Innenarchitektur Das Wichtigste in Kürze Die Autoren John Coles arbeitete nach seinem Architekturstudium an der Oxford School of Architecture und als Art Director bei BBC Television. Heute lehrt er an der Middlesex University in den Fachbereichen Innenarchitektur und Design. Naomi House studierte Innenarchitektur und Design an der Middlesex University sowie Geschichte der modernen Architektur an der Bartlett School of Architecture in London. Seit 2001 lehrt sie an der Middlesex University Innenarchitektur und Design. Aus dem Englischen übersetzt von Jean Christopher John Coles & Naomi House 1. Auflage © 2008 der deutschsprachigen Ausgabe: Deutsche Verlags-Anstalt, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH Titel der englischen Originalausgabe: The Fundamentals of Interior Architecture © AVA Publishing SA 2007 Übersetzung © 2008 Deutsche Verlags-Anstalt, Verlagsgruppe Random House GmbH Alle Rechte vorbehalten. Innenarchitektur Das Wichtigste in Kürze Abbildungen auf der Umschlagrückseite (von links nach rechts): Virgile and Stone, Villa Arena Einrichtungshaus, Blick in das Atrium, Foto: Jannes Linders (siehe S. 27); Blacksheep, Foto: Francesca Yorke (siehe S. 118); Blacksheep; Blacksheep, Hugh Grover Associates, Schaufenster (siehe S. 146, 164); Jonathan Stickland, Loft, Blick in das Treppenhaus, Foto: James Morris, www.jamesmorris.info (siehe S. 37); Nick Coombe, Kunsthandwerksausstellung Beauty and the Beast: New Swedish Design, Crafts Council, Innenansicht, Foto: James Morris (siehe S. 73). Grafische Gestaltung: Gavin Ambrose www.gavinambrose.co.uk Satz der deutschen Ausgabe: Boer Verlagsservice, München Umschlaggestaltung der deutschen Ausgabe: Susanne Ebersberger, DVA Druck und Bindung: AVA Book Production Pte. Ltd., Singapur Printed and bound in Singapore ISBN 978-3-421-03705-3 www.dva.de Deutsche Verlags-Anstalt Inhalt 012 3456 Einführung MATERIAL/Textur Zur Benutzung RAUM/Form 6 dieses Buchs Einführung 8 ORT/Funktion LICHT/Stimmung PRÄSENTATION/ Schlussbetrachtung / Repräsentation Anhang Raum & Ort 16 Analyse des Ortes 46 Den Raum erfassen 78 Lichtarten 120 Die wichtigsten Gestaltungselemente 24 Arten von Innen- 58 Materialwahl 88 Lichtnutzung 130 Phasen eines Literatur & Kunst 172 Die Wahrnehmung 98 Lichtplanung 142 Projekts Gebäude 173 Darstellungstechniken 154 Register 174 Dank, Textquellen 176 & Komposition von Innenräumen räumen von Materialien Materialien für den Innenausbau 108 148 Schlussbetrachtung 170 & Bildnachweis Zur Benutzung dieses Buchs 6/7 Bildunterschriften Jede Abbildung wird von einer Bildunterschrift begleitet, die weiterführende Informationen zu dem dargestellten Projekt liefert. Kapiteleinführungen Jedes Kapitel beginnt mit einer kurzen Einführung, in der die wesentlichen Gedanken und Inhalte zusammengefasst werden. Zitate Zitate berühmter Innenarchitekten, Architekten und Designer bereichern die vermittelten Inhalte. Architektenbiografien Im ganzen Buch finden sich Informationen zum Werk und zu einzelnen Projekten von Architekten und Designern, die die Innenarchitektur maßgeblich beeinflusst haben. Unterkapitel Jedes Unterkapitel beginnt mit einer Auflistung der behandelten Themen und mit einem einführenden Text. Zusammenfassende Fragen Jedes Unterkapitel endet mit einer Auswahl an Fragen, die die wichtigsten Inhalte zusammenfassen. Sie helfen dem Leser zu überprüfen, welche Inhalte er im Gedächtnis behalten hat. Zur Benutzung dieses Buchs Zur Benutzung dieses Buchs Orientierung Die Überschrift des jeweiligen Kapitels steht oben links, die Seitenzahlen finden sich oben rechts auf jeder Seite. Die Titel der einzelnen Unterkapitel stehen ganz unten rechts. Einführung Öffnet man die Tür eines beliebigen Gebäudes, irgendwo auf der Welt, und tritt ein, wird man unwillkürlich auf den Raum hinter dieser Tür reagieren. In der Folge wird sich dieser erste Eindruck vielleicht verstärken oder auch verändern. Diese Eindrücke sind kein Zufall. Sie sind das Ergebnis der Sinneswahrnehmungen (sehen, hören, riechen und tasten), die dem Gehirn übermittelt werden. Das Gehirn analysiert und vergleicht sie mit vorherigen Erfahrungen, mit dem Sinn für Gleichgewicht und Proportion und mit der psychologischen, individuell oft sehr unterschiedlichen Reaktion auf Licht, Farbe und Geräusche. All diese Wahrnehmungen und Gefühle, die wir beim Betreten eines Raumes erfahren, spricht der Innenarchitekt in seinen Entwürfen an. Natürlich geht es in der Innenarchitektur um mehr als um das Schaffen eines eindrucksvollen Erlebnisses. Mit seinen Fähigkeiten und durch die genaue Kenntnis von Theorie und Praxis kann der Innenarchitekt eine Umgebung entwerfen, die nicht nur ihren Zweck erfüllt, sondern auch den Bedürfnissen der Nutzer entspricht. Die Innenarchitektur ist ein Berufsfeld, das sich mit dem Planen, Gestalten und Realisieren von Innenräumen beschäftigt und dabei Theorie, Geschichte sowie die Prinzipien der Architektur berücksichtigt. In den letzten Jahren hat die Innenarchitektur immer mehr an Bedeutung gewonnen – unter anderem deswegen, weil sie die Strenge des architektonischen Denkens mit einem sinnlichen Ansatz verbindet. Innenarchitektur ist nicht zu verwechseln mit dem sogenannten interior design. Dieser ungenaue, nicht geschützte Begriff ist zunehmend in Zeitschriften und Millennium Dome, Ruhebereich Ort: London, Großbritannien Fertigstellung: 2000 Entwurf: Richard Rogers Nicht alle für das Gebäude entworfenen Räume haben eine bestimmte Funktion. Die Qualitäten von Form, Farbe und Licht dieses Ruhebereichs vereinen sich zu einem meditativen Erlebnis, an dem der Besucher physisch und emotional teilhaben kann. Foto: Jonathan Mortimer 8/9 Fernsehsendungen zu finden, bei denen es vorrangig um die Auswahl von Vorhängen, Möbeln, Tapeten oder Wandanstrichen geht – Aktivitäten, die besser mit »Innenraumdekoration« betitelt wären. Eine gelungene Innenarchitektur zeichnet sich durch folgende Merkmale aus: • Respekt gegenüber Raum und Kontext, • den spielerischen Umgang mit dem Raum und dessen bewusste Manipulation, • die Stimulation von Sinnesempfindungen wie Hören, Berühren, Riechen und Sehen als notwendigen Teil der Raumerfahrung, • den Einsatz von Licht als raumdefinierendes Medium, das Effekte und Behaglichkeit generiert, • den Gebrauch von Materialien und Farben als integralen Bestandteil des entworfenen Interieurs. Einführung Einführung Innenarchitektur. Das Wichtigste in Kürze Einführung Sowohl im philosophischen als auch im angewandten Sinn ist die Innenarchitektur