101. Die Schweizer – was wollen sie für eine Schweiz? Der Versuch, die Schweizer Befindlichkeit zu analysieren! A. Was vertreten die Parteien? Alle grossen Parteien (welche in der Regierung Einsitz haben) vertreten – obwohl sie das gerade im Wahlkampf vehement anders darstellen, nur Partikularinteressen. Gebannt auf ihre urpolitische Ausrichtung starrend, sind sie automatisch in ihrem politischen Korsett gefangen und finden sich deshalb nur widerstrebend zu zwingenden Kompromissen ein. Und das müssen sie nur, wegen der seit Jahrzehnten recht stabilen politischen Ausrichtung der Wähler. Betrachten wir also die Glaubensrichtungen der 4 grossen Parteien: SP: Sie sollte dem Arbeitnehmer, dem armen „Büezer“ beistehen. Tapfer versucht sie das im Parlament auch, vertreten durch proportional weit mehr Juristen und Funktionäre, als alle anderen Parteien. Kaum einer der SP-Nationalräte trägt weniger als 10'000 CHF im Monat nach Hause, sind das glaubwürdige SP-Vertreter? So propagiert die SP ständig den Ausbau des Sozialstaates, obwohl längst jeder Arbeitnehmer kapiert hat, dass mit laufend zunehmenden Staatsausgaben zwingend entsprechende Mehreinnahmen einhergehen müssten. Hat schon einer dieser Pseudogenossen gemerkt, dass unsere gesamte öffentliche Verschuldung pro Kopf der Bevölkerung fast gleich hoch ist, wie die der USA (samt den letzten Klimmzügen von Bush)? Der historisch begründete Klassenkampf wird also auf einer nicht mehr zwingenden und auch nicht finanzierbaren Ebene geführt. Aber immerhin, Schlagworte wie Rentenklau oder Sozialabbau ziehen immer und werden deshalb unerbittlich auf die Fahnen geschrieben. Dabei wird schlicht vergessen, dass es die SP (zusammen mit der Poch) war, welche das heutige BVG durchgeboxt hatte und dabei keinen Gedanken über die langfristige Finanzierung, auch in schlechten Zeiten, verloren hatte. Die Genossen orientierten sich auf der Ertragsseite schlicht beim Klassenfeind Nummer Eins, den Finanzjongleuren, die würden es dann schon richten! Als letztes Beispiel mag der erneute Versuch einer Aufgleisung der Mutterschaftsversicherung dienen, finanziert durch die Mittel der EO (Erwerbsersatzordnung). Und wenn diese Quelle ausgeschöpft sein wird, was dann? Aber das überlässt man der Zukunft und wenn sich dann zumal die Bürgerlichen gegen eine weitere Überwälzung auf die Arbeitgeber wehren werden, schreit man lauthals: das ist Sozialabbau, so einfach ist das. Ganz krass reagieren SP-Vertreter, wenn man versucht, die schon längst aus allen Fugen geratene Asylpolitik in den Griff zu bekommen. Schon längst haben diese linken Spitzenverdiener politische und wirtschaftliche Flüchtlinge innerlich zusammengefasst. Man kann doch einen armen Schwarzen, der keine wirtschaftlichen Erfolgschancen in seiner Heimat hat, nicht zurückschicken. Auch jegliche Versuche, mit Durchführungsmassnahmen die Schweiz für Wirtschaftsflüchtlinge unattraktiv zu machen, werden mit allen Mitteln unter dem Titel „Menschlichkeit“ erfolgreich torpediert. Ob auch das im Sinne der „Büezer“ ist? Kurzum, die SP ist heute eine Partei von ideologischen Multikultidenkern, den Boden der ehemals gewerkschaftlich ausgerichteten SP hat sie schon längst verlassen. Ihre Vertreter benutzen nur noch die grundsätzlichen SP-Ideale, ein reinen Etikettenschwindel! CVP: Ein St.Galler