Wo beginnt Fundamentalismus?

Werbung
Religion und Geltungssucht
Motive religiöser Extremisten
Erinnern und Gedenken
Nicht nur ein Blick ins Gestern
Missio Kreativ Wettbewerb
Zahlreiche Einsendungen
DAS PRAXISHEFT FÜR SCHULE UND PFARRE . 2015 . Ausgabe 1 . Fundamentalismus . www.missiothek.at
missiothek
Wo beginnt
Fundamentalismus?
Grenzen eines schwer
fassbaren Begriffs
e
02_Editorial
Fundamentalismus
Befreit aus dem Teufelskreis des Bösen
Täglich erreichen uns neue Horror-Meldungen: Die Kämpfer des „Islamischen Staates“ oder von „Boko Haram“ morden, vergewaltigen, vernichten, zerstören mit einer Grausamkeit, die uns den Atem nimmt. Sie vertreiben, foltern oder köpfen Menschen – und berufen sich dabei auf Gott und ihren Glauben an den, den der Koran als Barmherzigen und gnädigen Allerbarmer bezeichnet. Ist es da ein Wunder, dass manche jetzt meinen, Religion an sich – oder
zumindest der missionarische Monotheismus – führe unweigerlich zur Gewalt?
Befreien wir uns aus dem Tunnelblick auf die militanten Islamisten: Im Kriegsgeschrei der islamistischen Terroristen geht
unter, dass Millionen Musime in Frieden leben wollen und ebenso zu Opfern des Terrors werden wie ihre christlichen,
jüdischen, jesidischen oder auch ungläubigen Nachbarn. Übersehen wird mitunter auch, dass die größten Massenmörder
der Menschheitsgeschichte weder Christen noch Muslime waren, sondern gottlose Atheisten: Hitler, Stalin und Mao
wollten nicht Gott anbeten, sondern selbst angebetet werden.
Ja, es gibt die „Pathologien der Religion und der Vernunft“, von denen Benedikt XVI. in seiner „Regensburger Rede“ 2006 sprach! Der gefallene Mensch fällt immer wieder auf sich selbst zurück:
auf seine Sünde, seine Rache, seinen Ehrgeiz, seinen Hass, sein Streben nach Macht. Und
immer wieder missbraucht er den Glauben als Rechtfertigung für Gewalt.
Wenn Religion ideologisiert und für politische Ziele instrumentalisiert wird, ist schnell von
„Fundamentalismus“ die Rede. Und weil solches auch im christlich geprägten Kulturkreis geschah und geschieht, heißt es dann mitunter, die monotheistischen und missionarischen Religionen – gemeint sind Christentum und Islam – seien da ganz gleich. Hier
wird der Fundamentalismus-Vorwurf zum Abwehrreflex einer sich aufgeklärt wähnenden Gesellschaft, die es sich ersparen will, über die Inhalte des Glaubens nachzudenken.
Doch genau das können wir Christen unserer Zeit nicht ersparen: Wer an die Fundamente des christlichen Glaubens geht, findet nicht Hass, Intoleranz und Gewalt. Er
findet Jesus Christus, den Friedensfürst, der für uns am Kreuz gestorben ist, um uns aus
der Knechtschaft des Bösen zu befreien, ohne auch nur einen Augenblick zu hassen. Auf
dem festen Fundament dieses Glaubens stehen die Apostel und die Märtyrer aller Zeiten, die
bereit waren, für ihren Glauben zu leiden und zu sterben, nicht aber zu foltern und zu töten!
Herzliche Grüße und Gottes Segen,
Msgr. Leo-M. Maasburg
Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke in Österreich
FREMDE. HEIMAT. KIRCHE.
Missio-Kampagne 2014-2015
Februar 2015 . www.missio.at
KAPELLE: Im Flüchtlingscamp Kigeme fehlt ein Gebäude zur Feier der Messe
AUSBILDUNG: Betreuung burmesischer Flüchtlingskinder in Thailand
KRANKENSTATION: Die arme Bevölkerung in Haiti braucht bessere ärztliche Betreuung
SCHULE: Wiederaufnahme der Schulbildung auf den Philippinen nach dem Taifun
HILFE ANGEKOMMEN! Kinder vergewaltigter Frauen im Kongo beten für den Frieden
Österreichische Post AG/Sponsoring.Post GZ 02Z030162S 2/15
projekt missio
Der Kampf gegen Ebola
Die verheerende Ebola-Epidemie ist noch lange nicht überwunden.
In Liberia hat der tödliche Virus schlimm gewütet. Die Franziskanermissionarinnen Mariens sind aktiv geworden: In 18 Pfarren werden
Teams ausgebildet, die die Menschen über die Krankheit aufklären, sie
betreuen und eine weitere Ausbreitung des Virus verhindern.
„Es war wie die mittelalterliche
Pest. Jeder hatte Angst, vom Anderen
angesteckt zu werden.“
missiothek 1501
Schwester Johanna Datzreiter
„PROJEKT MISSIO“
Mutige missionarische Initiativen und innovative Projekte aus aller Welt erreichen
die Projektabteilung von Missio und warten auf unsere Unterstützung. Eine
Auswahl davon wird in der „Projekt Missio“ allen Interessierten, Unterstützern und
Verantwortlichen in Pfarren vorgestellt. So wird die Hilfe von Missio greifbar.
Durch die Begleitung und die Kontrolle der Projekte wird sichergestellt, dass das
Geld der Spender bei den Bedürftigen ankommt und bestmöglich verwendet
wird. In der neuen „Projekt Missio“ geht es um den Kampf gegen die verheerende
Ebola-Epidemie in Afrika. Außerdem werden Projekte in Haiti, Thailand, Ruanda
und den Philippinen präsentiert. „Projekt Missio“ erscheint viermal jährlich
und wird kostenlos an alle Interessenten versandt. Alle Ausgaben seit 2008 sind
auch online verfügbar. Kostenlos bestellen unter: [email protected]
Inhalt
i
missiothek_03
INHALT für print und online:
03 Fundamentalismus
Das Phänomen des
Fundamentalismus ist
schwer zu fassen. Der
Begriff geht auf die
US-amerikanischen
Protestanten des 19.
Jahrunderts zurück.