eine Disziplin, die sehr eng (aber nicht ausschließlich) mit dem Umbauen von bestehenden Gebäuden verbunden ist. Sie spielt deshalb eine wichtige Rolle bei der nachhaltigen Wiederverwendung der gebauten Umwelt. Es gibt keinen Gebäudetypus, ob vornehm oder bescheiden, dessen Räume nicht von einem Innenarchitekten gestaltet werden könnten. Paläste, Hotels, Flughäfen, Büros, Warenhäuser, Restaurants, Bahnhöfe, Eckgeschäfte oder Wohnungen, sie alle bieten die Gelegenheit der Umformulierung, Aktualisierung und Verbesserung der Wohn- und Arbeitsumgebung. Um diese Aufgaben zu erfüllen, muss man Gebäude und Umgebungen analysieren können, die Wünsche des Kunden genauso wie gesellschaftliche Erwartungen verstehen und daraus ein Konzept entwickeln können, das die verschiedenen Aspekte miteinander verbindet. Die Rolle des Innenarchitekten kann je nach fachlicher Ausrichtung und Auftragsvorgabe sehr verschieden 10/11 sein. Sein Tätigkeitsbereich umfasst sowohl das Erfassen und die Interpretation der Bedürfnisse des Bauherrn – sei es ein Privatkunde, ein öffentlicher Auftraggeber oder ein Geschäftskunde – als auch die Zusammenarbeit mit anderen Fachleuten, wie Architekten, Ingenieuren, Heizungs- und Lüftungstechnikern, Handwerkern und Gutachtern. Dies ist wichtig, um eine kreative Antwort auf die Bedürfnisse des Bauherrn geben zu können und dafür zu sorgen, dass das Konzept zu einer gebauten Realität wird. Während des gesamten Prozesses trägt der Innenarchitekt die Verantwortung dafür, dass unzählige notwendige Entscheidungen getroffen, alle Arbeiten benannt und dokumentiert werden und stellt sicher, dass rechtliche und behördliche Auflagen eingehalten werden. All dies summiert sich zu einer sehr anspruchsvollen Aufgabe, die aber eine einzigartige Möglichkeit bietet: die Lebensbedingungen von Menschen nachhaltig zu verbessern. Canary Wharf, U-Bahn-Station Ort: London, Großbritannien Fertigstellung: 2000 Entwurf: Foster + Partners Innenräume haben nicht immer den Maßstab eines Wohnhauses. In der Londoner U-BahnStation Canary Wharf wird die Bewegung vom dunklen Untergrund bis zum lichtdurchfluteten Erdgeschoss inszeniert wie in einer Kathedrale. Foto: Jonathan Mortimer Einführung Einführung Cuckoo Club, Ideenskizze Ort: London, Großbritannien Fertigstellung: 2005 Entwurf: Blacksheep Am Beginn des Entwurfsprozesses entwickelt der Innenarchitekt ein Konzept und beginnt mit ersten Nachforschungen über das existierende Gebäude und dessen Umgebung. Ein Konzept bringt schematisch die Hauptideen hinsichtlich Gestaltung und Funktion der Räume zum Ausdruck. Die nebenstehende Zeichnung könnte dem Bauherrn präsentiert werden, um die Entwurfsabsichten und erste Vorstellungen von Form und Materialität zu kommunizieren. 12/13 MBAM (Marble Bar Asset Management) Geschäftsetage, Rezeption Ort: London, Großbritannien Ausführung: 2004 Entwurf: Blacksheep Innenarchitekten überprüfen fortwährend, ob das Verhältnis zwischen der kreativen Gesamtaussage und den detaillierten Einzelteilen eines Entwurfs noch stimmt. Das Bild zeigt eine klare und minimalistische Herangehensweise an die Raumgestaltung ohne überflüssige Details. Dies ist sowohl bei den wichtigsten formalen Bestandteilen als auch bei der Materialwahl sichtbar. Interessant sind hier vor allem die Anschlussdetails, wie die Verbindung zwischen Glaswänden und Bodenbelag oder des Thekenkorpus und der Abdeckplatte aus Glas. Foto: Francesca Yorke Die einzelnen Kapitel des vorliegenden Buchs stellen die grundlegenden Ideen und die wichtigsten Abläufe aus der Berufspraxis des Innenarchitekten vor und analysieren diese. Beschrieben werden nicht nur die Ziele und der praktische Zweck des Entwerfens, son- dern auch die Wertvorstellungen und Inhalte, die mit den Entwurfsentscheidungen übermittelt werden sollen. Neben den unterschiedlichen Kenntnissen und Fähigkeiten wird dem Leser zugleich das wichtigste Fachvokabular der Innenarchitektur vermittelt. Innerhalb des Buchs wird der Begriff »Innenarchitekt« als allgemeine Bezeichnung für jemanden verwendet, der Innenarchitekturen verwirklicht. Nicht jede Innenarchitektur wird tatsächlich von einem Innenarchitekten realisiert. In manchen Ländern, wie England, ist die Berufsbezeichnung »Architekt« durch vielerlei Bestimmungen geschützt, mit der Folge, dass es die Bezeichnung »Innenarchitekt« hier nicht gibt. In Deutschland ist »Innenarchitekt« eine geschützte Berufsbezeichnung, die nur nach Abschluss eines Studiums, einer berufspraktischen Tätigkeit und der Aufnahme in die Architektenkammer getragen werden darf. Historisch gesehen ist das, was wir heute Innenarchitektur nennen, von Architekten und Handwerkern mit den noch heute verwendeten Prinzipien geschaffen worden, lange bevor diese formal definiert wurden. Einführung »Ich sehe die Architektur nicht als moralisches Vorhaben, als Wahrheit, wie Gropius es tat, sondern als Erfindung – so wie auch die Poesie, die Musik oder die Malerei Erfindungen sind.« Michael Graves RAUM/Form 14/15 Innenarchitekten arbeiten mit jeder Art und Größe von Gebäuden. Somit ist auch die Zahl möglicher Entwurfsaufgaben nahezu unbegrenzt. Dieses Kapitel zeigt, wie das bestehende Gebäude den innenarchitektonischen Entwurf beeinflussen kann. Es zeigt auch die unterschiedlichen Hilfsmittel, derer sich der Innenarchitekt bedienen kann, um das gewünschte Raumerlebnis zu schaffen. 1 Innenarchitektur. Das Wichtigste in Kürze RAUM/Form 16/17 Raum & Ort In diesem Unterkapitel Der Charakter eines Ortes / Umnutzung In seinen Texten beschreibt Le Corbusier das Prinzip der Tabula Rasa als eine Art städtebaulichen Kahlschlag, der als Grundlage für neue Entwürfe Battersea Kraftwerk Ort: London, Großbritannien Fertigstellung: 2008 (geplant) Entwurf: Universal Design Studio Die industrielle Vergangenheit und Gegenwart dieses Gebäudes in einer der besten Lagen Londons stellt die Planer vor völlig neue Herausforderungen. Die Umgebung ist beim Entwurf genauso zu berücksichtigen wie die Typologie und der Ausdruck des Bauwerks selbst. Innenarchitekten müssen das Umfeld eines Gebäudes genau untersuchen, um wichtige Grundlagen für einen gelungenen Entwurf zu erhalten. dienen soll. Insbesondere zeigt er, dass man auch aus dem Nichts einen Ort schaffen kann. Der Begriff »Ort« bezeichnet eine bestimmte Stelle, die entweder eine einzige, ganz spezifische oder mehrere unterschiedliche, sich verändernde Identitäten haben kann und die oft eine besondere Beziehung zur Architektur und zur Umgebung hat. Es ist wichtig, dass sich