Teil III ANGEBOT UND NACHFRAGE II: MÄRKTE UND WOHLSTAND Konsumenten, Produzenten und die Effizienz von Märkten 7 MARKTGLEICHGEWICHTE • Maximieren Gleichgewichtsmenge und Gleichgewichtpreis die Gesamtwohlfahrt von Konsumenten und Produzenten? • Am Markt werden knappe Ressourcen zugeteilt. • Ob eine Allokation durch den Markt wünschenswert ist, betrachtet die Wohlfahrtsökonomik. Institut für Wirtschaftswissenschaft, Universität Erlangen-Nürnberg Wohlfahrtsökonomik (Welfare Economics) • Wohlfahrtsökonomie ist die Lehre davon, wie die Allokation der Ressourcen die wirtschaftliche Wohlfahrt beeinflusst. • Käufer und Verkäufer ziehen einen Nutzen aus der Teilnahme an Marktprozessen. • Das Marktgleichgewicht maximiert den Gesamtnutzen und damit die Gesamtwohlfahrt von Käufern und Verkäufern der gehandelten Güter. Institut für Wirtschaftswissenschaft, Universität Erlangen-Nürnberg Wohlfahrtsökonomik • Die Konsumentenrente misst die ökonomische Wohlfahrt der Käufer. • Die Produzentenrente misst die ökonomische Wohlfahrt der Verkäufer. Institut für Wirtschaftswissenschaft, Universität Erlangen-Nürnberg KONSUMENTENRENTE • Die Zahlungsbereitschaft ist der Höchstbetrag, den ein Käufer für ein Gut zu zahlen bereit ist. • Sie misst, welchen Wert ein Käufer einem Gut beimisst. Institut für Wirtschaftswissenschaft, Universität Erlangen-Nürnberg Konsumentenrente • Die Konsumentenrente ist gleich der Zahlungsbereitschaft des Käufers (dem persönlichen Höchstpreis) minus dem tatsächlich bezahlten Preis. Institut für Wirtschaftswissenschaft, Universität Erlangen-Nürnberg Tabelle 1: Zahlungsbereitschaft von vier möglichen Käufern für ein Album Käufer John Paul George Ringo Zahlungsbereitschaft € 100 80 70 50 Konsumentenrente • Die Nachfragekurve zeigt die verschiedenen Quantitäten, welche die Käufer bereit wären, bei unterschiedlichen Preisen zu kaufen. Institut für Wirtschaftswissenschaft, Universität Erlangen-Nürnberg Die Nachfragekurve Käufer Zahlungsbereitschaft John Paul George Ringo € 100 80 70 50 Preis Käufer Nachfragemenge (Stück) 100 Niemand 0 80-100 John 1 70-80 John, Paul 2 50-70 John, Paul, George 3 50 John, Paul, George, Ringo 4 Institut für Wirtschaftswissenschaft, Universität Erlangen-Nürnberg Abbildung1: Die Nachfragekurve Preis des Albums (€) Zahlungsbereitschaft ’ John 100 Zahlungsbereitschaft Paul 80 Zahlungsbereitschaft ’ George 70 Zahlungsbereitschaft ’ Ringo 50 Nachfrage 0 1 2 3 4 Menge der Alben Abbildung 2: Messung der Konsumentenrente mit der Nachfragekurve (a) Preis = € 80 Preis des Albums (€) 100 ’ Konsumentenrente John (€ 20) 80 70 50 Nachfrage 0 1 2 3 4 Menge der Alben Abbildung 2 Messung der Konsumentenrente mit der Nachfragekurve (b) Preis = € 70 Preis des Albums (€) 100 ’ Konsumentenrente John (€ 30) 80 ’ Konsumentenrente Paul (€ 10) 70 50 Gesamte Konsumentenrente (€ 40) Nachfrage 0 1 2 3 4 Menge der Alben Messung der Konsumentenrente mit der Nachfragekurve • Die Fläche unter der Nachfragekurve und über dem Preis ist gleich der Konsumentenrente, die in einem Markt entsteht. Institut für Wirtschaftswissenschaft, Universität Erlangen-Nürnberg Abbildung 3: Wie der Preis die Konsumentenrente beeinflusst (a) Konsumentenrente beim Preis P1 Preis A Konsumentenrente P1 B C Nachfrage 0 Q1 Menge Abbildung 3: Wie der Preis die Konsumentenrente beeinflusst (b) Konsumentenrente beim Preis P2 Preis A Ursprüngliche Konsumentenrente P1 P2 0 C B Konsumentenrente der neuen Konsumenten F D E Zusätzliche Konsumentenrente der ursprüngl. Konsumenten Q1 Nachfrage Q2 Menge Was misst die Konsumentenrente? • Der Konsumentenüberschuss entspricht dem Betrag, den Käufer zu zahlen gewillt gewesen wären, abzüglich dem Betrag, den sie bezahlt haben. Er misst den Nutzen, den Käufer nach ihrer eigenen Einschätzung erhalten. Institut für Wirtschaftswissenschaft, Universität Erlangen-Nürnberg PRODUZENTENRENTE • Die Produzentenrente entspricht dem Verkaufpreis minus den Produktionskosten. • Die Produzentenrente misst den Nutzen eines Verkäufers aus seiner Teilnahme am Marktgeschehen. Institut für Wirtschaftswissenschaft, Universität Erlangen-Nürnberg Tabelle 2: Produktionskosten von vier Herstellern Verkäufer Kosten (€) Maria 900 Luise 800 Georgine 600 Großmutter 500 Messung der Produzentenrente mit der Angebotskurve • Ebenso wie die Konsumentenrente in enger Beziehung zur Nachfragekurve steht, ist die Produzentenrente eng mit der Angebotskurve verknüpft. Institut für Wirtschaftswissenschaft, Universität Erlangen-Nürnberg Verkäufer Kosten (€) Maria 900 Luise 800 Georgine 600 Großmutter 500 Die Angebotskurve Preis (€) 900 800-900 Angebotene Menge Verkäufer Maria, Luise, Georgine, Großmutter Luise, Georgine, Großmutter 4 3 600-800 Georgine, Großmutter 2 500-600 Großmutter 1 500 Niemand 0 Institut für Wirtschaftswissenschaft, Universität Erlangen-Nürnberg Abbildung 4: Die Angebotskurve Preis (€) Angebot Kosten Maria 900 800 Kosten Luise Kosten Georgine 600 500 0 Kosten Großmutter 1 2 3 4 Menge Berechnung der Produzentenrente mit Hilfe der Angebotskurve • Die Fläche unter dem Preis und über der Angebotskurve entspricht dem Produzentenüberschuss. Institut für Wirtschaftswissenschaft, Universität Erlangen-Nürnberg Abbildung 5: Messung der Produzentenrente mit Hilfe der Angebotskurve (a) Preis = € 600 Preis (€) Angebot 900 800 600 500 Produzentenrente ’ Großmutter (€ 100) 0 1 2 3 4 Menge Abbildung 5: Messung der Produzentenrente mit Hilfe der Angebotskurve (b) Preis = € 800 Preis 900 Angebot Produzentenrente insgesamt (€ 500) 800 600 500 ’ Produzentenrente Georgine (€ 200) ’ Produzentenrente Großmutter (€ 300) 0 1 2 3 4 Menge Abbildung 6: Wie der Preis die Produzentenrente verändert (a) Produzentenrente beim Preis P1 Preis Angebot P1 B Produzentenrente C A 0 Q1 Menge Abbildung 6: Wie der Preis die Produzentenrente verändert (b) Produzentenrente beim Preis P2 Preis Zusätzliche Produzentenrente der ursprünglichen Produzenten P2 P1 D Angebot E F B C Produzentenrente der Newcomer Ursprüngliche Produzentenrente A 0 Q1 Q2 Menge MARKTEFFIZIENZ • Mit Hilfe von Konsumenten- und Produzentenüberschuss kann die folgende Frage beantwortet werden: • Ist die Allokation von Ressourcen durch Märkte in irgendeiner Weise wünschenswert? Institut für Wirtschaftswissenschaft, Universität Erlangen-Nürnberg Markteffizienz Konsumentenüberschuss = Güterwert für Käufer – Kosten der Käufer und Produzentenüberschuss = Empfangene Bezahlung der Verkäufer – Kosten der Verkäufer Institut für Wirtschaftswissenschaft, Universität Erlangen-Nürnberg Markteffizienz Gesamtrente = Konsumentenrente + Produzentenrente oder Gesamtrente = Güterwert für die Käufer – Kosten der