Foto: picturedesk.com
10 Christian Troll S.J.
Der bekannte IslamExperte Christian Troll
erklärt im Interview,
welche Charaktersitika
der islamische Fundamentalismus aufweist.
Foto: Hochschule St.
Georgen/Frankfurt a.M.
14 Syrien
Nachdem die IS-Terrormiliz mehr als 200
Menschen im Norden
Syriens in Geiselhaft
genommen hat, konnten
einige Christen wieder
befreit werden.
Foto: Assyrian Church
16 Hoffung
Es gibt viele kleine
Hoffnungen, die aber
noch nicht alles sind. Nur
die große Hoffnung auf
das ewgie Leben kann
unser Leben erfüllen.
Foto: i-stock
20 Erinnern, Gedenken
Nach den Gräueltaten
des Zweiten Weltkrieges
wurde die Pädagogik
der Erinnerungskultur
zum Imperativ.
Foto: David Shankbone,
Wikicommons
24 Missio Konkret
Viele Jugendliche aus
ganz Österreich haben
sich kreativ mit dem
Thema „Menschen auf
der Flucht“ auseinandergesetzt.
Foto: Missio
THEMA „FUNDAMENTALISMUS“
03–07
Seit dem Anschlag auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ ist das Schreckensgespenst „Fundamentalismus“ allgegenwärtig. Doch was ist mit dem Begriff gemeint?
08–09
Vier Beispiele fundamentalistischer Tendenzen in
Buddhismus, Hinduismus, Judentum und Islam
10–11
Interview mit dem Islam-Experten Christian Troll S.J.
über fundamentalistische Tendenzen im Islam
12–13
Schlaglicht über die Motive religiöser Extremisten aus
psychologischer Sicht
missiothek
online
Was_heisst_hier_Fundamentalismus.pdf
Gründe_für_Fundamentalismus.pdf
Bibel_verstehen.pdf.
Frauen_in_der_Bibel.pdf
Märtyrer.pdf
SERVICE
14–15
News aus der Weltkirche: Die IS-Terrormiliz lässt einige entführte Christen wieder frei; Papst ermutigt nordafrikani-
sche Bischöfe; venezolanischer Bischof verurteilt Mord.
18–19
Buchrezensionen: Medien für Sie getestet.
TUGENDEN
16–17
Serie Tugenden: Die Hoffnung auf etwas Größeres, das den Menschen überragt, trägt jeder in sich. Der Christ lebt aus der Hoffnung auf das endgültige Heil in Christus. In der Enzyklika „Spe salvi“ zeigt Papst Benedikt XVI. auf, wie eng Glaube und Hoffnung miteinander verbunden sind.
THEMA „ERINNERN UND GEDENKEN“ 20–23
Erinnerung und Gedenken sind nicht bloß beschauliche Momente im Blick auf das Gestern, sondern unverzichtbare Akte höchster Dringlichkeit für das Heute.
missiothek
online
Erinnerung_an_Gott_ist_Leben.pdf
Franz_Jägerstätter.pdf. Erinnerungs_Fitness:Ein_Trainingsplan.pdf
Vergissmeinnicht.pdf
MISSIONARISCHE GEMEINDE
24–25
Die Romaria-Wallfahrer wollen sich mit Flüchtlingen auf den Weg machen, um sich mit ihren Anliegen zu solidarisieren.
MISSIO KONKRET
26-31
Die rege Teilnahme am Missio Kreativ-Wettbewerb hat gezeigt, dass sich viele Jugendliche Gedanken machen über den richtigen Umgang mit Flüchtlingen in Österreich.
ARBEITSBLÄTTER
27–30 So wird jede Unterrichtsstunde zum Erlebnis: zum
Heraustrennen und Abheften. Viele Arbeitsblätter zusätzlich
auch online: www.missiothek.at: Gleich anmelden und
ausprobieren!
missiothek 1501
04_Thema
t
Fundamentalismen
Fundamentalismen – Identitätssuche in der Moderne
Am 7. Jänner 2015 erschütterte der Anschlag auf das Büro des französischen Satiremagazins „Charlie Hebdo“ ganz Europa. Zuerst erschossen die
Attentäter elf Personen im Redaktionsgebäude und einen Polizisten, danach
wurden bei einer Geiselnahme in einem jüdischen Supermarkt vier weitere
Personen ermordet. Die Täter waren Islamisten. Seither ist es allgegenwärtig,
das Schreckgespenst des Fundamentalismus. Was aber meint der Begriff ?
D
Frankreich unter Schock
Etliche Muslime haben die
Anschläge auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“
öffentlich verurteilt. Doch
viele fühlen sich auch durch
die Karikaturen des
Magazins in ihren religiösen
Gefühlen verletzt. Wo
beginnt Fundamentalismus?
er terroristische Anschlag beherrschte weltweit
die Schlagzeilen. Auf den Titelseiten von Zeitungen wurde die Tat als „Frankreichs 9/11“
bezeichnet. Wenn auch die Opferzahlen, das
Ausmaß der Verwüstung und vor allem die verheerenden
Folgen bei weitem nicht an den Anschlag auf die Türme des
World Trade Center heranreichen, so ist der Symbolgehalt
des Anschlags durchaus ähnlich: Während das World Trade
Center den US-amerikanischen Kapitalismus repräsentierte, wurde „Charlie Hebdo“ zum Symbol der Presse- und
Meinungsfreiheit à la France. In beiden Fällen bekannte
sich das islamistische Terrornetzwerk Al-Kaida zu den Anschlägen. Der Islam und mit ihm die Muslime stehen unter
Generalverdacht: Sind fundamentalistische Auslegungen
des Korans systemimmanent? Gebietet der Koran die „heilige Pflicht“ zum „Krieg gegen die Ungläubigen“?
In den Medien ist in den zurückliegenden Jahren vom
Fundamentalismus meist im Zusammenhang mit dem Islam die Rede. Im gleichen Kontext wird fast immer auch
der Terrorismus erwähnt, wie jener des Islamischen Staates
(IS) oder des Terrornetzwerks Al-Kaida. Doch Fundamentalismus und Fanatismus sind keine exklusiven Erscheinungsformen einer einzigen Religion. Phänomene dieser Art finden sich in allen Religionsgemeinschaften, aber auch in
weltanschaulichen und politischen Systemen.