der Mensch Der Charakter eines Ortes Orte sind Räume, die eine bestimmte Bedeutung haben, die sich erst im Lauf der Zeit herausbildet. So gesehen ist die Kenntnis seiner Geschichte notwendig, um einen Ort zu schaffen. Dabei kann es sich um einen historischen Hintergrund handeln, der allgemein bekannt ist, ebenso aber auch um individuelle Begebenheiten, die mit einem Ort eng verbunden sind: So nimmt den Trafalgar Square in London jeder als beeindruckenden Ort wahr; aber die Straße, die man als Kind täglich entlang gelaufen ist, versteht man selbst besser als jeder andere. Die Wahrnehmung eines Ortes kann also sowohl offensichtlich (wie im Fall des Trafalgar Square) als auch sehr persönlich sein – und oft über- schneiden sich diese beiden Erfahrungen auch. Das Erfassen eines Gebäudes innerhalb seines räumlichen Kontextes ist ein wesentlicher Teil des Entwurfsprozesses. Nur sehr selten wird ein Architekt im Sinn Le Corbusiers beauftragt werden, aus dem Nichts heraus zu entwerfen; ein Innenarchitekt niemals. Die Aufgabe des Innenarchitekten ist es zu verändern. So gelangt neues Leben in Räume und Orte, die zwar ihren eigenen Charakter und ihre eigene Geschichte haben, aber durch soziale oder wirtschaftliche Zwänge, um sich an neue Trends anzupassen oder wegen eines Eigentümerwechsels eine neue Gestalt und Identität bekommen sollen. Damit diese Veränderung gelingt, muss der Innenarchitekt die historischen Qualitäten des Gebäudes erkennen und dieses Wissen für seinen Entwurf verwenden. So kann es – unter Berücksichtigung der praktischen und ästhetischen Vorgaben – zu einem Dialog zwischen dem neuen Interieur und dem bestehenden Gebäude kommen. Es gibt viele Gründe, ein altes Gebäude umzubauen, anstatt es einfach abzureißen und ein neues zu errichten. Da wären zunächst die Materialien und die Energie, die in dem bestehenden Bau schon umgesetzt sind. Dieser Wert kann nur auf kostspielige und wenig ökologische Weise ersetzt werden. Die Umnutzung eines Gebäudes stellt eine bereichernde Erfahrung dar, denn durch sie entsteht eine greifbare Verbindung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. In jedem Gebäude gibt es formale, materielle oder handwerkliche Spuren, die auf die Zeit seiner Erbauung verweisen, und meist auch später entstandene Um- und Anbauten. Dadurch ergibt sich eine Lebendigkeit und Vielfalt, die der Innenarchitekt in seinen Entwurf einfließen lassen kann. Die Form und Proportion der Räume, die Gestalt und Anordnung der Fenster, die Oberflächen von Materialien und Tragwerk machen in der Summe das aus, was man den Genius Loci nennt – den Geist des Ortes. Der Innenarchitekt muss diesen Geist erkennen und seine Qualitäten und Möglichkeiten zu nutzen wissen. Raum & Ort Kapitel 1 RAUM/Form mit den Orten, die er nutzt, identifizieren und sie begreifen kann. Innenarchitektur. Das Wichtigste in Kürze RAUM/Form Kapitel 1 RAUM/Form Konstruktion Das Zusammenfügen von Bauteilen zu einem Ganzen wird in der Architektur Montage oder Konstruktion genannt. Bausubstanz Die »Hauptbestandteile« eines Gebäudes – Wände, Böden und Decken. Carlo Scarpa (Italien) 1906–1978 Bedeutende Bauwerke: Museo Castelvecchio, Verona, Italien Brion-Vega Friedhof, San Vito d’Altivole, Italien Carlo Scarpa ist für sein großes Geschick bei der Verwendung roher Materialien sowie für seine umfassenden Kenntnisse handwerklicher Techniken und der venezianischen Kunst bekannt. Im Gegensatz zu anderen Architekten des 20. Jahrhunderts wider- den zeitgemäßen Anforderungen angepasst, indem beispielsweise eine Heizungsanlage, ein neues Bad oder eine neue Küche installiert werden. Bei Renovierungsarbeiten findet meist keine größere Veränderung von Form oder Funktion des Gebäudes statt. Von Sanierung spricht man bei einer bautechnischen Modernisierung eines Gebäudes, um Mängel zu beseitigen, den Standard zu erhöhen und einer neuen Nutzung gerecht zu werden. Bei einem Umbau wird eine neue Funktion in das bestehende Gebäude gebracht, was zu wesentlichen Veränderungen führen kann. Wie bereits erwähnt, werden die dem Gebäude immanenten Ressourcen genutzt, um das Neue mit dem Alten zu verbinden. Innenarchitekten arbeiten vor allem in den Bereichen Renovierung und Umbau, wobei sich die Kategorien nicht gegenseitig ausschließen und teilweise auch miteinander verknüpft sind. Als Beispiel sei hier der Umbau des großen Innenhofes des British Museum von Foster + Partners genannt, bei dem nicht nur das zentrale Gebäude des Lesesaals eine neue Hülle erhielt, sondern auch ein den Hof überspannendes Glasdach errichtet und die internen Fassaden, die man jahrelang vernachlässigt hatte, renoviert wurden. Funktion Der Zweck eines Gebäudes und dessen praktische Nutzung. Fassade Die Außenflächen eines Gebäudes. stand er der Versuchung, das Bauen zu vereinfachen und nur auf seine Funktion zurückzuführen. Seine Arbeit inspirierte viele Architekten und Designer, die das Handwerk und die Verwendung luxuriöser Materialien in zeitgenössischer Art und Weise neu beleben wollten. Bis in die späten 1970er Jahre lehrte Scarpa Zeichnen und Innenarchitektur. Die meisten seiner Bauten wurden in Norditalien realisiert, es gibt aber auch Gebäude, Landschaftsgestaltungen und Gärten von ihm in den USA, in Kanada und in Saudi-Arabien. Barbican Tower Apartment, Blick in das Schlafzimmer Ort: London, Großbritannien Fertigstellung: 2004 Entwurf: Nick Coombe Der lange, bündig in die Wandoberfläche eingelassene Spiegel in einem Schlafzimmer stellt mit seiner Panoramasicht auf die Stadt den Zusammenhang zwischen dem Raum und der Umgebung her. Die städtische Lage des Apartments wird dadurch zelebriert. Klare Kanten und helle Wandflächen bestimmen den Raum. Foto: James Morris, www.jamesmorris.info Raum & Ort Umnutzung Bei jeder Umnutzung eines bestehenden Gebäudes muss man sich mit der vorhandenen Konstruktion und Bausubstanz auseinandersetzen; diese stabilisieren, verstärken oder auf die neue Nutzung vorbereiten. Im Wesentlichen wird man dabei mit den folgenden Fällen zu tun haben: Bei Maßnahmen der Instandhaltung und Instandsetzung wird das Gebäude in seinem aktuellen Zustand konserviert. Es wird ausgebessert, um es vor dem weiteren Verfall zu bewahren – ohne den Versuch, es umfassend zu reparieren oder zu sanieren. Dieses Vorgehen ist angemessen bei bedeutenden, oft denkmalgeschützten Gebäuden, die man nicht in den Originalzustand zurückführen will, die aber ohne solche Ausbesserungen mit der Zeit zerstört würden. Bei einer Rekonstruktion wird der Ursprungszustand