CVP-Spitzenvertreter sagte mir in den 70er Jahren, die CVP ist eine Partei für alle. Natürlich, die CVP beinhaltet die alten KK’s, die CSP und die JCVP. Ich warnte ihn, dass eines Tages die scheinbar weiten Schwingen des CVP-Adlers nicht mehr ausreichen würden, um die vielfältigen Probleme der Bürger abzudecken und die CVP sich besser genauer ausrichten würde, auch wenn mit einer solchen klaren Abgrenzung eine gewisse Wählererosion hingenommen werden müsste. Nun die CVP hat sich bis heute kaum bekehren lassen. Erst auf die Wahlen 2003 hin versucht sie nun eine „neue“ Kernaussage: die Familienpolitik ist ihr Credo, eigentlich eine verkehrte Welt. Die CVP hatte ihre Stärke – natürlich über die Religionszugehörigkeit – in den Familien, zu einer Zeit, als der Gottesdienstbesuch eine klare Sache war und man der Kirche auch 1 eine grosse Kompetenz einräumte, Sachen des täglichen Lebens zu regeln. Dieser Höhepunkt wurde wahrscheinlich mit dem Pontifikat von Papst Johannes XXXIII. erreicht. Dieser Volkspapst schien die Nöte aller Menschen, nicht nur der Katholiken zu spüren und plante eine umgehende Reform der römisch-katholischen Kirche mit dem II. Vatikanischen Konzil. Wir wissen heute, dass in seinen Gedanken Fragen wie Frauen am Altar, das Zölibat, Verhütung und auch Homosexualität durchaus ihren Platz hatten. Was nicht heissen soll, dass all diese Punkte selbst bei einem durch ihn fortgesetzten Pontifikat auch gelöst worden wären. Aber er wollte grundsätzlich eine weit offene Weltkirche. Das muss der Kurie ein Gräuel gewesen sein und mit den Nachfolgern Paul VI. und Johannes Paul II. wurde dann auch wieder gehörig die Bremse gezogen, die Kirche besann sich wieder auf ihre urkonservativen Riten. Ich sage bewusst Riten und nicht Werte, da sich diese Ausrichtung niemals direkt aus dem neuen Testament ableiten lässt. Mit diesem eigentlichen Rückschritt der Kirche, besannen sich aber viele CVP-Wähler und sogar Politiker, ob sie sich weiterhin vorbehaltlos hinter diese Kirche zu stellen hätten und damit war auch die Frage offen, ob man als Katholik auch weiterhin die CVP wählen müsste. Als sich fortschrittliche CVP-Politiker hinter die Fristenlösung stellten, begingen sie nach katholischer Lehre eine schwere Sünde und genau dieser und weitere Widersprüche führten dazu, dass sich CVP-Wähler nun unaufhaltsam bei ihrer politischen Ausrichtung nur noch auf weltliche Überlegungen ausrichteten und verpflichtet fühlten. Die CVP hätte nun alles in der Hand gehabt, um zumindest die katholischen Wähler über ihre Gefühlslage abzuholen. Immerhin trägt die CVP in ihrem Namen die zwei starken Attribute „christlich“ und sozial. Statt dies aber zu nutzen und sich als Partei für alle engagierten Christen, gleich welcher Couleur zu outen, lavierte die CVP nur als Mehrheitsbringer zwischen der SP und der FDP hin und her. So wählten viele ehemalige CVPWähler dann doch lieber direkt SP, FDP oder SVP, die doch klarer ihre persönlichem Gefühle zu repräsentieren scheinen. Ihre Unzuverlässigkeit manifestierte die CVP gerade jüngst mit ihrer Spaltung in der Fristenlösung und als zuletzt die Frage der Straffreiheit beim Cannabiskonsum den Wahlen geopfert wurde. Mit dem Schlachtruf „Familienpolitik“ aber, der die CVP in die 2003er Wahlen tragen soll, ist nach diesen Vorstellungen kein Staat mehr zu