Anlage 2: Modulbeschreibung zum Studiengang Elektrotechnik und Informationstechnik mit dem Abschluss Bachelor of Science Basismodul Mathematisch-physikalische Grundlagen Modulnummer 1.5 Modulname Physik Modulverantwortlich Studiendekan Physik der Fakultät für Naturwissenschaften Inhalte und Qualifikationsziele Inhalte: • Mechanik • Thermodynamik • Optik • Moderne Physik Qualifikationsziele: Erwerb und Vertiefung grundlegender physikalischer Kenntnisse zu den genannten inhaltlichen Schwerpunkten als Basis für die weitere Spezialisierung im Studiengang Lehrformen Lehrformen des Moduls sind Vorlesung, Übung und Praktikum. • V: Physik (4 LVS) • Ü: Physik (2 LVS) • P: Physik (2 LVS) Voraussetzungen für die Teilnahme keine Verwendbarkeit des Moduls --- Voraussetzungen für die Vergabe von Leistungspunkten Die Erfüllung der Zulassungsvoraussetzung für die Prüfungsleistung und die erfolgreiche Ablegung der Modulprüfung sind Voraussetzungen für die Vergabe von Leistungspunkten. Zulassungsvoraussetzung ist folgende Prüfungsvorleistung (mehrfach wiederholbar): • erfolgreich testiertes Physikalisches Praktikum Modulprüfung Die Modulprüfung besteht aus einer Prüfungsleistung: • 180-minütige Klausur zu Physik Leistungspunkte und Noten In dem Modul werden 9 Leistungspunkte erworben. Die Bewertung der Prüfungsleistung und die Bildung der Modulnote sind in § 10 der Prüfungsordnung geregelt. Häufigkeit des Angebots Das Modul wird in jedem Studienjahr angeboten. Arbeitsaufwand Das Modul umfasst einen Gesamtarbeitsaufwand der Studierenden von 270 AS. Dauer des Moduls Bei regulärem Studienverlauf erstreckt sich das Modul auf zwei Semester. 5 Physik für Elektrotechniker und Informatiker Grundlagenvorlesung 1. & 2. Semester Inhaltsverzeichnis 0. Allgemeine Einführung in das naturwissenschaftliche Fach Physik 0.1. Stellung und Bedeutung der Physik – Was ist Physik? 0.2. Rolle des Experimentes, Messen, Maßsysteme 0.3. Physikalische Modelle, Hypothesen, Theorien, Rolle der Mathematik A Mechanik von Massepunkten und starren Körpern 1. Kinematik 1.1. Der Orstsvektor r t 1.2. Die geradlinige Bewegung = Translation 1.3. Die Kreisbewegung = Rotation 1.4. Überlagerung von Bewegungen – Superpositionsprinzip am Beispiel des Wurfes 2. Dynamik 2.1. Masse und Kraft 2.2. Die Newton‘schen Axiome – Integration der Bewegungsgleichung 2.3. Das statische Gleichgewicht – Kräfte und Drehmomente 2.4. Dichte und Massenmittelpunkt ausgedehnter Körper 2.5. Reibungskräfte zwischen festen Körpern 2.5.1. Haftreibung 2.5.2. Gleitreibung 2.5.3. Rollreibung 2.5.4. Seilreibung 3. Arbeit, Energie, Leistung 3.1. Mechanische Arbeit und Leistung 3.2. Potentielle und kinetische Energie 3.3. Der Energiesatz der Mechanik 3.4. Die Goldene Regel der Mechanik 4. Stöße 4.1. Grundlagen 4.2. Elastische Stöße im Laborsystem 4.3. Gerader zentraler inelastischer Stoß 4.4. Dezentraler elastischer Stoß 4.5. Stöße im Schwerpunktsystem 4.6. Systeme mit zeitlich veränderlicher Masse 4.6.1. Rakete 4.6.2. Regentropfen* 4.6.3. Förderband* 5. Drehimpuls, Trägheitsmoment, Rotationsenergie 5.1. Drehimpuls 5.2. Massenträgheitsmoment 5.3. Rotationsenergie 5.4. Starrer Körper 5.5. Bewegungsgleichung 5.6. Energieerhaltungssatz der Mechanik für die Rotation 5.7. Drehimpulserhaltungssatz 5.8. Trägheitstensor* 5.9. Kreisel* 6. Gravitation 6.1. Gravitationsgesetz 6.2. Kepler‘sche Gesetze 6.3. Kosmische Geschwindigkeiten 7. Schwingungen 7.1. Freie ungedämpfte Schwingungen 7.1.1. Federpendel und mathematisches Pendel 7.1.2. Physikalisches oder Schwerependel 7.2. Freie gedämpfte Schwingung 7.3. Erzwungene Schwingungen 7.4. Überlagerung von Schwingungen 7.5. Fourieranalyse; Fouriersynthese; Fourierreihe(n) 7.6. Gekoppelte Schwingungen 7.7. Parametrische Resonanz 7.8. Chaotische Bewegungen 8. Wellen 8.1. Einleitung: Was ist eine Welle? 8.2. Überlagerung von Wellen, Gruppengeschwindigkeit 8.3. Prinzipien der Wellenausbreitung 8.3.1. Streuung 8.3.2. Das Huygens-Fresnel‘sche Prinzip 8.3.3. Das Fermat‘sche Prinzip, Snellius’sches Brechungsgesetz, Reflexionsgesetz 8.4. Doppler-Effekt und Mach’scher Kegel 8.5. Zusammenhang zwischen Energie und Intensität einer Welle 9. Trägheitskräfte in beliebig beschleunigten Bezugssysteme Mechanik deformierbarer Körper 10. Festkörper unter äußeren Spannungen 10.1. Mechanische Spannung 10.2. 10.3. 10.4. Scherung Der gebogene Balken Inelastisches Verhalten Übungsaufgaben B Phänomenologische Wärmelehre – Thermodynamik – Statistische Mechanik 1. Wärme und Temperatur 1.1. Grundbegriffe 1.2. Thermisches Gleichgewicht – Nullter Hauptsatz der Wärmelehre 1.3. Wärmeausdehnung und Temperaturmessung 1.4. Freiheitsgrade, Gleichverteilungssatz 1.5. Wärmekapazität und spezifische Wärme 2. Kinetische Gastheorie 3. 1. Hauptsatz der Wärmelehre 4. Zustandsänderungen, thermodynamische Prozesse 4.1. Isobare Prozesse (V = const.) 4.2. Isochore Prozesse (p = const.) 4.3. Isotherme Prozesse (T = const.) 4.4. Adiabatische Prozesse (Q = const.) 4.5. Isenthalpische Prozesse (H = const.) - Gasverflüssigung 5. 2. Hauptsatz der Wärmelehre, Kreisprozesse, Verfügbarkeit der Wärme 5.1. Wärmekraftmaschinen und 2. Hauptsatz der Thermodynamik 5.2. Kältemaschinen (Wärmepumpen) und 2. Hauptsatz 5.3. Der Carnot-Prozess 5.4. Entropie und der 2. Hauptsatz der Wärmelehre 5.4.1. Statistische Deutung der Entropie 5.4.2. Entropie und Wärmeenergie 5.4.3. Der 2. Hauptsatz der Wärmelehre als Entropiesatz 6. Aggregatzustände 6.1. Flüssigkeit und Dampf 6.2. Koexistenz dreier Phasen 7. Transport von Wärme 7.1. Diffusion 7.2. Wärmeleitung 7.3. Wärmeströmung – Konvektion 7.4. Wärmestrahlung Übungsaufgaben C Optik 1. Was ist Licht? 2. Geometrische Optik (Strahlenoptik) 2.1. Ausbreitung des Lichts 2.1.1. Reflexion und Brechung an ebenen Grenzflächen Reflexion, Brechung, Totalreflexion 2.1.2. Reflexion und Brechung an gekrümmten Grenzflächen Reflexion an Hohl- und Wölbspiegel 2.2. Brechung an Sammel- und Zerstreuungslinsen 2.2.1. Abbildung mittels Blende (Lochkamera) 2.2.2. Abbildung mittels Sammellinse 2.2.3. Abbildung mittels Hohlspiegel 2.2.4. Zerstreuungslinsen, Wölb- und Hohlspiegel 2.2.5. Prismen 2.2.6. Abbildungsfehler 2.3. Optische Instrumente 2.3.1. Sehwinkel, Auflösungsvermögen, Vergrößerung 2.3.2. Lupe 2.3.3. Mikroskop 2.3.4. Teleskop (Fernrohr) 3. Wellenoptik 3.1. Zeitliche und räumliche Kohärenz - Interferenz 3.1.1. Zeitliche Kohärenz 3.1.2. Räumliche Kohärenz 3.1.3. Interferenz kohärenter Wellen 3.2. Beugung 3.2.1. Beugung an einer runden Scheibe 3.2.2. Beugung am Spalt 3.2.3. Beugung am Doppelspalt 3.2.4. Beugung am Strichgitter 3.3. Holografie Übungsaufgaben D Moderne Physik 1. Compton-Effekt als nichtzentraler elastischer Stoß in relativister Betrachtung 2. Röntgenbeugung – Avogadro-Konstante 3. Holografie 4. Elektronenmikroskopie 0. Allgemeine Einführung in das naturwissenschaftliche Fach Physik 0.1. Stellung und Bedeutung der Physik – Was ist Physik? 0.2. Rolle des Experimentes, Messen, Maßsysteme 0.3. Physikalische Modelle, Hypothesen, Theorien, Rolle der Mathematik Was ist Physik? Allgemeine Einführung in das naturwissenschaftliche Fach 0.1. Stellung und Bedeutung der Physik wörtlich (übersetzt): Ursprung, Naturordnung, das Geschaffene Aristoteles 384 – 324 v. Chr. Folie 1 Hauptziel: Erforschung und Verstehen der grundlegenden Naturgesetze, auf denen alle bekannten physikalischen Phänomene/Erscheinungen beruhen Fundament der Technik: Rein praktisch sind alle technischen Errungenschaften Anwendungen der Physik Historisches: Die griechische Naturphilosophie war der Beginn naturwissenschaftlichen Denkens, der Start zur Entmythologisierung der Natur. Die Natur ist ein sehr komplizierter und zugleich komplexer Mechanismus, den man aber prinzipiell begreifen kann. Es existieren Gesetzmäßigkeiten anstatt undurchschaubares Wissen von Göttern und Dämonen. Die Geschichte der Physik zeigt eine ständige Verbesserung des Verständnisses auf. Jede neue Stufe führt zu einer Vereinfachung und Verringerung der Zahl der Grundgesetzte und Theorien. Seit geraumer Zeit findet eine „Physikalisierung“ anderer Wissenschaftszweige statt. Bsp.: Chemie Biologie = = Physik der Atomhülle Komplex chemischer Reaktionen Chemie der Eiweise (Das soll keineswegs eine Geringschätzung der anderen Wissenschaftszweige darstellen!) Der gegenwärtige Höhenflug der biologischen Wissenschaften, die Entwicklung der Biotechnologie beruhen wesentlich auf der Anwendung physikalischer Methoden, wobei man bisher noch nicht versteht, wie Leben entsteht, was es genau ist, wie es anfängt und aufhört. Jede physikalische Aussage kann überprüft werden durch Wiederholung eines bestehenden Experiments oder durch Hinterfragung einer aufgestellten Hypothese oder Theorie. Die Physik macht aus der Naturbeobachtung Aussagen und trifft Schlussfolgerungen über Dinge, die nicht einmalig sind, also nicht nur einmal auftreten. Folie 2 Eine ganz wesentliche Errungenschaft physikalischen Vorgehens ist das gezielte Experiment als gezielte Anfrage an bestimmte Aspekte der Natur unter Ausschluss strömender Effekte. Es erfolgt eine Modellbildung zur Vereinfachung und Abstraktion. Mit dem Experiment sehr eng verknüpft sind zwei wesentliche weitere Komplexe: 1. Physikalische Größen, Maßsysteme, Maßeinheiten, Messungen, Messfehler 2. Physikalische Modelle, Hypothesen, Theorien, Mathematisierung Physikalische Beobachtungen müssen quantitativ sein, d.h. in Maß und Zahl angegeben sein. Nur dann sind sie jederzeit nachprüfbar. Alle Beobachtungen müssen auf Messungen beruhen. Bsp.: Es reicht nicht zu sagen: „Das Wasser ist warm“. Man muss die Temperatur mit einem Thermometer messen. Unsere Sinnesorgane sind empfindlich für Vergleiche. Sie können aber nicht zum absoluten Messen verwendet werden. Darüber hinaus lassen sich unsere Sinnesorgane täuschen. 0.2. Rolle des Experimentes, Messen, Maßsysteme Das Wesen eines Experimentes ist die Messung, der unmittelbare Vergleich zweier Größen Bsp.: Die physikalische Größe „Länge“ hat die Maßeinheit Meter m. Um eine gegebene Länge oder Distanz zu ermitteln, wird diese mit der Messlänge (Maßeinheit) verglichen. Zollstock: „Die Distanz beträgt x, yz m“ Maßeinheiten werden durch Normale oder Standards definiert. Messgeräte müssen regelmäßig an diesen Normalen geeicht, kalibriert, überprüft, verglichen werden. Normale = f (Entwicklungsstand von Wissenschaft und Technik) f (Güte und Genauigkeit der möglichen Messtechnik) Folie 3 Folie 3: Skizze Erdquadrant Skala 1m Definition: 1 m: Strecke, die Licht im Vakuum in 1 s zurückgelegt. 299.792.458 Damit ist c0 als Vakuumlichtgeschwindigkeit keine Messgröße mehr und beträgt definitionsgemäß 299.792.458 m ! s Definition der s: über die Periodendauer eines bestimmten Überganges des 133Cs-Atoms Übergang zwischen den beiden Hyperfeinstrukturniveaus des Grundzustandes, des 9.192631.770-fache Definition des kg: Paris 1kg-Pt-Ir-Zyl. früher: 1 dm³ H2O bei 4°C angestrebt: Übergang zu Si-Einkristallkugel mit definierten Atomzahlen Anschluss an Längenmaß und atomaren Einheiten Die 7 Grundgrößen des SI-Systems G = Physikalische Größe = G x G Maßzahl x Länge Meter m l = Maßeinheit Kinematik K Zeit t Masse m = Sekunde s = Kilogramm kg Elektr. Stromstärke I = Temperatur Kelvin K T = Mechanik Ampere A ED TD Stoffmenge n = Mol mol Lichtstärke L = Candela cd Photometrie Alle anderen physikalischen Größen sind abgeleitete Größen. Oft wird abgeleiteten Maßeinheiten ein eigener Name verliehen: Bsp.: (N, J, W,…) Eine „Dimensionsanalyse“ erlaubt die Überprüfung der Richtigkeit beliebig komplizierter Formeln. Links und rechts des Gleichheitszeichens muss die gleiche Dimension stehen. Der Messprozess wird wesentlich durch zwei Begriffe charakterisiert: o Messgenauigkeit Wie groß ist der maximale Messfehler? o Reproduzierbarkeit Liefert die Wiederholung der Messung zu einer anderen Zeit oderunter anderen Bedingungen ein gleiches Ergebnis? Physikalisches Praktikum 0.3. Physikalische Modelle, Hypothesen, Theorien, Rolle der Mathematik Experimente sind meist so gestaltet, dass bestimmte Einflüsse deutlich messbar sind, störende Einflüsse hingegen ausgeschaltet oder weitestgehend unterdrückt werden und die gewünschte Größe möglichst unbeeinflusst ermittelt werden kann. Bsp.: Experiment 3: Fallgesetze / Fallröhre: V 2 / 1232 Ausschluss des Luftwiederstandes in einem Vakuum-Fallturm Physikalische Gesetze, die in der Regel durch Formeln ausgedrückt werden, sind den Vereinfachungen des Modells angepasst, d.h., Dinge, die in dem betrachteten Zustand keine Rolle spielen, kommen nicht (mehr) vor. Einfachheit und Klarheit Man muss aber immer wieder (über)prüfen, ob die Voraussetzungen des Modells im konkreten Falle gelten. Hypothesen: Mehr oder weniger begründete Vermutungen, Arbeitshypothesen dienen oft der Planung bzw. dem Entwurf von Experimenten Bsp.: Wenn das so ist, dann müssten doch auch… Vorstufen von Gesetzmäßigkeiten Prinzipiell ist Physik immer offen für unerwartete experimentelle Ereignisse. Insofern ist keine Gesetzmäßigkeit „absolut“. Mit zunehmender Vervollständigung des Bildes von der Welt, der zunehmenden Menge von zusammenpassenden und sich gegenseitig nicht störenden bzw. sich stützenden Befunden steigt natürlich das Zutrauen in die gefundenen Gesetzmäßigkeiten. Deshalb wird z.B. die (zukünftige) Suche nach einem perpetuum mobile abgelehnt. Theorien: Überwiegend mathematische Formulierung gefundener Gesetzmäßigkeiten beziehen sich auf ein bestimmtes Modell o Außerordentlich wichtige Rolle von Mathematik + Computerphysik o Arbeitsteilung zwischen Experimentalphysik und theoretischer Physik wegen des enormen Wissensvolumens Neue experimentelle Messergebnisse Theorie/ Hypothese theoretische Erklärung nachfolgende experimentelle Bestätigung o Computertechnik: näherungsweise Lösung komplexer Probleme, die analytisch unzugänglich sind Berechnung experimentell nicht zugänglicher Konstellationen Die in Theorien verwendete mathematische Formulierung physikalischer Aussagen erlaubt die Vorhersage bisher nicht bekannter Vorgänge und Erscheinungen. Bsp.: Vorhersage elektromagnetischer Wellen durch James Clerk Maxwell (1831 - 1879) Experimenteller Nachweis durch Heinrich Hertz (1857 - 1894) A Mechanik von Massepunkten und starren Körpern 1. Kinematik 1.3. Der Orstsvektor 1.4. Die geradlinige Bewegung = Translation 1.5. Die Kreisbewegung = Rotation 1.6. Überlagerung von Bewegungen – Superpositionsprinzip am Beispiel des Wurfes 2. Dynamik 2.3. Masse und Kraft 2.4. Die Newton‘schen Axiome – Integration der Bewegungsgleichung 2.5. Das statische Gleichgewicht – Kräfte und Drehmomente 2.6. Dichte und Massenmittelpunkt ausgedehnter Körper 2.7. Reibungskräfte zwischen festen Körpern 2.5.1. Haftreibung 2.5.2. Gleitreibung 2.5.3. Rollreibung 2.5.4. Seilreibung 3. Arbeit, Energie, Leistung 3.3. Mechanische Arbeit und Leistung 3.4. Potentielle und kinetische Energie 3.5. Der Energiesatz der Mechanik 3.6. Die Goldene Regel der Mechanik 4. Stöße 4.3. 4.4. 4.5. 4.6. 4.7. 4.8. 4.8.1. 4.8.2. 4.8.3. Grundlagen Elastische Stöße im Laborsystem Gerader zentraler inelastischer Stoß Dezentraler elastischer Stoß Stöße im Schwerpunktsystem Systeme mit zeitlich veränderlicher Masse Rakete Regentropfen* Förderband* 5. Drehimpuls, Trägheitsmoment, Rotationsenergie 5.3. Drehimpuls 5.4. Massenträgheitsmoment 5.5. Rotationsenergie 5.6. Starrer Körper 5.7. Bewegungsgleichung 5.8. Energieerhaltungssatz der Mechanik für die Rotation 5.9. Drehimpulserhaltungssatz 5.10. Trägheitstensor* 5.11. Kreisel* 6. Gravitation 6.3. Gravitationsgesetz 6.4. Kepler‘sche Gesetze 6.5. Kosmische Geschwindigkeiten 7. Schwingungen 7.3. Freie ungedämpfte Schwingungen 7.3.1. Federpendel und mathematisches Pendel 7.3.2. Physikalisches oder Schwerependel 7.4. Freie gedämpfte Schwingung 7.5. Erzwungene Schwingungen 7.6. Überlagerung von Schwingungen 7.7. Fourieranalyse; Fouriersynthese; Fourierreihe(n) 7.8. Gekoppelte Schwingungen 7.9. Parametrische Resonanz 7.10. Chaotische Bewegungen 8. Wellen 8.3. 8.4. 8.5. 8.5.1. 8.5.2. 8.5.3. 8.6. 8.7. Einleitung: Was ist eine Welle? Überlagerung von Wellen, Gruppengeschwindigkeit Prinzipien der Wellenausbreitung Streuung Das Huygens-Fresnel‘sche Prinzip Das Fermat‘sche Prinzip, Snellius’sches Brechungsgesetz, Reflexionsgesetz Doppler-Effekt und Mach’scher Kegel Zusammenhang zwischen Energie und Intensität einer Welle 9. Trägheitskräfte in beliebig beschleunigten Bezugssysteme Mechanik deformierbarer Körper 10. Festkörper unter äußeren Spannungen 10.3. Mechanische Spannung 10.4. Scherung 10.5. Der gebogene Balken 10.6. Inelastisches Verhalten Übungsaufgaben A Mechanik von Massepunkten und starren Körpern 1. Kinematik 1.1. Der Ortsvektor Die Kinematik beschreibt die Bewegung von Körpern ohne nach den Ursachen, die die Bewegung veranlassen, zu fragen. Die Beschreibung der Bewegung von Körpern geschieht durch die Angabe des Aufenthaltsortes zu jedem beliebigen Zeitpunkt. Mathematisch beschreibt der Ortsvektor r t mit seinen Komponenten x (t), y (t), z (t) diesen Anspruch. sehr oft: kartesisches KS Ursprungswahl zweckmäßig Experiment 1: KS mit Taube e x e y ez Der Ortsvektor r t ist vom Koordinatenursprung (0, 0, 0) zum Aufenthaltsort (x, y, z) gerichtet. x t y t z t r t = y t e x + y t e y + z t ez = (1) Einheitsvektoren in Achsenrichtung(en) Der Ortsvektor r t ändert bei der Bewegung des Körpers i. A. seinen Betrag r t und seine Richtung r t . r t Der Betrag r t hat die Dimension einer Länge und wird gemessen in Meter r = m r t = Bahnkurve (Orts-Zeitfunktion, parameterfrei) Betrag von r = r = r Skalarprodukt: r r ( xe x ye y zez ) ( xe x ye y zez ) a b a b cosWinkel ( a, b ) ei ei 1 ei e j 0 ei e j ij r 2 x2 y2 z2 Kroneckersymbol r x2 y2 z2 Experiment: plastisches Modell Die Richtung des Ortsvektors r in Bezug auf die Koordinatenachsen erhält man durch die Richtungskosinus. cos x x r Der Einheitsvektor cos y y r cos z z r r t zeigt nur die Richtung an und besitzt keine Maßeinheit. r t Zur Einführung der abgeleiteten Begriffe Geschwindigkeit und Beschleunigung sollen zunächst einfache Spezialfälle betrachtet werden: a) Der Körper bewegt sich auf einer Geraden Geradlinige Bewegung = Translation b) Der Körper bewegt sich auf einem Kreis. Wenn der Kreismittelpunkt M x0 , y0 als Koordinatenursprung gewählt wird, ändert der Ortsvektor r t nur seine Richtung, nicht aber seinen Betrag. c) Als Beispiel für den allgemeinen Fall werden Überlagerungen translatorischer Bewegungen betrachtet. 1.2. Die geradlinige Bewegung = Translation Der Körper K legt in der gewissen Zeit t den Weg s zurück. Den Quotienten aus Weg und Zeit nennt man seine (Bahn-) Geschwindigkeit oder auch Schnelligkeit. Definition Geschwindigkeit v = zurückgelegter Weg s verstrichene Zeit t (2) v m s Ist diese Geschwindigkeit v zeitlich Konstant v const , spricht man von gleichförmiger = Bewegung. In diesem Falle wächst der zurückgelegte Weg s linear mit der Zeit t an. Experiment 2: LKB v = const Wächst die Geschwindigkeit linear mit der Zeit t an (oder nimmt sie linear mit der Zeit t ab) liegt eine gleichmäßig beschleunigte Bewegung (Bahnbeschleunigung) vor. Definition: Beschleunigung a = a = Geschwindigkeitsänderung v Zeitintervall t m s2 Experiment 3: LKB a const Experiment 4: Fallrinne Die Geschwindigkeit ergibt sich als Fläche A unter der a t -Kurve. (3) Der Weg s ist die Fläche unter der v t -Kurve. Damit erhält man das Weg-Zeit-Gesetz für die gleichmäßig beschleunigte Bewegung. Bei der allgemeinen geradlinigen Bewegung ist auch die Beschleunigung a t zeitlich veränderlich. Es kann Beschleunigungs- und Abbremsphasen geben, ebenso wie Phasen gleichförmiger Bewegungen oder sogar Ruhe. s t : Weg-Zeit-Verlauf einer Bewegung mit einer Beschleunigungsphase, einer Phase gleichförmiger Bewegung und einer Verzögerungsphase Definition: Mittlere Geschwindigkeit v Über beliebige Eskapaden (unterwegs) sagt v zurückgelegter Weg s Zeit int ervall t nichts aus! (4) Bsp.: Aufgabe: Ein Auto (Pkw) fährt die erste Hälfte einer insgesamt 90 km langen Strecke mit v1 90 zweite mit v2 30 km , die h km . h Wie groß ist die mittlere Geschwindigkeit? t ges t t1 t 2 t1 45km 0,5h 90km h t 2 45km 1,5h 30km h t 2h v s 90km 45km h t 2h Es gilt also nicht: v v1 v2 2 km h 60 km (wäre ein fataler Fehler!) 