des Gebäudes wiederhergestellt, selbst wenn dieses in Teilen oder vollständig neu errichtet werden muss. Dabei wird, soweit möglich, mit historischen Techniken und Originalmaterialien gearbeitet. Derartige Maßnahmen sind umstritten, da nur ein schmaler Grat zwischen der historisch korrekten Rekonstruktion und einer bloßen Nachahmung liegt. Bei einer Renovierung wird das Gebäude erneuert und 18/19 Innenarchitektur. Das Wichtigste in Kürze RAUM/Form 20/21 »Überall auf der Welt gibt es Gebäude, die einer neuen Funktion zugeführt wurden und die ihren Benutzern nun besser zu dienen scheinen als jemals zuvor …« Peter Blake Stella McCartney, Flagship Store UK, Innenansicht (rechts) Ort: London, Großbritannien Fertigstellung: 2002 Entwurf: Universal Design Studio Durch die großen Öffnungen in der Fassade flutet das natürliche Licht in den Innenraum. Die Fenster und Türen waren schon Teil des Gebäudes, als es errichtet wurde, und entfalten nun ihre Wirkung in der modernen Umgestaltung. Zugunsten eines maximalen Einfalls von Tageslicht verzichtete man auf jeglichen Sonnenschutz, sodass die Kleidungstücke optimal präsentiert werden können. Foto: Richard Davies Raum & Ort Kapitel 1 RAUM/Form Stella McCartney, Flagship Store UK, Außenansicht (links) Ort: London, Großbritannien Fertigstellung: 2002 Entwurf: Universal Design Studio Innenarchitekten sind mit verschiedenen Bautypen konfrontiert, die die Entwurfsmöglichkeiten zwar einschränken, aber zugleich auch nützliche Vorgaben bieten können. Der Entwurf für den Londoner Flagship Store von Stella McCartney setzt die Modekollektion perfekt in Szene und bezieht sich zugleich auf die Geschichte des Gebäudes. Foto: Richard Davies Innenarchitektur. Das Wichtigste in Kürze RAUM/Form 22/23 Zusammenfassende Fragen Raum & Ort Was macht aus einem Raum einen Ort? Welche Rolle kommt dem Innenarchitekten zu? Wie kann man einen Raum verändern und ihm eine neue Bestimmung geben? Inwieweit beeinflusst der Bestand den innenarchitektonischen Entwurf? Raum & Ort Kapitel 1 / RAUM/Form Wie nehmen wir die Räume wahr, die wir bewohnen und nutzen? Innenarchitektur. Das Wichtigste in Kürze RAUM/Form 24/25 Gestaltungselemente & Komposition von Innenräumen In diesem Unterkapitel Fläche / Maßstab / Proportion / Sichtachsen / Bewegung / Übergänge / Barrierefreiheit Thomas Cook, Accoladia, Blick in das Restaurant Ort: Peterborough, Großbritannien Fertigstellung: 2001 Entwurf: Bluebottle In diesem Sitzbereich werden flächige Elemente benutzt, um den Raum zu definieren und unterschiedliche Bereiche voneinander abzugrenzen. Die Öffnungen zeigen, was auf der jeweils anderen Seite der Wandfläche passiert. Foto: Frans Burrows Im folgenden Abschnitt werden die wesentlichen Elemente, Grundlagen und Begriffe der Innenarchitektur vorgestellt, mit deren Hilfe der Charakter und die Qualität eines Innenraums definiert werden können. Die gestalterischen Mittel lassen sich sowohl einzeln als auch in Kombination miteinander ver- Fläche Die Fläche ist das wichtigste Gestaltungselement der Innenarchitektur. Flächen sind zweidimensionale Formen, die den Raum umschließen und abgrenzen, wie Wände, Böden und Decken. Kleinere flächige Elemente sind Türen, Treppen sowie Ausstattungselemente wie Regale und Möbel. Ob es sich um geschlossene oder offene Räume handelt, die Fläche wird zum Träger von Material, Textur und Farbigkeit sowie – durch Absorption und Reflexion – von Akustik und Licht. Indem man eine Fläche »perforiert«, also mit Öffnungen versieht, kann man auf einen anderen Bereich des Innenraums oder Ortes verweisen, einen Durchgang oder Durchblick schaffen oder Licht, Luft und Schall hindurchlassen. Gebaute Flächen sind nicht zweidimensional, sondern haben immer eine gewisse Materialstärke. Wie viel davon sichtbar bleibt oder ob diese aus ästhetischen Gründen betont wird, ist vom Innenarchitekten zu entscheiden. Bei traditionellen, massiven Bauweisen sieht man meist die ganze Dicke des Materials. Durch das Aufkommen neuer Techniken und Baustoffe konnten im Laufe der Zeit immer schlankere Strukturen errichtet werden, die zu einem Synonym für Modernität wurden. Das Haus Schröder in Utrecht von Gerrit Rietveld ist ein gutes Beispiel für den Einsatz von Flächen. Sowohl von außen als auch von innen betrachtet wirkt das Gebäude wie eine Reihung von frei im Raum schwebenden dünnen Scheiben. Gestaltungselemente & Komposition von Innenräumen Kapitel 1 / RAUM/Form wenden, um Räumen Ausdruck und Atmosphäre zu verleihen. Innenarchitektur. Das Wichtigste in Kürze RAUM/Form Maßstab Der Begriff »Maßstab« hat zweierlei Bedeutung: Einerseits ist der Maßstab eine Methode, mit der man ein Gebäude gedanklich verkleinern und somit auf ein Blatt Papier zeichnen kann. Zeichnet man in einem bestimmten Maßstab, wird jedes einzelne Element eines Gebäudes in einem ausgewählten Größenverhältnis optisch verkleinert dargestellt. Bei einer für die Innenarchitektur sehr großen Zeichnung, wie einem Lageplan, wählt man ein Größenverhältnis von 1: 200 oder 1: 500, wodurch jedes einzelne dargestellte Objekt ein Zweihundertstel oder ein Fünfhundertstel der realen Größe hat. Beim Zeichnen kleinerer Elemente, wie beispielsweise dem Detail eines Schrankes, wählt man einen Maßstab von 1: 5 oder sogar die reale Größe (1:1). Dazwischen liegen zum Beispiel Entwurfs- 26/27 zeichnungen, die man in einem Maßstab von 1: 50 oder 1:100 anfertigt. Die zweite Bedeutung des Begriffs »Maßstab« betrifft die sichtbare Größe eines Objekts im Verhältnis zu einem anderen. Da Innenarchitekten fast immer Räume für Menschen schaffen, wählt man als Bezugspunkt bevorzugt die Größe eines Menschen und spricht somit vom Verhältnis zum menschlichen Maßstab. Wenn wir einen Raum oder ein Objekt als angenehm und für uns passend empfinden, können wir es als dem menschlichen Maßstab entsprechend bezeichnen. Villa Arena, Einrichtungshaus, Blick in das Atrium Ort: Amsterdam, Niederlande Fertigstellung: 2001 Entwurf: Virgile and Stone Durch das großzügig gestaltete Atrium scheint das Tageslicht bis zu den Erschließungswegen dieses großen Einrichtungshauses hinunter. Foto: Jannes Linders Arne Jacobsen (Dänemark) 1902–1971 Bedeutende Bauwerke: Dänische Nationalbank, Kopenhagen SAS Royal Hotel, Kopenhagen Der dänische Architekt und Designer Arne Jacobsen kümmerte sich um jeden Aspekt seiner architektonischen Entwürfe: von der Landschaft über die Gebäudekonstruktion bis hin zu den Materialien und kleinsten Details. Sogar bei Elementen wie Türgriffen lenkte er seine