SWR2 Musikstunde

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SWR2 Musikstunde 8. – 12. 10. 2012
Mit Stephan Hoffmann
„Junge Hure – alte Betschwester“
Die unterschiedlichen Seiten des Paul Hindemith
Folge 3: Paul Hindemith in gefährlicher Zeit
Die Szene ist, wenigstens für die Gattung Oper, von größtmöglicher Frivolität: Die
Hauptperson Laura sitzt in der Badewanne und preist stimmgewaltig die Vorzüge der
damals keineswegs selbstverständlichen Warmwasser-Versorgung - der schöne Herr
Hermann betritt das unverschlossene Badezimmer und macht alle Anstalten, die
pikante Situation aufs schändlichste auszunutzen. Eine nackte Frau, mit oder ohne
Trikot, in der Badewanne: Das war schon starker Tobak für die Moralvorstellungen
von Kleinbürgern. Und es war besonders starker Tobak für die Moralvorstellung des
Kleinbürgers Adolf Hitler, der Paul Hindemiths Oper „Neues vom Tage“ gesehen
hatte und den diese Szene ein für allemal zum glühenden Hindemith-Gegner
machte.
----------------Musik 1: Paul Hindemith, Neues vom Tage. Elisabeth Werres,
Laura; Ronald Pries, Herr Hermann; Kölner Rundfunkorchester,
Dir: Jan Latham-König. Wergo WER 286 192-2. CD 2, Tr. 1.
Dauer: 4'19"
----------------Elisabeth Werres als Laura, Ronald Pries als der schöne Herr Hermann und das
Kölner Rundfunkorchester unter Jan Latham-König waren das in der BadewannenSzene aus Paul Hindemiths Oper "Neues vom Tage", die 1929 an der Berliner KrollOper uraufgeführt wurde.
Hitler war über diese Szene empört, das restliche Publikum nahm die Szene wie die
gesamte Oper eher mit Gleichmut hin; die Leute waren von Hindemith anderes
gewohnt – seit dem Skandal, den Hindemith mit seinem blasphemischen
Operneinakter „Sancta Susanna“ ausgelöst hatte; vorgestern war ausführlicher die
Rede davon. Die Reaktionen auf „Neues vom Tage“ waren verhalten, selbst Theodor
W. Adorno, der in späteren Jahren ein scharfer Hindemith-Kritiker wurde, fand an
dieser Oper manches lobenswert. Die Schluss-Szene des ersten Aktes, die der
Badezimmer-Szene vorausgeht, hielt er für „eine der besten Parodien der
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Opernliteratur, nach der definitiv kein Neudeutscher mehr einen Quartsextakkord und
eine melodieführende Hornstimme zu schreiben wagen sollte.“ Hindemith machte
sich in dieser Szene über die lange Operntradition des Liebesduetts lustig, indem er
den entsprechenden Partitur-Abschnitt mit „Duett-Kitsch“ überschrieb und die
Schwelgerei der Liebenden durch banalste Einwürfe immer wieder unterbricht.
----------------Musik 2: Paul Hindemith, Neues vom Tage. Elisabeth Werres,
Laura; Ronald Pries, Herr Hermann; Kölner Rundfunkorchester,
Dir: Jan Latham-König. Wergo WER 286 192-2. CD 1, Tr. 10. Nach 1’57“ sehr rasch
ausblenden. Dauer: 1’57"
----------------Sie hörten noch einmal Elisabeth Werres als Laura, Ronald Pries als Herrn Hermann
und das Kölner Rundfunkorchester unter Jan Latham-König.
