse .......................................................................................................... 78 4.1 Erzeugung einer signifikanten Herzinsuffizienz............................................... 78 4.2 Einfluss der Herzinsuffizienz auf die myokardiale Repolarisation ................... 80 4.2.1 Einfluss der Herzinsuffizienz auf die QT-Zeit............................................ 84 4.2.2 Einfluss der Herzinsuffizienz auf die Dispersion der Repolarisation ......... 85 4.3 Einfluss der Herzinsuffizienz auf die myokardiale Refraktärzeit...................... 89 4.4 Einfluss der Herzinsuffizienz und des Zytokins G-CSF auf das Entstehen von Kammerflimmern................................................................................................... 90 4.5 Einfluss des Zytokins G-CSF bei Herzinsuffizienz auf die myokardiale Repolarisation ....................................................................................................... 92 4.5.1 Einfluss des Zytokins G-CSF bei Herzinsuffizienz auf die QT-Zeit ........... 97 4.6 Einfluss des Zytokins G-CSF auf die myokardiale Refraktärzeit ..................... 99 4.7 Einfluss des Zytokins „G-CSF“ auf die Entstehung von Torsade de Pointes bei Herzinsuffizienz................................................................................................... 100 5. Diskussion ........................................................................................................ 103 5.1 Arrhythmogenese bei chronischer Herzinsuffizienz und dem langen-QTSyndrom.............................................................................................................. 104 5.1.1 Repolarisationsreserve........................................................................... 106 5.1.2 Spatiale und temporale Dispersion......................................................... 108 5.2 Einfluss von G-CSF auf die Arrhythmogenese bei chronischer Herzinsuffizienz ............................................................................................................................ 109 5.3 Grenzen der Methode ................................................................................... 112 5.4 Ein Ausblick .................................................................................................. 113 6. Zusammenfassung ........................................................................................... 116 7. Summary ........................................................................................................... 118 8. Literaturverzeichnis ......................................................................................... 120 9. Abkürzungsverzeichnis ................................................................................... 139 10. Danksagung .................................................................................................... 140 9 1. Einleitung _____________________________________________________________________________________________________ 1. Einleitung Deutschlandweit steigt die Zahl der Kleintierhalter seit 2001 kontinuierlich an [1]. Besonders die vermeintlich leichter zu haltenden Heimtiere nehmen in den letzten Jahren zu. Bestätigt wird das durch einen nicht zu vernachlässigenden Anteil an Heimtieren am Patientengut einer Tierarztpraxis. Damit steigt auch die Wahrscheinlichkeit für den Tierarzt, neben den häufig vorkommenden Erkrankungen der Zähne, des Verdauungs-, Harn- und des Geschlechtsapparats beim Kaninchen, auf Erkrankungen zu stoßen, deren Ursachen im Bereich des Herzkreislaufsystems zu suchen sind. Aufgrund des hohen Informationsgehaltes aus den Medien und dem Internet steigt das Bedürfnis der Patientenbesitzer nach qualifizierter tierärztlicher Betreuung. In der humanmedizinischen Forschung werden Kaninchen schon seit Jahrzehnten erfolgreich als Tiermodell bei der Erforschung verschiedener Herzerkrankungen eingesetzt [2]. Neben Untersuchungen zur Myokardischämie [3], zum Herzinfarktmodell [4] und zu Klappenfehlern [5], sind vor allem Untersuchungen zur induzierten Herzinsuffizienz am Kaninchenherzen Bestandteil intensiver Forschungsbemühungen [6]. Hier hat sich am Universitätsklinikum Münster das Herzinsuffizienzmodell durch schnelle Schrittmacherstimulation etabliert. Dabei wird die Entwicklung der Herzinsuffizienz durch klinische Untersuchung und serielle Mmode-Echokardiographie beurteilt. Anschließend werden die Herzen explantiert und an einer Langendorff- Anlage elektrophysiologisch untersucht. Vor dem Hintergrund steigender Fälle von chronischer Herzinsuffizienz beim Menschen besteht hier ein großer Forschungsbedarf. Der plötzliche Herztod ist dabei ein häufiges Ereignis, das jedes Jahr etwa 100000 Todesopfer in Deutschland fordert [7]. In vielen dieser Todesfälle sind ventrikuläre Tachyarrhythmien bei bestehender chronischer Herzinsuffizienz dafür verantwortlich. Unabhängig vom plötzlichen Herztod führt die chronische Herzinsuffizienz neben einem gehäuften Auftreten von 10 1. Einleitung _____________________________________________________________________________________________________ Vorhofflimmern auch zu einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität und laut Framingham-Studie [8] zu einer 5-Jahres Überlebensrate von unter 40 %. Außerdem sei bei einem Patientenkollektiv mit Herzinsuffizienz die Sterblichkeitsrate sechs bis sieben Mal höher als in der Normalbevölkerung [8]. Im Gegensatz zu den Mechanismen der Pathogenese von Herzrhythmusstörungen bei bestehender koronarer Herzkrankheit mit durchgemachtem Herzinfarkt sind die pathophysiologischen Grundlagen der Entstehung von Arrhythmien bei Herzinsuffizienz und deren adäquate Behandlung weit weniger bekannt. Da die Untersuchung der elektrophysiologischen und hämodynamischen Vorgänge im Rahmen einer chronischen Herzinsuffizienz, sowie der ihr zugrunde liegenden Arrhythmiemechanismen sowohl Veterinärmedizin grundlegender von für die Humanmedizin, Bedeutung sind, als auch für entstand die diese Promotionsarbeit als Kooperation zwischen der Kleintierklinik der Tierärztlichen Hochschule Hannover und der Medizinischen Klinik C (Kardiologie) des Universitätsklinikum Münster. Da wesentliche elektrophysiologische Charakteristika des Herzmuskelgewebes beim Kaninchen auch auf das Myokard des Menschen zutreffen [9, 10], sind die Ergebnisse dieser Arbeit sowohl für die Veterinär- als auch für die Humanmedizin zu interpretieren. Ziel dieser Arbeit ist es, neue Erkenntnisse hinsichtlich der pathophysiologischen Mechanismen der elektrophysiologischen Veränderungen und der daraus entstehenden Arrhythmien bei der chronischen Herzinsuffizienz zu gewinnen. Dies soll als Grundlage für die Weiter- und Neuentwicklung von Behandlungsstrategien dienen und eventuell neue therapeutische Ansätze bei der Behandlung der Herzinsuffizienz aufzeigen. Da erste Ergebnisse einer Studie aus Münster beim Herzinfarktmodell mit dem Stammzellpräparat G-CSF positive Effekte auf die Herzfunktion zeigten [11], soll in dieser Arbeit festgestellt werden, ob sich auch beim Modell der chronischen Herzinsuffizienz die positiven Auswirkungen auf die Herzfunktionen durch eine Behandlung mit G-CSF bestätigen lassen. 11 ___________________________________________________________________ 2.Literaturübersicht 2. Literaturübersicht 2.1 Anatomie und Physiologie des Kaninchenherzens 2.1.1 Anatomie des Kaninchenherzens Das Herz des Kaninchens ist wie beim Menschen kegelförmig und sitzt umgeben von einem dünnen Herzbeutel der ventralen Brustwand breitflächig auf. Die Herzspitze ist links des Sternums im Bereich des dritten Intercostalraums gelegen. Das Kaninchenherz liegt vergleichsweise weit kranial, der rechte Ventrikel reicht dabei weit nach dorsal. Im blutleeren Zustand liegt das Herzgewicht ca. bei 0,4 % des Körpergewichtes [12]. Auch die vier Herzklappen des Kaninchens sind Endokardduplikaturen und dem Herzskelett angeheftet. Durch die Segelklappen werden die Vorhöfe von den Herzkammern getrennt. Die linke Atrioventrikularklappe ist zweizipflig (Valva mitralis), die rechte dreizipflig (Valva trikuspidalis) [13]. Durch die sehnigen Chordae tendineae sind die freien Ränder der Klappensegel mit den Papillarmuskeln verbunden [14]. Im Vergleich zu den Ventrikeln sind die Vorhöfe dünnwandig. Die Taschenklappen, aus je drei Semilunarklappen bestehend, sitzen am Ursprung der Aorta und des Truncus pulmonalis. Die Wand der Pulmonalarterie ist dicker als bei anderen Tierarten, die kollaterale Blutgefäßversorgung des Myokards hingegen ist vergleichsweise geringer [15]. Daraus resultiert nach Huston [15] eine Prädisposition zur Ischämie mit Tod durch Anaphylaxie, verursacht durch pulmonale Hypertension, Konstriktion der Pulmonalarterie und folgender Dilatation des rechten Herzens. Nach Donally [16] liegt die physiologische Herzfrequenz beim Kaninchen zwischen 180- 200 Schlägen pro Minute, die Atemfrequenz zwischen 30-60 Atemzügen pro Minute und die Körpertemperatur liegt bei 38,5-40 °C. 12 ___________________________________________________________________ 2.Literaturübersicht 2.1.2 Elektrophysiologische Grundlagen des Aktionspotentials der Herzmuskelzelle Das Herz ist ein Organ mit autonomer Reizbildung im Reizbildungs- und Erregungsleitungssystem des Myokards. Die Herzmuskelzellen dieses Systems (bestehend aus Sinusknoten, AV-Knoten, His-Bündel, den Tawara-Schenkeln und den Purkinjefasern) besitzen die Fähigkeit zu spontaner Reizbildung, weshalb das Herz auch außerhalb des Körpers bei entsprechender Versorgung weiter schlägt [17]. Durch Doppelmembranen, den so genannten Glanzstreifen, einer Diphospholipidschicht, die mit unzähligen elektrisch leitenden Ionenkanälen bestückt ist, sind die einzelnen Herzmuskelzellen voneinander abgegrenzt, aber elektrisch leitend miteinander verbunden (funktionelles Syncytium) [17]. Jeder Herzschlag wird durch ein Aktionspotential ausgelöst. Das Aktionspotential ist das Ergebnis verschiedener ein- und auswärts fließender Ionenströme an aufeinanderfolgenden Zeitpunkten durch transmembranäre porenbildende Kanalproteine [18]. Abb. 1: Ionenkanäle und die auf molekularer Basis verantwortlichen Gene; Schematische Darstellung des zeitlichen Verlaufs des kardialen Aktionspotentials; mod. nach [24]. 13 ___________________________________________________________________ 2.Literaturübersicht Die verschiedenen Ionenkanäle besitzen dabei eine unterschiedliche Selektivität für die beteiligten einzelnen Ionen. Das Aktionspotential (AP) des Herzens unterscheidet sich wesentlich durch seine Länge von ca. 300 ms, von dem der Skelettmuskelzelle, welches nur wenige Millisekunden (ms) dauert [19]. Das lange AP des Herzens ist notwendig, um die Kontraktion zu kontrollieren und das Herz vor frühzeitiger Kontraktion und daraus resultierender Tetanie zu schützen. Keating und Sanguinetti teilen das Aktionspotential des Herzens in fünf Phasen ein (0-4) [20]. Phase 0 repräsentiert die Depolarisation der Myozyten. Diese Phase wird durch die rasche Öffnung bzw. Aktivierung der spannungs- und zeitgesteuerten Na+-Kanäle initialisiert und führt zu einem massiven Na-Ionen- Einstrom [21]. Fast zeitgleich werden die ebenfalls spannungs- und zeitgesteuerten Ca-Kanäle aktiviert. Dabei werden vor allem die L-Typ (long-lasting) und die T-Typ (high threshold oder tiny [22]) Ca-Kanäle unterschieden. Die L-Kalziumkanäle haben zum einen die Aufgabe, die Depolarisation zu verstärken und so das lange Aktionspotential des Herzens zu erhalten, und zum anderen direkt zu einer CaFreisetzung aus dem sarkoplasmatischen Retikulum zu führen [18, 21]. Sie tragen auf diese Weise zum Plateau des Aktionspotentials bei. Phase 1 des Aktionspotentials ereignet sich direkt nach dem Peak der Depolarisation und kann als kurze Repolarisation an der Zellmembran wahrgenommen werden („notch“). Diese initiale Repolarisation entsteht durch das Schließen der NatriumKanäle und durch den spannungsabhängig inaktivierbaren Kaliumkanal im Herzen It0 [23]. Dieser Kanal ist für die frühe Repolarisation des AP und die Überleitung in die Plateauphase verantwortlich [23]. Dieser transiente auswärtsgerichtete Strom ist nicht gleichmäßig über den Herzmuskel verteilt. Er ist endokardial deutlich geringer, was das Ausbleiben einer prominenten Einkerbung im endokardial abgeleiteten Aktionspotential erklärt [24]. Phase 2 des Aktionspotentials ist die so genannte Plateauphase, bei der die Nettoladungsverschiebung fast gleich null ist. Sie wird durch einen Na+/Ca2+Austauscher (Nettokationeneinstrom in Form von Na+) und einen kompensatorischen Kaliumausstrom gebildet [25]. In dieser Phase ist das Herz refraktär, das heißt also, 14 ___________________________________________________________________ 2.Literaturübersicht nicht durch einen Reiz erregbar. Bereits geringe Veränderungen des Ionenstroms in dieser Phase können zu deutlichen Auswirkungen auf den Verlauf des Aktionspotentials führen [20]. In der Phase 3 der Repolarisation bestimmen auswärtsgerichtete spannungsabhängige Kaliumströme das Aktionspotential maßgeblich [26]. Boyett et al. beschreiben 17 verschiedene Kaliumströme [21]. Dabei spielt für die Repolarisation der verzögerte Gleichrichterstrom IK mit seiner schnell (rapid=r) aktivierenden IKr und seiner langsam (slow=s) aktivierenden Komponente IKs eine entscheidende Rolle [27]. Beide Ströme sind im Myokard mit einer unterschiedlichen Dichte (Heterogenität von IKs:IKr ) verteilt, was das Aktionspotential stark beeinflussen kann [28, 29]. Sowohl beim Menschen, wie auch beim Kaninchen wird IKs deutlich geringer exprimiert als IKr [30]. Aufgrund dieser Tatsache hängt die Repolarisation mehr von IKr ab und reagiert daher sensitiver auf eine Blockade dieses Kanals [31]. Die Kanaleinheit des IKr Kanals wird durch das HERG- Gen kodiert [32], genetische Defekte dieser Kanaleinheit sind verbunden mit dem kongenitalen (LQT2 und LQT6) und dem erworbenen langen QT-Syndrom (LQTS) [33, 34]. Die Leitfähigkeit von IKr nimmt mit der Membrandepolarisation ab, die Aktivierung steigt jedoch mit zunehmender Repolarisation, so dass vor allem die terminale Phase 3 wesentlich von IKr bestimmt wird [33]. Die unterschiedliche Verteilung der repolarisierenden Ionenkanäle im Myokard [35] führt auch zu deutlichen Aktionspotentialunterschieden bei den verschiedenen Spezies. So hat die Maus ein kurzes Aktionspotential, während das von Kaninchen und Mensch aufgrund einer deutlich ausgeprägteren Plateauphase sehr ähnlich ist. Das Kaninchen ist aus diesem Grunde besonders für unser Modell geeignet. Die Repolarisationsphase wird also wesentlich von Kaliumionenströmen bestimmt und ist Ansatzpunkt vieler Antiarrhythmika, aber auch von nicht kardiovaskulären Medikamenten [36]. 15 ___________________________________________________________________ 2.Literaturübersicht Abb. 2: Die an der Repolarisation beteiligten Kaliumkanäle [23] Die Phase 4 des Aktionspotentials wird auch als Ruhepotential bezeichnet, wobei das Membranpotential wieder zu seiner Ausgangslage um -85 mV zurückkehrt [20]. Der einwärtsgerichtete Kaliumgleichrichterstrom IK1 bestimmt dabei das Membranruhepotential wesentlich [37]. Der Kanal wird erst gegen Ende der Repolarisationsphase permeabel und ist während des Aktionspotentials inaktiviert. Diese Ruhephase repräsentiert die Diastole der Ventrikel. 2.2 Pathophysiologie der Repolarisation 2.2.1 Elektrische Heterogenität des Kammermyokards Da im Gegensatz zu den depolarisierenden Ionenkanälen, die homogen im Myokard verteilt sind, die an der Repolarisation beteiligten Kanäle, wie bereits erwähnt, heterogen im Herzen verteilt sind, kann das zu erheblichen Differenzen in der Erregungsrückbildung führen. Ursache kann aber auch eine unterschiedliche Verteilung von Gap-Junctions zwischen aneinander grenzenden Myozyten oder das übermäßige Vorhandensein von Fibroblasten sein [38]. Ein erniedrigter pH-Wert, Ca2+-Überladung der Myokardzelle, Zunahme von Na+, Verlust von ATP oder Hypoxie können die Leitfähigkeit von Ionenkanälen in den Gap-Junctions reduzieren 16 ___________________________________________________________________ 2.Literaturübersicht und eine Entkopplung bewirken. Dies hat eine Abnahme der Erregungsleitungsgeschwindigkeit, sowie einen Anstieg der Dispersion, also der lokalen Inhomogenität der AP-Dauer, zur Folge [39]. Antzelevitch [40] beschreibt, dass das Myokard aus drei elektrophysiologisch und funktionell unterschiedlichen Zelltypen zusammengesetzt ist. Es gibt sowohl eigene Repolarisationsprofile von epikardialen, endokardialen und midmyokardialen Zellen (M-Zellen), wie auch von links und rechtsventrikulären Ableitungen [38], was wesentlich zur elektrischen Heterogenität des Kammermyokards beiträgt. Sicouri und Antzelevitch konnten experimentell zeigen, dass unter Bradykardie die Aktionspotentialdauer (APD) bei MZellen deutlich länger als in epi- oder endokardialen Zellen ist [41]. Das liegt auch daran, dass die beiden Kaliumkanäle, die bedeutend für die Repolarisation des Aktionspotentials sind (IKs und IKr), in den M-Zellen gegenüber anderen Myozyten deutlich reduziert sind (vor allem IKs fast halbiert), während die Zahl der für die Depolarisation vor allem verantwortlichen Na+-Kanäle (late-INa) und Na+-Ca2+Austauscher (INa-Ca) doppelt so hoch wie im Epikard sind [40, 42]. Weiterhin unterscheiden sich die Zelltypen dadurch, dass epi- und midmyokardiale Zellen, nicht aber die endokardialen Zellen eine prominente Phase 1 mit deutlichem „notch“ infolge der sensitiven auswärtsgerichteten Ionenströme It0 aufweisen [43, 44]. Während M-Zellen histologisch den epi- und endokardialen Zellen ähneln, sind sie elektrophysiologisch und pharmakologisch Hybride zwischen Purkinjefasern und Ventrikelzellen. Wie auch die Purkinjefasern zeigen M-Zellen eine deutliche APDVerlängerung und die Entstehung von frühen Nachdepolarisationen (EADs) als Antwort auf IKr-Blocker, während epi- und endokardiale Zellen dies nicht zeigen. Im Gegensatz zu den Purkinjefasern weisen M-Zellen ebenso wie epi- und endokardiale Zellen eine APD-Verlängerung infolge von IKs-Blockade auf [40]. Yan und Shimizu konnten zeigen, dass die M-Zellen mit dem längsten Aktionspotential im tiefen Subendokard der linken Kammervorderwand beim Kaninchen gelegen sind [45]. Messbare Abweichungen bei der Repolarisation (die Differenz zwischen kürzestem und längstem Aktionspotential = Synchronisation der zellulären Repolarisation in den verschiedenen Regionen des Herzens), die durch verschiedene Einflüsse in der Repolarisationsphase entstehen können (z.B. Blockierung von IKr), nennt man auch 17 ___________________________________________________________________ 2.Literaturübersicht die Dispersion der Repolarisation in der untersuchten Region. Diese lässt sich auf der Herzoberfläche, also epikardial messen (Unterschiede rechtes/ linkes Herz, bzw. basal/apikal), wie auch von außen nach innen durch das Myokard hindurch, also transmural. Transmurale und apiko-basale Heterogenität der Repolarisation im Ventrikelmyokard wird für die im EKG messbare T-Welle verantwortlich gemacht [24]. Die komplette Repolarisation des APs des Epikards stimmt mit dem Peak der T-Welle und die Repolarisation der M-Zellen stimmt mit dem Ende der T-Welle überein. Das Intervall zwischen Peak und Ende der T-Welle (TPeak- TEnde) scheint ein Index für die transmurale Dispersion der Repolarisation zu sein und prognostischen Wert für proarrhythmisches Risiko zu haben [24, 43, 46, 47]. Einen weiteren und wertvollen prognostischen Marker stellt die „beat-to-beat“ Variabilität der Repolarisation (BVR) dar. Die BVR ist ein Maß für die zeitliche Dispersion [48], wobei die Variation der Repolarisation mehrerer aufeinanderfolgender Schläge verglichen wird [49]. In einem Modell mit Hunden mit chronischem AV-Block konnte gezeigt werden, dass das Auftreten medikamenteninduzierter TdPs mit dem Anstieg der BVR der linken endokardialen MAP-Dauer korreliert. Auch wurde bei Hunden, die später dem plötzlichen Herztod (PHT) erlagen, gegenüber Kontrollhunden eine deutlich erhöhte BVR gemessen. Die QTZeiten und MAP-Dauern zeigten hingegen keinen Unterschied zwischen den beiden Gruppen [50]. Neben der Identifikation von Risikopatienten kann mittels der BVR auch das proarrhythmische Potential von Medikamenten bewertet werden [51]. In einer klinischen Studie an Patienten mit vorberichtlichen medikamenteninduzierten Torsade de Pointes (TdPs) konnte die BVR des QT-Intervalls als nichtinvasiver wertvoller Marker identifiziert werden [52]. Folglich kann die BVR sowohl benutzt werden, um Patienten mit einem Risiko für ventrikuläre Tachykardien zu identifizieren, als auch das proarrhythmische Potential von Medikamenten einzuschätzen. 18 ___________________________________________________________________ 2.Literaturübersicht 2.2.2 Frühe Nachdepolarisationen, induzierte getriggerte Aktivität und Re-entry Frühe Nachdepolarisationen (early afterdepolarisations=EAD) sind pathologische Depolarisationen, die auftreten, bevor die Repolarisation der Herzmuskelzelle vollständig abgeschlossen ist. Eine solche Nachdepolarisation ist begründet in Schwankungen des transmembranären Potentials. Ein neues Aktionspotential (AP) wird dann ausgelöst, wenn ein kritisches Schwellenpotential für die Aktivierung eines depolarisierenden Ionenflusses erreicht ist [53]. Es haben sich zwei Typen von Nachdepolarisationen hervorgetan. Die verspäteten (delayed afterdepolarisations (DADs)) und die eigentlichen frühen Nachdepolarisationen (EADs). Während DADs definiert wurden als Schwankung des Membranpotentials, welche nach der Repolarisation des Aktionspotentials auftritt, also während der Phase 4, sind EADs definiert als Schwankungen während der Plateauphase des Membranpotentials (Phase 2, -30 mV) oder etwas später während der Repolarisation des Aktionspotentials (Phase 3, -60 mV) [53]. Mittlerweile weiß man, dass EADs und DADs nicht demselben Mechanismus folgen, wie noch von Priori und Corr [54] angenommen. Hypokaliämie, Hypomagnesämie, langsame Herzfrequenz sowie Katecholamine begünstigen das Auftreten von EADs. EADs entstehen durch Veränderungen der normalen Repolarisation, also einem Ungleichgewicht zwischen extra- und intrazellulären Ionenströmen. Für das Manifestieren von EAD- induzierter getriggerter Aktivität [56], die nicht direkt durch externe Stimulation entsteht, sind jedoch mehrere Faktoren verantwortlich. Zunächst eine kritische Verlängerung der Repolarisationsphase, welche entsteht, wenn einwärtsgerichtete depolarisierende Ströme die auswärtsgerichteten repolarisierenden Ströme übersteigen. Diese so genannte Konditionierungsphase bewegt sich in einem Spannungsbereich um -35 mV, die zu einer Reaktivierung der L-Typ Ca2+-Ströme führt, welche eine wesentliche Rolle bei der nun folgenden Depolarisation spielen [55, 57]. 