Aufmerksamkeit rigoros auf Proportion und handwerk- liche Qualität. Als Designer produzierte er Stühle (z. B. die Modelle Ameise und 3107) und gepolsterte Sitzmöbel (z. B. die Modelle Ei und Schwan) sowie das Geschirr der Cylinda-Line. In allen seinen Arbeiten kombiniert er die funktionalen Ideale des Rationalismus mit einer nordischen Vorliebe für Einfachheit und naturalistische Gestaltungsweisen. Seinen integrativen Ansatz von Architektur und Design erkennt man gut am SAS-Hotel in Kopenhagen und am St. Catherine’s College in Oxford. Jacobsen studierte an der Königlich Dänischen Kunstakademie in Kopenhagen, an der er von 1956 bis 1965 lehrte. www.arne-jacobsen.com Gestaltungselemente & Komposition von Innenräumen Kapitel 1 / RAUM/Form Patek Philippe, Messestand Ort: Basel, Schweiz Fertigstellung: 1998 Entwurf: Virgile and Stone Der verglaste elliptische Pavillon steht in einem großen hellen Raum. Wie ein Haus im Haus bewahrt er sich eine unabhängige Form und Funktion. Foto: Ian McKinnel Eliden-Shop, Kaufhaus Lotte, Gesamtansicht Ort: Seoul, Südkorea Fertigstellung: 2001 Entwurf: Universal Design Studio Die Proportionen des Raumes betonen die Breite mehr als die Höhe. Die gemusterten, raumhohen Glaspaneele brechen die horizontale Ausrichtung auf und schaffen durch ihre Überlappungen spannungsvolle Bezüge. 28/29 Gestaltungselemente & Komposition von Innenräumen Kapitel 1 / RAUM/Form Innenarchitektur. Das Wichtigste in Kürze RAUM/Form Innenarchitektur. Das Wichtigste in Kürze RAUM/Form Adolf Loos (Österreich) 1870–1933 Bedeutende Projekte: Haus Steiner, Wien, Österreich Haus Müller, Prag, Tschechische Republik American Bar, Wien, Österreich Der Beginn der Moderne in der Architektur wird oft mit dem Werk von Adolf Loos in Verbindung gebracht. Seine Ideen sind vielleicht sogar bekannter als seine Bauten. Er war einer der Ersten, der die Gebäuden garantiert. Die entwickelten Systeme reichen von rein mathematischen Prinzipien – wie der Fibonacci-Folge oder dem Goldenen Schnitt, der schon in der griechischen Antike verwendet wurde – bis zum Vorschlag Leonardo da Vincis, die Proportionen des menschlichen Körpers und dessen Reichweite zum Ausgangspunkt jeder gestalterischen Tätigkeit zu machen. Im Jahr 1947 stellte der bedeutende Architekt Le Corbusier ein System mit dem Namen »Modulor« vor, das sowohl anthropometrische als auch mathematische Ansätze berücksichtigte. Ob all die im Lauf der Jahrhunderte entwickelten Systeme als Instrumente beim kreativen Prozess des Entwerfens zum Einsatz kamen oder aber im Nachhinein aus der Analyse allgemein bewunderter Werke oder natürlicher Formen – wie die des griechischen Tempels oder spiralförmiger Muschelschalen – entwickelt wurden, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Eine konsequente Anwendung der Ideen und Systeme, so interessant sie in ihrem Ansatz auch sein mögen, ist jedoch schwierig zu erreichen, nicht zuletzt, weil sie zweidimensionale Konstrukte in einer dreidimensionalen Welt sind. Eine praktischere, wenn auch weitaus nüchternere Bedeutung haben Aufzeichnungen von anthropometrischen Daten unserer heutigen Gesellschaft. Solche Informationen sind für den Entwurf von Räumen sowie für die Gestaltung von Produkten und Prozessen, die in engem Zusammenhang mit den Proportionen und Bewegungen des menschlichen Körpers stehen, außerordentlich wertvoll. Verwendung überflüssiger Dekoration anprangerte und stattdessen eine Bauweise befürwortete, die allein auf den Prinzipien der Vernunft und Funktionalität beruhte. Seine Schriften und Theorien führten schließlich zum Konzept des »Raumplans«, einer komplexen dreidimensionalen Raumaufteilung. Dieses System, in dem Architektur als eine Methode von sich überschneidenden Volumen gedacht ist, wurde im Haus Moller (Wien) und im Haus Müller (Prag) perfekt realisiert. Der Goldene Schnitt Bei der Teilung einer Linie im Verhältnis von etwa 8:13 verhält sich die kürzere Strecke zur längeren genauso wie die längere Strecke zum Ganzen. Dieses Teilungsverhältnis wurde im Altertum entwickelt, um schöne Proportionen zu erhalten. Die Verhältniszahl ist jener der Fibonacci-Folge sehr ähnlich. Formen, die durch den Goldenen Schnitt bestimmt sind, setzte man bereits vor Hunderten von Jahren ein – so beim Bau der Pyramiden, der griechischen Tempel der Antike und bei vielen Bauwerken der Renaissance. Noch heute ist der Goldene Schnitt ein grundlegendes Gestaltungsprinzip in Kunst, Architektur und Design. 0, 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, 55, 89, 144, 233, 377, 610, 987, 1597, 2584, 4181, 6765, 10946… Die Fibonacci-Folge Dies ist eine von Fibonacci (Leonardo da Pisa) im Mittelalter festgelegte Zahlenfolge, bei der sich jede Zahl aus der Summe der beiden vorangehenden Zahlen errechnet. Sie wird seit dieser Zeit als Basis für ein Proportionssystem genutzt. Proportionen, die dem Verhältnis dieser Zahlenfolge entsprechen, sind besonders angenehm anzusehen und finden sich häufig auch in der Natur. Je weiter die Folge fortschreitet, umso mehr nähert sich der Quotient zweier aufeinanderfolgender Fibonacci-Zahlen dem Maßverhältnis des Goldenen Schnitts an. Le Corbusier (Charles Édouard Jeanneret) (Schweiz) 1887–1965 Bedeutende Bauwerke: Villa Savoye, Poissy, Frankreich Unité d’Habitation, Marseille, Frankreich Wallfahrtskirche Notre Dame du Haut, Ronchamp, Frankreich Le Corbusier ist wahrscheinlich die einflussreichste Persönlichkeit für die Entwicklung der modernen Architektur. Mit seinem radikalen Funktionalismus beim Bauen und Planen erlangte er Der Modulor Erfunden und patentiert von Le Corbusier, war der Modulor Thema des 1948 erschienenen Buchs Le Modulor. Le Corbusier suchte nach einem harmonischen Maßstab für Architektur und Technik, letztlich fand sein Proportionssystem aber in allen Bereichen der Gestaltung Anwendung. Der Modulor setzt die wichtigsten Proportionen und Dimensionen des menschlichen Körpers mit dem Goldenen Schnitt und der Fibonacci-Folge in Verbindung. Es handelt sich um ein wichtiges Maßsystem, das bei der Gestaltung von Architektur und Innenarchitektur sehr nützlich sein kann. großes Ansehen und wurde zu einem Vorreiter der Moderne. Seine frühen Projekte waren noch stark von der Natur beeinflusst, während er in seinem späteren Werk einen schwereren, eher industriell geprägten Stil mit gewagten Farben, skulpturalen Formen und rauen Materialien pflegte. Ungeachtet seiner großen Bedeutung als Architekt wurden viele seiner städtebaulichen Entwürfe wegen ihrer Fokussierung