WITHEO Video2 Erkenntnistheorie II

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© Wüthrich | WITHEO Videosequenz-2 | Kritischer Rationalismus
»... erkennen, wie wir erkennen«
V-2
Empirismus
F. Bacon
V-3
Kritischer
Rationalismus
K.R. Popper
V-4
Konstruktivismus
Metaphysik - Religiöse Überlieferung
Sammelbezeichnung für alle Lehren über Unbeobachtbares, höhere Einsichten usw.
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Descartes | Leibniz
Es gibt in jedem Wissen einen Anteil, der nicht aus der Erfahrung stammt
(»angeborene Ideen«) und es gibt reine Verstandeserkenntnis
(auch außerhalb der Mathematik)
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Grundidee
Regulativ
Priorität der menschlichen Vernunft und des rationalen (lat. ratio,
Vernunft) Denkens für das Wahrnehmen, das Erkennen der
Wirklichkeit und die Wissensfindung. Vernunft als Ursprung der
Erkenntnis und des Wissens.
Descartes: »Ich denke, also bin ich.«
Erkenntnisgewinnung durch Deduktion
! Deduktion: vom Allgemeinen zum Besonderen
KR: Fehlerhaftigkeit der Vernunft, Vorläufigkeit des Wissens
(Fallibilismus - Falsifikation). Eine Theorie hat nur dann
wissenschaftlichen Wert, wenn sie sich im Prinzip widerlegen lässt.
René Descartes, Gottfried Wilhelm Leibniz
Vertreter
Karl Popper 1902-1994 (Kritischer Rationalismus: Kombination von
Empirismus und Rationalismus)
Literatur
Lingnau, Volker: Kritischer Rationalismus und Betriebswirtschaftslehre,
in: WiSt Heft 3, März 1995, S. 124-129
Popper, R. Karl: Logik der Forschung, in: Gadenne, V./Visintin, A.
(Hrsg.) Wissenschaftsphilosophie, Freiburg 1966
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1902 – 1994
Einer der wichtigsten Erkenntnis- und Gesellschaftstheoretikers des 20. Jhd.
Österreichisch-Britischer Philosoph jüdischer Abstammung. Sohn eines liberalen,
sozial engagierten Rechtsanwalts mit geschichtlicher und philosophischer Bildung, der Mitglied der illegalen Freimaurerloge in Wien war.
Seit seiner Kindheit bekannt mit Konrad Lorenz. Stammte aus einer sehr musikalischen (Groß)Familie. Machte selbst Musik.
Tischlerlehre, Ausbildung zum Grundschullehrer, Hauptschullehrer für Mathematik
und Physik in Wien.
Lebte seit 1946 bis zu seinem Tode in Großbritannien, wo er Professor an der
London School of Economics and Political Sciences (LSE) war.
Berühmtes Werk: »Logik der Forschung« [1935]
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Enthält die Lehre von der Falsifizierbarkeit
wissenschaftlicher Theorien. Fehlerhaftigkeit der
Vernunft, Vorläufigkeit des Wissens (Fallibilismus).
Popper erweiterte diese später zum kritischen
Rationalismus.
Kritisch: eigene Theorien immer wieder hinterfragen
Rational: einer klaren Logik folgend
Menschliche Problemlösungsversuche sind
grundsätzlich fehlbar. Gewissheit ist nicht erreichbar.
Rationalität bedeutet Offenheit für Kritik.
Verifikation | Bestätigung = unmöglich
Falsifikation | Prüfbarkeit = möglich
Videosequenz:
http://www.youtube.com/watch?v=aR12XS2Cal8
Zeitausschnitt: 5'05 bis 7'04
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1
Worin liegt das Induktionsproblem?
2
KR akzeptiert die Vorläufigkeit des Wissens und behauptet, dass eine
Annäherung an die Wahrheit möglich ist – Widerspruch oder …?
3
Fehlersuche als Prinzip. Kommentieren Sie.
4
Erläutern Sie die These: Eine Aussage ist umso wertvoller, je eher sie
an der Realität scheitern kann.
5
Formulieren Sie eine aus Sicht von Popper wertvolle Aussagen und
begründen Sie.
