Clonidin Clonidin (Handelsname Catapresan®) ist ein Medikament, das zur Behandlung von Bluthochdruck entwickelt wurde. Seit einiger Zeit wird es auch zur Behandlung des Tourette Syndroms, chronischer Tics und der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung eingesetzt. Ein weiterer Einsatz besteht bei der Minderung der Entzugssymptome von Nikotin und anderen Drogen. Es wird gelegentlich für die Behandlung von Manie oder Aggressivität verwandt. Wirkungen Clonidin kann Symptome der Hyperaktivität, Impulsivität, Reizbarkeit, Wutausbrüche und Tics vermindern. Es kann die Geduld steigern, Frustration mildern und den Umgang von Kindern/ Jugendlichen mit Erwachsenen verbessern. Manchmal wird es zusammen mit Stimulanzien (bei ADHS) oder mit Tiapridex, Haldol, Orap (beim Tourette Syndrom) eingesetzt. Die positive Wirkung setzt für gewöhnlich erst zwei Wochen nach dem Erreichen einer stabilen Dosis von Clonidin ein. Die volle Wirkung kann manchmal erst nach zwei bis vier Monaten erzielt werden. Nebenwirkungen Kinder wurden bis zu fünf Jahre mit Clonidin behandelt, ohne lang anhaltende Nebenwirkungen zu entwickeln. Jedes Medikament kann aber Nebenwirkungen hervorrufen, einschließlich allergischer Reaktionen. Da jeder Patient anders ist, wird Ihr Arzt sich bemühen, die beste Wirkung mit den geringsten Nebenwirkungen zu erreichen. Die folgende Auflistung enthält nicht alle möglichen Nebenwirkungen, vor allem keine seltenen oder ungewöhnlichen. Bitte sprechen Sie mit dem Arzt, wenn Sie den Eindruck haben, dass das Medikament Probleme hervorruft: • Häufige Nebenwirkungen: Schläfrigkeit, vor allem bei Nichtstun oder Langeweile (meist am ausgeprägtesten in den ersten zwei bis vier Wochen), Gewichtszunahme, zeitweilige Verstärkung der Tics beim Tourette Syndrom (was auf zu niedrige Dosierung oder nachlassende Wirkung zurückzuführen sein kann). • Gelegentlich bei Dosissteigerung auftretende Nebenwirkungen: Kopfschmerzen, Schwindel, Bauchschmerzen, Übelkeit oder Erbrechen. Ferner kann es zu Depressionen kommen, vor allem wenn beim Patienten oder in seiner Familie eine Neigung dafür vorhanden ist. • Bei Erwachsenen aufgetretene Nebenwirkungen – selten bei Kindern: Niedriger Blutdruck oder Puls, trockener Mund, Verstopfung, Schlafstörungen oder Albträume, Wasseransammlungen oder Schwellungen, Nervosität, erhöhter Blutzucker (vor allem bei Diabetikern). Ärztliche Kontrollen Vor dem Einsatz des Medikaments sollte eine körperliche Untersuchung stattfinden. Der Arzt wird Blutuntersuchungen durchführen und vielleicht ein EKG ableiten. Puls, Blutdruck und Gewicht werden während der Medikamentengabe regelmäßig überprüft. Aus: Rothenberger & Steinhausen: Medikamente für die Kinderseele. © 2005 Hogrefe, Göttingen Probleme beim plötzlichen Absetzen Es kann zu sehr starkem Bluthochdruck kommen, sogar wenn der Blutdruck vor der Clonidin-Einnahme normal war. Verhaltensprobleme oder Tics können sich zeitweilig verstärken. Der Puls kann schnell oder unregelmäßig sein; Brustschmerzen, Nervosität, Kopfschmerzen, Magenkrämpfe, Übelkeit, Erbrechen, Schlafstörungen können auftreten. Setzen Sie Clonidin darum nicht plötzlich ab, reduzieren Sie die Dosis langsam, wie vom Arzt verschrieben. Weitere Hinweise Wenn es zu Schläfrigkeit kommt, sollte der Patient nicht Fahrrad oder ein Kraftfahrzeug fahren. Welche Fragen haben Sie an den Arzt? (Bitte hier notieren) Aus: Rothenberger & Steinhausen: Medikamente für die Kinderseele. © 2005 Hogrefe, Göttingen