auf Verkehrs-, Fußgängerund Funktionszonen stark kritisiert. Einer seiner Entwürfe, eine Kirche in Firminy, Frankreich, wurde erst vor kurzem fertiggestellt. Gestaltungselemente & Komposition von Innenräumen Kapitel 1 / RAUM/Form Proportion Der Maßstab beschreibt die Größe von Bauteilen im Verhältnis zu einem bestimmten Standardmaß. Die Proportion hingegen bezieht sich auf das Längenverhältnis von Elementen zueinander – eines zum anderen oder eines zum Ganzen. Der Mensch nimmt die Qualität eines Raumes über dessen Proportionen immer im Verhältnis zu seiner Größe wahr. Ein breiter Raum mit einer niedrigen Decke wird als bedrückend empfunden, während ein schmaler Raum mit der gleichen Raumhöhe angenehm erscheint. Sehr hohe Räume, beispielsweise in Kathedralen oder in wichtigen öffentlichen Gebäuden, können ein Gefühl von Ehrfurcht und Faszination erzeugen. Das Verhältnis von Raumhöhe zu Raumfläche ist nicht nur für die Wirkung eines Raumes wichtig, sondern auch als bestimmender Faktor für die Menge an Tageslicht, die in den Raum gelangen kann. In vielen Fällen reicht die Raumhöhe nicht aus, um das Innere angemessen mit Tageslicht zu versorgen. Dieses Manko lässt sich insbesondere in sehr tiefen Großraumbüros beobachten, bei denen die limitierte Raumhöhe den Einfall von Tageslicht stark einschränkt und eine künstliche Beleuchtung mit hohen zusätzlichen Kosten und ökologischen Nachteilen erfordert. Maßstab und Proportion gelten seit jeher als grundlegende Parameter für die Gestaltung. Sie waren Gegenstand von Analysen und Theorien vieler bedeutender Architekten, Künstler und Gelehrter mit dem Ziel, ein universelles System zu entdecken, das ein perfektes Erscheinungsbild von Artefakten und 30/31 Innenarchitektur. Das Wichtigste in Kürze RAUM/Form Richard Meier (USA) 1934 Bedeutende Bauwerke: Museum für Angewandte Kunst, Frankfurt am Main, Deutschland Museum für Zeitgenössische Kunst (MACBA), Barcelona, Spanien Richard Meier ist seinem Baustil immer treu geblieben. International bekannt wurde er in den 1980er Jahren durch seine modernistischen, puristischen Entwürfe für Museen, Wohnhäuser und öffentliche Räume. Meier hat Gebäude auf der ganzen Welt reali- man dieses Konzept weiter, sodass sich heute Gärten und Häuser auch gegenseitig durchdringen können und die Grenzen zwischen Innen- und Außenraum zunehmend verwischen. Der Außenraum kann so zum eigenständigen »Raum« mit Bodenbelag und Mobiliar werden. Kennzeichnend für diese Tendenz ist auch die Verwendung faltbarer Wände und innovativer Glasbauweisen. Mit letzteren beschäftigte sich der Architekt Rick Mather besonders intensiv: 1992 entwarf er einen außergewöhnlichen verglasten Anbau für ein Gebäude, bei dem sowohl Hülle als auch Tragwerk aus Glas bestehen. Im Lauf der Geschichte haben Architekten und Innenarchitekten Form, Proportion und Sichtachsen benutzt, um wunderbare Räume zu schaffen. Darüber hinaus stehen ihnen aber noch weitere Instrumente zur Verfügung: eines davon ist der Überraschungseffekt. So ist der öffentliche Eingang zur Wladislaw-Saal in der Prager Burg wie eine gewöhnliche Tür gestaltet, die zu einem eher unansehnlichen, bedrückenden Vorzimmer führt, in dem der Kassenschalter untergebracht ist. Am Ende des Vorzimmers befindet sich wieder eine sehr kleine, gewöhnliche Tür, zu der man vom Kassenpersonal geschickt wird – bis hierher kein überwältigendes Erlebnis. Öffnet man aber diese zweite Tür, so ist der Eindruck atemberaubend: man steht in einem lichtdurchfluteten, überwältigenden Raum, eine Erfahrung, die man nie wieder vergisst. Ähnlich effektvolle Kunstgriffe kennt man heute aus Film und Fernsehen; zum Beispiel wenn ein Krokodil aus der ruhigen Lagune ausbricht oder die Landmine in der Waldlichtung explodiert. Die Kunst besteht darin, solche Effekte zu erkennen und sparsam und angemessen einzusetzen. siert und bedeutende Preise gewonnen. Seine Projekte erinnern an die Bauten Le Corbusiers, da er oft auf weiße Bauteile mit emaillierten Paneelen und Glas zurückgreift. Auch die Rampen und Geländer nehmen vielfach Bezug auf qualitätvolle Beispiele der Design- und Architekturgeschichte. www.richardmeier.com Wohnhaus in Hampstead, Küche Ort: London, Großbritannien Fertigstellung: 2004 Entwurf: Blacksheep Der verglaste Anbau an die Küche dieses Wohnhauses steht in enger Beziehung zum übrigen Gebäude. Der Entwurf setzte sich intensiv mit der Schnittstelle zwischen Innenund Außenraum auseinander. Unterstrichen wird der enge Bezug durch die Kontinuität der verwendeten Materialien. Foto: Gareth Gardner Gestaltungselemente & Komposition von Innenräumen Kapitel 1 / RAUM/Form Sichtachsen Die Form eines Raumes entsteht nicht nur aus den Erfordernissen dieses einzelnen Raumes. Oft müssen mehrere Räume nebeneinander angeordnet und aus optischen und praktischen Gründen in Beziehung zueinander gesetzt oder auch in ihre Umgebung eingebunden werden. Der Begriff »Sichtachse« stammt aus der Landschaftsarchitektur. Eine Sichtachse dient dazu, an wichtigen Punkten großer Gebäude oder deren Gärten einen bestimmten Ausblick festzulegen oder ihn auszuweiten. Dieses Prinzip ist für Gebäude jeder Art und Größe gültig und anwendbar. Es liegt nahe, das Erzeugen räumlicher Illusionen durch Sichtachsen als einen der wertvollsten Beiträge anzusehen, die ein Architekt oder Innenarchitekt in der überfüllten urbanen Welt von heute liefern kann. Sichtachsen können Teil einer privaten inneren Welt sein (die Häuser von Adolf Loos sind gute Beispiele hierfür), sie können aber auch in öffentlichen oder halböffentlichen Bereichen (wie beispielsweise in Bahnhöfen oder Einkaufszentren) optische Akzente setzen. In jedem Fall schaffen Sichtachsen für den Nutzer eines Gebäudes vielfältige Betrachtungsmöglichkeiten. Diese Blickbezüge können durchaus fingiert oder theatralisch sein, erfüllen aber die Sehnsucht nach ungewohnten Ausblicken und weitem Raumempfinden. In engem Zusammenhang mit Sichtachsen steht auch die Verbindung von Innen- und Außenräumen. Historisch gesehen hatten das Gebäude und sein Umfeld eine sorgfältig überlegte Beziehung zueinander. Entweder bildete das Gebäude den Hintergrund für den Garten, oder der Garten war Hintergrund für das Gebäude. Die von Sir Edwin Lutyens entworfenen, mit Gärten von Gertrude Jekyll umgebenen Landsitze verkörpern diesen Ansatz mustergültig. In jüngster Zeit entwickelte 32/33 34/35 Bewegung Die Verwendung von Sichtachsen stellt trotz ihrer Bedeutung für das Erleben von Räumen ein eher statisches Gestaltungsinstrument