machen, schade, dass soviel Wählerpotential verspielt wurde! FDP: Die FDP müsste eigentlich der Dreh- und Angelpunkt unseres heutigen politischen Geschehens sein. Immerhin – auch heute noch – ist sie im Parlament die stärkste Partei. Ohne den Liberalismus gäbe es keine Schweiz, sie bestimmte von 1848 während fast 60 Jahren alleine die Entwicklung unseres Landes: liberales Gedankengut, offen für alles, der Staat setzt nur die Leitplanken, überlässt das meiste der freien Entwicklung und greift nur dann ordnend ein, wenn der Verlauf aus den Schienen springt und grundsätzliche Werte des Staates oder des Einzelnen in Gefahr sind! Was ist von diesem echt Schweizerischen Credo geblieben? Nicht viel, möchte ich bescheiden feststellen! Keine der Parteien hat sich so korrumpieren und von innen aushöhlen lassen, wie die FDP. Von einer Selbstreinigung keine Spur, bis zuletzt wurden Abzocker und Profiteure noch gestützt. Bis zuoberst konnten sich Wirtschaftskriminelle einnisten und keine starke FDP war vor Ort, um diese ohne Umschweife in die Hölle zu verdammen. Die FDP hat zulange, im Sog des Konjunkturbooms, ohne jegliches Hinterfragen, diesen Geldheiligen gehuldigt und deshalb auch vergessen, junge und neue Kräfte für eine glaubwürdige FDP heranzuziehen. So steht sie heute vor einem Scherbenhaufen, eigentlich einem Neuanfang. Statt als starke liberale Partei, die für eine solide Schweiz einsteht, der nur eine ebenso kräftige gewerkschaftlichen SP die Stirn bieten könnte, ist sie zur Zeit nur damit beschäftigt, die eigenen Wunden zu lecken und um Schadensbegrenzung bemüht. Und zu allem Überfluss ist sie noch genötigt, um noch Entscheide im Parlament erzwingen zu können, zeitweilige Ehen mit der „sogenannten“ SP einzugehen, wahrlich, keine Ruhmestat von Stärke und Selbstständigkeit, höchstens ein Beispiel von Spielen auf Zeit in einem Überlebenskampf! Die FDP steht vor einem langen Aufbau nach einem Neuanfang, wenn man dazu überhaupt bereit ist. Nur mit dem blossen Einhaken nach rechts und links sind aber keine neuen Wähler dazu zu gewinnen! 2 SVP: Die SVP – früher BGB – war seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts die vierte Kraft im Staat. Sie konnte vor allem in den protestantischen Gebieten Bauern und Gewerbler binden, welche sich natürlich weder durch die FDP (Wirtschaftspartei, was sollen da die Subventionen für die Bauern), noch die CVP (das ist doch was für die Katholiken) vertreten fühlten. Bodenständig, das Schweizerische pflegend und auch für das Land Sorge zu tragen, das fand in den grossen Kantonen wie Bern, Aargau und Zürich seinen ent-sprechenden Widerhall, aber eben nur als vierte Kraft. Der Siegeszug der SVP begann mit dem Scheitern der Mitte, der FDP und besonders der CVP. Die FDP, wie bereits erwähnt, mauserte sich zur Partei der Globalplayer aber auch den Globalloosern, deren Spitzenpolitiker schon fast in jedes Finanzdebakel unseres Landes verstrickt waren und die Partei übte sich – wenn überhaupt – nur gerade in fade Beschwichtigungen bzw. Schadensbegrenzung. Die CVP, lavierend zwischen dem Vatikan, sozialer Anlehnung an eine abgehobene intellektuelle SP und handshake mit der FDP war inhaltlich schon längst überholt, auch keine effektive Alternative. Zudem machten die drei Grossen SP, CVP und FDP fundamentale Fehler: sie ignorierten