19 ___________________________________________________________________ 2.Literaturübersicht I II III aVR aVL aVF MAP LV post. MAP RV post. MAP RV ant. MAP RV ant. MAP LV ant. MAP LV lat. MAP LV post. MAP LV endo. Abb. 3: Typisches Beispiel für EADs in einem Langendorff-perfundierten Kaninchenherzen während Hypokaliämie und 150 M Erythromycin. Durch die Reaktivierung sarkoplasmatischen von Retikulum ICa-L, einer Ca2+ und einer Aktivierung Freisetzung der aus dem transienten einwärtsgerichteten Ionenströme kommt es zu einer Zunahme positiver Ionen im Zellinneren [55]. Ein Netto-Depolarisationsstrom [56,57] wird aber auch durch eine Blockade der auswärtsgerichteten repolarisierenden K- Ströme (IK , It0) begünstigt [58]. In dieser labilen Phase kann bei Vorliegen des geeigneten Substrats, zum Beispiel erhöhter Dispersion der Repolarisation mit heterogenen Refraktärzeiten, ein passender Trigger wie zum Beispiel eine vorzeitige ektope Erregung, eine frühe Nachdepolarisation auslösen. Diese kann nach dem Auftreten beendet sein, oder aber der erste Schlag einer Torsade de Pointes sein. Eine von EADs gestartete Tachykardie kann durch Ausbildung eines Re-entryKreises aufrechterhalten werden. Re-entry-Kreise stellen die häufigste Ursache für das Auftreten von supraventrikulären und ventrikulären Tachykardien dar. Physiologisch ist das Myokard durch die Refraktärzeit der Zellen vor einer Wiedererregung geschützt. Ein Re-entry tritt dann auf, wenn der sich ausbreitende Impuls nicht stoppt, weil die aktivierende Front immer wieder auf erregbares 20 ___________________________________________________________________ 2.Literaturübersicht Herzgewebe trifft [59]. Bedingung für solches Re-entry ist ein initialer Trigger, dessen Erregungsfront auf eine unidirektionale Blockade trifft, die Aktivierungsfront aber fähig ist, diese Blockade zu umgehen. Ursachen für den unidirektionalen Block können Änderungen der passiven Membraneigenschaften sowie eine Abnahme der Erregbarkeit sein. Von besonderer Bedeutung sind in diesem Zusammenhang die Gap-junctions zwischen den Herzmuskelzellen. Eine Azidose, eine Ca 2+ -Überladung der Myokardzelle, eine Zunahme von Na+ sowie der Verlust von Adenosintriphosphat (ATP) oder Hypoxie können die Leitfähigkeit von Ionenkanälen in den Gap-junctions reduzieren und eine Entkopplung bewirken. Dies hat eine Abnahme der Erregungsleitungsgeschwindigkeit sowie einen Anstieg der Dispersion, also der lokalen Inhomogenität der AP-Dauer, zur Folge [59]. Die Erregungswelle kann jedoch nur zirkulieren, wenn die Wellenlänge (das Produkt aus Fortleitungsgeschwindigkeit und der effektiven Refraktärzeit des am Re-entry beteiligten Gewebes) kürzer ist, als die Strecke, die die Welle zurücklegen soll oder aber die Fortleitungsgeschwindigkeit so verlangsamt ist, dass die Erregungswelle immer wieder auf bereits erregbares Gewebe trifft [59, 60]. Eine Verlängerung der Aktionspotentialdauer und damit der Repolarisation wird in Bezug auf Re-entry als antiarrhythmisch bewertet. Diese Verlängerung des Aktionspotentials ist auch das Wirkprinzip von Klasse III- Antiarrhythmika [61]. Abb. 4: Schematische Darstellung des Re-entry. 21 ___________________________________________________________________ 2.Literaturübersicht 2.2.3 Torsade de Pointes Torsade de Pointes (TdPs) sind lebensbedrohliche polymorphe Arrhythmien, die zum plötzlichen Herztod führen können. Der exakte elektrophysiologische Mechanismus der Entstehung von TdPs im Zusammenhang mit dem Long QT-Syndrom ist noch immer nicht vollständig geklärt. So wird die QT-Verlängerung als Grundvoraussetzung, das Auftreten von EADs als Trigger oder Auslöser und Reentry infolge Verlängerung der Dispersion der Repolarisation als Substrat für die Induktion und Aufrechterhaltung von polymorphen Arrhythmien angesehen [62,63]. Einige Studien haben gezeigt, dass die Messung der QT-Dispersion bessere Informationen für das Risiko von TdPs gibt als die Messung der QT-Länge allein [64]. Abb. 5: Zur Veranschaulichung dargestelltes Haarband und EKG mit Torsade de Pointes. Symptome für TdPs reichen von heftigem Herzklopfen über Synkopen bis hin zum Herzstillstand und sind abhängig von der Dauer der TdPs. Normalerweise terminieren TdPs spontan, sie können aber bei längerer Dauer auch in 22 ___________________________________________________________________ 2.Literaturübersicht Kammerflimmern degenerieren [64]. Sie sind dabei mindestens 6 Schläge lang und weisen im Oberflächen EKG eine charakteristische Umkehr der QRS-Komplexe (Spitzenumkehrtachykardie) auf [65]. Unter bestimmten Voraussetzungen wirkt eine Verlängerung der Repolarisation, wie unter 2.2.2 beschrieben, proarrhythmisch. Die häufigsten proarrhythmischen Effekte wurden von primär nicht kardiovaskulär wirksamen Medikamenten wie z.B. einigen Makrolidantibiotika [127], Antihistaminika [89] sowie einigen antiarrhythmisch wirksamen Medikamenten beschrieben, vor allem dann, wenn sie IKr blockieren [34, 66]. Die Gesamtinzidenz von TdPs bei Patienten, die einen IKr Blocker nehmen, liegt jedoch unter 3 % [34]. Zum einen, weil sie nicht alle das gleiche proarrhythmische Potential besitzen, zum anderen, gibt es eine Reihe weiterer Faktoren, die beim Auftreten von Torsade de Pointes eine Rolle spielen [34]. So sah Zwillinger bereits 1935 einen Zusammenhang zwischen niedrigem Serum-Magnesium und polymorphen ventrikulären Arrhythmien [67], und auch heute werden TdPs unter anderem mit Magnesiuminfusionen therapiert [68]. Weiterhin konnte gezeigt werden, dass eine niedrige extrazelluläre Kaliumkonzentration zu einer zusätzlichen Blockade von IKr führt und damit zu einer potentiellen Verlängerung der Repolarisation [69]. Ebenso zeigte Turgeon [70, 71], dass Diuretika zu einer Verlängerung des Aktionspotentials führen können, entweder durch Erniedrigung des totalen Körper-Kalium-Wertes (Serum-Kaliumwert war normal) oder aber durch direkte Wirkung des Diuretikums auf repolarisierende Ionenkanäle (z.B. IKs). Besonders unter Bradykardie können einige repolarisationsverlängernde Medikamente zu Torsade de Pointes führen. Patienten mit einem kompletten AVBlock zeigten eine Repolarisationsverlängerung selbst nach Schrittmacherimplantation, wenn dieser auf <60 Schläge/min eingestellt war [72]. Verschiedene Studien konnten zeigen, dass auch das weibliche Geschlecht ein signifikanter unabhängiger Risiko-Faktor für das Auftreten von TdPs darstellt. Es ist bekannt, dass Frauen ein längeres Zykluslängen- abhängiges QT-Intervall (QTcIntervall) haben als Männer [73, 74]. Besonders bei Kaninchen wird auch IKr bei weiblichen Tieren deutlich weniger exprimiert als bei männlichen Tieren, was dazu führt, dass sich weibliche Kaninchen besonders gut für tierexperimentelle Versuche 23 ___________________________________________________________________ 2.Literaturübersicht zu repolarisationsverlängernden Medikamenten eignen [75, 76]. Ein zusätzliches Risiko für das Auftreten von Rhythmusstörungen besteht bei Patienten, die an Lebererkrankungen leiden oder Patienten, die zusäztlich zu IKr-Blockern Substanzen einnehmen, die deren Abbau in der Leber inhibieren. Der Hauptabbauweg vieler Medikamente ist die Verstoffwechslung über das Enzymsystem Cytochrom P450. Konkurrieren mehrere Arzneimittel um gleiche Isoenzyme in diesem System, können sich die Plasmaspiegel erheblich verändern [34]. Schließlich gehören Patienten mit einem angeborenen Long-QT-Syndrom natürlich zu einem Kollektiv mit erhöhtem Risiko für das Auftreten von TdPs [34]. 12 Kanal-EKG MAP LV post. MAP RV post. MAP RV ant. MAP RV ant. MAP LV ant. MAP LV lat. MAP LV post. MAP LV endo. Abb. 6: Torsade de Pointes- Aufzeichnung eines Kaninchenherzens bei hypokalämischer Krebs-Henseleit-Lösung (KHB) und 200 M Erythromycin 2.2.4 Angeborenes und erworbenes langes QT-Syndrom (LQTS) Die im EKG gemessene Strecke zwischen dem Beginn des QRS-Komplexes und dem Ende der T-Welle korreliert mit der Dauer des kardialen Aktionspotentials (AP). Die QT-Dauer umfasst somit sowohl die Depolarisations-, als auch die Repolarisationsphase. Die Unterschiede der QT-Dauern im Oberflächen-EKG 24 ___________________________________________________________________ 2.Literaturübersicht reflektieren eine inhomogene Repolarisation in der Ventrikelwand. Die QTDispersion, also die Differenz zwischen längstem und kürzestem QT-Intervall im 12 Kanal-EKG liegt physiologisch zwischen 40-50 ms. Eine frequenzkorrigierte QTVerlängerung (QTc) von über 0,50 s gilt als pathologisch [39], dabei besteht nach Haverkamp [77] eine recht gute Korrelation zwischen dem Ausmaß des QTcIntervalls eines Patienten und der Häufigkeit klinischer Ereignisse. Eine Verlängerung des Intervalls wird durch einen Anstieg der Aktionspotentialdauer der Myozyten verursacht. Diese Verlängerung kann durch Medikamente induziert oder kongenital bedingt sein. Das kongenitale, also angeborene LQTS ist eine genetisch bedingte, primär elektrische Herzerkrankung, im Rahmen dessen die Verlängerung des QT-Intervalls mit sich wiederholenden Synkopen und einem vermehrten Auftreten des plötzlichen Herztodes assoziiert ist [43]. Beides resultiert aus dem spontanen Auftreten von lebensbedrohlichen ventrikulären Arrhythmien vom Torsade de Pointes Typ [77]. Es lassen sich zehn Subtypen differenzieren. Mindestens sieben verschiedene Gene, die Ionenkanäle kodieren, sind beteiligt. Zwei Formen der vererbten Form konnten identifiziert werden. Die nach den Erstbeschreibern benannte, autosomal-dominant vererbte Form des LQTS wird als Romano-Ward-Syndrom bezeichnet und tritt mit einer Häufigkeit von 1:100.000 auf [78]. Bei der zweiten, autosomal- rezessiven Form liegt zusätzlich eine angeborene Innenohr-Schwerhörigkeit vor. Sie ist wesentlich seltener und wird als Jervell-LangeNielsen-Syndrom bezeichnet [79]. Die Diagnose LQTS basiert auf dem verlängerten QTc-Intervall (während der Nacht, also in Ruhe größer als während täglicher Aktivität) sowie einer abnormen T-Wellen-Morphologie [80]. Die klinische Manifestation des LQTS erfolgt meist in der Jugend und Kindheit. Auch ein Teil der Fälle des plötzlichen Kindstodes werden dem Syndrom zugeschrieben [81]. Wie bereits erwähnt, handelt es sich beim kongenitalen LQT-Syndrome um eine genetisch heterogene Erkrankung, der Mutationen von Genen zugrunde liegen, die für Ionenkanäle kodieren, wobei sich am häufigsten Mutationen von KCNQ1 und HERG finden [82,83]. 25 ___________________________________________________________________ 2.Literaturübersicht Neben dem angeborenen ist aber in den letzten Jahren auch zunehmend das erworbene LQT-Syndrom von großem wissenschaftlichem und praktischem Interesse [34]. Von einem erworbenen QT-Sydrom spricht man, wenn es z.B. im Rahmen einer medikamentös antiarrhythmischen Therapie oder aber auch einer primär nicht rhythmuskorrigierenden Therapie zu einer QT-Zeit Verlängerung kommt. Eine der ersten Beschreibungen über medikamenteninduzierte Synkopen, dem klinischen Korrelat von TDP, stammt von Frey aus dem Jahre 1918, der das Antiarrhythmikum Chinidin untersuchte [86]. Das QT-Intervall der Patienten ist dabei vor Therapiebeginn normal lang, erst nach der Gabe eines repolarisationsverlängernden Medikaments kommt es zu einer QT-Verlängerung [87]. Da es inzwischen eine große Zahl bekannter kardial und primär nicht kardial wirksamer Medikamente gibt, kommt dem erworbenen LQT-Syndrom eine größere klinische Bedeutung zu als dem angeborenen LQT-Syndrom [34]. Vor allem die Einnahme von repolarisationsverlängernden Antiarrhythmika der Klasse Ia und III (z.B. Chinidin, Sotalol, Dofetilid, Clofilium und Disopyramid) kann zum unerwünschten Auftreten von Torsade de Pointes durch eine IKr- Blockade führen [34, 88]. Jedoch kommt es auch bei einer immer größer werdenden Zahl nicht kardiovaskulärer Medikamente zu einer QT-Zeit Verlängerung und dem damit verbundenen Auftreten von Torsade de Pointes, (wie z.B. bei Antihistaminika; Terfenadin [89], Darmmotalitätsanregern; Cisaprid [90], Neuroleptika; Haloperidol [91] sowie einigen Makrolidantibiotika [92, 93]). Bei den primär nicht kardiovaskulären Therapeutika ist im Vergleich zu den Antiarrhythmika eine repolarisationsverlängernde Wirkung in der Regel nur bei hohen Plasmakonzentrationen nachweisbar. Eine Inzidenzschätzung für das Auftreten von Torsade de Pointes während einer Behandlung ist schwierig, da für einige dieser Medikamente nur wenige Fallberichte zur Verfügung stehen [34]. Es finden sich dabei häufig zusätzliche Faktoren wie Elektrolytimbalancen (z.B. Hypokaliämie, Hypomagnesiämie), Bradykardie (AV-Block) oder Kardiomyopathien, die die Neigung zum Auftreten von TdPs erhöhen [34]. 26 ___________________________________________________________________ 2.Literaturübersicht 2.3 Die chronische Herzinsuffizienz Es gibt zwar zahlreiche Definitionen für die chronische Herzinsuffizienz, doch werden dort meist nur einige spezifische Aspekte hervorgehoben. Eine simple, objektive und umfassende Definition ist kaum möglich, da es keinen Parameter am Herzen gibt, der alleinig eine Aussage über den Zustand der Herzfunktion zulässt [94]. Pathophysiologisch betrachtet, handelt es sich um eine unzureichende Funktion des Herzens, so dass es nicht mehr imstande ist, eine der Anforderung entsprechende Förderleistung zu bringen. Daraus resultieren eine unzureichende Sauerstoffversorgung der Peripherie, Stauungserscheinungen im großen und kleinen Kreislauf, Herzhypertrophie, Rhythmusstörungen (Tachykardien, Bradykardien) und Zyanose [95]. Zur Einschätzung des Stadiums der Herzinsuffizienz eines Patienten dient die NYHA-Klassifikation (New York Heart Association) [96]: > Klasse I: Herzerkrankung ohne körperliche Einschränkung. Alltägliche Belastung verursacht keine inadäquate Erschöpfung, Rhythmusstörungen, Luftnot oder Angina pectoris. > Klasse II: Herzerkrankung mit leichter Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Keine Beschwerden in Ruhe. Alltägliche körperliche Belastung verursacht Erschöpfung, Rhythmusstörungen, Luftnot oder Angina pectoris > Klasse III: Herzerkrankung mit höhergradiger Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit bei gewohnter Tätigkeit. Keine Beschwerden in Ruhe. Geringe körperliche Belastung verursacht Erschöpfung, Rhythmusstörungen, Luftnot oder Angina pectoris. > Klasse IV: Herzerkrankung mit Beschwerden bei allen körperlichen Aktivitäten und in Ruhe. Bettlägerigkeit. Mit zunehmendem Alter des Patienten steigt die Prävalenz deutlich an. Hinzu kommt, dass bei der derzeitigen demographischen Entwicklung in Deutschland die Herzinsuffizienz weiter an Bedeutung gewinnen wird. Insbesondere wenn die Ursache nicht frühzeitig erkannt wird, ist die Prognose bei Herzinsuffizienz schlecht. 27 ___________________________________________________________________ 2.Literaturübersicht Die Hälfte der Patienten verstirbt innerhalb von 4 Jahren, Patienten im Stadium III und IV haben sogar meist nur eine Lebenserwartung von maximal einem Jahr [97]. Trotz bemerkenswerter Therapiefortschritte bleibt die Mortalität bei Herzinsuffizienz sehr hoch. Die Inzidenz für den plötzlichen Herztod liegt abhängig vom Ausmaß der Erkrankung zwischen 10 % und 50 %, wobei mit zunehmendem Schweregrad mehr Patienten durch Pumpversagen als durch plötzlichen Tod mit Herzrhythmusstörungen versterben [98]. Aufgrund der multifaktoriellen Genese der Herzinsuffizienz kann eine Reihe von arrhythmogenen Faktoren zu Arrhythmien führen, die die Herzinsuffizienz damit verkomplizieren. Bei den Grunderkrankungen, die einer Insuffizienz zu Grunde liegen, unterscheidet man zwischen koronaren Herzerkrankungen (KHK), Ventrikeldilatationen und dilatativen Aneurysmen Kardiomyopathien, [99]. Ventrikuläre Hypertrophien, Arrhythmien bei Herzinsuffizienz zeigen eine große Variabilität. Weder die Art, noch die Frequenz der Rhythmusstörung gibt einen Hinweis auf die der Herzinsuffizienz zugrunde liegende Erkrankung. Frequenz und Komplexität der Rhythmusstörungen korrelieren im Allgemeinen aber sehr gut mit dem Ausmaß der ventrikulären Dysfunktion [99]. Bei der Behandlung von Herzrhythmusstörungen herzinsuffizienter Patienten steht zunächst eine optimale Herzinsuffizienztherapie im Vordergrund. Revaskularisation, soweit erforderlich, Beta-Blocker und ACE-Hemmer sollte, falls keine Kontraindikationen bestehen, Bestandteil jeder Herzinsuffizienztherapie sein [99]. Die beiden Hauptgründe für eine medikamentöse Antiarrhythmika-Therapie sind eine Minderung der Symptome und die Verbesserung der Prognose, wenn trotz oben genannter Therapie Arrhythmien persistieren [100]. Der Einsatz von Antiarrhythmika bei Herzinsuffizienz muss jedoch penibel überwacht werden und wird vielfach durch die negativ-inotropen Eigenschaften limitiert. Die mittlerweile unumstritten beste verfügbare Therapie zur Vermeidung des plötzlichen Herztods durch ventrikuläre Tachykardien oder Kammerflimmern stellt der implantierbare Kardioverter Defibrillator (ICD) dar. Er führt zu einer deutlich besseren Prognose und einer Verringerung der Gesamtmortalität bei betroffenen Patienten [101]. 28 ___________________________________________________________________ 2.Literaturübersicht 2.3.1 Arrhythmogenese bei Herzinsuffizienz Für die Entstehung von Herzrhythmusstörungen bei chronischer Herzinsuffizienz sind eine Vielzahl von Mechanismen verantwortlich, zu denen strukturelle myokardiale Prozesse ebenso wie Veränderungen des elektrophysiologischen Substrats zählen. Die Komplexität von Herzrhythmusstörungen wird daran erkennbar, dass in den verschiedenen Abschnitten des Herzens unterschiedliche Ionenströme mit zum Teil unterschiedlicher Intensität an der Ausbildung des Ruheund Aktionspotentials beteiligt sind. Abhängig von der Ursache der Herzinsuffizienz sind unterschiedliche Faktoren, die zu Rhythmusstörungen führen von Bedeutung [100]. Bei koronaren Herzerkrankungen und Myokardinfarkt spielen vor allem durch Fibrose bedingte strukurelle Veränderungen eine entscheidende Rolle, die das Auftreten von Arrhythmien durch Re-entry- Mechanismen (siehe 2.2.2) fördern [99]. Die arrhythmogenen Mechanismen bei nicht- infarktbedingten Insuffizienzen sind meist vielfältiger [102]. Dabei kommt gesteigerter Automatie, die auch durch hämodynamische Größen direkt beeinflusst wird [103], und der getriggerten Aktivität im Subendokardium eine besondere Bedeutung zu [104]. Die Entstehung getriggerter Aktivität und der ihr meist vorausgehenden frühen Nachdepolarisationen, gehen in der Regel mit einer auf zellulärer Ebene stattfindenden Verlängerung des QT-Intervalls einher. Akar und Rosenbaum [105] konnten zeigen, dass dem Mechanismus für die Entstehung von polymorphen ventrikulären Tachykardien (PVTs) bei Herzinsuffizienz, die heterogene und selektive Verlängerung der Repolarisation der verschiedenen Zelltypen der Ventrikelwand das zugrunde liegende Substrat ist. Den verschiedenen Veränderungen bei Herzinsuffizienz, einschließlich QT-Intervall-Verlängerung, transmuraler Heterogenität der Repolarisation und die Anfälligkeit für Leitungsblockaden sowie PVTs, liegt vor allem die selektive Verlängerung des Aktionspotentials der M-Zellen zugrunde [105]. Die QT-Verlängerung bei Herzinsuffizienz wird durch mehrere Veränderungen der Ionenkanaldichte der Myozytenmembranen hervorgerufen [106]. Unterschiedliche Autoren konnten nachweisen, dass am insuffizienten Herzen eine Verminderung der 29 ___________________________________________________________________ 2.Literaturübersicht auswärtsgerichteten transmembranären Ionenströme, bedingt durch eine Abnahme der Kaliumkanäle, vorliegt [107-111]. Für die reduzierten Kaliumströme werden verschiedene komplizierte zelluläre und molekulare Mechanismen, wie z.B. ein z.T. veränderter m-RNA-Level, verantwortlich gemacht [111]. Die Kinetik des kardialen Aktionspotentials wird wie unter 2.1.2 bereits beschrieben, durch die Aktivität verschiedener transmembranärer Ionenströme determiniert. Die verminderte Anzahl der Kaliumkanäle und der damit einhergehende verminderte repolarisierende Kaliumstrom führen zu einer verzögerten Repolarisation mit konsekutiver Verlängerung des Aktionspotentials. Darüber hinaus konnte in einigen Studien gezeigt werden, dass es beim insuffizienten Herzen auch zu Veränderungen der Kalziumhömostase kommt, die für eine vermehrte Proarrhythmie verantwortlich sein kann [106, 107, 109]. Hier steht vor allem die erhöhte Expression des Na/Ca- Austauschers im Vordergrund, der physiologisch gegen Ende der Systole durch einen Natriumeinstrom im Tausch gegen ein Ausschleusen von Kalzium die myokardiale Homöostase gewährleisten soll [112]. Die durch einen Anstieg der Expression und zusätzlichen Aktivitätssteigerung hervorgerufene Kalziumbeladung könnte in Stresssituationen durch katecholaminerge Stimulation bei den frühen Stadien der Herzinsuffizienz eine erhöhte Sensitivität gegenüber -adrenerger Stimulation hervorrufen [110]. Man geht außerdem davon aus, dass es weiterhin zu einer vermehrten Kalziumbeladung des sarkoplasmatischen Retikulums mit Entstehung eines so genannten „Kalzium-Leck“ kommt [110]. Eine spontane Freisetzung von Kalzium aus dem sarkoplasmatischen Retikulum führt zu einer Aktivitätssteigerung des Na/Ca- Austauschers und so zu einem Na-Einwärtsstrom mit deutlicher Zunahme positiver Ladungen im Zellinneren [217]. Dies könnte zum Auftreten von Nachdepolarisationen und getriggerter Aktivität führen. Abgesehen von chronischen strukturellen Veränderungen kann sich das elektrophysiologische Substrat bei Herzinsuffizienz in sehr kurzer Zeit verändern. Eine Vielzahl transienter Faktoren, die die Entstehung von Rhythmusstörungen bedingen, sind die Folge von Regelmechanismen, durch die das Herz versucht, eine ausreichende Sauerstoffversorgung sicher zu stellen. So kommt es über komplexe 30 ___________________________________________________________________ 2.Literaturübersicht Veränderungen des neuro-humoralen Systems bei der Herzinsuffizienz zu einer gesteigerten Aktivität des sympathischen Nervensystems mit erhöhten Noradrenalinwerten im Plasma [113]. Über eine Aktivierung des Renin- AngiotensinAldosteron- Systems (RAAS) [109] oder noch häufiger aufgrund einer Behandlung mit Diuretika können in kurzer Zeit Elektrolytimbalancen, wie Hypokaliämie oder Hypomagnesiämie, auftreten. Beide spielen, wie schon unter 2.2.4 erwähnt, bei der Entstehung von Rhythmusstörungen ebenfalls eine wichtige Rolle und erhöhen das Risiko für den plötzlichen Herztod. Darüber hinaus erhöhen sie das Risiko proarrhythmischer Effekte, insbesondere von Klasse III Antiarrhythmika (Sotalol, Amiodaron), aber auch repolarisationsverlängernder, nicht kardiovaskulärer Medikamente, indem sie die Entstehung polymorpher Kammertachykardien vom Torsade de Pointes- Typ begünstigen [34]. Neben Tachyarrhythmien sind orthostatische Fehlregulationen aufgrund vasovagaler Dysfunktion, eine medikamentöse Therapie mit Vasodilatoren bzw. Diuretika, Bradyarrhythmien und ein fehlender Anstieg des Herzzeitvolumens bei Belastung bei der Entstehung von Synkopen von Bedeutung [99]. 2.3.2 Der plötzliche Herztod Die Definition des plötzlichen Herztodes ist umstritten, da es nur selten gelingt, mittels EKG ein solches kardiologisches Ereignis zu verifizieren, und ohne eine solche Aufzeichnung bleibt der zugrunde liegende Vorgang meist unklar. Dennoch wird der plötzliche Herztod vielfach als unerwarteter Tod infolge eines irreversiblen Herz-Kreislauf-Stillstandes definiert, der innerhalb von 1h nach Auftreten von klinischen Beschwerden eintritt [114]. Dabei wird der plötzliche Herztod selten durch einzelne Faktoren hervorgerufen, sondern ist vielmehr als multifaktorielles Geschehen aufzufassen. Die Komplexität der Auslösemechanismen erschwert die Identifizierung von Hochrisiko-Kollektiven im Allgemeinen und macht die zeitliche Vorhersagbarkeit eines solchen Ereignisses beim individuellen Patienten unmöglich [115]. 