Dass Hitler Hindemith wegen der Badezimmer-Szene aus „Neues vom Tage“ nicht
ausstehen konnte, war um das Jahr 1930 noch unproblematisch. Gefährlich aber
wurde diese Gegnerschaft nach der Machtergreifung der Nazis im Januar 1933. Um
die Badezimmerszene selbst ging es da längst nicht mehr, Hindemith arbeitete zu
dieser Zeit an seinem musiktheatralischen opus summum, an der Oper „Mathis der
Maler“, die moralisch völlig unbedenklich ist. Vor der eigentlichen Oper komponierte
er eine Sinfonie gleichen Titels, die im März 1934 unter Wilhelm Furtwängler in Berlin
uraufgeführt wurde. Die Ereignisse um diese Uraufführung der Sinfonie „Mathis der
Maler“ sind so oft beschrieben worden, dass ich mich hier auf einige wenige
Stichworte beschränken kann: Nach der erfolgreichen Uraufführung der Sinfonie
verbot Hitler die geplante Uraufführung der Oper; daraufhin schrieb Furtwängler unter
dem Titel „Der Fall Hindemith“ einen viel beachteten Zeitungsartikel, in dem der
bemerkenswerte Satz steht: „Hindemith hat sich niemals politisch betätigt. Wo kämen
wir überhaupt hin, wenn politisches Denunziantentum in weitestem Maße auf die
Kunst angewendet werden sollte?“ Die Nazis empfanden diesen Artikel zu Recht als
Affront – so war er auch gemeint - und reagierten entsprechend. Furtwänglers
Demission als Chef der Berliner Philharmoniker, die er angeboten hatte, wurde
angenommen, Goebbels drosch in seiner berüchtigten Sportpalast-Rede vom
Dezember 1934 auf Hindemith ein: „Das ist es ja, dass Gelegenheit nicht nur Diebe,
sondern auch atonale Musiker macht, die nackte Frauen auf der Bühne in
obszönsten und kitschig-gemeinsten Szenen im Bade auftreten lassen.“ Hitler und
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Goebbels als Gegner – das hört sich in der Nazi-Zeit lebensgefährlich an. Doch die
Sache ist komplizierter: Natürlich gab es unter den Nazis Hindemith-Gegner, aber es
gab eben auch große Hindemith-Verehrer. Auch den folgenden Satz hat ein
bekennender Nazi geschrieben: "Er (Hindemith) hat uns ein Werk geschenkt, das
alles restlos erfüllt, was wir von der neuen deutschen Musik erwarten: die Sinfonie
'Mathis der Maler'... Das Werk ist von unerhörter innerer Größe und Reife; ja, es ist
einmalig." Die Oper ist ein tonal gebundenes, durch und durch moralisches
Künstlerdrama, noch dazu über einen zutiefst deutschen Stoff. Hätte Hindemith
nichts als „Mathis der Maler“ geschrieben, er hätte der Komponist des dritten Reiches
werden können.
-------------Musik 3: Paul Hindemith, Sinfonie Mathis der Maler (Schluss). Israel Philharmonic
Orchestra, Dir: Leonard Bernstein.
DG 429404-2. Tr. 3, 10’54“ – 14’12“. Dauer: 3’18”
-------------Das Israel Philharmonic Orchestra unter Leonard Bernstein spielte den triumphalen
Schluss von Paul Hindemiths Sinfonie „Mathis der Maler“.
In den ersten Jahren der Nazi-Herrschaft entwickelte sich ein regelrechter Streit unter
den Nazis selbst, ob Hindemith im Sinne der Nazi-Ideologie ein deutscher Komponist
sei oder nicht. Die Pro-Hindemith-Partei führte Werke wie „Mathis oder Maler“ oder
das Oratorium „Das Unaufhörliche“ ins Feld, um Hindemiths untadelige deutsche
Haltung zu belegen; die Hindemith-Gegner sahen durch Hindemiths Werke der 20er
Jahre den Beweis des Gegenteils erbracht; wer „Neues vom Tage“ komponiert habe
oder Operneinakter wie „Sancta Susanna“, sei im neuen Deutschland definitiv nicht
tragbar. Hier das Orchestervorspiel zum dritten Teil des von den Nazis so
geschätzten Oratoriums „Das Unaufhörliche“ auf einen Text von Gottfried Benn.
-------------Musik 4: Paul Hindemith, Das Unaufhörliche. Vorspiel 3. Teil.
