Untersuchungen zur Darstellung und Anwendung neuer Bispidin-Übergangsmetallverbindungen Sebastian Wiesner Das Ziel dieser Arbeit waren Untersuchungen zum Einfluss von gezielten strukturellen Veränderungen an molekularen Katalysatoren auf die Reaktivität und Selektivität von homogenen katalytischen Reaktionen. Aufgrund ihrer speziellen strukturellen Eigenschaften und ihrer Starrheit haben Bispidine und ihre 1 Übergangsmetallkomplexe interessante katalytische Eigenschaften . Auf der Basis konkreter Konzepte zum Design und Synthese neuer Liganden wurden chirale Bispidine sowie die entsprechenden Koordinationsverbindungen synthetisiert und deren Eigenschaften ausführlich untersucht. Im ersten Kapitel/Teilprojekt wurde dabei der Einfluss zusätzlich eingeführter Reste auf die konformative Flexibilität eines am Bispidin gebundenen Pyridylmethylsubstituenten untersucht (siehe Abb. 1). Abbildung 1 Ligand L1 (links) und L1 in Komplexverbindung (Mitte, rechts) Die Flexibilität des Pyridylmethylsubstituenten kann dabei durch die Abweichung dieses Restes von der Pseudospiegelebene der Komplexverbindungen charakterisiert werden. Hinsichtlich der Starrheit des Liganden stellt diese Flexibilität eines der letzten beeinflussbaren Freiheitsgrade dar. Der Einfluss von zusätzlich eingeführten Substituenten R1 (siehe Abb. 1) wurde mittels molekülmechanischen Berechnungen mit dem 2 Programmpaket MOMEC untersucht . Zur Simulation verschiedener Metall-Donor-Bindungsabstände erfolgten die Berechnungen unter Verwendung von CoIII und ZnII als Zentralatom. Hinsichtlich der Position des Pyridylmethylsubstituenten wurden dabei zwei Konformere gefunden, welche im Falle substituierter Liganden (R1 siehe Abb. 1) energetisch unterschiedlich sind (siehe Abb.2). Abbildung 2 Berechnete Strukturen von [(L)ZnII(NH3)]2+; die Konfiguration des Liganden ist jeweils (R) Die gefundenen, zu einander konformeren Strukturen wurden durch den berechneten Energieunterschied, den 3 chirality content measure CCM sowie durch die Abweichung γ des Pyridylmethylsubstituenten von der Pseudospiegelebene der Moleküle charakterisiert. Der CCM stellt einen Symmetriedeskriptor dar, die Berechnung erfolgt nach3: S (G ) 1 n 2 2 (pi – p´i) nD i 1 Gleichung 1 Vorschrift zur Berechnung von Symmetriedeskriptoren Dabei zeigte sich eine Abhängigkeit dieser Parameter von den Metall-Donor-Bindungsabständen sowie von verschiedenen Substitutionsmustern am Liganden. Es konnte gezeigt werden, dass eine Susbtitution mit sterisch anspruchsvollen Resten an R1 zu einer deutlichen Erhöhung des Energieunterschiedes zwischen den Konformeren führt. Damit geht eine Versteifung des den Pyridylmethylsubstituenten enthaltenen fünfgliedrigen Chelatringes (siehe Abb.1, rot) einher. Die entsprechenden chiralen Liganden mit R1= Me und R1= Ph wurden synthetisiert und die Eigenschaften der entsprechenden FeII-Koordinationsverbindungen untersucht. Die so dargestellten Verbindungen sind aktive Epoxidierungskatalysatoren, die Aktivität dieser Katalysatoren unter verschiedenen Bedingungen (aerob/ anaerob, Lösungsmitteleinfluss, Einfluss der Substrate auf Reaktivität/Selektivität der Katalyse) wurde intensiv untersucht. Als interessantes Merkmal wurde dabei mit zusätzlicher Substitution am Rest R1 eine Erhöhung der Epoxidierungsaktivität gefunden. Die gleichzeitige Erhöhung der Fe IV/III Reduktionspotentiale innerhalb der Substitutionsreihe lässt folgende Interpretation zu: Das Bispidingrundgerüst bevorzugt gering geladene Zentralteilchen mit hohen Spinmultiplizitäten, destabilisiert aber demzufolge hoch geladene Spezies. Die