31 ___________________________________________________________________ 2.Literaturübersicht Die Häufigkeit des plötzlichen Herztodes ist schwer zu ermitteln, da die Angaben mehr Schätzungen als genaue Zahlen sind. Man geht jedoch davon aus, dass der plötzliche Herztod beim Erwachsenen mit einer jährlichen Inzidenz von 0,1-0,2 % auftritt. Das entspricht in Deutschland zwischen 70.000 und 100.000 Menschen, in den USA sogar 450.000 Patienten, die einem plötzlichen Herztod erliegen [114]. Dies ist etwa die Hälfte der kardial bedingten Todesfälle in den USA [116, 117]. Bei einer Großzahl der verstorbenen Personen liegen ursächlich eine strukturelle Herzerkrankung, wie beispielsweise eine koronare Herzerkrankung oder eine dilatative Kardiomyopathie vor, die tachykarde Herzrhythmusstörungen verursachen. Bei der Herzinsuffizienz und der Herzhypertrophie treten adaptive Veränderungen der Genexpression und Proteinfunktion auf, die arrhythmogene Folgen haben. Solche Veränderungen sind zunächst nicht primär als Verlängerung des Aktionspotentials oder des QT-Intervalls in Ruhe zu erkennen. Vielmehr führen die subtilen Veränderungen der repolarisierenden Ionenströme vorerst nur zu einer verminderten „Repolarisationsreserve“, also einem kleineren zellulären Puffer, der Schwankungen in den repolarisierenden Strömen des Aktionspotentials auffangen kann [116]. Unter dem Begriff der Repolarisationsreserve subsummiert man also verschiedene teils überlappende und redunante Mechanismen der myokardialen Repolarisation, die eine elektrophysiologische Stabilität gewährleisten und zunächst eine exzessive QT-Verlängerung durch äußere Einflüsse verhindern [118]. Roden [118] stellte das Konzept der „Repolarisationsreserve“ auf und konnte zeigen, dass der Funktionsverlust der an der Repolarisation beteiligten Mechanismen (z.B. herunterregulierter IKr-Ionenstrom) nicht automatisch zu klinischen Konsequenzen führt, solange nicht zusätzliche Faktoren wie z.B. subklinische Mutationen von Ionenkanälen, anderen Genen, Herzinsuffizienz oder Linksherzhypertrophie vorliegen [119]. Die myokardiale Repolarisationsreserve wird zum Beispiel durch Bradykardie, Hypokaliämie oder aber auch durch ein weibliches Geschlecht (verlängertes QT-Intervall im Vergleich zu Männern) [74] reduziert. Bei Überstrapazierung myokardialer Kompensationsmechanismen durch verschiedene gleichzeitig auftretende Faktoren kann die Repolarisationsreserve soweit reduziert werden, dass neben einer QT-Verlängerung polymorphe ventrikuläre 32 ___________________________________________________________________ 2.Literaturübersicht Tachykardien resultieren. Diese terminieren zwar meist spontan, können aber auch in Kammerflimmern degenerieren und somit zum plötzlichen Herztod führen [121]. Durch die vermehrte Arbeitsbelastung der Myozyten bei Herzinsuffizienz wird ein verändertes genetisches Programm abgerufen, welches sonst nur in fetalen Kardiomyozyten abläuft. Dieser Prozess verursacht schließlich auch potentiell arrhythmogene elektrophysiologische Veränderungen und strukturelle Umbauprozesse, insbesondere eine vermehrte fokale Fibrose [116]. Die Analyse der Todesfälle herzinsuffizienter Patienten zeigte, dass etwa die Hälfte an myokardialem Pumpversagen verstarb, die andere Hälfte am plötzlichen, arrhythmiebedingten Herztod. In der MERIT-HF Studie konnte gezeigt werden, dass je ausgeprägter der klinische Schweregrad der Herzinsuffizienz (NYHA-Klasse III-IV), desto größer die Todesrate durch Pumpversagen ist, während der Anteil plötzlicher Todesfälle steigt, je niedriger der Herzinsuffizienzgrad (NYHA-Klasse I-II) ist [114]. Etwa 5–10 % der plötzlichen Herztodesfälle betreffen allerdings strukturell völlig herzgesunde Personen. Der Anteil jüngerer Menschen (< 40 Lebensjahre) beträgt in dieser Gruppe sogar 10–20 % [122]. Bei älteren Personen sind koronare Herzerkrankung und dilatative Kardiomyopathie für den überwiegenden Teil der plötzlichen Herztodesfälle verantwortlich. Bei diesen Menschen beginnt die tödliche Kaskade in aller Regel mit einer ventrikulären Tachykardie, die in Kammerflimmern übergeht [123]. Die Ergebnisse zahlreicher Studien zu einer Korrelation zwischen nicht-anhaltenden VT und dem plötzlichen Herztod sind widersprüchlich, so dass diesbezüglich keine eindeutige Aussage getroffen werden kann [99]. Bei Patienten mit Herzinsuffizienz führt die ventrikuläre Tachykardie unabhängig von der Herzfrequenz schnell zu Synkopen, weil es wesentlich schneller zu einer hämodynamisch relevanten Abnahme des Herzzeitvolumens kommt. Patienten mit hämodynamisch tolerierter VT haben jedoch im Vergleich zu Patienten, bei denen bereits die initiale Episode zu einer Synkope oder einem Herzstillstand führte, ein geringeres Risiko, an einem plötzlichen Herztod zu versterben [124]. Bei jüngeren Patienten sind neben strukturellen Erkrankungen des Herzmuskels primär elektrische Erkrankungen des Herzens als wesentliche Differentialdiagnose in Betracht zu ziehen. Angeborene genetische Veränderungen von kardialen 33 ___________________________________________________________________ 2.Literaturübersicht Ionenkanälen, Proteinen Kalziumspeicher oder des von kontraktilen Apparats, Zell-Struktur-Proteinen der können intrazellulären angeborene arrhythmogene Erkrankungen verursachen [116]. Dazu gehören das lange QTSyndrom, das kurze QT-Syndrom, das Brugada-Syndrom und die katecholaminerge polymorphe ventrikuläre Tachykardie [122]. Diese Erkrankungen unterscheiden sich elektrokardiographisch, teilweise durch spezifische klinische Trigger der Arrhythmieentstehung, in der invasiven Diagnostik und im therapeutischen Vorgehen. Molekulargenetische Untersuchungen konnten bei einem Teil der jeweiligen Erkrankungen Mutationen spezifischer Ionenkanäle aufdecken [122]. Durch die zunehmenden Kenntnisse im Rahmen molekulargenetischer Untersuchungen mit Aufdeckung sowohl der zugrunde liegenden spezifischen Ionenkanaldefekte, als auch der Mechanismen der Arrhythmogenese, gewinnt eine medikamentöse Genotyp-spezifische Therapie an Bedeutung und gibt für die betroffenen Patienten zukünftig Hoffnung [122]. 2.4 Einfluss von Erythromycin auf die Repolarisation Makrolidantibiotika sind eine relativ neue Klasse von Antibiotika aus der Stoffklasse der Makrolide. Sie wirken bakteriostatisch durch Hemmung des Enzyms Translokase und damit der Proteinbiosynthese von Bakterien. Der älteste Vertreter ist Erythromycin, welches 1952 erstmals aus Streptomyces erythreus isoliert werden konnte. „Modernere Varianten“ sind Clarithromycin, Azithromycin oder Roxithromycin, die heute halb- oder vollsynthetisch hergestellt werden. Das Wirkungsspektrum von Erythromycin ist mit dem Wirkungsspektrum von einigen Penicillinen vergleichbar. Es ist relativ gut verträglich, wodurch sich ähnliche Anwendungsgebiete ergeben. Daher kann Erythromycin eingesetzt werden, wenn Allergien gegen β-Lactam-Antibiotika bestehen oder wenn Resistenzen deren Anwendung verhindern. Das Makrolidantibiotikum hat einen 14-gliedrigen Lactonring ohne Doppelbindungen. An jedem zweiten C-Atom ist es methylverzweigt und ist glykosidisch mit Cladinose (C3) bzw. Desoamin (C5) verknüpft [125]. 34 ___________________________________________________________________ 2.Literaturübersicht Struktur der Erythromycine Erythromycin Allgemeine Struktur R1 R2 Abb. 7: Strukturformel von Erythromycin. Erythromycin ist ein Hemmstoff des Cytochroms CYP34 in der Leber. Somit ist die Biotransformation von Medikamenten, bei denen dieses Enzym beteiligt ist, z. B. Ciclosporin, Diazepam, Lidocain, Warfarin u. v. a., beeinträchtigt, was zur Wirkstoffakkumulation durch erhöhte Plasmaspiegel und zur Verstärkung von Hauptund Nebenwirkungen führt, wie das Risiko für das Auftreten von ventrikulären Arrhythmien und dem plötzlichen Herztod [126]. Patienten mit Lebererkrankungen sind besonders gefährdet Torsade de Pointes Tachykardien zu entwickeln, wenn sie mit Makrolidantibiotika behandelt werden, da diese über die Leber verstoffwechselt werden und so ihr Wirkspiegel bei Exkretionsstörungen erhöht ist [126]. Abgesehen von ihrem antibiotischen Effekt wurde bei Makroliden außerdem eine Verlängerung des QT-Intervalls festgestellt und damit einhergehend proarrhythmische Eigenschaften. Sie spielen damit unterschiedliche auch bezüglich einer Verlängerung der Repolarisation in der Gruppe der nicht-kardiovaskulären Medikamente eine Rolle [127]. Es konnte in unzähligen Studien gezeigt werden, dass die Verlängerung der Repolarisation während der Phase 3 durch Blockade der schnellen Komponente des verzögerten Gleichrichter- Kaliumstroms IKr hervorgerufen wird [69,128-131]. Wie bereits ausführlich unter 2.2.3 sowie 2.2.4 beschrieben, kann die Repolarisationsverlängerung, vor allem in Zusammenhang mit 35 ___________________________________________________________________ 2.Literaturübersicht weiteren prädisponierenden Hypomagnesiämie, das Faktoren Auftreten wie von Bradykardie, Hypokaliämie lebensbedrohlichen oder ventrikulären Tachyarrhythmien vom Torsade de Pointes Typ hervorrufen. Schon vor längerer Zeit konnten Studien und Fall-Schilderungen TdPs unter Erythromycin, aber auch Clarithromycin- Therapie sowohl nach intravenöser, wie auch nach oraler Gabe belegen [132,133-135]. Dabei sind etwa 70 % des Erythromycins an Plasmaproteine im Blut gebunden und Torsade de Pointes konnten vor allem dann beobachtet werden, wenn der Erythromycin-Plasmaspiegel seinen Gipfel ca. 2 h nach der i.v. Gabe erreicht hatte [136]. Zu beachten ist außerdem, dass der Erythromycinspiegel im Gewebe, also auch im Herzmuskel, nach intravenöser Gabe noch deutlich höher liegt, als der korrespondierende Plasmaspiegel im Blut, so dass der erreichte Gewebespiegel so hoch ist, dass zumindest bei in vitro „Patch-Clamp“ Versuchen eine Kaliumkanalblockade nachweisbar ist, die zu Repolarisationsverlängerung und potentiellen Rhythmusstörungen führt [130]. Gemessen am weitverbreiten Einsatz der Makrolidantibiotika und trotz ihrer nachgewiesenen Fähigkeit zur Repolarisationsverlängerung, sind die Makrolid- assoziierten Rhythmusstörungen insgesamt aber eher selten [92]. 36 ___________________________________________________________________ 2.Literaturübersicht 2.5 G-CSF und der Einfluss von Stammzellen am Herzen Blutzellen stammen von den pluripotenten hämatopoetischen Stammzellen im Knochenmark ab. Über verschiedene hämatopoetische Wachstumsfaktoren und Zytokine wird die Bildung sämtlicher Blutzellen reguliert. Die Wachstumsfaktoren steigern dabei die Proliferation bestimmter Zellen der Hämatopoese und in vielen Fällen auch die Funktion der reifen Endzellen [137]. Der Granulozyten-Kolonie stimulierende Faktor (G-CSF) stimuliert das Überleben und die Proliferation unreifer Vorläuferzellen des hämatopoetischen Systems (Prä-CFU) und determinierter Progenitorzellen für neutrophile Granulozyten (CFU-GM). Bei einem Mangel an neutrophilen Granulozyten zum Beispiel infolge einer Entzündung reagiert der Körper mit einem Anstieg der hämatopoetischen Wachstumsfaktoren wie G-CSF [137]. G-CSF kann in der Zwischenzeit auch industriell produziert und für folgende Therapien eingesetzt werden: 1. Reduktion infektiöser Nebenwirkungen von Chemotherapien 2. Reduktion von Morbidität und Letalität durch Neutropenie, 3. Mobilisation von hämatopoetischen Stammzellen aus dem Knochenmark in das periphere Blut, um allogene und autologe Stammzellen für die Transplantation zu gewinnen [137]. Die Verwendung von Stammzellen stellt einen neuen vielversprechenden Ansatz zur Prävention und Therapie der Herzinsuffizienz dar [138]. Ausdifferenzierte Kardiomyozyten sind in der Regel nicht mehr in der Lage sich zu teilen. Ihr Untergang infolge einer Erkrankung geht daher mit Funktionsverlust und Ersatz durch Narbengewebe und Fibrosierung einher. Wenngleich verschiedene Forschungsgruppen auch im Herzen die Präsenz von stammzell-ähnlichen Kardiomyozyten Zellpopulationen differenzierten [139]. nachweisen Im konnten, Gegensatz dazu die sich besitzt in eine undifferenzierte Stammzelle die Fähigkeit, sich selbst zu vermehren und reife ausdifferenzierte Tochterzellen zu bilden. Man unterscheidet dabei zwischen embryonalen Stammzellen, die aus der inneren Zellmasse des Embryos stammen und pluripotent sind sowie adulten Stammzellen, von denen man bisher annahm, dass deren Teilungsfähigkeit und Differenzierungspotential deutlich eingeschränkt ist. Ein neuer potentieller therapeutischer Ansatz für die Behandlung der Herzinsuffizienz wäre daher, die untergegangenen Kardiomyozyten durch neue 37 ___________________________________________________________________ 2.Literaturübersicht funktionelle zu ersetzen, als Alternative zum bisherigen einzigen kausalen Therapieansatz, der vollständigen Herztransplantation [138]. 2.5.1 Struktur des G-CSF Abb. 8: Bändermodell der Proteinstruktur von G-CSF [84] Das humane Glykoprotein besteht aus 178 Aminosäuren, ist an der Hydroxylgruppe des Threonin 133 glykosyliert und besitzt eine Molekülmasse von 19,6 kDa. Die Zuckerkette macht etwa 4 % des Gesamtgewichts aus und besteht aus α-N-AcetylNeuraminsäure, β-Galaktose und N-Acetyl-Galaktosamin. Die Zuckerkette des GCSF spielt eine wesentliche Rolle bei der Stabilität des Proteins und bei der Stimulierung bestimmter Funktionen der neutrophilen Granulozyten. Ein weiteres wesentliches Element der Sekundärstruktur sind zwei Disulfidbrücken. Das Gen von G-CSF liegt auf Chromosom 17 im Genlocus q11.2-q12 [140]. 2.5.2 Stammzelltherapie bei der Herzinsuffizienz Herkömmliche Therapiestrategien der Herzinsuffizienz beruhen vorwiegend auf einer Hemmung des Fortschreitens der Erkrankung, ohne dass dabei eine „Restitutio ad integrum“ erreicht würde. Immer mehr Patienten erlangen allerdings dennoch das Finalstadium der Herzinsuffizienz, in dem momentan einzig eine Herztransplantation als Therapie bleibt [141]. Bei einer durchschnittlichen Wartezeit von 9-12 Monaten 38 ___________________________________________________________________ 2.Literaturübersicht versterben allerdings bereits 30 % der gelisteten Patienten auf der Warteliste [141]. Deshalb stellt sich vor allem auch im Terminalstadium der Herzinsuffizienz die Frage nach neuen Therapieoptionen, wie der Stammzelltherapie, bei der im Rahmen der regenerativen Medizin die Erneuerung und der effektive Ersatz von Zellen und Gewebe im Mittelpunkt stehen [142]. 2.5.2.1 Embryonale Stammzelltherapie Embryonale Stammzelllinien (ES), die aus der inneren Zellmasse (ICM) von Embryonen im Blastozystenstadium (v.a. im Achtzellstadium) gewonnen werden, sind pluripotent und haben die Fähigkeit, sich in alle Zelltypen zu differenzieren, wie in der embryonalen Entwicklung. Dabei sind sowohl Human- wie auch Mäuse-ES Gegenstand intensiver Differenzierung in Forschungsbemühungen, Kardiomyozyten [143-145]. auch Die in Hinblick ersten auf die embryonalen Mäusestammzelllinien (mES) wurden 1981 isoliert, und es konnten inzwischen in vitro funktionstüchtige Kardiomyozyten davon abgeleitet werden, die sowohl typische molekulare, zelluläre und physiologische Charakteristika von Herzzellen aufweisen [145]. Dabei wurden auch die verschiedenen speziellen Zelltypen am Herzen, wie Vorhof-, Ventrikel-, Sinusknoten- und Purkinjefaserzellen anhand ihrer charakteristischen Aktionspotentiale gefunden [145]. Für die Differenzierung in Kardiomyozyten gibt es eine Reihe von Faktoren, die bei dem Differenzierungsprozess eine wichtige Rolle spielen, wie zum Beispiel die Zusammensetzung des Nährmediums, Wachstumsfaktoren, Zytokine, Zusatzstoffe, die Zelllinie und die Startzahl von Zellen in den sogenannten „Embryoid bodies“ (EBs) [143, 145]. Vieles, was man bisher über die Differenzierung von ES in Kardiomyozyten weiß, hat man durch die Studien an mES gelernt, aber es konnten auch einige wichtige Unterschiede zwischen mES und hES festgestellt werden [145]. Als Thomson und seine Mitarbeiter 1998 die ersten humanen embryonalen Stammzellen ableiteten, galt dies als großer Durchbruch [146]. Dennoch gibt es eine tiefe Kluft zwischen der Möglichkeit ES in Myokard zu differenzieren und dies klinisch zu nutzen. Es konnte aber in verschiedenen Studien gezeigt werden, dass 39 ___________________________________________________________________ 2.Literaturübersicht Transplantate von embryonalem kardialem Gewebe aus ES in normalem Myokard bestehen und auch Gap Junctions ausbilden [144]. Xiao [146] stellt die Ergebnisse verschiedener tierexperimenteller Studien vor, in denen embryonale Stammzellen im insuffizienten Herzmuskel integriert werden konnten. Er kommt dabei zu dem Schluss, dass sowohl Transplantate von mES, wie auch intravenös applizierte Stammzellen sich erfolgreich im geschädigten Myokard ansiedeln und in funktionsfähige Kardiomyozyten differenzieren, dort die Vaskularisation fördern und auf diese Weise die Herzfunktion wieder steigern und die Todesrate im Tierexperiment signifikant senken. Auch die Infarktgröße war nach ES- Transplantationen bei verschiedenen Tiermodellen deutlich reduziert [146]. Zhang und Mitarbeiter konnten jedoch im „whole-cell patch-clamp“-Modell zeigen, dass die aus embryonalen natürlichen Stammzellen Myozyten differenzierten deutliche Kardiomyozyten gegenüber Aktionspotentialheterogenität, verlängerte Aktionspotentialdauer und leicht zu induzierende getriggerte Aktivität aufweisen. Die Arbeitsgruppe machte deutlich, dass im „patch-clamp“-Modell ein unerwartetes arrhythmogenes Stammzellen Potential abgeleitet Kardiomyozyten in Kardiomyozyten wurden [147]. verlängerte So steckt, die von zeigten die ventrikel-ähnlichen Aktionspotentiale, frühe embryonalen und späte Nachdepolarisationen und schließlich sogar PVTs. Auch Zhang [147] vermutet Veränderungen der Kalium- und Kalziumionenströme an von Stammzellen abgeleiteten Kardiomyozyten als Auslöser für das nachgewiesene arrhythmogene Potential. Ganz andere, vielleicht ebenso gewichtige Probleme stellen jedoch die Tumorgenität, die Immunogenität und nicht zuletzt ethische Bedenken gegen den Einsatz von hES beim Menschen dar [144,145, 146]. 2.5.2.2 Knochenmarksstammzelltherapie Zwei entscheidende Knochenmarkszellen Punkte (BMC) bieten und deren einen deutlichen Subpopulationen Vorteil autologer gegenüber den embryonalen Stammzellen. Sie zeigen keine immunologische Abstoßungsreaktion, da die Zellen aus dem körpereigenen Knochenmark des Patienten gewonnen 40 ___________________________________________________________________ 2.Literaturübersicht werden können und sie sind ethisch unbedenklich und daher auch gut für klinische Studien einsetzbar [148]. Stammzellen und Progenitorzellen, die vom Knochenmark in die Blutbahn Reparatursystem freigesetzt für werden, Schädigungen sind ein von der Natur angelegtes der Organe. Die Kapazität dieses physiologischen Reparatursystems ist jedoch lediglich für eine geringgradige, langsame Reparatur ausgelegt, möglicherweise als Gegengewicht zur Alterung der Organe oder geringen Verletzungen. Bei einer massiven Gewebeschädigung wie einem Myokardinfarkt ist diese Reparaturfähigkeit allerdings bei weitem überfordert [149]. Es ist bekannt, dass das Knochenmark ein exzellentes Reservoir für viele adulte Stammzellen ist und dass vom Knochenmark abgeleitete Stammzellen dazu fähig sind, Grenzen von Zelllinien zu durchbrechen und sich in verschiedene Zelltypen wie Hepatozyten, Endothelzellen, Skelettmuskelzellen und Neuronen zu differenzieren. Andererseits wird die Fähigkeit zur Differenzierung in Herzmuskelzellen sehr kontrovers diskutiert [150]. Dennoch sind vom Knochenmark abgeleitete Stammzellpopulationen erfolgreich am Herzen eingesetzt worden, inklusive hämatopoetischer Stammzellen (HSC), mesenchymaler Stammzellen (MSC) und endothelialer Progenitorzellen (EPC) [151]. Menasché [152] konnte zunächst beeindruckende Erfolge durch die Behandlung von Patienten mit eingeschränkter linksventrikulärer Funktion und Myokardinfarkt mit pluripotenten Zellen verzeichnen. Im Folgenden wurde jedoch bei größeren Patientenzahlen von Rhythmusstörungen berichtet, die soweit führten, dass prophylaktisch ICDs implantiert werden mussten und die MAGIC-Studie vorzeitig abgebrochen wurde [153]. Der Grund für die Zunahme des proarrhythmischen Potentials ist vermutlich die unvollständige Einkopplung der implantierten Zellen in das funktionelle Synzytium des Herzmuskels: Skelettmuskelzellen bilden - im Gegensatz zu Herzmuskelzellen – keine für die Zell-Zell- Verbindung notwendigen Gap junctions aus und sind daher elektrophysiologisch isoliert. Bei einem anderen klinischen Ansatz schließlich gelang es der Arbeitsgruppe B. E. Strauer 2001 erstmals isolierte mononukleäre Knochenmarkszellen einige Tage nach einem überstandenen Herzinfarkt zu transplantieren. Es kam dabei zu einer Abnahme der Infarktgröße, zu einer Zunahme der Auswurffraktion, des Herz- und 41 ___________________________________________________________________ 2.Literaturübersicht Schlagindexes und zu einer Abnahme des enddiastolischen Volumens sowie des linksventrikulären Füllungsdrucks unter Belastung [154, 155]. Dieser ersten klinischen Studie folgten weitere größere Studien von der Arbeitsgruppe um Prof. Zeiher (TOPCARE-AMI) [149, 156, 157, ], einer Arbeitsgruppe aus Hannover (BOOST-Studie) [158] sowie der REPAIR-AMI Studie [159], die allesamt belegen konnten, dass die intrakoronare Infusion von BMC sowohl klinisch durchführbar und sicher ist, als auch zu einer deutlichen Verbesserung der linksventrikulären Funktion nach akutem Myokardinfarkt (MI) führt [160]. Neben den tierexperimentellen und den klinischen Studien nach akutem Herzinfarkt gibt es bereits auch einige Studien zum Einsatz von Stammzellen bei chronischer Herzinsuffizienz. Doch bei chronischen Herzerkrankungen sind die Voraussetzungen für die Stammzelltherapie wesentlich schlechter als nach akutem Infarkt, denn das frisch ischämische Myokard ist für den Empfang der Zellen durch die Aktivierung des Endothels, die Expression von Rezeptoren und die Freisetzung von Botenstoffen bereits sensibilisiert [149]. Eine japanische Arbeitsgruppe um Ishida und Tomita [161] konnte dennoch am Doxorubicin induzierten Herzinsuffizienzmodell an Ratten demonstrieren, dass nach Injektion von BMC in die linke freie Ventrikelwand gegenüber der Vergleichsgruppe sowohl die Mortalitätsrate gesunken, als auch positive Effekte auf die Vaskularisation beobachtet werden konnten [161] Dieser positive Effekt konnte durch Aktivierung der Knochenmarkszellen mit Hilfe von GCSF bestätigt werden [162]. 2.5.2.3 Mobilisationstherapie mit GCSF Nach Link und Hess [137] mobilisiert G-CSF in therapeutischen Dosen Stammzellen und Progenitorzellen aus dem Konchenmark in das periphere Blut. Ischämisches Gewebe, z.B. Myokard nach einem Herzinfarkt, exprimiert Rezeptoren und entsendet Botenstoffe [163], welche sowohl das Einwandern, wie auch die Adhäsion und die Differenzierung der durch G-CSF stimulierten Progenitorzellen steuern. Die Differenzierung in bestimmte Parenchymzellen erfolgt wahrscheinlich über Zell-ZellKontakte mit den vor Ort bereits vorhandenen, differenzierten Zellen [149]. Sowohl nach einem Herzinfarkt, als auch bei fortschreitender Herzinsuffizienz, unterliegt der 42 ___________________________________________________________________ 2.Literaturübersicht Herzmuskel einem Umbauprozess, der begleitet wird von einem Zelluntergang mit Verlust der Gap Junctions, Fibrosierung und Expansion der Ventrikel. Abb. 9: Schematische Darstellung des Cardiac Remodelling; modifiziert nach [166]. Sugano [164] konnte an Ratten nach akutem Herzinfarkt zeigen, dass bei subkutaner G-CSF-Injektion die Expansion der Kammern abgemildert werden konnte. Weitere experimentelle Studien konnten den positiven Effekt von G-CSF auf das Remodelling nach einem akuten Herzinfarkt (MI) bestätigen [165,166]. Es konnte gezeigt werden, dass G-CSF nicht nur über die Mobilisation von Stammzellen aus dem Knochenmark wirkt, sondern auch direkte Wirkung auf die Kardiomyozyten, z.B. durch Aktivierung verschiedener Signalwege (extrazelluläre signal-regulierende Kinasen, Signalgeber und Aktivatoren der Transkription) hat. Diese kardioprotektiven Effekte zeigen sich in der Induktion der Angiogenese und in einer Abnahme der Apoptose. Schlussendlich kann G-CSF so ein verheerendes Remodeling des linken Ventrikels und Dysfunktion nach akutem MI verhindern (anti-remodeling effect) [166]. 