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Cichlasoma facetum
-
das Schweinchen
Uwe Werner (D 47 0985)
cichlasoma tacetum (JENYNS, 1842) ist weder von der Form noch der Farbe her
eine besonders auffällige Erscheinung, und ich glaube kaurn, daß ich die Art je
gekauft haben würde. Doch nachdem ich ein geschlechtsreifes paarvon ca.11 cm
(Weibchen) und l4 cm (Männchen) geschenkt bekommen hatte, fand ich zunehmend Gefallen an den Fischen, die ständig geschlechtsaktiv waren und sich zu
kraftstrotzenden Burschen mauserten.
Diese südamerikaner haben ein ausgesprochen großes Verbreitungsgebiet, das
sich vom südlichen Brasilien über Paraguay, Uruguay bis in das südliche Argentinien erstreckt (Rio de la Plata, Rio Grande do sul). Nach Literaturangaben
erreichen die Fische maximal etwa 30 cm Länge, bleiben im Aquarium aber wohl
deutlich kleiner. Auch bei uns ist die Art unter ihrem einheimischen Namen
Chanchito bekannt, was soviel wie ,Schweinchenu bedeuten soll. Nach Sterba ist
diese Bezeichnung auf die eingedrückte stirnpartie zurückzuführen, die allerdings
bei meinen Tieren eher gleichmäßig anstieg. Auch auf Fotos in sterbas ,süß.
wasserfische aus aller lvslt« fiafel 2141 und in Staecks ,Cichliden
- Verbreitung,
Verhalten, Arten; Band 1« (Abb.82) ist keine deuiliche Naseneinbuchtung zu
erkennen. Allerdings handelt es sich immer um Aufnahmen von relativ jungen
Tieren, so daß die Erklärung naheliegt, daß nur ältere Exemplare dieses Merkmal
entwickeln.
cichlasoma facetum ist trotz seiner Hochrückigkeit recht bullig gebaut, das Maul
ist aber eher klein und nur vorn mit größeren Zähnen besetzt. Auffallend ist die
relative Größe der Brustschuppen. Die Grundfärbung variiert von Gelbbraun über
Gelbgrün bis Messinggelb. sechs bis acht, gelegenilich geteilte, teilweise auf die
Rücken- und Afterflosse übergreifende, dunkle streifen verlaufen senkrecht über
die Körperseiten. Die Flossen sind grauoliv bis schwarz mit stellenweise intensiv
grünen Tüpfeln. Rötliche bis purpurne Zonen, wie sie Sterba erwähnt, konnte ich
jedoch nicht finden. Charakteristisch ist dagegen ein dunkler euerbalken, der
hinter dem Auge beginnt und vor der ersten durchlaufenden senkrechten Binde
endet. Die lris war bei meinen Tlör.en immer gelb bis gelborange, nie aber rot, wie
von brutptlegenden Chanchitos behauptet wird.
Meine ,Schweinchenu bildeten bereits ein festes paar, das sich nach dem Umsetzen oder nach dem Entfernen einer Brut ohne zwischenzeitliche Aggressionshandlungen schnell wieder anschickte, erneut zur Fortpflanzung zu schreiten. Die
lnitiative ging meist vom weibchen aus, zumindest bestimmte es den Laichplatz.
vor dem Laichakt wurde immer gegraben. Die von beiden Tieren angelegte Grube
lag immer unter dem späteren Laichplatz. obwohl die Fische keine pf lanzenfresser
sind, zerfetzten sie im Zuge ihrer Laichvorbereitungen alle störenden pflanzen.
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selbst von kräftigen Echinodorus und Riesenvallisnerien blieben nur traurige
strünke übrig. Als Laichsubstrat wählten die Fische schräg oder senkrecht
stehende steinplatten, obwohl ich nicht ausschließen möchte, daß sie auch auf
waagerechten unterlagen laichen. während sich die Geschlechter außerhalb der
Laichzeit nicht an morphologischen Merkmalen unterscheiden lassen
- sieht man
einmal von der geringeren Größe der weibchen ab
ermöglichten die schon
-,
längere zeit vor dem eigenflichen Laichakt hervortretenden Analpapillen eine
problemlose Geschlechtsbestimmung. Die papille des Männchens ist spitz und
schmal, die des weibchens stumpf und mehr als doppelt so breit (bei meinem
weibchen etwa 5 mm). Gelaicht wird ohne jede Hast nach offenbrüter-Manier: Die
transparenten, tarnfarbigen Eier werden sorgfältig mit ihrer Längsseite,angeheftet,
so daß ein geschlossenes Gelege entsteht. Die Eizahlen sind erstaunlich hoch,
wenn auch von der Kondition, dem Alter und der Größe des weibchens abhängig.
