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Die deutsche Wirtschaft ist in hohem Maße exportorientiert und damit auch
exportabhängig. Fast jeder vierte Arbeitsplatz in Deutschland hängt vom
Export ab. Gleichzeitig ist Deutschland als rohstoffarmes Land auch auf
Importe angewiesen – vor allem im Energiebereich. Trotz dieser ImportAbhängigkeit liegen in Deutschland die Warenausfuhren seit Jahrzehnten über
den Wareneinfuhren. 2016 wurde ein neuer Rekordüberschuss bei der
Handelsbilanz erzielt: Der Wert der exportierten Waren war 252 Milliarden Euro
höher als der Wert der importieren Waren.
Fakten
Im Jahr 2015 wurden – bezogen auf alle Waren – 34,8 Prozent der Inlandsnachfrage
durch Importe abgedeckt. Wie hoch die Bedeutung des Außenhandels für
Deutschland ist, zeigt auch die Außenhandelsquote. Die Außenhandelsquote
entspricht dem prozentualen Anteil des Warenexports und -imports eines
Staates/einer Region am jeweiligen Bruttoinlandsprodukt (BIP). Weltweit stieg die
Außenhandelsquote laut der United Nations Conference on Trade and Development
(UNCTAD) von 19,1 Prozent im Jahr 1970 auf 51,6 Prozent im Jahr 2008. Die
weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise führte allerdings zu einem deutlichen
Rückgang der Außenhandelsquote auf 42,1 Prozent im Jahr 2009. Auch im Jahr
2015 wurde mit einer Quote von 44,4 Prozent nicht das Vorkrisenniveau erreicht.
Anders in Deutschland: Die mit 70,1 Prozent überdurchschnittlich hohe
Außenhandelsquote des Jahres 2008 fiel zwar im Zuge der Krise auf 59,9 Prozent im
Jahr 2009, sie stieg dann aber bereits 2010 auf 67,7 Prozent und lag 2011/2012 klar
über dem Vorkrisenniveau. Im Jahr 2015 lag die Außenhandelsquote Deutschlands
bei 72,2 Prozent.
Im Jahr 2016 exportierte Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamtes
Waren im Wert von 1.207,0 Milliarden Euro und importierte im Gegenzug Waren im
Wert von 954,6 Milliarden Euro. Insgesamt erhöhte sich der Warenexport
beziehungsweise der Warenimport in den Jahren 1980 bis 2016 jährlich um 5,4
beziehungsweise 4,8 Prozent. Krisenbedingt verringerten sich die Einfuhren von
2008 auf 2009 um 17,5 Prozent. Der Rückgang bei den Ausfuhren fiel mit einem
Minus von 18,4 Prozent sogar noch etwas höher aus. Zwischen 2009 und 2010
nahmen sowohl die Importe (plus 19,9 Prozent) als auch die Exporte (plus 18,5
Prozent) sehr stark zu und durch das erneut überdurchschnittliche Wachstum der Imund Exporte von 2010 auf 2011 (plus 13,2 bzw. 11,5 Prozent) wurden 2011 neue
Höchstwerte bei den Im- und Exporten erzielt. In den Jahren 2011 bis 2016 waren
die Veränderungen nicht mehr so ausgeprägt – im gesamten Zeitraum nahmen die
Importe um 5,8 Prozent und die Exporte um 13,7 Prozent zu.
Im Jahr 2008 konnte Deutschland seinen Titel als "Exportweltmeister" noch knapp
gegen China verteidigen – sechsmal in Folge exportierte Deutschland mehr Waren
als jedes andere Land. 2009 wurde Deutschland jedoch klar von China abgelöst.
Nach Angaben der UNCTAD konnte China seinen Vorsprung gegenüber
Deutschland im Jahr 2015 auf gut 945 Milliarden US-Dollar vergrößern. Zudem lagen
in den Jahren 2010 bis 2015 auch die USA wieder vor Deutschland.
Eine ganz andere Rangfolge ergibt sich, wenn der Warenexport pro Kopf verglichen
wird: Bei dieser Betrachtungsweise lagen im Jahr 2015 die Handelsdrehscheiben
Hongkong und Singapur an vorderster Stelle. Innerhalb Europas nahmen Belgien,
die Schweiz, die Niederlande und Luxemburg Spitzenpositionen ein. Deutschland
kam nach dieser Rechnung noch in die Top 20 von 217 Staaten/Gebieten (Rang 15)
und lag damit weit vor den USA (Rang 52) und China (Rang 83). Entsprechend
entfielen auf Deutschland von den weltweit getätigten Warenexporten des Jahres
2015 überdurchschnittliche 8,0 Prozent – bei einem Anteil von 1,1 Prozent an der
Weltbevölkerung.