43 ___________________________________________________________________ 2.Literaturübersicht Abb. 10: Anti-remodeling Effekt des G-CSF nach Takano [166]. In einer kürzlich veröffentlichten Studie des Universitätsklinikums Münster konnte ein weiterer neuer Aspekt nach einer G-CSF Behandlung von Mäusen mit künstlich induziertem Infarkt beschrieben werden. Es kam nicht nur zu einer Verbesserung der Pumpfunktion, sondern auch zu einer deutlichen Abnahme der Anfälligkeit für ventrikuläre Tachykardien. Anscheinend führte die G-CSF Behandlung im Randgebiet des Infarktes zu einem deutlich geringeren Abfall der Connexin43Expression im Vergleich zur Placebogruppe und so zu einer Verminderung des arrhythmischen Potentials [11]. Auch bei großen abgeheilten Infarkten konnte gezeigt werden, dass die aus dem zurückliegendem Infarkt resultierende chronische Insuffizienz sich durch eine G-CSF Behandlung deutlich verbessert [167]. Diese Effekte begründete man auf einer Zunahme der G-CSF-Rezeptoren im insuffizienten Herzen, einer Aktivierung verschiedener Signalgeber, sarkomerer Proteine, einer vermehrten Expression von Metalloproteinasen und demgegenüber einer Reduzierung von TNF, AT1, sowie TGF-1 [167]. Doch der Einsatz von G-CSF im Myokardmodell wird kontrovers diskutiert. So kam es bei einer Studie mit G-CSF und intrakoronarer Stammzellinfusion zwar zu einer Verbesserung der Herzfunktion und 44 ___________________________________________________________________ 2.Literaturübersicht einer Förderung der Angiogenese, aber auch zu einer Erhöhung der Re-Stenose Anfälligkeit [168]. Eine weitere Arbeitsgruppe berichtete, dass eine subkutane Gabe von GM-CSF (Granulozten-Monozyten Kolonie stimulierender Faktor) nach akutem Infarkt keinen Effekt auf die Infarktgröße und die linksventrikuläre Funktion beim Schwein zeigte [169]. Neben diesen Studien zur Wirkungsweise von G-CSF beim Herzinfarkt liegen auch erste Ergebnisse bei chronischer Herzinsuffizienz vor, die ebenfalls mit einem Untergang von Kardiomyozyten einhergeht. Neben dem Effekt der Stammzellmobilisation und Migration ins kranke Myokard wird eine direkte Wirkung des G-CSF auf die Kardiomyozyten durch G-CSF- Rezeptoren und Signalwege angenommen [170]. Wie auch im Infarktmodell konnte Wei et al. [171] zeigen, dass bei Adriamycin- induzierter Kardiomyopathie die Fas-Protein Expression, die für die Kardiomyozyten- Apoptose verantwortlich gemacht wird, deutlich abgeschwächt und so der Zelltod deutlich vermindert war und die Ultrastruktur der Kammermuskulatur besser erhalten blieb. Auch hier hatte sich die Pumpfunktion gegenüber der Vergleichsgruppe verbessert. Takemura et al. [172] hingegen führten die verbesserte Pumpfunktion, das Remodeling und die erhöhte Überlebensrate beim Herzinsuffizienzmodell an der Maus nach Doxorubicininduktion und G-CSF- Gabe auf einen Rückgang der Autophagozytose (Typ 2 des programmierten Zelltodes) der Herzzellen zurück. G-CSF induzierte hier durch Aktivierung der molekularen Signalwege, Erhöhung von Matrix Metalloproteinasen und Reduzierung von TNF Veränderungen [173]. In einer Studie mit Doxorubicin induzierter Herzinsuffizienz bei der Maus konnte Takemura [174] diese Ergebnisse bestätigen. G-CSF schützte das Herz vor Atrophie, Degeneration, Fibrose, inflammatorischer Zellinfiltration, Herunterregulierung von GATA-4 und Sarcomerer Proteine, „Myosin heavy chain“, Troponin I und Desmin. Degenerative Veränderungen wie fibrilläres Derangement und Zerreißungen sowie die Ausweitung des Volumens subzellulärer Organellen konnte durch die G-CSF Behandlung signifikant abgeschwächt werden. Schließlich konnte auch in einer ersten kürzlich erschienen tiermedizinischen klinischen Studie an drei Hunden mit dilatativer Kardiomyopathie (DCM) und Therapieresistenz auf konventionelle Therapieverfahren nach subkutaner Injektion von G-CSF (10 g/kg) 45 ___________________________________________________________________ 2.Literaturübersicht eine deutliche Verbesserung der Herzfunktion im Herzultraschall gezeigt werden [175]. Auch eine erste kleine Studie am Menschen zeigte bei 10 Patienten mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz nach subkutaner G-CSF-Injektion postive Effekte auf die Herzfunktion, ohne signifikante nachteilige Effekte der Therapie [176]. Es scheint also, als könne G-CSF nicht nur durch Mobilisation von Stammzellen in der Krebstherapie eingesetzt werden [177], sondern es gilt weiter herauszufinden, ob sich die günstigen Eigenschaften von G-CSF am Herzen in weiteren Studien bestätigen lassen und die genaue Funktionsweise zu studieren. Aufgrund der Berichte von verminderter Arrhythmieanfälligkeit nach G-CSF-Gabe beim Infarktmodell [11] und positiver Effekte auf die Herzfunktion auch bei chronischer Herzinsuffizienz, wollten wir am Beispiel der induzierten Tachymyokardie erstmals Untersuchungen zur Arrhythmognese am insuffizienten Herzen nach G-CSF-Gabe durchführen. Es stellt sich die Frage ob eine G-CSF dabei eine positive Rolle bei der Verhinderung von Proarrhythmie spielt. 2.5.3 Kardiale Connexine Abb. 11: Struktur von Connexinen mod. Nach [85] 46 ___________________________________________________________________ 2.Literaturübersicht Connexine sind Proteinuntereinheiten, die als Familie von Transmembranproteinen die sogenannten Gap junctions bilden. Je sechs Connexine lagern sich an der Membran zu einem Connexon zusammen, das eine Pore umschließt und so einen Kanal bildet. Zwei Connexone zweier benachbarter Zellen bilden einen Gap junctionKanal. Durch diese Tunnelproteine ist ein direkter Austausch von Molekülen bis zu einer Größe von 1 kDa zwischen benachbarten Zellen, und damit auch eine metabolische Kommunikation aneinander grenzender Zellen möglich [178,179]. So können Ca2+, ATP, Adenosin und cyclische Nukleotide von einer Zelle in die andere durch die Gap junctions gelangen [180]. Die Hauptaufgabe dieser Kanäle im Herzen besteht in der Übertragung des Aktionspotentials von Zelle zu Zelle [181]. Dabei ist die Leitungsgeschwindigkeit entlang der Herzmuskelfaser jedoch sehr viel schneller als transvers zu ihr, da sie vor allem durch die Na-Kanäle bestimmt wird, während die transverse Komponente der Weiterleitung vor allem von der Gap junctionKopplung abhängt [179]. Wie bereits unter 2.3.1 erwähnt, erhöhen Myokardinfarkt und Herzinsuffizienz die Neigung zu kardialen Arrhythmien und gehen einher mit Veränderungen der Ionenkanäle aber auch, wie Saffitz et al. [181,182] zeigen mit einer reduzierten Expression des Gap junction Proteins Cx43. Dies führt unweigerlich zu Störungen der Erregungsweiterleitung und bildet das Substrat für die Entstehung von Arrhythmien. 2.6 Der Langendorff- Versuch Das „isoliert perfundierte Herz nach Langendorff“ ist heute in der pharmakologischen, physiologischen und klinischen Forschung eine der meist benutzten experimentellen Methoden, welche es gestattet, die Tätigkeit eines Herzen ex vivo zu untersuchen [191]. Im Gegensatz zu anderen isolierten Präparationen lassen sich am Langendorff-Modell auch Interaktionen zwischen ventrikulären Eigenschaften untersuchen [192]. koronarvaskulären und 47 ___________________________________________________________________ 2.Literaturübersicht 2.6.1 Ein geschichtlicher Überblick Angefangen hat die historische Entwicklung der Methode des isoliert perfundierten Warmblüterherzens mit der parabiotischen Koronarperfusion Carl Ludwigs und führte über Newell Martins Herz-Lungen-Präparat bis zu Langendorffs völliger Isolierung und Perfusion des Herzens. Diese Zeitspanne umfasste 150 Jahre [190]. Carl Ludwig entwickelte 1846 eine Methode zur künstlichen Ernährung des isolierten Säugetierherzens durch parabiotische Infusion. Mit diesem Prinzip konnte der reguläre Herzschlag über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten werden und sogar eine elektrische Stimulation war möglich. Probleme dieser Methode lagen jedoch in der schnellen Blutgerinnung sowie in der mangelnden Möglichkeit, den Herzschlag zu stoppen und das Herz wieder zu beleben. Zwar konnte sich die Methode Carl Ludwigs nicht durchsetzen, in ihr ist aber der erste entscheidende Schritt zum isolierten Herz zu sehen [191]. Elie von Cyon schaffte 20 Jahre später ein Modell, in dem er Froschherzen vollständig aus dem Körper isolierte und mit Kaninchenserum perfundierte. Der Engländer Newell Martin entwickelte ein Herz-Lungen-Präparat bei dem Herz und Lungen im Tier verblieben. Damit besaß dieses Modell sowohl einen natürlichen, intakten Lungenkreislauf, als auch einen künstlichen Körperkreislauf. Als Perfusat diente defibriniertes Kälberblut, welches zur Oxygenierung mit Hilfe der Lungen beatmet werden musste. Oscar Langendorff [193] schließlich verzichtete auf die Oxygenierungsfunktion der Lungen und entnahm das Herz vollständig aus dem Kadaver. Die retrograde Perfusion über die Aorta und die ausschließliche Perfusion der Koronararterien ist entscheidend beim Langendorff-Modell. Als Perfusat diente zunächst homologes Blut, welches später durch saline Nährlösungen ersetzt wurde. Der letzte Schritt in der Geschichte des isoliert perfundierten Herzen vollzog sich in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Neely und Morgan wandelten das Langendorffperfundierte Herz in ein arbeitendes Herz, indem sie den linken Vorhof perfundierten [190,191]. Der Begriff Langendorff- Apparatur hat sich dennoch bis heute gehalten. 48 ___________________________________________________________________ 2.Literaturübersicht 2.6.2 Die historische Langendorff-Anlage Langendorff [193] legte seinem Modell das Prinzip der Perfusion der Herzkranzgefäße zu Grunde. Als Perfusionsmedium diente Blut, welches defibriniert, filtriert und erwärmt wurde. Die Injektionskanüle band er in den aufsteigenden Teil der Aorta vor dem Ursprung der Kopfarterien ein. Entscheidend dafür, dass sich die Semilunarklappen der Aorta schließen und auch bei kräftiger Aktion der linken Kammer geschlossen bleiben, so dass das injizierte Blut nur in die Herzkranzgefäße strömen kann, war ein Injektionsdruck. Die Aortenklappen öffnen sich nur, wenn der intraventrikuläre Druck den Aortendruck übersteigt. Bedingt durch den geringen Kammerinhalt konnte allerdings kein allzu hoher Kammerdruck entstehen, so dass kein hoher Injektionsdruck nötig war. Durch die Koronargefäße gelangte das Blut in den rechten Vorhof und konnte von hier abfließen, da der Vorhof bei der Exzision des Herzen weit eröffnet wurde. Mit dieser Methode gelang es, anscheinend tote, nicht mehr spontan schlagende Herzen wieder zu energischem und frequentem Schlagen zu bringen. Als kritische Faktoren erkannte Langendorff die Frische des Blutes, Verunreinigungen, Gerinnsel, Luftblasen, die passende Temperatur, den passenden Druck sowie mechanische Verletzungen des Herzens. Die zur Blutdurchleitung benutzte Vorrichtung musste folgende Kriterien erfüllen: eine Injektion unter gleichem, regelmäßigem Druck (für das Kaninchenherz 60-80 mmHg), eine gleichbleibende Bluttemperatur über das gesamte Experiment, eine Wiederverwendung des durchs Herz geflossene Perfusats und Schutz des Herzen vor Vertrocknung. Der Informationsgewinn aus der Methode nach Langendorff konnte mit modernen elektronischen, computer-gestützten Mess-, Verrechnungs- und Registriermethoden in den letzten Jahrzehnten bei gleich bleibender Präparationstechnik erheblich gesteigert werden. Nach wie vor ist das isoliert perfundierte Herz nach Langendorff heute im Bereich der physiologischen, pharmakologischen und klinischen Forschung eine der meist benutzten und zitierten experimentellen Methoden [194] 49 ___________________________________________________________________ 2.Literaturübersicht Abb. 12: Historische Darstellung von Langendorffs Perfusionsapparatur 1895 [191]. . 2.6.3 Die Perfusionslösung Langendorff benutzte Blut derselben Tierart als Perfusionsmedium, idealerweise Blut des getöteten Tieres. Die Versuche mit Fremdblut waren zeitlich eng begrenzt [193]. Durchgesetzt hat sich aber der Gebrauch saliner Nährlösungen. Als vorteilhaft erweist sich vor allem das Fehlen unkontrollierbarer endogener Substanzen, wie sie im Blut vorhanden sind. Künstliches Blut sowie hämoglobinhaltige Lösungen wären einsetzbar, wobei der Kosten- und Zeitaufwand wesentlich höher, als für die Herstellung saliner Perfusionsmedien ist [194]. Schon 1898 konnte Rusch [195] nachweisen, dass das Herz auch mit rein saliner Ringer-Lösung für kurze Zeit schlagend erhalten werden kann. Krebs und Henseleit [195] entwickelten 1932 eine Salzlösung, die dem Säugetierserum bezüglich der Zusammensetzung der anorganischen Salze näher kommt und sich durch seinen höheren Kaliumgehalt sowie durch das Vorhandensein von Magnesium, Phosphat und Sulfat auszeichnet. Heute ist die Krebs-Henseleit-Lösung das meist benutzte Perfusionsmedium[194]. 50 3. Material und Methode _____________________________________________________________________________________________________ 3. Material und Methode 3.1 Versuchstiergut Für die Versuchsreihe wurden weiße Neuseelandkaninchen mit einem Gewicht von 3,0-4,5 kg eingesetzt. Es wurden für die Versuche vier Tiergruppen unterschieden: 24 Schrittmacher-Tiere 13 Tiere HI – G-CSF 11 Tiere HI – ohne G-CSF 24 Sham-operierte- Tiere 13 Tiere Sham – G-CSF 11 Tiere Sham ohne G-CSF Es kamen dabei nur weibliche Tiere zum Einsatz, da bei Frauen bekannt ist, dass sie ein längeres QTc-Intervall als Männer haben, und dass somit auch das Geschlecht einen wesentlichen Einfluss auf elektrophysiologische Vorgänge am Herzen hat [196]. Klinische Studien haben auch gezeigt, dass Frauen eine erhöhte Neigung zu medikamenten-induzierten Torsade de Pointes haben [197]. Aus diesem Grund wurden bei dieser Versuchsreihe keine Rammler eingesetzt, um deutliche Effekte beim Provozieren der Arrhythmien zu erhalten. Die Tiere waren in der Zentralen Tierexperimentellen Einrichtung (ZTE) des Universitätsklinikums Münster bei einer Raumtemperatur von 20 °C, einer Luftfeuchtigkeit von 60 % und einem Licht-Dunkel Zyklus von 12:12 h untergebracht. Die dort angestellten Fachpflegekräfte waren für die Fütterung, Pflege und Beobachtung der Tiere verantwortlich. Die perioperative Überwachung der Tiere erfolgte jedoch durch unsere Arbeitsgruppe. Die Kaninchen wurden mit dem Standard- Diätfutter für Kaninchen der Firma Altromin® gefüttert, Wasser stand ad libitum zur Verfügung. Vor dem operativen Eingriff wurde bei jedem Tier das Gewicht ermittelt, ebenso vor jeder erneuten Manipulation der Tiere. Da nur gesunde Tiere für die Studie in Frage kamen, mussten vor OP-Beginn alle Tiere klinisch untersucht 3. Material und Methode 51 _____________________________________________________________________________________________________ werden. Um eine Erkrankung auszuschließen, die die Induktion der Herzinsuffizienz hätte beeinflussen können, wurden die Kaninchen einer Allgemeinuntersuchung unterzogen. 3.2 Schrittmacherimplantation Abb. 13: Lagerung des Kaninchens im Operationsraum unter dem C-Bogen 3.2.1 Operationsvorbereitung Zunächst wurden die Kaninchen, wie bereits erwähnt, allgemeinklinisch untersucht und gewogen. War die Operationseignung festgestellt, narkotisierten wir das Tier 52 3. Material und Methode _____________________________________________________________________________________________________ durch einmalige intramuskuläre Injektion in den Musculus quadriceps femoralis. Dafür verwandten wir in der Mischspritze 35mg/kg Ketamin (Ketanest, 25mg/ml SKetaminhydrochlorid, Pfizer) und 5mg/kg Xylacin (Xylacin, 2% Xylacinhydrochlorid, Ceva Sante Animale Tiergesundheit GmbH). Um die bei dieser Narkoseform offen stehenden Augen vor Austrocknung und eventuell folgender Konjunktivitis zu schützen, trugen wir Bepanthen Augensalbe (Roche) auf. Nach Eintritt der Narkose verbrachten wir das Tier in Rückenlage und konnten nun den Hals des Tieres im Bereich der rechten Drosselrinne großzügig frei scheren. Außerdem wurde ein kleines Areal im Nackenbereich geschoren. Im Operationsraum wurden die Tiere mit tiefer gelagertem Kopf in Rückenlage verbracht (Trendelenburg-Lagerung). Als Unterlage diente ein von der Arbeitsgruppe modifiziertes röntgenstrahlendurchlässiges, leicht gepolstertes Plastikregal. An den Hinterläufen wurden die Kaninchen an der höchsten Stelle der Unterlage fixiert, um nicht kopfwärts abzugleiten. Der Kopf wurde durch eine Nackenrolle gestreckt und durch eine angepasste Beatmungsmaske fixiert. Über diese wurde während der gesamten Operation Sauerstoff mit einem Flow von 10 l/min gegeben. Die Tiere atmeten dabei spontan. Die Vorderläufe wurden nach kaudal gezogen und mit einem Klebestreifen, der wie ein Gurt quer über das Kaninchen verlief, fixiert. Für die Überwachung der vitalen Parameter wurde während der gesamten Operation ein Elektrokardiogramm aufgezeichnet. So konnte über die bipolaren Ableitungen nach Einthoven ( I, II, III ), sowie die unipolaren Ableitungen nach Goldberger (aVF, aVL, aVR) die Herzaktion beobachtet werden. Dazu dienten subkutane Stechelektroden, die an allen vier Extremitäten angebracht wurden. Über eine in der lateralen Ohrrandvene fixierten Verweilkanüle (Butterfly 50 Venofix A, 25G Braun) wurde über die Dauer von 1 h etwa 50-70 ml isotone NatriumchloridLösung (0,9 % NaCl, Braun) infundiert. Der frei rasierte Bereich am Hals wurde schließlich mit Kodan (gefärbte Lösung) desinfiziert. 3.2.2 Operation Zunächst stellten wir mit Hilfe eines sterilen selbstklebenden Lochtuches (Adhesive Towel 75x75 cm, Mölnlycke Health Care GmbH) die rechte Halsregion des Tieres 53 3. Material und Methode _____________________________________________________________________________________________________ dar. Ein zweites Tuch ohne Loch diente der sterilen Abdeckung des Kaninchenkörpers. Der Führungskatheter für die Schrittmacherelektrode (Temporary Fixation Lead, Medtronic) wurde entsprechend der anatomischen Verhältnisse des Kaninchens auf eine Länge von ca. 15 cm gekürzt. Nach Aufsuchen der Trachea wurde lateral davon ein ca. 3 cm langer Hautschnitt durchgeführt. Nun musste die Vena jugularis externa im subcutanen Fettgewebe aufgefunden und ihrem Verlauf nach auf einer Länge von ca. 1,5 cm frei präpariert werden. Das so mobilisierte Teilstück der Vene wurde nun jeweils am kranialen und am kaudalen Ende mit einem chirurgischen Faden (Ethibond Excel grün geflochten, beschichtet, CP-1, 36 mm, ½ c) so umschlungen, dass sich die Schlaufe durch eine zweite Schlinge öffnen und schließen ließ und somit das Lumen des Gefäßes bei Bedarf geöffnet und geschlossen werden konnte. In leicht gestautem Zustand wurde die Vena jugularis externa nun mit einer Pinzette aufgespannt und mit dem Skalpell angeritzt. Jetzt konnte das Gefäß mit einem Gefäßhaken eröffnet und der Führungskatheter durch diese Öffnung ein Stück weit vorgeschoben werden. Abb. 14: Vorschieben des Führungskatheters in die freigelegte Vena Jugularis mit Hilfe des Venenhakens, 54 3. Material und Methode _____________________________________________________________________________________________________ Nun musste der OP-Tisch für die Röntgendurchleuchtung so in Position verbracht werden, dass der Thoraxbereich des Tieres mittig unter der Röntgenröhre zu liegen kam. Unter Röntgenkontrolle (3 Bilder/Sekunde) konnte der Führungskatheter vorsichtig vorgeschoben werden. Gleichzeitiger leichter Zug am verschlossenen kranialen Anteil erleichterte das Vorschieben und verhinderte eine Invagination des kaudalen Anteils. Außerdem wurde durch die verschlossenen Schlaufen der venöse Blutstrom unterbrochen und somit der Blutverlust während der Operation minimiert. Während des Vorschiebens wurde vor allem auch das EKG beobachtet, da bei korrekter Platzierung des Führungskatheters im rechten Ventrikel kurzfristig beim Überwinden der Atrioventrikularklappen ventrikuläre Extrasystolen zu sehen waren. War der Führungskatheter sicher im rechten Herzen platziert, konnte die eigentliche Schrittmachersonde über den Katheter vorgeschoben werden. Durch Schwellenbestimmung wurde am Endokard solange getestet, bis der Ort der minimalen Kammererregungsschwelle mit 1V/ 2mA gefunden war. Die dabei meist entstandene Schlaufe im Ventrikel war auch auf dem Röntgenbild deutlich sichtbar. Abb. 15: Röntgenbild des C-Bogens mit vorgeschobenem Führungskatheter. 55 3. Material und Methode _____________________________________________________________________________________________________ Nun musste der Führungskatheter über die Schrittmachersonde wieder zurückgezogen werden. Dabei wurde ein geringer Druck auf die Sonde ausgeübt, um deren Position im Ventrikel nicht durch die Manipulation am Führungskatheter zu verändern. Mit der kaudalen Stauungsschlinge wurde die Sonde nun in der Vene fixiert. Außerdem legten wir im subkutanen Fettgewebe die Sonde in eine Schlaufe und befestigten diese durch eine Naht. Das kraniale Ende der Vene wurde mit der vorhandenen Stauungsschlinge abgebunden und verschlossen. Vom Nacken des Tieres aus wurde nun mit einer langen Rinderbraunüle (Braunüle MT 3G 14 8cm, Braun Melsungen) subkutan bis in die Operationswunde ein Stichkanal für die Schrittmachersonde gelegt, durch den die Schrittmachersonde im Nacken des Tieres durch die Haut nach außen geführt wurde. So lief die Sonde bis dahin geschützt im Unterhautfettgewebe des Halses. Auch an der Austrittsstelle im Nacken wurde die Sonde noch einmal mit einem Stich festgenäht. Schließlich wurde die Operationswunde mit Einzelheften adaptiert (Prolene 3-0, PS-2 19 mm, 3/8c, blau monofil, nicht resobierbar) und mit in Betaisodona (Mundipharm GmbH) getränkten Kompressen abgedeckt. Der außerhalb des Kaninchens befindliche Teil der Schrittmachersonde wurde aufgerollt, in Kompressen gewickelt und im Nacken des Tieres platziert. Abschließend wurde dem Tier ein Verband angelegt (Acrylastic dehnbar, 10 cm breit). Um diesem Stabilität zu verleihen wurde darin ein selbst gebastelter Kragen integriert. Dieser aus einem PlastikJoghurtbecher herausgeschnittene und allseitig abgepolsterte Kragen verhinderte auch ein Durchkratzen des Verbandes durch die Tiere und schützte so vor einem Herausziehen der Schrittmachersonde. Post operativ erhielten die Tiere noch zunächst für ca. 30 Minuten Sauerstoff über die Gesichtsmaske. Des weiteren versorgten wir die Kaninchen über zwei Tage mit Meloxicam (0,2 mg/kg s.c., Metacam®) zur Schmerztherapie sowie prophylaktisch dreimalig im Abstand von 48 h mit Antibiotika (0,1 ml/kg i.m. LangzeitpenicillinStreptomycin, Suspension, Bayer). Wegen der eingeschränkten Beweglichkeit des Halses wurde den Tieren das Futter und Wasser über Bodennäpfe ad libitum zur Verfügung gestellt. 3. Material und Methode 56 _____________________________________________________________________________________________________ 3.3 Stimulation 3.3.1 Anschließen des externen Schrittmachers Nach einer fünf- bis siebentägigen Rekonvaleszenzphase wurden die Kaninchen an den externen Schrittmacher (Medtronic) über die liegenden Schrittmachersonden angeschlossen. Dafür wurden die Tiere zunächst mit Domitor® (0,1 ml/kg i.m., Pfizer) sediert und nach kurzer Wartezeit wieder ein EKG über Stechelektroden an den Extremitäten abgeleitet. So konnte die Stimulation über den Monitor gut verfolgt werden. Der Halskragen der Tiere wurde zunächst abgenommen und die Operationswunde auf Schwellung oder Entzündung hin untersucht. Nun wurden die Enden des im Nacken der Tiere platzierten Schrittmacherkabels mit einer Backenzange so gebogen, dass sie in die Stecker am externen Schrittmacher passten. Der Schrittmacher wurde mit dem Programmiergerät von Biotronik (EPR 1000 plus) programmiert, so dass mit 300 Schlägen pro Minute bei 5,2 V und 0,4 ms stimuliert wurde. Die physiologische Herzfrequenz bei Kaninchen liegt bei den schwereren Rassen bei ca. 200 Schlägen pro Minute. Dabei wurde die Stimulationsstärke des Schrittmachers solange gesteigert, bis ventrikuläre Schrittmacherkomplexe im EKG den Eigenrhythmus des Kaninchenherzens ablösten. Die Stimulationsschwelle konnte auf diese Weise exakt bestimmt werden, sie lag meist bei ca. 4 V, etwas unter dem später eingestellten Wert. Dies sollte eine durchgängige Stimulation des Herzens durch den externen Schrittmacher sicherstellen, auch wenn die Sonde im Herzen ihre Position leicht ändern würde. Schließlich wurde ein frischer Verband angelegt, in den das Schrittmacherkabel mit dem nun angeschlossenen Schrittmacher integriert wurde. Die Kaninchen erhielten abschließend 0,1 ml/kg Antisedan® (i.m., Pfizer). 