grundsätzlich alle Warnzeichen der Bevölkerung, welche querbeet kein Verständnis mehr aufzubringen bereit war, für die Abzocker oder eine ungezügelte Einwanderungspolitik. Stattdessen wurde auf die SVP eingeprügelt, welche eigentlich nur eines machte, - die vielleicht sogar am Stammtisch mit erhöhtem Pegel – zustande gekommenen Wehklagen der Wähler ernst zu nehmen. Die tun etwas, war landesweit zu hören! Die drei Grossen blieben aber bis heute auf ihrem Kurs: die SVP betreibt nur Populismus, dem Volk aufs Maul schauen ist out, wir allein wissen, was zu tun ist! Hätten die drei grossen Parteien, oder wenigstens die CVP und die FDP sich ernsthaft der Fragen Corporate Governance und Asylpolitik angenommen, die SVP hätte niemals so punkten können. Aber wie positioniert sich diese SVP heute: sie hat einmal die alte BGB-Ausrichtung an Bord, aber die steht heute im Hintergrund. Dann besetzt sie die Themen Schweiz und Ausland und da trifft sie eben die Bedenken einer Mehrheit der Schweizer. Selbst in der Romandie steht man dem EU-Europa inzwischen doch weit kritischer gegenüber, als noch vor wenigen Jahren: die Realität hat halt auch da die Wirklichkeit eingeholt! Aber wenn es dann um die Asylpolitik geht, da punktet die SVP aus dem Vollen. Nicht dass sie nun das Wunderrezept anbieten könnte, aber sie kümmert sich massiv darum und signalisiert grosses Verständnis, für die verunsicherte Bevölkerung und das zählt schlussendlich. Es müsste doch für die drei grossen Parteien ein ultimativer Warnschuss gewesen sein, als die schwer umzusetzende SVP-Asyl-Initiative mit bester Stimmbeteiligung sogar das Ständemehr schaffte und nur gerade an rund 2'000 Stimmen scheiterte: das waren doch nicht nur die SVP-Wähler die da aufmuckten und gequält „ja“ stimmten? Sobald aber die CVP und FDP definitiv erwachen würden und der SVP nicht kampflos die Themen, die wirklich dem Volk auf den Fingern brennen, überliessen, würde die SVP wieder auf einen 15-18igen % Anteil zurückgestutzt. Wenn sie dies aber nicht tun, wird die SVP durchaus noch auf bis zu 30% ansteigen können, auch das ist Demokratie! Die anderen Parteien: zum Beispiel die Grünen: Es ist für mich immer wieder ein lustvoller Schock, festzustellen, wie viele Stimmzettel einzelner Parteien im Abstimmungsumschlag stecken: diesmal waren es „nur“ 32 verschiedene im Kanton Zürich. Man stelle sich mal vor, 32 verschiedene Meinungen zu einem einzigen Thema: „Wie bringen wir diesen Staat erfolgreich, sozial und auch umweltverträglich in die Zukunft“. Eine Aussage, die alles beinhaltet, was partikulär uns SP, CVP, FDP und SVP so gerne verkaufen möchten: Da ist sowohl die Familie, die Wirtschaft, der Staat, die Umwelt, die internationale Einbindung und auch die Zukunft eingeschlossen. 3 Da kann man doch nicht mit 32 verschiedenen Meinungen daherkommen. Das meinen auch unsere Wähler und haben deshalb ihren Stimmen zu 90% auf die vier grossen Parteien verteilt. Eine Partei muss allerdings noch nachgetragen werden, mit 5% im Parlament: die Grünen! Sie sind eigentlich nur eine Art Lückenbüsser, weil die SPSchönlinge dieses Thema nie ganz ernst nahmen: offiziell gewerkschaftlich denkend, kommen den Genossen die Umweltschutzgedanken oft in die Quere und die neuen Armanilinken haben sich ideologisch sowieso nur auf den Sozialstaat eingeschossen. Dass die