dar. Nicht unterschätzen sollten Innenarchitekten die Freude an der wirklichen Bewegung. Wege durch ein Gebäude können viele verschiedene Formen annehmen, besonders interessant werden sie aber dann, wenn sie sich nicht nur in einer Ebene, sondern über mehrere Geschosse entwickeln. Treppen, Rampen, Rolltreppen und Aufzüge können ihre Aufgabe, den Nutzer durch den Raum zu bewegen, erfüllen und zugleich faszinierende und ganz besondere Räume schaffen. Die Treppe ist auf den ersten Blick das gewöhnlichste der vier Erschließungselemente, doch bietet die Form des Treppenhauses eine Fülle von Möglichkeiten; sie kann eine eigenständige Skulptur sein oder aber Formen und Materialien der einzelnen Geschosse miteinander verbinden. Allein die Auswahl an Materialien, aus denen Treppen errichtet werden können, ist bemerkenswert. So kann die Glastreppe der tschechischen Architektin und Ingenieurin Eva Jiricna als ein Wunderwerk unserer Zeit angesehen werden. Villa Arena, Einrichtungshaus, Gesamtansicht Ort: Amsterdam, Niederlande Fertigstellung: 2001 Entwurf: Virgile and Stone Die horizontale und die vertikale Erschließung des Einkaufszentrums bestimmt die Form und sorgt für das Funktionieren des weiten Innenraums. Zaha Hadid (Irak) 1950 Bedeutende Bauwerke: Rosenthal Center for Contemporary Art, Ohio, USA Feuerwache für das Vitra-Werk, Weil am Rhein, Deutschland Zaha Hadid war 2004 die erste Frau, der der Pritzer-Preis für Architektur verliehen wurde. Ihre Entwürfe sind vor allem durch ihre charakteristische Formensprache bekannt. Voller fragmentierter Geometrie und mit vielfältigen Sichtachsen stehen sie für das Chaos des modernen Alltags. Man sagt den Arbeiten Hadids nach, dass sie die Moderne verwerfen, um in einer Art »NeoModerne« aufzugehen, in der die Regeln vom Raum und seiner äußeren Begrenzung, den Decken, Wänden, Fronten und Rückseiten, außer Kraft gesetzt sind und die Elemente in unkonventioneller Art und Weise wieder zusammengesetzt werden. Hadids vielfältige Projekte bewegen sich fast immer an den Grenzen des Möglichen. Innenräume hat sie unter anderem in Hong Kong, Italien, Spanien, den USA, Dänemark und Japan realisiert. Gestaltungselemente & Komposition von Innenräumen Wohnhaus in Hampstead, Esszimmer Ort: London, Großbritannien Fertigstellung: 2004 Entwurf: Blacksheep Das Esszimmer dieses Wohnhauses ist ein unabhängiger Raum, der aber optisch mit dem Nebenraum verbunden ist. Dies beeinflusst stark die Wahrnehmung des Raumes, der viel breiter erscheint, als er in Wirklichkeit ist. Foto: Gareth Gardner Innenarchitektur. Das Wichtigste in Kürze RAUM/Form York eine Rampe wie eine Spirale in einem hohlen, konischen Leerraum emporführte. Es entstand eine Struktur, die sowohl als Ausstellungsraum als auch der Erschließung diente. Auch wenn dieser Umstand den Kuratoren des Museums von Anfang an Probleme bereitete, schuf Wright damit ein ikonisches Gebäude. Rolltreppen und Aufzüge funktionieren auf unterschiedliche Art und Weise. Aufzüge aus Glas, besonders solche, die an der Außenfassade emporfahren, sind zwar keine Neuheit mehr, aber sie machen dennoch großen Eindruck. Durch ihre selbstfahrende Bahn wirkt die Rolltreppe wie eine Mischung aus Aufzug, Rampe und Treppe, nur ist die Fahrt am Anfang und am Ende der Rolltreppe meist nicht sehr komfortabel, wegen des ungelenken Übergangs zwischen menschlicher Bewegung und mechanischem Antrieb. Zudem sind Formen und Materialien gestalterisch meistens nicht sehr zufriedenstellend. Glas spielt eine immer größere Rolle, um das massive Erscheinungsbild der traditionellen Rolltreppe zu verbessern. Wünschenswert wären auch Neuentwicklungen in plastischen Formen. Kapitel 1 / RAUM/Form »Ich strebe nach einer Architektur, von der man nichts mehr wegnehmen kann.« Helmut Jahn Frank Lloyd Wright (USA) 1867–1959 Bedeutende Bauwerke: Fallingwater, Pennsylvania, USA Guggenheim Museum, New York, USA Prairie House, New York, USA Frank Lloyd Wright ist eine Schlüsselfigur in der Geschichte der Innenraumgestaltung. Ihm wird zugeschrieben, die Veränderung von monofunktionalen, schachtelartigen hin zu gemeinschaftlich genutzten Räumen angestoßen zu haben. Um dies zu erreichen, arbeitete er mit einfachen Materialien und experimentierte mit Lichtblenden, leicht versetzten Deckenhöhen und schwebenden Flächen. Wrights Arbeit wird oft mit dem Begriff »organische Architektur« in Verbindung gebracht, da er einfache Materialien wie Ziegelsteine, Holz und Gips sowie neuartige, der Natur entlehnte Formen verwendete. Heute ist die Frank Lloyd Wright-Stiftung verantwortlich für die Bewahrung des Werks des Architekten und seiner Lehre. Loft, Blick in das Treppenhaus Ort: London, Großbritannien Fertigstellung: 2004 Entwurf: Jonathan Stickland Diese Treppe ist nicht nur ein einfaches funktionales Bauteil, sondern setzt einen starken skulpturalen Akzent. Foto: James Morris, www.jamesmorris.info Gestaltungselemente & Komposition von Innenräumen Le Corbusier war der Auffassung, dass »eine Treppe trennt – eine Rampe verbindet«. Es stimmt, dass eine Rampe flüssige und sanfte Übergänge schafft, die bei der eher ruckartigen Bewegung des Treppensteigens schwierig zu erreichen ist. Wie alle anderen architektonischen Elemente hat die Rampe sowohl praktische als auch ästhetische Qualitäten, die im Lauf der Zeit in verschiedenen Maßstäben und aus verschiedenen Gründen immer wieder genutzt wurden. Damit Rampen mühelos begangen werden können, müssen sie flach sein; aber um solch eine Flachheit zu erreichen, müssen Rampen wiederum sehr lang sein, und diese Länge ist in der Realität sehr schwierig umzusetzen. Bei Richard Meiers Gebäuden, der häufiger Rampen in seinen Projekten verwendet als andere zeitgenössische Architekten, kommt der Rampe ein hoher Anteil der Gesamtfläche zu, so im Museum für Angewandte Kunst in Frankfurt am Main oder im Museum für Zeitgenössische Kunst in Barcelona (Museu d’Art Contemporani de Barcelona). Viele Jahre vor ihm verfolgte Frank Lloyd Wright einen anderen Ansatz, als er bei seinem Entwurf für das Guggenheim Museum in New 36/37 Innenarchitektur. Das Wichtigste in Kürze RAUM/Form 38/39 Übergänge Die täglichen Wege durch ein Gebäude führen von Raum zu Raum, von Zimmer zu Zimmer oder vom Innen- in den Außenraum. Dafür ist, ganz praktisch gesehen, nur ein kleiner Flur oder ein Eingangsbereich notwendig. Erst wenn man nicht mehr nur darüber nachdenkt, wie einzelne Bereiche in einem Gebäude erreichbar sind, sondern sich stattdessen Gedanken über die eigentlichen Bedürfnisse