3. Material und Methode 57 _____________________________________________________________________________________________________ 3.3.2 Intensivierung der Stimulation Die physiologische Herzfrequenz der Kaninchen liegt bei 180-200 Schlägen pro Minute. Um die Herzen schrittweise an die Stimulation zu gewöhnen, stimulierten wir die Tiere zunächst über einen Zeitraum von sieben Tage mit 300 Schlägen pro Minute. Hiernach erhöhten wir die Frequenz des externen Schrittmachers auf 400 Schläge pro Minute. Für diesen Vorgang wurde die Herzfrequenz mittels Stethoskop überwacht. Der Zeitpunkt des Umstellens konnte in der überwiegenden Zahl der Fälle deutlich gehört werden. So konnte eine Sedation der Tiere vermieden werden, die Tiere waren bei vollem Bewusstsein. War die Frequenzsteigerung jedoch nicht sicher zu hören, wurden die Tiere kurz sediert, an das EKG angeschlossen und die Umstellung so überwacht. Gelegentlich war es dann nötig, den Schwellenwert erneut zu bestimmen und die Volt- oder ms-Zahl zu erhöhen, um ein sicheres Folgen (Ankoppeln) des Herzens zu gewährleisten. Auch bei den im weiteren Verlauf folgenden echokardiographischen Untersuchungen wurde die Ankopplung jeweils erneut überprüft Abb. 16: Obere EKG-Linie zeigt den natürlichen Herzschlag des Kaninchens, in der unteren EKG-Linie ist das Kaninchen an den Herzschrittmacher angekoppelt. 58 3. Material und Methode _____________________________________________________________________________________________________ 3.4 Klinische Untersuchung der Tiere In der Zeit nach der Operation wurden die Kaninchen täglich einer kurzen klinischen Allgemeinuntersuchung unterzogen. Dazu gehörten die Untersuchung des Allgemein- und Ernährungszustandes, die Adspektion von Haut, Haarkleid (besonders im Bereich des Halskragens), Schleimhäuten und Maulhöhle, die Palpation von Lymphknoten und Abdomen, sowie die Auskultation von Herz und Lunge. Außerdem wurde das Körpergewicht der Tiere überwacht. Selten fanden sich leichte Konjunktivitis oder Kratzverletzungen im Bereich des Halsverbandes in den ersten Tagen nach der Operation. Bei der Auskultation des Herzens wurde vor allem auf die Herzfrequenz, die Lautstärke der Herztöne sowie vorhandene Herzgeräusche geachtet, wobei Letztere bei der sehr hohen Herzfrequenz und der häufigen Überlagerung durch die Atemgeräusche nur bedingt zu beurteilen war. Gegen Ende der Herzinsuffizienz- Induktion war immer eine deutlich schlechte Herzkreislaufsituation der Kaninchen klinisch auszumachen. 3.5 G-CSF Applikation Vom Tage der Operation an wurden die G-CSF- Versuchsgruppen täglich mit einem G-CSF Präparat (Granocyte, 34 Mio IE, 264 g, Chugai Pharma Marketing) behandelt. Dazu wurde das gefriergetrocknete G-CSF mit 6,6 ml isotoner NaClLösung aufgelöst, so dass in einem Milliliter Lösung 40 g G-CSF enthalten waren. Einem durchschnittlich 4 kg schweren Kaninchen wurde täglich ein Milliliter der Lösung (10 g G-CSF/ kg KG) im Anschluss an die klinische Allgemeinuntersuchung subkutan injiziert. Das Präparat wurde über den gesamten Zeitraum der Insuffizienzinduktion verabreicht, bis zum Tage der Euthanasie des Tieres. Bei der G-CSF Sham- Versuchstiergruppe injizierten wir das Therapeutikum mindestens über einen Zeitraum von zwei Wochen. 59 3. Material und Methode _____________________________________________________________________________________________________ 3.6 Echokardiographie Ab dem 14. Tag nach der Operation wurden regelmäßig echokardiographische Kontrollen durchgeführt, um den Verlauf der Insuffizienz nicht nur klinisch, sondern auch anhand vergleichbarer bildgebender Daten verfolgen zu können. So stellte diese nichtinvasive Kontrolle der kardialen Funktion mittels Doppler- Echokardiographie den wichtigsten Teil der Einschätzung des zeitlichen Verlaufs und der morphologischen Ausprägung der Herzinsuffizienz dar. Da nach neuesten Erkenntnissen gerade die Xylazin/Ketamin-Anästhesie deutlich messbare kardiodepressive Effekte auf die Herzfunktion hat [198], wurden die Kaninchen hierfür mit Isoflurane über eine selbst konstruierte Gesichtsmaske in eine flache Inhalationsnarkose (Einleitung mit 4 Vol.%, Erhaltung mit 2 Vol.% bei 6 l/h O2) gelegt. Um eine bessere Ankopplung des Schallkopfes zu erreichen, wurden die Tiere parasternal vor allem im Bereich des dritten bis sechsten Interkostalraumes geschoren. Anschließend wurde eine Schicht Ultraschallgel auf den Brustkorb aufgetragen, welches zuvor bei 3000 rpm für zehn Minuten zentrifugiert worden war, um Lufteinschlüsse zu verhindern, die die akustische Ankopplung stören würden. Für die transthorakale Echokardiographie nutzen wir einen 12 MHz Sektor- Schallkopf (SONOS 5500, B2 software package, Philips Medical Systems, The Netherlands), der vorsichtig in die Gelschicht getaucht wurde, möglichst ohne Druck auf den Thorax auszuüben. Um zunächst einen Überblick zu bekommen, wurde mit einem Kurzachsenschall sowie mit dem vier- bzw. fünf Kammerblick in der Längsachse im B-Mode begonnen. So ließen sich die Länge des linken Ventrikels in der Enddiastole, Aortenwurzeldurchmesser sowie die Vorhöfe oder auch Perikardergüsse im bewegten Bild beurteilen. Anschließend nutzen wir im parasternalen Längsachsenschnitt auf mittlerer Höhe der Papillarmuskeln den M-Mode, um die Wanddicken des Ventrikelseptums (IVSS, IVSD), der rechtsventrikulären Vorderwand, der linksventrikulären Hinterwand (LVPWS, LVPWD) sowie den Durchmesser des linken Ventrikels (LVDD, LVDS) und Perikardergüsse jeweils endsystolisch und enddiastolisch ausmessen zu können. Die Messungen wurden nach der „leading-edge to leading-edge“-Methode der „American Society of 60 3. Material und Methode _____________________________________________________________________________________________________ Echokardiography“ durchgeführt [199]. So konnte die so genannte FS (fractional shorting) oder Verkürzungsfraktion als grob orientierender Parameter zur Einschätzung der linksventrikulären systolischen Funktion bestimmt werden. Er dient als Maß für die Kontraktionsfähigkeit des Ventrikels. Des Weiteren konnten aus den im M-Mode gemessenen Werten die Ejektionsfraktion (EF) modifiziert nach Simpson errechnet werden [200]. Auch die EF dient als Maß für die Kontraktionsfähigkeit des Herzens und ist die Differenz aus enddiastolischem und endsystolischem linksventrikulärem Volumen, dividiert durch das enddiastolische Volumen. Die ausgeworfenen Blutvolumina und die Ejektionsfraktion wurden rechnergestützt durch das Ultraschallgerät bestimmt. Dabei diente uns die EF als ausschlaggebender Wert für die Beurteilung der Herzinsuffizienz. Bereits an Tag 14 der hochfrequenten Schrittmacherstimulation zeigten sich typische Anzeichen einer Links- und Rechtsherzinsuffizienz mit deutlicher Verschlechterung der linksventrikulären Funktion, Dilatation des rechten und linken Ventrikels sowie der Vorhöfe. Zum Teil zeigten sich hochgradige Perikardergüsse und eine massive Verschlechterung der Wandbewegungen. Stellte sich bei den Kaninchen eine chronische Herzinsuffizienz mit einer Ejektionsfraktion von weniger als 25 % ein, war das Ziel der Hochfrequenzstimulation erreicht [201]. Abb. 17: Darstellung im M-Mode. Sham-Tier; gute linkventrikuläre Kontraktilität (EF: 74,5 %). 3. Material und Methode 61 _____________________________________________________________________________________________________ Abb. 18: Darstellung im M-Mode: herzinsuffizientes Tier mit deutlich reduzierten Kontraktionsbewegungen, vergrößertem Ventrikel und dünnerem Myokard (EF: 23,6 %). Abb. 19: Darstellung im M-Mode: mit G-CSF-behandeltes herzinsuffizientes Tier, ebenfalls deutlich reduzierte Kontraktionsbewegungen (EF: 10,8 %). 62 3. Material und Methode _____________________________________________________________________________________________________ 3.7 Der Langendorff-Versuch 3.7.1 Präparation des isolierten Kaninchenherzens Die Kaninchen wurden vor der Präparation zunächst gewogen. Dabei wogen die Tiere im Schnitt 3,8 kg ± 500 g. Prämediziert wurde über die laterale Ohrrandvene (V. auricularis superficialis) mit einem Butterfly. Um eine intrakardiale Thrombenbildung zu verhindern, injizierten wir Heparin- Natrium (1000 IU/kg Liquenium, Hoffmann La Roche AG, Deutschland). Anschließend erreichte man mit langsamer Thiopental Gabe eine Betäubung der Tiere mit Erschlaffung der Willkürmuskulatur und Bewusstseinsverlust. Die Überprüfung des Lidreflexes zeigte uns die Tiefe der Narkose, fiel dieser negativ aus, konnte mit der Präparation begonnen werden. Der Tod des Tieres wurde durch Eröffnen der Halsschlaggefäße (Kehlschnitt) am über Kopf hängenden Tier herbeigeführt. Nach ca. zwei bis drei Sekunden legte der Assistent das Kaninchen mit dem Rücken auf das Präparationstablett. Durch Zug jeweils an den Vorder- und Hinterextremitäten hielt der Assistent die Bauchdecke unter Spannung. Nun eröffnete man parallel zum Rippenbogen die Bauchhöhle so, dass man, nach Zurückklappen der Leber freie Sicht auf das Zwerchfell hatte. Nach Ablösen des Zwerchfells wurde die Brustwand mit einer handelsüblichen Geflügelschere durchtrennt, so dass der knöcherne Thorax zurückgeklappt werden konnte und man freie Sicht auf das schlagende Herz hatte. Jetzt wurde das Herz von den umgebenden Strukturen befreit und der Herzbeutel eröffnet. Unter Erhalt eines ausreichend langen Aortenstumpfes konnte das Kaninchenherz nun entnommen werden. Das Herz wurde unverzüglich in ein Becherglas getaucht, das mit 37 °C warmer Krebs-Henseleit Lösung gefüllt war. Da die Versorgung des Herzens aufrechterhalten werden musste, wurde es schnellstmöglich an die dafür vorgesehene Kanüle der Langendorff-Anlage gehängt. Um die retrograde Perfusion gewährleisten zu können, war jedoch zunächst das Durchtrennen des Pulmonalarterienstammes nötig. Erst jetzt konnte man mit Hilfe eines chirurgischen Fadens (3 metric Vicryl, Ethicon) das Herz an der Glaskanüle befestigen. Bevor das Herz nun einige Minuten in Ruhe in der Lösung des Becherglases ausbluten konnte, wurde es von letzten eventuell verblieben Lungen- oder Geweberesten im Bereich 3. Material und Methode 63 _____________________________________________________________________________________________________ der Herzbasis befreit. Blutete das Organ nicht vollständig aus, bevor es ins endgültige Wasserbad der Langendorff-Anlage getaucht wurde, konnte die Trübung der Lösung zu einer deutlichen Sichtbehinderung beim korrekten Platzieren der MAP- Katheter führen. Schließlich diente ein an einer Kanüle befestigter kleiner Ballon, der über den Vorhof in den linken Ventrikel geschoben wurde, der Stabilisierung des Herzens. Dafür war es jedoch nötig, ein kleines Loch in das linke Atrium zu schneiden, um den Ballon vorschieben zu können. Dabei musste man vorsichtig die Mitralklappe überwinden, um keine Papillarmuskeln zu beschädigen. Die Ballonkanüle wurde nun mit Pflasterstreifen an der Aortenkanüle fixiert. Diese Konstruktion diente dazu, das Herz innerhalb des Wärmebades zu stabilisieren und den Druck im Herzen mittels eines im Ballon befindlichen Druckaufnehmers kontinuierlich zu registrieren. Letztlich wurde ein kleiner Zugang zu beiden Vorhöfen frei präpariert, um durch Quetschen mit einer Gewebepinzette im Bereich der AVKnotenregion an der unteren Grenze des Vorhofseptums einen AV-Block zu induzieren. Dies erfolgte bereits unter EKG-Kontrolle, welches zuvor um das Herz herum platziert worden war. Daraufhin wurden nach standardisiertem Muster sieben der vierpoligen monophasischen Aktionspotential (MAP)-Katheter epikardial auf dem Kaninchenherzen platziert. Der achte MAP-Katheter wurde neben dem Ballon vorsichtig in den linken Ventrikel vorgeschoben und lag somit endokardial an der Herzspitze. Vom Durchtrennen der Jugulargefäße bis zum Anschluss des Herzens an die Aortenkanüle der Langendorff-Apparatur vergingen durchschnittlich 90 s. 64 3. Material und Methode _____________________________________________________________________________________________________ 3.7.2 Versuchsaufbau Grundlage der Versuche bildete die Langendorff-Apparatur (Hugo Sachs Elektronik, Medical Research Instrumentation, March-Hugstetten, Deutschland), die es uns ermöglichte, unter konstanten Bedingungen (Perfusionsdruck, Koronarfluss, Temperatur) das isolierte Kaninchenherz über die Aorta retrograd zu perfundieren. So konnten elektrophysiologische Parameter zum Beispiel über ein EKG oder die Ableitung monophasischer Aktionspotentiale (MAP) gemessen werden. Abb. 20: Schematische Darstellung der Langendorff- Apparatur der Firma Hugo Sachs Elektronik 65 3. Material und Methode _____________________________________________________________________________________________________ 3.7.2.1 Perfusionslösung und Wärmebad Um das Herz mit allen nötigen Elektrolyten und Energie zu versorgen, musste vor Versuchsbeginn eine Nährlösung hergestellt werden. Dazu wurden an einer elektrischen Waage (Satorius, BP 210 S) zunächst für die Krebs-Henseleit-Lösung (KHB) alle nötigen Chemikalien (Sigma-Aldrich) abgewogen und in 10 l deionisiertem Wasser gelöst (siehe Tab.1). Im zweiten Lösungsansatz wurden zwei der zehn Liter mit reduziertem Kalium-Gehalt hergestellt. Anschließend wurde die Lösung mit Hilfe von Faltenfiltern (Watman® GmbH, 595 ½) filtriert und konnte nun zum Einsatz kommen. Tab. 1: Zusammensetzung der Krebs-Henseleit-Lösung Substanz C (mmol/l) NaCl 118,00 NaHCO3 24,88 Glucose H2O 5,55 Na-Pyruvat 2,00 MgSo4 x 7 H2O 0,83 CaCl2 x 2 H2O 1,80 KH2PO4 1,18 KCl (5,8mmol) 4,70 oder KCl (1,5 mmol) 0,33 Die Krebs-Henseleit-Lösung wurde mit Hilfe einer Kreiselpumpe (Ecoline VC-MS/CA 6-8) aus dem Vorratsbehältnis mit konstanter Geschwindigkeit (Flow: 52 ml/min) durch den Wärmetauscher der Langendorff-Anlage zum Herzen gepumpt. Der Flow wurde vor Versuchsbeginn manuell mit einem Messzylinder überprüft. Die Perfusionslösung wurde während des gesamten Versuches mit Carbogen, einem Gasgemisch aus 95 % Sauerstoff und 5 % Kohlendioxid begast, um eine Sauerstoffsättigung der Lösung zu erreichen. Der Wärmeaustauscher der Anlage erwärmte das Perfusat mit Hilfe doppelwandiger Röhren, die im Gegenstromprinzip spiralförmig verliefen, so dass es eine Temperatur von ca. 37 °C hatte, wenn es das Kaninchenherz erreichte. Das Herz selbst hing ebenfalls in einem durch 66 3. Material und Methode _____________________________________________________________________________________________________ doppelwandiges Glas aufgewärmten Lösungsbad an der Langendorff-Anlage. Die Temperatur des Wärmebads und der geförderten Lösung wurden vor Beginn und während des Versuches mit einem digitalen Thermometer überprüft. Mit einem konstanten Perfusionsdruck von 90 mmHg, der zuvor an der Apparatur eingestellt werden konnte, durchfloss das Perfusat über die Perfusionskanüle der Anlage retrograd die Aorta ascendens und die Koronarien. Anschließend versorgte die Lösung das Myokard und sammelte sich nach Passage des Sinus coronarius und des rechten Vorhofs im rechten Ventrikel, um über die eröffnete Arteria pulmonalis in das Wärmebad ausgestoßen zu werden. Auf diese Weise wurde die Lösung ständig erneuert, da überschüssige Lösung über ein Ventil aus dem Wärmebad wieder abfließen konnte. Mit Hilfe von Dreiwegehähnen war es außerdem möglich, verschiedene Medikamente über einen Perfusor (Perfusor®, Secura, Braun) dem Perfusat zu zugeben. Ebenso war der Wechsel von normaler Krebs-Henseleit-Lösung (KHB) zu hypokaliämischer KHB durch Umlegen eines Dreiwegehahnes möglich, ohne dass dabei Perfusionspausen im Myokard entstanden. 3.7.2.2 EKG-Ableitung Während des gesamten Versuchs wurde kontinuierlich ein Elektrokardiogramm abgeleitet. Im Wärmebad der Langendorff-Apparatur befanden sich auf einer von Hugo Sachs entwickelten Plattform Elektroden einer Vielpol-EKG-Ableitung aus Silber/Silberchlorid. Sie waren auf der Einrichtung so angebracht, dass sie auch ohne das Vorhandensein eines Kaninchenkörpers neben der Aufzeichnung der Extremitäten-Ableitungen nach Goldberger und Einthoven zusätzlich die Aufzeichnung von sechs Brustwandableitungen simulierten. Die Elektroden wurden mit Hilfe ihrer aus weichem Gummi bestehenden Arme, die über ein Kugellager mit der Plattform verbunden waren, dicht um das in das Wärmebad getauchte Herz platziert. So konnten auch während des Versuches die Positionen der Elektroden angepasst werden. Die Ableitung der elektrischen Ströme erfolgte ohne direkten Kontakt zum Organ durch die Lösung. Die Signale wurden mittels 3. Material und Methode 67 _____________________________________________________________________________________________________ Standardverstärkers mit einem 0,1- 300 Hz-Filter verstärkt. Die Aufzeichnung des EKGs übernahm eine Anlage der Firma Bard (Lab System, Recording and Analysis for Electrophysiology, C. R. Bard, Inc. 1989-1996). Abb. 21: EKG-Korb der Langendorff-Anlage. 3.7.2.3 MAP-Ableitung Abb. 23: Isoliertes Kaninchenherz nach Präparation und Platzierung der Katheter. Das Herz ist über die Aorta an einer Kanüle befestigt. 68 3. Material und Methode _____________________________________________________________________________________________________ Die epikardialen monophasischen Aktionspotentiale wurden mit Hilfe von sieben kreisförmig um das Herz angeordneten Kathetern (EP Technologies Mountain View, CA, USA) abgeleitet. Diese waren über Stahlröhrchen mit einem eigens verstellbaren Federmechanismus so angebracht, dass sie senkrecht auf dem Herzen standen und den Kontraktionsbewegungen des Herzens mit konstantem Druck folgen konnten. Ein weiterer achter flexibler Katheter ohne Führungsröhrchen wurde vorsichtig parallel zum Ballonkatheter in den linken Ventrikel bis zur Herzspitze vorgeschoben, um endokardiale Messungen durchzuführen. Die Position der Katheter war standardisiert vorgegeben (drei rechts epikardial, vier links epikardial, einer links endokardial). Waren sie einmal platziert, wurden sie während des Versuchs nur zur Optimierung der Signale geringgradig verändert. Die Katheterspitzen mussten nur dann großzügiger verschoben werden, wenn deutliche Formveränderungen wie Verkürzung mit Zuspitzung der Signale bestehen blieben. Meist waren kleine lokale Myokardischämien die Ursache. Map IV Map V Map III Map VI Map II Map I Map VII Map VIII Abb. 22: Standardisierte Platzierung der MAP-Katheter auf dem Herzen. Mit Hilfe dieser Katheter konnten also monophasische Aktionspotentiale abgeleitet, und damit Dauer und Ablauf von Depolarisation und Repolarisation des Myokardgewebes während des gesamten Versuchs wiedergegeben werden. Sowohl in-vitro [201] als auch in-vivo bei Tiermodellen [202, 203] und beim Menschen [204] stellt die Aufzeichnung monophasischer Aktionspotentiale ein probates Mittel zur 69 3. Material und Methode _____________________________________________________________________________________________________ Bestimmung des Verlaufs der Repolarisation dar. Mit Hilfe dieser auch klinisch verwendeten Katheter sind jedoch nicht nur MAP-Signale abgeleitet worden, sondern das Kaninchenherz wurde auch fixfrequent mittels eines Stimulators über den mittig rechts epikardial platzierten Katheter stimuliert. Alle MAP-Signale wurden verstärkt und gefiltert (0,1-300 Hz) und zur Offline-Analyse mit einer volldigitalen Aufzeichnungsanlage (BARD Electrophysiology LabSystem) auf Optical-Disks aufgezeichnet. Mit einer Rate von 1 kHz und einer Auflösung von 12 bit wurden die Daten gespeichert und online digitalisiert. 3.7.2.4 Stimulation Um das Herz mit Hilfe eines Stimulators (universal programmable stimulator, UHS 20, Biotronik, Germany) stimulieren zu können, wurde zuvor, wie unter 3.7.1 beschrieben, unter EKG-Kontrolle das Vorhofseptum nahe der Ventilebene im Bereich des AV-Knotens so lange gequetscht, bis ein langsamer junktionaler Ersatzrhythmus den schnelleren Sinusrhythmus ablöste. Hatte der Ersatzrhythmus eine Zykluslänge von mindestens 900 ms und blieb einige Minuten lang stabil, konnte mit der Stimulation begonnen werden. Nach erfolgreicher mechanischer Ablation des AV-Knotens musste zunächst die Stimulationsschwelle bestimmt werden. Die Stimulation des Herzens erfolgte durch „Square- Wave- Pulse“ mit einer Dauer von 2 ms durch den rechts epikardialen Katheter. Die Stimulationsstärke (in mA) wurde so lange gesteigert, bis die elektrischen Impulse eine Kontraktion des gesamten Herzens auslösten und somit eine Ankopplung stattgefunden hatte. Das Stimulationsoutput wurde nun verdoppelt und damit die Frequenztreppe durchgeführt. Das heißt, dass das Herz jeweils für eine Minute, beginnend bei einer Zykluslänge von 900 ms stimuliert wurde und dann anschließend die Zykluslänge um 100 ms verkürzt wurde, bis schließlich zur letzten Frequenz mit einer Zykluslänge von 300 ms. Nach jeder Einlaufzeit bzw. vor jedem neuen Protokollteil wurde diese Stimulationsschwelle erneut bestimmt und anschließend dieser Wert verdoppelt. 3. Material und Methode 70 _____________________________________________________________________________________________________ Abb. 24: Aufzeichnung der Frequenztreppe mit der BARD-Anlage. 3.7.3 Versuchsprotokoll bzw. Versuchsdurchführung 3.7.3.1 Frequenztreppe Für den ersten Versuchsteil wurde das Herz zunächst ohne Zugabe von Medikamenten bei sieben verschiedenen Zykluslängen stimuliert (900-300 ms). Dafür wurde bei doppelter Stimulationsschwelle eine Frequenztreppe durchgeführt, bei der beginnend bei 900 ms jeweils mindestens eine Minute stimuliert wurde. Nach ca. einer Minute hatte sich die MAP-Länge stabilisiert, so dass für die Auswertung die letzten zehn Sekunden genutzt werden konnten. Die Zykluslänge wurde nun um je 100 ms nach jeder Minute reduziert bis zur letzten Frequenz von 300 ms. 3.7.3.2 Refraktärzeitbestimmung (S2/S3) Nach dieser ersten Frequenztreppe folgte die Refraktärzeitbestimmung. Dafür wurde zunächst wieder für eine Minute bei 900 ms stimuliert. Am Ende der Minute erfolgte eine programmierte Doppelstimulation (S2-Bestimmung) beginnend mit einem Abstand von 250 ms. Dabei wurde der zweite Impuls jeweils nach sieben fixfrequenten Schlägen bei 900 ms immer um 10 ms dichter an den vorherigen 71 3. Material und Methode _____________________________________________________________________________________________________ Impuls „herangefahren“, solange bis auf den zweiten Impuls kein Aktionspotential des Herzens folgte, da sich das Herz noch in der Refraktärphase befand. Für die nun folgende S3-Bestimmung wurde der zuvor bestimmte Refraktärwert um 20 ms erhöht, so dass das Herz auf den zweiten Stimulus hin sicher kontrahierte. Der dritte Stimulus wurde wieder bei 250 ms begonnen und jeweils bei jeder folgenden programmierten Stimulation nach sieben Schlägen um 10 ms so lange verkürzt, bis das Herz auf den dritten Stimulus nicht mehr kontrahierte. Mittels programmierter Ventrikelstimulation sollte ein Kammerflimmern des Kaninchenherzens induziert werden. Reagierte das Herz auf die programmierte Stimulation mit selbstterminierendem Kammerflimmern, so wurde die Stimulation für mindestens fünf Minuten ausgesetzt, damit sich das Herz erholen konnte. War dies nicht der Fall, so erfolgte eine Terminierung des Flimmerns mittels Defibrillator (CPI-Guidant GmbH & Co, Gießen, Model cpi® 2815). Flimmerte das Herz auch bei dem Versuch den Refraktärwert erneut zu ermitteln, so wurde nach dieser Wiederholung mit der nächsten Zykluslänge begonnen. Abb. 25: Typisches Beispiel für Kammerflimmern nach S2-Stimulation. 