Verkäufer Institut für Wirtschaftswissenschaft, Universität Erlangen-Nürnberg Markteffizienz • Die Ressourcenallokation ist effizient, wenn die größtmögliche Gesamtrente aller Mitglieder erzielt wird. Institut für Wirtschaftswissenschaft, Universität Erlangen-Nürnberg Abbildung 7: Konsumentenrente und Produzentenrente im Marktgleichgewicht Preis A D Angebot Konsumentenrente Gleich gewichtspreis E Produzentenrente B Nachfrage C 0 Gleichgewichtsmenge Menge Markteffizienz • Es ergeben sich drei Einsichten über Marktergebnisse: • Freie Märkte teilen das Güterangebot jenen Käufern zu, die es – gemessen an der Zahlungsbereitschaft – am höchsten bewerten. • Freie Märkte teilen die Güternachfrage jenen Verkäufern zu, welche die Güter zu den geringsten Kosten produzieren können. • Freie Märkte führen zur Produktion jener Gütermenge mit einem Maximum an Produzenten- und Konsumentenrente. • Marktgleichgewichte entsprechen einer effizienten Allokation von Ressourcen. Institut für Wirtschaftswissenschaft, Universität Erlangen-Nürnberg Abbildung 8: Die Effizienz der Gleichgewichtsmenge Preis Angebot Wert für Käufer Kosten für Verkäufer Nachfrage Kosten für Verkäufer 0 Wert für Käufer Gleichgewichtsmenge Menge Wert für Käufer ist größer Wert für Käufer ist kleiner als Kosten für Verkäufer als Kosten für Verkäufer Bewertung des Marktgleichgewichts • Ein Markt führt nur dann zu einer optimalen Allokation von Ressourcen, wenn kein Marktversagen vorliegt. • Marktmacht • Käufer und Verkäufer sind in der Lage, Preise zu beeinflussen. • Externalitäten • Die Aktivitäten der Marktteilnehmer beeinflussen das Wohlbefinden Dritter (Luftverschmutzung). Institut für Wirtschaftswissenschaft, Universität Erlangen-Nürnberg Bewertung des Marktgleichgewichts • Marktmacht • Bei unvollständigem Wettbewerb entsteht Marktmacht. • Als Marktmacht bezeichnet man die Fähigkeit, Preise zu beeinflussen. • Marktmacht kann zu Marktineffizienzen führen: Preise und Mengen entfernen sich vom Marktgleichgewicht, das durch Angebot und Nachfrage definiert ist. Institut für Wirtschaftswissenschaft, Universität Erlangen-Nürnberg Zusammenfassung • Die Konsumentenrente ist gleich der Zahlungsbereitschaft der Käufer minus der Summe der Kaufpreiszahlungen. • Die Konsumentenrente entspricht dem Nutzen, den Konsumenten aus der Teilnahme am Marktgeschehen ziehen. • Die Konsumentenrente ist die Fläche unter der Nachfragekurve und über dem Preis. Institut für Wirtschaftswissenschaft, Universität Erlangen-Nürnberg Zusammenfassung • Die Produzentenrente ist gleich der Summe der eingenommenen Zahlungen für die Güter minus der Produktionskosten. • Sie misst den Nutzen der Verkäufer aus der Marktteilnahme. • Die Produzentenrente ist gleich der Fläche über der Angebotskurve und unter dem Preis. Institut für Wirtschaftswissenschaft, Universität Erlangen-Nürnberg Zusammenfassung • Diejenige Allokation von Ressourcen ist effizient, die die Konsumenten- und Produzentenrente maximiert. • Das Marktgleichgewicht von Nachfrage und Angebot maximiert diese Gesamtrente. • Soziale Kooperation führt zu einem sozial optimalen Resultat (Adam Smiths „unsichtbare Hand“). • Eine perfekte optimale Allokation wird jedoch nur dann erreicht, wenn kein Marktversagen vorliegt. Institut für Wirtschaftswissenschaft, Universität Erlangen-Nürnberg