Grünen, deren Argumente oft sehr überzeugend sind, nicht stärken punkten konnten, ist nur der SVP zu verdanken, welche diesen „Bauplatz“ nie ganz aus den Augen verloren hat. Nicht nur die alte BGB lässt grüssen, auch die heutige SVP steht da vor Ort! B. Und wie wird Folge dessen gewählt? Nach der obigen Auslegeordnung könnte man meinen, keine der Parteien, auch nicht die SVP, könnte unsere Wünsche und Vorstellungen befriedigen. Das ist vollkommen richtig! Und so wählen wir halt in absteigender Reihenfolge, die Partei, welche für die uns zur Zeit am wichtigsten erscheinenden Themen, Lösungen anbietet. Dass die Wähler dabei einer Partei die Stimme geben, deren versprochene Lösungen möglicherweise gar nicht durchführbar sind, ist nicht etwa nur dem Populismus einer SVP zuzuschreiben, sondern lässt sich nur damit erklären, dass sich die Bürger durch die anderen Parteien, wegen grundsätzlicher Negierung ihrer Nöte, im Stiche gelassen fühlen! So erhält gerade bei den unentschlossenen Wählern – das ist immerhin ein Drittel! - die Partei, welche im Moment der Wahlen glaubwürdig verspricht, die uns am meisten brennenden Probleme anzupacken, den Vorzug. Dass diese Partei, in den diesen Wählern sekundär erscheinenden Fragen, vielleicht völlig kontrovers politisiert, wird dabei notgedrungen in Kauf genommen. Selbst gestandene und engagierte „Dauerwähler“ sind schon längst in diesem Boot zu finden. So darf man getrost die Aussage wagen: ob entschlossene oder unentschlossene Bürger: Man wählt schlicht und einfach das kleinste Übel! Das Resultat ist entsprechend: bei Volksabstimmungen über Gesetze oder Referenden erleiden alle Etablierten entsprechend erschütternde Niederlagen, so geschehen bei der Mammutabstimmung im Frühjahr für die SP aber auch für die 3 Grossen bei der SVPAsyl-Initiative. Das wäre in einer direkten Demokratie eigentlich nicht weiter schlimm. Besorgnis erregend müsste aber für alle Parteien sein, dass sie bei direkten Vorstössen nicht einmal die Stimmen der eigenen Wähler erhalten, weil die vermeintlichen Parteigänger ihre Partei eben nur als kleinstes Übel wählten. Sobald es aber in die Details geht, stimmen die Schweizer völlig frei nach ihrem Befinden ab und verspüren keinerlei Lust oder Verpflichtung, sich nach der ursprünglich gewählten Partei auszurichten. Wenn eine grosse Partei mit Gebrüll festhält, sie vertrete doch 20 – oder mehr % der Wählerschaft, so hält sich diese Gefolgschaft sehr in Grenzen. Das mag noch für 1-2 der zentralen Themen der entsprechenden Partei gelten, sobald die Entscheidung aber die sekundären Fragen betrifft, zeigt sich die Wahrheit auf „man wählte das kleinere Übel“. Das Problem an der Sache ist aber dies: die gewählten Volksvertreter, welche in Bern die Sitze besetzen, glauben unbeirrt, sie würden ihre Wähler vertreten und verschliessen sich somit jeglicher Kritik, weil jede Meinungsänderung nicht ins Parteibild passen würde: Es war noch nie falsch, seine Meinung begründet zu ändern! Nur ist diese Tatsache bisher noch nicht ins politische Alltagsleben der Schweiz vorgedrungen. So wird weiter an unhaltbaren Positionen festgehalten, nur weil dies einmal ein Parteicredo war, auf Teufel komm raus und man nimmt es hin, dass man zwar ein gewählter Volksvertreter ist, der seine Wähler nur in wenigen – zur Zeit – primären Fragen hinter sich weiss! 