72 3. Material und Methode _____________________________________________________________________________________________________ 3.7.3.3 High-Rate-Protokoll Im Anschluss an die programmierte Stimulation wurde erneut die Stimulationsschwelle bestimmt. Es folgte nun zunächst wieder bei doppelter Stimulationsschwelle das „High-rate-Protokoll“. Dabei wurde für fünf Sekunden mit 1000 Pulsen pro Sekunde (pps) stimuliert, um so Kammerflimmern zu induzieren. Reagierte das Herz nicht, wurde nach einer Erholungsphase von einer Minute die Schwelle verdreifacht und erneut für fünf Sekunden mit 1000 pps stimuliert. Nach einer Minute Wartezeit wurde schließlich die Schwelle vervierfacht. Flimmerte das Herz nach der High-Rate-Stimulation wurde eine Pause von fünf Minuten abgewartet in der sich das Herz erholen konnte, bevor mit dem Protokoll fortgefahren wurde. Das High-rate-Protokoll wurde ebenfalls einmal wiederholt. Es wurde hiernach fünf Minuten gewartet, bis sich die MAP-Signale erholt hatten und wieder stabile Bedingungen herrschten. Abb. 26: Beispiel für eine „High-rate“-Stimulation ohne Kammerflimmern. 73 3. Material und Methode _____________________________________________________________________________________________________ Abb. 27: Beispiel für „High-rate“-Stimulation mit anschließendem Kammerflimmern. 3.7.3.4 KHB mit 1,5 mmol/l K+ Der Stimulator wurde zunächst ausgeschaltet und durch Umlegen eines Dreiwegehahnes wurde statt der KHB-Lösung mit 5,8mM K+, KHB-Lösung mit erniedrigter Kaliumkonzentration (1,5mM K+) infundiert. Nach fünf Minuten Einlaufzeit legten wir den Dreiwegehahn wieder um, so dass normale Nährlösung das Herz versorgte und sich die MAP-Signale wieder erholen konnten (ebenfalls fünf Minuten). Mit diesem Protokollteil schafften wir Bedingungen (Hypokaliämie [69] und der bereits bestehende AV-Block), die das Risiko für das Auftreten von Torsade de Pointes erhöhen [205]. Während der fünf Minuten konnte das Auftreten von frühen Nachdepolarisationen, Torsade de Pointes oder anderen Rhythmusstörungen beobachtet werden. Diese wurden aufgezeichnet, markiert und später offline ausgewertet. 74 3. Material und Methode _____________________________________________________________________________________________________ Abb. 28: Beispiel für Torsade de Pointes unter erniedrigter Kaliumkonzentration bei 300 M Erythromycin nach vorausgegangenen EADs. 3.7.3.5 Erythromycin Im Anschluss an diesen Baseline-Teil wurde über einen seitlichen Zugang mit Hilfe eines Perfusors (Perfusor®, Secura, Braun) über 10 Minuten das Makrolidantibiotikum Erythromycin mit einer Konzentration von 150 M permanent infundiert. Während dieser Einlaufphase war der Stimulator ausgeschaltet und das Herz schlug im Eigenrhythmus. Dabei konnten bereits Veränderungen der MAPLänge und Form beobachtet werden. Es ist bekannt, dass Erythromycin durch konzentrationsabhängige Hemmung des IKr-Kanals zu einer Verlängerung der Repolarisation und zu Torsade de Pointes führt [28, 30]. Ziel dieses Protokollteils war es also, durch das torsadogene Potential des Erythromycins eine weitere Reduktion der Repolarisationsreserve zu erreichen und so einen zusätzlichen Risikofaktor für das Auslösen von Proarrhythmie zu haben. Auch hier wurde zunächst eine Frequenztreppe, wie oben beschrieben, durchgeführt (900-300 ms), bei der jeweils die letzten zehn Sekunden für die Auswertung genutzt wurden. Dann wurde der Stimulator ausgestellt und es folgte wieder eine fünfminütige Einlaufphase von 75 3. Material und Methode _____________________________________________________________________________________________________ hypokaliämischer KHB bei fortlaufender Infusion des Makrolidantibiotikums. Yang und Roden [69] konnten zeigen, dass sogar während maximaler medikamentöser Blockade des IKr- Kanals eine Reduktion der Kaliumkonzentration zu einer zusätzlichen Blockade des Kanals führt und damit auch das Risiko für das Auftreten von Torsade de Pointes erhöht. Anschließend wurde wieder normale Infusionslösung verwandt. Die Versuche aller vier Versuchsgruppen wurden nach diesem Protokoll durchgeführt. 3.7.4 Auswertung 3.7.4.1 Repolarisationszeiten und QT-Werte Während des gesamten Versuchs wurden zwölf EKG-Spuren und acht monophasische Aktionspotentiale über die Bard-Anlage aufgezeichnet. Für die Auswertung wurden jeweils die letzten 15 MAPs einer Frequenztreppe zunächst markiert, kopiert und dann digital auf ZIP-Disketten abgespeichert. Die MAP-Kurven mussten nun über das LabVIEW-Programm, welches von Prof. M. Franz (Washington, U.S.A.) [206] entwickelt und freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurde, in numerische Excel-Daten konvertiert werden. Gemessen wurde jeweils APD50 und APD90, also die Länge eines Aktionspotentials, gemessen vom steilsten Anstieg der Depolarisation bis zu seiner 50 bzw. 90%-igen Repolarisation. Das verwendete Computerprogramm LabVIEW 2.0 gibt dabei die Werte bis zur entsprechenden Repolarisation vom Plateau ausgehend an. Abb. 29: Schematische Darstellung der Messung von MAP50 und MAP90. 76 3. Material und Methode _____________________________________________________________________________________________________ Die aufgezeichneten Signale konnten jedoch nur dann in die Analyse eingehen, wenn sie reproduzierbar eine stabile Nulllinie, MAP-Dauer und Amplitude mit einer Abweichung von nicht mehr als 10 % aufwiesen. Dann konnten aus den 15 MAPSignalen die Mittelwerte berechnet werden. Außerdem wurde die Zeit zwischen längstem und kürzestem simultan aufgezeichnetem MAP, also die Dispersion für APD50 und APD90, berechnet. Außerdem wurden die minimalen (MAPmin) und maximalen (MAPmax) Werte und die entsprechende Standardabweichung erfasst. Aus diesen Werten konnte dann die Dispersion der Repolarisation aus der Differenz jeweils für den rechten und linken Ventrikel epikardial sowie links endokardial berechnet werden. Durch ein Messprogramm unterstützt, mussten die QT-Zeiten manuell ausgemessen werden und in Excel-Tabellen eingetragen werden. Auch hier wurden daraus Mittelwerte für die jeweilige Zykluslänge gebildet. Durch die Aufzeichnung von MAPs kann die Dispersion der Repolarisation quantifiziert werden. 3.7.4.2 Rhythmusstörungen Für die Auswertung waren zwei verschiedene Protokollteile mit ihren unterschiedlichen arrhythmogenen Ereignissen relevant. Zunächst wurde im Protokollteil der programmierten Stimulation (der S2/S3- Bestimmung) und dem „High-rate“-Protokoll sowohl quantitativ wie auch qualitativ das Auftreten von Kammerflimmern erfasst. Dabei wurde auch festgehalten, ob das aufgetretene Kammerflimmern selbstlimitierend war oder ob defibrilliert werden musste. In dem fünf Minuten dauernden hypokaliämischen Protokollteil, der der Provokation von Torsade de Pointes galt, wurden die Ereignisse ebenfalls quantitativ erfasst. Die frühen Nachdepolarisationen wurden jedoch nicht gesondert registriert. Es wurde festgehalten, ob polymorphe Kammertachykardien vom Torsade de Pointes Typ überhaupt auftraten und wenn dies der Fall war, wurde die Häufigkeit ausgezählt, um quantitative Unterschiede zu erfassen. Torsade de Pointes wurden nach Dessertenne als eine polymorphe Kammertachykardie mit mindestens sechs Schlägen und mit einer um die Nulllinie rotierenden Achse und spontaner Terminierung definiert [65]. 77 3. Material und Methode _____________________________________________________________________________________________________ 3.8 Statistik Die Ergebnisse zusammengetragen wurden und mit hier Hilfe für die einer Datenbank Auswertung mit (Microsoft dem Excel) Statistik- und Analyseprogramm SPSS (SPSS für Windows 11.0 und 15.0) vorbereitet. Die Variablen wurden zunächst mit Hilfe des Kolmogorov-Smirnov- Tests auf Normalverteilung geprüft. Für die Testung der nicht-parametrischen Variablen benutzten wir den Friedmann- und den Wilcoxon-Test. Der Mann-Whitney-U-Test wurde für die nicht-parametrischen Variablen zwischen den verschiedenen Gruppen verwandt. So wurde der Einfluss von G-CSF und Erythromycin auf die EKGParameter sowie die MAP-Dauer und die Dispersion mit dem Friedmann-Test erforscht. Für die Aktionspotentiallängen, die Dispersion der Repolarisation, die echokardiographischen Ergebnisse, die Kammerflimmer- und die TDP-Inzidenzen zwischen der Sham- und der Herzinsuffizienzgruppe verwandten wir den U-Test nach Mann und Whitney. Inzidenzen von Kammerflimmern und TDP-Ereignissen wurden mit dem Chi-Quadrat-Test und dem Fisher-Test analysiert. Einen Wert von p<0,05 sahen wir als statistisch signifikant an. Die Auswertungen erfolgten in Zusammenarbeit mit dem hiesigen Institut für Medizinische Informatik und Biomathematik. Die Betreuung wurde durch Frau Dr. rer. medic. N. Osada geleistet. 4. Ergebnisse 78 _____________________________________________________________________________________________________ 4. Ergebnisse 4.1 Erzeugung einer signifikanten Herzinsuffizienz Abb. 30: Morphologischer Vergleich eines normalen Herzens (links) mit einem insuffizienten Herz (rechts) in der Langendorffanlage. Rechts ragt noch das Schrittmacherkabel aus der Vena cava superior heraus. Durch die schnelle ventrikuläre Schrittmacherstimulation kam es bei den stimulierten Tieren zu einer signifikanten Abnahme der Parameter der Herzleistung, die mittels Echokardiographie ermittelt worden waren. Mit beginnender Stimulation entwickelten die Kaninchen oft einen deutlichen Aszites, meist kombiniert mit Bewegungsunlust, Schwäche, Inappetenz, Abmagerung, Dyspnoe und Apathie. Quantitativ zeigte sich dies bei der Ejektionsfraktion (EF), sowohl bei Tieren mit wie auch ohne G-CSFBehandlung. Die EF nahm von 73 % ± 3 auf 18,1 % bei den nicht behandelten Tieren und auf 17,1 % bei den mit G-CSF behandelten Tieren ab (p< 0,001). 79 4. Ergebnisse _____________________________________________________________________________________________________ Zwischen der nicht behandelten und der mit G-CSF behandelten Herzinsuffizienzgruppe trat kein signifikanter Unterschied bei der gemessenen EF auf. Die EF beider Herzinsuffizienzgruppen (mit und ohne G-CSF) war jedoch gegenüber der Sham-Kontrollgruppe signifikant reduziert. 80 70 EF in % 60 50 40 30 20 10 0 HI mit GCSF HI ohne GCSF Sham ohne GCSF Versuchsgruppe Abb. 31: Signifikante Abnahme der Ejektionsfraktion vor und nach schneller Schrittmacherstimulation. Die „Pacing“-dauer der mit G-CSF behandelten Tiergruppe war nicht signifikant verlängert (p=0,208) im Vergleich zur nicht behandelten Gruppe. Im Mittel lag bei den herzinsuffizienten Tieren ohne G-CSF der Wert bei 17 Tagen Laufzeit, bis sich der Endpunkt der Herzinsuffizienz eingestellt hatte, mit G-CSF- Behandlung dauerte es zwei Tage länger, bis echokardiographisch eine EF um 20% festgestellt werden konnte (Median 19 Tage Laufzeit). Stimulationszeit in Tagen 40 35 30 25 20 15 10 5 0 HI ohne GCSF HI mit GCSF Versuchsgruppe Abb. 32: Stimulationszeiten der Herzinsuffizienzgruppe mit und ohne G-CSF Behandlung. 80 4. Ergebnisse _____________________________________________________________________________________________________ 4.2 Einfluss der Herzinsuffizienz auf die myokardiale Repolarisation Die Repolarisationszeiten der Kardiomyozyten waren bei den herzinsuffizienten Kaninchen im Vergleich mit den gesunden Tieren im Schnitt deutlich verlängert. Dies zeigte sich sowohl an den im EKG-gemessenen QT-Zeiten als auch an der Verlängerung der MAP-Signale. Während die QT-Werte jedoch nicht signifikant verlängert (p>0,05) waren, sondern lediglich eine zunehmende Tendenz zeigten, war die MAP-Dauer signifikant verlängert. Tab. 2: Effekt der Herzinsuffizienz (HI) auf die QT-Zeit, die Aktionspotentialdauer bei 90- und 50%iger Repolarisation und die Dispersion der Repolarisation HI ohne Baseline GCSF Sham ohne Baseline GCSF QT-Zeit (ms) Mittl. MAP50 (ms) Disp. MAP50 (ms) Mittl. MAP90 (ms) Disp. MAP90 (ms) 271 ±17 173 ±19 53 ±16 194 ±17 45 ±16 252 ±18 125 ±13 54 ±17 162 ±11 41 ±18 Vor allem der Mittelwert der MAP-Dauer der Herzinsuffizienzgruppe war im MannWhitney- U- Test gegenüber der Sham-Kontrollgruppe signifikant verlängert (p=0,048) (Abb. 33). 81 4. Ergebnisse _____________________________________________________________________________________________________ Abb. 33: Vergleich der MAP-Dauer unter Ausgangsbedingungen zwischen der HI und der Sham-Gruppe mit/ohne G-CSF Die folgende Abbildung zeigt den Zykluslängen- abhängigen Effekt der Herzinsuffizienz auf die MAP-Dauer. Dabei wird deutlich, dass mit Abnahme der Zykluslänge auch das Ausmaß der MAP-Verlängerung abnimmt. MAP-Dauer Zykluslängen-Effekt auf MAP-Dauer 260 240 220 200 HI ohne GCSF 180 160 140 120 100 Sham ohne GCSF 300 400 500 600 700 800 900 Zykluslänge in ms Abb. 34: Zykluslängen-abhängiger Effekt der Herzinsuffizienz auf die MAP-Dauer (MAP90) 82 4. Ergebnisse _____________________________________________________________________________________________________ Betrachtet man nur die Veränderungen der einzelnen MAPs der herzinsuffizienten Tiere, so fällt die unterschiedlich starke Verlängerung der MAPs auf. Auch im Vergleich mit den Sham-Tieren zeigt sich, dass die linksventrikulären epikardialen MAPs nicht so stark an Länge zunehmen (LV: p=0.064 borderline signifikant), wie die rechtsventrikulären endokardiale epikardialen (Endo: Repolarisationszeiten p=0.048). an den (RV: Im p=0.028) und das linksventrikuläre ist die Zunahme der Herzens mit Folgenden verschiedenen Stellen des Orginalaufzeichnungen repräsentativer MAPs dargestellt. Abb. 35: Darstellung der MAPs eines Sham-Tieres unter Ausgangsbedingungen (links) und unter 300 M Erythromycin (rechts), deutlich zu erkennen ist der Verlängerungseffekt, sowie die Veränderung der MAP-Form. 4. Ergebnisse 83 _____________________________________________________________________________________________________ Abb. 36: Darstellung der MAPs eines insuffizienten Herzens unter Ausgangsbedingungen (links) und unter 300 M Erythromycin (rechts), der Verlängerungseffekt ist unter Herzinsuffizienz stärker ausgeprägt, als bei den Sham-Tieren. 84 4. Ergebnisse _____________________________________________________________________________________________________ 4.2.1 Einfluss der Herzinsuffizienz auf die QT-Zeit Neben anderen Faktoren wird, wie unter 2.2 bereits beschrieben, der Verlängerung der QT-Zeit ein gewisses proarrhythmisches Potential zugeschrieben. Es kam mit der Entstehung einer signifikanten Herzinsuffizienz zwar zu der Tendenz einer QTZeit-Verlängerung, doch war dieser Effekt ohne G-CSF und ohne Gabe des IKrBlockers Erythromycin nicht signifikant p>0,05. Abb. 37: Vergleich der Mittelwerte der QT-Zeit zwischen HI- und Sham-Gruppe. In der folgenden Abbildung wird noch einmal der Zykluslängen-abhängige Effekt der QT-Zeit-Dauer im Vergleich der Herzinsuffizienz- mit der Shamgruppe gezeigt. QT-Zeit in ms QT-Zeiten HI vs Sham 350 330 310 290 270 250 230 210 190 HI ohne GCSF Sham ohne GCSF 300 400 500 600 700 800 900 CL in ms Abb. 38: Zykluslängen-abhängiger Effekt der QT-Zeit zwischen HI- und Sham-Gruppe ohne GCSF. 85 4. Ergebnisse _____________________________________________________________________________________________________ 4.2.2 Einfluss der Herzinsuffizienz auf die Dispersion der Repolarisation Das Vorkommen einer erhöhten Dispersion der Repolarisation ist neben der Verlängerung der QT-Zeit und des Aktionspotentials, wie unter 2.2.1 bereits beschrieben, eng mit dem Auftreten von ventrikulären Tachyarrhythmien verknüpft. Bei den vorliegenden Untersuchungen konnten zunächst allein durch Erzeugung einer Herzinsuffizienz noch keine signifikanten Zunahmen der Dispersion beobachtet werden. Eine Tendenz dahingehend lässt sich jedoch erkennen. Dispersion Vergleich Mittelwerte HI vs Sham 60 Dispersion in ms 50 40 30 20 10 0 HI ohne GCSF Sham ohne GCSF Abb. 39: Vergleich der Dispersion zwischen HI- und Sham-Gruppe. Dispersion in ms Dispersion der Repolarisation Ausgangsbedingungen mit/ohne GCSF 65 60 55 50 45 40 35 30 25 HI ohne GCSF Sham ohne GCSF HI GCSF Sham GCSF 300 400 500 600 700 800 900 Zykluslänge in ms Abb. 40: Vergleich der Dispersion zwischen HI- und Sham-Gruppe bei den verschiedenen Frequenzstufen. 86 4. Ergebnisse _____________________________________________________________________________________________________ Die Dispersion beschreibt allerdings nur die gemittelten Gesamtunterschiede der monophasischen Aktionspotentialdauern zwischen den herzinsuffizienten Kaninchen und der Sham-Vergleichsgruppe. Eine Zunahme der Dispersion besagt zunächst also nur, dass die Repolarisation in den verschiedenen Myokardzellen unterschiedlich stark verlängert wird. Es ist also sinnvoll, sich für eine genauere Differenzierung der Dispersion regionale Unterschiede der MAP-Dauern anzuschauen. Wir unterscheiden folgende drei Regionen: 1.) epikardial rechter Ventrikel: MAP 1-4 2.) epikardial linker Ventrikel: MAP 5-7 3.) endokardial linker Ventrikel: MAP 8 So kann durch Vergleich der beiden gemittelten epikardialen Werte die interventrikuläre Dispersion bestimmt werden (LV&RV). Durch Gegenüberstellung der Werte links epi- zu links endokardial lässt sich die transmurale Dispersion der Repolarisation ermitteln (LV&Endo). p=0.064 150 125 100 p=0.024 75 p=0.041 50 25 0 ms p=0.001 Sham Herzinsuffizienz 1 Sham mit G-CSF Abb. 41: Vergleich der Dispersion bei 300 M Erythromycin. Herzinsuffizienz mit G-CSF 87 4. Ergebnisse _____________________________________________________________________________________________________ Abb. 42: Vergleich der interventrikulären Dispersion bei 300 M Erythromycin (Differenz). Abb. 43: Vergleich der Transmuralen Dispersion bei 300 M Erythromycin (Differenz). Wie aus den beiden obigen Abbildungen hervorgeht, zeigt sich vor allem unter Einfluss von Erythromycin, sowohl bei der interventrikulären wie auch ohne G-CSF bei der transmuralen Dispersion eine signifikante Zunahme. Unter 88 4. Ergebnisse _____________________________________________________________________________________________________ Ausgangsbedingungen zeigt sich alleinig durch die Induktion einer Herzinsuffizienz weder mit noch ohne G-CSF eine signifikante Zunahme von transmuraler oder interventrikulärer Dispersion. Schließlich untersuchten wir auch die zeitliche Dispersion, die für die Identifizierung von Risikopatienten herangezogen werden kann, aber auch als prognostischer Marker für das proarrhythmische Potential von Medikamenten gewertet wird [51]. Dabei zeigte sich bei unseren Untersuchungen alleinig durch G-CSF-Gabe, oder alleinig durch Erythromycin keine signifikante Erhöhung (p>0,05) der „beat-to-beat“ Variabilität der Repolarisation (BVR). Erst bei einer Konzentration von 300M Erythromycin und zusätzlicher G-CSF-Behandlung der Tiere kam es zu einer signifikanten Zunahme der BVR (p=0,047). Die Signifikanz wurde durch das Hinzukommen der Herzinsuffizienz noch einmal verstärkt (p=0,019). nachfolgende Abbildung soll dies verdeutlichen. Abb. 44: BVR unter Ausgangsbedingungen und 300M Erythromycin mit und ohne G-CSF. Die 89 4. Ergebnisse _____________________________________________________________________________________________________ 4.3 Einfluss der Herzinsuffizienz auf die myokardiale Refraktärzeit Wie bereits unter Punkt 2.2.2 beschrieben, beschränkt die Refraktärität die maximale Frequenz von Aktionspotentialen und spielt somit auch im Zusammenhang mit der gerichteten Erregungsleitung und der Wiedererregbarkeit der Herzmuskelzelle eine wichtige Rolle. Wie aus nachfolgender Tabelle hervorgeht, ist besonders der S2-Wert bei der Herzinsuffizienzgruppe deutlich höher als bei den Sham-Tieren (p=0,011 => signifikant) während der S3- Wert sich bei beiden Gruppen sehr ähnelt (p>0,05) und jeweils unter dem S2-Wert liegt. Refraktärwertbestimmung S2/S3 ohne GCSF 240 Refraktärwert in ms 220 200 Sham ohne GCSF S2 180 Sham ohne GCSF S3 HI ohne GCSF S2 160 HI ohne GCSF S3 140 120 100 300 400 500 600 700 800 900 Frequenzstufe in ms Abb. 45: Refraktärwerte nach programmierter Stimulation (S2/S3- Bestimmung) ohne G-CSF. 90 4. Ergebnisse _____________________________________________________________________________________________________ 4.4 Einfluss der Herzinsuffizienz und des Zytokins G-CSF auf das Entstehen von Kammerflimmern Mit Hilfe der programmierten Stimulation (S2/S3-Bestimmung) im Anschluss an die Frequenztreppe sollte vor allem am insuffizienten Kaninchenherzen Kammerflimmern ausgelöst werden. Auch die darauf folgende „High rate“- Bestimmung diente diesem Zweck (s. Kap. 3.7.3.2 und 3.7.3.3). Untersucht wurde das Kammerflimmern an vier Gruppen. Dabei wurde zum einen die Zahl der Tiere ausgewertet, bei denen es zu Flimmerereignissen kam, und zum anderen die Anzahl der Kammerflimmerereignisse selbst. Bei 13 Sham operierten Tieren ohne G-CSF trat das Flimmern mit einer Inzidenz von 30,77 % auf. Bei 13 herzinsuffizienten Tieren ohne G-CSF- Behandlung kam es bei 84,62 % zum Kammerflimmern. Von 20 Shamoperierten Tieren mit G-CSF Behandlung zeigte sich lediglich bei 20 % der Tiere Kammerflimmern. In der letzten Gruppe führte das Protokoll bei 21 herzinsuffizienten und mit G-CSF behandelten Tieren noch zu 66,67 % zum Kammerflimmern. Abb. 46: Kammerflimmer-Inzidenz in %, mit und ohne G-CSF. 91 4. Ergebnisse _____________________________________________________________________________________________________ Betrachtet man die nachfolgende Tabelle, so zeigt sich, dass es bei den Tieren nach Induktion einer Herzinsuffizienz sowohl mit wie auch ohne G-CSF- Behandlung, signifikant häufiger zu Kammerflimmern kommt. Dies ist nicht nur im Bezug auf die Tiere bei denen sich Kammerflimmern zeigte der Fall, sondern auch bei der Anzahl der Flimmerereignisse an sich. Auch wenn sich aus der oben gezeigten Abbildung eine Tendenz ausmachen lässt, dass die Behandlung mit G-CSF zu einer Abnahme der Kammerflimmerereignisse führt, so sind diese Werte nicht signifikant (p>0,05). Tab. 3: Einfluss der Herzinsuffizienz auf die Kammerflimmerereignisse mit/ohne G-CSFBehandlung (NS = nicht signifikant). Vergleich der Gruppen (CHI-Quadrat-Test) HI vs. Sham HI vs.GCSF+HI Sham vs. GCSF Sham GCSF+HI vs. GCSF Sham Tiere mit Flimmern Tiere mit Flimmern Tiere mit Flimmern S2S3 38% vs. 23% (p=0,67; NS) 38,5% vs. 35% (p=0,84; NS) 23,1% vs. 5% (p=0,276; NS) HighRate 76,9% vs. 30,8% (p=0,047) 76,9% vs. 66,7% (p=0,704; NS) 30,8% vs. 15% (p=0,393; NS) 66,7% vs. 15% (p=0,001) Gesamt 84,6% vs. 30,8% (p=0,015) 84,6% vs. 70% (p=0,431; NS) 30,8% vs. 20% (p=0,681) 35% vs. 5% (p=0,044) 70% vs. 20% (p=0,004) 92 4. Ergebnisse _____________________________________________________________________________________________________ 4.5 Einfluss des Zytokins G-CSF bei Herzinsuffizienz auf die myokardiale Repolarisation Wie bereits nach Vorarbeiten unserer Arbeitsgruppe vermutet [127], zeigte sich nach Gabe des Makrolidantibiotikums Erythromycin eine dosisabhängige Verlängerung von QT-Zeit, Aktionspotentialdauer und der Dispersion der Repolarisation. Gleiches galt auch für die in der vorliegenden Arbeit untersuchten Tiere nach G-CSFBehandlung. Dabei war der Verlängerungseffekt bei allen Gruppen unter 300 M Erythromycin jeweils am deutlichsten. Tab. 4: Effekt von G-CSF und Erythromycin auf die QT-Zeit, die Aktionspotentialdauer bei 90%iger Repolarisation und die Dispersion der Repolarisation. QT-Zeit (ms) Mittl. MAP90 (ms) Disp. MAP90 (ms) HI ohne GCSF, Baseline 233 ±18 174 ±17 32 ±9 mit Ery 150 uM Ery 259 ± 22 191 ±20 47 ±19 200 uM Ery 280 ±27 196 ±31 52 ±20 300 uM Ery 308 ±39 210 ±37 55 ±22 Sham ohne GCSF, Baseline 234 ±24 162 ±21 34 ±15 mit Ery 150 uM Ery 254 ±22 167 ±23 39 ±13 200 uM Ery 267 ±20 172 ±21 43 ±20 300 uM Ery 284 ±23 177 ±22 46 ±16 Baseline 279 ±30 191 ±17 43 ±15 150 uM Ery 299 ±23 204 ±24 47 ±19 200 uM Ery 325 ±49 217 ±38 64 ±26 300 uM Ery 396 ±63 250 ±44 100 ±51 Baseline 264 ±36 155 ±20 45 ±17 150 uM Ery 275 ±29 161 ±18 48 ±12 200 uM Ery 298 ±37 172 ±24 54 ±18 300 uM Ery 329 ±42 191 ±26 73 ±24 HI GCSF/Ery Sham GCSF/Ery 93 4. Ergebnisse _____________________________________________________________________________________________________ Wie aus obenstehender Tabelle hervorgeht, ist die MAP-Dauer unter G-CSFBehandlung im Vergleich mit den nicht behandelten Tieren vor allem bei einer Konzentration von 300 M Eryhromycin signifikant (p=0,041) verlängert. Die MAPVerlängerung ist unter G-CSF bei den Shamtieren durchgängig in allen Konzentrationsstufen signifikant. So ist auch der Verlängerungseffekt der MAPDauer durch die Entwicklung der Herzinsuffizienz unter G-CSF signifikant. 