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DCG-Informationen 33 (6): 126-128; 2002
Ein selten gepflegter Buntbarsch - „Aequidens" biseriatus
(REGAN, 1913)
Lutz Fischer
Männchen von Aequidens biseriatus - Foto: L. Fischer
„Aequidens" biseriatus stammt aus dem Nordwesten Kolumbiens. Typusfundort ist
der Rio Condoto (Nebenfluß des oberen Rio San Juan). Weitere Nachweise liegen
aus dem Rio Calima und dem Einzugsgebiet des oberen Rio Atrato vor. Nach
Eigenmann (1922) scheinen die Fische aber das gesamte Rio San Juan-Becken zu
besiedeln. Der Fundort meiner Fische ist mir leider nicht bekannt - ich „fand" sie
jedenfalls in einem guten Fachgeschäft bei Dortmund.
Namentlich konnte ich die Fische vorerst nicht einordnen. Es waren eindeutig
Vertreter der Gattung „Aequidens" mit einer Gestalt, die dem Formenkreis um „A."
pulcher nahe kommt. Die Farbe und Zeichnung erinnerte mich allerdings an den
von mir bereits gepflegten „Aequidens" rivulatus, den Goldsaum-Buntbarsch.
DCG-Informationen 33 (6): 126-128; 2002
Um ein gut harmonierendes Paar zu bekommen, erstand ich sechs Jungfische von
fünf Zentimeter Körperlänge, die zusammen aufwuchsen. Ab etwa acht Zentimeter
Länge ließen sich deutliche Geschlechtsunterschiede feststellen: die Weibchen
bleiben kleiner, wirken gedrungener und sind fülliger. Männliche Fische erreichen
eine Endgröße von etwa 13 Zentimetern.
Besonders während der Balz und in der Laichzeit besitzen die Weibchen eine
kontrastreichere dunkle Färbung, wie man es auch von der nahe verwandten Art
(Stawikowski & Werner, 1988) „A." rivulatus kennt. Beiden Arten gemeinsam ist der
rote („A." biseriatus) oder orange („A." rivulatus) Saum in der Dorsale und
Schwanzflosse. Die Fische sind im Vergleich zu ihren Verwandten als friedlich, fast
zurückhaltend zu bezeichnen. Trotzdem scheint eine Vergesellschaftung mit
manchen geophaginen Cichliden nicht ratsam.
Weibchen von Aequidens biseriatus - Foto: L. Fischer
Vertreter der Gattungen Satanoperca und Biotodoma erwiesen sich bei mir als
wenig durchsetzungsfähig. Besser geeignet waren Geophagus-Arten, denn in der
Laichzeit kann „A." biseriatus durchaus aggressiv sein; andere Beckeninsassen
DCG-Informationen 33 (6): 126-128; 2002
benötigen dann gut strukturierte Becken, um den gelegentlichen Attacken des
brütenden Paares zu entgehen. Eine Vergesellschaftung mit anderen friedlichen
Cichliden ist mit Sicherheit gut möglich, sollte sich aber auf gattungsfremde Arten
beschränken.
Besonders die nahe verwandten Arten mit ähnlichem Farbkleid und Balzverhalten
können die Aggressivität steigern.
Hat sich ein Paar gefunden, besetzen beide ein Revier mit einem geeigneten Platz
für das Gelege. Dies ist bei den von mir gepflegten Fischen bisher immer eine
senkrecht ausgerichtete Fläche gewesen (Baumwurzel, Steinplatte). Im Gegensatz
zu dem von Staeck & Linke (1985) beschriebenen Brutpflegeverhalten konnte ich
eine Arbeitsteilung erkennen: Das Weibchen übernimmt die direkte Brutpflege,
während das Männchen lediglich die Reviergrenzen überwacht. Allzu neugierige
Beckeninsassen werden aber nur über kurze Strecken in die Schranken verwiesen
- dies geht meist ohne Beißereien vonstatten. Außerdem konnte ich bisher immer
nur das Weibchen beim Anlegen von Gruben beobachten. Dabei werden freie
Bereiche bevorzugt und Pflanzen nicht geschädigt.
Für ein gut harmonierendes (Zucht-) Paar reicht ein 100 Liter Aquarium mit 80
Zentimeter Kantenlänge vollkommen aus. Bei der Vergesellschaftung mit anderen
Cichliden sollte das Aquarium jedoch mindestens 300 Liter fassen.
Da die Fische in der Phase der Eingewöhnung oft sehr scheu sein können, sollte
die Einrichtung Unterstände aus Wurzelholz aufweisen und die Beleuchtung nicht
zu stark sein. Unter diesen „schattigen" Verhältnissen treten neben den rot-orangen
Farben ebenfalls die metallisch grün glänzenden Strukturen am Kopf und in den
Flossen besonders schön hervor.
Die Zucht gelang mir anfangs nur in weichem (150 µS/cm), saurem (pH 6) Wasser.
Später laichten die Tiere auch bei höheren Werten (450 µS/cm, pH 7,5). Gefressen
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wird jegliches gute Trockenfutter (Groß-Flockenfutter oder kleine Pellets). Man
sollte aber abwechslungsreich füttern und ergänzend verschiedene, nicht zu große,
Frostfuttersorten und Lebendfutter reichen. Gut geeignet sind Futtertiere wie
Daphnien, Cyclops und Mückenlarven.
Zusammenfassend kann ich diese hübschen und wenig aggressiven Buntbarsche
jedem empfehlen, der sich Fische mit einem Temperament zwischen
Zwergbuntbarsch und „Bullenklasse" wünscht.
Weibchen von Aequidens biseriotus bei der Eiablage - Foto: L. Fischer
Literatur
Eigenmann, C. H. (1922-24): The Fishes of Western South America. Part I. Mem.
Cameg. Mus. Am., Vol. 9, No. 1.
Staeck, W., & H. Linke (1985): Amerikanische Cichliden 1. Große Buntbarsche.
Melle.
Stawikowski, R., & U. Werner (1988): Die Buntbarsche der neuen Welt.
Südamerika. Essen.
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