tJber Mittelfellgeschwülste, ihre Klinik und Therapie

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Nr. 13, 31. März 1961
Derra, Irmer: Uber Mittelfellgeschwülste, ihre Klinik und Therapie
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Aus der Chirurgischen Klinik der Medizinischen Akademie inDüsseldorf (Direktor: Professor Dr. E. Derra)
tJber Mittelfellgeschwülste, ihre Klinik und Therapie
Von E. Derra und W. Irmer
die besagt, daß man in der Praxis jederzeit damit rechnen
muß, mögen sie auch keine alltägliche Erkrankung sein.
Selbst die ihrer histologischen Struktur nach benignen
Bildungen gehen wegen ihrer sekundären Folgen bei exspek-
tativer Behandlung auf die Dauer in einem unverhältnismäßig hohen Hundertsatz deletär aus.
Wir haben dank der modernen Entwicklung der Thoraxchirurgie heutigentags die Möglichkeit, viele derartige Geschwülste radikal zu entfernen, ohne daß das Risiko dabei
groß wäre.
Gerade der dritte Punkt hat das wachsende Interesse ausgelöst. Man ersieht das am besten aus der Tatsache, daß bis
zum Anfang des vorletzten Jahrzehnts sich die Beschreibung
in der Weltliteratur auf etwa 300 operierte Fälle erstreckte,
während jetzt die Zahl unübersehbar geworden ist.
Im kleinen spiegelt diesen Gang der Dinge das Krankertgut
der Düsseldorfer Chirurgischen Klinik wieder insofern, als
von 1931 bis 1946 10 und von 1947 bis 1960 381 Fälle zur Auf-
nahme kamen. Wir verhehlen nicht, daß der therapeutische
Fortschritt sich hauptsächlich auf die benignen Gebilde erstreckt. Immerhin sind auch für die bösartigen einige Lichtblicke zu erkennen.
Pathologische Anatomie
Die pathologische Anatomie hat Hand in Fland mit den
klinischen Beobachtungen aufgezeigt, daß die Mediastinaltumoren ein sehr buntes Bild bieten. Das ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, daß im Mediastinum fast alle Gewebsarten des Körpers, die eine Ausgangssubstanz für Geschwulstbildungen abgeben, auf engstem Raum zusammengedrängt sind. Dazu kommt, daß im Mittelfell eine Reihe von
de facto nichtneoplasmatischen Bildungen festzustellen ist,
die sich unter Umständen tumorartig auswirken. Wie man
die Mittelfellgeschwülste einteilt, zeigt die Tab. 1. Einerseits handelt es sich um echte Geschwülste, die Abkömmlinge des Meso-, Ekto- oder Endoblasts bzw. Mischformen
oder Zysten sind, andererseits um sogenannte Pseudotumoren, die verschiedene Natur haben.
In der Tab. 2 ist die Häufigkeitsskala der Medi&stinalgeschwülste und geschwulstartigen Leiden aus dem Düsseldorfer Material spezifiziert. An der Spitze der gutartigen Tumoren stehen die neurogenen mit 51 Fällen. Es folgen die
teratoiden Gebilde (39 Fälle), mit einer Zahl von 29 die
Thymome, mit einer Quote von je 28 die Vorderdarm- und
1
Nach einem am 25. XI. 1960 vor der Medizinischen Gesellschaft
für Oberösterreich gehaltenen Vortrag.
Tab. 1. Einteilung der Mediastinalgeschwülste
I. Echte Tumoren
1. Mesoblasttumoren
Fibrome, Lipome, Chondrome, Osteome, Xanthome, Myxome,
Angiome, deren Mischformen, blastomatöse Erkrankungen
der blutbildenden Organe, Sarkome
Rhabdo- und Leiomyome
2. Ektoblasttumoren
Neurome, Gliome, Neurofibrome, Neurinome, Ganglioneurome, Paragangliome, neurogene Mischtumoren, Sympathïkoblastome, Meningozelen
Papillome und Adenome
Epitheliome
Chorionepitheliome
Karzinome
3. Endoblasttumoren: Endotheliome
4. Zysten
Vorderdarmzysten: Osophaguszysten, Magenzysten, Darmzysten, Tracheal- und Bronchialzysten
Sog. dünnwandige Zysten: Perikardzölomzysten, Pleurazölomzysten
Epidermoidzysten
5. Mischgeschwülste: Dermoidzysten, Teratome
II. Pseudotumoren
Spezifische Entzündungen: Tuberkulöse Lymphome, luetische
Gummata
Boecksches Sarkoid
Mykotische Tumoren
Lymphogranulomatose
Struma mediastinalis
Echinokokkuszysten
sog. dünnwandigen Zysten, wenn man 8 wegen entzündlicher
Zerstörung der Innenauskleidung nicht sicher differenzier-
bare in diese Gruppe einreiht. Relativ selten stießen wir
auf Fibrome, Lipome, Hämangiome, Lymphangiome und
Myome, weich letztere ausnahmslos vom Osophagus ausgingen. Einige Arten (Xanthofibrom, Chondrom, Langhanssches Adenom, Parathyreoideaadenom, nichtchromaffines Para-
gangliom, Meningozele) gaben ausgesprochene Raritäten ab.
Der Anteil der malignen Tumoren, bei denen Karzinome als
Metastasen oder Einwucherungen von der Speiseröhre und
den Bronchien her sowie Sarkomabsiedlungen nicht berücksichtigt sind, macht etwa 270/O aus. Ihrer Natur nach waren es
wahrscheinlich primäre Karzinome, Sarkome verschiedener
Struktur, von der Pleura mediastinalis entstammende Endotheliome, Sympathikoblastome und je 1 Hämangioendothe-
liom, Ganglio- und Neuroblastom, bei den als ungeklärt"
angeführten Fällen wegen Nekrose oder ungenügender
Probeexzision mikroskopisch nicht einwandfrei zu bestimmende Formen oder Strukturen bei Kranken, bei welchen
wegen eindeutiger Inoperabilität die Diagnostik nicht forciert
wurde. Der Vollständigkeit halber weisen wir im Hinblick auf
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Drei Gründe sind es, die es lohnend erscheinen lassen, sich
einmal mit den Mediastinalgeschwülsten zu beschäftigen:
Neuere Mitteilungen erbringen für sie eine Häufigkeit,
Derra, Irrner: Uber Mittelfellgeschwülste, ihre Klinik und Therapie
570
Dtsch. med. Wschr., 86.Jg.