5 mV 100 ms Abb. 47: Darstellung des MAPs eines insuffizienten Herzens unter Erythromycin und G-CSF. 300 250 MAP-Duration in ms 200 HI GCSF-Ery SHAM GCSF-Ery 150 HI ohne GCSF SHAM ohne GCSF 100 50 0 baseline 0 150uM Erythromycin 200uM Erythromycin 300uM Erythromycin Abb. 48: MAP-Dauer im Mittel der vier Versuchsgruppen bei den verschiedenen Konzentrationen. 94 4. Ergebnisse _____________________________________________________________________________________________________ Aktionspotentialdauer in ms Abb. 49: MAP-Dauer (in ms) der vier Versuchsgruppen bei 300 M Erythromycin. 400 350 300 Baseline HI 300uM Ery HI 250 Baseline Sham 300uM Ery Sham 200 150 100 300 400 500 600 700 800 900 Zykluslänge in ms Abb. 50: MAP-Dauer unter G-CSF im Vergleich Baseline und 300 M Erythromycin. 4. Ergebnisse 95 _____________________________________________________________________________________________________ Letztere Abbildung macht deutlich, dass vor allem durch das Zusammenspiel von GCSF-Behandlung, Erythromycin und der Herzinsuffizienz eine deutliche Zunahme der MAP-Dauer zu verzeichnen war. Die nachfolgenden Abbildungen veranschaulichen den Effekt der erzeugten Herzinsuffizienz auf die MAP-Dauer. Auch unter G-CSF-Behandlung der Tiere zeigt sich unter Baseline- Bedingungen ohne Zugabe von Kaliumkanalblockern eine signifikante Verlängerung der MAP90 bei den herzkranken Tieren. Abb. 51: Einfluss von G-CSF auf die MAP-Dauer unter Ausgangsbedingungen. Betrachtet man die Veränderung der MAPs während eines Versuches bei den unterschiedlichen Frequenzstufen, so fällt auf, dass es mit abnehmender Zykluslänge auch zu einem Abfall der MAP-Verlängerung kommt. 96 4. Ergebnisse _____________________________________________________________________________________________________ MAP-Dauer in ms 380 330 Baseline 280 150uM Ery 200uM Ery 230 300uM Ery 180 130 300 400 500 600 700 800 900 Zykluslänge in ms Abb. 52: Zykluslängen- abhängiger Effekt der MAP-Dauer unter G-CSF bei Herzinsuffizienz Dieses Phänomen einer „reverse-use-dependence“ bedeutet eine stärkere Verlängerung der Aktionspotentialdauer bei langsamen Zykluslängen im Vergleich zu schnellen und ist typisch für IKr-Blocker [207]. MAP-Dauer in ms 280 260 240 220 Baseline 200 150uM Ery 180 160 200uM Ery 300uM Ery 140 120 100 300 400 500 600 700 800 900 Zykluslänge in ms Abb. 53: Zykluslängen-abhängiger Effekt der MAP-Dauer bei der G-CSF Sham-Gruppe. 97 4. Ergebnisse _____________________________________________________________________________________________________ 4.5.1 Einfluss des Zytokins G-CSF bei Herzinsuffizienz auf die QTZeit Zwar zeigte sich unter dem Einfluss von G-CSF die Tendenz zu einer Verlängerung der QT-Zeiten, doch dieser Unterschied war nicht signifikant (p>0,05). Abb. 54: Vergleich der QT-Mittelwerte mit und ohne G-CSF ohne Erythromycin. Unter G-CSF-Therapie konnte nach Induktion einer Herzinsuffizienz eine borderline signifikante Verlängerung der QT-Zeit unter Ausgangsbedinungen erreicht werden (p=0,085). Die nachfolgende Tabelle zeigt aber, dass wenn zu den Ausgangsbedingungen, der auf die Repolarisation belastend wirkende Faktor Erythromycin hinzukommt, eine Verlängerung der QT-Zeit erfolgt. Dieser Effekt war jedoch nicht signifikant (p>0,05) und stellte nur einen Trend dar. War bei den herzinsuffizienten Tieren dieser Effekt auch ausgeprägter und konnte die Gabe von G-CSF dies sogar noch einmal verstärken, so konnte dennoch keine signifikante Zunahme der QT-Zeit durch den Einfluss von G-CSF nachgewiesen werden. 98 4. Ergebnisse _____________________________________________________________________________________________________ 450 400 QT-Zeit in ms 350 300 HI GCSF-Ery 250 SHAM GCSF-Ery 200 HI ohne GCSF SHAM ohne GCSF 150 100 50 0 baseline 0 150uM Erythromycin 200uM Erythromycin 300uM Erythromycin Abb. 55: QT-Mittelwerte mit und ohne G-CSF bei Erythromycingabe. Wie auch beim Betrachten der MAP-Dauer, fällt bei der QT-Zeit der Zykluslängenabhängige- Effekt durch die Erhöhung der Erythromycingabe auf, wenngleich die Ausprägung hier geringer ist. Die beiden nachfolgenden Abbildungen verdeutlichen dies noch einmal. QT-Zeit HI GCSF/Ery QT-Zeit in ms 450 400 Baseline 350 150uM Ery 300 200uM Ery 300uM Ery 250 200 300 400 500 600 700 800 900 Zykluslänge in ms Abb. 56: Zykluslängen abhängiger Effekt bei Herzinsuffizienz unter Erythromycin bei G-CSF Therapie auf die QT-Zeit. 99 4. Ergebnisse _____________________________________________________________________________________________________ QT-Zeit Sham GCSF/Ery 450 QT-Zeit in ms 400 Baseline 350 150uM Ery 200uM Ery 300 300uM Ery 250 200 300 400 500 600 700 800 900 Zykluslänge in ms Abb. 57: Zykluslängen abhängiger Effekt unter Erythromycin und G-CSF auf die QT-Zeit. 4.6 Einfluss des Zytokins G-CSF auf die myokardiale Refraktärzeit Aus untenstehender Abbildung geht hervor, dass es keinen deutlichen Unterschied der Refraktärwerte mit und ohne G-CSF-Behandlung gibt. Demnach hat G-CSF keinen wesentlichen Einfluss auf die Refraktärzeit. Klar wird lediglich, dass in den Herzinsuffizienzgruppen, sowohl mit wie auch ohne G-CSF-Behandlung, der Refraktärwert gegenüber den Sham-Gruppen bei der S2-Bestimmung deutlich erhöht ist. Abb. 58: Mittelwerte der Refraktärzeiten mit und ohne G-CSF. 100 4. Ergebnisse _____________________________________________________________________________________________________ Refraktärwert in ms Refraktärzeitermittlung mit programmierter Stimulation 240 220 200 180 160 140 120 100 SM-GCSF S2 SM-GCSF S3 Sham-GCSF S2 Sham-GCSF S3 300 400 500 600 700 800 900 Frequenzstufe in ms Abb. 59: Werte der Refraktärzeit-Bestimmung durch programmierte Stimulation (S2/S3Bestimmung) mit GCSF. Mit oder ohne G-CSF-Behandlung zeigt sich der Trend, dass bei den herzinsuffizienten Tieren die Werte von S2- und S3-Bestimmung weiter auseinander liegen und der S2-Wert bei den Insuffizienten im Schnitt höher liegt als bei den Sham-Tieren. 4.7 Einfluss des Zytokins „G-CSF“ auf die Entstehung von Torsade de Pointes bei Herzinsuffizienz Die Rhythmusstörungen vom Torsade de Pointes - Typ wurden nach den bereits unter 3.7.4 definierten Kritierien nach Dessertenne [65] ausgewertet. Weder während der Einlaufphasen der verschiedenen Konzentrationsstufen des IKr-Blockers Erythromycin noch während der sich daran anschließenden Frequenztreppen traten Torsade de Pointes auf. Erst in den jeweils 5 Minuten nach Beendigung des Protokolls, wenn bei vorliegendem AV-Block gleichzeitig die Kaliumkonzentration der KHB- Pufferlösung von 5,88 mmol auf 1,5 mmol reduziert wurde, kam es zum Auftreten von Torsade de Pointes. 101 4. Ergebnisse _____________________________________________________________________________________________________ 5mV 200ms Abb. 60: Typisches Beispiel für TdPs unter 1,5 mmol K+ bei 150 M Erythromycin. Dabei kam es bei den 13 Sham-Tieren mit G-CSF bei 62 % der Tiere bei der höchsten Erythromycinkonzentration von 300 M und bei den 13 insuffizienten Tieren mit G-CSF- Behandlung bei 85% der Versuche zum Auftreten von Torsade de Pointes. Auch bereits bei 200 M zeigte sich eine deutliche Zunahme der TdPs im direkten Vergleich der Sham-Tiere mit G-CSF (23 % Inzidenz) mit den insuffizienten behandelten Tieren (46 % Inzidenz). Verglichen mit Tieren aus einer vorangegangenen Versuchsserie ohne G-CSF-Behandlung, kam es unter G-CSFBehandlung zu mehr Torsade de Pointes, wobei dies lediglich einen Trend darstellte, der weder im Bereich der Inzidenz, noch bei der Anzahl der Einzelereignisse signifikant war. Wie aus den nachfolgenden zwei Abbildungen hervorgeht, ist bei einer Erythromycinkonzentration von 300 M die Anzahl der TdPs bei den herzinsuffizienten Tieren mit und ohne G-CSF-Behandlung gegenüber den ShamTieren signifikant erhöht. Gleiches gilt für die Gesamtzahl der TdPs bei allen Konzentrationen zusammengenommen. 4. Ergebnisse 102 _____________________________________________________________________________________________________ Abb. 61: Einfluss der Herzinsuffizienz ohne G-CSF-Behandlung auf die Entstehung von Torsade de Pointes unter Erythromycin. Abb. 62: Einfluss der Herzinsuffizienz unter G-CSF-Behandlung auf die Entstehung von Torsade de Pointes unter Erythromycin. 103 5. Disskussion _____________________________________________________________________________________________________ 5. Diskussion In der vorliegenden Arbeit untersuchten wir den Einfluss des Zytokins G-CSF auf die Arrhythmogenese im Tiermodell einer chronischen Herzinsuffizienz. Die Ergebnisse dieser Arbeit geben Einblicke und zeigen Herzinsuffizienz Behandlungsstrategie der in die erste Herzinsuffizienz Arrhythmogenese Ergebnisse mit bei einer G-CSF. Nach chronischer alternativen ersten viel versprechenden experimentellen Ergebnissen beim Herzinfarktmodell, in denen es zu einer verminderten Arrhythmieanfälligkeit durch erhöhte Connexin43-Expression kam [11], stellten wir uns die Frage nach dem Einfluss von G-CSF auf eine chronische Herzinsuffizienz. Dabei konnten wir aufzeigen, dass das antiarrhythmische Potential des Zytokins G-CSF nicht allgemeingültig für die Herzinsuffizienz postuliert werden kann. Vielmehr muss G-CSF als ein unabhängiger Faktor verstanden werden, der die Repolarisationsreserve reduziert und keine regenerativen Effekte bei der Entstehung der Insuffizienz (ischämischer oder nicht ischämischer Natur) zu haben scheint. Denn entgegen eines nachgewiesenen antiarrhythmischen Effektes des G-CSF bei Mäusen nach Herzinfarkt, zeigte sich dieser Effekt bei unserem nicht-ischämischen Herzinsuffizienzmodell nicht. Wir konnten in der vorliegenden Studie in diesem Zusammenhang eine verminderte Repolarisationsreserve der insuffizienten Tiere unter G-CSF-Behandlung nachweisen und so ein proarrhythmisches Potential von G-CSF in unserem Modell erklären. Dazu wurde zunächst am intakten Kaninchenherzen ein Modell entwickelt, bei dem durch schnelle ventrikuläre Schrittmacherstimulation eine chronische Herzinsuffizienz entstand. Durch das etablierte Verfahren des isolierten, Langendorff-perfundierten Herzens konnten im Anschluss elektrophysiologische Untersuchungen zur Arrhythmogenese bei dieser chronischen Herzinsuffizienz durchgeführt werden. Die so erhobenen Daten geben Einblick in die zugrunde liegenden Entstehungsmechanismen von Arrhythmien bei chronischer Herzinsuffizienz und sie zeigen den elektrophysiologischen Einfluss des zur Zeit viel diskutierten Zytokins GCSF bei chronischer Herzinsuffizienz auf die Arrhythmogenese. Wie bereits erwähnt, 104 5. Disskussion _____________________________________________________________________________________________________ steigt unter anderem aufgrund der demographischen Entwicklung die Zahl der Fälle chronischer Herzinsuffizienz und auch die des plötzlichen Herztodes in den letzten Jahren an. Dabei wird ein Großteil der Todesfälle ventrikulären Tachyarrhythmien zugeschrieben [8]. Um nun ursächliche Mechanismen für die Entstehung von Arrhythmien bei Herzinsuffizienz herauszufinden, muss berücksichtigt werden, dass Herzinsuffizienzpatienten eine sehr gemischte Gruppe aus post-MyokardinfarktPatienten, Patienten mit dilatativer Kardiomyopathie und vielfältigen anderen Ursachen einer Herzinsuffizienz darstellen [99]. In jedem Falle aber stellt die Therapie von Herzrhythmusstörungen bei Herzinsuffizienz, trotz Therapiefortschritten in den letzten Jahren, weiter eine Herausforderung dar [100]. Dabei zielt die herkömmliche Therapie vorwiegend auf eine Hemmung des Fortschreitens der Herzinsuffizienz ab, so dass auf diese Weise auch die Entstehung von Arrhythmien vermindert wird, ohne jedoch den Ausgangszustand wieder herstellen zu können [141]. 5.1 Arrhythmogenese bei chronischer Herzinsuffizienz und dem langen-QT-Syndrom Der plötzliche Herztod als Folge ventrikulärer Tachyarrhythmien stellt eine der Hauptursachen für die Mortalität bei chronischer Herzinsuffizienz dar [208]. Dabei haben wir bei unserem Modell das Hauptaugenmerk auf die nicht ischämische Herzinsuffizienz gelegt, die im Gegensatz zum Myokardinfarkt weit mehr Fragen bei der Entstehung von elektrokardiographische Arrhythmien offen Aufzeichnungen lässt. über Da es solche nur tödlich selten gelingt, verlaufenden Arrhythmien zu bekommen, ist es oft schwierig den genauen Hergang zu rekonstruieren. Im Gegensatz dazu ist das klinische Bild des langen-QT-Syndroms mit den typischen EKG-Veränderungen bei Torsade de Pointes relativ deutlich, doch auch hier liegen noch immer Unklarheiten bezüglich ihrer Entstehung vor. Es werden eine Reihe von Mechanismen diskutiert, die für die Entstehung dieser potentiell lebensbedrohlichen Rhythmusstörung von Bedeutung sind. Zum Beispiel werden eine verlängerte Repolarisation, eine erhöhte Dispersion der Repolarisation, das 105 5. Disskussion _____________________________________________________________________________________________________ Auftreten von frühen Nachdepolarisationen sowie eine unterschiedliche Verteilung der an der Repolarisation beteiligten Kaliumkanäle in Betracht gezogen [66]. Doch auch bei chronischer Herzinsuffizienz werden häufig komplexe Arrhythmien und polymorphe ventrikuläre Tachykardien, vor allem in den frühen Stadien, als Ursache für die hohe Mortalität angesehen [102]. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie spiegeln dies wider. Unter den besonderen Bedingungen einer Tachykardiomyopathie, Schrittmacherstimulation hervorgerufen die wurde, durch zeigte sich schnelle zum Einen echokardiographisch eine signifikante linksventrikuläre Funktionsstörung und zum Anderen konnte die deutliche Neigung dieser insuffizienten Herzen, Kammerarrhythmien zu entwickeln, bestätigt und elektrophysiologisch näher untersucht werden. Dazu legten wir unser Hauptaugenmerk auf elektrophysiologische Größen wie die MAP-Dauer, die spatiale (räumliche) und zeitliche Dispersion, die Refraktärzeit sowie die QT-Zeiten. Alle diese Größen haben einen Einfluss auf die so genannte Repolarisationsreserve [209]. So kam es bereits unter Ausgangsbedingungen durch die erzeugte Herzinsuffizienz zu einer signifikanten Zunahme der Aktionspotentialdauer und der Refraktärzeiten, sowie zu einer Verlängerung des QT-Intervalls und der Dispersion der Repolarisation. Eine verlängerte Aktionspotentialdauer, und eine damit verbundene verlängerte Repolarisation ohne weitere medikamentöse Blockade, lässt sich sowohl mit einer verminderten Funktion der verantwortlichen Kaliumkanäle oder aber mit einer Reduktion ihrer Anzahl erklären [216]. Man kann daraus schlussfolgern, dass die erzeugte chronische Kardiomyopathie ursächlich und in direktem Zusammenhang mit einer verminderten Funktion oder einer Downregulation der an der Repolarisation beteiligten Kaliumkanäle steht. Dies entspricht auch den Befunden verschiedener Autoren [107-111], die eine Reduktion der auswärtsgerichteten Kaliumionenströme für die verlängerte Aktionspotentialdauer bei Herzinsuffizienz verantwortlich machen. Schließlich konnte zusätzlich durch die proarrhythmischen Effekte einer Kaliumkanalblockade des repolarisationsverlängernden Medikaments Erythromycin, mittels IKr-Blockade das LQT2-Syndrom simuliert werden und die bereits erwähnten 106 5. Disskussion _____________________________________________________________________________________________________ elektrophysiologischen Größen zusätzlich zur Herzinsuffizienz unter diesen besonderen Bedingungen untersucht werden. Durch die Zugabe des potenten IKrBlockers Erythromycin kam es bei den insuffizienten Herzen im Vergleich zu den Kontrolltieren zu einer weiteren deutlichen Repolarisationsverlängerung, was die Hypothese einer Funktionsminderung oder Downregulation der Kaliumkanäle stützt. Der deutlichste Verlängerungseffekt war bei den herzinsuffizienten, mit G-CSF behandelten Tieren unter der höchsten Erythromycinkonzentration zu sehen. Durch das Erzeugen einer Herzinsuffizienz werden ebenso, wie durch die Gabe von Erythromycin, in Verbindung mit der so entstandenen Repolarisationsverlängerung, geeignete Bedingungen für das Entstehen von frühen Nachdepolarisationen geschaffen. Diese wiederum können als geeigneter Trigger für das Entstehen von TdPs dienen, wenn der Boden eines geeigneten Substrats vorhanden ist, wie eine erhöhte Dispersion der Repolarisation [118]. 5.1.1 Repolarisationsreserve Der bereits mehrfach angesprochene Begriff der Repolarisationsreserve wurde 1998 von Roden geprägt [118]. Er bezeichnet verschiedene, teils redundante Mechanismen der myokardialen Repolarisation. Da die Repolarisation abhängig ist vom genauen Zusammenspiel verschiedener Ionenströme und deren spezifischer Kanäle [18], können Störungen dieses Zusammenspiels schnell zu Komplikationen führen. Damit nicht jede kleinere Störung dieses Systems wie z.B. die Blockade von spezifischen Ionenkanälen durch Medikamentenwirkung oder Funktionsverlust bestimmter Kanäle bei Herzinsuffizienz zu exzessiver QT-Zeit-Verlängerung führt, sollen sich die verschiedenen redundanten Mechanismen dann an den Vorgängen der Repolarisation beteiligen und so einen natürlichen Puffer des Herzens bilden [119]. Es handelt sich also um eine patienten-spezifische Antwort auf die Repolarisation beeinflussende Störungen [209]. So können Fehler im System der Ionenkanäle, sei es durch genetische Mutationen (z.B. LQT-Syndrom) oder Herzinsuffizienz hervorgerufen, zunächst ohne klinische Relevanz bleiben [119]. Entsteht auch kein vollständiger Phänotyp des Long-QT-Syndroms, erhöht sich 107 5. Disskussion _____________________________________________________________________________________________________ dennoch das Risiko für eine Aktionspotentialverlängerung und die Entstehung von Arrhythmien, wenn zusätzlich Risikofaktoren hinzukommen und das Risiko potenzieren [120]. Wirkt also auf eine subklinisch ausgeglichene Veränderung eine weitere Störgröße auf das System, kann es zur deutlichen Aktionspotentialverlängerung und so zu frühen Nachdepolarisationen mit der Folge von Rhythmusstörungen wie Torsade de Pointes kommen [118]. Eine solche subklinische Veränderung der Repolarisationsreserve könnte zum Beispiel die genetische Mutation im Sinne des LQT-Syndroms sein, aber auch eine gering ausgeprägte Herzinsuffizienz im NYHA-Stadium 1-2. In einem Screening könnten solche individuellen subklinischen Voraussetzungen eines Patienten nicht unbedingt erfasst werden, aber zu erheblichen Komplikationen beim Hinzukommen einer weiteren Störgröße führen [118]. Im Rahmen dieser Studie konnte deutlich die Verlängerung der Repolarisation der chronisch geschädigten Myozyten im Vergleich mit den sham-operierten Herzen gezeigt werden. So kam es in der vorliegenden Arbeit zu einer ausgeprägten Verlängerung der Aktionspotentialdauer. In Anbetracht der Erkenntnisse der Arbeitsgruppe um Roden [118] kann man daraus schlussfolgern, dass die chronische Herzinsuffizienz also Repolarisationsreserve Herzinsuffizienz erhöht eine der bedeutende untersuchten demnach die Rolle Herzen bei der spielt. Empfindlichkeit Reduktion Eine der bestehende gegenüber dem proarrhythmischen Potential IKr-blockierender Substanzen wie Erythromycin. Dies wiederum impliziert zunächst, dass bei bekannter Herzinsuffizienz eines Patienten die Verordnung auch bereits etablierter Medikamente besonders sorgfältig abgewogen werden muss [34]. Im Besonderen gilt dies natürlich für den unkritischen Einsatz neuerer viel versprechender pharmakologischer Errungenschaften wie dem Zytokin G-CSF bei bestehender Herzinsuffizienz. Weiterhin zeigen die Ergebnisse dieser Arbeit die regionalen Unterschiede in der Kaliumkanalexpression. Diese unterschiedliche Verteilung wird besonders nach der Gabe der IKr-Blockers Erythromycin deutlich, wonach die Repolarisationszeiten (siehe Kap. 4.5, Abb. 53) deutlich voneinander differieren und auch die Dispersion der Repolarisation zunimmt. Wir können also mit unseren Ergebnissen bestätigen, 108 5. Disskussion _____________________________________________________________________________________________________ dass der schnelle Kaliumkanal nicht gleichmäßig epi- und endokardial verteilt ist [28, 29]. 5.1.2 Spatiale und temporale Dispersion Die elektrophysiologischen Veränderungen, die durch die chronische Herzinsuffizienz hervorgerufen werden, sind Bestandteil aktueller Studien [105]. Zu diesen Veränderungen am Herzen zählt neben der bereits erwähnten Verlängerung der Repolarisation auch die Zunahme der Heterogenität der Repolarisationszeiten [105]. Eine Verlängerung der Repolarisation gilt als Risikofaktor für das Entstehen von frühen Nachdepolarisationen. Sie können als arrhythmogene Trigger bei Herzinsuffizienz wirken und in Verbindung mit einer Erhöhung der Dispersion der myokardialen Repolarisation zum Auftreten von polymorphen ventrikulären Tachykardien vom Typ Torsade de Pointes führen [210]. Für die Entstehung von TdPs werden unterschiedliche Faktoren angeführt [211]. Dazu gehören eine regional unterschiedliche Verteilung von Kaliumkanälen, eine erhöhte Dispersion der Repolarisation sowie Entstehungsmechanismus frühe Nachdepolarisationen, nach wie vor wobei der Gegenstand genaue intensiver Forschungsbemühungen ist. Die Dispersions-Hypothese, eine ungleichmäßige temporale [212] und spatiale [213] Verlängerung der Aktionspotentiale als Plattform für Re-entry wird als grundlegender Mechanismus für TdPs angenommen. Dabei bilden EADs dafür den Trigger, eine erhöhte Dispersion der Repolarisation (ungleich lange Repolarisations- und Refraktärzeiten) das Substrat für die Entstehung von Arrhythmien. Diese Thesen decken sich mit den Ergebnissen dieser Arbeit. Durch den regional unterschiedlichen Grad der Aktionspotentialverlängerung erhöhte sich sowohl die interventrikuläre (p<0,05) wie auch die transmurale Dispersion (p<0,05) unter Herzinsuffizienz und Erythromycin im Vergleich zu den ShamKontrolltieren signifikant. Bei der zeitlichen Dispersion zeigte sich erst nach Zusammenkommen von 300M Erythromycin und G-CSF-Behandlung eine signifikante Erhöhung der BVR. Nach Hinzukommen der Herzinsuffizienz stieg die 109 5. Disskussion _____________________________________________________________________________________________________ BVR weiter signifikant an. Diese veränderten Dispersionen spielen für das Auftreten und Andauern von Torsade de Pointes wahrscheinlich eine große Rolle, weil so das Substrat für die Aufrechterhaltung von Re-entry-Arrhythmien geschaffen wird [213]. Der unterschiedliche Grad der Repolarisationsverlängerung lässt auch auf eine unterschiedliche Verteilung von IKr schließen, wie bereits für IKs beschrieben [35]. Die „Reverse-use-dependence“, eine stärkere Verlängerung der Zykluslängen bei langsamen (900 ms) im Vergleich zu schnellen (300 ms) Frequenzen und ein typisches Zeichen für den IKr-Blocker Erythromycin [207], ist über eine exzessive Verlängerung des QT-Intervalls bei langsamen Zykluslängen in den Entstehungsmechanismus von TdPs ebenso mit einzubeziehen [214], wie die Veränderung der Refraktärzeiten [59]. Beides konnten wir in unseren Versuchen bestätigen. Es konnte deutlich gezeigt werden, dass es durch die Herzinsuffizienz und unter dem zusätzlichen Einfluss von Erythromycin signifikant häufiger zum Auftreten von Herzrhythmusstörungen im Sinne von frühen Nachdepolarisationen und polymorphen ventrikulären Tachykardien kam, als bei den Kontrolltieren. Alle diese Befunde waren in den durchgeführten Versuchen nach der Behandlung mit dem Stammzellpräparat G-CSF noch einmal deutlich verstärkt. 