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter Lothar Zagrosek
Archiv-Nr. 75-080269. CD 2, Tr. 1. Dauer: 4’24“
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Sie hörten das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter Lothar Zagrosek mit dem
Orchestervorspiel zum dritten Teil von Paul Hindemiths Oratorium „Das
Unaufhörliche“.
Festzuhalten bleibt, dass man zumindest in den ersten beiden Jahren der NaziDiktatur durchaus Hindemith-Verehrer und gleichzeitig linientreuer Nazi sein konnte.
Das deckt sich mit der Haltung von Hindemith selbst, der zeitweilig Mitglied im
zwölfköpfigen „Führerrat des Berufsstandes deutscher Komponisten“ war - ein
Umstand übrigens, der von der Hindemith-Literatur beharrlich verschwiegen wird.
Und beim ersten deutschen Komponistentag im Februar 1934, ohne jede Frage eine
Veranstaltung der neuen Machthaber, trat Hindemith selbst aufs Podium und
dirigierte seine Konzertmusik für Streichorchester und Blechbläser op. 50.
------------Musik 5: Paul Hindemith, Konzertmusik für Streichorchester und Blechbläser op. 50.
Israel Philharmonic Orchestra, Dir: Leonard Bernstein.
DG 429404-2. Tr. 5. Dauer: 4’08”
-------------Das war wiederum das Israel Philharmonic Orchestra unter Leonard Bernstein,
diesmal mit dem zweiten Satz aus Hindemiths Konzertmusik für Streichorchester und
Blechbläser aus dem Jahre 1930.
Nicht nur der Musikpolitiker Hindemith, auch der Komponist zeigte in dieser Zeit ein
Verhalten, das es den Nazis leichter machte, ihn zu akzeptieren. Auch bei Hindemith
selbst gab es eine deutliche Abkehr von den Werken der 20er Jahre. Der schrieb im
März 1935 an seinen Verleger: "...dass ich selbst der Ansicht bin, dass meine Musik
seit etwa sechs Jahren aus dem Zustand des Experimentierens heraus ist und dass
man für eine gerechte Beurteilung meiner Absichten in erster Linie die Musik aus
dieser Zeit berücksichtigen müsse." Seit etwa sechs Jahren - das heißt also seit
1929. Das war auch für die Nazis genau der Wendepunkt zwischen dem frühen,
frechen, provokativen Hindemith, in der Diktion der Nazis dem "Bannerträger des
Verfalls", und dem späteren Hindemith, dem "Meister deutscher Musik." Um mit dem
Titel dieser Musikstundenwoche zu reden, den der Hindemith-erfahrene Dirigent
Gerd Albrecht prägte: Aus der „jungen Hure“ war die „alte Betschwester“ geworden.
Die Situation für Hindemith veränderte sich 1936. Im Oktober dieses Jahres wurde
die Aufführung Hindemithscher Werke von der Reichsmusikkammer verboten. Doch
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trotz der Entscheidung von höchster Stelle erscheint noch im März 1936, also mehr
als ein Jahr nach dem Höhepunkt der Auseinandersetzungen, eine Meldung:
Hindemith habe "im Auftrag des englischen Rundfunks eine Trauermusik für König
Georg V. geschrieben", hinter welcher Auszeichnung "die allgemeine Anerkennung
der Führerstellung deutscher Musikkultur" stehe. Im Januar 1936 war der englische
König Georg V. gestorben. Hindemith, der sich zu dieser Zeit gerade in London
befand, komponierte aus diesem Anlass eine Trauermusik für Viola und Orchester,
die schon einen Tag später mit Hindemith als Solisten in einem Gedächtniskonzert
der BBC aufgeführt wurde. Die Meldung in der „Zeitschrift für Musik“ endet mit den
Worten: "Darüber allerdings, daß Hindemith im heutigen Augenblick vertieften
nationalen Weltbewußtseins seine Schaffenskraft im ganzen seiner deutschen
Heimat erhalten wird, kann für uns - und ebensowohl für das englische Volk - ein
Zweifel nicht bestehen." Als ob nie ein Machtwort im Falle Hindemith gesprochen
worden wäre. Hier der erste Satz der Trauermusik.