8/ruina endotliorac/ca
vera:
Tab. 2. Häufigkeitsskala der Mediastinalgeschwülste und geschwulstartigen Bildungen an der Chirurgischen Klinik Düsseldorf, 8. XI. 60
Mesoblasttumoren:
Fibrome
5
Xanthofibrom
1
Lipome
8
Chondrome
Hämangiome
Lymphangiome
Myome
Fibromyome
Leukämische Tumoren
Sarkome
Sarkomatöse Lymphogranulomatose
3
5
6
6
2
2
Ektoblasttumoren:
Neurogene Geschwülste:
Neurinome
Ganglioneurome
Neurofibrome
Paragangliom
Meningozele
Sympathikoblastome
Ganglioblastom
Neuroblastom
iso/len
e'
/
al//lent
32
1
17
15
li
I
4
1
1
Thymome:
29
Parathyreoideaadenom
Langhanssches Adenom
1
1
Karzinome
6
Thyreoideakarzinom
Endoblasttumoren:
Endotheliome
Kongenitale Zysten:
Vorderdarmzysten:
Oesophaguszysten
Magen- und Darmzysten
Bronchial- und Lungerizysten
Trachealzyste
Sog. dünnwandige Zysten:
Perikardzölomzysten
Pleurazölomzysten
Ungeklärte Zysten
1
5
Ifruma endo/ho rae/ca
Pa/sa.
Abb. 1
2
7
18
1
14
6
8
Mis chgeschwülste
Dermoidzysten
Teratome
Ungeklärte Fälle:
Maligne Tumoren
Pseudotumoren:
Mediastinale Strumen
Lymphogranulomatosen
Tuberkulöse Lymphome
Boecksche Sarkoide
21
18
47
34
28
Gesamtzahl:
9
3
381
die Differentialdiagnose darauf hin, daß die von uns eingesetzte Ziffer für leukämische Lymphknotenerkrankungen
des myeloischen und lymphatischen Systems im Gegensatz
zu ihrer tatsächlichen Frequenz liegt, weil diese Erkrankungen meist direkt dem Internisten übergeben werden.
Unter den falschen Geschwülsten dominieren in unserem
Krankengut nicht die Lymphogranulomatosen der Paratracheal- und Hilusknoten, sondern die mediastinalen Strumen.
Ausdrücklich 'betonen wir, daß darunter nicht die häufigen
retrosternalen, sondern die mehr oder weniger tief im Thoraxinnern gelegenen zu verstehen sind nach Art der Abb. 1. In
Sammeistatistiken werden mediastinale Strumen nur bei 0,025
bis 0,4°/o aller operierten Kropfträger erwähnt.
Die histologische Differenzierung ist im allgemeinen nicht
schwierig. Makroskopisch ist dagegen die Unterscheidung
vielfach diffiziler trotz mancher eigentümlichkeiten. Benigne
Tumoren haben gewöhnlich einen asymmetrischen Sitz und
eine rundliche oder ovale Gestalt mit scharfer Begrenzung.
Maligne Formen weisen gerne infiltrative Ubergänge und
eine beidseitige Verbreiterung des Mittelfelles auf. Lipome,
teratoide Zysten und Tumoren, Myxome und Lymphangiome
erreichen mitunter eine beträchtliche Größe. Lipome können
sich, wie zystische Lymphangiome, aus dem Thorax heraus bis
zu einer Supraklavikulargrube erstrecken oder, durch einen
einen Interkostalraum, den Kavaschlitz, den Hiatus oesophageus oder die Larreysche Spalte passierenden Stiel (Eigenbeobachtungen) mit der Intrathorakalportion verbunden und
dann als Hantellipom angesprochen, teilweise auch extrathorakal liegen. Neurofibrome und Neurinome kommunizieren mitunter durch ein Intervertebralloch zwischen Brustraum und Wirbelkanal (Sanduhrgeschwulst!) mit entsprechen-
den spinalen Symptomen. Zystische Bildungen lassen sich
meist grob durch ihren Inhalt (Luft oder Schleim bei Trachealund Bronchialzysten, ölige, bei Abkühlung talgartig germnende, evtl. Haare enthaltende Flüssigkeit bei Dermoidzysten,
wässerige Flüssigkeit bei Vorderdarm- und dünnwandigen
Zysten) voneinander trennen.
Sehr prekär kann, sogar histologisch, die Feststellung der
wahren Natur der unter sich sehr formreichen Thymusgeschwülste sein, die nach dem Schrifttum von vorneherein in
etwa 75°/o - bei uns in 17,2°/o - bösartig (Karzinome, S'arkome) sind. Nebenbei bemerkt, kann mit gut- oder bösartigen
Thymomen eine Myasthenia gravis einhergehen, die sich
durch Beseitigung des Tumors wenigstens zeitweise bessern
läßt. Interessant und wichtig ist, daß an sich primär gutartige
Geschwülste (Chondrome, Chondromyxome, Teratome, Neurofibrome, Ganglioneurome, Thymome, dystopische Strumen)
zu maligner Entartung neigen. Für Ganglioneurome und Teratome werden Zahlen von 10 bis 150/o genannt.
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1
Derra, Irmer: Uber Mittelfellgesdiwülste, ihre Klinik und Therapie
Abb., 2. Lokalisation der Mediastinaltumoren und Zysten
/
//
Mitte:
Vorderes Mediastinum
N
N
NUnten:
/
Hinteres Mediastinum
Oben:
Thymus- und Schilddrüsentumoren
benigne Tumoren der Bindegewebsreihe
maligne Tumoren der Bindegewebsreihe
teratoide Zysten
maligne Ektoblasttumoren
benigne Tumoren der Bindegewebsreihe
maligne Tumoren der Bindegewebsreihe
teratoide Zysten
teratoide Zysten
dünnwandige Zysten
Oben:
Neurogene Tumoren
Mitte:
Bronchogene Zysten
Unten:
Vorderdarmzysten
571
Symptomatologie
Im Beginn sind, wenigstens die gutartigen
Tumoren, fast alle symptomenarm und die Beschwerden sehr gering und uncharakteristisch.