Weder ist ein absoluter Wahrheitsanspruch per se fundamentalistisch noch ist er das ausschließliche Kennzeichen
von Religionen. Auch Atheisten vertreten ihre Ansicht,
dass es keinen Gott gebe, mit absolutem Wahrheitsanspruch. Manchmal tarnt sich politischer Fundamentalismus
religiös, ohne es zu sein. Umgekehrt strebt religiöser Fundamentalismus, unabhängig davon in welchem Land und
welcher Konfession, nach politischer Macht; das ist eines
seiner Charakteristika, aber nicht das einzige. Auch im Alltagsleben begegnet man fundamentalistischen Haltungen.
missiothek 1501
Foto: picturedesk.com
Text_MONIKA SCHWARZER
Etwa im Bereich der Ernährung, dem sogenannten FoodFundamentalismus, oder im Bereich der Gesundheit, bei
radikalen Impfgegnern. Nicht eine Religion erzeugt den
Fundamentalismus, sondern der Mensch.
Ursprung in den USA
Das Phänomen ist schwer zu fassen. Historisch gesehen
geht der Begriff „Fundamentalismus“ auf amerikanische
Protestanten zurück, die sich selbst als „Fundamentals“ bezeichneten. Auf dem Amerikanischen Bibelkongress, der
1895 in Niagara im Staat New York stattfand, verteidigten
sie die Bibel als von Gott inspirierten, irrtums- und widerspruchsfreien Tatsachenreport gegen die historisch-kritische Exegese. Zu den dort festgelegten „Punkten des Fundamentalismus“ gehörte unter anderem die Lehre von der
wörtlichen Irrtumslosigkeit der Heiligen Schrift. In weiterer Folge wandten sich die Fundamentals insbesondere gegen die Darwinsche Evolutionslehre und gegen die Wissenschaftsgläubigkeit jener Zeit. Sie verstanden sich selbst als
Reaktionäre gegen „die Auswüchse der Moderne“.
Im Grunde drückt der Begriff Fundamentalismus nichts
anderes aus, als das Bestreben, sich stärker an den zentralen,
Thema
t
Fundamentalismen_05
„Der tief-fromme Mensch hat eine gewisse Bescheidenheit
und ein Lächeln, der Fundamentalist glaubt nicht,
sondern er weiß alles.“
Paul Chaim Eisenberg,
Oberrabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Wien
„fundamentalen“ Glaubensinhalten zu orientieren. Dieses
durchaus legitime Anliegen steht am Beginn fast jeder Reformbewegung, wie beispielsweise der großen gregorianischen Kirchenreform des 11. Jahrhunderts. Heute wird der
Begriff „Fundamentalismus“ jedoch praktisch ausschließlich negativ, bisweilen als Kampfbegriff verwendet. Wer als
Fundamentalist bezeichnet wird, den nimmt man nicht
mehr ernst, der ist von jedem weiteren Dialog ausgeschlossen. Doch nicht jeder, der seinen Glauben ernst nimmt und
sich an das hält, woran er glaubt, ist Fundamentalist.
Wer ist also ein Fundamentalist? Derjenige, im Falle des
Christentums, der Sex vor der Ehe für Sünde hält, oder derjenige, der glaubt, dass das Leben auf der Erde von Gott in
sieben Tagen – im wortwörtlichen Sinn – geschaffen wurde? Wo sind die Grenzen? Bei einer 2008 durchgeführten
Umfrage des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung an 9.000 befragten Muslimen und Christen in sechs
europäischen Ländern versuchte man, Merkmale für Fundamentalismus in Statements umzuwandeln, zu denen die
Zustimmung abgefragt wurde: „Christen/Muslime sollten
zu den Wurzeln des Christentums/Islam zurückkehren“,
„Es gibt nur eine Interpretation der Bibel/des Koran, und
jeder Christ/Moslem muss sich an sie halten“ sowie „Die
Gebote der Bibel/des Koran sind für mich wichtiger als die
Gesetze des jeweiligen Landes“. Sind solche Fragestellungen wirklich geeignet, dem Phänomen Fundamentalismus
auf die Spur zu kommen? Gemäß dieser Studie ist es offenbar ein Zeichen von Fundamentalismus, die Heilige Schrift
als maßgeblicher für das eigene Leben anzusehen als die Gesetze des Staates, in dem man lebt. Demzufolge wäre der
von den Nazis hingerichtete Franz Jägerstätter Fundamen-
talist gewesen. Die katholische Kirche hat ihn heiliggesprochen, weil er im Angesicht der staatlichen Gewalt seinem
Gewissen, für das der Glaube maßgeblich war, treu geblieben ist. Sehen darin nicht auch glaubensferne Menschen ein
Zeichen von Zivilcourage?
Ob etwas als fundamentalistisch gilt, hängt auch von
Zeit und Ort ab. So macht es beispielsweise wenig Sinn,
von einem fundamentalistischen Mönch des Mittelalters zu
reden, da damals Religion und Gesellschaft noch viel stärker voneinander durchdrungen waren. Im kirchengeschichtlichen Zusammenhang spricht man daher eher von
Häresien. Das griechische Wort haireomai bedeutet „für
sich nehmen“, oder auch „vorziehen, (aus)wählen“. So bezeichnet Häresie die willkürliche Auswahl und Überbetonung eines einzelnen oder mehrerer Aspekte des Glaubens,
die eine Entfaltung der katholischen – allumfassenden –
Lehre der Kirche nicht mehr zulässt.