4 C. Das „kleine“ Wunder der direkten Demokratie „Schweiz“ Unsere direkte Demokratie lässt es zu, dass das Parlament fast geschlossen zu einer Sache Ja sagt, dass Volk aber eben so klar Nein sagt, ohne dass man diese Frauen und Mannen nach Hause schicken würde. Diese wunderbare Spielart unseres Staatssystems sollte aber die Ausnahme und nicht die Regel sein. Grundsätzlich sollten unsere Volksvertreter doch mehrheitlich so entscheiden, wie es auch unsere Seele sieht, das Volk damit auch effektiv vertreten, an dessen Stelle sie ja im Parlament Einsitz haben. Und genau da stellen wir eine grosse Diskrepanz fest, sogar in primären Sachfragen: Das Volk lehnt mit nur wenigen Stimmen eine Asyl-Initiative der SVP ab und nichts geschieht. Die SP zusammen mit den Bürgerlichen verschanzen sich hinter dem Umstand, dass ja das Ganze doch abgelehnt wurde – eine theaterreife Interpretation – und gehen total vernebelt gemütlich - um nicht zu sagen genüsslich - zur Tagesordnung über. Bei solchem Tun der etablierten Parteien – auch die SVP und die Grünen sind damit ausdrücklich gemeint – entsteht der bedenkliche Eindruck, alle würden eigentlich am Volk vorbei politisieren und wollten nur ihre grundsätzlichen Parteivorstellungen „auf Mord und Kaputt“, den Bürgern aufpfropfen! Das ist leider nicht nur ein blosses ungutes Gefühl, sondern ist in der Schweizer Geschichte und in dieser Weise einmalig: die Bürger fühlen sich von der Mehrheit der Volksvertreter NICHT mehr vertreten! Die machen doch nur, was sie wollen! Ist da die direkte Demokratie auf der Strecke geblieben? Keine Angst, dank dieser wundervollen Einrichtung können die Bürger immer noch den selbstherrlichen Politikern eine Lektion erteilen! Aber es wäre der Sache und Entwicklung weit dienlicher, wenn in Bern Politiker vor Ort wären, welche als tatsächliche Volksvertreter wirklich die Wünsche, Interessen, Nöte und Ängste vertreten würden. Das wäre der Findung unseres Staates weit dienlicher, weil uns damit unnötige und langwierige Auseinandersetzungen zwischen der Legislative und dem Volk erspart blieben. Und genau da liegt das Problem: bei der direkten Demokratie müssen die gewählten Politiker Rücksicht nehmen, auf das Machbare, auf die Verträglichkeit bei ihren Bürgern. Ohne dabei ständig einen Blick auf die Möglichkeit zu werfen, dass die heute vom Volk gefällten Entscheide, vielleicht in einer späteren Zeit über den Haufen geworfen werden, dank besserem Verständnis. Das ist eben eine der grundsätzlichen Qualitäten der direkten Demokratie: Sie zeigt immer den aktuellen Stand der Akzeptanz durch eine Mehrheit der Bevölkerung auf, ob das nun ins politische Konzept der einten oder anderen Partei passt oder nicht! Das ist unsere Schweiz, unsere Heimat, das ist unsere Vorstellung von Staat, das ist unser politisches System, unverrückbar seit über 700 Jahren und auch international geschätzt und geachtet! Wir verlassen uns auf den direkten Volksentscheid, ohne einschränkende Überlegungen dass bei diesen Abstimmungen womöglich Bürger abstimmen gehen, die von der Sache und dem Inhalt keine Ahnung haben und rein subjektiv entscheiden werden. Wir gehen das Risiko ein, dass frustrierte und unbebildete Mitbürger mitentscheiden, weil auch sie ein Teil unserer Gesellschaft sind und ihre Mitsprache gelten soll. Und wir unterwerfen uns in jedem Fall einem solchen Verdikt, auch wenn die Verlierer wie immer Tausend Gründe anführen werden, warum sie eben ungerechtfertig verloren! 