Gar nicht selten sind solche Leiden eine Zufallsentdeckung. Die Erklärung ergibt sich aus
den ausgezeichnten Ausgleichs- und Anpassungsvorgängen, von welchen die Nachgiebig-
keit des Mittelfells, die Elastizität oder der
Eigenwiderstand der Ivflttelfellorgane und der
Kollateralkreislauf die wichtigsten sind. Erst
nachdem diese früher oder später erschöpft
sind, stellen sich für das pathologische Gesche-
Die Lokalisation der tumorösen mediastinalen Wucherungen hängt weitgehend vom Ausgangsgewebe ab. Uber gewisse Regeln gibt die Abb. 2 Aufschluß.
Natürlich ist die Aufstellung keine unbedingte. Versprengte
Keime des Thymus und der Schilddrüse etwa können ihre
Weiterentwicklung im oberen, hinteren oder unteren Mittelfeliraurn erfahren und Spätstadien, vorzüglich maligner Prozesse, alles verändern. Neurogene Geschwülste fanden wir
nur zweimal im vorderen Mediastinum, ein Neurinom und ein
malignes Neuroblastom. Die Perikardzölomzysten sind durch
ihre Projektion in den rechten Herz-Zwerchfellwinkel (72°/o)
und ihre Nachbarschaft zum Herzbeutel charakterisiert. Das
zufällige Moment bei der Einnistung von Echinokokkusbla-
hen subjektive und objektive Anzeichen ein,
die auf Verdrängung, Einengung oder Durchwachsung zunächst der Nerven und Gefäße,
dann der Luftwege und der Speiseröhre und
zuletzt des Herzens basieren. tfberfaustgroße Tumoren haben
in unserem Krankenhaus ausnahmslos Symptome gemacht.
Nicht uninteressant ist, daß statistisch die Durchschnittszeit
zwischen Auftreten der ersten Beschwerden und dem Beginn
der klinischen Behandlung bei benignen Tumoren 51/2, bei
malignen 1 Jahr beträgt.
Die Nervensymptome variieren je nachdem, ob die Geschwülste ursprünglich oder nachträglich in Verbindung mit
dem Nervus sympathicus, vagus, recurrens, den Rückenmarkswurzeln oder den Interkostalnerven stehen. Am häufigsten ist der Grenzstrang in Mitleidenschaft gezogen (Anisokorie, Hornerscher Komplex, Speichelfluß, Haibseitenrötung
des Gesichtes usw.). Eine Vagusbeteiligung kann sich sowohl
sen, bei Aktinomykosen und ähnlichem bedarf überhaupt
in einer Bradykardie wie in intestinalen Störungen
keiner Erläuterung.
brechen, Ubelkeit, Magen- und Darmatonie, Hyperacidität,
Obstipation, Gallenblasen- und Nierenkoliken) bemerkbar
machen. Der Stimmbandnerv reagiert bei gutartigen Neubildungen oft nur vorübergehend. Bei Einwirkung des Tumors
auf den Nervus phrenicus werden Schulterschmerzen, Singul-
Lebensalter und Verlauf
Mögen auch einzelne Geschwulsttypen ein bestimmtes Lebensalter (Kindheit: Lymphangiome, Ganglioneurome, Zysten
des gastroenterischeri Typs drittes und viertes Jahrzehnt:
Nervenzell- und Nervenstützsubstanztumoren, teratoide Gewächse; Erwachsenenalter: Perikard- und Pleurazölomzysten,
Chondrome, endothorazische Strumen; höheres Alter: Karzi-
(Er-
tus und Zwerchfellähmungen beobachtet, mit welchen sichtbar
vielleicht eine verstärkte thorakale Atmung der gesunden
Wir konstatierten bis zum Alter von 14 Jahren z. B. 16 neurogene Geschwülste, 2 Blutgefäßturnoren und 6 teratoide
Seite einhergeht, ohne daß sie die Patienten wegen des schleichenden Beginns oder der Gewöhnung regelmäßig als krankhaft empfinden. Neuralgiforme Beschwerden, lästiger Druck
hinter dem Sternum, Schmerzen zwischen den Schulterblättern u. ä. sind Ausdruck der Reizung von Interkostalnerven
oder hinteren Wurzeln. Spinale Erscheinungen und zerebrale
Zustandsbilder in Gestalt von Paresen, Parästhesien, Reflexveränderungen, Kopfschmerzen, Schwindel usw. weisen beim
Ausschluß von Sanduhrtumoren auf ein malignes Geschehen
Zystn, andererseits verschiedene Tumorarten in außer-
hin.
forne) oder ein Geschlecht (endothorazische Strumen und
Chorionepitheliome hauptsächlich bei Frauen) bevorzugen,
so besteht doch der Erfahrungssatz zu recht, daß im ailgemeinen die Alters- und Geschlechtsverteilung regellos ist.
gewöhnlich hohen Jahren. Von den 18 Kranken mit Teratomen waren 13 männlichen und von den 21 mit Dermoiden 19
Besonders sinnfällig wirkt sich das Tumorwachstum gegen
die Gefäße aus. Bei Venenverschlüssen im oberen Thoraxweiblichen Geschlechts.
bereich ist zwar ein Umgehungskreislauf möglich. Sehr früh,
Aus der Art und Größe einen Schluß auf die Entwicklungs- ja oft vor dem Auftreten grob sichtbarer Veränderungen, läßt
dauer zu ziehen, ist fast ausgeschlossen, da die gutartigen sich indes unter Umständen eine Erhöhung des ArmvenenTumoren und Zysten oft eine lange Latenz haben, der unter druckes registrieren. Auf die Dauer vermißt man bei KomUmständen eine überraschende Verschlimmerung durch plötz- pression der oberen Hohlvene und ihrer Hauptäste Stauunliches Größenwachstum und Umschlag zur Malignität oder gen im Bereich des Kopfes, der Hals- und Brustgegend und am
(bei Zysten) durch Platzen bzw. Vereiterung folgt, bzw. die Arm praktisch nie, mit welchen Kopfschmerzen, Nasenbluten,
Expansion so allmählich geschieht, daß die Kranken erst spät Sehstörungen und Hautpetedhien, vielleicht auch psychische
belästigt werden. Ganz allgemein läßt sich äußern, daß in der Alterationen zusammenhängen. Folgen sind eine Zyanose,
Regel die Latenzzeit der Wachstumsgeschwindigkeit der Ge- ein gedunsenes Gesicht, Odeme und Hautvenenerweiterunschwulst umgekehrt proportional ist.