Fundamentalisten können nicht glauben
Der Theologe Wolfgang Beinert eröffnet in seiner Definition des Fundamentalismus in Herders „Lexikon für
Theologie und Kirche“ einen anderen interessanten Zugang
zu diesem Phänomen: Er ortet die Angst als psychologische
Wurzel des Fundamentalismus, die der Fundamentalist
durch ein umfassendes Streben nach Sicherheit zu bewältigen versucht. Er ortet weniger im Glaubensinhalt als viel
mehr im personalen Glaubensvollzug ein Defizit des Fundamentalisten: Es sei das Unvermögen vertrauen zu können. Das Vertrauen auf die Güte Gottes bietet keine Sicherheit gegen die Wechselfälle des Lebens, wohl aber die
Gewissheit des guten Ausganges, sobald sich jemand dem
Foto: picturedesk.com
Religiöser Extremismus
kann auch durch politische
Ereignisse angestachelt
werden. Der Nahostkonflikt
fordert seit Jahrzehnten
unzählige Tote. Er belastet
das Verhältnis zwischen
Juden und Muslimen
und hat auf beiden Seiten
Menschen radikalisiert.
missiothek 1501
06_Thema
t
Fundamentalismen
Willen Gottes hinschenkt. Somit entpuppt sich für Beinert
das angstgeleitete universale Streben des Fundamentalisten
nach Sicherheit als objektive Glaubensunfähigkeit.
Fundamentalistische Bewegungen sind Reaktionen auf
die Verunsicherung, die durch den gesellschaftlichen Wertewandel und Wertepluralismus, oder auch durch die ethnisch-kulturelle Entwurzelung und soziale Entfremdung
sowie durch die wirtschaftliche und politische Ungerechtigkeit hervorgerufen wird. Gesellschaftliche Entwicklungen dieser Art werden als persönliche Bedrohung wahrgenommen, was Angst erzeugt. Um sie zu bewältigen, wird
auf die Religion zurückgegriffen. Hier nun entscheidet es
sich aber, ob jemand lediglich Halt im Glauben sucht, und
sei es nun in der Außenwahrnehmung in „traditionalistischer“ oder „konservativer“ Weise, oder ob er eine fundamentalistische Haltung einnimmt.
Der Fundamentalist entwickelt ein Gegenmodell zu der
als leidvoll erfahrenen Gegenwart, indem er auf möglichst
klare und unverfälschte, leider aber auch verkürzte Glaubensinhalte oder Weltanschauungen zurückgreift und sich
daraus eine utopistisch „bessere Welt“ baut. Fundamentalisten machen aus ihrer Religion eine Ideologie.
Radikalisierung ist Zeichen der Schwäche
Fundamentalistische Standpunkte werden umso radikaler nach außen vertreten werden, je bedrohlicher gesellschaftliche Krisen für die eigene Person empfunden werden. Kurz: je mehr Angst, desto radikaler. So gesehen ist
Radikalisierung kein Zeichen von Stärke, sondern von
Schwäche. Durch das Zusammentreffen mehrerer gleichgesinnter Fundamentalisten können sich persönliche Haltungen zu einer gemeinsamen Ideologie kristallisieren, die von
einem in sich geschlossenen, manichäischen Welt- und
Menschenbild gekennzeichnet ist. Die Welt wird eingeteilt
in Gut und Böse, Schwarz und Weiß, wobei es keinen Platz
für Grautöne geben darf.
Mitunter sehen Fundamentalisten in differenzierenden
Relativierungen ihrer Ansichten die größte Bedrohung.
Dabei argumentieren sie nicht, wie fälschlich angenommen
wird, irrational, sondern im Gegenteil, innerhalb ihres eigenen Systems höchst rational. Fundamentalismen geben
einfache und klare Antworten anstatt zu differenzieren. Das
ist nicht nur bequem, es gibt auch vermeintliche Sicherheit
und Geborgenheit. Schließlich schaffen fundamentalistische Bewegungen in ihrer Abgeschlossenheit und Abwehr
von anderen Weltanschauungen Identität.
Nicht jeder Fundamentalist ist ein terroristischer Fanatiker, aber eine gewisse Bereitschaft zur Gewalt ist bei ihm
tendenziell oft stärker vorhanden. Sie ist auch davon abhängig, wie das Umfeld auf fundamentalistische Bewegungen
reagiert. Erfährt sich der Fundamentalist zunehmend als
fremdbestimmt und ohnmächtig, die (imaginären) von außen eindringenden und einwirkenden Kräfte abzuwehren,
so erhöht das seine Neigung, aggressiv auf sein Umfeld zu
missiothek 1501
reagieren. Denkverbote, strenge Gesetze, die sich gegen die
Überzeugungen der Fundamentalisten richten, verstärken
in der Regel die Bereitschaft zur Gewalt, die verschiedene
Formen annehmen kann: Das Spektrum reicht von patriarchalem Verhalten im privaten Bereich, über verbale Gewalt
gegen „Ungläubige“ bis eben hin zum bewaffneten Kampf.
Eine Dialogkultur als Lösung
Ein Mittel um fundamentalistische Abschottungen zu
verhindern ist der Dialog. Der emeritierte Papst Benedikt
XVI. hat wiederholt auf die Unabdingbarkeit eines „Dialogs der Kulturen und Religionen“ hingewiesen. Voraussetzung dafür sei aber, dass man Religionen nicht nur als Konfliktpotential sehe, sondern ihren Schatz an „großen
Erfahrungen und Einsichten“ miteinbeziehe. Der überwiegende Teil der Kulturen der Welt ist religiös geprägt. Ein
universaler Dialog der Kulturen kann folglich nur dann
funktionieren, wenn das Göttliche (Gott) miteinbezogen
und Religion nicht in den Bereich der Subkultur abgedrängt wird. Religionen haben einen ganz spezifischen Beitrag bei der Suche nach geeigneten Lösungen für die dringlichen Fragen der Moderne anzubieten, vor allem auf die
Frage nach dem Sinn und Ziel des Lebens für jedes Individuum und für die Menschheit als ganze. <
MISSIOTHEK IN DER PRAXIS
Materialien und Tipps auf missiothek.at
Buch- und Linktipps
• „Die Interpretation der Bibel in der Kirche“: Dokument der Päpstlichen Bibelkommission, 1993 https://www.bibelwerk.de/sixcms/media.php/157/
fundamentalismusII.pdf: “Wie wörtlich die Bibel •
lesen?“, Katholisches Bibelwerk Pädagogische Materialien
• Was_heisst_hier_Fundamentalismus.pdf Eine
Annäherung an den Begriff mittels Zitaten.
•
Gründe_für_Fundamentalismus.pdf
Erklärungsversuche zu einem Phänomen
• Bibel_verstehen.pdf Zugänge zur historisch kritischen Methode der Bibellektüre
• Frauen_in_der_Bibel.pdf Die verschiedenen Frauenbilder der Bibel .