-------------Musik 6: Paul Hindemith, Trauermusik. Kim Kashkashian, Viola.
Stuttgarter Kammerorchester, Dir. Dennis Russell Davies.
ECM 439611-2. Tr. 1, nach 3’55“ ausblenden. Dauer: 3’55“
--------------Sie hörten Kim Kashkashian, Viola, und das Stuttgarter Kammerorchester unter
Dennis Russell Davies mit dem ersten Teil von Paul Hindemiths „Trauermusik“ für
König Georg V.
Obwohl die parteiinternen Machtkämpfe um Hindemith noch nicht restlos
ausgestanden waren, entschied Hindemith, ins Exil zu gehen: 1938 zunächst in die
Schweiz, später in die USA. Immerhin war es während der gesamten Nazi-Zeit
ungehindert möglich, die Noten Hindemithscher Werke zu kaufen. Und mindestens
einmal gab es trotz des Verbots auch eine Aufführung: Im Juni 1943 – Hindemith
lebte damals längst in den USA – fand im Bruckner-Konservatorium in Linz ein
Konzert statt, auf dessen Programm auch Hindemiths zweite Orgelsonate und seine
Klarinettensonate standen. All das wäre möglicherweise den zuständigen Stellen
verborgen geblieben, wenn nicht Hitler – Pech für die Veranstalter - aus alter
Verbundenheit die Linzer Tageszeitung gelesen hätte; sie war sozusagen seine
Heimatzeitung. Er muss geschäumt haben, als er von den Hindemith-Aufführungen
las. Kurz nach diesem Konzert erhielt der zuständige Gauleiter folgende
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Stellungnahme von Reichsleiter Bormann, also von prominenter Stelle - abgefasst in
unfreiwillig komischem Deutsch: "Der Führer ist empört über die freche Nichtachtung
seiner Anordnung, entartete Musik eines Hindemith ausgerechnet in seiner
Heimatstadt aufzuführen."
------------Musik 7: Paul Hindemith, Orgelsonate Nr. 2. 1. Satz. Piet Kee, Orgel.
Archiv-Nr. 19-071545. Tr. 1. Dauer: 4’
-------------Piet Kee spielte den ersten Satz – „Lebhaft“ – aus Paul Hindemiths zweiter
Orgelsonate.
Vorhin war die Rede von der Abkehr Hindemiths von seinen eigenen Werken aus
den 20er Jahren, die bei den Nazis auf besondere Antipathie stießen. Als sichtbares
Zeichen dieser Abkehr zog Hindemith nicht nur viele seiner Werke zurück – „Sancta
Susanna zum Beispiel schon 1934 -, er komponierte auch Neufassungen und verbot
die Aufführungen der alten Fassungen. „Neues vom Tage“ hat Hindemith sogar
mehrfach überarbeitet, genauso die Oper „Cardillac“, deren Erstfassung von 1926
stammt. 1952 kam die Zweitfassung heraus. Der Dirigent Gerd Albrecht wollte 1962
die Erstfassung aufführen, er erzählte Hindemith davon, doch der habe äußerst
scharf reagiert. Das käme gar nicht in Frage, Ende der Diskussion. Seinen Verleger
wies Hindemith an, auf entsprechende Nachfragen einfach zu behaupten, die
Erstfassung existiere nicht mehr. Es wäre nun nahe liegend, die beiden Fassungen
miteinander zu vergleichen, doch weder von Cardillac“ noch von „Neues vom Tage“
wurden die späteren Fassungen, die Hindemith doch so wichtig waren, auf Tonträger
aufgenommen. Aufgeführt werden sie übrigens auch nicht mehr, sie sind offenbar
doch zu unbedeutend – jedenfalls im Vergleich zu ihren Originalfassungen. Im Falle
des Liederzyklus „Das Marienleben“, den Hindemith auch überarbeitete, gibt es
immerhin beide Fassungen auf Tonträger.