2 h 90 30 Man hat vielmehr ein gewichtetes Mittel zu bilden! Dabei wird berücksichtigt, wie lange der Fahrer die jeweilige Geschwindigkeit eingehalten hat. v t t s s1 s2 v1t1 v2 t 2 v1t1 v2 t 2 v1 1 v2 2 t t t t1 t 2 t1 t 2 t Als Montangeschwindigkeit Geschwindigkeit definiert: wird die zu Gewichtsfaktoren einem bestimmten Zeitpunkt s ds t s t t 0 t dt v t lim erreichte (5) ds t und dt bezeichnet man als infinitesimale Größen (Zum Grenzwert hin klein werdend). Analog definiert man als mittlere Bahnbeschleunigung im Zeitintervall t : a v t (6) Entsprechend ist die Momentanbeschleunigung: d 2s t v dv t a t lim v t s t t 0 t dt dt 2 (7) Momentangeschwindigkeit und Momentanbeschleunigung erhält man also durch zeitliche Differentiation der Weg-Zeit-Funktion. Umgekehrt ergibt sich aus der Momentanbeschleunigung durch einmalige Integration die Momentangeschwindigkeit und durch zweimalige Integration die Weg-Zeit-Funktion (unbestimmtes Integral) oder der zurückgelegte Weg (bestimmtes Integral). Beispiele: ohne Beschränkung der Allgemeinheit zunächst nur: Eindimensional 1 D Gleichförmige Bewegung: dx x vo x const dt dx vo x dt vx t x t t dx x x0 t 0 t v0 x dt ' v0 x dt t 0 ' v0 x t x t x0 v0 x t x t x0 v0 x t Gleichmäßig beschleunigte Bewegung: x dv x t a x const dt vx t dv x a x dt t dv x a dt x t ' ax t 0 v0 x dt ' ax t t 0 v x t v0 a x t v x t v0 x a x t x dx dx v x dt x0 t t v x dt ' t 0 v t 0 0x a x t ' dt ' 1 v0 x t a x t 2 2 x t x0 v 0 x t ax 2 t 2 Diese Formeln finden Sie alle in dieser oder ähnlicher Darstellung in Tabellenbüchern. Tafelwerke helfen allerdings nicht weiter im folgenden Beispiel: Ungleichmäßig beschleunigte Bewegung: ax ax t spezielle Funktion dx t dv x t a x t dt x t v0 x t k tdt m t k k k 2 d x t t 'dt ' t 'dt ' t m m t 0 2m t 0 Anfangsgeschwindigkeit beachten x t ax t k t m x t v0 x dx x t dt x t t dx x0 k 2 t 2m v 0x t 0 bzw. k '2 ' k 3 t dt v0 x t t 2m 6m x t x0 v 0 x t k 3 t 6m Typische Geschwindigkeiten: Elektronen in einem Leiter m s m 25 s m 340 s m 300 s 3 104 Pkw Schall in Luft Bahngeschwindigkeit Erde Fußgänger Revolverkugel Licht im Vakuum m s m 300 s m 3 108 s 1, 4 Typische Beschleunigungen: m s2 m 10 2 s Pkw 3 100m-Läufer m s2 m 5000 2 s Fallbeschleunigung (Erde) 9,81 Gewehrkugel ================================================================= Empfohlene Literatur zu diesem Kapitel: Hering, Martin; Stohrer: Physik für Ingenieure, 10. Auflage, Lehrbuch, Springer Verlag, ISBN 978-3-540-71855-0, Seiten 29 bis 39 1.3. Die Kreisbewegung Wählt man bei der Beschreibung der Kreisbewegung den Kreismittelpunkt M (xM;yM) als Bezugspunkt, ändert sich nur die Richtung des Ortsvektors r t r0 r rˆ , nicht aber dessen Betrag. r r t r0 rˆ t , r0 const r (8) Zweckmäßig ist die Einführung von ebenen Polarkoordinaten r (Radius) und 𝞅 (zeitabhängiger Drehwinkel): Winkelkoordinate t Transformationsgleichungen x r cos y r sin x2 y2 r 2 x cot y y tan x arc tan Definition: y x Winkelgeschwindigkeit t d t t dt (9) Winkelbeschleunigung d t d 2 t t t dt dt 2 (10) Bei konstanter Winkelgeschwindigkeit spricht man von einer gleichförmigen, bei konstanter Winkelbeschleunigung von einer gleichmäßig beschleunigten Kreisbewegung. s bzw. r , v a sind Vektoren Frage: Kann man Drehbewegungen vektoriell erfassen? Gleichförmige Drehbewegungen werden durch eine Größe der Winkelgeschwindigkeit und einen Drehsinn bzw. eine Richtung beschrieben. Die konkrete Frage ist nun, ob es folgende Analogie gibt: Weg s Winkel Geschwindigkeit v Beschleunigung a Winkelgeschwindigkeit Winkelbeschleunigung Es zeigt sich, dass eine vektorielle Darstellung für und möglich ist, nicht aber für Winkel. Wenn Winkel als Vektoren darstellbar wären, müssten sie auch dem Gesetz der Kommutativität der Vektoraddition. gehorchen, d.h., die Hintereinanderausführung zweier Drehungen um zwei beliebig gewählte Achsen müsste von der Reihenfolge unabhängig sein. Die beiden Sequenzen der Drehung um y- und z-Achse sind nicht vertauschbar. Die Prozedur „erste Drehung um y-Achse, zweite Drehung um z-Achse“ führt zu einem anderen Ergebnis als die umgekehrte Aufeinanderfolge „erste Drehung um z, zweite Drehung um y“. Ferner spricht die Definition des Skalarproduktes sowie die Arcusfunktion eines Winkels dagegen. D.h., Makroskopische Winkel sind nicht als Vektoren darstellbar. Einschub für Experten und Feinschmecker: Anders ist die Lage für infinitesimal (im Grenzwert unendlich klein werdende) kleine Winkel. Hier wird die Hintereinanderausführung von Drehungen von der Reihenfolge unabhängig. Die Addition ist kommutativ, infinitesimal kleine Winkel sind als Vektoren darstellbar. Es ist gleichgültig, ob P über P‘ oder P“ in P* überführt wird. Die Wegelemente ds1 und ds2 addieren sich vektoriell zur resultierenden Verschiebung ds3 , dabei ist die Reihenfolge gleichgültig. ds3 ds1 ds2 ds2 ds1 Die zu den infinitesimalen Drehwinkeln d1 und d2 gehörigen Vektoren d1 und d2 definiert man mit Hilfe der „Rechte-Hand-Regel“: Einer Drehung d in Richtung der gekrümmten Finger der rechten Hand wird ein Vektor d in Richtung des ausgestreckten Daumens der rechten Hand zugeordnet. Im Beispiel steht also d1 auf der vom Ortsvektor r P und der Verschiebung ds1 gebildeten Ebene, entsprechend ist d2 Ebene r P ' , ds2 . Die mit den Wegelementen dsi ausgeführte Addition lässt sich damit sofort auf die di übertragen. d3 d1 d2 d2 d1 (11) Gemäß Gleichungen (9) (11) gilt damit auch: d 3 d 1 d 2 3 1 2 dt dt dt (12) Ende des Einschubes D.h.: Winkelgeschwindigkeiten sind als Vektoren schreibbar. Sie charakterisieren den Drehsinn und die Geschwindigkeit der Rotation. Vektoren mit diesen Eigenschaften heißen: „axiale Vektoren“. Die „normalen“ Vektoren heißen „polare“ Vektoren. Gleichung (12) sagt aus, dass man die Winkelgeschwindigkeiten zweier oder mehrerer Rotationen um unterschiedlichen Achsen vektoriell zu einer Gesamtwinkelgeschwindigkeit 3 addieren kann. Exp.: Addieren von Winkelgeschwindigkeiten mit schwarzer Kugel mit grünen Punkten Winkelgeschwindigkeit Modellscheibe V 02 / 1421 Die Bahngeschwindigkeit v ist stets tangential zur Kreisbahn gerichtet und steht senkrecht auf dem aktuellen Radiusvektor. Ihr Betrag ergibt sich aus: ds = Bahngröße v d r0 Radius = ds dt x = zu Winkelgröße r0 d = dt r0 (13) = axial (14) Die Bahngeschwindigkeit v steht r . Mit Hilfe des Vektorproduktes kann man schreiben: v r polare Vektoren Das Kreuzprodukt zweier polare Vektoren axialer Vektor Das Kreuzprodukt eines polaren und eines axialen Vektors polarer Vektor r r , v v , Ein „normaler“ polarer Vektor ändert bei Koordinateninversion x -x y -y seine Richtung, seine Polarität z -z Ein Vektor c a b , der sich aus dem Kreuzprodukt zweier polarer Vektoren a , b ergibt, ändert bei einer solchen Punktspiegelung sein Vorzeichen nicht, weil beide Faktoren im Produkt ihr Vorzeichen gleichzeitig ändern. Da sich die Bahngeschwindigkeit bei der Kreisbewegung (wenn auch nur der Richtung nach) ständig ändert, ist bereits die gleichförmige Kreisbewegung eine beschleunigte Bewegung. Mathematische Beschreibung der gleichförmigen Kreisbewegung Rechtwinkliges kartesisches KS mit Einheitsvektoren ex , ey (z = 0 ) Damit wird der Ortsvektor: r t ex r0 cos ey r0 sin (15) r r0 Gleichförmige Kreisbewegung: d 2 / 2 v dt t (16) 𝞄: Umlauffrequenz 1 v 2 v Periodendauer Winkelgeschwindigkeit, Kreisfrequenz r t r0 (ex cos t ey sin t ) r0rˆ t Die zeitliche Differentiation des Richtungsvektors führt zu: dr t drˆ t d r t v t (r0 rˆ t ) r0 dt dt dt d r0 ex cos t ey sin t dt r0 ex sin t ey cos t Betrag Richtung r0 rˆ´ r ´ (17) Der Einheitsvektor rˆ´ , der die Richtung von v angibt, steht senkrecht auf dem Ortsvektor r und senkrecht auf Die Differentiation des Ortsvektors ergibt also unmittelbar sowohl Betrag als auch Richtung des Bahngeschwindigkeitsvektors. Durch nochmalige Differentiation gelangt man in gleicher Weise zur Bahnbeschleunigung: a t dv t 2 r0 ex cos t ey sin t dt Betrag Richtung r0 rˆ`` r 2 (18) 2 da rˆ`` rˆ Die Bahnbeschleunigung ist bei der gleichförmigen Kreisbewegung stets dem Ortsvektor entgegengerichtet, sie zeigt immer auf den Kreismittelpunkt. Es gibt eine reine Radialbeschleunigung = Zentripetalbeschleunigung. 2 Deshalb wird sie mit ar r r v bezeichnet. Vektoriell ist: ar v r (19) Entwicklungssatz der Vektorrechnung für das doppelte Kreuzprodukt: r r r 2 r r = 0, weil r , es bleibt also übrig: ar 2 r Bisher haben wir nur die gleichförmige Kreisbewegung behandelt. Bei der ungleichförmigen Kreisbewegung (z.B. gleichmäßig beschleunigte Kreisbewegung) ändert sich auch der Betrag der Bahngeschwindigkeit v : v Der Beschleunigungsvektor lässt sich in diesem Fall in eine Radial-Komponente ar und eine Tangential-Komponente at zerlegen. Erstere ist für die Richtungsänderung, letztere für die Betragsänderung von v verantwortlich. Die Kreisbewegung auf einen Blick – Zusammenfassung Wie gelangt man von einem Koordinatensystem (KS) in das andere (Transformation)? Kartesische Koordinaten Polar-Koordinaten x0 2 y0 2 x0 r0 cos (t ) r0 y0 r0 sin (t ) (t ) arc tan z0 0 z y t x t 0 t t t rˆ´ ex sin t rˆ´´ ex cos t ar w2 r ey cos t ey sin t rˆ ar r0 w2 Richtungsänderung von v Betragsänderung von v at Bemerkungen: Zur Veranschaulichung der Zusammenhänge der Größen Ortsvektor, Bahn- und Winkelgeschwindigkeit dienen auch die beiden folgenden geometrischen Überlegungen: 1.) Bei der gleichförmigen Kreisbewegung gilt / v / const. Folglich ist auch / v / 2 const . Vektoriell ist auch das Skalarprodukt v 2 const. Differenziert man den letzten Ausdruck, d dv / v / 2 2v 2v a 0 . Demzufolge müssen die beiden Vektoren dt dt senkrecht aufeinander stehen, es gilt v a . Da der Geschwindigkeitsvektor andererseits ergibt sich: senkrecht auf dem Radiusvektor steht, kann folglich die Beschleunigung nur radial nach innen oder außen zeigen. Sie zeigt nach innen, weil die Punktmasse ansonsten wegfliegen würde. 2.) Aus dem vektoriellen Zusammenhang v r (Gl. (13)) folgt bei zeitlicher Ableitung mit Hilfe der Produktregel: d v r r a . Bei der gleichförmigen Kreisbewegung ist dt die Winkelgeschwindigkeit konstant, die zeitliche Ableitung verschwindet und damit der erste Summand. Im zweiten Summanden kann für die Zeitableitung des Ortsvektors der Geschwindigkeitsvektor eingesetzt werden, der wiederum durch Gleichung (13) definiert ist. Also ergibt sich: a ( r ) . Nach dem Zerlegungssatz für doppelte Kreuzprodukte (siehe Gl. (16)) bleibt nur der Term a r übrig. Also gilt a r . 2 1.4. Überlagerung von Bewegungen Im allgemeinen Fall der beliebigen Bewegung eines Körpers bzw. Massenpunktes ändert sich sein Ortsvektor sowohl nach Betrag als auch Richtung. Rein formal muss man zur Bestimmung der Geschwindigkeit den Ortsvektor differenzieren: v t dr t d dr t drˆ t r t rˆ t rˆ t r t dt dt dt dt Produktregel (1.20) Zur praktischen Lösung derartiger Bewegungsprobleme ist es günstig, dreidimensionale Problem auf die enthaltenen skalaren Probleme zurückzuführen. das vektorielle Wir zerlegen r t in seine Komponenten: r t x t ex y t ey z t ez x t ; y t ; z t Bahngeschwindigkeit: v t r t vx ; v y ; vz x; y; z Bahnbeschleunigung: a t r t ax ; a y ; az x; y; z (1.1) (1.21) (1.22) Beispiele: 1. Der waagerechte Wurf: Exp.: V2 / 1302 Grimsehl.-Versuch Beobachtung: Vertikalkomponente ist unabhängig von Horizontalkomponente Horizontal abgeworfene Kugel benötigt die gleiche Zeit zum Herabfallen wie beim freien Fall senkrecht nach unten. Beide Kugeln erreichen gleichzeitig den Boden. Spezialfall: v0 y 0, y0 0 (Freier Fall mit Fallbeschleunigung g) Überlagerung einer gleichförmig geradlinigen Bewegung in x-Richtung mit der Anfangsgeschwindigkeit v0 x und einer Fallbewegung, also einer gleichmäßig beschleunigten Bewegung in y-Richtung; die z-Komponente aller kinematischen Größen 0. x-Komponente(n) y-Komponente(n) Beschleunigung ax 0 ay g Geschwindigkeit vx v0 x vy g t Weg x v0x t 1 y gt 2 2 x0 y0 0 1 r t v0 x tex gt 2ey 2 v t v0 x ex gt ey a t g ey Durch Elimination von t erhält man die Parameterdarstellung der Bahnkurve y(x) t x v0x y g x2 2 v0x 2 nach unten geöffnete Parabel mit Scheitel im Koordinatenursprung (0;0). 2. Der schiefe oder schräge Wurf Wir wählen zur Beschreibung ein passendes KS. Der Wurf verlaufe in der (x; y)-Ebene. Die Anfangsgeschwindigkeit v0 besitzt jetzt aber eine Komponente in x-und in y- Richtung. x-Komponente(n) y-Komponente(n) ax 0 Beschleunigung a y g Geschwindigkeit vx v0 x vy gt v0 y Weg 1 y gt 2 v0 y t y0 2 Durch Elimination von Zeit t ergibt sich wiederum die Bahnkurve y x : x v0x t x0 y x y0 vo y vo x x 1 g 2 x 2 v0 x 2 x0 0 Das ist eine nach unten geöffnete Kurve mit dem Scheitel: vo x vo y vo y 2 S ; y0 g 2 g Experiment: V2/1303 Wurfparabel mit Stroboskop Die Bahnkurve ergibt sich aus der Überlagerung einer gleichförmig geradlinigen Bewegung in Richtung v0 und einer gleichmäßig beschleunigten Bewegung in Richtung ey . Aus Tabelle und Vektordiagramm ergibt sich: Weg: r t y0ey v0 t 1 2 gt ey 2 Geschwindigkeit: v t v0 x ex v0 y gt ey v0 gtey r t Superpositionsprinzip: Gleichzeitig ablaufende Bewegungen eines Massepunktes (Körpers) beeinflussen sich gegenseitig nicht. Resultierende Größen (Weg, Geschwindigkeit, Beschleunigung) ergeben sich aus der jeweiligen Vektorsumme. Im folgenden Diagramm sind alle möglichen Bahnkurven zusammengestellt und man begreift, weshalb y(x) Parameterdarstellung der Bahnkurve heißt: Die Parameter sind die Anfangsgeschwindigkeit v0 sowie der Abwurfwinkel α. Die Hüllkurve entspricht der Wurfparabel eines waagerechten Wurfes aus der maximal erreichbaren Steighöhe des senkrechten Wurfes mit der Anfangsgeschwindigkeit v0. ÜA Bahnkurve: y x tan g 1 x2 2 2 v0 cos 2 Beweis x v0 cos t t x v0 cos 1 y y0 v0 sin t gt 2 2 x 1 x2 y0 v0 sin g 2 v0 cos 2 v0 cos 2 Horizontale Reichweite: v0 2 R sin 2 g R ist maximal für: 45 v2 Rmax 0 g Beweis x x0 R v0 cos t t R v0 cos 1 y y0 0 v0 sin t gt 2 2 v sin 1 R2 0 0 R g 2 v0 cos 2 v0 cos 2 0 2 2 v0 sin cos R g 1 gR 2 : 2 v0 cos 2v0 2 R sin cos g sin 2 2sin cos v0 2 R sin 2 g Frage: Wie gelangt man zur roten Hüllkurve? Antwort: Die Bahnkurve kann auch geschrieben werden in der Form g 1 g x2 2 y x tan x x tan (1 tan 2 ) . Man bildet folgende Funktion F: 2 2 2 2 v0 cos 2 v0 F ( x, y, tan ) y x tan g x2 (1 tan 2 ) 2 v0 2 Diese Funktion wird differenziert nach tan α. Als Ergebnis erhält man: tan die Funktion F: F ( x, y, tan ) y die Hüllkurve: yh v0 2 . Eingesetzt in g x2 v0 2 g x 2 . Setzt man diese Funktion gleich Null, erhält man 2 g 2 v0 2 v0 2 g x 2 . 2 g 2 v0 2 Fazit: Zusammenfassung Die Zeit t ist eine skalare Größe. Weg s, Geschwindigkeit v und Beschleunigung a sind vektorielle Größen, polare Vektoren, Winkelgeschwindigkeit und Winkelbeschleunigung sind axiale Vektoren. Man benötigt zu ihrer Festlegung eine Konvention, die Rechte-Hand-Regel. Für die Beträge der Größen, mit denen sich Translations- und Rotationsbewegung beschreiben lassen, gelten analoge Beziehungen. Makroskopische Winkel lassen sich nicht als Vektoren darstellen. Translation Rotation Weg s Winkel Bahngeschwindigkeit v s Winkelgeschwindigkeit Bahnbeschleunigung a v s Winkelbeschleunigung Gleichförmige Bewegung v const s v t const t Bahngeschwindigkeit v x r Bahnbeschleunigung: ar x v x x r Gleichmäßig beschleunigte Bewegung a const v v0 a t const 0 t a s s0 v0 t t 2 2 0 0t t 2 1 2 Zeitabhängige Beschleunigung a a t t v t a t ' dt ' 0 t s t v t ' dt ' 0 t t t t ' dt ' 0 t t t ' dt ' 0 2. Dynamik 2.1. Masse und Kraft Zur vollständigen Beschreibung und Erklärung von Bewegungen müssen die Ursachen für diese Bewegungen (Kräfte, Drehmomente) und die Eigenschaften der sich bewegenden Körper (Masse, Trägheitsmoment) betrachtet werden. Zur Erinnerung: Die Kinematik beschreibt Bewegungen, fragt aber nicht nach den Ursachen hierfür. Bsp.: Translation (1. & 2. Vorlesung) Rotation (3. Vorlesung) zusammengesetzte bzw. überlagerte Bewegungen (Wurf) (4. Vorlesung) Warum fällt der Apfel immer senkrecht nach unten und niemals seitwärts? Die Schwerkraft zeigt immer zum Erdmittelpunkt, jeder Körper unter deren Einfluss fällt frei (Modell: Vernachlässigung der Luftreibung) Bildquelle(n): links: https://www.bing.com/images/search?q=newton+und+der+apfel&id=B3736D02ADE98256B37CB44 8086EA30F95298275&FORM=IQFRBA rechts: https://www.bing.com/images/search?q=newtons+apfel&view=detailv2&qpvt=newtons+apfel&id=EE 320165D3A613C146A9FEC67B5AF3ACD44A7793&selectedIndex=6&ccid=J4mSkgXx&simid=60 8050190801372428&thid=OIP.M2789929205f1f14978b02f9652892b5ao0&ajaxhist=0 Wesentliche Eigenschaften von Masse m und Kraft F: Masse: [𝑚] = kg (Mess-Normal: Urkilogramm: Pt-Ir-Zylinder, Paris) Die Masse ist eine allgemeine Eigenschaft aller Körper; jeder Körper besitzt eine Masse. Dies gilt sowohl für makroskopische (für uns im Alltag sichtbare) als auch für mikroskopische Objekte, wie z. B. Atome, Elektronen, Nukleonen usw. Die Masse eines Körpers ist verantwortlich für seine Trägheit: Jeder Körper widersetzt sich aufgrund seiner Trägheit einer Änderung seines Bewegungszustandes (träge Masse). Änderung des Bewegungszustandes heißt Änderung der Geschwindigkeit. Bereits Galilei (1564 … 1642) hat erkannt, dass eine geradlinige gleichförmige Bewegung, d.h. v = const. von sich aus fortbesteht, also keiner besonderen Ursache bedarf; die Ruhe (v = 0) ist ein Sonderfall davon. Man bezeichnet dies als Trägheitsprinzip. Zwischen zwei beliebigen Körpern besteht wegen ihrer Eigenschaft, eine Masse zu haben, eine Anziehungskraft, die Gravitation (schwere Masse). Träge und schwere Masse eines Körpers sind gleich! Diese Äquivalenz ist eine empirische Tatsache, die durch Hochpräzisionsmessungen untersucht wird. Sie liegt als Postulat der allgemeinen Relativitätstheorie zugrunde Historische Experimente: Eötvös um 1900: Shapiro 1976: Apollo-Missionen u. Laserreflektoren auf dem Mond … < Adelberger 1999: … < Geplante neuere Experimente: Drag-free satellites … < = < Drehwaage Weitere Eigenschaften der Masse: Die Masse ist eine skalare Größe und der Stoffmenge n eines Körpers proportional. Die Masse ist im Rahmen der Mechanik eine Erhaltungsgröße (m = const.) Die Masse hängt vom Bewegungszustand des Körpers ab: m= ; v = Geschwindigkeit des Körpers der Masse m, c = Vakuumlichtgeschwindigkeit Für die klassische Mechanik (außerhalb der speziellen Relativitätstheorie) gilt: v << c und damit m = mo m = m(t) für die Raketengleichung wird gesondert beim Impulserhaltungssatz (IES) behandelt. Die Kraft 𝐹 • Mit einer Kraft kann man Körper verformen. • Diese Verformung kann bleibend sein, dann spricht man von einer plastischen Verformung. • Sie kann aber auch vorübergehend und damit elastisch sein. • Mit einer Kraft lassen sich bewegliche Körper in Kraftrichtung beschleunigen. • Ohne Krafteinwirkung ändert sich der Bewegungszustand eines Körpers nicht (siehe dazu später erstes Newton‘sches Axiom = Trägheitsprinzip). • Die Kraft ist eine vektorielle Größe. Änderung des Bewegungszustandes <-> Auf den Körper wirkt eine Kraft Bei mehreren Kräften überlagern sich alle Komponenten einzeln, es gilt das Superpositionsprinzip Unabhängigkeitsprinzip (siehe Wurf). Bsp.: Kartesisches Koordinatensystem Fges Fi i Fx , ges Fx ,i i Dimension / Einheit: [F] = 1 Newton 1N 1kg m s2 Fy , ges Fz , ges Fy ,i i Fz ,i i Ein Körper mit Fges 0 heißt: „frei“, weil er seinen Bewegungszustand nicht ändert. In vielen Fällen hängt die Kraft F vom Ort r ab: F F r Betrag Richtung der Kraft sind eindeutig dem jeweiligen Ort zugeordnet. Eine solche jedem Ort r zugeordnete Kraft wird als