• Märtyrer.pdf Ein schwieriger Begriff und seine unterschiedlichen Deutungen
Thema
t
Fundamentalismen_07
Terror betrifft primär einige wenige Länder
Nicht alle Fundamentalisten sind gewalttätig und nicht jeder Terror
im Namen der Religion ist frei von politischen Motiven. Doch Terror im
Namen der Religion ist leider zu einem Charakteristikum unserer Zeit
geworden. Der Irak, Afghanistan, Pakistan, Nigeria und Syrien sind vom
Terror besonders stark betroffen. Im Jahr 2013 befanden sich 80 Prozent
aller durch Terroranschläge getöteten Menschen in diesen fünf Staaten.
Anzahl der Menschen, die im Jahr 2013 bei
Terroranschlägen ums Leben gekommen sind
Afghanistan
Irak
6.362
3.111
Syrien
1.078
Nigeria
1.826
Pakistan
2.345
Jemen
291
Indien
404
Thailand
131
Philippinen
292
405
Somalia
Quelle: Institute for Economics and Peace
Ein Workshop-Teilnehmer berichtet
Das interreligiöse Zusammenleben fördern
nach den Attentaten von Boko Haram
Boko Haram zählt zu den schlimmsten Terrorgruppen
der Welt. Allein im November 2014 tötete Boko Haram bei
einer Serie von Anschlägen und Überfällen mehr als
300 Menschen. Schulen, Moscheen, Kirchen, Polizeistationen
religiöse
Prozessionen gehören zur ihren AnschlagsGESCHICHTEund
VON
BLINDBEISPIEL
zielen. Die katholischen Bischöfe und die islamischen
Gelehrten Nigerias haben Boko Haram gemeinsam verurteilt.
Doch der Terror belastet das interreligiöse Zusammenleben,
da die Gruppierung ihre Übergriffe auf Christen mit dem
Islam begründet. In der Zwischenzeit haben auch Christen die
Muslime angegriffen. Der Erzbischof von Jos, Ignatius Ayau
Kaigama, ein Projektpartner von Missio, hat in seiner Diözese
gemeinsam mit führenden islamischen Persönlichkeiten
eine interreligiöse Initiative gestartet. Nun gestalten eigens
dafür ausgebildete Trainer in etlichen Städten Workshops
mit Muslimen und Christen, die zu einer besseren Kommunikation und einer friedlichen Lösung von Konflikten führen.
Karte: Missio/Projektpartner
„Eines Tages wurden ich und andere
Muslime von einem Mob christlicher
Jugendlicher angegriffen. Sie brannten
mein Haus nieder. Ich war schockiert
und voller Hass. Das zweitägige Training
half mir die Wurzeln des Konflikts zu
verstehen. Mein Blick wandelte sich.
Ich ging zu einem Angreifer, der auf
mich geschossen hatte, und versöhnte
mich mit ihm.“
missiothek 1501
08_Thema
t
Fundamentalismen
Fundamentalistische Tendenzen in den Weltreligionen
Unterschiedliche Bewegungen in aller Welt werden als „fundamentalistisch“ bezeichnet. Man findet sie bei allen Weltreligionen, aber auch in
Sekten und religiösen Splittergruppen. Immer wieder erliegen Gläubige der
Versuchung, ihre Religion zu ideologisieren. Viele wollen ihre radikalen Ideen
auch auf politischer Ebene umsetzen, manche auch mit Gewalt. Alle rechtfertigen ihre extremistischen Ansichten mit ihren religiösen Überzeugungen.
Text_MARIE CZERNIN (und STEFAN BEIG zu Hizb ut-Tahrir)
BUDDHISTISCHE BEWEGUNG „969“
Die muslimische Minderheit der Rohingya wird seit Jahrzehnten in Myanmar (Burma) diskrimiert.
Jüngst häuften sich Anschläge gegen sie, zu der eine radikale Gruppierung anstachelt.
BUDDHISMUS
Im Buddhismus werden Prinzipien
der Gewaltlosigkeit, des Mitgefühls
und der Fürsorge hochgehalten.
Doch in Myanmar scheint sich eine
Gruppe buddhistischer Mönche
nicht an diese Prinzipien zu halten.
Die Hasstiraden des Mönchs Ashin
Wirathu schüren permanent Konflikte
mit der muslimischen Minderheit
der Rohingya. Er hält den Einsatz von
Gewalt gegen die „drohende
Islamisierung“ für gerechtfertigt.
In den vergangenen Jahren kam es in Myanmar (Burma) vermehrt zu gewaltsamen Übgergriffen
auf die muslimische Minderheit der Rohingya. Die Gewalt ging von einer nationalistischen buddhistischen Bewegung aus, die sich in Anspielung an die neun Tugenden Buddhas „969“ nennt
und extremistische, rassistische Ansichten vertritt. Der Anführer dieser Bewegung, der buddhistische Mönch Ashin Wirathu, unterstellt den Muslimen, „Rasse und Religion“ in Myanmar zu zerstören. Immer wieder gehen die Mönche gegen die Muslime mit Schlagstöcken vor. Vor drei Jahren vertrieben sie hunderttausende Rohingya aus ihren Dörfern und töteten hunderte von ihnen.
„Eigentlich ist das Töten von Menschen im Namen unserer Religion undenkbar. Aber jetzt lassen
sich sogar Buddhisten dazu verleiten“, gestand damals der Dalai Lama, das exilierte Oberhaupt
der tibetischen Buddhisten. In der Rakhine-Provinz an der Grenze zu Bangladesch, wo die meisten der 800.000 Rohingya leben, ist die Situtaion besonders prekär. Für die Burmesen gelten die
Rohingya dort als Bürger von Bangladesch, weil ihnen der Staat bis heute die Staatsbürgerschaft
verweigert. Der Konflikt war zunächst ein politischer, kein religiöser. Bereits in den 1970er und
1990er Jahren wurden die Rohingya mehrfach zu Opfern ethnischer Säuberungen durch das
burmesische Militär. Aufgrund der gewalttätigen Ausschreitungen leben etwa 150.000 Rohingya
in Flüchtlingslagern. Die Vereinten Nationen bezeichneten sie als eine der „meistverfolgten
­Minderheiten der Welt“. <
HINDU-NATIONALISTEN
Die radikalen Hindu-Nationalisten haben ein Problem mit der
christlichen Minderheit in Indien, da Christen sich nicht an das Kastenwesen
halten. Für wahre Christen ist jeder Mensch gleich an Würde.