5.2 Einfluss von G-CSF auf die Arrhythmogenese bei chronischer Herzinsuffizienz Wie eingangs bereits erwähnt, gibt es verschiedene Studien, die einen positiven Effekt des Zytokins G-CSF beim Herzinfarktmodell nachweisen konnten [11, 164166]. Dabei wurden zwar verschiedene Wirkungsweisen des G-CSF dargestellt, die genaue Wirkungsweise von G-CSF bei Herzinsuffizienz ist dabei jedoch noch lange nicht endgültig geklärt. Aufgrund von Berichten, in denen es auch zu verminderter Arrhythmieanfälligkeit des insuffizienten Herzens in Zusammenhang mit einer Erhöhung der Connexin43-Expression nach akutem Herzinfarkt kam [11], stellten wir uns in dieser Studie die Frage nach dem Einfluss von G-CSF auf die Arrhythmogenese bei nicht-ischämisch bedingter Herzinsuffizienz. 110 5. Disskussion _____________________________________________________________________________________________________ Es ist bekannt, dass für die Entstehung von Herzrhythmusstörungen bei chronischer Herzinsuffizienz eine Vielzahl von Mechanismen verantwortlich ist. Dazu zählen Veränderungen des elektrophysiologischen Substrates, wie das Herunterregulieren der auswärtsgerichteten Kaliumionenströme [107-111], aber auch strukturelle myokardiale Umbauprozesse, die einhergehen mit vermehrter fokaler Fibrose [116], einem Untergang der Myozyten durch Apoptose [171] oder Autophagozytosemechanismen [173, 172], sowie einem „Remodeling“ der Gap Junctions in Verbindung mit einem deutlichen Rückgang der Connexin43Expression [215]. Die Veränderung der Ionenkanaldichte und –verteilung am insuffizienten Herzen konnte, wie in den beiden vorangegangenen Kapiteln gezeigt wurde, auch in unseren Versuchen mit Hilfe verschiedener erhobener elektrophysiologischer Größen bestätigt werden. Dabei zeigte das Zytokin G-CSF zusätzlich zu der bereits durch die Herzinsuffizienz verminderte Repolarisationsreserve, entgegen unserer Erwartungen, eine weitere Verstärkung dieses Mechanismus’. So stellte sich heraus, dass unter dem Einfluss des Stammzellpräparates, sowohl der Effekt der Verlängerung der Repolarisationszeiten, ebenso wie die Erhöhung von temporaler und spatialer Dispersion der Repolarsation bei bestehender Herzinsuffizienz signifikant verstärkt wurde. Aufgrund dieser zusätzlich durch G-CSF stark verminderten Repolarisationsreserve kommt es zu vermehrter Proarrhythmie der behandelten Herzen im Vergleich zur Kontrollgruppe. Die mit dem Stammzellpräparat behandelten Tiere zeigten nicht nur bei bestehender Herzinsuffizienz, sondern auch bei den gesunden Vergleichstieren einen deutlichen Trend zu verstärkter Proarrhythmie. Das zeigte sich am signifikant gehäuften Auftreten von Torsade de Pointes unter G-CSF. G-CSF übt also einen Einfluss auf die am Aktionspotential beteiligten Ionenströme aus, der zu einer Reduktion der myokardialen Repolarisationsreserve führt und so das Auftreten von Torsade de Pointes begünstigt. Neben der direkten Wirkung des G-CSF auf die Mobilisation von Stammzellen gibt es verschiedene Berichte nach denen G-CSF auch eine direkte Wirkung auf die Myozyten durch Aktivierung unterschiedlicher Signalwege hat [165,166]. Zu diesen 111 5. Disskussion _____________________________________________________________________________________________________ kardioprotektiven Effekten zählen die Induktion der Angiogenese und die Abnahme der Apoptose, was Suggano [166] unter dem Begriff „anti-remodeling-effect“ nach akutem Herzinfarkt zusammenfasst. Doch bei chronischer Herzinsuffizienz sind die Voraussetzungen für eine Stammzelltherapie wesentlich schlechter, als nach akutem Herzinfarkt. Frisch ischämisches Herzgewebe ist für den Empfang von mobilisierten Zellen durch Aktivierung des Endothels, die erhöhte Expression von Rezeptoren und eine erhöhte Freisetzung von Botenstoffen sensibilisiert, dies ist bei chronischen Prozessen nicht mehr der Fall [149]. Dennoch gibt es Berichte anderer Arbeitsgruppen, die am Doxirubicin induzierten Herzinsuffizienzmodell durch Mobilisation von Stammzellen mit Hilfe von G-CSF positive Effekte auf die Vaskularisation am Herzen und eine gesunkene Mortalität der Tiere feststellen konnten [162]. Kardioprotektive Effekte wie eine verbesserte Pumpfunktion des Herzens nach Herzinfarkt, aber im Speziellen auch eine verminderte Arrhythmieanfälligkeit durch vermehrte Connexin43-Expression konnte eine Arbeitsgruppe aus Münster nachweisen [11]. Unsere Untersuchungen konnten diese Befunde bei chronischer Herzinsuffizienz jedoch nicht bestätigen. Im Gegensatz zum Herzinfarktmodell zeigte sich ein verstärktes proarrhythmisches Potential nach G-CSF Behandlung mit signifikant höherem Auftreten von polymorphen ventrikulären Tachyarrhythmien vom Typ Torsade de Pointes, so dass man davon ausgehen kann, dass bei chronischer Herzinsuffizienz die Wirkungsweise von G-CSF eine Andere zu sein scheint. Das Modell von akuter ischämischer und chronischer nicht-ischämischer Herzinsuffizienz ist also in Bezug auf die Wirkungsweise des Stammzellpräparats G-CSF nicht miteinander vergleichbar. Ein Erklärungsmodell für das verstärkte Auftreten von Arrhythmien nach G-CSF Behandlung ist die verminderte Repolarisationsreserve, die durch eine Herunterregulation oder Funktionsminderung der an der Repolarisation beteiligten Kaliumkanäle hervorgerufen wird, eventuell in Verbindung mit einer veränderten Connexin43 Expression. Das Zytokin G-CSF scheint keinen positiven Einfluss bei Herzinsuffizienz auf diese Einflussgrößen der Repolarisation zu haben. Damit unterstützen wir schon frühere Berichte von Proarrhythmie nach dem Einsatz pluripotenter Stammzellen. So musste die jüngste MAGIC-Studie wegen des 5. Disskussion 112 _____________________________________________________________________________________________________ Auftretens von Rhythmusstörungen bei einigen Patienten abgebrochen werden [153]. Auch Zhang und seine Mitarbeiter [147] konnten im „whole-cell patch-clamp“ Modell von Kardiomyocyten, die aus pluripotenten embryonalen Stammzellen abgeleitet wurden, ein arrhythmogenes Potential mit den klassischen Mechanismen (re-entry, APD-Verlängerung und getriggerter Aktivität) nachweisen. G-CSF führte also in unserem chronischen Herzinsuffizienzmodell nicht zu einer Reduktion von ventrikulären Arrhytmien, sondern verminderte ganz im Gegenteil die Repolarisationsreserve und führte so zu einem verstärkten proarrhythmischen Potential. 5.3 Grenzen der Methode Bei der vorliegenden Studie handelt es sich um experimentelle Untersuchungen am Modell einer schrittmacherinduzierten Tachykardiomyopathie am Kaninchen. Das Kaninchenherz ist für diese Untersuchungen besonders gut geeignet, da es dem Menschenherzen bezüglich der APD-Morphologie sehr ähnlich ist und im Gegensatz zur Maus eine ähnlich lange Plateauphase aufweist [66]. Hondeghem [207] konnte jedoch zeigen, dass das Kaninchenherz weniger IKs-Kanäle besitzt als der Mensch und die Repolarisation überwiegend auf die IKr-Ionenströme beruht. Eine eins zu eins Übertragung ist also trotz großer Ähnlichkeiten nicht gerechtfertigt. Dieses sehr spezielle Modell einer chronischen Herzinsuffizienz ist aufgrund der schrittmacherinduzierten Kardiomyopathie auch nicht ohne weiteres auf eine natürlich entstandene Herzinsuffizienz bei Mensch oder Tier übertragbar. Die Ergebnisse dieser Arbeit sind also nicht allgemeingültig, sondern lassen zunächst nur eine Aussage für dieses spezielle Herzinsuffizienzmodell zu. Weiterhin wurden für die Induktion der Kardiomyopathie nur junge Kaninchen verwandt, so dass die Frage bleibt, inwieweit die Ergebnisse auch auf ältere Patienten übertragbar sind, da davon ausgegangen werden kann, dass das Herz mit dem Alter Umbauprozessen unterliegt. Außerdem wurden für die Untersuchungen 11-14 Tiere in den verschiedenen Versuchsgruppen untersucht, was einen Einfluss auf die statistischen Auswertungen hat. Je größer die Versuchsgruppen, umso präziser ist natürlich die 113 5. Disskussion _____________________________________________________________________________________________________ Aussagekraft der Ergebnisse. Gleiches gilt auch für die MAP-Ableitungen. Mit acht Ableitungen, von denen sich nur eine endokardial befand, ist dies natürlich ebenfalls ein limitierender Faktor für die Interpretation der Messwerte und die Information bezüglich der transmuralen Dispersion. Aufgrund der geringen Größe des Kaninchenherzens ist es jedoch so gut wie unmöglich, mehr als einen endokardialen und sieben epikardiale Katheter aufzunehmen. Als weitere Einschränkung muss die manuelle Ausmessung der QT-Zeiten genannt werden, ebenso wie die Echokardiographie. In beiden Fällen wurden die Messungen jedoch durch ein und dieselbe Person unter gleichen Bedingungen durchgeführt, um individuelle Messabweichungen soweit wie möglich zu reduzieren. Schließlich sei noch Stammzellpräparates in erwähnt, der dass Tierarztpraxis der großflächige schon allein aus Einsatz des Kosten- und Praktikabilitätsgründen nur eingeschränkt möglich wäre. Da es zum einen fraglich ist, ob die Tierbesitzer bereit wären, den recht hohen Preis für eine solche Behandlung zu tragen, und zum anderen eine längerfristige regelmäßige Anwendung nötig ist, die vom Patientenbesitzer nicht immer gewährleistet werden kann. 5.4 Ein Ausblick Die vorliegende Studie betont die Bedeutung des von Roden geprägten Konzepts der Repolarisationsreserve [118]. In unserem Herzinsuffizienzmodel zeigte sich durch die Gabe des Zytokins G-CSF eine Reduktion der Repolarisationsreserve noch bevor klinische Anzeichen wie eine signifikante Verlängerung des QT-Intervalls auftraten. Die Dispersion der Repolarisation, sowohl die räumliche als auch die zeitliche Dispersion, stellen als Ausdruck der reduzierten Repolariationsreserve das notwendige Substrat dar, um bei geeignetem Trigger, wie einer frühen Nachdepolarisation, polymorphe ventrikuläre Tachykardien auszulösen. Außerdem schien bereits die chronische Herzinsuffizienz zu einer Reduktion der Repolarisationsreserve zu führen, was sich im Beisein anderer Risikofaktoren potenzierte, wenn es zu einer weiteren Verlängerung der Repolarisation kam. Dies 114 5. Disskussion _____________________________________________________________________________________________________ gilt es natürlich im Besonderen bei der Therapie einer chronischen Herzinsuffizienz. Eine solche medikamentöse Therapie besteht meist aus Betablockern, ACEHemmern, Angiotensin-II-Antagonisten und wird gelegentlich ergänzt durch DigitalisPräparate. Diese Medikamente haben sich bei der Reduktion der Morbidität bei chronischer Herzinsuffizienz bewährt, wenngleich sie nicht zu einer Genesung führen können. Es sollte dabei jedoch zusätzlich bedacht werden, dass z.B. Betablocker zu einer Bradykardie, Diuretika eventuell zu einer Hypokaliämie führen können und dies in Zusammenhang mit der durch die Herzinsuffizienz reduzierten Repolarisationsreserve klinische Symptome, wie Tachyarrhythmien, mit sich bringen kann. Es gilt also, Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz sehr genau medikamentös einzustellen und penibel elektrophysiologische Parameter, wie zum Beispiel die QT-Zeiten im EKG, zu überwachen. Im Besondern trifft dies für den unkritischen Einsatz neuerer pharmakologischer Errungenschaften bei Herzinsuffizienz zu, deren Verlängerungseffekt auf die Repolarisationszeit nicht abschließend geklärt wurde. So zeigte der Einsatz von GCSF nach akutem Myokardinfarkt durch verminderte Runterregulierung der Connexin43-Expression ein antiarrhythmisches Potential [11]. Elektrophysiologische Parameter wie QT-Zeiten, Aktionspotentialdauer oder Dispersion der Repolarisation wurden in dieser Studie jedoch nicht untersucht. In der vorliegenden Studie führte die Therapie der Schrittmacher-induzierten chronischen Kardiomyopathie mit dem Stammzellpräparat G-CSF jedoch zu einer erhöhten Empfindlichkeit gegenüber repolarisationsverlängernden Medikamenten und stellte dadurch einen neuen Risikofaktor für das Auftreten von lebensbedrohlichen Rhythmusstörungen dar. Um eine genauere Aussage über die Entstehungsweise dieses proarrhythmischen Potentials des Zytokins G-CSF bei chronischer Herzinsuffizienz machen zu können, bedarf es jedoch weitergehender Untersuchungen auf histologischer und molekulargenetischer Basis. Im Gegenzug sollten auch elektrophysiologische Untersuchungen am Herzinfarktmodell erfolgen, um die Wirkungsweise des G-CSF besser verstehen zu können. Da das Stammzellpräparat G-CSF auf sehr vielschichtige Weise auf direktem und indirektem Wege auf verschiedene Gewebe wirkt und auch das gewählte Versuchsmodel der Herzinsuffizienz einen Einfluss auf 5. Disskussion 115 _____________________________________________________________________________________________________ die Wirkungsweise des Therapeutikums aufweisen kann, sollte von einem unkritischen Einsatz am herzinsuffizienten Patienten zunächst Abstand genommen werden, bis der genaue Wirkungsmechanismus des Zytokins abschließend geklärt werden konnte. Diese Arbeit sollte einen Beitrag dazu leisten, das Verständnis über die Mechanismen von Herzrhythmusstörungen bei chronischer Herzinsuffizienz voran zu bringen und erstmals die neue Therapieoption mit dem Stammzellpräparat G-CSF an diesem Model zu untersuchen. 116 6. Zusammenfassung _____________________________________________________________________________________________________ 6. Zusammenfassung Dieks, Kati: Experimentelle Untersuchungen zum Einfluss einer G-CSF Therapie auf die Arrhythmogenese bei Herzinsuffizienz an Langendorff- perfundierten isolierten Kaninchenherzen Hintergrund: Der plötzliche Herztod, infolge lebensbedrohlicher Arrhythmien, ist einer der häufigsten Probleme bei chronischer Herzinsuffizienz. Die chronische Herzinsuffizienz geht mit einer Runterregulation der Kaliumkanäle einher und führt so zu proarrhythmischen repolarisationsverlängernden Nebeneffekten Medikamenten. bei Jüngste der Therapie Studien zeigten mit eine Reduktion von ventrikulären Tachyarrhythmien im Herzinfarktmodell nach G-CSFBehandlung. Ziel der vorliegenden Arbeit war es also herauszufinden, ob sich eine G-CSF-Therapie vorteilhaft auf die Proarrhythmie im Schrittmacher-induzierten Herzinsuffizienzmodell auswirkt. Methoden und Ergebnisse: Bei 24 weiblichen Neuseelandkaninchen wurde durch drei- bis vierwöchige schnelle Schrittmacherstimulation (400 Schläge pro Minute) eine chronische Herzinsuffizienz erzeugt. 24 Kaninchen wurden Sham-operiert und für die gleiche Zeit beobachtet. Die Schrittmacher-stimulierten Tiere entwickelten währenddessen klinische Anzeichen einer chronischen Herzinsuffizienz, die sich echokardiographisch in einer signifikant gesunkenen Ejektionsfraktion (EF) messen lies. 11 Sham-operierte (S) und 11 herzinsuffiziente Kaninchen (H) wurden mit 0,9% NaCl-Lösung behandelt und dienten als Kontrolle. 13 Sham-operierte Tiere (S-G-CSF) und 13 herzinsuffiziente Tiere (H-G-CSF) wurden hingegen über einen Zeitraum von 17±4 Tagen mit 10 µg/kg G-CSF s.c. therapiert. Acht simultan aufgezeichnete endo- und epikardiale monophasische ventrikuläre Aktionspotentiale der herzinsuffizienen Tiere zeigten nach Induktion eines AV-Blocks und Stimulation bei Zykluslängen zwischen 900 ms und 300 ms eine signifikant 117 6. Zusammenfassung _____________________________________________________________________________________________________ verlängerte Repolarisation (+3312 ms (APD90); p<0.01) unter dem Einfluss von Erythromycin (300 µM) im Vergleich mit den Kontrolltieren. Desweiteren beobachteten wir einen signifikanten Anstieg der spatialen und temporalen Dispersion der Repolarisation (+93 ms and +62 ms; p<0.05). Als Folge der gestiegenen transmuralen Dispersion, kam es auch zu einem signifikant höheren Auftreten von Tachyarrhythmien vom Typ Torsade de Pointes bei Herzinsuffizienz (127 Episoden vs. 27 Episoden: p<0.05). Mit G-CSF behandelte Herzen zeigten zusätzlich eine signifikante Zunahme der APD90 (S-G-CSF: +17±6 ms; HF-G-CSF: +44±16 ms; p<0.05 im Vergleich zu S und HF). Der weitere Anstieg der Dispersion der Repolarisation unter G-CSF (S-G-CSF: +23±9 ms (spatial), +137 (temporal); HF-G-CSF: +38±14 ms ms (spatial), +104 ms (temporal); p<0.05 im Vergleich zu S and HF) führte auch zu einem weiteren Anstieg des Auftretens von TdPs (S-G-CSF: +16 Episoden; HF-G-CSF: +17 Episoden). Im Gegensatz zum Herzinfarktmodell kommt es durch G-CSF-Behandlung bei chronischer Herzinsuffizienz im vorliegenden Modell nicht zu einer Reduktion des arrhythmischen Potentials. Schlussfolgerung: Als Nebenwirkung der G-CSF Therapie kommt es zu einer weiteren Reduktion der myokardialen Repolarisationsreserve in einem experimentellen Modell der chronischen Herzinsuffizienz beim Kaninchen. G-CSF-Therapie führt zu einem Anstieg der APD90 und der Dispersion der Repolarisation in der vorliegenden Arbeit. Im Gegensatz zum Herzinfarktmodell, scheint eine Medikation mit G-CSF im Falle einer chronischen Herzinsuffizienz erfolglos bei der Behandlung von Arrhythmien zu sein. 7.Summary 118 _____________________________________________________________________________________________________ 7. Summary Dieks, Kati: Experimental analysis of a G-CSF therapy and its influence on the arrhythmogenesis in chronic heart failure in Langendorff- perfused isolated rabbit hearts Background: Sudden cardiac death due to life-threatening arrhythmias is a major concern in chronic heart failure (CHF). CHF is associated with downregulation of potassium channels and may therefore increase the proarrhythmic side-effects of repolarizationprolonging drugs. Recently, G-CSF (granulocyte colony-stimulating factor) therapy showed a reduction of ventricular tachycardias in an infarction model. Thus, the aim of the present study was to determine, if chronic G-CSF therapy plays a beneficial role on proarrhythmia in an experimental model of pacing induced heart failure. Methods and Results: In 24 female rabbits, heart failure was induced by three to four weeks of rapid ventricular pacing (400 beats/min). 24 rabbits were sham-operated and observed for the same time. The paced rabbits developed clinical signs of congestive heart failure and a significant decrease of ejection fraction. 11 sham operated- (S) and 11 heart failure- (HF) rabbits were treated with saline and served as controls, whereas 13 sham operated- (S-G-CSF) and 13 heart failure rabbits (HF-G-CSF) were treated with 10µg/kg G-CSF s.c. over a period of 17±4 days. Eight simultaneously recorded endo- and epicardial monophasic ventricular action potentials showed a significant prolongation of repolarization (+3312ms (APD90); p<0.01) after induction of AV-block and stimulation at cycle lengths between 900 and 300 ms in the presence of erythromycin infusion (300µM) in HF hearts as compared with controls. Moreover, an increase in spatial and temporal dispersion of repolarization (+93ms and +62ms; p<0.05), resulting from an increase in transmural dispersion contributed to a significant higher rate of torsade de pointes (TdP) tachycardia in CHF (127 episodes vs. 27 episodes: p<0.05). G-CSF - treated 7.Summary 119 _____________________________________________________________________________________________________ hearts showed a further significant increase in APD90 (S-G-CSF: +17±6ms; HF-GCSF: +44±16ms; p<0.05 as compared with S and HF). The further increase in dispersion of repolarization (S-G-CSF: +23±9ms (spatial), +137ms (temporal); HFG-CSF: +38±14ms (spatial), +104ms (temporal); p<0.05 as compared with S and HF), led to an increased incidence of TdP episodes (S-G-CSF: +16 episodes; HF-GCSF: +17 episodes). In contrast to the infarction model treatment with G-CSF showed no beneficial effect on arrhythmias in CHF independently if they were sham or failing hearts. Conclusion: Adverse effect of G-CSF therapy contributes to a further reduction of myocardial repolarization reserve in an experimental model of chronic heart failure. In the present study G-CSF therapy leads to an increase in APD90 and dispersion of repolarization. In contrast to hearts in a myocardial infarction model, G-CSF therapy seems to be unsuccessful to prevent arrhythmias in heart failure. 120 8.Literaturverzeichnis _____________________________________________________________________________________________________ 8. 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Abkürzungsverzeichnis APD Aktionspotential Dauer AT1 Angiotensin II Typ 1 Receptor BMC Bone Marrow Cells Cx Connexin DAD delayed Afterdepolarization – späte Nachdepolarisation DCM dilated Cardiomyopathy - dilatative Kardiomyopathie EAD early Afterdepolarization – frühe Nachdepolarisation EPC Endothelial Progenitor Cells ES embryonale Stammzellen mES Mäuse-ES hES Humane-ES G-CSF Granulozyten- Kolonie stimulierender Faktor GM-CSF Granulozyten-Monozyten Kolonie stimulierender Faktor HI Herzinsuffizienz HSC Hematopoietic Stem Cells ICD implantierbarer Kardioverter- Defibrillator ICM inner cell mass MAP Monophasisches Aktionspotential MSC Mesenchymal Stem Cells PHT plötzlicher Herztod PVT polymorphe ventrikuläre Tachykardie TDR transmurale Dispersion der Repolarisation TdP Torsade de Pointes TGF1 Transforming growth factor beta 1 TNF Tumor Nekrose Faktor alpha VT ventrikuläre Tachykardie 10. Danksagung 140 _____________________________________________________________________________________________________ 10. Danksagung Dr. med. Peter Milberg danke ich von ganzem Herzen für die Erarbeitung des Dissertationsthemas, die intensive freundschaftliche Betreuung und die jederzeit gewährte fachliche und persönliche Unterstützung während meiner gesamten Doktorandenzeit am Universitätsklinikum Münster. Seine Ideen und Anregungen haben die Ergebnisse dieser Arbeit wesentlich mitbestimmt. Mein besonderer Dank gilt Prof. Dr. med. Lars Eckardt, Universitätsklinikum Münster für die Überlassung des Themas, die Schaffung der technischen Vorraussetzungen und die wohlwollende Unterstützung der experimentellen Arbeiten. Ich danke Prof. Dr. med. vet. Michael Fehr, Tierärztliche Hochschule Hannover, für die unkomplizierte und feundliche Betreuung und Zusammenarbeit über diese weite Entfernung hinweg. Frau Irina Potthoff, medizinisch technische Assistentin, danke ich für die herzliche Aufnahme, das freundschaftliche Arbeitsklima und die gute Einarbeitung in die Methodik, sowie die Hilfe bei der Durchführung der Versuche. Ich habe mich von Anfang an wohl gefühlt. Dem Personal der zentralen tierexperimentellen Einrichtung danke ich für die liebevolle Pflege unserer Kaninchen. Bei Frau Dr. rer. medic. Nani Osada bedanke ich mich für die freundliche Unterstützung bei der statistischen Beratung und Auswertung. Patricia Witte danke ich vor allem für die gesamte großartige Studienzeit, gemeinsames Lernen, Reiten, Feiern und zermürbende Abende in diversen Laboren. 10. Danksagung 141 _____________________________________________________________________________________________________ Auch wenn wir uns leider nur noch selten sehen, wirst du immer eine kostbare Freundin für mich sein. Weiterhin bedanke ich bei Gerrit Frommeyer und Anne Kleideiter für das gute Teamwork. Anne, ich werde die Autofahrten nach Münster mit dir vermissen und hoffe, dass wir weiterhin in Kontakt bleiben, auch nach der gemeinsamen Zeit. Und wir haben es doch noch zusammen geschafft! Mein besonderer Dank gilt auch meiner Schwester und meinen Eltern, die mich die lange Studienzeit immer unterstützt haben. Ohne diese Familie wäre das alles nicht möglich gewesen. Schließlich danke ich mich meinem Mann, Holger Dieks, für viele liebevolle, aufmunternde, tröstende, verständnissvolle und bestätigende Worte. Ohne deine mentale Unterstützung wäre diese Arbeit nicht fertig gestellt worden. Ich danke Dir für unseren Sohn Jonatan. Ohne Euch beiden wäre ich nur die Hälfte, ich liebe Euch von ganzem Herzen.