Kraftgeld bezeichnet. Bsp.: Jeder Punkt in der Umgebung der Erde besitzt die Eigenschaft, auf eine bestimmte Masse eine bestimmte Kraft F r auszuüben. Diese Eigenschaft hat der Punkt auch dann, wenn keine zweite Masse dort (vorhanden) ist. Unterschiedliche Körper reagieren auf ein und dieselbe Kraft unterschiedlich. Bsp.: Ziehen am Handwagen, am Pkw, an einem Schiff 2.2. Die Newton‘schen Axiome Von Isaac Newton (1643 - 1727) wurden die grundlegenden Gesetze der Bewegung von Körpern unter der Einwirkung von Kräften formuliert: 1. Trägheitsprinzip (bereits von Galilei erkannt) Jeder Körper verharrt in Ruhe oder gleichförmig geradliniger Bewegung, solange keine von Null verschiedene resultierende Kraft auf ihn einwirkt. Experimente: V 2 / 2100 V 2 / 2102 V 2 / 2103 V 2 / 2105 V 2 / 2111 V 2 / 2113 kleiner auf großem Wagen Kugel mit 2 Fäden Toilettenrolle Münzturm flotter Kellner Blechplatte – Zeitung 2. Aktionsprinzip Wenn eine Kraft F auf einen Körper einwirkt, beschleunigt sie ihn: ar Wirkung F m (1) Ursache Experiment: LKB aus Praktikum Die Eigenschaft, sich der Einwirkung der Kraft zu widersetzen und den vorliegenden Bewegungszustand beizubehalten, wird beschrieben durch die Relation: F ma Newton’sches Aktionsprinzip (mathematisch völlig das gleiche) 3 Möglichkeiten der Interpretation: a) F m a Bestimmung von F Wenn ein Körper der Masse m die Beschleunigung a erfährt, wie groß ist dann die wirkende Kraft F? Bsp.: Ermittlung der Erdschwerkraft aus Fallexperimenten b) m F a Charakterisierung der Trägheit Wie viel Kraft F muss pro Beschleunigung a aufgebracht werden? c) r a F m Bestimmungsgleichung für die Beschleunigung a Damit kann bei gegebener Kraft F t für die Masse m die Bahnkurve r t durch Integration bestimmt werden. Leseart a) führt zur Definition der Maßeinheit für die Kraft F aus den SI-Einheiten bzw. SIGrundgrößen Masse, Länge und Zeit: 1 Newton 1N 1kg m s2 1 N ist also die Kraft, die einer Masse von 1 kg die Beschleunigung 1 m verleiht. s2 Die Beschleunigung durch die Erdschwerkraft an der Erdoberfläche beträgt g 9,81 m (Erdgestalt, s2 Aufbau von Kruste und Mantel). D.h., die Masse 1kg besitzt auf der Erdoberfläche die Gewichtskraft FG 9,81 kg m 9,81N 1kp s2 Die Gewichtskraft darf nicht mit der Masse verwechselt werden. Gleichung (1) ar F m heißt auch Bewegungsgleichung eines Körpers. Man muss von einem Körper die Beschleunigung kennen oder, was nach dem 2. NA das gleiche ist, nämlich die angreifende Kraft und die Masse kennen, um die Bewegung durch Berechnung vorherzusagen. Dies erfolgt durch Integration der BWGL, siehe nachfolgende Beispiele (in der nächsten Vorlesung): Kennt man die angreifende Kraft, die Masse und die Anfangsbedingungen (Anfangsort, Anfangsgeschwindigkeit), lässt sich prinzipiell jedes Bewegungsproblem lösen. Praktisch zerlegt man die BWGL oft in Komponenten: x(t ) F t Fx t F t ax t ; y (t ) y az t a y t ; z (t ) z m m m Den Anfangsort legt man zweckmäßigerweise (aber keinesfalls zwingend) in den Koordinatenursprung. Um das Bewegungsproblem zu lösen, d.h. x t , y t , z t zu ermitteln, müssen die Anfangsgeschwindigkeiten v0 x x t 0 , v0 y y t 0 , v0 z z t 0 bekannt sein. 3. Reaktionsprinzip Bei zwei Körpern, die nur miteinander wechselwirken, ist die Kraft F1 auf Körper A entgegen gesetzt gleich groß wie die auf B wirkende Kraft F2 F1 F2 Actio (2) Reactio Experimente: Waage mit 4 Magneten 2 Wagen mit Seil Das Aktionsprinzip kann mit Hilfe der Größe Impuls p p mv p kg (3) m s Ns anders formuliert werden: (Dies wurde bereits von Newton schon so getan.) Eine Kraft ändert bei Einwirkung auf einen Körper dessen Impuls: F dp d mv dv dm m v dt dt dt dt (4) Solange auf ein System keine (äußeren) Kräfte einwirken F 0 , bleibt der (Gesamt-) Impuls des Systems konstant. Es resultiert also unmittelbar der Impulserhaltungssatz IES. Abschließend sei bemerkt, dass Newton die Axiome für Punktmassen formulierte. Bei Körpern endlicher Größe kann man sich aber die Masse in einem Punkt vereinigt denken. Dieser Massenmittelpunkt oder auch Schwerpunkt bewegt sich wie von den Axiomen bestimmt. Daraus folgt, dass man die NA auch auf Körper mit endlicher Ausdehnung anwenden kann. Beispiele zur Integration der BWGL 1. Harmonische periodische Bewegung Eine Masse m ist an einer Feder der Federkonstante k befestigt und kann sich entlang der x-Achse reibungsfrei bewegen. Zum Zeitpunkt t = 0 wird sie um x0 aus der Ruhelage x = 0 ausgelenkt. x 0 x0 x 0 0 AB: Anfangsauslenkung, aber keine Geschwindigkeit! Experiment: V4 / 1102 einfaches Federpendel Welche Bewegung führt die Masse m aus? Gesucht sind also das Weg-Zeit-Gesetz (x(t)) sowie die Beschleunigung a(t) ma F mx kx F k xex ist die (rücktreibende) Federkraft (hier: eindimensional 1 D) x k x0 m BWGL Lineare, homogene DGL 2. Ordnung mit konstanten Koeffizienten d 2 x t k x x t 2 dt m Gesucht ist demnach eine Funktion x t , deren 2. Abteilung bis auf die negative Konstante Funktion selbst wieder ergibt. k die m Die Funktion x t x0 cos t erfüllt diese Bedingung, was sich durch Einsetzen nachprüfen lässt. x t x0 cos t x t x0 sin t x t 2 x0 cos t 2 x t Vergleich: k x t 2 x0 cos t 2 x t m k 2 m k 2 / T m Harmonische Schwingung: x t x0 cos t mit Experimente: V4 / 1104 V4 / 1105 T = T(m) T = T(k) k m 2. Angenähert harmonische Bewegung – das mathematische Pendel Eine Punktmasse m hängt an einem masselosen (Modell) Faden der Länge L und wird um einen kleinen Winkel aus der Ruhelage ausgelenkt. Die an der Masse m angreifende Gewichtskraft G mg kann in zwei Komponenten G GII zerlegt werden. Während GII nur am Faden zieht, ist G offensichtlich für die Bewegung verantwortlich. Das dem Problem angepasste KS ist krummlinig, die Masse bewegt sich auf einem Kreisbogen: 2. NA: ms mg sin sˆ Einheitsvektor in s -Richtung G Nach Weglassen der Vektorpfeile kann man nun entweder mit der Koordinate s oder mit der Winkelkoordinate weiterrechnen (völlig äquivalent): Mit s L s L ergibt sich: sin 0 s g sin g L (L=const) s 0 L Beide Gleichungen lassen sich nicht mehr exakt lösen. Eine Lösung gelingt nur, wenn man sich auf (sehr) kleine Winkel beschränkt, für diese gilt: sin (< 10 °) bzw. sin Mathematischer Einschub Satz von Taylor für Taylor-Reihe (n) n f x v 0 f v x0 v x x0 Rn x Lagrang’sches Restglied v! Jede in einem Intervall differenzierbare Funktion kann um den Wert x0 entwickelt werden. Spezialfall: x0 0 McLaurin-Reihe s L n f x v 0 f v x0 v x Rn x v! f x f 0 f ' 0 f '' 0 f ''' 0 …… 1! 2! 3! 1 sin x 0 x x3 …… 6 Linearisierung: Abbruch nach linearem Glied (wenn x klein ist, dann sind höhere Potenzen noch sehr viel kleiner) sin x x sin x L x L sin x L für kleine Ende des mathematischen Einschubes …………………………………………………………………………………………… t 0 cos t L L t L0 cos t x t x0 cos t Damit wird: g L 0s g s0 L Diese DGL entsprechen genau der DGL der harmonischen Schwingung t 0 cos t mit g L s t s0 cos t mit g L T 2 L Schwingungsdauer g ! Die Frequenz der Schwingung ist masseunabhängig! Experimente: V4 / 1200 einfaches mathematisches (Faden-)Pendel T T m V4 / 1201 T = T L 2.3. Das statische Gleichgewicht: Kräfte und Drehmomente Greifen mehrere Kräfte F an einem Körper an, so lassen sie sich vektoriell zu einer Gesamtkraft addieren. Kräfte, deren vektorielle Summe verschwindet, lassen einen Körper in Ruhe. Wir betrachten jetzt einen in 0 (Koordinatenursprung) drehbar gelagerten Körper: Wenn der Körper K im Punkt 0 drehbar gelagert ist, wird die Wirkung der Kraft Fges umso größer sein, je größer die Kraft selbst ist und umso größer der wirksame Kraftarm r ist. Definition des Drehmoments M: Drehmoment Kraft wirksamer Kraftarm M F M rx F M Nm r F r sin (5) Greifen mehrere Drehmomente an K an, dann können sie vektoriell zu einem Gesamtdrehmomentaddiert werden (Superpositionsprinzip, Kräfteparallelogramm(e)). Es gilt: Ein Körper befindet sich im statischen Gleichgewicht, wenn die vektorielle Summe aller angreifenden Kräfte und Drehmomente verschwindet. Fges Fi 0 i (6) M ges M i 0 i Experiment: Hebelgesetz, Drehmomente, Gleichgewichte stabile labile indifferente Gleichgewichte V 4 / 1111 V 3 / 2101 V 3 / 2102 V 3 / 2108 V 4 / 0001 Beim stabilen Gleichgewicht bewegt sich der Körper nach kleinen Störungen infolge von einwirkenden Kräften immer wieder in die Gleichgewichtslage zurück. Er führt dabei Schwingungen um die ehemalige Ruhelage aus. Beim labilen Gleichgewicht verlässt der Körper bei einer Störung sofort die (vorher instabile) Ruhelage und kehrt nicht mehr dorthin zurück. Beim indifferenten Gleichgewicht wechselt der Körper unter dem Einfluss von Kräften in eine neue Gleichgewichtslage. 2.4. Dichte und Massenmittelpunkt (MMP) Körper unterschiedlicher Stoffe mit gleichen Massen besitzen i.A. unterschiedliche Volumina. Die Stoffe werden charakterisiert durch die Stoffeigenschaft Dichte. Definition: mittlere Dichte Dimension: Masse des Körpers m Volumen des Körpers V (7) kg m3 Bei vielen Körpern ist die Dichte an verschiedenen Stellen unterschiedlich: x, y, z . Solche Körper heißen inhomogene Körper. Man muss eine lokale Dichte r x, y, z definieren: x, y , z dm dV (8) Die Gesamtmasse des Körpers berechnet sich dann nach: m dm x, y, z dV x, y, z dxdydz Körper (9) V Bei der Beschreibung der Bewegung von Körpern kann man die Verteilung der Masse auf ein ausgedehntes Volumen oft außeracht lassen und sie sich in einem Punkt konzentriert denken: dem Massenmittelpunkt MMP (Konzept des Massenpunktes (MP)). Der MMP besitzt darüber hinaus bei vielen mechanischen Problemen eine ausgezeichnete Bedeutung. Seine Lage (Ortskoordinaten) lässt sich experimentell und (zumindest in einfachen Fällen) rechnerisch bestimmen. Wir betrachten zunächst den eindimensionalen Fall (1D): An einer masselosen Stange (Modell) sind an den Stellen xi die Masse mi befestigt. Die Koordinate des Massemittelpunktes (MMP) ergibt sich als gewichtetes Mittel aller Koordinaten xi (i = 1, …, n): xs m3 m1 m2 x1 x2 x3 m1 m2 m3 m1 m2 m3 m1 m2 m3 oder allgemein n xs i 1 mi xi n m j 1 (10) j Beim 3D-Fall gilt analoges für die Koordinaten y und z. Vektoriell zusammengefasst ergibt sich als Ortsvektor des Massemittelpunktes R R m r m r M m i i i i j r xi , yi , zi R xs , ys , zs M mj Gesamtmasse Experimente: Schwerpunktmodelle V3/1501 V3/1502 V3/1503 (11) Im Falle der kontinuierlichen Masseverteilung wird dieser gedanklich in (kleine) Massenelemente dm aufgeteilt. Aus der Summation über einzelne Massepunkte wird dann eine Integration über den gesamten Köper R r m i i 1 1 lim r i mi rdm M m0 M (12) 1 rdm M Mit Hilfe der Dichte ergibt sich ein Volumenintegral dm dV , wenn const R 1 r dV M (13) Beispiel zur Bedeutung des Massemittelpunktes: masselose Stange mit den zwei Massen m1 und m2 Frage: An welchen Stellen xs müsste eine Gegenkraft F an der Stange angreifen, die der gesamten Gewichtskraft G G1 G2 das Gegengewicht hält und den Gesamtkörper in der waagerechten Lage belässt? Die Gleichgewichtsbedingungen (vgl. Gleichung (2.7)) fordern: - für die Kräfte: F 0 und i i - für die Drehmomente: M i 0 i D.h. für unser Beispiel: F G1 G2 und G1 xs x1 G2 x2 xs oder xs x1G1 x2G2 x1 m1 g x2 m2 g m1 x1 m2 x G1 G2 m1 g m2 g m1 m2 Die Koordinaten des Angriffspunktes xs der Kraft F muss also gerade die des Massemittelpunktes (Schwerpunktes (SP)) sein! Allgemein: Im Gleichgewicht kann die Resultierende paralleler Kräfte im Massemittelpunkt angreifend gedacht werden bzw. ein im Massemittelpunkt (SP) unterstützender Körper ist in jeder Lage im statischen Gleichgewicht. 2.5. Reibungskräfte zwischen festen Körpern Die Reibung ist wichtig für viele Bewegungsabläufe. Ohne Reibung könnte man nicht laufen, fahren, bremsen. Reibung bei Bewegung(en) in Flüssigkeiten und Gasen wird als innere Reibung bezeichnet. Reibung zwischen festen Körpern heißt äußere Reibung. Die mit der äußeren Reibung verbundenen mikrophysikalischen Vorgänge sind äußerst kompliziert. Was geschieht auf nanoskaliger und atomarer Ebene? Hier sollen nur phänomenologische Beziehungen betrachtet werden; diese sind oft nur näherungsweise gültig. Die Newton‘schen Axiome 1 und 2 sind Idealisierungen; im täglichen Leben beobachtet man anderes. Nach dem Trägheitsprinzip sollte ein auf waagerechter Ebene rutschender Körper seine Geschwindigkeit für immer beibehalten. Tatsächlich kommt der Körper aber früher oder später zur Ruhe. Nach dem Aktionsprinzip sollte eine beliebig kleine Kraft einen Körper in Bewegung setzen können. Ist jedoch Reibung mit im Spiel, dann vermag eine beliebig kleine Kraft keineswegs den Körper zu bewegen bzw. zu beschleunigen. 2.5.1. Haftreibung: Ein Körper haftet auf seiner Unterlage. Es gibt nie ganz glatte Oberflächen, sondern immer mikroskopische Verhakungen. Kräfte, die kleiner sind als die Haftreibungskraft, lassen den Körper in Ruhe, siehe dazu die Skizze an der Tafel. • Der Körper „antwortet“ in diesem Falle nach dem Gegenwirkungsprinzip mit einer gleich großen Gegenkraft (actio = reactio). Experimente: FHR FHR Auflagefläche Haftreibung unabhängig von der Größe der Auflagefläche FHR proportional Normalkraft Haftreibung ist proportional zur Normalkraft FHR H FN (14) H : Haftreibungskoeffizient Anmerkung: In einigen Lehrbüchern wird die Normalkraft nach oben gerichtet gezeichnet. Das Argument hierfür ist, dass der Körper K mit der Masse m aufgrund seines Gewichtes G in der Unterlage versinken müsste. Dass dies nicht geschieht, sei der gegenwirkenden Normalkraft geschuldet. Nach dem Gegenwirkungsprinzip ist actio = reactio und damit betragsmäßig die Diskussion hinfällig, eher irreführend. In der Physik zeigt die Normalkraft immer in Richtung der Unterlage und steht vektoriell senkrecht auf der Unterlagefläche. Der Haftreibungskoeffizient H lässt sich z.B. an einer schiefen Ebene ermitteln: Winkel, deren Schenkel paarweise aufeinander stehen, sind gleich. Man misst den Neigungswinkel max , bei dem der Körper gerade zu gleiten beginnt. (Grenzfallbetrachtung) Hangabtriebskraft: FH FHR G sin max Normalkraft: FN G cos max Aus FHR H FN folgt: H tan max Experimente: Klotz auf Wagen auf geneigter Ebene Schüttkegel aus verschiedenen Materialien H : spezifisch für bestimmte Stoffpaarungen und Oberflächen H Stahl/Stahl 0,5 (trocken) 0,1 (ölschmierig) Glas/Glas 0,9 Eis/Eis (-10°C) 0,3 2.5.2. Gleitreibung Nach Überwindung der Haftreibung gleitet der Körper mit der Geschwindigkeit v . Dazu bedarf es der Kraft F , um diese Geschwindigkeit aufrecht zu erhalten. Die ihr entgegengesetzt gerichtete und betragsmäßig gleich große, von der Reibung herrührende Kraft heißt: Gleitreibungskraft FGR . Näherungsweise ist diese geschwindigkeitsunabhängig FGR G FN mit G H (15) Die Richtung von Reibungskräften ist immer entgegengesetzt zur Bewegungsrichtung des Körpers. 2.5.3. Rollreibung Ohne Haftreibung könnte ein Rad auf seiner Unterlage nicht rollen, sondern nur gleiten. Die Rollreibung hat ihre Ursache in der Deformation von Rad und Unterlage (an der Kontaktstelle). Beide sind keine ideal festen starren Körper. FRR R FN (16) Mitunter berücksichtigt man, dass die Rollreibung vom Radius des Rades abhängen muss. Bei gleicher Normalkraft drückt sich ein kleines Rad tiefer in die Unterlage als ein großes. Die die Bewegung hemmende Reibungskraft muss also für ein kleines Rad größer sein. Eine relativ gute Annäherung an die praktische Realität gelingt mit einer entsprechend aufgestellten Beziehung. l FRR FN r l: charakteristische Rollreibungslänge r: Radius des Rades R Autoreifen auf Asphalt 0,025 Stahl auf Stahl 0,003 L 5 104 m 2.5.4. Seilreibung: Experimente: Seilreibung an der Rolle, siehe auch Tafelbild(er) Bildquelle rechts: https://www.bing.com/images/search?q=atwoodsche+fallmaschine&view=detailv2&qpvt=at woodsche+fallmaschine&id=881478C9FA904E21240674186496F0D153EAC844&selectedI ndex=2&ccid=URgOvjr2&simid=608005553211509963&thid=OIP.M51180ebe3af6ee35b4b 72b0e683cb1deo0&ajaxhist=0 Der Winkel α wird gemessen zwischen den beiden Punkten, an denen das Seil die Rolle gerade noch berührt. α = 0 bedeutet punktförmige Berührung bzw. Auflage. Actio = Reactio ist sofort ersichtlich, die Exponentialfunktion nimmt den Funktionswert 1 an. Die e-Funktion wächst mit der Windungszahl (eine Windung bedeutet 2 * π) stark an. Nicht verwechseln mit der Atwood‘schen Fallmaschine: Hier spielt die Reibung modellgemäß keine Rolle. Bewegungsgleichung: Die kleine Masse m beschleunigt durch sein Gewicht das Gesamtsystem: ; daraus folgt 3. Arbeit, Energie, Leistung 3.1. Mechanische Arbeit und Leistung Wirkt eine Kraft F auf einen Körper K der Masse m und verschiebt ihn dabei um ein Wegelement der Länge 𝜟s, so hat F den Zustand des Körpers K verändert, sie hat (an ihm) Arbeit verrichtet. Ersichtlich ist für die Verschiebung nur die Kraftkomponente Fs F cos in Wegrichtung von Bedeutung. Man definiert als mechanische Arbeit W: W F s cos : Winkel zwischen Kraft F und Wegelement s W Nm J Ws F s kg m2 s2 Ändert sich die Kraft F längs des Wegs s , muss man die Arbeit W zunächst für differentiell kleine Wegelemente ds bestimmen: dW F ds cos mit ds dr F F F ds cos Winkel F , dr dW F dr Wenn F dr (1) keine Arbeitsverrichtung. Die Arbeit ist eine skalare Größe: Skalarprodukt F dr Je nach dem Winkel zwischen F und dr kann dW positiv, negativ oder null sein. cos Winkel F , dr 1 cos Winkel F , dr 0 cos Winkel F , dr 1 Beispiel: Um einen Satelliten auf einer Kreisbahn zu bewegen, braucht keine Arbeit verrichtet werden. Die insgesamt längs eines Weges von P1 nach P2 von einer Kraft F r , t verrichtete Arbeit ergibt sich durch Integration über alle Beiträge zu jedem Wegelement dr P2 P2 W Fdr F cos ds P1 (2) P1 Bei konstanter Kraft längs des Weges: W F s s : Verschiebungsvektor Arbeitsarten: Wenn ein Körper, der unter dem Einfluss einer physikalisch eingeprägten Kraft F steht (Schwerkraft, Federkraft, elektrische Kraft auf Ladungen…) beschleunigungsfrei (quasistatisch) verschoben werden soll, muss während der Verschiebung eine gleich große Gegenkraft wirken F ' F , die die Verschiebung ermöglicht. Durch diese Kraft wird die Verschiebungsarbeit gegen die eingeprägte Kraft verrichtet. Damit erklärt sich das Vorzeichen: P2 Verschiebungsarbeit: W ' Fdr F : physikalisch eingeprägte Kraft P1 Verformungsarbeit: dW ' F dr (3) Beispiele: 1. Hubarbeit gegen die Schwerkraft s h2 h1 h Die Gewichtskraft ist konstant längs des Weges W ' Fs mgs mgh cos180 1 W ' mgh Die Hubarbeit ist nur abhängig von der Höhendifferenz. Diese Formel findet man im Tafelwerk. 