Im Sommer 2008 wurde Swami Lakshmananda Saraswati, ein Führer der radikalen
Hindu-Nationalisten, im indischen Bundesstaat Orissa ermordet. Swami gehörte
zu jenen Predigern, die der Hindutva-Ideologie, einem hindu-nationalistischer Gegenentwurf zum säkularen Staatsmodell von Mahatma Gandhi, anhängen. Vor allem die christliche Minderheit ist den Anhängern der Hindutva-Ideologie ein Dorn
im Auge. Gemäß christlicher Überzeugung sind alle Menschen gleich an Würde,
egal welcher Kaste sie angehören. Der Mord an Swami wurde von maoistischen
Aufständischen verübt. Doch die Hindu-Nationalisten verbreiteten das Gerücht,
es seien die Christen gewesen. Sie benützten den Mord als Vorwand, um gegen
die Christen in Orissa vorgehen zu können und zündeten meherere christliche
Dörfer an. Ihre Vision ist ein Staat, in dem hinduistische Regeln gelten und das
Kastenwesen hochgehalten wird. Daher leiden auch die Muslime und andere
Minderheiten in Indien unter den Angriffen der Hindu-Nationalisten. <
missiothek 1501
HINDUISMUS
Die wichtigsten heiligen Schriften des
Hinduismus sind die Veden, die jedoch
unterschiedlich ausgelegt werden können.
Der Hinduismus kennt keine dogmatischen
Glaubenswahrheiten, an denen sich
die Rechtgläubigkeit orientieren könnte.
Die Hindutva-Ideologie ist eine politisierte
Form des Hinduismus. Die Anhänger
fordern eine reine Hindu-Nation, in der
ein strenges Kastensystem herrscht.
Thema
t
Fundamentalismen_09
NETUREI KARTA
Ultraorthodoxe Juden, die gegen den Staat Israel protestieren und sich mit der
Hamas verbünden: Die Bewegung Neturei Karta, die als fundamentalistisch eingestuft
wird, vereint Widersprüchliches in ihrem Verhaltens- und Glaubenscodex.
JUDENTUM
Für praktizierende Juden sind die Tora –
das Gesetz, das in den fünf Büchern
Moses festgeschrieben steht – so wie
die rabbinischen Schriften, die die Tora
erläutern, die wichtigste Grundlage
ihres Glaubens. Auch jene anti-zionistischen
Rabbiner, die den Staat Israel aus r
eligiösen Gründen ablehnen, berufen
sich dabei gerne auf die Tora.
Im Dezember 2006 nahm ein ultraorthodoxer Jude namens Moishe Arye Friedman an einer von der iranischen Regierung organisierten Holocaust-Konferenz in
Teheran teil und behauptete, der Holocaust sei „eine erfolgreiche Fiktion“. Darüber hinaus seien „die Drahtzieher hinter den Kulissen“ des Holocaust die Zionisten gewesen. Friedman ist Mitglied der Neturei Karta, einer antizionistischen ultraorthodoxen Splittergruppe, die den Zionismus und den Staat Israel aus religiösen
Gründen vehement ablehnt. Die 1938 im damaligen Palästina gegründete Bewegung vertritt die Überzeugung, dass es die Tora verbiete, das jüdische Exil von
sich aus zu beenden und einen jüdischen Staat zu gründen. Man müsse vielmehr
auf die Ankunft des Messias warten, der ein neues Israel ohne menschliches Zutun
und ohne Waffengewalt entstehen lassen werde. Die Vertreter der Neturei Karta
Bewegung lehnten daher 1948 auch die Gründung des Staates Israel ab. Der Zionismus ist ihrer Überzeugung nach eine säkulare Ideologie, die mit dem jüdischen
Gesetz unvereinbar bleibt. Die Zionisten hätten sich den jüdischen Staat unrechtmäßig angeeignet. Sie fordern deshalb die Rückgabe des Landes an die Palästinenser, wobei sich einige Mitglieder sogar mit der PLO oder der Hamas verbündet haben. Neturei Karta wird daher von vielen Vertretern des Judentums als
„Sekte“ eingestuft. Die Anzahl der Mitglieder dieser anti-zionistischen, ultraorthodoxen Bewegung wird auf ein paar tausend geschätzt. Viele von ihnen leben
heute in Mea Shearim, einem ultraorthodoxen Viertel außerhalb der Jerusalemer
Altstadt. Sie bilden dort eine politische Opposition zum säkular-zionistischen Staat
Israel und halten in ihrem Viertel die Schabbat-Ruhe, die jüdischen Feiertage und
die Familienreinheit strikt ein. . <
HIZB UT-TAHRIR
Die islamistische Bewegung Hizb ut-Tahrir („Partei der Befreiung“) wendet keine
Gewalt an. Wegen ihrer radikalen Ansichte n ist sie aber in Deutschland verboten.