6
Säulen des Rationalismus [KR]
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Ergebnis: Empirisch deskriptive und explikatorische, d.h. wahrheitsfähige
und falsifizierbare Aussagen
! Wissenschafts-Verständnis:
Erkenntnis beginnt mit Problemen; Problemlösung als Kern
! Ziel: unabhängiges Suchen
nach Wahrheit
!  Position: Annäherung an die
Wahrheit ist möglich
! Aufklärend rationale Denkform in Abgrenzung zum
Intuitionismus
! Vernunft als Ursprung der
Erkenntnis und des Wissens
! Vernunft muss methodisch
und systematisch gestärkt
werden
Kritischer
Realismus
Methodischer
Rationalismus
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! Prinzipielle Fehlbarkeit und
Vorläufigkeit des Wissens
(Verneinung der Verifikation)
! Wirklichkeit als Prüfinstanz
! Aussagen müssen an der
Realität scheitern können
! Deduktion als Methode der
Erkenntnisgewinnung
Fallibilismus
&
Deduktion
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! Vermutungswissen
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Induktionsschluss
Schluss von besonderen Sätzen, die z.B. Beobachtungen, Experimente usw.
beschreiben auf allgemeine Sätze, auf Hypothesen oder Theorien
Induktionsproblem
Frage nach der Geltung der allgemeinen Erfahrungssätze – ob und wann sind
induktive Schlüsse berechtig?
Ab wie vielen weißen Schwänen darf ich folgern, dass alle Schwäne weiß sind?
! Bedürfnis nach einer zusätzlichen logischen Form - INDUKTIONSPRINZIP.
Induktionsprinzip
Synthetischer Satz, der gestattet, induktive Schlüsse in eine logisch zugängliche
Form zu bringen. Induktionsprinzip entscheidet über die Wahrheit von Theorien.
Nach Popper sind die Schwierigkeiten der Induktionslogik unüberwindbar!
Ausweg: deduktive Methodik der Nachprüfbarkeit
Reader: Albert, K.: Texte zur Philosophie, Text 5, S. 87-102
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Psychologismus
Logik und/oder Erkenntnistheorie lassen sich auf empirische Gesetze der
Psychologie reduzieren
Unterscheidung
Tatsachenfragen: wie geht es vor sich, dass einer Person etwas Neues einfällt –
Vorgang nach dem Entdecken, dem Auffinden
! Fragen, die die Erkenntnispsychologie interessieren
Geltungsfragen: kann ein Satz begründet werden, ist er nachprüfbar –
Frage nach der Methode zur systematischen Überprüfung
! Fragen, die die Erkenntnistheorie und -logik interessieren
Nach Popper gibt es keine logische, rational nachkonstruierbare
Methode, etwas Neues zu entdecken –
Entdeckungen enthalten ein »irrationales« Element (schöpferische Intuition)!
Reader: Albert, K.: Texte zur Philosophie, Text 5, S. 87-102
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Deduktive Nachprüfungsmethodik
Eine positive Entscheidung kann das System immer nur vorläufig stützen. Durch
spätere negative Ergebnisse kann es wieder umgestoßen werden.
Bewährt hat sich ein wissenschaftliches Aussagesystem dann, wenn es
deduktiven Nachprüfungen standhält und durch fortschreitende Entwicklungen
in der Wissenschaft nicht überholt wird.
Nach Popper erweisen sich auch durch verifizierte Folgerungen
bestätigte Theorien niemals als »wahr« oder »wahrscheinlich«!
Reader: Albert, K.: Texte zur Philosophie, Text 5, S. 87-102
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Das Problem
! Abgrenzung der Empirie gegenüber Mathematik, Logik und ibs. Metaphysik.
Mit der Induktion glaubte man ein geeignetes Abgrenzungskriterium gefunden
zu haben. Der Positivismus geht davon aus, dass Erkenntnisse nur auf Basis
positiver Befunde, des wirklich Gegebenen, das man objektiv erkennen kann
(das Tatsächliche, Wirkliche, Zweifelslose) zu gewinnen sind. Eine klare
Abgrenzung gegenüber dem Transzendenten (nicht Erklärbaren, Ethischen und
Theologischen) wird postuliert.