2. Arbeit auf schiefer Ebene (hier zunächst reibungsfrei) h2 h1 h F ' mg cos 90 ß W ' FH s mgs cos 90 ß mg s sin ß h FH m g sin ß m g cos 90 ß FN m g cos ß W ' m g h Diese Arbeit ist ebenso nur abhängig von der Höhendifferenz. Experimente: V 2 / 1241 Glasröhren: Wegunabhängigkeit der kinetischen Energie, gleiches v, Diskussion systematischer Fehler infolge nicht ausschaltbarer Reibung V 3 / 3203 Atwood'sche Fallmaschine 3. Arbeit bei beliebig verlaufendem Weg P2 W ' mg dr P1 P2 mg ds cos 90 ß P1 h2 mg ds sin ß h1 h2 mg dh h1 W ' mgh Fazit: Die Arbeit gegen die Schwerkraft wird allgemein allein vom zu überwindenden Höhenunterschied bestimmt, nicht dagegen vom Weg, auf dem dieser überwunden wird. Entscheidend sind Anfangs- und Endpunkt, nicht, was unterwegs passiert. Bedenken Sie bitte, dass Sie nur an aufzuwendender Kraft sparen können, nicht an Arbeit, diese bleibt die gleiche. Mit weniger Kraftaufwand kann man sich die Arbeitsverrichtung erleichtern. Verallgemeinerung: Kräfte, die die Eigenschaft haben, dass die gegen sie verrichtete Arbeit vom gewählten Weg unabhängig und nur eine Funktion der Koordinaten von Anfangs- und Endpunkt ist, heißen konservative Kräfte (erhaltende Kräfte, Potentialkräfte). Die zugehörigen Kraftfelder (Gravitationsfelder, elektrostatische Felder) heißen konservative Kraftfelder oder Potentialfelder. Die Fähigkeit zur Arbeitsleistung (gleichen Betrag wie die Verschiebearbeit!) bei Rückkehr von P2 nach P1 bleibt erhalten. Gegenteil: nicht konservative Kräfte = dissipative Kräfte Beispiel: Reibungskraft (Gleitreibung), Luftwiderstand Für eine konservative Kraft ist die Arbeit, um die Masse von A nach B zu verlagern, für jeden der drei Wege gleich. Vorlesungsexperiment: Hemmungspendel 4. Spannarbeit einer Feder Durch F ' wird beim Spannen bzw. Auslenken gegen die Federkraft FF Arbeit verrichtet. cos F ', x 1 x2 x2 W ' kx dx k x dx x1 x1 k 2 x2 x12 2 k: Federkonstante FF Wenn der Koordinatenursprung z. B. bei x1 liegt, wird x1 0 ; x2 x soll beliebig sein. W ' x k 2 x 2 Federspannarbeit 5. Beschleunigungsarbeit Um die Masse zu beschleunigen, muss Arbeit gegen ihren Trägheitswiderstand FT ma m dv verrichtet werden. dt a : wirkende Beschleunigung dW ' F dr ma dr m m dv dr dt dv dv dr m v dt dt dt mv dv m v cos v , dv mv dv v2 m dW ' W ' d 2 v 0 v1 2 dr dt dr v dt m m v dv d v 2 2 W v m m d v2 d v2 2 2 m 2 v dv 2 m 2 v in den Grenzen von v1 bis v2 2 W' m 2 m 2 m 2 v2 v1 v2 v12 2 2 2 Nicht etwa: m 2 v2 v1 ! Falsch 2 Bei Beschleunigung aus dem Ruhezustand v1 0 : W' m 2 v 2 6. Reibungsarbeit (nicht konservativ = dissipativ) FGR FN x2 x2 x1 x1 W ' FGR dx FN cos180 dx FN x2 x1 Ebene Unterlage: FN mg schiefe Unterlage: FN mg cos ß Luftreibung (nicht konservativ) (Siehe Übungsaufgaben) In der Strömungsmechanik gibt es eine Formel für den Luftwiderstand (fällt hier als gegeben vom Himmel): FR cW 2 v2 A v : Fahrgeschwindigkeit cW : Luftwiderstand bei… formabhängig 𝝆: Luftdichte A: effektive Fläche des bewegten Körpers v x2 1 W ' cW v 2 A dx cos180 2 x1 cW 2 Av x2 2 dx Kv x 2 2 x1 K v 2 s x1 K W ' proportionalv 2 ! s: zurückgelegter Weg Leistung/ Wirkung Leistung ist die pro Zeiteinheit verrichtete Arbeit P Momentanleistung: W t P P W Nm J t s s Ws W s (4) dW Fdr F v F v dt dt Die Wirkung ist das Produkt aus der verrichteten Arbeit und der dazu benötigten Zeit. Im Unterschied dazu ist die Leistung der Quotient aus Arbeit und Zeit, bitte die Begriffe nicht verwechseln. In der Natur gibt es eine elementare Wirkung (=kleinste mögliche Wirkung). Das ist das Planck’sche Wirkungsquantum h 6,62 10 34 Ws 2 (Max Planck 1858 - 1947) ÜA: Verkehrserziehung: Leistung bei Luftreibung P F v cw 2 Av 2 v K v3 Pproportionalv3 Beispiel: Strecke auf der Autobahn AB = 100 km PKW 1: v1 130 km h v2 150 PKW 2: km h km 3 ) h km P2 prop.v23 (150 )3 h P1 prop.v13 (130 Notwendige Leistung: 3 150 P2 P1 1,54 50% 130 Zeitersparnis: t1 mehr Zeit… nötig s v1 t2 t1 100 h 0, 77h 46 min 130 100 t2 h 0, 67h 40 min 150 t2 s v2 sv1 v1 130 0,87 sv2 v2 150 t1 PKW 2 ist 6 Minuten eher am Ziel Spritverbrauch proportional Motorleistung: Annahme: bei 130 km verbraucht der PKW 7 l auf 100 km h km km verbraucht er 7 l 1,54=10,8 l d.h. bei Fahrt mit 150 werden 3,8 l mehr verbraucht. h h Bei 1,20 1 Liter: Für die 100 km werden 4,5 mehr benötigt. bei 150 D.h.: 6 Minuten Zeitersparnis kosten 4,50 ! 3.2. Potentielle und kinetische Energie Frage: Was wird mit der Arbeit, die an einem Körper oder einem System von Massen verrichtet wurde? Wir stellen fest: Wird an einem Körper durch eine äußere Kraft Arbeit verrichtet, hat dies eine Veränderung eines Zustandes zur Folge. Diese Zustandsänderung kann sein: eine Veränderung seiner Lage (Hubarbeit) eine Veränderung seines Bewegungszustandes (Beschleunigungsarbeit) eine Veränderung seiner Form (Federspannarbeit) o Bei Rückkehr in die ursprüngliche Lage oder Abbremsung oder Entspannung der Feder kann wieder Arbeit verrichtet werden Bei dissipativen Kräften (Reibung) wird die aufgewendete Arbeit in Wärmeenergie verwandelt. Es gibt keine Fähigkeit des Körpers, Arbeit zu verrichten. o Die dem Körper durch Wirken einer konservativen Kraft (in einem Potentialfeld) zugeführte Arbeit wird in diesem vorübergehend gespeichert. Die gespeicherte Arbeit nennt man Energie. Die Energie kennzeichnet das in einem Körper oder einem System von Körpern enthaltene Arbeitsvermögen. Wir können also auch sagen: Eine an einem Körper durch eine konservative Kraft verrichtete Arbeit verändert die Energie des Körpers um den gleichen Betrag, wobei diese Änderung entweder in einer Änderung des Bewegungszustandes (Beschleunigungsarbeit) oder in einer Änderung der Lage oder Form (Verschiebungsarbeit, Verformungsarbeit) besteht. Im ersten Fall wird die verrichtete Arbeit als kinetische Energie EKin gespeichert. (Kinetisch deshalb, weil diese Energieform nur auftritt, wenn sich die Masse bewegt). Im zweiten Fall wird die verrichtete Arbeit als potentielle Energie E pot gespeichert (potentiell deshalb, weil diese Energie gegebenenfalls für einen späteren Verbrauch/Gebrauch zur Verfügung steht). Quantitativ: Kinetische Energie EKin : v1 m1 m1 Es wirkt eine beschleunigende Kraft: dv v dt dt m d v2 2 dW F dr ma dr m dW mv dv Aufgewendete Arbeit v2 dv d 2 r dt dt 2 dr v dt a Änderung der kinetischen Energie W m 2 v EKin 2 (5) bei v1 0 v2 v Integration: W2 v2 m 2 W dW v d 2 v 1 1 W2 W1 m 2 m 2 v2 v1 2 2 = EKin 2 EKin 1 In Worten: Die aufgebrachte Beschleunigungsarbeit vom Zustand 1 zum Zustand 2 ist gleich der Änderung der kinetischen Energie. Dimension/Maßeinheit: E W Nm J Ws kg m2 s2 Potentielle Energie E pot : Das Arbeitsvermögen, welches in einem Körper aufgrund seiner Lage (in einem Potentialfeld (Gravitationsfeld, elektrisches Feld)) oder nach einer elastischen Verformung ist, bezeichnet man als potentielle Energie. Achtung: Es wird nur potentielle Energie angehäuft, wenn die wirkenden Kräfte konservative Kräfte (Potentialkräfte) sind, d.h. die verrichtete Arbeit unabhängig vom Weg ist. r2 E pot E pot 2 E pot 1 W F dr (6) r1 3.3. Der Energie(erhaltungs)satz der Mechanik Energiesatz der Mechanik: d Eges dt 0 EKin E pot Eges const. (7) Die Gesamtenergie (eines abgeschlossenen Systems) ist eine Erhaltungsgröße. Dissipative, also insbesondere Reibungskräfte sind in diesem Modell ausgeschlossen. 3.4. Die Goldene Regel der Mechanik Diese Regel drückt den EES für einfache Beispiele aus: Was man an Kraft spart, muss man an Weg zusetzen. Beispiel: Vorlesungsexperiment: Flaschenzug: Ein Flaschenzug ist eine Maschine, die den Betrag der aufzubringenden Kraft z. B. zum Bewegen von Lasten verringert. Der Flaschenzug besteht aus festen und losen Rollen und einem Seil. Bei komplizierten Flaschenzügen sind die Rollen mittels „Scheren“ zum Block zusammengefasst. Flaschen wurden die Halterungen der Rollen genannt und waren meist als Block (mhd. plock, ploch „großes“ oder „zusammenhängendes Stück“) aus einem Stück Hartholz gearbeitet. Heute nennt man die flachen Teile beiderseitig am Rand (Backe, Wange) und zwischen den Rollen (Damm) insgesamt Scheren. Bildquelle: https://www.bing.com/images/search?q=flaschenzug&view=detailv2&&id=CE57C7EB26674 562E9A815C334CBF99C76584DBF&selectedIndex=0&ccid=Dc%2bHxKWk&simid=6080 53308940813500&thid=OIP.M0dcf87c4a5a4affeddd485677fdcd040o0&ajaxhist=0 4. Stöße 4.1. Grundlagen Stöße zwischen ausgedehnten Körpern sind im Allgemeinen recht komplizierte Vorgänge. Die Körper erleiden (zumindest kurzzeitig) Verformungen. Sind diese bleibender Natur, dann geht mechanische Energie „verloren“; sie wird in Wärme umgesetzt. Die Körper können durch Stöße in Rotation versetzt werden, auch wenn sie sich vor dem Stoß nur translatorisch bewegt haben. Zur vereinfachten Behandlung von Stößen sind folgende Idealisierungen (Modell !) notwendig: - Reibungsvorgänge werden ausgeschlossen - Eigenrotation(en) der Körper werden vernachlässigt Stöße: gegenseitige Ablenkung von sich bewegenden Teilchen Die Bedeutung von Stoßprozessen ist groß für die Atom- bzw. Elementarteilchenphysik, wo die Ablenkung entsprechend dem Kraftfeld F (r , t ) bzw. dem Wechselwirkungs-Potential allmählich erfolgt. Experiment: Magnete auf Polylux (Overhead-Projektor) Beobachtung: Die Streuung muss nicht unbedingt durch direkte körperliche Berührung erfolgen Im abgeschlossenen System gilt beim Stoß von 2 Partnern: p1 + p2 p12 p22 + 2m1 2m2 = p1' + p2' = p '12 p '22 + +Q 2m1 2m2 IES (1) [p = mv] (2) (2) ist eine Energiebilanz; Q: Verlust / Gewinn an kinetischer Energie, z. B. durch Verformungen, Wärme Q=0 Q<>0 elastischer Stoß mit Energieerhaltung inelastischer Stoß ohne Energieerhaltung Zur Beurteilung der Elastizität von Stößen verwendet man vor allem bei praktischen Versuchen die Stoßzahl k. Diese ist über folgendes Verhältnis definiert: k = (v1‘ - v2‘) / (v2 – v1). Für k = 1 handelt es sich um vollkommen elastische Stöße; k = 0 bedeutet v1‘ = v2‘, dass der Stoß vollkommen unelastisch, also plastisch erfolgt(e). 4.2. Elastische Stöße im Laborsystem (LS) Laborsystem (LS): Bezugssystem (BZS), in dem wir uns als Beobachter befinden, eigentlich das Naheliegende. Wir betrachten zunächst zentrale Stöße als 1D-Problem: Geschwindigkeiten liegen auf der Verbindungsgerade der Schnitt-punkte IES: m1v1 + m2v2 = m1v1' + m2v2' Die Massen der Stoßpartner bleiben erhalten (mi = const, eindimensional, 1 D): IES: m1v1 + m2v2 = m1v1 ' + m2v2 ' EES: m1 2 m2 2 v1 + v2 2 2 = m1 2 m2 2 v '1 + v '2 2 2 (Q =0) Uns interessieren die Geschwindigkeiten der beteiligten Stoßpartner nach dem Stoß, also gesucht sind konkret v1 ' v2 ' . Folgende Umformungen haben sich bei der Lösung dieses Gleichungssystems mit 2 Gleichungen (IES ^EES) für 2 Unbekannte ( v1 ' v2 ' ) erfolgreich bewährt: m1 (v1 '2 v12 ) = m2 (v22 v2 '2 ) Index 1 auf die rechte Seite Index 2 auf die linke Seite der Gleichung; danach Gleichung wieder drehen! Mit Hilfe der binomischen Formel(n) lässt sich schreiben: m1 (v1 ' v1 )(v1 ' v1 ) = m2 (v2 v2 ')(v2 v2 ') (3) = m2 (v2 v2 ') (4) = v2 v2 ' (5) Umformung des IES: m1 (v1 ' v1 ) Einsetzen von (4) in (3): v1 ' v1 Gleichung (5) wird nun in den IES (oben) eingesetzt: v2 ' v1 ' v1 v2 v1 ' m1 m2 2m2 v1 + v2 m1 m2 m1 m2 v1 ' v2 v2 ' v1 (6a) (6b) (6c) v2 ' m2 m1 2m1 v2 + v1 m1 m2 m1 m2 (6d) Spezialfälle: m1 m2 m; v2 0 : 1 aus Gleichung (6) folgt: v1 ' 0 v2 ' v1 Der stoßende Körper 1 kommt nach dem Stoß(en) zur Ruhe; der gestoßene Körper 2 übernimmt die Geschwindigkeit des ersten. m1 2m2; v2 0; der stoßende Körper ist schwerer: 2 aus Gleichung (6) folgt: v1 ' 1 4 v1 v2 ' v1 3 3 Der stoßende Körper 1 läuft dem gestoßenen Körper 2 langsam hinterher. 2m1 m2; v2 0; der stoßende Körper ist leichter: 3 1 3 aus Gleichung (6) folgt: v1 ' v1 v2 ' 2 v1 3 m1 erhält also eine Geschwindigkeit in Rückwärtsrichtung. Das besagt das Minuszeichen im Ergebnis. m1sehrkleingegenm2; v2 0; Stoß gegen eine ruhende (schwere) Wand: 4 Man erhält: v1 ' v1 v2 ' 0 m1 wird einfach (nur) reflektiert. Die Übertragung der kinetischen Energie Ekin vom Körper 1 auf den Körper 2 hängt Fazit: sehr stark ab vom Massenverhältnis m1 / m2 der beiden Stoßpartner. Eine vollständige Energieübertragung erfolgt nur für m1 m2 , also gleiche Massen. Für m1 m2 und m1 m2 ist der Energieübertrag geringer. Für v2 0 lässt sich der Sachverhalt mathematisch übersichtlich ausdrücken: m m2 m E1 ' 1 v1 '2 E1 1 2 m1 m2 E2 ' 2 m2 2 4m1m2 v2 ' E1 2 (m1 m2 ) 2 Man definiert einen Energieübertragungsfaktor y: y y E2 ' E1 E2 ' 4m1m2 m 4x mit x 1 2 2 E1 (m1 m2 ) (1 x) m2 halblogarithmische Darstellung 1 symmetrische Glockenkurve 0,5 x 0,1 1 10 m1 m2 4.3. Gerader zentraler inelastischer Stoß Experiment: Es gilt nicht: ballistisches Pendel EES der Mechanik V2 / 3545 Q≠0 Beim vollkommen inelastischen Stoß bewegen sich beide Körper nach dem Stoß gemeinsam weiter: v1 ' v2 ' v ' . IES: m1v1 + m2v2 = (m1 m2 )v ' v' m1v1 m2v2 m1 m2 v1 v2 m1 m2 m1 m2 m1 m2 (7) Den Verlust an kinetischer Energie bestimmt man über die Energiebilanz Ekin,vor = Ekin,nach + E m1 2 m2 2 m1 m2 2 v1 v2 v' 2 2 2 m1 m2 E (v1 v2 )2 2(m1 m2 ) E v‘ aus Gl. (7) einsetzen u. umformen -> (8) 4.4. Dezentraler elastischer Stoß IES: p1 = p1' + p2' EES: p12 2m1 = p1 '2 p '2 + 2 2m2 2m1 wenn v2 0 Dies sind insgesamt 4 Gleichungen (3 Komponentengleichungen für den Impuls p sowie die skalare Energiegleichung) für insgesamt 6 unbekannte Größen (die jeweils 3 Komponenten von p1' und p2' ). Berücksichtigt man, dass alle Impulsvektoren in einer Ebene liegen, hat man es nur noch mit 3 Gleichungen für 4 Unbekannte zu tun (2 D - Problem). Hinzu kommt eine geometrische Bedingung, sodass das Problem lösbar ist. p2 ' y p1 ' α p1 d d: Stoßparameter Kugelradien r1 , r2 α β p1 sin p1 ' d r1 r2 x (Skizze nicht maßstabsgerecht, die Beträge der Vektoren und damit die Zeichnungslänge muss gleich bleiben…) Winkel β stellt sich stets so ein, dass p2 y ' - p1y ' pges , y weiterhin Null ist. =0 Als Ergebnis erhält man folgende Beziehungen für die Impulse bzw. Geschwindigkeiten nach dem Stoß: 2 4m1m2 d 1 p1 ' p1 1 (m1 m2 )2 r1 r2 d 2m2 p2 ' p1 1 m1 m2 r1 r2 (9a) 2 (9b) In einer Nebenrechnung wird an einem Beispiel gezeigt, wie man geometrisch bzw. mathematisch zu diesem Ergebnis gelangt: Rechnung für p1 ' : p1 ' p2 ' sin d a r1 r2 p1 Kosinussatz (für beliebige Dreiecke): cos 1 sin 2 1 a 2 p1 '2 p12 p2 '2 2 p2 ' p1 cos p1 '2 p12 p2 '2 2 p2 ' p1 1 a 2 Energieerhaltung (Billard ist elastisch): () p12 p1 '2 m2 p2 ' 2m2 p12 p1 '2 2m1 2m1 m1 p12 p '2 p '2 1 2 2m1 2m1 2m2 2 Einsetzen in () p1 '2 m2 m2 p12 p1 '2 p12 2 p1 1 a 2 p12 p1 '2 m1 m1 p1 '2 m2 2 m2 p1 p1 '2 p12 2 p1 m1 m1 m2 2 m2 2 1 p1 ' p1 1 2 p1 m1 m1 m2 2 2 1 p1 p1 ' 2 p1 m1 m2 1 m1 2 p m1 m2 m1 p1 '2 4 p12 1 a 2 2 2 1 2 p 2 1 m2 p12 p1 '2 m1 p1 '2 4 p12 1 a 2 | kürzen m2 m1 m2 m2 2 2 m 1 2 2 p1 p1 '2 4 p12 1 a 2 2 m1 m1 m1 m1 m2 2 p12 p1 '2 4 p12 1 a 2 m2 m1 m12 m2 2 2m1m2 2 2 2 2 p1 p1 ' 4 p1 1 a m m 1 2 (m1 m2 )2 p12 p1 '2 m1m2 = 4 p12 1 a 2 p12 p1 '2 = 4 p12 1 a 2 p1 '2 = p12 4 p12 1 a 2 p1 ' = 1 4m1m2 m1 m2 Das Ergebnis stimmt mit Gleichung (9 a) überein. Ganz analog gelangt man zu p2 ' . 2 m1m2 (m1 m2 )2 m1m2 (m1 m2 )2 d 2 1 p1 r1 r2 m1 m2 4.5. Stöße im Schwerpunktsystem (SPS) SPS: Koordinatensystem, in dem der Schwerpunkt (SP) ruht. Mvs ps pi i Wenn vs 0 p i 0 i Damit lässt sich eine einfache und übersichtliche Beschreibung von Stößen erreichen. Bsp.: Stoß zweier bewegter Teilchen p1 p2 0 p2 p1 vorher: 1D: p1 ' p2 ' 0 Stoß: p1 ' p2 ' nachher: Mvs 0 Impulserhaltung: p1 ' p1 p2 ' p2 einfach zu behandeln Man muss (am Ende) natürlich alle Bewegungen wieder in das Laborsystem (LS) zurücktransformieren. Da sich aber im abgeschlossenen System der Schwerpunkt (SP) geradlinig und gleichförmig bewegt, ist dies einfach. 4.6. Systeme mit (zeitlich) veränderlicher Masse m(t) v v v m m m u m Systemgrenze Zeitpunkt t: t+t großer Körper mit m , v Der größere hat den kleineren Körper aufgenommen und kleiner Körper mit m , u Beide Körper haben sich vereint. Auf beide Körper greift die m Schwerkraft Fa Fg zu. m m m v v v u Impuls des Systems vorher: Impuls des Systems danach: p2 m m v v . p1 mv mu Die Gesamtmasse des Systems ändert sich nicht: IES: Fa p 1 m m v v mu mv t t [ mv mv mv mv mu mv ] 0 1 t Nach dem Grenzübergang in Richtung beliebig kleiner Zeitintervalle dt: Fa dp dv dm p m u v dt dt dt (10) Diese Gleichung (10) lässt sich auf zweierlei Weise umschreiben: 1 Fasst man die Terme rechts, die v enthalten, gemäß mv mv pk (Impulsänderung des Körpers) zusammen, ergibt sich: Fa um pk und damit schließlich Fa pk um dpk Fa dt udm (11) Das Umschreiben des Terms um auf die linke Seite der Gleichung bedeutet eine Änderung der Systemgrenzen. Man interessiert sich nur noch für den großen Körper und dessen Impulsänderung. pk ist jetzt (nur noch) die Impulsänderung des großen Körpers. Der Impuls eines (großen) Körpers ändert sich durch die Einwirkung (=„Stoß“) einer äußeren Kraft Fa und durch den Impuls, den die stoßenden Körper (Massenelemente) mitbringen, die sich mit ihm vereinigen (oder weggehen). Man kann aber auch den gesamten Term auf der rechten Seite von Gleichung (10) auf 2 die linke Seite herübernehmen. Dadurch erhält man eine Aussage über die Beschleunigung des großen Körpers. Beachtet man, dass u v vrel die Relativgeschwindigkeit zwischen m und m ist, dann bedeutet: Fs vrel dm dm u v dt dt (12) eine Kraft, die man als Rückstoß oder Schub (Schubkraft) bezeichnet. Es ergibt sich dann: Fges Fa Fs m t dv m t a dt (13) Die Beschleunigung a des großen Körpers ist durch die äußere Kraft Fa und den Schub Fs bestimmt. 4.6.1. Rakete Eine Rakete hat am Anfang (also unmittelbar vor dem Start) die Masse m0 . Zu einem beliebigen späteren Zeitpunkt t besitzt sie die Masse m t . Die Treibstoffgase werden mit konstanter Geschwindigkeit vrel relativ zum Raketenkörper ausgestoßen. In der Nähe der Erdoberfläche wirkt auf die Rakete – von der Luftreibung abgesehen – die Schwerkraft Fa mg (äußere Kraft). Im freien Raum, weitab von jedem Himmelskörper ist Fa 0 (im Weltall). Gleichung (10) v Erdnähe: m Weltraum: mg vrel dm dv m dt dt vrel dm dv m dt dt u dm Startet die Rakete genau senkrecht, hat man es nur noch mit zwei skalaren Gleichungen (z. B. in zRichtung) zu tun. m t g vrel dm dv m t dt dt vrel dm dv m t dt dt Beide DGL sind lösbar. Wir betrachten zunächst nur den zweiten, einfacheren Fall: vrel dm dv m t dt dt m t dm vrel dv m vrel m0 v t v0 vrel ln m t m0 v t v0 vrel ln m0 m t dt TdV v dm dv m v0 (14) Dies ist die so genannte erste Raketengleichung. m0 : Startmasse der Rakete m0 setzt sich zusammen aus der Raketenmasse mR und der Treibstoffmasse mT . v t v0 vrel ln mR mT m t Um die Endgeschwindigkeit möglichst hoch zu machen, muss also die Ausstoßgeschwindigkeit der Treibstoffgase möglichst groß sein. Wir können die letzte Gleichung auch schreiben: v2 v1 vrel ln m1 m2 m1 m t1 ^ m2 m t2 Dies ist die so genannte zweite Raketengleichung. Wenn t 2 die Endgeschwindigkeit der Rakete charakterisieren soll, sieht man sofort den Vorteil mehrstufiger Raketen. m2 , das ist die Gesamtmasse bzw. Endmasse bei Erreichen der Endgeschwindigkeit zum Zeitpunkt t2 , wird reduziert, indem leere Treibstofftanks (Stufen) noch vor Erreichen der Endgeschwindigkeit nach und nach abgeworfen werden. An Bord einer idealen Rakete befindet sich am Ziel der Reise nur noch die Nutzlast mN . mT mN mN m v0 vrel ln T mN vend v0 vrel ln vend mN sehrkleingegenmT Die erreichbare Endgeschwindigkeit hängt in erster Näherung nur noch von der Treibstoffmasse mT und der Nutzmasse mN ab (bei gegebener vrel ). An diesem Beispiel sei noch auf Folgendes hingewiesen: Oft ist man versucht, derartige Probleme mit dem EES der Mechanik zu lösen, obwohl klar ist, dass dies eigentlich nicht geht, da Kondensationsvorgänge eine Rolle spielen. Da bei einer horizontalen Bewegung die potentielle Energie keine Rolle spielt, würde für die kinetische Energie einfach gelten: Ekin 1 Ekin2 1 2 1 1 1 2 mv m dm v dv mv 2 dmv 2 mvdv ... Glieder höherer Ordnung 2 2 2 2 1 0 v mdv vdm dmv 2 2 =0 Das aber hieße 1 2 v dm 0 . 2 Das ist aber ganz offensichtlich nicht der Fall. Wo liegt der (Denk-)Fehler? Der EES der Mechanik kann nicht gelten. Bei der Kondensation handelt es sich um perfekt inelastische Stöße zwischen den bewegten Tropfen und den „ruhenden“ Mikrotröpfchen (Wassermolekülen). 4.6.2. Regentropfen* Ein Regentropfen fällt in einer mit Wasserdampf gesättigten Atmosphäre und gewinnt durch Kondensation am Tropfen ständig an Masse. In erster Näherung soll angenommen werden, dass die am Regentropfen kondensierten, mikroskopisch kleinen Wasserteilchen die Geschwindigkeit u 0 besitzen. Die von außen angreifende Kraft ist die Schwerkraft Fa mg . Die Luftreibung soll vernachlässigt werden. dv dm d v m t v t m t g dt dt dt Die ausdifferenzierte Gleichung m t v t mv t m t g Gleichung (10) Fa p m kann mit plausiblen Annahmen für den Massenzuwachs (etwa proportional zur Tropfenoberfläche und etwa proportional der in der Atmosphäre zurückgelegten Strecke) gelöst werden. Es ergeben sich längliche Gleichungen. Hier soll nur das vereinfachte Problem gelöst werden: Die Schwerkraft sei in Gedanken abgeschaltet, und der Tropfen bewege sich horizontal mit einer gewissen Anfangsgeschwindigkeit v durch die Atmosphäre. Dann verbleibt nämlich nur noch: p 0 bzw. mv mv 0 1 dv 1 dm v dt m dt d.h., die relative Geschwindigkeitsabnahme ist gleich der relativen Massenzunahme. Die Integration dieser Gleichung bereitet keine Schwierigkeiten. 