5 D. Und was wollen wir, Sie, ich und all die anderen Bürger? Fassen wir nochmals die Eckdaten, die unsere Nation zur Zeit beschäftigen, zusammen: All die umfassenden Antworten darauf, liefert leider keine der vier grossen Parteien! - Arbeitslosigkeit: Mehr Wirtschaft = mehr Arbeitsplätze = mehr Konsum. Somit muss der Standort Schweiz dringend verbessert werden, national, mit der EU und auch international! - Asylproblem: Mit drastischen Massnahmen muss der Fluchtort Schweiz so unattraktiv wie möglich gestaltet werden. Die wahren politischen Flüchtlinge werden dafür Verständnis haben, den Falschen wird ein Trip in die Schweiz nicht mehr als lohnend erscheinen. Mit solchen Massnahmen würden wir europaweit nicht allein dastehen. Und dabei könnten um die 1-2 Milliarden in der Staatskasse verbleiben. - Verschuldung: Der Staat und auch die Kantone und Gemeinden müssen sich in ihren Ausgaben auf das absolut Notwendige festlegen. Bei der Armee besteht noch genügend Sparpotential und auch einige Einsparungen im Strassenbau (nicht Neubauten, aber Unterhaltsarbeiten) würden uns noch nicht von der Rolle werfen. Potential zwischen 3-4 Milliarden, das nur nebenbei bemerkt. - Soziale Einrichtungen: Kein weiterer Ausbau im Moment, möge er auch noch so trickreich (Mutterschaftsversicherung) auf die Plattform gestellt werden. Die Bisherigen abspecken, auch ein Eingriff in alte Vorsorgewerke muss möglich sein (SBB-Rentner, Lokführer im DRS-DOK: ja mit seinen rund 6'500 CHF könne er gerade knapp seine Bedürfnisse decken! – ein Hohn für alle Normalverdiener!). Mehr Eigenverantwortung in der Krankenversicherungen, Kürzung der Grunddeckung und Wegweisung auf den Zusatzversicherungsweg. Grundsätzlich müssen – und das haben nach der SVP rein zufällig auch die Bürgerlichen entdeckt – die IV-Leistungen überprüft werden. - Internationale Einbindung unseres Staates: Also als reine Insel in Europa und der Welt können wir nicht überleben, auch nicht als purer Rosinenpicker. Das hat selbst die SVP verstanden. Also ist der Weg über bilaterale Abkommen zu suchen, das Volk hat das schliesslich auch so bestimmt. Es muss also endlich von allen Parteien anerkannt werden, dass dieser alleinige Weg auf lange vielleicht auch sehr lange oder so quasi ewige Zeit zu gehen ist. Das ständige nicht nur sondern auch Getue der SP, CVP und FDP macht uns nicht nur im eigenen Land sondern auch international unglaubwürdig. Wenn wir eines von den USA lernen können – und auch von Bush & Co ist dies möglich – dann ist es folgendes: aussenpolitisch mit einer Stimme zu sprechen: we are Switzerland! Der Weg dahin ist noch weit, aber nicht unmöglich, es liegt da wirklich nur an uns, den politischen Vertretern und den „verdammten“ Parteien! Also, was wollen wir alle wirklich: Dass dieser stolze Staat, begonnen 1291, in seinen heutigen Grenzen 1848 festgelegt, Vorbild für uns und viele andere Bewohner der Erde, mit seiner einmaligen direkten Demokratie, wieder zu sich selber finden möge: Erfolgreich, sozial und auch umweltverträglich! P.S. Eine Bitte, wählen Sie, auch wenn Sie sich dabei das kleinste Übel aussuchen! ©Robert-Roger Martin 11.10.2003/1530h +++ 6