Hizb ut-Tahrir ist in islamischen und westlichen Staaten aktiv, auch in Österreich. Die
Partei plant in den islamischen Ländern die Errichtung eines Kalifats, das die muslimische Welt vor westlichen Einflüssen schützen und das islamische Recht einführen
soll. Von dem im Irak ausgerufenen „Kalifat“ des „Islamischen Staats“ (IS) distanziert sich die Bewegung, da sie selbst keine Gewalt anwendet. Doch sie weigert
sich auch, den Kalifen zu verurteilen, da der IS vor allem eine „Reaktion auf die
Unterdrückung der Muslime“ sei. Hizb ut-Tahrir lehnt die Unterscheidung von Islam und Islamismus ab. „Als Islamisten gelten Personen, die den Islam auf Politik
ausweiten. Im Islam bestand aber schon immer die Vernetzung von Religion, Gesellschaft und Politik“, meint Shaker Assem, der österreichischer Sprecher der Partei. Assem zufolge setzt sich Hizb-ut-Tahrir vor allem „mit falschen und unislamischen Ideen auseinander, um sie argumentativ zu widerlegen und die Richtigkeit
der islamischen Ideen zu beweisen“. Als Hauptfeind gelten der Kapitalismus und
die USA. In Deutschland wurde Hizb ut-Tahrir 2003 verboten, vor allem wegen ihrer
politischen Schriften, in denen es etwa heißt: „Der zionistische Fremdkörper im
Herzen der islamischen Welt darf nicht bestehen bleiben. Allah befiehlt: Und tötet
sie, wo immer ihr sie zu fassen bekommt, und vertreibt sie, von wo sie euch vertrieben haben.“ Damit wird laut deutschem Verfassungsschutz der Einsatz von Gewalt
gerechtfertigt. Das „radikale, islamistische Freund-Feind-Schema“ der Partei ist
auch dem österreichischen Verfassungsschutz suspekt: „In diesem Kontext entsteht ein feindseliges Klima, das zu dschihadistischen Tendenzen führen kann“. <
ISLAM
Ein vergleichsweise friedlicher Pluralismus
prägte die ersten Jahrhunderte des Islams.
Aus Sicht des deutschen Arabisten Thomas
Jürgen Bauer war der vormoderne Islam
daher toleranter: „In der klassischen Zeit war
ein Gelehrter stolz, möglichst viele Interpretationen des Korans zu kennen, nicht eine
einzige. Auch säkulare und religiöse Diskurse
existierten friedlich nebeneinander.“ Erst mit
der Entstehung der politischen Ideologien
der Neuzeit, die dem Philosophen René
Descartes folgend nur klare, deutliche und
widerspruchsfreie Ideen für wahr hielten,
ging diese „Kultur der Ambiguität“ unter.
missiothek 1501
Arbeitsblatt_missiothek_1501_Was_heisst_Fundamentalismus?_1
Zitate zum Thema Fundamentalismus
Die folgenden Zitate zum Thema „Fundamentalismus“ zeigen unterschiedlich Aspekte auf. Vergleiche die folgenden
Aussagen und finde heraus, welche Einsichten über das Thema Fundamentalismus hier angesprochen werden.
1
„Das ist vielleicht der Unterschied zwischen einem ernsten und tief
frommen Menschen und einem Fundamentalisten. Der tiefe, fromme schaut
drauf, dass er fromm ist; der Fundamentalist schaut drauf, dass der andere
Jude fromm ist. Der tief-fromme
Mensch hat eine gewisse Bescheidenheit
und ein Lächeln und der Fundamentalist glaubt nicht, sondern er weiß
alles. Wenn er alles weiß, um zu
glauben, dann fehlt ihm jeder Humor.“
Paul Chaim Eisenberg, Oberrabbiner
der israelitischen Kultusgemeinde in Wien
2 „Der Fundamentalismus ist für mich
eine unvermeidliche Katastrophe, ein Übel,
das durch nichts und niemanden aufgehalten
werden kann … Ob wir es wahrhaben wollen
oder nicht, wir leben im Zeitalter der
hirnlosen, verrückten Bärtigen, und es
bleibt uns nichts anderes übrig, als unsere
Niederlage einzugestehen.“
<
a
© www.missiothek.at
Hischam Djait in der „Zeit“, 26. Oktober 1990
3
„Religiöser Fundamentalismus
tendiert stark zur Vermengung
und Vermischung von Religion und
Politik, von Kirche und Staat.“
Hubertus Mynarek, „Denkverbot –
Fundamentalismus in Christentum und Islam“, S. 21
4
Der Fundamentalist und der Antifundamentalist könnten sich die Hand reichen,
wenn die Fundamente, auf denen sie stehen,
nicht so unüberwindbar gegensätzlich wären.
Stefan Fleischer:
http://www.stefanfleischer.ch
Arbeitsaufträge:
Zitat entspricht am ehesten deinen Vorstellungen von Fundamentalismus
• Welches
bzw. deinen eigenen Erfahrungen? Teile Deine Erkenntnisse mit Deinen
MISSIO.AT
• SpannendeBerichte,
BilderundvieleTipps,
wieihrdieArbeit
MissiosfürdieÄrmsten
unterstützenkönnt:
Gleichinformierenauf
www.missio.at.
Kolleginnen und Kollegen in der Klasse.
missiothek 1501
Arbeitsblatt_missiothek_1501_Was_heisst_Fundamentalismus?_2
Fundamentalismus – was ist das?
Schreibe die verschiedenen Aspekte, die sich aus den einzelnen Aussagen ergeben auf
ein Mind Map und ergänze um eigene Meinungen.
<
aa
FUNDAMENTALISMUS
© www.missiothek.at
Ist „fundamentalistisch“ dasselbe wie „konservativ“, „fromm“ oder „fanatisch“? Versuche konkrete
Beispiele für konservative, fromme und fundamentalistische Haltungen zu finden.
konservativ
fromm
fanatisch
fundamentalistisch
MISSIO.AT
• SpannendeBerichte,
BilderundvieleTipps,
wieihrdieArbeit
MissiosfürdieÄrmsten
unterstützenkönnt:
Gleichinformierenauf
www.missio.at.
missiothek 1501
Versuche nun, eine aussagekräftige Definition des Phänomens „Fundamentalismus“ zu finden.
Arbeitsblatt_missiothek_1501_Arbeitsblatt_Erinnerung_und_Gedenken_1
Vergissmeinnicht
Stell dir vor, deine beste Freundin oder dein bester Freund zieht in eine andere Stadt.
Was würdest du ihr oder ihm als Erinnerung an dich mitgeben?
Schreibe in die Blütenblätter des Vergissmeinnichts die Dinge, die du ihr oder ihm
als Erinnerung mitschicken würdest.
<
a
© www.missiothek.at
Tut dies zu meinem Gedächtnis!
Jesus will, dass seine Jünger sich an ihn erinnern. Er selbst hinterlässt bestimmte
Dinge, die ganz eng zu ihm gehören. Eigentlich sind es viel mehr als Dinge…
Findet gemeinsam mit eurer Religionslehrerin oder eurem Religionslehrer heraus,
welche Dinge das sind.
