Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Kernkurs: Werbung – Ein Spiegel der Gesellschaft (?) Dozentin: Dr. Gitte Katz WS 2004/2005 Referentinnen: Julia-Verena Lerch und Nina Lungershausen 03.12.2004 Werbewirkung – Messung der Werbung – Forschungsstand A Werbewirkung Grundmodell der Wirkungspfade Werbekontakt Schwache Aufmerks. Starke Aufmerks. Kognitiver Vorgang Emotionaler Vorgang Einstellung ↓ Kaufabsicht Verhalten Quelle: Kohlhammer, S. 157 Werbe-Faustregel: AIDA A Attention Aufmerksamkeit erregen I Interest Interesse wecken D Desire Wunsch erzeugen A Action Reaktion bewirken Das Ziel der Verhaltensbeeinflussung: • Hinter den verschiedenen Funktionen der Werbung steht als wichtigstes Ziel die Verhaltensbeeinflussung. Dieses Ziel ist allen anderen möglichen Zielen übergeordnet. • Eine Werbung wirkt dann, wenn sie wirksam informiert, sie ihre Spuren im Gedächtnis hinterlässt, sie unterhält, sie vielleicht sogar Emotionen weckt, und wenn sie zu einem bestimmten Verhalten – dem Kauf – führt. Werbewirkung = die Verwirklichung der Gewinnung des höchsten Aufmerksamkeitswertes der Umworbenen → Verhaltensbeeinflussung Konzeption und Gestaltung 1. Die Glaubwürdigkeit 2. Der Argumentationsstil und Abfolge der Argumente • Plausibilität und Moral • Primacy- und Recency-Effekte 3. Die Verständlichkeit • Abbau des Lesewiderstands; vorteilhaft sind Hell/Dunkel-Kontraste • Textanordnung von Bedeutung; vorteilhaft sind Blocksatz bei einer Zeilenbreite von 6 cm und eine Flattersatz bei Werten darunter. 1 4. Die sprachlichen Feinheiten • Nötig ist ein genaues Maß an Informationsqualität und Informationsquantität • Daher Gestaltungsgesetze für Slogans: durchschnittlich 6 Wörter Überschriften: zwischen 60 und 100 bit (1 bit für e und t, 2 bit für i,a,n und m, 3 bit für s, u, r, w, d, k, g und o, auf die Restlichen fallen 4 bit, einschließlich des ch’s) Superzeichen: wie Markenname und Qualitätssiegel der Stiftung Warentest Verwendung von Substantiven geringe Verwendung von Fachausdrücken 5. Die Art der Kommunikation • Auswahl des Werbeträgers • persönliche, visuelle und auditive Kommunikation 6. Die Anzeigengröße • Quadratwurzelgesetz der Aufmerksamkeitswirkung Beispiel: 100 Verbraucher beachten eine viertelseitige Anzeige, dann beachten 200 Konsumenten ein vergleichbares ganzseitiges Format „je größer desto mehr“ • Umfeldabhängigkeit und Größe 7. Die Funktionen der Farbe • positiver Zusammenhang zwischen Farbgestaltung und Aufmerksamkeitssteigerung • farbige Gestaltung ist Schwarz/Weiß-Gestaltung im Hinblick der Aktivierungs- und Erinnerungswirkung überlegen • Einsatz von Farbe erhöht die Aufmerksamkeit, sofern Farbe und werbliche Aussage in einem offenkundigen Zusammenhang stehen • jede Farbe besitzt eine spezifische psychologische Eigenschaft; auch im Bezug auf bspw. Geschmack, Geruch, Durst etc. Reize nehmen Einfluss auf die Aktivierung der Aufmerksamkeit a) Emotionale Reize Reize durch biologisch geprägte Schemabilder (Erotik, Kindchenschema, Augenschema) Andere emotionale Kategorien (Glück, Freiheit, Vertrauen, Liebe, Geborgenheit, Trennung, Angst) b) Kognitive (gedankliche) Reize Neuartigkeit, Überraschung, Unklarheit, Verfremdung, Konflikte Dies gelingt häufig durch eine besondere Bild-Text-Kombination, kann sich aber auch auf einen Bereich beschränken. c) Physische Reize Größe (der Anzeigen-Elemente, der gesamten Anzeige) Farbe (Farben des Rot-Gelb-Bereichs aktivieren am stärksten und Blau am geringsten) Lautstärke Diese Art der Aktivierung ist ein physiologisches Phänomen, das heißt, sie lässt sich an Reaktionen des Körpers messen. B Messung von Werbewirkung In der Regel erfolgt eine Erhebung von Primärdaten, nur selten werden Sekundärdaten (Daten, die bereits zu anderen Zwecken erhoben wurden) herangezogen. 