gen. Beim Verschluß einer Lungenvene hat man Infar-
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Nr. 13, 31. März 1961
Derra, Irmer: Uber Mittelfellgeschwülste, ihre Klinik und Therapie
Dtsch. med. Wsthr., 86. Jg.
zierungen beobachtet. Die Arterien sind dank ihrer stärkeren
Wandung und der prallen Füllung gegenüber Außendruck
widerstandsfähiger. Gleichwohl sind Differenzen des Speichenpulses nicht ausgeschlossen. Auch der Ductus thoracicus
Bei hochsitzenden oder aus demBrustkorb herausgewachsenen Tumoren ist deren obere Begrenzung bisweilen vom Jugulum her oder in den Supraklavikulargruben zu fühlen und
kann an seiner Einmündung in den Angulus venosus ein-
lymphangiomatösen Zysten) . Bei Existenz von Lymphknoten-
bezogen sein. Erhebliche Lymphinfiltrationen bis zum Rücken
schwellungen an anderen Körperstellen (Supraklavikular-
herunter und ein Chylothorax, der von den übrigen seräsen
oder hämorrhagischen Stauungstranssudaten oder Reizexsiadaten zu unterscheiden ist, gehen daraus hervor.
Reizhusten, Stridor, Kurzatmigkeit, Verlangsamung und
grube, Achselhöhle) vermag die Probeexzision einer solchen
weiterzubringen. Bezeichnende Hautaffektionen lassen in gewissem Sinn auf die Hodgkinsche, lymphosarkomatöse oder
neurofibromatöse Grundlage der mediastinalen Veränderungen schließen.
Im Auswurf finden sich gelegentlich kleinere Blutbeimen-
Vertiefung der Atmung, sogar ein Hautemphysem, ein Spannungspneumothorax und eine rechtsseitige Herzhypertrophie
oder -dilatation sind überwiegend Ausdruck einer Stenosierung der Trachea und der Bronchien oder direkter Lungenkompression. Bei großen Tumormassen können Veränderungen der Thoraxkonfiguration - (Vorwölbung des Brustbeins,
Rippenbuckel, Wirbelsäulenverbiegungen) -, durch Bronchusverschlüsse Atelektasen sowohl bei gut- wie bei bös-
ihre Konsistenz eruierbar (Fluktuation zum Beispiel bei
gungen als Ausdruck von Mukosahämorrhagien. Größere
Hämoptoen sprechen für den Verschluß einer Lungenvene
oder für den Durchbruch eines Mediastinaltuinors in den
Bronchialbaum bzw. in das Lungenparenchym. Die letztere
Weiterung fördert anderseits manchmal bezeichnende Beimengungen zutage.
Störungen
Die Perkussion gibt nur Anhaltspunkte bei größeren, der
Brustwand nahen Gewächsen, Herzverschiebungen, ausgedehnteren Lungenatelektasen und -infiltrationen sowie Pleuraergüssen. Die wahre Größe steht aber nicht unbedingt in
einem festen Verhältnis zur nachgewiesenen Dämpfung, weil
malignes Tumorgewebe.
kultationsbefund schwankt zwischen negativen Resultaten,
artigen Prozessen resultieren.
Schluckbeschwerden zeigen eine Passagebehinderung des
Osophagus an. Im allgemeinen weicht er infolge seiner Elasti-
zität gut aus, so daß trotz eindrucksvoller Verlagerungen
entfallen. Richtige Stenosierungen beruhen
meistenteils auf einer Umwachsung und Infiltration durch
Verbackungen von Gewächsen mit dem Herzbeutel oder
eine Ummauerung bei Malignität sind zu einer Verminderung
des Herzschlagvolumens angetan. Eine Herztamponade wirkt
sich aber höchstens in Spätstadien ganz in Analogie zu den
Effekten einer Einflußstauung bei Herzverdrehung oder Kompression der Vena cava inferior aus. Durch die Drucksteige-
rung im Mediastinum wird nicht selten der Blutdruck, die
Pulsamplitude und die Herzaktion alteriert. Anginöse, nach
der Radikaloperation verschwindende Anfälle sind ebenfalls
dokumentiert.
Bekannte, jedoch nicht regelmäßige Fernwirkungen sind
Trommelschlegelfinger und -zehen sowie die Osteopathie
hypertrophiante pneumique. Temperaturen werden durch
Tumorzerfall und -infektion, ausnahmsweise durch den Tumor selbst (Lymphosarkom) ausgelöst. Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Stoffwechselstörungen, Müdigkeit und Nachlassen der Arbeitskraft werden nicht nur bei bösartigen Geschwülsten verzeichnet. Der eigentliche Verfall geht parallel
mit der biologischen und potentiellen Malignität der Herde.
Diagnostik
Die Diagnostik hat zweierlei Aufgaben zu erfüllen: Sie muß
wesensfremde, aber symptomenähnliche Erkrankungen aus-
schließen, als da sind asthmatische Zustände, Aorten- und
Herzaneurysmen, tuberkulöse Senkungsabszesse, Mediastinitiden, Mediastinalhernien, Zwerchfellbrüche und anderes
mehr, und im Hinblick auf die einzuschlagende Therapie eine
Lunge und Herz evtl. die größere Portion verdecken. Der Ausausgesprochenem Bronchialatmen und allen möglichen Nebengeräuschen.
Die chemischen Untersuchungsmethoden haben für die Dia-
gnostik überwiegend ergänzende Bedeutung. Der Nachweis
einer sekundären Anämie oder einer beschleunigten Blutsenkung lenkt den Verdacht auf Malignität oder maligne Entartung an sich gutartiger Geschwülste oder, wie eine Leukozytose, auf entzündliche Vorgänge, obwohl Blutsenkung und
Hämoglobin auch bei einfachen Teratoiden, neurogenen Tumoren, endothorazischen Strumen usw. von der Norm abweichen können. Das Differentialbiutbild ist zur Aufklärung
bei Tumoren auf leukopoetischer Basis, die Einschâltung serologischer Untersuchungen (Wassermannsche Reaktion, Echinantigen-Reaktion) zur Aufdeckung luetischer Erkrankungen
und von Echinokokken wichtig.