Schreibe sie in die Blütenblätter des Vergissmeinnichts!
Foto:©ChristianPedant-Fotolia.com
MISSIO.AT
• SpannendeBerichte,
BilderundvieleTipps,
wieihrdieArbeit
MissiosfürdieÄrmsten
unterstützenkönnt:
Gleichinformierenauf
www.missio.at.
missiothek 1501
30_missiothek
o
online
Missio Online erleben: Unser Service für Sie!
In wenigen Sekunden zu fertig gestalteten Unterrichtseinheiten,
jeder Menge Aktionstipps und interessanten Informationen und
Neuigkeiten aus der Weltkirche:
missiothek
online
<
a
unsere mission deine mission
missio(n) hilft
anmelden und kostenlos ergänzende Arbeitsmaterialien
für Unterricht und Pfarre ganz leicht finden und downloaden unter:
www.missiothek.at
Und so funktioniert es:
1. EINSTEIGEN
GehenSieinIhremBrowserauf
www.missiothek.atodermissio.at
2. SPENDERNUMMER
DieSpendernummerfürdenLogInist
aufderRückseitedesHeftes,rechtsoberhalb
IhrerAdresse.(Bsp:603458)
3. EINLOGGEN
mitSpendernummer(Benutzername)und
Nachnamen/NamederInstitution(Passwort)
Kontakt | Inhalt | Presse
missiothek
Robisquam olet, ramed nosidris Transpons absun-
registrieren
missio informiert spenden news mediencenter missiothek
kinder helfen kindern
weltkirche bauen
unsere nächsten lieben
aktionen setzen
Weltmissionssonntag.
Robisquam olet, ramed nosidris Transpons absun-
jetzt
spenden
anmelden
suche
Wer Gott
nicht gibt,
gibt zu
wenig.
• AllefünfzehnArbeitsblätter,
diezudieserAusgabegehören.
• BisherigeAusgabenvonWerkmappeWeltkircheundMissiothek.
• AllevonMissiogestalteten
UnterrichtseinheitennachThemen,
AltersstufenundLehrplänensortiert.
Pater
Leo's
Blog
Robisquam olet, ramed nosidris Transpons
absundas molend erundam ...
Robisquam olet, ramed nosidris Transpons absun-
Robisquam olet, ramed nosidris Transpons absun-
Neues aus aller Welt
mehr
weiter
Malaria
Welttag
2010
Robisquam olet, ramed nosidris Transpons absun-
Newsletter abonnieren
Robisquam olet,
ramed nosidris
Transpons absundas molend erundam ...
Ubisquam nobis realis named. Romean vobisquam adulens nabisuam rosendus donet.
Romean vobisquam adulens donet. Ubisquam realis named.
Aulensis realis realis named. Romean nabisuam rosendus vobisquam adulens donet.
Ubsiquam erunt eliam
eliam mobis vanet
weiter >
Verfolgte Christen
Ubsiquam erunt eliam
eliam mobis vanet
Musik-CD Mutter Teresa
weiter >
• ZusätzlicheTippsundIdeen
fürAktioneninSchuleundPfarre.
weiter
Romean vobisquam adulens donet. Nobis realis named.
Pakistan braucht Hilfe
WAS KÖNNEN SIE BEI UNS ONLINE ALLES
FINDEN?
Ubsiquam erunt eliam
eliam mobis vanet
weiter >
Impressum | Missio • Päpstliche Missionswerke in Österreich • A-1015 Wien, Seilerstätte 12 • Tel. (+43) 1 / 513 77 22 |
Bananenblätter-Ball
Ubsiquam erunt eliam
eliam mobis vanet
[email protected]
weiter >
• BerichteüberdieArbeitmit
missionarischenundentwicklungspolitischenThemeninSchulklassen
undPfarrgruppen.
6
auf einen Klick!
missiothek 1501
Gemeinsam für
ein friedliches Zusammenleben
Das „Dialogue, Reconciliation
and Peace“-Center bietet einen
sicheren Raum, in dem sich
Muslime und Christen austauschen
und Trainer ausgebildet werden.
Keine gewöhnliche Spardose – der
Elefant ist aus Leder und wurde in Indien
mit kunstvollem Batikmuster verziert.
Plus 6 x „alle welt“ zum Missio-Sonderpreis um 23,- Euro.
„Das zweitägige Training half mir
die Wurzeln des Konflikts zu verstehen.
Mein Blick wandelte sich.
Ich ging zu einem Angreifer
HILFE FÜR
und versöhnte mich mit ihm.“
Ein Workshopteilnehmer
Konfliktmanagement soll
weitere Gewalt in Nigeria verhindern
D
VERFOLGTE CHRISTEN
P.S.K. BAWAG
IBAN: AT96 6000 0000 0701 5500
BIC bzw. SWIFT-Code: OPSKATWW
ONLINE Spendenmöglichkeit:
www.missio.at/spenden
VERGELT’S GOTT
ie immer blutrünstigeren Massaker an hunderten von unschuldigen Zivilisten machen
Boko Haram zu einer der schlimmsten Terrorgruppen der Welt. Der islamistische Terror
führt zu gefährlichen Spannungen zwischen Christen und Muslimen. Es droht eine Spirale
der Gewalt, die vor allem die Christen in Nordnigeria betrifft, denn sie sind eine Minderheit.
Der Erzbischof von Jos, Ignatius Ayau Kaigama, ein Projektpartner von Missio, hat daher gemeinsam
mit führenden islamischen Persönlichkeiten eine interreligiöse Initiative gestartet: Ausgebildete
Trainer führen Workshops mit Muslimen und Christen durch, um das gegenseitige Verständnis
zu verbessern, die Konflikte zu beenden und Versöhnung zu ermöglichen.
Seilerstätte 12/1 · 1010 Wien · Info (01) 513 77 22 · [email protected] · www.missio.at
Österreichische Post AG/Sponsoring Post GZ 02Z030162S 3/15
Sollte sich Ihre Adresse geändert haben oder
unvollständig sein, dann teilen Sie uns dies
bitte telefonisch, per Fax, E-Mail oder auf dem
Postweg mit, damit wir Sie auch in Zukunft
erreichen können!
Empfänger:
Herunterladen