4.6.3. Förderband* v x Antriebskraft Fa Frage: Wie groß muss Fa sein, um die Geschwindigkeit des Bandes konstant zu halten, wenn mit konstanter Rate dm m Masse auf das Band aufgebracht wird? dt (Herabrieseln von Sand, gesamte Masse kommt also nicht auf einmal) Vereinfachend sei angenommen, dass die aufgebrachte Masse keine Geschwindigkeitskomponente in x-Richtung besitzt, d.h. u 0 . Dann gilt: Fa p mv mv mv , da v const In diesem Falle ist die äußere Kraft ausschließlich mit der Massenänderung verknüpft: Fa v dm v dt Mit gegebener Rieselrate dm m und geforderter Bandgeschwindigkeit v lässt sich die zur dt Aufrechterhaltung dieser Geschwindigkeit notwendige Kraft ausrechnen. Mit ihr ergibt sich dann auch die Leistung des Antriebsmotors zu P Fa v v 2 v 2 m Betrachtung zur Energie: In der Zeit t hat der Motor die Arbeit verrichtet: 1 W P t v 2 m 2 mv 2 2 Das ist aber doppelt so viel, wie zur Beschleunigung der Sandmenge m notwendig ist, die während dieser Zeit aufs Band rieselt. Zur Beschleunigung von m auf v braucht man ja nur 1 mv 2 . 2 Wozu wird die zweite Hälfte benötigt? Auch hier ist der Energiesatz der Mechanik offensichtlich nicht anwendbar (vollkommen inelastischer Stoß). Die Hälfte der aufgewendeten Energie wird in Reibungsarbeit verbraten! Fazit: Vorsicht bei der Anwendung des EES. Oft ist es schwierig herauszufinden, wo Reibungseffekte zuschlagen. 5. Drehimpuls, Trägheitsmoment, Rotationsenergie, starrer Körper In den Kapiteln 1 bis 4 haben wir nur über Punktmassen, deren Verteilungen und über mögliche Wechselwirkungen gesprochen. Hauptziel war die Beschreibung von Bewegungsvorgängen. Wir greifen hier die Analogiebetrachtungen zwischen Translation und Rotation noch einmal auf und erweitern die Tabelle in Kapitel 1.4.: Analogiebetrachtung(en) Translation Rotation Weg s Geschwindigkeit v Beschleunigung a Drehwinkel Winkelgeschwindigkeit Winkelbeschleunigung Verknüpfung: Bahngröße = Radius x Winkelgröße M Drehmoment Drehimpuls L F Kraft Impuls p Verknüpfung: Radius x linke Spalte = rechte Spalte Masse m Kinetische Energie Ekin Trägheitsmoment J (Tensor 2. Stufe, 3*3-Matrix) Rotationsenergie m 2 v 2 Ekin Impulserhaltung J 2 2 Drehimpulserhaltung Punktmasse Masseverteilung starrer Festkörper 5.1. Der Drehimpuls Definition: Lrp (1) m v, p Mit p mv laut Gleichung (3), Kapitel 2.3 L r mv folgt: Mit Gleichung (14), Kapitel 1.3 v r lässt sich bei m const. schreiben: L m r r r 0 Mit dem Zerlegungssatz der Vektorrechnung für doppelte Kreuzprodukte formen wir um: a b c b a c c a b L m r r r r r = 0 Aufgrund dessen, dass r steht, lässt sich die Beziehung wesentlich vereinfachen, es bleibt: L m r 2 So wie bei der (2) Translation galt pproportionalv , gilt bei der Rotation nun: Lproportional L (L also auch parallel 𝟂). Der Proportionalitätsfaktor bekommt in Kapitel 5.2 einen eigenen Namen. 5.2. Trägheitsmoment Der Proportionalitätsfaktor in Gleichung (5.1, 2) lautet: m r 2 Er beinhaltet Angaben zur Masse des Punktes und auch dessen räumlicher Lage bezüglich des Drehzentrums. 2 Definition Trägheitsmoment einer Punktmasse J m r (3) Für Masseverteilungen bzw. ausgedehnte Körper muss über alle Masseelemente summiert werden, um das Gesamtträgheitsmoment zu erhalten: N J ri mi ri dmi 2 i 1 2 mi (4) V Fällt die Drehachse mit der Schwerpunktachse zusammen, ist das Gesamtträgheitsmoment eines ausgedehnten Körpers: ri J S r dm 2 (5) 0 v Genauer: Das Massenträgheitsmoment J lässt sich bei bekannter Massenverteilung (r ) eines Körpers aus folgendem Volumenintegral berechnen: 2 . J rsenkrecht dm v Dabei ist rsenkrecht der zur Rotationsachse (Winkelgeschwindigkeit) senkrechte Anteil von r (siehe Abbildung). Bild-Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Tr%C3%A4gheitsmoment#/media/File:Traegheitsmoment.svg Diese Trägheitsmomente sind für sehr viele Körper tabelliert. Bei einer praktischen Anwendung kann man dort nachschlagen. Allerdings gelten diese Formeln wirklich nur für ausgezeichnete Geometrien Im allgemeinen Fall ist zu integrieren. Dazu ist je nach Gegebenheit dm in kartesischen, ebenen Polarbzw. Zylinderkoordinaten oder auch in Kugelkoordinaten aufzuschreiben. Bei konstanter Dichte ρ ergibt sich aus dem Masseelement dm das mit der Dichte multiplizierte Volumenelement dV. Zu lösen ist also ein dreifaches Integral, ein Volumenintegral, weil dV = dx dy dz. Diese Trägheitsmomente sind für sehr viele Körper tabelliert. Bei einer praktischen Anwendung kann man dort nachschlagen. Allerdings gelten diese Formeln wirklich nur für ausgezeichnete Geometrien Im allgemeinen Fall ist zu integrieren. Dazu ist je nach Gegebenheit dm in kartesischen, ebenen Polarbzw. Zylinderkoordinaten oder auch in Kugelkoordinaten aufzuschreiben. ********************************************************************************** Der folgenden Übersicht ist zu entnehmen, wie die Integrationsvariable in verschiedenen Koordinaten dargestellt wird sowie auch die Transformationsvorschrift für eine Richtung (die Rücktransformation ist hier nicht mit angegeben). Die Masse m ist das Produkt aus Dichte 𝝆 und Volumen V. Bei einem homogenen Körper ist die Dichte konstant, deshalb kann das Integral über alle Massenelemente in ein Volumenintegral überführt werden. Die Dichte steht dann als Konstante vor dem Integral. Der zweite Einschub enthält einige konkrete Beispiele zur Berechnung von Trägheitsmomenten. Bildquelle: links: https://de.wikipedia.org/wiki/Kugelkoordinaten#/media/File:Kugelkoord-def.svg rechts: https://de.wikipedia.org/wiki/Kugelkoordinaten#/media/File:Kugelkoord-def.svg Text: https://de.wikipedia.org/wiki/Kugelkoordinaten Kugelkoordinaten Koordinatentransformation (Hinrichtung): Zylinderkoordinaten Volumenelement: Funktionaldeterminante: Kugel: Polarkoordinaten: Zylinder: Textquelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Tr%C3%A4gheitsmoment Beispiele für die Berechnung von Trägheitsmomenten: dünner Stab (Masse , Länge , homogene Dichte ): 1.) a ) Drehachse in der Mitte und geht durch den SP; Querdrehung Da die Länge des Stabes viel größer als die Dicke und Breite ist, kann wie folgt vereinfacht werden: Die Querschnittsfläche ist konstant und wird vor das Integral gezogen: Da für die Masse des Körpers gilt: vereinfacht sich das Ergebnis zu: 1.) b) Jetzt befindet sich die Drehachse am Stabende; Querdrehung Es gilt die gleiche Vereinfachung, da es sich um den gleichen Stab handelt. Allerdings ist nun die Drehachse am Ende des Stabes, daher ändern sich die Grenzen des Integrals: Das Mit kann wieder vorgezogen werden, anschließend wird das Integral gelöst: ergibt sich schließlich: Berechnung des Massenträgheitsmomentes am Beispiel des Zylinders Trägheitsmoment der homogenen Vollkugel Um das Trägheitsmoment einer massiven homogenen Kugel bezüglich einer Drehachse durch den Kugelmittelpunkt zu berechnen, wird das im Abschnitt „Berechnung“ angegebene Integral verwendet. Der Einfachheit halber soll der Kugelmittelpunkt im Ursprung eines kartesischen Koordinatensystems liegen und die Drehachse entlang der -Achse verlaufen. Um das Integral auszuwerten, empfiehlt es sich statt kartesischen lieber Kugelkoordinaten zu verwenden. Beim Übergang müssen dabei die kartesischen Koordinaten x, y, z und das Volumenelement dV durch die Kugelkoordinaten ausgedrückt werden. Einsetzen in den Ausdruck für das Trägheitsmoment liefert Hier zeigt sich der Vorteil der Kugelkoordinaten: Die Integralgrenzen hängen nicht voneinander ab. Die beiden Integrationen über r und lassen sich daher elementar ausführen. Das verbleibende Integral in kann durch partielle Integration mit gelöst werden: Für das Trägheitsmoment ergibt sich schließlich: ********************************************************************************** Bei bekanntem Massenträgheitsmoment bezüglich der Schwerpunktachse JS kann bei Drehachsen parallel zur SP-Achse das Trägheitsmoment über den Satz von Steiner ermittelt werden: JA Js S S A A Die momentane Drehachse verläuft parallel zur Schwerpunktachse durch den Punkt A. Mit Hilfe des Satzes von Steiner lässt sich das Trägheitsmoment JA wie folgt berechnen: s: Abstand zwischen den beiden Achsen. J A J S ms 2 Verläuft die Drehachse beliebig durch den Körper, hilft nur die Integration. 5.3. Rotationsenergie Die kinetische Energie bei der Translation war: Wkin Ekin Ekin m 2 v 2 Wir nutzen jetzt die bereits gefundenen Analogiebetrachtungen aus: m J v Damit folgt: ERot J 2 2 (7) 5.4. Starrer Körper Ein starrer Körper (SK) ist nichts anderes als eine „steife“ Massenverteilung. Es werden Punktmassen aneinandergefügt, die gegenseitig nicht verschiebbar, also starr sind. Er hat 6 Freiheitsgrade x, y, z, also 3 für die Translation und , , für die Rotation. 5.5. Die Bewegungsgleichung für die Rotation Nach dem 2. Newtonschen Axiom gilt: F ma Unter Ausnutzung der Analogiebetrachtungen: F M ; m J a folgt sofort M J (8) In Worten: Drehmoment = Trägheitsmoment x Winkelbeschleunigung J: mathematisch ein Tensor (3*3)-Matrix! 5.6. Der Energieerhaltungssatz (EES) der Mechanik für die Drehbewegung Experiment: Pohl’sche Rollen h JS v h 0 Zustand 1: E pot m g h (oben nur potentielle Energie) Zustand 2: Ekin ERot m 2 JS 2 v 2 2 (9) (unten nur kinetische Energie) v : Geschwindigkeit der Translationsbewegung des SP Die kinetische Energie im Zustand 2 (unten) setzt sich zusammen aus der Translation des Schwerpunktes und der Rotation des Zylinders um seine Mittelpunktachse. Nimmt man die momentane Achse, die entlang der Mantellinie verläuft, also direkt am Berührungspunkt zwischen Zylinder und geneigter Ebene, nimmt der EES mit Hilfe des Steinerschen Satzes eine einfachere Form an. mg h JA 2 2 (10) Das ist für viele praktische Rechenübungen wesentlich angenehmer. 5.7. Der Drehimpulserhaltungssatz Experiment: Drehschemel + Hanteln Nach Gleichung (2), Kapitel 5.1 gilt: L mr 2 d dt L mr 2 J M Gleichung (5), Kapitel 2.3 Wirken keine äußeren Momente auf das abgeschlossene System, gilt M 0 und damit L const. Ansonsten ergibt sich der Drehimpuls L als Momentenstoß: t L Mdt 0 Anwendungen: Kreisel (11) M L 5.8. Trägheitsellipsoid Erot Erot : 1 J 2 2 (Kap. 5.3, Gl. (7)) - wenn J ein Tensor ist, müssen wir schreiben 1 Erot J 2 (12) L [Kap. 5.1 Gl. (2) und 5.2 Gl. (3)] - Wir beziehen jetzt auch auf das körperfeste Bezugssystem mit den Achsen 1, 2, 3: 1 2 3 1 e1 2 e2 3 e3 1 , 2 , 3 (12): Erot J1 1 1 , 2 , 3 0 2 0 Erot 0 J2 0 0 1 0 2 J 3 3 (13) (14) 1 J112 J 222 J 332 2 (15) (15): Bestimmungsgleichung für ein Ellipsoid: 1 2 2 2 Erot 12 22 32 2 a b c mit (16) a 1 ; J1 b 1 ; J2 c 1 J3 Hauptachsen des Ellipsoides anschaulich: Ellipsoid gibt bei geg. Trägheitseigenschaften (≙ Trägheitstensor) für jede Richtung an, wie groß sein muss, um einen bestimmten konstanten E pot Wert zu erreichen. Rot. um (3) hat großes J J 3 J max 3 kann klein sein für bestimmtes Rot. um (1) hat kleines J Bemerkung: J1 J min 1 muss groß sein Erot In der Regel wird versucht, die Form des Ellipsoides aus den Trägheitseigenschaften heraus zu erklären. Dies ist aber wegen a, b, c 1 ziemlich verwickelt. J 1/2/3 Also 3 ausgezeichnete Achsen, davon eine mit J max , eine mit J min , diese stehen Fazit: aufeinander, und für alle anderen Richtungen hochsymmetrisches Verhalten, so dass alle für best. Erot ein Ellipsoid formen. Dies gilt, wenn auch schwer einleuchtend, für alle starren Körper. Wir bilden nun L J mit der Komponentenschreibweise lt. Gleichung (14) und multiplizieren aus L J11 J 22 J 33 (17) für unterschiedliche J1 , J 2 , J 3 kann L nur erreicht werden, wenn die Rotation um eine der 3 Hauptachsen erfolgt. also: entweder 1 L J1 1 oder 2 L J 2 2 oder 3 L J 3 3 Dabei ist die Rotation um die Achse mit maximalem J (hier J 3 ) stabil minimalem J (hier J 1 ) mäßig stabil mittlerem Experimente: J (hier J 2 ) instabil fliegende quaderförmige Kiste Zwangsrotation („freie Achsen“) - Wenn und L nicht mehr parallel sind gibt es Probleme a) freie Rotation: L const. b) Rotation mit fixierter Achse: const. erzeugt dann ein Drehmoment M ändert sich ständig (relativ zum Körper) L ändert sich ständig und dL 0 , das die Lager beansprucht dt Unwucht 5.9. Symmetrischer Kreisel Kreisel: (keine Definition) = rotierender Körper, symmetrisch: damit sich die innere Symmetrie des Trägheitsellipsoides auch äußerlich zeigt Figurenachse Rotation erfolgt um Achse durch S Lagerung reibungsfrei (damit Gesetzmäßigkeiten gut erkennbar) Experiment: Fahrradkreisel am einseitigen Faden Experiment: L const. : (1) Kardanisch gelagerter Kreisel (Geronimo Cardano 1501 – 1576) ǀ reibungsfrei im Schwerpunkt S (2) Kurskreisel Nutation: Figurenachse mit max. J Rotation um diese Experiment: Figurenachse Lparallel z-Achse Kreisel rotiert mit L Lz J FA z J max - zusätzliches Drehmoment M x für bestimmte Zeit (Momentenstoß): M x t Lx J FA x nach dem Drehmomentenstoß komplizierterer Zustand als vorher, den wir jetzt analysieren: L Lz Lx J|| FA z J FA x const. Experiment(e): 2 Experimente zur Nutation (19) PASCO Karokreisel - bleibt nicht erhalten, weder x noch z noch ( ges ) x z ! Wir betrachten Erot (lt. Gleichung (12), Kap. 5.8): 1 1 1 Erot J L ||L L const. 2 2 2 Die Komponente von || L ist konstant ||L , die dazu rotiert: Beachte: ist das „Gesamt- ges “: (momentane Drehachse) - Was ins Auge springt, sind 2 andere Dinge: Die Rotation um die Figurenachse und deren Umlauf um die L -Achse (= Nutation) - Beim symmetrischen Kreisel liegen , L und die FA in einer Ebene E (20) Präzession: Wir setzen den Kreisel einem ständigen Drehmoment aus, am einfachsten durch Lagerung entfernt vom Schwerpunkt. M a R m g bewirkt Rotation von L um eine Achse || g (senkrechte Achse). Betrag von p (Präzessionsbewegung) p d dL 1 dt dt L Mit (Gl. (11), Kap. 5.7) ist Präzessionskreisfrequenz dL Ma dt p (21) Ma L also Präzessionsfrequenz bei geg. Kreisel (d.h. M a const. ~ (22) 1 ) L also schnelle Rotation kleine p usw. Experiment: Beispiele: PASCO-Kreisel (1) L const. Stabilisierung beim Diskus- bzw. Speerwerfen (2) „ansatzweise“ Präzession beim freihändigen Radfahren Kippen nach rechts führt zum Lenken nach links Fahrradmodell (3) atomare Kreisel: magnetische Momente äußeres Magnetfeld Präzessionsbewegung (Larmorfrequenz) 6. Gravitation 1687 publizierte Newton das Gravitationsgesetz. In Kapitel 2.1 haben wir die Äquivalenz von träger und schwerer Masse besprochen: mT mS Jede Masse besitzt die Fähigkeit, radialsymmetrisch um sich herum ein Zentralkraftfeld auszubilden und damit eine anziehende Wechselwirkung auf die Umgebung auszuüben, ganz gleich, ob ein Wechselwirkungspartner vorhanden ist oder nicht. Die Feldstärke dieses so genannten Gravitationsfeldes berechnet sich wie folgt: E M r r2 r : Gravitationskonstante = (6,6720+0,0004) .10-11 Nm2 / kg (1) M : (Erd-)Masse r : Abstand von der felderzeugenden Masse 6.1. Gravitationsgesetz Tritt nun eine zweite Masse in das Feld der ersten, wirkt auf beide die Gravitationskraft. FG m1m2 r r2 r (2) An der Erdoberfläche (r rE ) wirkt auf jeden Körper die Gewichtskraft G m g . Demzufolge ist auf der Erdoberfläche: g M rE 2 (3) Die Fallbeschleunigung g ist nichts anderes als die Gravitationsfeldstärke E(rE) an der Erdoberfläche. Newton selbst kannte 𝝲 noch nicht; wie kam er zu „seinem“ Gesetz? Beobachtung: Die Erde zieht einen bestimmten Körper mit einer Kraft an, die proportional zu deren Masse ist, also F m. Aus dem Reaktionsprinzip folgerte er: F MErde. Es folgt also schon mal: F m* MErde. Andererseits muss diese Kraft mit zunehmendem Abstand abnehmen: F rn. Zwischenergebnis: F m* MErde/ rn Zur Bestimmung von n verglich er die Anziehung eines Körpers an der Erdoberfläche mit der des Mondes: FK M E mK M m FM E n M mK g mM a (*) n rE rM a: Zentripetalbeschleunigung, die den Mond auf seine Erdumlaufbahn (fast Kreisbahn) zwingt. 2 2 2 m m a=𝟂r= 6,37 106 60 2 2, 7 103 2 s s TM 27,3 86.400 2 2 Der Abstand des Mondes von der Erde beträgt ungefähr 60 Erdradien; die Umlaufzeit des Mondes um die Erde etwa 27,3 Tage (knapp 1 Monat). ME ME . ;a n rE rM n Aus Gl. (*) folgt g Der Quotient g / a = 3.600 liefert n = 2. Also fällt die Gravitationskraft mit 1 / r2 ab. Cavendish hat mittels einer Drehwaage 1797 die Masse der Erde sehr präzise bestimmt: ME = 5,98.1024 kg. 6.2. Die Kepler‘schen Gesetze der Planetenbewegung umfangreiche astronomische Beobachtungsdaten von Tycho Brahe (1546 – 1601) <Lehrer von Kepler in Prag> Ideen von Nikolaus Kopernikus (1473-154, Bischof in Thorn) -> brachten Johannes Kepler (1571-1630) zu seinen Gesetzen der Planetenbewegung 70 Jahre später lieferte Newton mit dem Gravitationsgesetz eine Erklärung für die Keplerschen Gesetze; jedoch nicht so, dass er aus dem 1/r2-Gesetz die Ellipsenbahnen ableitete, sondern so, dass er umgekehrt zeigte, dass die Ellipsenbahnen mit dem 1/r2-Gesetz verträglich sind 1. Kepler'sches Gesetz (1609): Die Planeten umlaufen auf Ellipsenbahnen die Sonne, die in deren gemeinsamem Brennpunkt steht. Planet Sonne A P Perihel Aphel F1 (Sonnennähe) (Sonnenferne) 2. Kepler‘sches Gesetz (1609): Der von der Sonne zum Planeten gezogene Radiusvektor überstreicht in gleichen Zeiten t gleiche Flächen A. t r A Experiment: Indischer Seiltrick: P S A dA A t const. t dt (4) 3. Kepler‘sches Gesetz (1619): Die Quadrate der Umlaufzeiten T1 und T2 zweier Planeten verhalten sich wie die Kuben der großen Halbachsen a1 und a2. P1 T12 a13 T2 2 a23 (5) a1 P2 a2 S Geometrischer Beweis zum 2. Kepler-Gesetz Dreieck v(t+dt) P2 Ellipsenbogenelement (A‘) r(t+dt) v(t) v t dt sin S r(t) dA – A(Dreieck SP1P2) + A‘(Ellipsenbogenelement) r vdt sin dA P1 1 2 Bahnkurve Null für dt 0 1 dA 1 1 1 1 r v sin dt = r mv sin rp L konst. , da L konst. 2 dt 2 m 2m 2m 6.3. Die kosmischen Geschwindigkeiten Die 1. Kosmische Geschwindigkeit ist diejenige, die ein Körper (genau) haben muss, um auf einer Kreisbahn die Erde umrunden zu können. In diesem Falle ist die Gravitationskraft die Radial- bzw. Zentripetalkraft (Kräftegleichheit). Betragsmäßig gilt: mM mv 2 2 mr r2 r ME rE h v2 r rE h v1 ME r (6) Die 2. Kosmische Geschwindigkeit ist diejenige, die ein Körper mindestens haben muss, um das Gravitationsfeld der Erde verlassen zu können. Er muss also genügend kinetische Energie besitzen, um das Gravitationspotential (der Erde) zu überwinden. mM m 2 v r 2 v2 2 M E r (7) Setzt man in Gleichung (7) für die Erd- die Sonnenmasse ein, erhält man die 3. Kosmische Geschwindigkeit, die ausreicht, das Sonnensystem zu verlassen. Setzt man in Gleichung (7) für M E die Masse superschwerer schwarzer Löcher ein und für v die Lichtgeschwindigkeit c , so erhält man aus Gleichung (7) den so genannten Schwarzschildradius, aus dessen Innerem auch keine Photonen entweichen können. Anmerkungen zum Gravitationspotential: Man kommt von der Gravitationskraft zum Potential, indem man entlang des Weges integriert (Weg- oder Linienintegral). Die Integrationsgrenzen des (bestimmten) Integrals werden dabei so gelegt, dass vom Ort r bis nach Unendlich integriert wird, weil dort, in ausreichendem Abstand also, das Potential verschwindet. 