Bisweilen ist eine Osophago- oder Bronchoskopie förderlich
zur Feststellung, ob eine Neubildung von der Trachea, dem
t3sophagus oder den Lungen ausgeht oder diese Organe von
außen her komprimiert. Eine Probepunktion - wir punktieren, von Pleuraergüssen abgesehen, praktisch niemals - Ist
ausschließlich bei brustwandnahen Gebilden ohne Verdacht
auf eine Echinokokkenerkrankung statthaft. In dieser Beschränkung kann sie eine klärende Hilfe sein, je nachdem, ob
Talg, Cholesterinkristalle usw. (teratoide Zysten), Blut- und
Cruormassen (Aneurysmen), Eiter oder eiterähnlicher Inhalt
(Abszesse, superinfizierte Zysten und teratoide Geschwülste),
Detritus (spezifische Leiden), klare Flüssigkeit (zystische
weitestmögliche Präzisierung der echten und falschen Geschwülste liefern. Angesichts der vielseitigen Symptomatologie mediastinaler Erkrankungen stellen sich diesem Ziel
trotz Würdigung des Krankheitsverlaufes, Berücksichtigung
der bereits geschilderten Symptome oder sonstiger Eigentümlichkeiten und Ausschöpfung der verschiedenen Untersuchungsmethoden mancherlei Schwierigkeiten entgegen
Lymphangiome, dünnwandíge Zysten), deren chemische Analyse durch den Nachweis von Magen-Darmfermenten genauere Aufschlüsse erlaubt, oder solide Gewebsteilchen (Tumorzellen!) gewonnen werden.
Größte Bedeutung kommt bei der Diagnostik den röntgenologischen Methoden zu. Sie gestatten den Ausschluß nicht zu
und es ist nicht zu leugnen, daß in einer gewissen Anzahl der
Fälle ungeachtet aller vorherigen Bemühungen erst die Thorakotomie der Zweifel enthebt.
Feststellung bezeichnender Bilder und bei einschlägigen Fäl-
den Mittelfellgeschwülsten zu zählender Leiden durch die
len die Objektivierung der Lokalisation, Ausdehnung und
Konfiguration der Alterationen, die bei Einbeziehung der be-
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572
Derra, Irmer: Uber Mittelfellgesthwülste, ihre Klinik und Therapie
reits beschriebenen Eigentümlichkeiten der Topographie in
die Erwägungen wertvolle Hinweise auf den wahren Charakter geben. Die Durchleuchtung und Aufnahme in zwei oder
mehreren Ebenen zeigt die Bewegungsvorgänge auf: Zwerdifellähmung, Mittelfellstarre, Pulsationen, Beweglithkeit von
Tumoren, bzw. die organischen Abweithungen vom normalen
Status an Mediastinum, Lungen und Rippenfell.
Rundliche, glatte Gestalt gilt, in Ubereinstimmung mit dem
pathologisch-anatomischen Befund, als Zeichen der Gutartigkeit. Eine unscharfe und unregelmäßige Konturierung, die
allerdings nicht selten erst nach Ubergreifen der Infiltration auf
die Pleura offenkundig wird und bei gútartigen Geschwülsten
durch Sekundärvorgänge entstehen kann, ist gewöhnlich ein
Zeichen der Malignität. Eine säulenförmige Formgebung
haben wir bei malignen Neoplasmen und Lymphogranulornatosen gesehen, bei letzteren freilich meist eine polyzyklische, die ganz allgemein ein Flinweis auf Lymphknotenprozesse ist. In Teratomen erkennt man evtl. Knochenschatten
oder Zähnchen, die kaum mit den bei Aneurysmen vorkommenden schalenartigen Verkalkungen zu verwechseln sind. Für
endothorazische Strumen, die isolierte Form ausgenommen,
spricht die Verschieblichkeit beim Schlucken. Bei dünnwandigen Zysten fällt gegenüber Dermoiden vielfach die flaue Kontrastierung auf.
Die Tomographie, besonders auch das Transversalverfahren, gibt über die Tiefenlage, Höhlenbildunen im Innern von
Herden und Beziehungen zur Umgebung Aufschluß. Mittels
der Kontrastdarstellung der Speiseröhre und des Bronchialbaumes lassen sich aus der Lagerung und Einengung dieser
Organe Folgerungen ziehen, Abgrenzungen gegen die Lunge
und das Herz vornehmen oder Fehldeutungen - wiederholt
wurde uns ein gewaltiger Megaösophagus als Mediastinaltumor überwiesen - vermeiden.
Die Kymographie wird hauptsächlich zur Unterscheidung
von soliden Gebilden, Zysten und Aneurysmen verwendet.
Während bei fester Gewebsbeschaffenheit, wenigstens von
einer gewissen Größe ab, keine pulssynchronen Randzadcenveränderungen erscheinen, sind im Regelfall die Bewegungsausschläge bei Zysten, die die Pulsation über den dünnflüssigen Inhalt fortleiten, gering, bei Aneurysmen stärker und
bei Aortenaneurysmen der Ventrikelpulsation entgegengesetzt.
Verhindern Blutgerinnsel in einem Aneurysmasack eine
Pulsation, so steht als weiteres röntgenologisches Hilfsmittel
die Angiokardiographie zur Verfügung. Darüber hinaus ist
sie unentbehrlich zum Ausschluß eines Arcus aortae duplex,
573
bein und den Rippen hervorrufen, die durch Spezialaufnahmen im gezielten Strahlengang gut nachzuweisen sind! Das
Gleiche gilt für Wirbelveränderungen bzw. Ausweitungen
der Intervertebrallöcher bei intrathorakalen Meningozelen
und Sanduhrtumoren.
Abschließend erinnern wir im Rahmen der röntgenologischen Möglichkeiten an die probatorische Röntgenbestrahlung, die sich auf die verschiedene Empfindlichkeit erkrankten Gewebe stützt: Resistenz der gutartigen Zysten und Tumoren, der meisten Karzinome und Sarkome einschließlich
ihrer Metastasen, Strahlenempfindlichkeit der Lymphogranulomatose, der leukämischen und aleukämischen Adenosen, der
Retothel- und Lymphosarkome, so daß sich ex juvantibus
Folgerungen ableiten lassen. Das Verfahren ist aber nicht ganz
ungefährlich wegen der Gefahr einer rapiden Verschlechterung bei bösartigen Geschwülsten oder Tuberkulosen. Außerdem ist daran zu denken, daß die diagnostische Bestrahlung
durch reaktive Verwachsungen mit der Umgebung und Vermehrung der Vaskularisation die nachfolgende operative Entfernung einer Geschwulst erschweren kann Wir sind der Meinung, daß man die probatorische Strahlenapplikation nur in
Ausnahmefällen heranziehen soll.
