ortsverband essen komba gewerkschaft essen Limbecker Str. 7-15 45127 Essen Ministerpräsidentin Hannelore Kraft Stadttor 1 40219 Düsseldorf OFFENER BRIEF Sehr geehrte Frau Ministerpräsidentin, Sehr geehrte Frau Kraft, mein Name ist Peter Grafenschaefer und ich bin Vorsitzender der komba gewerkschaft OV Essen. Zugleich bin ich Mitglied des Fachbereiches „Feuerwehr und Rettungsdienst“ in der komba gewerkschaft nrw. Viele meiner Kollegen in Verwaltung und Feuerwehr haben zu Beginn ihrer Laufbahn in niedrigen Gehaltsgruppen angefangen. Zu diesem Zeitpunkt gab es als Sonderzuwendung ein volles 13. Gehalt und zusätzlich Urlaubsgeld, sowie die Versorgungsleistung mit 75% aus dem letzten Beförderungsamt. Alle diese Parameter sind bereits der Haushaltkonsolidierung der vergangenen Jahre zum Opfer gefallen. Dies gilt auch für viele Beamte in Führungspositionen in den Verwaltungen des Landes und den Kommunen. Bei Ihrem Amtsantritt gab es also bereits den Sparzwang im Haushalt des Landes NRW. Bereits unter den Vorgängerregierung – auch der SPD-geführten – gab es immer wieder Kürzungen und Abstriche im Beamtenbereich. Unter der Regierung von Herrn Rüttgers wurden die Beamten in NRW endgültig als Spardosen und Haushaltssanierer entdeckt. Das Urlaubsgeld wurde ersatzlos gestrichen und das 13.Gehalt wurde für mich auf 30% gestrichen. Weitere Maßnahmen waren die Streichung des Jubiläumsgeldes und die Einführung der Kostendämpfungspauschale im Beihilferecht. Die Versorgung ist ebenfalls abgeschmolzen worden. Ich denke, Sie kennen den Streichkatalog der weiteren Einsparungen zu Lasten der Beamten. Von diesen Streichungen wurden, trotz Versprechungen, keine Maßnahme zurückgenommen. Fachgewerkschaft im dbb beamtenbund und tarifunion Geschäftsstelle Limbecker Str. 7-15 45127 Essen Geschäftszeiten: dienstags und donnerstags 14.00 – 16.00 Uhr Sparkasse Essen Konto 203 471 BLZ 360 501 05 –2– Als Sie sich um das Amt der Ministerpräsidentin von NRW beworben haben, sind Sie mit einem guten Wahlprogramm gestartet und Sie haben sich zu diesem Zeitpunkt vor die Beamten des Landes und der Kommunen gestellt. Sie haben eindeutig ausgeführt, dass Sie bei einer Regierungsübernahme keine weiteren Sparmassnahmen auf die Beamten zukommen lassen werden, da das Ende der Fahnenstange für die Beamten in NRW erreicht ist. Während der ersten Jahre Ihrer Regierungsverantwortung haben Sie Ihre Versprechungen gehalten. Das Ergebnis der damaligen Gehaltsverhandlungen wurde komplett auf die Beamten übertragen. Die Zulage für Feuerwehr, Polizei und Justiz, die unter der Regierung Rüttgers nicht mehr ruhegehaltsfähig war, sollte ebenfalls wieder ruhegehaltsfähig werden. Die Ruhegehaltsfähigkeit ist in Gesprächen des Fachbereiches Feuerwehr und Rettungsdienst mit Mitgliedern des Bundestages aller politischen Parteien immer wieder zugesagt worden. Dies stand auch im damaligen Koalitionsvertrag. Die Ruhegehaltsfähigkeit der Zulage ist bis heute nicht umgesetzt worden. Haben Sie Ihre Wahlversprechungen nur gehalten, weil Ihre Regierung an fragile Mehrheiten gebunden war und Neuwahlen durchaus möglich und wahrscheinlich waren? Nach den Neuwahlen, aus denen Sie gestärkt hervor gingen, packen Sie nun den Holzhammer aus. Die von Ihnen