7. Schwingungen 7.1 Freie ungedämpfte Schwingung 7.1.1 Federpendel und mathematisches Pendel Eine Feder setzt ihrer Verformung eine Federkraft (einen Widerstand) entgegen, die der Verformung bzw. Auslenkung proportional ist. Exp.: V4 / 1103 lineares Kraftgesetz (im elastischen Bereich) F x (Hook’sches Gesetz) Bildquelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Federpendel#/media/File:Simple_harmonic_oscillator.gif Bildquelle: http://th.physik.uni-frankfurt.de/~luedde/Lecture/Mechanik/Intranet/Skript/Kap3/img25.gif In Kapitel 2.2 hatten wir bei der Behandlung der Newton’schen Axiome als Beispiel zur Integration der BWGL das Feder- und auch das mathematische Pendel bereits betrachtet. Die Masse m wird aus der Ruhelage bei x = 0 ausgelenkt. Nach dem Loslassen bei x = x0 beschleunigt die Federkraft FF die Masse. Mit FF kx für die Federkraft (k ist die Federkonstante) gilt folgende BWGL: FF m a mx kx (1) Das Minuszeichen steht für die rücktreibende Wirkung. Gl. (1) kann man umformen: mx kx 0 oder auch x k x0 m Die Lösung dieser linearen, homogenen DGL 2. Ordnung mit konstanten Koeffizienten (k, m) ist: x(t) x 0 cos 0 t mit 0 k m (2) Exp.: V4 / 1108 Schwingung(en) mit Speicheroszilloskop oder CASSY Die analytische Lösung ist streng und einfach. Doch schon beim mathematischen Pendel hatten wir gesehen, dass sich die BWGL nur angenähert für kleine Winkel lösen lässt. (Die Näherung bestand darin, dass kleine Winkel etwa gleich dem Sinus oder auch Tangens des Winkels sind. Was man dabei unter kleinen Winkeln versteht, lässt sich gut durch den Taschenrechner selbst ausprobieren. Bildquelle: http://walter.bislins.ch/physik/media/Pendel.png; Exp.: V 4 / 1101: mathematisches Pendel BWGL: g g ; ω0: Eigenkreisfrequenz 0 Lösung: (t) 0 cos 0 t mit 0 l l Beide Lösungen sind aufgrund von Vorgänge). (3) F x harmonische Schwingungen (zeitlich periodische Exp.: V4 / 1102: Berechtigung des Namens Kreisfrequenz (https://www.youtube.com/watch?v=OKyuzWXTaGI) Bildquelle: http://www.chemgapedia.de/vsengine/vlu/vsc/de/ch/13/vlu/spektroskopie/grundlagen/einfuehrung.vlu/ Page/vsc/de/ch/13/pc/spektroskopie/grundlagen/schwingung.vscml/Supplement/1.html Im Vorlesungsversuch wird ein Beispiel für eine nicht harmonische Schwingung gezeigt. V4 / 6001: unharmonische Kippschwingung Was hat eine Schwingung mit einer Kreisbewegung zu tun? Aus x(t) = x(t + T) folgt sofort, dass 𝞈0= 2𝜋/ T ist. (T: Schwingungsdauer) Verschiedene Schwingungsformen: Harmonische Schwingung: sin- oder cos-förmig: Bildquelle: http://images.google.de/imgres?imgurl=https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/7/71/ Sine_cosine_one_period.svg/2000pxSine_cosine_one_period.svg.png&imgrefurl=https://de.wikipedia.org/wiki/Sinus_und_Kosinus&h=80 0&w=2000&tbnid=29ToMdd77f8IYM:&vet=1&tbnh=90&tbnw=225&docid=M9EpfiGIMuQIwM&c lient=firefox-b&usg=__mVdiI3ZgTDFHsbr6RUydVNtQAs=&sa=X&ved=0ahUKEwix_4TOi8bRAhVHnRoKHResDPwQ9QEIJDAE Kippschwingung: Bildquelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a9/Kippschwingung-beim-elektri.gif Nicht jede periodische Bewegung ist harmonisch! 7.1.2 Physikalisches oder Schwerependel Ein ausgedehnter Körper schwingt um einen Aufhängepunkt O außerhalb seines Schwerpunktes S. Für kleine Auslenkungen ist das rücktreibende Drehmoment MRück FRück l m g l sin m g l l ist immer der Abstand von der Aufhängung O bis zum Schwerpunkt S Exp.: V4 / 1301 Physikalisches Pendel MRück J J BWGL: Mit J m g l 0 Richtmoment J D 0 (4) D mgl D D ist. 0 erkennt man sofort, dass 0 J J t 0 cos 0 t mit 0 Lösung: D J (5) Unter Verwendung des Steiner‘schen Satzes (Gl. (6) in Kap. 5.2) lässt sich die Eigenkreisfrequenz 0 wie folgt umformen: 0 0 D mgl mg l 2 J JS ms m l2 JS g l(1 JS ) ml2 mg l J m l 2 1 S 2 ml g lR J lR l 1 S 2 ist die (so genannte) reduzierte Pendellänge. Sie heißt deshalb so, weil sie kürzer ml als die Gesamtausdehnung des Körpers ist. 0 ist jetzt die Eigenfrequenz eines mathematischen Pendels gleicher Schwingungsdauer T. Das Pendel schwingt so, als ob die reduzierte Pendellänge die wirkliche Pendellänge ist. Das Pendel schwingt so, als ob die Gesamtmasse am Punkt A konzentriert wäre, der von O den Abstand l R besitzt. Achtung: l ist als Entfernung zwischen dem Aufhängungspunkt O und dem Schwerpunkt S zu sehen. Experimente: V4 / 1303 Glockenpendel; V4 / 1304 Reifenpendel; V4 / 1305 3 physikalische Pendel gleicher Schwingungsdauer T. Es ergibt sich nun noch eine Besonderheit: Lässt man den Körper um eine zur ursprünglichen Achse durch 0 parallele Achse durch A schwingen, ergibt sich die gleiche Kreisfrequenz bzw. Schwingungsdauer. Experimentell ist dieser Punkt nicht immer leicht und auch schnell zu finden. A m g lR l D' 2 JA JS m lR l JS g l A 2 J J l 1 S 2 JS m l2 JS S 2 2 ml ml m l2 mg A Js ml JS2 J m g l 1 S 2 l ml 2 JS J S m l 1 l 2 ml g g 0 lR Das ist ein Reversionspendel. Durch feine und präzise Montage und Justage sucht man zum Drehpunkt 0 den korrespondierenden Punkt A (Abstand 0A lR ) mit Hilfe der Messung der Schwingungsdauern, bis T0 TA gefunden ist. Damit lässt sich die Erdfallbeschleunigung g sehr genau bestimmen. Bemerkungen zum EES der Mechanik: Aus x t x 0 cos 0 t folgt x t x 00 sin 0 t Die potentielle Energie: E pot k 2 k 2 x x 0 cos 2 0 t 2 2 m 2 m 2 m 2 2 2 v x x 0 0 sin 0 t 2 2 2 E kin die kinetische Energie: liefern in der Gesamtsumme die Gesamtenergie des Systems. Eges E pot E kin k 2 m k x 0 cos2 0 t x 0 2 sin 2 0 t 2 2 m k 2 x 0 const. 2 E ges In der folgenden grafischen Darstellung sind vertikal versetzt die Periodizitäten verschiedener Größen zusammengeführt. Die Geschwindigkeit und damit der Impuls weist gegenüber der Elongation eine Phasenverschiebung auf. In der Kraft steckt die zweite Zeitableitung der Elongation, also eine weitere Phasenverschiebung. Während die Gesamtenergie konstant bleibt, hat die potentielle Energie dort ihr Maximum, wo die kinetische Energie minimal wird und umgekehrt. Es wird ständig Energie umgewandelt. Leistung und Energie laufen mit anderen Periodendauern als die Elongation. Qualitative Darstellung der berechneten Größen; die einzelnen Graphen sind vertikal gegeneinander verschoben y in willkürlichen Einheiten 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 10 10 8 8 2T 6 6 4 4 x(t) v(t), p(t) F(t) Ekin(t) Epot(t) P(t) 2 2 T 0 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 x in willkürlichen Einheiten k / m) 1/2 7.2 Freie gedämpfte Schwingung(en) In der Realität treten bei allen Schwingungen Reibungseffekte auf, die Schwingungen werden gedämpft. Außer der Federkraft oder sonstiger Rückstellkraft wirkt noch eine Reibungskraft FR . Man kann sich das so vorstellen, als würde ein zusätzlicher Widerstand parallel geschaltet. FGes FF FR (6) In vielen (praktischen) Fällen, vor allem (aber) bei kleinen Geschwindigkeiten, kann man die Reibungskraft FR als geschwindigkeitsproportional annehmen. FR zeigt allerdings in die entgegengesetzte Richtung wie v selbst. In der Übung werden Sie ein Beispiel kennenlernen, wo die Reibungskraft nicht dieser Funktionalität genügt. In diesem Abschnitt soll also gelten: FR r (7) : Konstante, die die Stärke der Reibung beschreibt. Ohne Beschränkung der Allgemeinheit gilt für den eindimensionalen Fall (1D-Fall): bzw. kx x m x x k x x 0 m m (8) BWGL Das ist die DGL der freien gedämpften Schwingung. Klassifizierung: linear, homogen, 2. Ordnung, konstante Koeffizienten Wir schreiben (aus rein ästhetischen Gründen = 2δ): m x 2x 0 2 x 0 (9) und suchen nach einem Ansatz für die Lösung. Experiment: V4 / 2009 Oszilloskop freie gedämpfte Schwingung mit abnehmender Amplitude Gesucht ist rein mathematisch eine Funktion, die bei ihrer zeitlichen Ableitung im Wesentlichen erhalten bleibt. Bei der freien ungedämpften Schwingung haben wir gesehen, dass sowohl die Kosinus- als auch die Sinusfunktion bis auf das Vorzeichen und eine Konstante bei der zweiten Zeitableitung in sich selbst übergehen. Hier taucht zusätzlich die erste Ableitung auf. Ansatz: x t et (10) x t et x t x t 2et 2 x t Einsetzen in DGL 2 x t 2x t 02 x t 0 Damit hat man die DGL 2. Ordnung auf eine quadratische algebraische Gleichung zurückgeführt. Die triviale, mathematisch mögliche, aber physikalisch uninteressante Lösung ist x t 0 . Interessant ist aber der andere Faktor, den wir im Folgenden näher untersuchen wollen: 2 2 02 0 (11) Das ist die so genannte charakteristische Gleichung. Die Lösung dieser quadratischen Gleichung erhält man über die Diskriminante: Mit 2 0 2 (12) 0 2 2 :1,2 i (13) 1,2 ist die Eigenkreisfrequenz der gedämpften Schwingung. Die Schwingungsdauer T ist demzufolge größer, das Pendel schwingt langsamer. Eine ganz spezielle Lösung der DGL (9) ist nun: [Probe: Gl. (14) Einsetzen in Gl. (8) ^ (9)] x t x 0et cos t 0 (14) Die Amplitude x 0 sowie der Nullphasenwinkel sind (mathematisch) zunächst (zwei) allgemeine Integrationskonstanten des mathematischen Problems, welche genauer durch die jeweiligen Anfangsbedingungen (AB) festgelegt werden. Die allgemeine Lösung der homogenen DGL erhält man als Linearkombination der mit dem Ansatz (Gl. (10)) gewonnenen Teillösungen: x h t C1et e 2 02 t C2et e 2 02 t et (C1e 2 02 t C 2e 2 02 t ) Für die Wurzel in Gl. (12) gibt es nämlich insgesamt drei mögliche Lösungen: 1. Fall: 0 ,d.h.2 0 2 0 : kleine (schwache) Dämpfung: Hier ist in Gl. (13) reell, es ergibt sich eine gedämpfte Schwingung mit exponentiell abklingender Amplitude. Mit x h t C1et eit C2et eit et (C3 cos( t) C4 sin( t)) e t C5 cos( t ) erhält man mit den AB x(0) = x0 und v(0) = 0 Gleichung (14). Bildquelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Eulersche_Formel#/media/File:Euler%27s_formula.svg z x iy r cos isin (Kreis) Euler-Identität: eix cos x isin x (Beweis durch Taylorreihenentwicklung an der Stelle x=0) Experimente: V 4 / 2007 Spiegelgalvanometer V 4 / 2001 und 2003 Ölwanne und V 4 / 2006 elektrischer Schwingkreis Das ist der so genannte Schwingfall. Ein Maß für die quantitative Beschreibung der Dämpfung der Schwingung und damit für das zeitliche Abklingen der Amplitude x 0 (t) x 0 et ist das logarithmische Dekrement Λ. Für die Amplitudenabnahme in diesem Schwingfall gilt: x(t T) x(t) eT ln T . x(t) x(t T) Aus Λ ergibt sich unmittelbar , die Stärke der Dämpfung; z. B. aus Messungen der Viskosität . ist auch ein Maß für die Güte des schwingungsfähigen Systems. 2. Fall: 0 ,d.h.2 02 0 : starke Dämpfung: Die Wurzel in Gl. (12) ist jetzt selbst reell. 1,2 2 0 2 Die Lösung der DGL lautet für diesen Spezialfall: x t C1et e 2 02 t C2et e 2 02 t Das System ist überdämpft. Nach anfänglicher Auslenkung geht das System erst nach sehr langer Zeit (eigentlich im Unendlichen, also nie) wieder in die Ruhelage zurück. Deshalb wird dieser Fall als Kriechfall bezeichnet. Die grafische Darstellung hat keine Extrema, aber einen Wendepunkt mit den Koordinaten t w 3. Fall: 0 : 4x 0 2 2 t w 1 e . und x w ln 2 2 2 Die Lösung der DGL erhält man über das mathematische Verfahren Variation der Konstanten: t Dazu wählt man als Ansatz: x t C(t)e . Danach bildet man die ersten beiden Zeitableitungen: x t C(t)et C(t)et C(t)et x(t) und x t C(t)et C(t)et x(t) Einsetzen in die ursprüngliche DGL (Gl. (9)) liefert als Ergebnis: C(t) 0 . Das bedeutet, dass die zeitabhängige Konstante als lineare Funktion wie folgt angesetzt werden darf: t C(t)=at+b. Als Lösung für die DGL erhält man: x t (a t b) e . Aus den Anfangsbedingungen (AB): x(0)= x0 und v(0) = v0 liest man ab: t a = x0+ v0 . ^ b = x0. Damit wird x t [x 0 (v0 x 0 ) t] e . Nach anfänglicher Auslenkung x0 kehrt das System „schnellstmöglich“ in die Ruhelage zurück. Es handelt sich um den „schnellstmöglichen“ Kriechfall, aber keinesfalls um eine Schwingung. Das ist der aperiodische Grenzfall, der messtechnisch von sehr großer Bedeutung ist. Die Kurve kann eine Nullstelle haben, falls v0<- δx0 ist. Maxima hat dieser Graf für Anfangsgeschwindigkeiten v0 > 0; Minima für v0 < 0. Für v0= 0 hat die Kurve keine Extremstellen. An der Stelle tw = 2 / δ – x0 / (v0 + δx0) haben sämtliche mögliche Grafen eine Wendestelle. In der folgenden grafischen Darstellung sind die einzelnen Fälle anhand konkreter Zahlenbeispiele illustriert. Analogiebetrachtung zur Elektrodynamik: Elektrischer Schwingkreis: Maschensatz: U(t)=L⋅I˙+Q/C+R⋅I 7.3 Erzwungene Schwingung(en) Auf das schwingende System wirkt eine zeitabhängige, äußere, periodische Kraft der Form F(t) F0 sin t . ω ist hier die Erregerfrequenz und darf keinesfalls mit der Eigenkreisfrequenz der freien gedämpften Schwingung verwechselt werden, diese war nach Gl. (13) (Kap. 7.2.) 0 2 2 . Eine Verwechslung ist nahezu ausgeschlossen, weil in diesem Abschnitt vorwiegend über die inhomogene Lösung der Schwingungs-DGL gesprochen wird. Die homogene Lösung klingt exponentiell ab (Einschwingvorgang). Solche Kräfte können den „Abbau“ der Schwingung infolge der Reibung (Dämpfung) wieder ausgleichen. Sie zwingen dem System nach einer gewissen Zeit, der so genannten Einschwingzeit, ihre eigene Frequenz, die Erregerfrequenz auf. Aber Achtung: In der Praxis können Einschwingvorgänge kompliziert sein und auch länger andauern. Der Erreger und der Resonator, das schwingungsfähige System, schwingen mit der Erregerfrequenz ω. Es tritt (aber) eine Phasenverschiebung auf. Experiment(e): V4 / 3002 Zungenfrequenzmesser V4 / 3006 Resonanzpendel V4 / 3008 Freihand-Resonanz V4 / 3013 Tacoma-Narrows-Bridge V4 / 3015 Schwingtopf Im Allgemeinen treten noch Reibungskräfte auf: mx F x, x, t BWGL: x: rücktreibende Kraft x: Reibung mx kx x F0 sin t x 2x 0 2 x F0 sin t m (15) Das ist eine lineare, inhomogene DGL 2. Ordnung mit konstanten Koeffizienten. t: Erreger k ; 0 2 2m m Die allgemeine Lösung einer inhomogenen Differentialgleichung ist die Summe aus der zugehörigen homogenen Lösung x h t , die in den Kapiteln 7.1 und 7.2 ausführlich besprochen wurde und die sich hier im mehr oder weniger lang andauernden Einschwingvorgang widerspiegelt, und einer ganz speziellen partikulären Lösung x p t der inhomogenen DGL, die man mit Hilfe eines möglichst geschickten Ansatzes gewinnen möchte. In komplexer Schreibweise genügt die partikuläre Lösung x p t folgender Differentialgleichung: x p 2x p 0 2 x p A0eit (16) Man wählt den komplexen Lösungsansatz (der also sowohl für sin- als auch cos-Funktionen gleichermaßen gilt): x p (t) x 0 ei( t ) (17) : Erregerfrequenz; x 0 : Resonatoramplitude; : Phasenverschiebung zwischen Erregerfrequenz und Resonator Ein- bzw. zweimaliges Ableiten dieses zeitabhängigen Ansatzes nach der Zeit t x p t ix 0 ei( t ) ; x p t 2 x 0 ei(t ) Eingesetzt in obige DGl (Gl. (16)) nebst anschließender Division durch x p t (Gl. (17)) liefert: 2 2i 0 2 A0 i e x0 Ein Koeffizientenvergleich auf beiden Seiten der Gleichung bringt: Imaginärteil: 2x 0 A0 sin Realteil: x 0 (0 2 2 ) A0 cos ; Division der beiden Gleichungen und Verwendung der Tangensdefinition: tan 2 bzw. 0 2 2 arctan 2 0 2 2 (18) Quadrieren und Addieren der beiden Gleichungen liefert unter Verwendung des trigonometrischen Pythagoras den Betrag der komplexen Amplitude: x0 A0 (0 ) 4 2 2 2 2 2 F0 / m = 02 2 4 2 2 2 (19) Bemerkung zum Doppelvorzeichen: Beide Vorzeichen ergeben dasselbe Resultat. Addiert man die beiden konjugiert komplexen Gleichungen, bekommt man die reelle und damit physikalische der möglichen Lösungen. x p (t) F0 / m 0 2 2 2 e i( t ) 4 2 2 Diskussion der Lösung: zunächst x 0 : Grenzfälle: F0 F 0 2 m0 k 0 x 0 0 x0 0 Im Zwischenbereich vermuten wir ein Maximum. d x 0 0 d Seine Lage ergibt sich aus: 2 dx 0 F0 d 0 2 2 422 d m d 1 F0 2m 3/2 1/2 2 0 2 2 2 82 0 Setzt man den Zähler gleich null 2 02 2 2 82 0 -> 202 23 42 0 -> 2 02 22 res 0 2 22 (19) Resonanzfrequenz res 0 0 Bei geringer Dämpfung: Amplitudenresonanzkurven Phasenresonanzkurven 1 - Schwache Dämpfung, 2 – stärkere Dämpfung, 3- Dämpfung steigt weiter an Die tatsächlichen Maxima liegen etwas weiter links von 0 . Das Maximum der Kurve wandert mit wachsender Dämpfung nach links und flacht ab. Wenn res 0 0 2 2 2 0 2 1 20 2 In der Praxis wird die Resonanzkatastrophe vermieden durch: starke Dämpfung 0 weit entfernt von Experiment: Pohl’sches Drehpendel (Rad) V4 / 3001 Phasenverschiebung zwischen Erreger und Resonator: tan 2 0 2 2 Bei kleiner Frequenz folgt der Resonator dem Erreger fast ohne Phasenverschiebung. Phasenverschiebung : 2 x x 0 cos t F F0 sin t x 0 cos t cos sin t sin 2 2 2 =0 =1 x x 0 sin t Äußere Kraft F t und Geschwindigkeit t x t sind in Phase. Dem System wird ständig Energie zugeführt. Ohne Dämpfung führt dies zur Amplitudenkatastrophe. Bei sehr hohen Frequenzen stellt sich eine Phasenverschiebung von 180 ein, das System schwingt gegenphasig. ********************************************************************************** Kurvendiskussion für die Funktion φ(ω): ( ) arctan 2 0 2 2 Die erste Ableitung der Arcus-Tangens-Funktion hat die Struktur (1/(1+x2)). 202 ( ) (0 2 2 )2 4 2 2 ' Eine solche Funktion hat keine Extrema im Definitionsbereich. Die zweite Ableitung ist: 802 [02 2 2 2 ] ''( ) [(0 2 2 )2 4 2 2 ]2 2 2 Es ergibt sich für die Wendestelle: w 0 2 . Neben der trivialen und physikalisch uninteressanten Lösung ωw1 = 0 sieht man bei kleinen Dämpfungen im Schwingfall, dass der Wendepunkt bzw. die Wendestelle bei ωw ≈ ω0 liegt. ********************************************************************************** Stationäre, zeitlich konstante Schwingung: Die Schwingung wird stationär, wenn die während einer Periode zugeführte Energie gleich der durch Reibung bzw. Dämpfung aus dem schwingenden System abgeführten Energie ist. Bei kleiner Dämpfung wird diese Bedingung nur für große Amplituden erfüllt. Im Resonanzfall kann es daher schon vor Erreichen des stationären Zustandes zur Zerstörung des schwingenden Systems kommen. Für viele praktische Überlegungen und auch unsere Übungsaufgaben spielt der folgende Begriff eine große Rolle: Resonanzüberhöhung: Verhältnis der Amplitude bei res zur Amplitude bei 0 : x 0 res x0 0 1 F0 m0 2 F0 / m 2 0 0 2 22 42 0 2 22 0 2 44 420 2 84 2 0 2 2 02 2 (20) 0 res 2 2 0 sehr viel g rößer als Die Resonanzüberhöhung ist also umgekehrt proportional zur Dämpfungskonstanten. 