vom 03.04.2014 Eigener Kopf mit Rasta-Dutt Mit Gasandji stellt sich im Freiburger Jazzhaus eine neue kongolesische Sängerin und große Hoffnung des Afropop vor Für die Musik aus dem Kongo war in den vergangenen zwanzig Jahren besonders ein Mann tonangebend: Lokua Kanza hat mit seinen sanften Chorharmonien und seinem bezwingenden Songwriting einen Afro-Pop geschaffen, der schon fast verbindlichen Charakter für viele Nachfolger hatte. Kanza hat Vokalisten und Komponisten auch in anderen Teilen des Kontinents angesteckt. Man kann die Güte neuer Songschreiber fast daran messen, ob sie imstande sind, sich von diesem übermächtigen Idol abzusetzen, Eigenes zu formulieren. Mit Gasandji könnte nun eine neue Phase der kongolesischer Töne eingeläutet werden. Wie viele Popmusiker Afrikas teilt die junge Frau ihre Zeit zwischen der Heimat und ihrem Lebensmittelpunkt Frankreich auf. Vor ihrem gerade erschienenen Debüt hat sie schon Einiges ausprobiert. Sie war mit eigener Choreographie Tänzerin für die Rapper MC Solaar und IAM, trainierte ihre Vokalkunst auf einer Jazzschule und im französischen Soul-Chor We Are One. Sie hat eigene TV-Shows produziert, für Keziah Jones und auch für Lokua Kanza selbst im Backgroundchor gesungen, mit der Deutsch-Nigerianerin Nneka duettiert, für den Retrosoul-Meister Raphael Saadiq Konzerte eröffnet. Gasandji ist eine Selfmade Woman und nicht nur eine Sängerin, der Lieder auf den Leib geschneidert werden. Ihr auffälliger RastaDutt auf dem kahlen Kopf spiegelt die eigensinnigen Ideen wider. Die elf Songs ihrer ersten CD pendeln sich zwischen Afropop, Reggae und Soul ein, beziehen sich in der Schichtung der Stimmen schon auch auf Monsieur Kan- za, schielen aber nie nach dem großen Weltmusikhit. Die akustische Transparenz ist wohltuend, ein absoluter Gegenentwurf zur Überproduktion mancher Pariser Afropop-Studios. Gasandjis kristallklarer, ein wenig melancholischer Sopran ist hier ohne Zweifel der Star: Mal zittert er wie Espenlaub, kann aber auch recht resolute Emotionen vermitteln, verfällt in kehlig-tribale Chants und agiert dabei immer ganz unangestrengt in allen Tonlagen. Dazu gibt es fließende Akustikgitarren und klickende Patterns auf der Elektrischen, kombiniert mit einem ausgeklügelten Flechtwerk der Perkussion. Etwas beliebig und eher unzeitgemäß wird es, wenn sie sich an französischsprachigem R&B versucht. Der runde Klang der Muttersprache Lingala passt da besser zu den delikaten Texten über ihre träumerischen Visionen und energische Schöpferkraft, über ihre Erinnerungen an die Eltern, mit denen sie sich eng verbunden zeigt: Den Songzyklus hat sie dem Vater gewidmet, „dem schönsten Mysterium in meinem Leben“. „Gasandji“ bedeutet „die, die Bewusstsein weckt“. Das tut die Sängerin, indem sie beispielhaft zeigt, wie afrikanische Traditionen organisch und ohne Betulichkeit in den europäischen Alltag integriert werden können. „Ich verstehe mich als Weltbürgerin“, sagt sie. „Ich will den Menschen meine Heimat näher bringen, ohne dabei mein Hier und Jetzt aus den Augen zu verlieren.“ Stefan Franzen Macht ihr eigenes Ding: Gasandji FOTO: GAËLA BLANDY Konzert: Jazzhaus, Dienstag, 8. April, 20 Uhr, Info: t 0761/4968888. CD: Gasandji (Plus Loin Music/edel Kultur).