Bauen + Wirtschaft Architektur der Region im Spiegel Ostschweiz Bauen + Wirtschaft Architektur der Region im Spiegel Ostschweiz Kanton Thurgau mit dem richtigen Mix Sanierung und Neustrukturierung des Regierungsgebäudes in Frauenfeld / Neubau Werkhof Eschlikon / BBZ Weinfelden: Aufstockung und Sanierung des Turntrakts und Sanierung Hallenbad / Neuordnung der Spitallandschaft: Umbau und Erweiterung für die Kantonsspitäler Weinfelden und Frauenfeld DAS REGIERUNGSGEBÄUDE IN FRAUENFELD WIEDER AUF DER HÖHE DER ZEIT Der Kanton Thurgau erstreckt sich entlang des Bodensees bis hin zu den Voralpen und grenzt so an Deutschland, Österreich und Lichtenstein sowie an die Nachbarkantone Schaffhausen, Zürich und St. Gallen. Für viele kleine und mittlere Unternehmen aus den verschiedensten Branchen ist es der ideale Standort für ihre jeweils ureigenen Erfolgsgeschichten. Der Thurgau bietet genau den richtigen Mix zwischen Internationalität und Regionalität, Tradition und Innovation, gepaart mit der faszinierenden Lebensqualität der Bodenseelandschaft. Im Januar 2014 konnten die 130 Mitglieder des Grossen Rats nach rund zwei Jahren Bauzeit die frisch sanierten und repräsentativ modernisierten Räumlichkeiten der politischen Dreh- und Angelstelle des kleinen, aber feinen Kantons in Empfang nehmen. Das mittlerweile 140 Jahre alte Regierungsgebäude des Kantons Thurgau in Frauenfeld war unter Projektleitung des Kantonalen Hochbauamtes und nach Planung der ortsansässigen Staufer Hasler Architekten umfassend saniert und in Hinblick auf zeitgemässe Arbeitsabläufe neu strukturiert worden – eine Herausforderung in denkmalpflegerischer, funktionaler und architektonischer Hinsicht. Das Regierungsgebäude war 1868 nach Entwurf des Thurgauer Architekten Johann Joachim Brenner realisiert worden und zählt heute zu den bedeutendsten Bauwerken des 19. Jh. in Frauenfeld. Die architektonische Qualität machte es möglich, dass es seit rund 150 Jah- ren ohne grundlegende bauliche Eingriffe seinen Zweck erfüllen konnte. Die Fassade ist grösstenteils noch im Originalzustand, lediglich in der Innengestaltung hatten spätere Umbauten die Raumwirkung etwas verändert. Es ist ca. 80 Jahre her, dass das Gebäude zuletzt umfassend renoviert und an der Ostseite um den Staatsarchivflügel erweitert worden war. Renovations- und Modernisierungsbedarf gab es insbesondere in Bezug auf die Aussenhülle, einen zeitgemäss ausgestatteten Innenausbau der Büroräumlichkeiten, eine Haustechnik auf der Höhe der Zeit, Sicherheitsverbesserungen etwa im Brandschutz, eine einladende Besucherführung und behindertengerechte Erschliessung sowie einen repräsentativen Veranstaltungsraum in Verbindung mit Gastronomie. Durch den Umzug des Staatsarchivs in seine neuen Räume im ehemaligen kantonalen Zeughaus Frauenfeld im Jahr 2011 wurden die unteren Geschosse des 1937 errichteten Ostflügels im Regierungsgebäude frei. Diese konnten durch gezielte bauliche Eingriffe umgenutzt werden. Wo früher Archive lagerten, wurden Wände entfernt und eine prägnante Säulenhalle freigelegt. Die bislang über verschiedene Stockwerke im gesamten Gebäude verstreuten Sitzungszimmer konzentrieren sich heute in diesem Ostflügel. Damit wurden auch an anderer Stelle Flächen gewonnen und für Büroräumlichkeiten von bislang Das altehrwürdige Regierungsgebäude des Kanton Thurgau aus dem Jahr 1868 erstrahlt mit neuem Charisma und bietet dem Grossen Rat, den Mitarbeitern und den Besuchern eine charakterstarke, zeitgemäss ausgestattete und repräsentative Abb.: Roland Bernath, Zürich Adresse im MINERGIE®-Standard Abb.: Roland Bernath, Zürich 50 Öffentliche Bauten / Sanierung Öffentliche Bauten / Sanierung 51 Bauen + Wirtschaft Architektur der Region im Spiegel Ostschweiz Das Sitzungszimmer des Regierungsrates im ersten Obergeschoss wurde saniert und aufgefrischt. Was man nicht sieht: IT- und Elektro-Verkabelung sowie Beleuchtung Abb.: Roland Bernath, Zürich sind, wie im Rest des Gebäudes, komplett neu Abb.: Roland Bernath, Zürich 52 Öffentliche Bauten / Sanierung ausserhalb des Regierungsgebäudes untergebrachter Amtsstellen sowie optimierte Betriebsabläufe neu konzipiert. Das Dachgeschoss im Ostflügel wurde abgebrochen und neu gebaut. Hier kommen nun ebenfalls moderne Büroarbeitsplätze unter. Ein Problem des Regierungsgebäudes vor dem Umbau bestand darin, dass es zwar über eine altehrwürdige Ausstrahlung verfügte, aber den heutigen Bedürfnissen keine wirklich angemessene Infrastruktur bieten konnte. Stellenweise wurde das Gebäude im Rahmen der Umbau- und Sanierungsmassnahmen daher regelrecht entkernt. Insgesamt sind Energietechnik, Schall- und Wärmeisolierung sowie Versorgungslogistik im gesamten Gebäude heute modern und auf der Höhe der Zeit. Anstelle der alten Beleuchtung ist eine neue Anlage mit aktuellster Technik und integriertem Feuermelder eingebaut. Ohne dass das Regierungsgebäude damit seine identitätsstiftende, würdevolle Ausstrahlung verloren hat, wurden Fenster und Verkabelungen ausgetauscht. Im Rahmen der Bauarbeiten kamen zudem völlig überraschend unter Schichten von Teppichen altes Eichenparkett und Keramikplatten zum Vorschein. Diese konnten ebenso wie alte Türfallen nach sachgerechter Aufbereitung wiederverwendet werden. Heute begrüssen den Grossen Rat, die Mitarbeiter und die Besucher ein heller, offener und besucherfreundlicher Eingangsbereich mit zentral angeordneter Empfangsloge. Die Orientierung im Gebäude ist verbessert und die Besucherinnen und Besucher finden zielgenau zu ih- rem Bestimmungsort. Ein ebenerdiger Liftanschluss stellt dabei auch eine barrierefreie Erschliessung sicher. Sollten im Regierungsgebäude eine grössere Anzahl von Gästen empfangen werden, dann werden diese heute in stimmungsvollem Rahmen im neuen Veranstaltungsraum begrüsst – in der im Erdgeschoss des Staatsarchivtrakts frei gelegten Säulenhalle. Diese wurde für die unterschiedlichsten Veranstaltungen ausgerüstet und eignet sich aufgrund ihrer Akustik auch z.B. für Konzerte vor breitem Publikum. Im Staatskeller wiederum wurden ebenfalls Wände entfernt und die Fläche konnte verdoppelt werden. Heute stehen im historischen, durch ortstypisches Ambiente geprägten Gewölbekeller 30 einladende Sitzplätze mit guter Bewirtung zur Verfügung. Tische und Stühle etwa sind aus Thurgauer Nussbaumholz gefertigt und originale Wandmalereien von Karl Rösch zeigen das Leben im Kanton Thurgau. Diese werden ergänzt durch neue moderne Kunst: gepixelte Bilder, die sich jedoch unmittelbar am Farbklang des Vorgängers orientieren. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen im Erdgeschoss neu ein zentraler Aufenthaltsraum, eine Cafeteria und eine Bibliothek sowie ein abgetrenntes Fumoir zur Verfügung. Eine zweite Treppe wurde als zusätzlicher Fluchtweg integriert, und sämtliche Türen entsprechen den feuerpolizeilich vorgeschriebenen Brandschutzverordnungen. Der Aussenraum wird noch mit Platanen bepflanzt. Mit viel Liebe zur wertvollen Bausubstanz und mit sanfter Hand konnte schliesslich im Rahmen der umfassenden Sanierungsmassnahmen auch der MINERGIE®-Standard für den Regierungssitz des Kantons erreicht werden. Die baulichen Eingriffe an diesem charakterstarken Gebäudekomplex kosteten rund 23 Mio. SFr. Öffentliche Bauten / Sanierung 53