7.4 Überlagerung von Schwingungen Die Gesetze der Mechanik gelten für jede Raumrichtung einzeln. Die Bewegungen überlagern sich ungestört. (Superpositionsprinzip) 1. Fall: 2D-Überlagerung: geg.: Schwingungen in x-Richtung: x t A sin t Schwingungen in y-Richtung: y t A sin t Ohne Phasenverschiebung ergibt sich eine Gerade, bei π / 2 ein Kreis, dazwischen Ellipsen. Bildquelle: https://www.bing.com/images/search?q=lissajous&view=detailv2&&id=4D94A16494F16D2E6C00A 4AEEC3936116B276C08&selectedIndex=55&ccid=N%2bfcfFbR&simid=608053313238008135&thi d=OIP.M37e7dc7c56d11438e81cf4f558a47212o0&ajaxhist=0 mit Phasenverschiebung : 2 x t A sin t A cos t 2 y t A sin t mit beliebiger Phasenverschiebung: wenn x y : für rationale Alle Übergänge-Kreis-Ellipse x n n, m ganz y m geschlossene Kurven, Lissajous-Figuren Bildquelle: https://www.bing.com/images/search?q=lissajous&view=detailv2&&id=DA7A54AB960F27251F056 96A2D5E2354C7E57704&selectedIndex=87&ccid=7rAPUwWF&simid=608002121539519482&thid =OIP.Meeb00f53058564a28a9d3780367c9f79o0&ajaxhist=0 für irrationale x : y vollständiges Überstreichen der x-y-Ebene V4 / 5310 Lissajous-Figuren Experiment(e): 2. Fall: Schwebungen: Überlagerung zweier gleichgerichteter Schwingungen mit nahezu derselben Frequenz: i t xˆ t xˆ 1 t xˆ 2 t A1eit A2e klein bis sehr klein x̂ t A1 A2eit eit (21) zeitlich veränderliche komplexe Amplitude der Schwingung eit Wir betrachten den physikalisch relevanten Realteil der Schwingung. x t Re xˆ t und selten gleichzeitig A1 A2 A x1 t A cos t x 2 t A cos t x t x1 t x 2 t A cos t cos t Additionstheorem: cos cos 2cos cos 2 2 x t 2A cos t cos t 2 2 zeitlich veränderliche wirkliche Schwingung, deren Frequenz sich fast nicht von unterscheidet Amplitude Die tatsächliche Schwingung (rote (22) Kurve) verläuft mit der Frequenz ; 2 die 2 Amplitudenmodulation (blaue Kurve) mit akustisch: Man hört fast den gleichen Ton wie bei der einzelnen Schwingung mit der Frequenz , aber die Lautstärke (Intensität, Amplitude) des Tons ändert sich langsam (auf- und abschwellend). Experimente: V4 / 5202 Schwebung mit Stimmgabeln 7.5 Fourier-Analyse, Forier-Synthese, Fourier-Reihe(n) geg.: beliebiger zeitlich periodischer Vorgang mit x t x t T Bildquelle: https://www.bing.com/images/search?q=Fourierreihen&view=detailv2&&id=593EAB840BD019C4C F357EFB1845CDA907C2979C&selectedIndex=0&ccid=whhNTz4Z&simid=608012167461078972& thid=OIP.Mc2184d4f3e1935fab33f162c3d412625o0&ajaxhist=0 Keine harmonischen Schwingungen, sondern allgemeiner Fall. Die meisten Schwingungen in der Praxis sind unharmonisch. Fourier (1822): Jede zeitlich periodische Funktion mit der Periodenlänge T lässt sich aus harmonischen Schwingungen aufbauen, zusammensetzen. x t x t T 2f 2 T x t x 0 x1 cos t 1 x 2 cos 2t 2 ... x t x n cos nt n nN n 0 bzw. in komplexer Form: xˆ t xˆ n ei nt n (23) n 0 MERKE: Periodische, nicht harmonische Schwingungen enthalten außer der Schwingung mit der Grundfrequenz 0 Oberschwingungen n0 mit charakteristischen Amplituden xn . Mit wachsendem n nimmt generell die Größe der Amplituden schnell ab. Experiment(e): Fourieranalyse (Fouriertransformation) am PC -> Frequenzspektrum, anschließend Fouriersynthese -> Annähern einer Kurve allgemein: x t a0 a n cos nt b n sin nt 2 n 1 Fourierkoeffizient(en): a n 2 T T 2 x t cos nt dt T 2 n=0, 1, 2, ... bn 2 T T 2 x t sin nt dt T 2 Bemerkung: hier wurde nur die zeitliche Periodizität betrachtet, bei der räumlichen ist t einfach k T durch x zu ersetzen; tx 7.6. Koppelschwingung(en) Experimente: V4 / 4001 Stabpendel V4 / 4009 Federpendel V4 / 4025 Schlingertank V4 / 4012 groß-klein V4 / 4021 mit Torsion Hier soll als Beispiel folgende Anordnung betrachtet werden: 2 Federschwinger, Massen m=m1=m2, Federkonstante k=k1=k2 sind über eine weitere Feder mit k* verbunden. Im Ruhezustand sind alle Federn gleichzeitig entspannt. Ohne Verbindungsfeder würde für den Schwinger x1 gelten: kx1 + mx1 = 0 . Mit Verbindungsfeder kommt parallel dazu noch die zusätzliche Federkraft FF, die vom Abstand x2-x1 abhängt: F * x1 x2 k * Wenn x1=x2 ist, hat die Verbindungsfeder ihre Ruhelage und übt keine Kraft aus. Es ergeben sich die beiden Bewegungsgleichungen: kx1 k * x1 x2 mx1 0 (24a) + + kx2 k * x2 x1 mx2 0 (24b) + - Dies ist ein System von zwei gekoppelten DGL. x1 0 2 x1 k* x1 x2 0 m (24a) x2 0 2 x2 k* x2 x1 0 m (24b) x1 x2 0 2 x1 x2 0 x1 x2 0 2 x1 x2 2 (25a) k* x1 x2 0 m (25b) 2 k* x1 x2 0 2 x1 x2 0 m y2 x1 x2 Substitution: y1 x1 x2 y1 0 2 y1 0 (26a) k* y2 0 2 2 y2 0 m 2 (26b) mit 0 2 k* '2 0 m Gleichung (26a) hat die Lösung y1 t y0 cos 0 t Gleichung (26b) hat die Lösung y2 t y0 cos 0 ' t x1 Rücktransformation: y1 y2 2 x2 y1 y2 2 1 x1 t C cos 0 t cos 0 ' t 2 1 x2 t C cos 0 t cos 0 ' t 2 C und φ sind zunächst allgemeine Integrationskonstanten. Mathematisch heißt dieses Verfahren „Separation in Schwerpunkt- und Differenzkoordinate“, x1 ist der Schwerpunkt, x2 ist der halbe Abstand. Anwendung geeigneter Additionstheoreme ... und entsprechender Anfangsbedingungen: Lösungen: x1 t x0 cos 0 ' 0 x2 t x0 sin 0 ' 0 2 2 t cos t sin 0 ' 0 2 0 ' 0 2 t (27a) t (27b) Beide Pendel führen Schwingungen mit der gleichen Kreisfrequenz 0 ' 0 2 aus. Die Amplituden der Pendel ändern sich zusätzlich mit kleinerer Kreisfrequenz 0 ' 0 2 2 TS TS ist die Periodendauer der Schwebung (der Einhüllenden). Davon abweichend bezeichnet man τ als Schwebungsdauer, die Zeit zwischen genau zwei Knoten. Man definiert als Kopplungsgrad: T0 2 T0'2 0' 0 2 k* 2 2 T0 T0'2 0' 0 2 k k * 2 (28) 0 T0 T0 ' keine Kopplung 1 T0 ' 0 K* starke, starre Kopplung Die Koppelschwingung ist eine um 90° phasenverschobene Schwebung der Einzelschwinger. Bildquelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Gekoppelte_Pendel#/media/File:Schwebungsfall.svg Nun wird eingeführt: I II 2 2 T und S II I 2 2 TS Die Kreisfrequenz stellt also die Mittelung beider Fundamentalkreisfrequenzen dar, analog ist auch T zu betrachten. Die Größe TS ist physikalisch ohne Bedeutung, da die Amplitudenmodulation von der Schwebungsdauer (Knotenabstand) abhängt. Bildquelle: „hauseigene Praktikumsanleitungen“ Es existieren zwei Fundamentallösungen: 1.) Beide Massen schwingen parallel; die Verbindungsfeder wird nicht beansprucht, wie beim k . m 2.) Beide Massen schwingen gegeneinander. Diese Schwingung verläuft schneller wegen der k 2k * Zusatzfeder; 0' . Für k* = 0 (ausgeschaltete Kopplung) schwingen die beiden m Pendel mit gleicher Frequenz, es gibt keinen Energieübertrag. Einzelpendel; es gilt ω0 = 7.7. Parametrische Resonanz Vorlesungsexperiment: Weihrauchkessel + Video In der Schwingungsdifferentialgleichung Gl. (15), Kap. 7.3. werden jetzt die bisher konstanten Koeffizienten zeitabhängig: x(t) C1 (t) x(t) C2 (t) x(t) F0 exp it m Obwohl jedes Kind auf einer Schaukel relativ schnell erlernt, wie man die Auslenkung eines schwingungsfähigen Systems wirkungsvoll und schnell erhöht, treten hier nichtlineare Differentialgleichungen auf, die nur numerisch gelöst werden können. 7.8. Chaotische Bewegungen Gibt es Nichtlinearitäten in den erregenden oder rückstellenden Kräften, kommt es zu nicht voraussagbaren Bewegungen. Die Vorgänge werden chaotisch. Dies führt zu einem speziellen neuen Zweig der theoretischen Physik. Vorlesungsexperimente: chaotisches Doppelpendel (schwarz-rot-gold) Bifurkation 8. Wellen 8.1 Einleitung: Was ist eine Welle? Experimente: V 4 / 4042: Pendelreihe (gekoppelte Schwinger) V 5 / 0151: Anakonda Spiralfeder (Riesenschlange) V 5 / 1101: Federseil V 5 / 1301: Schraubenmodell (für räumliche und zeitliche Periodizität) Das schwingende Teilchen bewegt sich um seine Ruhelage, bewegt sich aber nicht fort. Der Schwingungszustand breitet sich über große Entfernungen aus. Die Welle ist die räumliche Ausbreitung einer Schwingungsphase. Beispiele: - Wasserwellen (Oberflächenwellen) Bildquelle:http://www.gymnasiumparsberg.de/projekte/einsteinjahr/relativitaetstheorie_anschaulich_html_3a253df3.jpg - Schallwellen in Gasen (Luft) Lautsprechermembran: Zonen hoher und niedriger Dichte ρ Zonen hohen und niedrigen Druckes p - Elastische Wellen in Festkörpern / Dehnungswellen / Torsionswellen / Schallwellen in FK und Flüssigkeiten - Elektromagnetische Wellen / Radar / Licht / Röntgen- und Gammastrahlung Erreger: schwingende elektrische Ladungen erzeugen elektromagnetische Felder, die sich im Vakuum oder in Stoffen ausbreiten Wir betrachten eine Welle in x-Richtung: Die Phasengeschwindigkeit ist die Geschwindigkeit der Bewegung der Wellenberge und Wellentäler, allgemein einer beliebigen Schwingungsphase. Offenbar ist: y f (x, t) y(x vPh t) (1) Plausibilitätserklärung: 1.) Momentaufnahme bei t = 0: z. B. m. Fotoapparat am Meer 2.) Momentaufnahme bei t t1 : Die Phase ist um vPh t1 weitergelaufen. Also: Für jeden Punkt x ist y jetzt so „wie vorher um vPh*t1 weiter links“ Der Schwingungszustand ist nicht von x und t einzeln abhängig, sondern von der Kombination x vPh t . Dies ist die Phase der Welle, sie bestimmt y eindeutig. Gl. (1) beschreibt eine Welle ganz allgemein, also auch nichtperiodische (Seilwellen, Stoßwellen, …). Im Folgenden wollen wir uns auf harmonische Wellen konzentrieren. Diese besitzen eine große Bedeutung. Bildquelle: „https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/89/Wave_phase.gif“ Bildquelle: „https://de.wikipedia.org/wiki/Wellenl%C3%A4nge#/media/File:Sinuswelle_zur_verdeutlichung_von _Wellenlaenge.svg“ vPh f / k T 2 (2) Bei elektromagnetischen Wellen gilt: vPh = c (Lichtgeschwindigkeit). k ist die Wellenzahl und definiert als 2π / λ. Zur Beschreibung einer Welle wird oft der Wellenzahlvektor k kew mit e w : Einheitsvektor in Ausbreitungsrichtung benutzt. In den Flächen, in denen x vPh t , also die Phase der Welle, den gleichen Wert hat, ist auch die Amplitude bzw. Elongation gleich. Diese Flächen stehen senkrecht zur Ausbreitungsrichtung und heißen Wellenfronten oder Wellenflächen. Wellenfront = Fläche gleicher Phase Ebene Wellen Kugelwellen Zylinderwellen Bei einer harmonischen Welle führt eine Stelle im Laufe der Zeit eine Schwingung aus: y(t) y0 sin( t 0 ) . Damit bei t = 0 das räumliche Sinusprofil herauskommt, muss φ0 = kx sein; d. h. also: y(x, t) y0 sin( t k x) bzw. für eine allgemeine harmonische Wellenerscheinung: in reeller Darstellung: y(x, t) y0 sin( t k x) 1D komplex: (x, t) 0 ei( t kx) oder i(k r t) 3D komplex: (r, t) 0 e . Das ist die Wellenfunktion einer harmonischen Welle. (3) Frage: Wie sieht die DGL aus, der eine Welle gehorcht? 1D : 2(x, t) 2(x, t) 2 v Ph t 2 x 2 (4) Das ist die d’Alembert‘sche Wellengleichung. Diese Gleichung wird von jeder Funktion (x, t) (x vPh t) erfüllt (Gl. (1)), nicht nur von der Gleichung für harmonische Wellen (Gl. (3)). Der Beweis erfolgt mittels Probe, also durch Einsetzen der angegebenen Lösung in die DGL. Einschub: Andeutung eines Beweises: f (x v Ph t) f (x v Ph t) (x v Ph t) f (x v Ph t) ( vPh ) (*) t (x vPh t) t (x v Ph t) f (x v Ph t) f (x v Ph t) (x v Ph t) f (x v Ph t) (1) x (x v Ph t) x (x v Ph t) Vergleicht man die beiden Gleichungen (*) und (**), folgt sofort: (**) f f v Ph (***). t x Erneute Ableitung von Gl. (***) erfüllt Gl. (4). Arten von Wellen - Polarisation: Experiment (V 5 / 1201) Transversalwellen = Querwellen: Schwingungen quer zur Ausbreitungsrichtung Bildquelle: „https://de.wikipedia.org/wiki/Transversalwelle#/media/File:Pricna_vlna.gif“ Transversalwellen (Schall in Flüssigkeiten & Festkörpern; elektromagnetische Wellen) Bei Transversalwellen ist die Angabe „Schwingung senkrecht zur Ausbreitung“ nicht eindeutig. Entscheidend ist die Lage der Schwingungsebene: - Bleibt diese entlang der Welle konstant, hat man linear polarisierte Wellen. Alle Teilchen schwingen in einer Ebene. Experimente: Polarisationsmodelle - Es kann aber auch sein, dass sich die Schwingungsebene entlang der Ausbreitungsrichtung dreht. Dies führt zu zirkular oder elliptischer Polarisation. - Das Auftreten von Polarisation ist ein Kriterium für das Vorliegen von Transversalwellen. - Bei unpolarisierten Wellen ist keine Schwingungsebene bevorzugt. Es existiert eine statistische Verteilung der Schwingungsrichtungen einzelner Wellenzüge, das ist ganz typisch für Glühlicht. - Experiment: Polarisationsfolien Longitudinalwellen: Schwingungen erfolgen längs der Ausbreitungsrichtung (Schallwellen in Gasen) Es gibt Dehnungen und Stauchungen, Verdichtungen und Verdünnungen. Dehnung Stauchung Bildquelle: „https://de.wikipedia.org/wiki/Transversalwelle#/media/File:Podelna_vlna.gif“ Schwingung längs zur Ausbreitungsrichtung Longitudinalwellen (Schallwellen in Gasen) Verdichtungen & Verdünnungen 8.2 Überlagerung von Wellen, Gruppengeschwindigkeit Wellen überlagern sich nach dem Superpositionsprinzip ungestört. Mathematisch steckt das in der Linearität der d’Alembert‘schen Wellengleichung und bedeutet: y1(t) ist Lösung y2(t) ist Lösung Linearität y1(t) + y2(t) ist auch eine Lösung Wellen können sich beim Überlagern verstärken, abschwächen bis auslöschen. Bildquelle(n): „http://physikunterricht-online.de/jahrgang-11/wellenphaenomene/“ Maximale Verstärkung zweier Wellen Maximale Auslöschung zweier Wellen Verstärkung zweier Wellen Abschwächung zweier Wellen Stehende Wellen: Hinlaufende und rücklaufende Welle (z. B. nach Reflexion an einer Grenzfläche) überlagern sich so, dass sich nichts mehr auszubreiten scheint. Experimente: Seilwelle festes & loses Ende, Wellenmaschine mit Reflexion & Brechung Heißluftposaune, Monochord Chladnische Klangfiguren An Grenzflächen gibt es immer Reflexion, Brechung und Absorption. Gruppengeschwindigkeit: Die harmonische Welle überträgt kein Signal. Ein Signal (z. B. ein Licht- oder Funkimpuls) ist vorstellbar als ein aus vielen harmonischen Wellen unterschiedlicher Frequenz zusammengesetztes Gebilde. Bildquelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Wellenpaket#/media/File:Wave_gauss.svg Beispiel: Überlagerung von zwei harmonischen Wellen: , k, , k k Sie überlagern sich konstruktiv, wenn ihre Phasen übereinstimmen, d. h., wenn gilt: kx t ((k k)x ( t)t) kx k x t t k x t Die Erfüllung dieser Bedingung sichert also die Bildung und Erhaltung eines Signals; es hat sich eine Wellengruppe gebildet. Bei t 0 gilt obige Bedingung für x 0 . Bei t t1 gilt sie für x1 t1 . k Die Wellengruppe bzw. das Wellenpaket bewegt sich also mit der Signalgeschwindigkeit v x1 d , im Grenzfall . dk t1 k Diesen Ausdruck nennt man Gruppengeschwindigkeit, Geschwindigkeit der Wellengruppe oder Signalgeschwindigkeit. vgr d dk (5). Die Phasengeschwindigkeit war nach Gl. (8.1, (2)) v ph . k Umgestellt nach erhält man: vph k , also ~ k . Wenn v ph für alle Wellenlängen (d. h. für alle k ) bzw. für alle Frequenzen den gleichen Wert hat, erhält man: vgr d d (k v ph ) v ph . dk k In diesem Fall sind v gr und v ph gleich. Beispiel: elektromagnetische Wellen im Vakuum, Schall in Luft Allgemein: vgr vph vph f () bzw. f (k) . Es gilt dann nicht k . Es tritt Dispersion auf. Deswegen ist (k) die Dispersionsrelation. In diesem Fall zerfließen Wellenpakete (sie dispergieren), jede harmonische Welle des Pakets hat eine eigene Geschwindigkeit. Beispiele: - Licht im Glas (Prisma) vph vph () Lichtgeschwindigkeit hängt von der Frequenz und damit Farbe ab - Schall im Festkörper (hohe Töne laufen schneller) Übungsaufgabe: Überlagerung zweier ebener harmonischer Wellen mit den (Kreis-)Frequenzen ω1 und ω2 bzw. den Wellenzahlen k1 und k2: y1 (x, t) ymax cos(1 t k1 x) und y2 (x, t) ymax cos(2 t k 2 x) . Addiert man die beiden nach dem Superpositionsprinzip (ungestörte Überlagerung), erhält man: y y(x, t) 2 ymax cos( t k x) cos( t k x) . Der erste Cosinus-Faktor beschreibt die tatsächlich laufende Welle. Der zweite Cosinus-Term wird im Folgenden noch genauer diskutiert. 1 2 k k2 und k die mittlere Wellenzahl; k 1 . Für die 2 2 2 k k2 mittleren Differenzen kann man analog aufschreiben: 1 und k 1 . 2 2 ω ist die mittlere Kreisfrequenz; Die Phasengeschwindigkeit war nach Kap. 8.1 Gl. (2) v Ph 2 . c 1 k k1 k 2 Die Einhüllende (auch Hüllkurve genannt) der Wellengruppe ist der langwelligere Anteil yHüllkurve 2 ymax cos( t k x) . Konstante Phase bedeutet nichts anderes als t k x const. (Argument der Winkelfunktion) Orte konstanter Phase sind: x t const. . k Für die Gruppengeschwindigkeit folgt dann vGr dx d 1 2 . x(t) dt k dk k1 k 2 Stellt man Gl. (2) in Kap. 8.1. nach ω um, vPh k c k , und differenziert nach k, erhält man v dc . v Ph Ph k oder auch vGr vPh k k d Wenn die Ausbreitungsgeschwindigkeit nicht von der Wellenlänge abhängt, also c c() , dann ist dc 0 ; vGr vPh , und damit tritt keine Dispersion, kein Zerfließen des Wellenpaketes auf. d Wenn vGr vPh ist, spricht man von normaler Dispersion, ist hingegen vGr vPh , von anomaler. 8.3 Prinzipien der Wellenausbreitung Im Folgenden werden einige allgemeine Prinzipien (Beschreibungsmöglichkeiten, Verhaltensweisen, Eigenschaften) von Wellen behandelt. Sie gelten für alle Wellen (z. B. Licht, Schall, Funkwellen, …). 8.3.1 Streuung Streuung ist die sehr vielfältige Wechselwirkung einer Welle mit einem Hindernis: - Lichtwelle an einem Staubkorn in der Luft - elastische Welle im Festkörper an einem Hohlraum („Lunker“) - Wasserwelle an einem Wasserpfahl - Röntgenbeugung, Neutronen- und Elektronenbeugung d - Rayleigh-Streuung - Tyndall-, Mie-Streuung elektromagnetische - Ramanstreuung Wellen - Comptonstreuung Je nach Art der Änderung der Frequenz und Phase der Welle bezeichnet man die Art der Streuung: - elastisch, wenn sekundär primär primär - inelastisch, wenn sekundär Die Frequenz der Streuwelle ist gegenüber der Primärwelle verändert. Es ist eine Energieübertragung in beide Richtungen möglich. - kohärente Streuung: Die Streuwelle hat eine feste Phasenbeziehung zur Primärwelle. - inkohärente Streuung: Hindernis gibt aufgenommene Wellenenergie ab Phasenbeziehung geht verloren konstante Beide Änderungen bzw. Nichtänderungen sind miteinander verknüpft. Es kann also z. B. - kohärente elastische Streuung (Röntgenbeugung) oder - kohärente inelastische Streuung (Compton-, Ramanstreuung) auftreten. 8.3.2 Das Huygens-Fresnel‘sche Prinzip Man kann die Wellenausbreitung anschaulich gut mit dem Huygens‘schen Prinzip verstehen: „Jeder Punkt, der von einer Welle getroffen wird, ist Ausgangspunkt einer (neuen) Kugelwelle (3D), Kreiswelle (2D), Elementarwelle.“ Experiment:Wellenwanne mit Wasserwellen und Tupfer Bildquelle: „http://www.physik.wissenstexte.de/beugung.htm“ Was geschieht, wenn Hindernisse auftreten? Die einzelnen Elementarwellen überlagern sich zu einer neuen Wellenfront bzw. –ebene Bildquelle(n): „https://www.google.de/search?q=dispersion+bilder&client=firefox-bab&tbm=isch&tbo=u&source=univ&sa=X&ved=0ahUKEwj0l4n33KDTAhVDAZoKHVfoBAEQ7A kINA&biw=1600&bih=1089#tbm=isch&q=huygens+fresnel&imgrc=zaa8J9wxB8erdM:“ Dann kommt es zu Beugung, Reflexion, Brechung etc. Das Huygens‘sche Prinzip führt alle diese Erscheinungen auf Streuung und Interferenz (Überlagerung) zurück. Dabei müssen die Phasenlagen der sich überlagernden Teilwellen beachtet werden. Auf einem geeigneten Schirm lässt sich die Intensitätsverteilung der gestreuten und neu überlagerten Welle beobachten. 8.3.3 Das Fermat’sche Prinzip - Extremalprinzip: (Pierre de Fermat 1601 – 1655) Eine Welle läuft zwischen zwei Punkten immer so, dass sie dazu möglichst wenig Zeit braucht. Das führt z. B. bei der Brechung zu einer Richtungsänderung an der Grenzfläche. Die Welle läuft nämlich in dem Medium, in dem sie die größere Phasengeschwindigkeit hat, den längeren Weg und optimiert damit die Gesamtlaufzeit von A nach B. t b2 (l x)2 l l a2 x2 t1 t 2 1 2 vph1 vph 2 vph1 vph 2 FP: t Min. dt ! 0 dx dt 1 1 2x 1 1 2(l x)(1) x lx ! 0 dx vph1 2 a 2 x 2 vph 2 2 b2 (l x)2 vph1 l1 v ph 2 l2 x vph1 l1 l1 l sin l2 sin lx bzw. 1 vph 2 l2 vph1 l1 vph 2 l2 sin v ph1 sin v ph 2 x x ^ l2 sin sin (6) Snellius’sches Brechungsgesetz Ganz analog erfolgt die Herleitung bzw. der Beweis des Reflexionsgesetzes: Einfallswinkel = Reflexionswinkel (Ausfallswinkel), allerdings verbleibt die Ausbreitung hier im selben Medium. Die Winkel werden grundsätzlich zwischen den verlaufenden Strahlen und dem Lot gemessen. 8.4. Doppler-Effekt und Mach’scher Kegel Christian Doppler (1803 – 1853); Ernst Mach (1838 – 1916) Schallwellen brauchen ein Medium zur Ausbreitung; Licht hingegen nicht. Experiment: Schallquelle im Vakuum Bisher haben wir angenommen: Empfänger E, Quelle Q und Medium M sind in Ruhe. Wenn dies aber nicht der Fall ist, beobachtet man Frequenzänderungen. Der Doppler-Effekt beschreibt die Frequenzänderung bei der Wahrnehmung von Licht oder Schall infolge der Relativbewegung zwischen Quelle und Beobachter. Dies führt zu einer Deformation der Wellen. Bildquelle(n): oben: https://www.bing.com/images/search?q=dopplereffekt&id=F1139F1B3C907A7F04427093F3730B2E 7BFEF9B3&FORM=IQFRBA unten: https://www.bing.com/images/search?q=dopplereffekt&view=detailv2&&id=BB7B18DAA92C58D6 781314D1952763650761F948&selectedIndex=42&ccid=IbE3dnvg&simid=608033891397536163&th id=OIP.M21b137767be02964f172282e78e54132o0&ajaxhist=0 Es sollen jetzt verschiedene Fälle diskutiert werden, wobei zunächst angenommen wird, dass das Medium ruht: 1.) Beobachter B ruht, Quelle Q bewegt sich mit vQ auf B zu; vQ < vSchall; Schallgeschwindigkeit ist Phasengeschwindigkeit vPh: Zwischen Q und B rücken wegen der Bewegung von Q die Wellenberge (Wellenfronten) näher zusammen. Demzufolge ist die Wellenlänge λ < λ0. In der Zeit T (Periode) rückt die Quelle Q um vQT näher an den Beobachter heran und verkürzt um diesen Betrag die Wellenlänge 0 vQ T 0 vQ f0 0 vQ 0 vPh Der Beobachter B registriert jetzt die Frequenz f 0 (1 vQ vPh ) v / vPh Ph 0 f 0 1 vQ / v Ph (7). (8). Wenn sich die Quelle Q nun immer schneller bewegt und schließlich die Schallgeschwindigkeit erreicht, wird die Wellenlänge 0. Alle Wellenberge türmen sich zur sogenannten „Schallmauer“ auf. Wird die Geschwindigkeit der Quelle größer als die Phasengeschwindigkeit, bildet sich eine Kopfwelle aus, die Schallwellen sind auf den raumbereich hinter dem Mach’schen kegel beschränkt. Bildquelle: “https://de.wikipedia.org/wiki/Machscher_Kegel“ Öffnungswinkel des Mach’schen Kegels: sin vPh 1/ M vQ (9) M: Mach’sche Zahl oder auch Machzahl Beispiel: Bei M =2 fliegt das Flugzeug mit der doppelten Schallgeschwindigkeit. Der Überschallknall ist das Überstreichen des Ortes des Beobachters durch den Mach’schen Kegel. Das Flugzeug schleppt einen „Knallkegel“ mit sich fort. Bild- bzw. Videoquelle(n): "https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cberschallflug#/media/File:FA18_Hornet_breaking_sound_barrier_(7_July_1999)_-_filtered.jpg" ---> Überschallflugzeug "https://commons.wikimedia.org/w/index.php?title=File%3AF14A_Tomcat_supersonic_flyby%2C_1986.ogv" ---> Video Foto vom 2.) Die Quell Q ruht; der Beobachter B bewegt sich mit vB auf Q zu: Die von Q ausgehenden Wellen sind Kugelwellen der Wellenlänge λ0. Würde B ruhen, würde er die Originalfrequenz f 0 0 spüren. Bewegt er sich aber auf die v Ph Quelle Q zu, erhöht sich die Frequenz (wie bei der Bewegung der Quelle Q). Trotzdem ist diese Frequenzverschiebung aber von der oben diskutierten verschieden. Dazu stellen wir uns vor, wir könnten die Welle „einfrieren“. B misst dann nur noch die Frequenz Δf, mit der er über die Wellenberge streicht. Von Berg zu Berg braucht er die Zeit T‘= λ0/vB. Er misst also die Frequenz f 1/ T ' v B / 0 vB f0 vPh (10). Wird dann die Welle wieder „aufgetaut“, kommt die ursprüngliche Originalfrequenz noch hinzu. Man hat also bei ruhender Quelle q und bewegtem Beobachter B die Frequenz f f 0 f f 0 (1 vB ) f0 vPh (11). 