der Nutzer macht, kommen sehr interessante und vielfältige Möglichkeiten zum Vorschein. Jeder Raum, der zwei andere Räume miteinander verbindet, ist ein Übergangsraum. Diesem Bereich muss nichts Negatives anhaften, sondern er kann vielmehr zu einem Ort werden mit einem eigenen Charakter, an dem Ereignisse stattfinden können. Mit Überlegungen zu Form, Proportion, Beleuchtung und Stimmung dieses Bereichs kann man einen sozialen oder auch einen individuellen Raum schaffen, erahnen lassen, was für Räume folgen oder an die vorherigen erinnern. Um das zu tun, müssen die Laufrichtung und die Türbreiten bestimmt werden. Soll der Nutzer geradlinig oder schräg durch den Raum gehen? Sind Türen notwendig, oder könnten verblendete Öffnungen ein besseres Ergebnis erzielen? Bekommt man erst nach dem Öffnen der Tür eine erste, unerwartete Ahnung dessen, was noch kommt, oder gibt eine sorgfältig gestaltete Öffnung schon vorher einen Hinweis darauf? Falls eine Tür nötig ist: soll sie von ihrer Einfassung deutlich zu unterscheiden sein, oder soll sie besser als eine veränderbare Komponente der Wand erscheinen, in der sie verschwinden kann, soll sie offen und geschlossen sein und in der Position dazwischen vielleicht als variabler Raumteiler dienen? Zu diesen Fragen gibt es keine vorgefertigten Antworten; die möglichen Lösungen können nur im Kontext, durch die Auftragsvorgaben und das Entwurfskonzept beantwortet werden. Mit solchen Überlegungen beginnen wir, die Unterschiede zwischen »Bauen« und Innenarchitektur zu erkennen. Gestaltungselemente & Komposition von Innenräumen Kapitel 1 / RAUM/Form »Alle Architektur ist Schutzraum. Alle große Architektur ist Entwurf von Raum, der die Menschen in diesem Raum umschließt, einnimmt, überwältigt oder steigert.« Philip Johnson MBAM (Marble Bar Asset Management) Ort: London, Großbritannien Fertigstellung: 2004 Entwurf: Blacksheep Durchgangsräume fungieren als Schnittstelle zwischen Räumen. Flure sind typische Beispiele dafür. Ihre Aufgabe ist es, unterschiedliche Bereiche miteinander zu verbinden. Auch wenn Flure oft als sekundäre Orte angesehen werden, erzählen sie viel über das jeweilige Gebäude. Foto: Francesca Yorke 40/41 Barrierefreiheit In diesem Kapitel ging es bisher vor allem um das räumliche Erlebnis und um die Bewegung im Innenraum. Die Voraussetzung dafür ist allerdings, dass man diesen Innenraum erreichen kann. Gebäude werden heutzutage oft nur für die Menschen gebaut, die gesund und mobil sind und ein gutes Sehvermögen haben. Für Kinder und Alte, Eltern mit Kinderwagen sowie für Behinderte, die Schwierigkeiten mit schweren Türen, Treppen und schmalen Öffnungen sowie mit farblich wenig kontrastierenden Oberflächen haben, sind solche Neubauten voller Hindernisse. Verschiedene Stiftungen und Institutionen haben durch ihren beständigen Einsatz eine größere Aufmerksamkeit bei Hauptsitz Britisches Rotes Kreuz, Innenansicht Ort: London, Großbritannien Fertigstellung: 2005 Entwurf: Universal Design Studio Hier wurde ein ungestörter Bereich geschaffen, ohne den Raum vollständig abzutrennen. Durch die geätzten Glasscheiben und Blenden sind verschiedene Grade der Abgrenzung möglich, wobei die räumliche Kontinuität aber gewahrt bleibt. Architekten für dieses Thema bewirkt und Gebäudeeigentümern wie der Baubranche ihre Verantwortung im Bereich des barrierefreien Bauens bewusst gemacht. Das Gesetz zur Gleichstellung behinderter Menschen aus dem Jahr 2002 soll garantieren, dass die Baubeteiligten dieser Verantwortung bei allen Neubauten und Altbaumodernisierungen gerecht werden. Die Bestimmung sollte zugleich als Chance gesehen werden, gut zugängliche, angenehme und den Bedürfnissen der unterschiedlichen Menschen angepasste Entwürfe zu verwirklichen. Gestaltungselemente & Komposition von Innenräumen »Architektur ist im Grunde ein Behältnis mit einem Inhalt. Ich hoffe, man genießt dabei weniger die Teetasse als den Tee selbst.« Yoshio Taniguchi Innenarchitektur. Das Wichtigste in Kürze RAUM/Form 42/43 Kapitel 1 / RAUM/Form Welches sind die wichtigsten Gestaltungselemente beim Entwerfen von Innenräumen? Wie lassen sich Wände, Böden und Decken nutzen? Wie kann ein Innenraum Charakter und Qualität vermitteln? Wie nimmt man sich selbst in einem Raum wahr? Welche Rolle spielen externe Faktoren bei der Gestaltung von Innenräumen? Wie bewegt man sich durch einen Innenraum? Welche Rolle spielen einzelne Bauteile, wie Türen oder Fenster, bei der Innenraumgestaltung? Wie bewegt man sich zwischen Innen- und Außenraum? Gestaltungselemente & Komposition von Innenräumen Zusammenfassende Fragen Gestaltungselemente & Komposition von Innenräumen ORT/Funktion 44/45 Innenarchitekten arbeiten nie abstrakt. Das Gebäude und seine Umgebung sowie die Vorgaben des Bauherrn und die Baugesetze definieren einen konkreten Kontext, in den der Entwurf eingebunden werden muss. Aus diesen Rahmenbedingungen ergeben sich gleichermaßen Möglichkeiten wie Beschränkungen. Oft ist es gerade die Beschränkung, die dem Entwerfer hilft, seine Ideen in Bahnen zu lenken, denn andernfalls stünde er vor einer verwirrend großen Anzahl an Möglichkeiten. Um die Rahmenbedingungen richtig einzuschätzen, muss man zunächst das Gebäude und dessen Umgebung analysieren, sei es ein Neubau, der nur als Zeichnung oder Modell existiert, oder ein Altbau, der umgenutzt werden soll. Dazu gehört auch, sich über die ehemalige Funktion eines Gebäudes zu informieren und dessen Charakter zu erfassen. Von einer gründlichen Analyse profitiert der Entwurf für die neue Nutzung. 2 UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE John Coles, Naomi House Innenarchitektur Das Wichtigste in Kürze Paperback, Broschur, 176 Seiten, 20,0 x 23,0 cm ISBN: 978-3-421-03705-3 DVA Architektur Erscheinungstermin: März 2008 Das Wichtigste in Kürze Der Band führt in die Grundlagen der Innenarchitektur ein. Kurz und prägnant zeigen die Autoren den Entstehungsprozess von den allerersten Ideen bis hin zum realen Gebäude oder Raum. Jeder Themenbereich wird mit Beispielen aus der Praxis und umfangreichem Planund Abbildungsmaterial anschaulich erklärt; außerdem werden die wichtigsten Fachbegriffe vermittelt. Eine unverzichtbare Hilfe für den erfolgreichen Start ins Studium. „Innenarchitektur“ – aus dem Inhalt: Raum und Form, Ort und Funktion, Material und Oberfläche, Licht und Stimmung, Darstellungstechniken. • Eine unverzichtbare Hilfe für den erfolgreichen Start ins Studium • Anschaulich, kurz, prägnant • Vermittlung der wichtigsten Fachbegriffe