S. 76 wa Thema Klinkerfassaden 1/2014 1. Seite+Berentelg_Z.D.-Standard (beschr.neu) 12.12.13 12:24 Seite 1 Thema Klinkerfassaden Foto © Carsten Sander Fritz-Höger-Preis 2014 für Backstein-Architektur – Nachhaltig Bauen mit Backstein Tobias Steinkamp Redakteur des von der Initiative Bauen mit Backstein herausgegebenen Magazins „VORTEILE – Das Backstein-Magazin“ sowie des Architektur-Portals backstein.com Wo es darum geht, ökologische Aspekte wie Ressourcenschonung und Energieeffizienz zu kommunizieren, ist ein Begriff in aller Munde: Nachhaltigkeit. Ein durch und durch positiv besetztes Wort, das in seiner ursprünglichen Bedeutung eine wichtige Qualität verantwortungsbewusster Architektur ausdrückt: Bestän- digkeit. Eine Qualität, die das Fundament einer generationenübergreifenden Baukultur bildet und die heutzutage leider alles andere als selbstverständlich ist. Der kollektive Dämmwahn und die daraus resultierenden Einheitsfassaden mit Wärmedämmverbundsystemen zeugen von dieser falsch verstandenen, lediglich auf Energieeinsparung reduzierten Nachhaltigkeit. Bauen ohne Sinn für Beständigkeit kann nicht guten Gewissens als nachhaltig bezeichnet werden, soll der Begriff mehr als nur eine leere Worthülse darstellen. Beständigkeit zeigt sich offenkundig in der Langlebigkeit eines Gebäudes. Diese hängt entscheidend von seiner Fassade sowie der Qualität ihrer handwerklichen Umsetzung ab. Hier kommt der altbewährte Baustoff Backstein ins Spiel: „Das Material artikuliert Beständigkeit“, wie Fritz-Höger-Preisträger Prof. Andreas Meck kürzlich treffsicher formulierte. Director bei David Chipperfield Architects Berlin, in einem Interview auf den Punkt und führte bei dieser Gelegenheit den Schönheitsbegriff in die Nachhaltigkeitsdebatte ein. „Ein schönes Haus ist ein nachhaltiges Haus. Häuser, die man mag, wird man auch nutzen wollen.“ Architektur, deren Nachhaltigkeit sich sowohl durch Energieeffizienz als auch durch Beständigkeit und Schönheit definiert – genau darum geht es bei dem von der Initiative Bauen mit Backstein ausgelobten Fritz-Höger-Preis 2014 für Backstein-Architektur. Seit dem 15. Dezember 2013 haben Architekten und Planer die Gelegenheit, ihre Beiträge bei dem mit insgesamt 10.000 Euro dotierten Wettbewerb einzureichen. Doch was nützen uns Gebäude, die zwar 100 Jahre überdauern, jedoch nicht auf langfristige Akzeptanz bei ihren Bewohnern – und Betrachtern – stoßen? An dieser Stelle treffen Pflicht und gestalterische Kür aufeinander, denn Architektur, die für mehrere Generationen geschaffen wird, ist – gerade im öffentlichen Raum – zu einer zeitlosen Ästhetik verpflichtet. Übrigens: Unabhängig von einer Teilnahme beim FritzHöger-Preis für Backstein-Architektur sind Architekten und Planer eingeladen, sich und ihre Projekte mit einem eigenen Firmenprofil auf dem Architektur-Portal www.backstein.com zu präsentieren. Ziel des kostenlosen Service-Angebots der Initiative Bauen mit Backstein ist es, interessierten Bauherren eine bundesweite Übersicht von Architekturbüros zu verschaffen, die über Kompetenz und Erfahrung im Bauen mit Backstein – und damit im nachhaltigen Bauen – verfügen. „Häuser kommen nach ca. 20 Jahren in ihre schwierigste Phase, weil man dann alles, was daran modisch ist, nicht mehr sehen mag. Dann muss noch eine Qualität da sein, die das Haus rettet“, brachte es Alexander Schwarz, Fritz-Höger-Preisträger 2011 und Managing Initiative Bauen mit Backstein E-Mail: [email protected] www.backstein.com/architekturpreis www.backstein.com/architektenprofile Das Factory Outlet Center in Ochtrup – Ziegelneubauten in historischem Umfeld Einkaufen in städtischem Flair, so soll es Besuchern des Factory Outlet Center (FOC) Ochtrup gehen, die hier zwischen farbenfrohen Giebelfrontneubauten und denkmalgeschützten Bauten flanieren. Das Herzstück des Outlet Centers bilden dabei die Gebäude des ehemaligen Textilunternehmens Gebrüder Laurenz, bestehend aus dem imposanten Verwaltungsgebäude (1893 im Neorenaissance-Stil erbaut von Gerrit Beltman) und dem denkmalgeschützten Böhm’schen Rundbau von 1942. Der klar gegliederte Rundbau, ein Highlight der Vorkriegsmoderne in Nordrhein-Westfalen, steht architektonisch in klarem Gegensatz zum Beltman-Bau. Mit seiner Kombination aus Ziegelwerk und Glasbändern lehnt sich die Bauweise an die klare, schnörkellose Formgebung der Bauhausarchitektur an. Die historischen Fertigungshallen des Textilunternehmens wurden entfernt. Auf einer Grundstücksgröße von 85.000 m² entstanden im Innenbereich neue kleinteilige „Dorfstraßen”, die Raum für die geforderten 65 Ladenlokale bieten. Es galt eine Architektur umzusetzen, mit welcher sich der Kunde identifiziert – eine Architektur mit Wiedererkennungswert und bleibendem Eindruck. Zur Erschließung des Verkaufsgeländes und der Freianlagen wurden neue Eingangsgebäude konzipiert. Ein Teil der modernen Gebäude steht in direkter Anbindung mit dem historischen Gebäudebestand. Die Ziegelfassade dieser anbindenden Neubauten wurde aus ABC-Klinkern erstellt. Ein ausdrucksstarker Kohlebrandziegel mit Sinterschmolz wurde verwendet. Eine besondere Qualität erhält die Planung durch die Einbeziehung der denkmalgeschützten Gebäude. Das aus der Jahrhundertwende stammende Verwaltungsgebäude wurde vollständig entkernt. Die ursprüngliche Rückseite des Gebäudes wandelte sich durch den Einbau von großen Verglasungs- bzw. Schaufensterelementen zur Vorderseite des Shoppingbereiches. Arch.: Schmiegel & Denne Ingenieurbüro für Architektur und Baustatik Fotos: Espendiller & Gnegel ABC Klinkergruppe [email protected] www.abc-Klinkergruppe.de