------------Musik 8: Paul Hindemith, Das Marienleben. „Mariae Verkündigung“. Veronica LenzKuhn, Sopran; Wolfgang Kaiser, Klavier.
CTH 2237. Tr. 3. Dauer: 3’34“
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Veronica Lenz-Kuhn, Sopran, wurde von Wolfgang Kaiser am Klavier begleitet bei
Paul Hindemiths Lied „Mariae Verkündigung“ aus dem Zyklus „Marienleben“. Sie
hörten die Urfassung von 1922/23.
Die zweite Fassung des „Marienlebens“ entstand 1948, gearbeitet hatte er daran
schon seit 1936. Hindemith schrieb zur Neufassung folgendes Vorwort: „Hatte ich mit
dem Marienleben mein Bestes gegeben, so war dieses Beste trotz aller guten
Absichten doch nicht gut genug, um ein für allemal als gelungen beiseite gelegt
werden zu können.“ Hindemith hatte Vieles zu kritisieren an seiner eigenen
Erstfassung des „Marienlebens“, ganz besonders aber missfiel ihm die damalige
Melodieführung. Hindemith: „Die Gesangslinie bewegte sich oft genug so eigenwillig,
dass im Zusammenklang mit dem Klavier sich störende Härten und sperrige
Wendungen ergaben, die keineswegs durch den Text und durch den allgemeinen Stil
des Werkes gerechtfertigt waren.“ Der Komponist sprach gar von „der Unsangbarkeit
vieler Stellen im alten ‚Marienleben’“. Also machte sich Hindemith erneut an die
Arbeit, er änderte und glättete; manche Lieder komponierte er völlig neu. Zum
Beispiel das dritte Lied „Mariae Verkündigung“, das wir vorhin in der Erstfassung
hörten. In der zweiten Fassung von 1948 klingt es so, und auch bei oberflächlichem
Hören wird schnell klar, dass die Melodie diesmal weitaus einfacher geführt ist als in
der Fassung von 1922 – man könnte auch sagen: geglätteter.
-----------Musik 9: Paul Hindemith, Das Marienleben. „Mariae Verkündigung“. Neue Fassung
(1948). Gerda Lammers, Sopran; Gerhard Puchelt, Klavier.
Archiv-Nr. 336-7357. Tr. 3. Dauer: 5’29“
-----------Gerda Lammers, Sopran, und Gerhard Puchelt, Klavier, waren das mit Paul
Hindemiths Lied „Mariae Verkündigung“ aus dem Zyklus „Das Marienleben“ in der
Fassung von 1948.
Hindemith hatte das Musikleben in Deutschland mit all seinen Anfeindungen und
politischen Gefährdungen während der Nazi-Zeit längst hinter sich gelassen, er lebte
seit 1940 in den USA und wandte sich dort ganz anderen Themen zu: zum Beispiel
kümmerte er sich um die damals allenfalls von einigen Spezialisten betriebene
Aufführung alter Musik, also Musik des Vorbarock. 1954 nahm Hindemith diese
Versuche auf Platte auf – man hüte sich davor, von unserer heutigen musikalischen
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Erfahrung mit alter Musik aus zu urteilen; ohne die Klangexperimente Hindemiths
und einiger Mitstreiter hätte die Geschichte der historisch informierten
Aufführungspraxis höchstwahrscheinlich einen anderen und viel langsameren Verlauf
genommen. Hier also, gespielt von Mitgliedern der Wiener Symphoniker unter Paul
Hindemith, die „Sonata octavi toni“ des italienischen Spätrenaissance-Komponisten
Giovanni Gabrieli.
------------Musik 10: Giovanni Gabrieli, „Sonata octavi toni“.
Mitglieder der Wiener Symphoniker unter Paul Hindemith
Archiv-Nr. 12-61733. CD 1, Tr. 3. Dauer: 3’14“ (auf Ende einblenden)
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