In allen Jahren seit 1952 wurden mehr Waren aus Deutschland ausgeführt als
eingeführt. In den dreizehn Jahren 2004 bis 2016 lag der Handelsbilanzüberschuss
dabei zwölfmal bei mehr als 150 Milliarden Euro. Und auch 2009 war die
Handelsbilanz trotz der Finanz- und Wirtschaftskrise und der hohen
Exportabhängigkeit Deutschlands positiv (138,7 Mrd. Euro). Nach Angaben des
Statistischen Bundesamtes wurde 2016 mit 252,4 Milliarden Euro der bisher höchste
Handelsbilanzüberschuss erzielt. Auf die beiden vorangehenden Jahre entfielen der
zweit- und dritthöchste Überschuss (2015: 244,3 Mrd. Euro / 2014: 213,6 Mrd. Euro).
Die hohen Handelsbilanzüberschüsse tragen maßgeblich dazu bei, dass auch die
Leistungsbilanz Deutschlands seit einschließlich 2002 durchgehend positiv ist. Die
Leistungsbilanz fasst verschiedene Bilanzen zusammen – unter anderem die
Handels- und die Dienstleistungsbilanz. Der Leistungsbilanzüberschuss
Deutschlands stieg zwischen 2003 und 2007 von 31,3 auf 169,6 Milliarden Euro.
Auch in den Krisenjahren 2008 und 2009 konnten mit 143,3 beziehungsweise 141,2
Milliarden Euro hohe Überschüsse erzielt werden. Bis 2012/2013 erhöhte sich der
Leistungsbilanzüberschuss wiederum auf 193,6 beziehungsweise 190,4 Milliarden
Euro.
2014 lag der Leistungsbilanzüberschuss erstmalig bei mehr als 200 Milliarden Euro
(212,9 Mrd. Euro). Schließlich wurde im Jahr 2016 mit einem
Leistungsbilanzüberschuss in Höhe von 266,0 Milliarden Euro der bisherige
Höchstwert erreicht. Dabei betrug der Überschuss der Warenhandelsbilanz nach
Angaben der Deutschen Bundesbank 271,5 Milliarden Euro. Die Bilanz der
Primäreinkommen war im Jahr 2016 ebenfalls positiv (plus 63,2 Mrd. Euro). Negativ
waren hingegen erneut die Dienstleistungsbilanz (minus 28,3 Mrd. Euro) und die
Bilanz der Sekundäreinkommen (minus 40,5 Mrd. Euro).
Datenquelle
Statistisches Bundesamt: Außenhandel, Deutscher Außenhandel; United Nations
Conference on Trade and Development (UNCTAD): Online-Datenbank:
UNCTADstat; Deutsche Bundesbank: Zahlungsbilanzstatistik
Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen
Weitere Informationen zum Thema Handelsanteile Deutschland – EU – USA –
China erhalten Sie hier: http://www.bpb.de/135825
Informationen zur Energieabhängigkeitsquote erhalten Sie hier:
http://www.bpb.de/135829
Die Importabhängigkeitsquote zeigt, bis zu welchem Grad die inländische
Nachfrage durch Importe abgedeckt wird. Die Quote entspricht dem Verhältnis der
Importe zu dem um den Außenhandelssaldo – die Differenz zwischen Exporten und
Importen – bereinigten Bruttoinlandsprodukt (BIP).
Die Handelsbilanz ist auf einen Zeitraum bezogen und gibt den Saldo der
Warenausfuhren und -einfuhren eines Staates oder einer Staatengruppe an. Bei
einem Handelsbilanzüberschuss bzw. -defizit erhöht sich die Gläubiger- bzw.
Schuldnerposition gegenüber dem Ausland. Da die Handelsbilanz eine Teilbilanz der
Leistungsbilanz ist, kann ein Ungleichgewicht der Handelsbilanz durch die Salden
anderer Teilbilanzen ausgeglichen werden.
Die Leistungsbilanz fasst die Handelsbilanz, die Dienstleistungsbilanz (Saldo der
Dienstleistungsexporte und -importe) sowie die Bilanz der Primär- und
Sekundäreinkommen zusammen. Die Teilbilanz der Primäreinkommen umfasst
grenzüberschreitende Zahlungen aus Erwerbstätigkeit und Vermögensanlagen,
darunter Zins- und Dividendenzahlungen. Unter den Sekundäreinkommen werden
regelmäßige Zahlungen verstanden, denen keine unmittelbare Leistung der anderen
Seite gegenübersteht – so zum Beispiel die Überweisungen der in Deutschland
beschäftigten ausländischen Arbeitnehmer in ihre Heimatländer, die Zahlungen des
Staates an internationale Organisationen wie die Vereinten Nationen oder
Leistungen im Rahmen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) misst den Wert der im Inland hergestellten Waren
und Dienstleistungen (Wertschöpfung), soweit diese nicht als Vorleistungen für die
Produktion anderer Waren und Dienstleistungen verwendet werden. Das BIP ist
gegenwärtig das wichtigste gesamtwirtschaftliche Produktionsmaß.
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