Therapie
Bei der Behandlung hat man, wenn man die spezifischen
Produkte der Lues, Aktinomykose, in der Regel auch der Tuberkulose übergeht, zwischen der Exstirpation, der Tiefenbestrahlung und der Verabreichung zytostatischer Substanzen
zu wählen.
Die Möglichkeiten und Grenzen der Röntgenbestrahlung,
die von Fall zu Fall zu wiederholen ist, sind im Zusammenhang mit der probatorischen Strahlenapplikation bereits auf-
gezeichnet. Ihre Indikation ist unbestritten bei bekanntermaßen gut ansprechenden bösartigen Geschwülsten und der
Lymphogranulomatose. Die Effekte sind meist vorübergehend,
aber bisweilen von bemerkenswerter Dauer, Bei den gleichen
Erkrankungen können nach Versagen der Strahienbehandlung
die besagten chemischen Substanzen für eine weitere Frist
dienlich sein. Die Röntgentherapie ist auch als Nachbestrahlung bei nicht radikal entfernten bösartigen Geschwülsten in
Betracht zu ziehen. Beim Großteil ist sie freilich nicht mehr
als ein zweifelhafter Behandlungsversuch, der aber manchmal
wenigstens schmerzlindernd wirkt.
Die souveräne Methode ist die Operation. Wir denken dabei nicht an die extrapleurale, obere Sternumspaltung mit Einpflanzen eines auto- oder homoioplastischen Knochen- oder
einer hohen Rechtslage der Aorta, einer exzessivenPulmonal-
eines Kunststoffkeils, die notfalls durch Ausweitung der
arteriendilatation, kurz von Gefäßanomalien, die kraft der
durch sie bedingten Veränderung der mediastinalen Zeich-
oberen Thoraxapertur als Palliativmaßnahme bei inkurablem
Geschehen eine Erleichterung der Dyspnoe und Verringerung
nung uns wiederholt unter der Verdacthtsdiagnose ,,Mediastinaltumor" anvertraut wurden.
In jüngster Zeit wirddes öfteren auch die in geübter Hand
der Einflußstauung bringt, sondern an die radikale Exstir-
relativ harmlose Pneumomediastinographie herangezogen,
wenn man besonders kontrastreiche Umrisse anstrebt. Daß
gelegentlich einmal ein diagnostischer Pneumothorax notwendig wird, zum Beispiel bei Verdacht auf eine Mediastinalhernie, oder eine Breikontrolle des Magen-Darmtraktes zum
Ausschluß einer Zwerchfellhernie, möchten wir nicht übergehen.
Ergänzend sei angeführt, daß neurogene Tumoren, bösartige Neoplasmen, Aortenaneurysmen und Hämangiome mitunter Knodienveränderungen an der Wirbelsäule, dem Brust-
pation.
Man geht an die Geschwulstbildung transthorakal je nach
Sitz durch eine antero- oder posterolaterale Schnittführung
durch den vierten, fünften oder sechsten Zwischenrippenraum
ohne Rippenresektion von der Seite der Hauptmasse der
Wucherung aus heran. Die Ausschälung erfolgt stumpf oder
scharf nach Spaltung der bedeckenden Pleura. Bei Sanduhrgeschwülsten wird im gleichen Arbeitsgang eine Laminektomie angeschlossen (1 eigener Fall bei Neurinom). Wiederholt
haben wir erfolgreich gleichzeitig mit der Tumorentfernung
begleitende Mitraistenosen durch Valvulotomie oder eine
Pericarditis constrictiva durch Perikardektomie behoben. Zu-
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Nr. 13, 31. März 1961
Dtsch. med. Wsthr., 86.Jg.
Derra, Irmer: Ober Mittelfellgeschwülste, ihre Klinik und Therapie
574
sätzlich haben wir Lungenresektionen dreimal wegen irre-
davon, ob man es mit leicht aushülsbaren Gebilden, etwa
versibler Kompressionsatelektasen oder Einbruchs eines Teratoms ins Bronchialsystem, einmal eine kollare Strumektomie
zusammen mit der transthorakalen Herausnahme eines Neunnoms und einmal die Exstirpation eines Teratoms und gleichzeitig einer Perikardzyste praktiziert. Ein zweizeitiges Vorgehen haben wir lediglich bei einem zerviko-mediastinalen,
zystischenLymphangiom, eine simultane thorakale und supraklavikuläre Ektomie bei einem zystischen Lymphangiom und
bei einem Lipom geübt.
Die Operationssterblichkeit, die früher z. B. bei Dermoiden
auf 37,5°/o, bei neurogenen Geschwülsten auf 200/o geschätzt
wurde, die bei Lipomen in weiter zurückliegenden Statistiken
30 bis 4Ø0/ ausgemacht hat, ist auf wenige Prozent abgesunken. Daß sie nach oben und unten schwankt in Abhängigkeit
unkomplizierten Zysten, schmalgestielten Tumoren usw., oder
mit verfilzten, infizierten oder geplatzten Wucherungen zu
tun hat, bedarf keiner Erklärung.
Ergebnisse der operativen Behandlung
Unsere Operationsergebnisse bei gutartigen Tumoren sind
in der Tab. 3 zusammengestellt. Verloren haben wir von den
189 Kranken dieser Art unmittelbar insgesamt 5 = 2,6°/o. Die
Mesoblast-, die Ektoblasttumoren einschließlich der neurogenen, die Vorderdarm- und die sog. dünnwandigen Zysten
sind überhaupt mit keiner Mortalität belastet. Selbst die
meisten der Fälle mit den angegebenen zusätzlichen Interventionen sind durchgekommen Das Dauerergebnis ist bei 91,5°/o
der radikal operierten Patienten gut geworden. Auffallend ist,
Tumorart
Radikaloperation
Zahl
Mesoblasttumoren
31
31
41
39
24
24
2
2
28
20
28
20
Teilentfernung
Simultaneingriffe
gut
-
1mal zwei-, 2mal einzeitige
supraklavikulare und thorakale
- - -.