Mein weibchen überraschte mich mit Gelegen mit einem Durchmesser von etwa
14cm!
schon zu diesem Zeitpunkt sind die werdenden Eltern ausgesprochen reizbar und
gehen insbesondere größere Beckengenossen stark an. Am meisten haben solche
Arten zu leiden, die den ,Gestreiftenu in der Körperform gleichen. Aber auch der
Betrachter wird wütend bedroht, wenn er der Aquarienscheibe zu nahe tritt, und es
gehört durchaus selbstüberwindung dazu, nun einen Finger ins Zuchtaquarium
zu halten.
Die Entwicklung der Eier und Larven verlief bei den verschiedenen Laichabgaben
recht unterschiedlich, was wohl an der veränderten Temperatur und der jeweils
anderen Kondition des weibchens gelegen haben mag, das vor dem ersten
Laichen recht gut im Futter stand und somit wohl recht große Eier laichte (ca. 2 mm
lang, 1,7 mm breit). Die Entwicklungszeiten sind der folgenden Tabelle zu entnehmen:
Temp.
1. Laichabgabe 26"C
2. Laichabgabe 26,5"C
3. Laichabgabe 27"C
Schlupf
Freischwimmen
84 Std.
72 Std.
268 Std.
192 Std.
182 Std.
60 std.
Am Gelege dominierte das weibchen, das auch die Larven aus den Hüllen löste.
lnteressant erscheint mir die Beobachtung, daß die Larven nicht, wie bei anderen
offenbrütern, in der vorher angelegten Grube untergebracht wurden, sondern
ähnlich wie bei der am Pflanzenbiotop orientierten Arl Herotitapia multispinosa,
wenn eben möglich, an Pflanzen oder deren Wurzeln aufgehängt wurden. Dazu
nutzten die Elterntiere sowohl schwimmpflanzen als auch das freigelegte wurzelwerk der erwähnten Amazonas-Schwertpf lanze.
Beide Partner kümmerten sich rührend um die noch nicht schwimmfähigen
Jungen. Fielen die Larven, die in einer schwimmfarnwurzel untergebracht waren,
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Cichlasoma f acetum;oben: adultes Männchen; unten: laichendes Paar
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Oben: Larven von Cichlasoma facetum
Unten: Weibchen mit freischwimmender Brut
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herunter, fingen die Eltern sie im Maul auf und spuckten sie immer wieder zurück.
Einmal löste sich ein ganzer wurzelfaden und sank mit den daranhängenden
Larven zu Boden. Das Männchen löste Larve um Larve mit einer derartigen Behutsamkeit und Vorsicht, wie ich sie dem bulligen Tier kaum zugetraut hatte.
wenn man von der Gelegetreuung absieht, war bei meinem paar keine deuiliche
Aufgabenteilung festzustellen. Beide Partner teilten sich in die anfallenden pflegeund verteidigungsaufgaben, wobei sich ihre Kontrastfärbung intensivierte. Als die
Jungen die ersten stunden frei schwammen, standen die Eltern in prachtfärbung
unter dem schwarm, der sich offensichtlich zur wasseroberfläche orientierte. Die
meisten anderen offenbrütenden Cichliden schwimmen dagegen über ihren
Jungen, bevor sich der Schwarm verteilt. Auch C. facetum ist nach und nach immer
häufiger inmitten seiner Jungfische anzutreffen, die sich naturgemäß bald im
ganzen Aquarium verteilen, um nach Nahrung zu suchen. Jedenfalls erscheint mir
die Tendenz der gerade schwimmfähigen Jungen, sich nach oben zu orientieren,
eine interessante Erscheinung, die besonders auffällig ist, wenn man die
Be-
leuchtung ausschaltet. Blitzschnell sammeln sich die Kleinen zum schlafen an der
wasserlinie, während die meisten anderen Buntbarschkinder zur Nacht den Boden
aufsuchen.
Die Aufzucht der Jungfische ist einfach, wie auch die Art ausgesprochen anspruchslos und widerstandsfähig ist. Jedes gängige Futter wird heißhungrig
gefressen. An wasserbeschaffenheit und remperatur werden keine besonderen
Ansprüche gestellt. Temperaturbereiche bis knapp über 20"C reichen aus, kurzzeitig werden auch noch niedrigere werte vertragen. probleme bereiten könnte
höchstens das ruppige verhalten der Fische, das aber f ür cichliden dieser Größenordnung durchaus typisch ist.
Aus der Cichlidensystematik
Cichlasomini n.n., Teil
I
-
die Gattungsgruppe (Tribus)
Alf red Ufermann (D 420244) und Berthotd Weber (D 71 0656)
lll.
Die Sektion Archocentrus GILL, 1877
Fortsetzung aus DCG-lnfo 13(211982:37 - 40
lll.7
E:
V:
Cichlasoma (Archocentrus) spilurum (GUENTHER, 1862)
Heros spilurus
Cat. Fish. Brit. Mus. lV:289
Atlantik- und Pazifikküste von Honduras, Guatemala, Belize: Cuba-River,
Rio Higueron, Yzabal-See, Yoyoa-See, Rio Motagua, Rio Gualan, Rio Tenedores, Sulphur-River, Belize-River, Rio Crizamola, Rio Guarumo, Rio Guabito
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