Aus Sicht des Positivismus wird die Metaphysik als »sinnloses Gerede« und
»Blendwerk« gesehen.
Nach Popper erweisen sich diese Abgrenzungsversuche
als unbrauchbar!
Reader: Albert, K.: Texte zur Philosophie, Text 5, S. 87-102
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Tatsache
Es gibt unendlich viele »logisch mögliche« Welten – empirische Wissenschaft
soll aber nur die eine »wirkliche Welt«, die »Welt unserer Erfahrungswirklichkeit«
darstellen.
Forderungen an ein »empirisches Theoriesystem«
1.  Es muss synthetisch sein – eine nicht widerspruchsvolle, mögliche Welt
darstellen
2.  Es muss dem Abgrenzungskriterium genügen – eine mögliche Erfahrungswelt darstellen, darf nicht metaphysisch sein
Nach Popper ist die empirische Wissenschaft primär durch
eine bestimmte Methode – Nachprüfung durch Erfahrung – gekennzeichnet!
Reader: Albert, K.: Texte zur Philosophie, Text 5, S. 87-102
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Position des Positivismus
Empirisch-wissenschaftliche Sätze müssen endgültig entscheidbar sein – ihre
Verifikation und Falsifikation muss möglich sein.
Beispiel: »Hier wird es morgen regnen (oder auch nicht)«
Position des kritischen Rationalismus
Falsifizierbarkeit als Abgrenzungskriterium – Empirische Aussagen müssen an
der Erfahrung scheitern können. »Das relativ haltbarste auswählen.«
Nach Popper sind Theorien niemals empirisch verifizierbar!
Sie müssen an der Erfahrung scheitern können.
Reader: Albert, K.: Texte zur Philosophie, Text 5, S. 87-102
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Kritischer Rationalismus steht in der Tradition des erkenntnistheoretischen
Realismus. Ausgegangen wird von der Existenz einer beobachterunabhängigen
objektiven Realität, die es zu erfassen gilt.
! Ziel: Generieren von Wissen über ein objektives Weltbild
Popper:
»... Wir sollten versuchen, Theorien aufzustellen, die der Wahrheit ein Stückchen
näher kommen als die unserer Vorgänger.«
»... Eine Theorie ist wahr, wenn sie mit den Tatsachen übereinstimmt.«
Falsifikation ist eine Methode, die Erkenntnisfortschritt auf ein Ziel hin erlaubt,
nämlich Annäherung (Approximation) an die ontologische Wirklichkeit.
| Ontologie = Lehre vom Seienden |
Quelle: Popper, K.R.: Objektive Erkenntnis. Ein evolutionärer Entwurf; Hamburg 1973, S. 57
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Alle Rosen sind Blumen.
Einige Blumen verwelken schnell.
Deshalb verwelken einige Rosen schnell.
Nicht zulässiger Syllogismus
Es ist möglich, dass unter den rasch verwelkenden Blumen
keine Rosen sind.
Quelle: Kahnemann, D.: Schnelles Denken, langsames Denken, München 2011, S. 62 f.
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Deduktiv-nomologisch erklären heißt: Mit einem stichhaltigen Argument zeigen,
dass das Explanandum aufgrund einer Gesetzmäßigkeit zu erwarten war.
! Syllogismen – logischer Schluss
Gesetzesaussage
Alle Menschen sind sterblich
Explanans
= das Erklärende
Randbedingung
Sokrates ist ein Mensch
Sokrates ist sterblich
Schlussfolgerung
Sokrates ist sterblich
Alle Sterblichen sind Menschen
Explanandum
= der zu erklärende Sachverhalt
Nicht zulässiger Syllogismus
nomologisch: theoretisch, durch Verknüpfung von Aussagen herleitbar.
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•  Grundposition: Wissenschaftliche Rationalität beruht auf Logik und Erfahrung
•  Wissenschaft hat eine empirische Basis
•  Wissenschaftstheorie befasst sich mit der logischen Analyse der wissenschaftlichen Sätze
•  Wissenschaft wird als System von Sätzen aufgefasst, was Wissenschaft
sonst noch ist, wird ausgeblendet
•  Erkenntnisbegründung ist unabhängig von Erkenntnisgewinnung
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