Destabilisierung hochgeladener Zentralatome wird mit der Versteifung des Ligandgerüsts durch die zusätzlichen Substituenten R1 verstärkt, was zu einer Erhöhung der Epoxidierungsaktivität führt. Die Enantioselektivität der optisch reinen Katalysatoren hinsichtlich der assymmetrischen Epoxidierung stellte sich als gering heraus. Abbildung 3 Dargestellte tri- und tetradentate, tricyclische Bispidinderviate Im zweiten Projekt gelang die Darstellung tricyclischer Bispidine (siehe Abbildung 3), die Koordinationschemie dieser Liganden mit CuII und FeII wurde ausführlich untersucht. Dabei stellte sich die Epoxidierungsaktivität der FeII-Koordinationsverbindungen als gering heraus, die analogen Cu II-Verbindungen sind jedoch aktive Aziridinierungskatalysatoren. Die Asymmetrie und damit die Eignung dieser Moleküle als enantioselektive Katalysatoren kann wie bereits beschrieben, durch die CCM – Symmetriedeskriptoren wiedergespiegelt werden. Je höher die Abweichung von der am nächsten befindlichen symmetrischen Struktur, desto höher der CCM3. Dieser wurde für eine bestimmte Klasse von Katalysatoren als linear korrelierbar mit der Enantioselektivität gefundenFehler! Textmarke nicht definiert. . Die Berechnung erfolgte anhand der Geometrien der erhaltenen Kristallstrukturen der Komplexe. Weiterhin konnte in vorläufigen Experimenten gezeigt werden, dass die entsprechenden CuII-Komplexe mit tricyclischen Bispidinen aktive Aziridinierungskatalysatoren sind. Im dritten Projekt wurde die Synthese von chiralen, optisch reinen Bispidinen ausgehend von enantiomerenreinen Naturstoffen angestrebt. Zum Design dieser Liganden bzw. zur Auswahl der Naturstoffe wurden zuerst die Geometrien entsprechender Übergangsmetallkomplexe mit dem Programmpaket MOMEC 97 berechnet und anschließend CCM-Berechnungen durchgeführt. Die erhaltenen Ergebnisse sind in Abbildung 4 dargestellt. Abbildung 4 Berechnete Strukturen mit Fe als Zentralatom und CCM-Werte Es handelt sich dabei um asymmetrische Moleküle, bestätigt durch einen CCM größer 0. Basierend auf den erhaltenen Werten wurde anschließend die Entwicklung der Ligandsynthese durchgeführt. In erster Instanz wurden dazu ausgehend von optisch reinen Naturstoffen die entsprechenden substituierten Pyridincarbaldehyde 4 dargestellt . Ausgehend von diesen Vorstufen konnte anschließend eine Synthese entsprechender Bispidinliganden ausgearbeitet werden. Weiterhin wurden erste Untersuchungen hinsichtlich der Koordinationschemie mit CuII und FeII ausgeführt. Die entsprechenden Komplexverbindungen sind mit den dargestellten pinenannellierten Bispdinen zugänglich. Damit stellen die entwickelten Liganden wertvolle Grundkörper für weitere Untersuchungen hinsichtlich der enantioselektiven Katalyse mit Bispidinen dar. 1 (a) Comba, P.; Lang, C.; Lopez de Laorden, C.; Muruganantham, A; Rajaraman, G.; Wadepohl, H.; Zajaczkowski, M. Chem. Eur. J. 2008, 14(17), 5313. (b) Comba, P.; Haaf, C.; Lienke, A.; Muraganatham, A.; Wadepohl, H.; Chem. Eur. J. submitted. (c) Comba, P.; Maurer, M.; Vadivelu, P. J. Phys. Chem. A 2008, 112(50), 13028. (d) Bautz, J.; Comba, P.; Lopez de Laorden, C.; Menzel, M.; Rajaraman, G. Angew. Chemie, Inter. Ed. 2007, 46(42), 8067. (e) Comba, P.; Wunderlich, S.; Angew. Chem. Submitted. 2 Comba, P.; Hambley, T.W., Okon, N.; Lauer, G. MOMEC 97, a molecular modeling package for inorganic compounds, Heidelberg, 1997. 3 (a) Zabrodsky, H.; Avnir, D. J. Am. Chem. Soc. 1995, 117, 462. (b) Alvarez, S.; Alemany, P.; Avnir, D. Chem. Soc. Rev. 2005, 34, 313. 4 Sauers, A. L.; Douglas, M. H.; Bernhard, S.; J. Org. Chem. 2004, 69, 8910.