3 Vorgehensweisen bei Primärdatenanalyse: • explorative Forschung • deskriptive Forschung • kausale Forschung 2 Kontrolle des Erfolgs: Werbeerfolgs(wirkungs)-Kontrolle Kontrolle des außerökonomischen Erfolgs Kontrolle des ökonomischen Erfolgs Überblick über Meßmethoden: (Quelle: Felser, Georg, S. 333, Abb. 15) Erhebungsmethoden Beobachtung CompagnonVerfahren Blickbewegung freies Erinnern Wiedererkennen Pupillenreaktion Hautwiderstand Befragung Fragebogen Aufmerksamkeit X X Variablen Einstellungen Gedächtnis X X X X X X X X X X X X Informationsverarbeitung X X Qualität einer Werbevorlage X X X X X X Aufmerksamkeitsmessung: • Blickaufzeichnung • Beobachtung und Compagnon-Verfahren (Kameraaufzeichnung) • Tachistoskopmessung • Hautwiderstandsmessung • Pupillometrie Gedächtnis: Werbekontaktanalyse: COPY TEST Informationsverarbeitung: • Verbalprotokoll • Befragung • Blickbewegung • Schnellgreifbühne Einstellungen/Motivation/…: • TAT (Thematischer Apperzeptionstest; von: Murray); bestehend aus: projektiven Fragen, Ballon-Test, Bildzuordnung/Collagentechnik, Assoziativem Verfahren • Hautwiderstandsmessung • Pupillometrie • Erfassen des Herzschlages/Pulsfrequenz • Reaktionszeit Qualität der Werbevorlage: • Copy Test • Einschätzungsbogen • Gruppendiskussionen Probleme bei der Messung: • Versuchspersonen nehmen nicht „ihre“, sondern irgendeine Rolle ein • Keine spontanen Reaktionen mehr, wenn Beobachtung realisiert wird • Hawthorne-Effekt: durch Beobachtung ausgelöst, überdeckt andere Effekte durch experimentelle Manipulation • Rosenthal-Effekt: Blind-Versuche (nur Versuchspersonen) oder Doppelt-Blind-Versuche (Versuchspersonen und Forschungsmitarbeiter werden über Versuch im Dunkeln gelassen) • Die verwendete Methode ist ungeeignet 3 C Stand der Forschung: Methoden: • Entwicklung von Methoden, die den Verlauf der Werberezeption abbilden • Skalenweiterentwicklung bei Fragebogen • Hypothesen und Modelle statt gesicherter Erkenntnisse Sonstige Erkenntnisse: • mehrkanalige Ansprache Erfolg von Crossmedia-Kampagnen • Online-Bereich bislang ohne lange Wirkungsforschungs-Tradition • Werbeerinnerung steigt grundsätzlich mit der Anzahl der TV-Kontakte enorm Insgesamt machen die Studien deutlich, dass theoretische und konzeptionelle Weiterentwicklungen in der Werbewirkungsforschung und die Entwicklung neuer bzw. die Verbesserung vorhandener Methoden Hand in Hand gehen müssen, um zu neuen Erkenntnissen zu gelangen. Literatur: Print: • • • • • Dichtl, Prof. Dr. Erwin / Müller, Dipl.Psych. Stefan (1985). Gestaltungsbezogene Determinanten der Werbung. In: WiSt Wirtschaftswissenschaftliches Studium. Hrsg.: Dichtl, Prof. Dr. Erwin / Issing, Prof. Dr. Otmar. 14 Jahrgang, Heft 4, April 1985. Felser, Georg (1997). Werbe- und Konsumentenpsychologie. Eine Einführung. Spektrum Akadameischer Verlag GmbH Heidelberg, Berlin, Oxford; Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft-Steuern-Recht GmbH. Kroeber-Riel, Werner und Esch, Franz-Rudolf (2000). Strategie und Technik der Werbung / Verhaltenswissenschaftliche Ansätze. 5. Auflage. Stuttgart: W. Kohlhammer GmbH. Schneider, Karl unter Mitarbeit von Pflaum, Prof. Dieter (Hrsg.) (1997). Werbung in Theorie und Praxis. 4. erw. und überarb. Auflage. Waiblingen: M-und-S-Verlag für Marketing und Schulung. Weis, Christian (1997). Marketing. In: Olfert, Klaus (Hrsg.). 10. Auflage. Ludwigshafen: Friedrich Kiehl Verlag GmbH. Online: • http://images.google.de/imgres?imgurl=http://www.unister.de/Unister/uploads/wissen/0/413_bild1_werbewir kung.gif&imgrefurl=http://www.unister.de/Unister/wissen/sf_lexikon/ausgabe_stichwort413_15.html&h=276 &w=296&sz=8&tbnid=D0RdT8V9IE4J:&tbnh=103&tbnw=110&start=23&prev=/images%3Fq%3Dwerbewirk ung%26start%3D20%26hl%3Dde%26lr%3D%26sa%3DN • http://medialine.focus.de/PM1D/PM1DB/PM1DBF/pm1dbf.htm?snr=6152. • http://www.ems.guj.de/Mafo/studien/index.html. • http://www.gujmedia.de/_content/20/05/200533/werbewp_praes_d.pdf?PHPSESSID=0da865d8379a6b881 9ea5d352d15405e. • http://www.pz-online.de/pmonl/werbeforschung/Brekkies.pdf. • http://www.vdz.de/pages/article/1686.aspx. 4