-- --
31
Ektomie
Neurogene Tumoren
Ekto-
blasttumoren
Thymome
Parathyreoidea-,
Langhanssches
Adenom
Vorderdarmzysten
Mesothelzysten
Ungeklärte Zysten
Dermoidzysten und Teratome
8
8
35
35
1mai kollare Strumaresektion,
1mal Laminektomie,
1mal Lobektomie
2
-
-- -
39
2
22
1
2
28
20
7
1mal Lobektomie,
1mal Perikardektomie,
2mal Mitraikommissurotomie,
Bemerkungen
Ergebnis
gebessert
31
3
5mal maligne Rezidive
malignes Rezidiv
beim Sanduhrtumor
1mal malignes Rezidiv
1mal malignes Rezidiv
1mal Exstirpation von Teratom
+ Perikardzyste
Tab. 4. Behandlungsergebnisse bei bösartigen Mediastinaltumoren
Tumorart
Zahl
Radikale
Teil-
Probe-
Entfer-
entfernung
thorako-
nung
tomie
Unmittelbares Ergebnis
unver-
gut
Bemerkungen
gebessert andert
a. Primär bösartige Geschwülste
Neurogene Tumoren
(4 Sympathikoblastome,
1 Ganglioblastom,
I Neuroblastom)
Schilddrüsen-Karzinom
Maligne Thymusgeschwülste
Sarkome
Karzinome
Pleuraendotheliome
6
2
3
9
1
2
3
20
3
9
20
1
3
3
32
3
3
6
2
4
2
5
I
4
1
Neurogene Tumoren
3
2
(2 Neurinome, 1 Neurofibrom)
Teratome
Thymome
4
2
2
2
4
4
b. Sekundär entartete Mediastinaltumoren
Hämangioendotheliom
1
2
2
2
1
-
1
2
1mal Exitus nach I
Jahr (Metastasen)
Exitus nach 1 Jahr
(Metastasen)
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Tab. 3. Operationsergebnisse bei benignen Mediastinaltumoren
Derra, Irmer: Über Mittelfellgeschwülste, ihre Klinik und Therapie
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daß achtmal bei Nachoperationen wegen Rezidiven trotz vorheriger Radikaloperation einer scheinbar benignen Geschwulst die Tumorstruktur mikroskopisch bösartig war.
Den Uberblick über unsere Beobachtungen bei den operierten malignen Tumoren geben wir in der Tab. 4, die sowohl die
primär malignen Geschwülste wie die histologisch sekundär
degenerierten enthält. Eine radikale Exstirpation war bei den
primär bösartigen seltener möglich als bei den sekundär ent-
tiplen Knotenbildung, die eine Radikalität von vornherein
ausschließt, besser bis zum Auftreten von Wéiterungen zu
warten. Selbst die eine oder andere bösartige Geschwulst
läßt sich unter glücklichen Bedingungen angehen, und wäre
es nur für eine gewisse Zeit.
arteten. Immerhin wurde auch bei den Fällen der ersteren
veniert. Wir scheuen uns nicht, bis in das siebente Lebensjahrzehnt hinein einzugreifen, namentlich dann, wenn objektive Krankheitszeichen bestehen. Eine Ausnahme machen
wir bei symptomlosen Dermoiden und Teratomen, da deren
Wachstumstendenz im höheren Alter sehr gering ist.
Bei der Lymphogranulomatose raten wir von der Entfernung ab. Den gleichen Standpunkt sprechen wir für blastomatöse Erkrankungen der blutbildenden Organe aus. Bei der
tracheobronchialen Lymphknotenform des Boeck'schen Sarkoids glauben wir ein Einschreiten nur bei Auswirkungen
nach Art von Mediastinaltumoren empfehlen zu sollen. Uber
die Exstirpation von tuberkulösen Lymphomen, die nahegelegt wurde, um einem Bronchusdurchbruch vorzubeugen,
ist es still geworden. Wir selbst haben einen überzeugenden
Gewinn davon nicht gesehen.
Unsere Erfahrungen unterscheiden sich nicht wesentlich
von denjenigen, die im Weltschrifttum niedergelegt sind.
Es ist, namentlich bei gutartigen Geschwulsten, schade um
Zeit und Geld, wenn man die Kranken im aufgezeichneten
Rahmen nicht der alsbaldigen Operation zuführt. Das Abwarten kann sogar nachteilig werden. Wir werden eine Frau
nicht vergessen, die nach der Operation einer mediastinalen
Struma an den Folgen ihrer weit fortgeschrittenen Tracheomalazie verstorben ist. Sie wurde bei uns eingeliefert, nachdem sie über ein Jahr ohne jeden Effekt mit Röntgenstrahlen
behandelt worden war, bis die Atemnot unerträglich wurde.
Hätte man sofort nach Feststellung der mediastinalen Verschattung operieren lassen, wäre sie, glaube ich, heute noch
Gruppe in einer beachtlichen Zahl unmittelbar ein gutes Resultat erzielt insofern, als die subjektiven Belästigungen durch
Atemnot, Schmerzen usw. oder eine etwaige Einflußstauung
vergingen. Bei den sekundär verwilderten Formen war das
sogar in der Hälfte der rädikal Operierten der Fall. Wie lange
das Ergebnis vorhielt, vermögen wir freilich nicht zu sagen, da
wir systematisch nicht nachgefragt haben.
Aus der Sparte der 74 Pseudotumoren haben wir wegen unklarer Diagnose 3 Lymphogranulomatosen, die sich als solitäre Tumorschatten am Hilus gezeigt hatten, 4 Lymphknotentuberkulosen und 1 Boecksches Sarkoid, die ebenfalls als Tumoren imponierten, weitestgehend herausgeschält. Nach Richtigstellung der Leiden wurden die Kranken der angemesse-
nen internen Therapie zugeführt. Bei einer der operierten
Lymphogranulomatosen folgte der Elimination des faustgroßen, retrokardialen Einzeltumors rasch ein örtliches Rezidiv und eine rapide Ausbreitung im ganzen Pleuraraum.