angedachte Übernahme des Tarifergebnisses in einer Staffelung für die unterschiedlichen Laufbahnen der Beamten ist aus meiner Sicht kontraproduktiv. Sie verkürzen die Gehaltsunterschiede für höher bewertete Planstellen, die einen entsprechend der Besoldung verantwortungsvollen Tätigkeitsbereich haben. Es werden sich sehr viel Mitarbeiter überlegen, ob es sich bei den zur Zeit geltenden Rahmenbedingungen lohnt ( lange Wartezeiten bei den Beförderungen, verschlechterte Beihilfe, angestrebte Nullrunden), sich auf höher bewertete Planstellen zu bewerben. Die Verantwortung und der Arbeitsanfall nimmt zu, während die Bezahlung abnimmt. Auch die Ungleichbehandlung zwischen Beamten und Beschäftigten (unterschiedliche Gehaltsanpassungen, unterschiedliche Arbeitszeiten) schlägt sicherlich auf die Arbeitsmoral der Mitarbeiter durch. Die große Kluft zwischen der freien Wirtschaft und dem öffentlichen Dienst wird durch solche Nullrunden nicht geringer. Die Attraktivität des öffentlichen Dienstes leidet weiter, so dass sich immer weniger junge Leute mit oder ohne Hochschulstudium zu einer Berufskarriere im öffentlichen Dienst entscheiden. Doch auf solche qualifizierten junge Leute sind wir Alle im öffentlichen Dienst in den nächsten Jahren angewiesen, auch Sie, wenn Sie als Ministerpräsidentin auf eine gut funktionierende Verwaltung zurückgreifen wollen. Die Beamten des öffentlichen Dienstes leisten eine sehr gute Arbeit und müssen sich nicht hinter vergleichbaren Arbeitnehmern der Privatwirtschaft verstecken. 2 –3– Mit dieser von Ihnen durchgesetzten Übernahme des Tarifergebnisses schlagen Sie den Beamten Ihre Faust ins Gesicht. Dies ist keine Geringschätzung der Arbeit, sondern die totale Verachtung für die zu leistende und geleistete Arbeit. Dies hat sich noch nicht einmal eine Regierung Rüttgers geleistet !!!!! Sie torpedieren mit der geplanten Übernahme des Tarifabschlusses nicht nur Ihre eigene Verwaltung der Landesregierung, sondern auch wichtige Bereiche der Verwaltungen in den Kommunen und Landkreisen. Die Nachwuchsgewinnung in allen Bereichen wird auch dort immer schwieriger. Die neuerliche Debatte über die Rettung der Banken in Zypern lässt Sie Frau Kraft, aus unserer Sicht noch weiter ins Abseits treten. Sie lehnen es ab, dass die Rentenfonds der Zyprioten in den Rettungsschirm aufgenommen werden. Die bereits gebildeten Rücklagen zur Beamtenversorgung wurden von Politikern aller Parteien bereits vor längerer Zeit zur Absenkung der Staatsschulden aufgelöst. Aber dies ist durch eine geplante Absenkung des Versorgungsniveaus der Beamten auszugleichen. Ich möchte Sie an dieser Stelle daran erinnern, dass Sie mit vielen Stimmen, der über Rüttgers verärgerten Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes die Wahl gewonnen haben und auch aus der zweiten Wahl 2012 so gestärkt hervorgehen konnten, weil Sie bisher als Vertrauensperson galten, die einmal gegebene Versprechungen hält. Ich denke die knapp 100.000 betroffenen Wähler im öffentlichen Dienst werden bei der nächsten Wahl, wahrscheinlich schon bei der Bundestagswahl, diese Missachtung die Sie und Ihre Partei, für die Beamten und deren Arbeit an den Tag legen, zu würdigen wissen. Mit freundlichen Grüßen Peter Grafenschaefer 3