An endothorazischen Strumen, die ausnahmslos in der rechten Brustkorbhälfte lagen, haben wir 34 durch Thorakotomie
beseitigt mit 6 tödlichen Ausgängen und 28 unbeschränkten
Erfolgen. Einmal mußte wegen nicht aufblähbarer, chronischr Lungenatelektase eine Lobektomie hinzugefügt wer-
den. Dreimal haben wir bei alliierten Formen von einem
Kragenschnitt aus auch eine Haisstruma reseziert. Die isolierte, d. h. aberrierende Spielart stellt für die transthorakale
Operation keine anderen Aufgaben als ein gewöhnlicher
gutartiger Mediastinaltumor. Die Struma endothoracica
falsa und vera alliata, die gewöhnlich höher liegt und durch
einen Schilddrüsen- bzw. einen Gefäß-Bindegewebsstrang
mit der Halsschilddrüse verbunden ist verlangt eine absolut
sichere Unterbindung dieses Stiels. Drei dieser Form haben
wir durch hämorrhagische Weiterungen verloren. Bei den
im oberen Thorax sitzenden endothorakalen Kröpfen haben
wir relativ oft Auswirkungen auf die Trachea im Sinne der
Malazie wahrgenommen. Zweimal war die Malazie so ausgedehnt und stark, daß wir trotz Ausnutzung aller Mittel den
Tod durch Verlegung der Luftwege nicht verhindern konnten.
Indikationen zum operativen Eingriff
Alles in allem ersieht man, daß die Prognose der rechtzeitig operierten, gutartigen Meso- und Ektobiasttumoren,
der kongenitalen Mischgeschwülste, Zysten und mediastinalen Strumen sehr erfreulich ist. Gleiches ist nach dem Schrifttum für Ethinokokkusbiasen zu berichten. Man darf und soll
daher die Operation jeder erkannten, voraussichtlich operabien Gesdiwuist veranlassen, um den mit längerer Dauer
der Erkrankung und ihrem Wachstum verbundenen Vernarbungen, Verflechtungen mit den Nachbarorganen, Rupturen usw. sowie einer malignen Degeneration zuvorzukommen, falls nicht bedenkliche Begleiterkrankungen eine triftige
Gegenindikation abgeben. Nur bei der von Redc.linghausen'schen Neurofibromatose ist wohl, auch wenn sie sich mit
Konglomeraten im Mittelfeli eirniistet, wegen der meist mul-
Das Lebensalter ist für die Indikation und Gegenindikation
nicht von entscheidender Bedeutung. Aus vitalen Gründen
haben wir schon in den allerersten Lebensjahren inter-
am Leben. Bei dem Träger der als paratracheale Verschattung
sich abzeichnenden Trachealzyste wurden jahrelang die verschiedensten konservativen Mittel versucht. Er kam im re-
gulären Erstickunganfall in die Klinik. Im letzten Augenblick vermochten wir ihn durch die Radikaloperation zu
retten. Das sind zwei eindrucksvolle Beispiele einer zu langen, gewiß nicht zweckmäßigen Therapie. Weniger drastische
könnten wir mehrere anführen. Sie sollten zu denken geben,
wenn man vor der Frage steht, wie Mediastinaltumoren beizukommen ist.
Zusamineniassung
An Hand des eigenen Krankengutes, das von 1947 bis 1960 bei
Ausschuß metastatisdier Formationen 381 Träger von Geschwülsten
und geschwulstartigen Bildungen im Mediastinum umfaßt, wird die
pathologische Anatomie besprochen. Das Bild ist ein sehr buntes
An der Spitze der gutartigen Bildungen stehen die neurogenen Geschwülste, denen in sinkender Reihenfolge teratoide Gebilde, Thymorne, Vorderdarm- und dünnwandige Zysten, sowie seltenere und
seltene Formen folgen. Unter den Pseudotumoren ist der relativ
hohe Anteil mediastinaler Strumen bemerkenswert. 27°/o der gefundenen Mediastinaltumoren waren bösartig. Die Lokalisation der Ge.
sthwülste, ihre klinische Symptomatologie und die diagnostisdien
Gesichtspunkte sind auseinandergesetzt. Die souveräne Behandlungsmethode ist die radikale Exstirpation auf transthotakalem
Weg. Bei den gutartigen Geschwülsten wurden nach radikaler Entfemung in 91,50/o gute Dauerergebnisse unter einer Operationsmortalität von 2,60/o erzielt. Bei den primär bösartigen Formen war
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Nr. 13, 31. März 1961
Herink, Linder: Zur Diagnostik und Prognose der malignen Rundherde in der Lunge
Dtsch. med. Wschr., 86.Jg.
eine Radikaloperation nur zum Teil, bei den sekundär verwilderten
in der Hälfte der Fälle mö9lidi. Die unmittelbaren Operationsresul-
Cubillos, L.: Diss. Düsseldorf
Willmann:
1958.
(1958), 751.
tate bei ihnen sind beachtlich. Die Pseudotumoren waren nur in
Chiu, G-H., J. B. Carvaiho: Z.
Heizer, H.: ZbI. Chir. 78 (1953),
einer beschränkten Zahl für eine Operation geeignet. Ein dankbares
Tuberk. 113 (1959), 330.
493.
Objekt davon sind die mediastinalen Strumen, wenn auch deren
Entfernung durch Tratheomalazien u. a. kompliziert wurde. Alles
in allem ist zu sagen, daß die Prognose der rechtzeitig operierten
gutartigen Meso- und Ektoblasttumoren, der kongenitalen Mischgeschwülste, Zysten und mediastinaleri Strumen sehr erfreulich ist.
Abschließend wird auf die Indikationen und Gegenindikationen zur
Intervention hingewiesen.
Derra, E., P. Ganz, H. Herbig:
Sdirilttum
Bauer, K. H., J. Stoifregen: (Berlin-Göttingen-Heidelberg
Hdbth. Thoraxthir. Bd. III, S. 796
1958).
Bruns' Beitr.
kIm
Chir.
183,
Thoraxthirurgie
6
Herbig, H.,P. Ganz, H. Vieten:'
Ergebn. Chir. Orthop. 37 (1952),
(1951), 96
224.
Franke, H., P. Ganz: Chirurg 24
Hilke, H., R. M. Konrad: Arch.
(1953), 5.
Gremmel, H., R. M. Konrad:
Thoraxthirurgie 7 (1960), 621.
klin Chit. 290 (1958), 48.
Hilke, H., W. Schulte-Brinkmann: Zbl. Chir, 83 (1958), 1741.
Gremmel, H., F. Rotthoff, K. H.
Irmer, W., H. Gremmel: Z. Tuberk. 113 (1959), 303.
(Anschr.: Prof. Dr. E. Derra; Dozent Dr. W. Irmer, Chirurgische
Klinik der Medizinischen Akademie, Düsseldorf, Moorenstr. 5)
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