3.) Die Quelle Q bewegt sich mit vQ auf den Beobachter B und dieser sich mit vB auf die Quelle Q zu: Hier bedarf es keiner Herleitung weiter, beide vorigen Effekte kommen gemeinsam zum Tragen: vB v Ph f f0 v 1 Q v Ph 1 4.) Q, B, und M bewegen sich (relativ zueinander): (12). Die bisher diskutierten Geschwindigkeiten vQ und vB können sinnvoll nur relativ zum Medium angegeben werden. Im Speziallfall vQ parallel zu vM und beide nach rechts gerichtet (während vB in die entgegengesetzte Richtung, also nach links zeigt: (v B v M ) v Ph f f0 (vQ v M ) 1 v Ph 1 (13). Falls eine der Geschwindigkeiten ihre Richtung ändert, ist in obiger Gleichung (13) das jeweils zugehörige Vorzeichen zu ändern. Bei schief zueinander liegenden Geschwindigkeiten hat man nur die Komponenten bezüglich der QB-Richtung einzusetzen. 5.) Lichtwellen Elektromagnetische Welle(n); Wegfall des Ausbreitungsmediums M f f0 f f0 v c f Aufeinanderzubewegung mit Relativgeschwindigkeit v (14) 0 v 1 c 1 v c f Voneinanderwegbewegung 0 v 1 c 1 (15) beobachtete Frequenz Quelle Q Beobachter B f B f Q (1 f B f Q (1 fB fB B c B c ) ) fQ 1 Q c fQ 1 Q f B fQ c c B c vQ f B fQ c B c vQ f B fQ c B c vQ f B fQ c B c vQ c: Phasengeschwindigkeit (Schallgeschwindigkeit) Tabelle nach „Hering, Martin, Stohrer: Physik für Ingenieure, 12. Auflage Lehrbuch, Springer Verlag, ISBN 978-3-540-71855-0“, Seite 429, Tabelle 5.10 Bildquelle: https://www.bing.com/images/search?q=rotverschiebung&view=detailv2&&id=C055 24BE58CD0CEE5B1D37772354C7E49B18631E&selectedIndex=52&ccid=kwu5cYj C&simid=608018472529102298&thid=OIP.kwu5cYjCBqApEhg2LDls6wEsDh&aja xhist=0 Quelle des Videos bzw. der Grafik: „http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-bild-21070-2017-01-2332427.html“ 8.5. Zusammenhang von Energie und Intensität einer Welle Wir betrachten einen Schwingungszustand: Es gibt Teilchen mit maximaler potentieller Energie E pot k m x 0 2 , andere haben zum gleichen Zeitpunkt maximale kinetische Energie E kin x 0 2 . 2 2 k ist die Federkonstante; m die Masse des Teilchens; x0 ist die Amplitude (maximale Elongation). Die Teilchen schwingen senkrecht zur Ausbreitungsrichtung und bleiben alle an ihrem Ort. Die Energie wird in Ausbreitungsrichtung ohne Stofftransport weitergeleitet. Die pro Zeiteinheit Δt transportierte Energie ΔE ist die Leistung P: P E E V x A A c , t V t t ω ist die Energiedichte (Energie E pro Volumen V); c die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Schwingungszustandes (Phasengeschwindigkeit); A die durchströmte Querschnittsfläche. Die Intensität I ist die Energie E pro Fläche A und Zeit t: E c I . A t Anmerkung / Hinweis: In vielen Lehrbüchern steht für ω j und für c v. Umgeformt E 1 m 2 1 x 0 2 2 x 0 2 ergibt für die Intensität V 2 V 2 1 1 I 2 x 0 2 c 2 x 0 2 Z mit Z c als Wellenwiderstand 2 2 Merke: Die Intensität I ist immer proportional zum Amplitudenquadrat x02 9. Trägheitskräfte in beschleunigten Bezugssystemen : bewegt sich bezüglich : Inertialsystem Ein Inertialsystem ist ein Bezugssystem, in welchem die Newton’schen Axiome gelten. r r0 r r r r0 r r0 r r r r0 r r0 r r r r0 Welche Kraft wirkt auf die Masse m im Punkt P im mitbewegten Bezugssystem? mr F mr0 d’Alembert‘sche Trägheitskraft eingeprägte Kraft 3 r r0 r r0 xex ye y zez r0 aiei i 1 3 3 i 1 i 1 r r0 aiei aiei Im System gilt für den rotierenden Beobachter: 3 r xex ye y zez aiei v i 1 In diesem Bezugssystem werden die Basiseinheitsvektoren nicht geändert. Aus der Sicht des ruhenden Beobachters in : 3 r r0 r aiei i 1 Der dritte Summand auf der rechten Seite der letzten Gleichung ist die Bahngeschwindigkeit v des Punktes P, gemessen in , wenn P mit starr rotiert. 3 ae i 1 r r0 r wxr Führungsgeschwindigkeit(en) i i vRot wxr (von ) r0 ist die Relativgeschwindigkeit zwischen den beiden Bezugssystemen ( r0 v0 ). Die zeitliche Differenz des Vektors r führt also auf die Operation wx . t Wir wenden diesen Operator erneut auf r an: r r0 r wxr wxr wxr wx wxr FC mr mr mr0 2m wxr m wxr mwxX wxr F Fe Ft Experimente: FEuler Fz V2/5000 mitbewegtes Bezugssystem V2/5100 Trägheitskräfte - Masse an Federwaage V2/5101 Ruhendes-beschleunigtes Bezugssystem - Wagen auf Wagen V2/5102 Wagen mit Klotz in der Horizontalen V2/5103 Wagen mit Klotz auf geneigte Ebene V2/5104 Trägheitskräfte - 2 Massestücke - Seidenpapier V2/5106 Fahrstuhl-Funkkamera V2/5201 Verschiedene Beispiele zur Zentrifugalkraft V2/5202 Schleifenbahn V2/5203 Rotationsstarre - "Kreissäge" aus Papier V2/5206 Zentrifugalkraft - Bierflasche V2/5301 Corioliskräfte - Spielzeugpistole auf Drehtisch V2/5302 Corioliskräfte - berußte Kugel auf Drehscheibe V2/5303 Foucault-Pendel V2/5304 Corioliskräfte - Modell Hoch-/Tiefdruckwirbel V2/5309 Corioliskräfte - Kugel von Rand nach Rand 2D: dr dr wxr dt In der Zeit dt dreht sich das rotierende System einfach um d w dt weiter. v v wxr Alle Vorlesungsversuche sind sowohl aus der Sicht des - ruhenden als auch des - mitbewegten Beobachters zu erklären. Mechanik deformierbarer Körper 10. Festkörper unter äußeren Spannungen 10.1. Mechanische Spannung Als Spannung bezeichnet man allgemein den Quotienten aus wirksamer äußerer Kraft F und Fläche A, auf die sie einwirkt. Spannung Kraft F p Fläche A (1) Je nach Kraftrichtung liegt eine Zug- oder Druckspannung vor. p N Pa m2 Eine äußere Kraft greift an einer Körperoberfläche i. A. unter einem gewissen Winkel an. Sie lässt sich stets in eine Tangential- und eine Normalkomponente zerlegen. Normalspannung= Normalkraft F N Angriffsfläche A Tangentialspannung= (2 a) Tangentialkraft F t Angriffsfläche A (2 b) Scherspannung Schubspannung (1.) Normalspannung Dehnung im elastischen Bereich: E ~ Kraft N Fläche m2 l l relative Längenänderung HOOK: E Pa E-Modul, materialspezifisch - Hook‘sches Gesetz gilt nur innerhalb enger Grenzen, nur für kleine Dehnungen. Faustregel für 1% (3) elastischer Bereich: reversible Verformung Betrachtungsweisen: - bestimmte aufgeprägte Spannung führt zu einer Verformung - bestimmte aufgeprägte Verformung ruft eine innere Spannung hervor. Im reversiblen, elastischen Bereich ergibt sich die im Körper gespeicherte Spannungsenergie aus der verrichteten Verformungsarbeit. l l W l l l dl dl 1 FN dl A dl Al V V d VE d VE 2 l l l 2 0 0 Diese Energie ist im gesamten Volumen V des Körpers gespeichert. Dichte der elastischen Energie: elast . W 1 1 2 1 E 2 V 2 2E 2 (4) 2 Im Körper entsteht ein Spannungsfeld. In diesem ist pro V-Einheit die Energie gespeichert. 2E Auf die Normalspannung reagiert der Körper nicht nur mit einer Dehnung einer Querkontraktion. , sondern auch mit ! Querkontraktion: d d d im elastischen Bereich: d ~ Denis Poisson (1781 – 1840): d l d l : Poissonsche Querkontraktionszahl (≈ 30 %) Konvention: 0, 0 → Zug 0, 0 → Druck ( V const. ) (5) (2.) Tangentialspannung und allseitiger Zug oder Druck angelegte Tangentialspannung → Scherung Ft A tan W Ft dx Aa 1 2 x G (6) G : Schubmodul G Pa dx Aa d VG d a 1 2 elast . G 2 (7) Auf einen allseitigen Druck / Zug reagiert ein fester Körper mit einer Verringerung / Vergrößerung seines Volumens: V p V K : Kompressionsmodul allgemein: bzw. p K 1 : Kompressibilität K V V (8) 1 1 p Pa ( p) ( p) 1 dV V dp (9) p0 Vorzeichenkonvention: „Druck nach innen“: (anders als bei ) Bemerkung: Die vier elastischen Konstanten E , G, , K sind nicht alle voneinander unabhänging. Für einen homogenen, isotropen Körper lässt sich das elastische Verhalten mit zwei dieser Materialgrößen beschreiben. Es gelten die Relationen: E 3K (1 2 ) 0 0,5 allgemeiner Fall: (10) E 2G (1 ) 2G E 3G inhomogener, nicht isotroper Körper: , Spannungstensor , Verzerrungstensor E , G, , K Elastizitätstensor 2 Anwendungsbeispiele: 1. Torsion eines zylindrischen Stabes (Scherung) eingespannt am linken Ende Scherung um Verdrillung um M Zerlegung des Stabes in einen konzentrischen Hohlzylinder der Dicke dr Scherungswinkel auf Mantelfläche am größten, umso kleiner, je näher man an Zylinderachse herankommt m auf Mantelfläche wird um SM R l M verschoben m weiter innen liegend: S r l * dünner Hohlzylinder Verdrillung liefert Rückstellmoment: dM R r dF durch Scherspannung aufgebracht dF G dA dA 2 r dr |* dF dA G dA dM R rdF 2 G Gr 2 rdr l l r 3dr Integration über alle Teil- und Hohlzylinder R M R dM R r 2 G 0 l R r 3 dr 0 2 G R4 D l 1 R4 D G 2 l D Richtmoment Richtmoment eines Torsionsdrahtes berechenbar aus der Geometrie R, l und dem Materialparameter Schub- bzw. Torsionsmodul G Umgekehrt kann man aus der Schwingungsdauer eines Torsionspendels G bestimmen: w 2 T D J D G Messgrößen: T , R, l 2. Biegung eines Balkens einseitig eingespannter Balken einseitig mit F belastet Verzerrung P( x, y ) : beliebiger Punkt Stauchungs- ↔ Dehnungsproblem n : neutrale Faser → keine Längenänderung oberhalb: unterhalb: Dehnung Stauchung y-Achse n Ursprung auf n R: Krümmungsradius Strahlensatz: s R y s R s s s s s s s y s s R Die diese Dehnung verursachende Spannung ist: E ( y) E y R oberhalb n : Zugspannung ( y 0) 0 unterhalb n : Druckspannung ( y 0) 0 Jede Teilkraft dF trägt mit Drehmoment dM ydF y ( y )dA zur Biegung bei. M dM y dF y ( y )dA E R y 2 dA Flächenträgheitsmoment Biegemoment: M E J A m4 1 JA R J A berücksichtigt die Form des Balkens Beispiele: h 2 J A y 2 dA b y 2 dy h 2 1 b h3 12 Doppel-T-Träger: JA runde Stange: JA vereinfachte Annahme: 4 R4 1 ( DA3 dh 3 ) 12 selbst Rohr JA 4 R4 r 4 Krümmungsradius des Balkens ist an Stelle gleich groß Realität: der Einspannung am größten l R jeder Krümmung in der Nähe amax l JA R 1 M R E JA M E 2 2 amax l l2 F l3 amax E JA 2 1 R F l E JA Die tatsächliche maximale Auslenkung ergibt sich unter Berücksichtigung der längs des Balkens unterschiedlichen Krümmung zu amax Fazit: F l3 E JA 3 äußeres Drehmoment biegt Balken andererseits wird durch eine Biegung, die von außen aufgeprägt wird, ein inneres entgegengerichtetes Drehmoment induziert. Inelastisches Verhalten: p : Keine Linearität mehr, aber noch keine bleibende Verformung (ggf. dauert es eine Weile bis alles zurückgeht) E : bleibende Verformungen; gehen bei Entlastung nicht völlig zurück bei fast allen festen Stoffen wird elastische Nachwirkung = Hysterese beobachtet 0A: zuerst elastisch, dann in ~ B: Restverformung trotz Rücknahme der äußeren Spannung D: ähnlicher Verlauf bei Stauchung C: Gegenspannung erforderlich, um 0 zu erreichen Fläche innerhalb der Hysteresekurve repräsentiert die bei einem Umlauf durch die Verformung verbrauchte, in Wärme umgewandelte Energie. F A dW F dx dW A l d V d l dx d l ld l d l A l V Bei Verformungen spielen auch Zeiteffekte eine Rolle 10.2. in polykristallinen und amorphen Körpern hängt Verformung auch von Einwirkungsdauer der wirkenden Spannung ab kurze, schnelle Einwirkung elastisches bzw. sprödes Verhalten lange Einwirkung plastisches Verhalten Scherung Erinnerung: Dehnung F Fläche F || Fläche , in der Fläche Jetzt: ansonsten völlig analog zu Gl. (1) aus Kap. 10.1 l 1 lF G A (11) F : Scherspannung A 1 : materialspezifische, proportionale Konstante G G : Schermodul, Schubmodul : Scherwinkel Experimente: Buch l 1 l G l tan sin , wenn klein l 1 G G (12) Auch zwischen G und E besteht eine Beziehung analog zu Gl. (6), Kap. 10.1. G Erfahrung Kommentar: → E 2 1 nur 2 unabhängige Größen in E , , , G Es hängt alles zusammen (Gl. (10.6), (10.9), Kap. 10.1 sind ja auch plausibel) In Wirklichkeit: , G Spannungstensor , Verzerrungstensor , E , , G Elastizitätstensor Wir betrachten folgende Spezialfälle: (13) Wichtige Anwendung der Scherung: Drillung (vgl. Kap. 10.1.) : Torsionswinkel : Scherung eines bestimmten Volumenelementes des Materials (hängt von r ab) (Experiment: Gummizylinder) für kleine gilt: r L (14) Verformung nimmt nach außen zu Wir betrachten einen dünnen Hohlzylinder: Verdrillung liefert Rückstellmoment dM r dF (15) Die Kraft dF dF wird von der Scherspannung aufgebracht: dF G dA (16) Mit dA 2 r dr sowie Gl. (14) folgt für dF dF G r L 2 r dr dM ( r ) r dF (15) R M dA 2 G 3 r dr L dM ( r ) 0 (17) 2 G R4 L D D f ( R, L) R : Radius Vollzylinder M D (Geometrieabhängigkeit) (18) (19) 10.3. Der gebogene Balken Experiment: Schwamm Experiment: Biegepfeil Krümmungsradius R ändert sich längs des Balkens Wir betrachten ein kurzes Stück, für das R const. Annahme: neutrale Faser liegt in der Mitte, dort sei z 0 Ähnlichkeit: l( z) z R l0 R l ( z ) l0 l ( z ) l ( z ) l0 l0 zR R z R (20) in einer Faser im Abstand z von der neutralen Faser baut sich also eine Spannung auf ( z) E E (20) ( z) E l ( z ) l0 z R (21) Oberhalb der neutralen Faser herrscht Zugspannung, unterhalb Druckspannung. Blick auf einen Balkenquerschnitt: dA dz dy erfährt eine Kraft dF dF ( z ) dA dF E z dz dy R (22) Experiment: Spannungsoptik Diese Kraft dF bewirkt ein Drehmoment dM z dF E 2 z dz dy R (23) Das gesamte in der Querschnittsfläche wirkende Drehmoment: M E z 2 dz dy R A Flächenträgheitsmoment I M E I R R bzw. (24) E I M Kommentar: Das Drehmoment biegt den Balken bzw. ist die Reaktion auf eine aufgeprägte Biegung I ist formal analog zum Trägheitsmoment bei der Rotation Es beschreibt die Balkensteifigkeit (Diskussion: Doppel-T-Träger I ) (21) zeigt: großes M und / oder kleines I / kleines E kleines R ≙ große Biegung Das Gegengewicht des durchgebogenen Balkens ist gekennzeichnet durch wenn nicht Fges 0 M ges 0 o Kräftegegengewicht o Drehmomentgegengewicht 10.4. Translation der Rotation Inelastisches Verhalten Spannungs-Dehnungs-Diagramm P : Proportionalitätsgrenze (Hook) E : Elastizitätsgrenze F : Festigkeitsgrenze Kommentar: für P E keine Linearität mehr, aber noch keine bleibende Verformungen (ggf. dauert es eine Weile, bis alles zurückgeht) für E bleibende Verformungen, die bei Entlastung nicht mehr vollständig zurückgehen (sog. Elastische Nachwirkung / Hysterese) 0A :ist schon nicht linear B : Restverformung trotz 0 C : notwendige Gegenspannung, um 0 wieder zu erreichen Fläche innerhalb der Kurve repräsentiert die bei einem Umlauf durch die Verformung verbrauchte (in Wärme umgewandelte) Energie (Experiment: Superknete) Zeiteffekte: „Richtige Festkörper“ sind Einkristalle. Sie haben definierte Grenzen für die Verformung und den Zeiteinfluss. (Experiment: Tennisbälle) Viele Festkörper sind ungeordnet (amorph). Bei ihnen hängt die Verformung auch von der Zeitdauer der Spannung ab: Kurze Einwirkung: elastisches bzw. sprödes Verhalten Lange Einwirkung: plastisch Übungsblatt für die 1. Übung Empfohlene Literatur zum Seminar: 1.) Hering, Martin, Stohrer: Physik für Ingenieure, 10. Auflage Lehrbuch, Springer Verlag, ISBN 978-3-540-71855-0, Kapitel 1, Einführung, S. 3-18 (bis Kap 1.3.2) 2.) Schenk, Kremer: Physikalisches Praktikum, 14. Auflage, Springer Verlag, ISBN 978-3-6580065-5 bzw. 978-3-658-00666-2 als e-Book, Kapitel 1 bis 2.2 der Einführung, S. 1-9 1. Stellen Sie sich kurz vor Ihrer Seminargruppe vor und erläutern Sie an einem konkreten Beispiel, wofür Sie das Fach Physik für Ihren zukünftigen Beruf gebrauchen könn(t)en. 2. Welche physikalischen Grundgrößen gehören zum SI-System? Wie werden die Maßeinheiten dieser Grundgrößen definiert? Welche anderen Einheitensysteme gibt es? 3. Nehmen Sie sich zwei beliebige Formeln aus dem Schultafelwerk und führen Sie eine Dimensionsanalyse durch. 4. Wie bestimmt man grafisch und rechnerisch bei einer linearen Funktion den Anstieg der Geraden sowie die Achsenschnittpunkte? 5. Stellen Sie eine Potenzfunktion doppelt logarithmisch dar. Zeigen Sie am Beispiel einer Parabel, wie man den Koeffizienten sowie den Exponenten bestimmt. 6. Stellen Sie eine Exponentialfunktion halblogarithmisch dar. Welche Achse muss dabei logarithmisch geteilt sein? Welche Bedeutung haben Anstieg und Achsenschnittpunkte bei dieser linearisierten Darstellung? 7. Führen Sie Aufgabe 6 jetzt mit einer Logarithmusfunktion aus. 8. Was versteht man unter einem physikalischen Modell? Nennen Sie mindestens ein Beispiel. 9. Welche Rolle spielt in der Physik eine Messung? Welche Fehler kann man bei einem Experiment machen? 10. Wiederholen Sie das Rechnen mit Zehnerpotenzen und Einheiten! Rechenaufgaben: 1.) Lösen Sie folgendes Problem grafisch: Zwei Teilchen bewegen sich zwischen zwei reflektierenden Wänden A und B im Abstand von 6 m. In der Mitte zwischen den Wänden befindet sich eine aus vier gleichgroßen Kreissektoren bestehende, rotierende Sektorscheibe, von denen zwei gegenüberliegende für die Teilchen undurchlässig sind. Beim Auftreffen auf einen undurchlässigen Sektor wird das punktförmige Teilchen vollkommen elastisch reflektiert, ohne den Betrag seiner Geschwindigkeit zu ändern. Die beiden Teilchen verlassen die Wand A gleichzeitig in dem Moment, in dem einer der undurchlässigen Sektoren in den Weg tritt und bewegen sich mit jeweils konstanten Geschwindigkeiten von 3 m/s bzw. 2 m/s. a) Wann und wo begegnen sich die Teilchen erstmals wieder, wenn die Umlaufzeit der Scheibe T = (8/3) s beträgt? b) Wann befinden sich die Teilchen erstmals wieder gleichzeitig bei A, wenn die Umlaufzeit T verdoppelt wird. Wie oft begegnen sie sich zwischen-durch? Stellen Sie einen grafischen Fahrplan auf! 2.) Zwei Kerzen der Höhe h stehen zwischen zwei parallelen Wänden mit dem Abstand 3a. Der Abstand einer jeden Kerze zur nächsten Wand ist a. Mit welcher Geschwindigkeit bewegen sich die Schatten der Kerzen auf den Wänden, wenn die eine Kerze in der Zeit t1, die andere in der Zeit t2 heruntergebrannt ist? Anleitung: Bestimmen Sie die Höhe der Kerzen als Funktion der Zeit t. Stellen Sie die Gleichung derjenigen Geraden auf, die die Endpunkte der Kerzen verbindet. Bestimmen Sie anschließend die Geschwindigkeit eines beliebigen Punktes auf dieser Geraden. 3.) Von einer Flugmeldestation im Koordinatenursprung wird ein Flugzeug am Ort r1 = (2,2,1) km ausgemacht. Nach t = 40 s befindet es sich am Ort r2 = (0,0,2) km. a) Man berechne den Winkel zwischen den beiden Ortsvektoren r1 und r2. b) Wie lautet die Gleichung der Flugbahn in Parameterform? c) Welchen Punkt würde das Flugzeug nach einer weiteren Minute erreichen, wenn es vom zweiten Ort aus mit gleichbleibender Richtung und Geschwindigkeit weiterfliegt? Übungsblatt für die 2. Übung Kontrollfragen: 1.) Was versteht man unter Kinematik? 2.) Nennen Sie Grundgrößen und abgeleitete Größen für die Kinematik? 3.) Warum ist der Drehwinkel kein (axialer) Vektor? Rechenaufgaben: Translation 4.) Wie groß ist die Beschleunigung eines aus der Ruhelage zum Zeitpunkt t=0 startenden Körpers, der in der 6. Sekunde einen Weg von 6 Meter zurücklegt? 5.) Die Bremse soll einen PKW, der die Geschwindigkeit v = 30 km/h hat, innerhalb eines Weges von 10 Metern zum Stehen bringen. Berechnen Sie a) die dazu erforderliche Zeit und b) die Bremsbeschleunigung! 6.) Die Geschwindigkeit eines in einem Gefäß mit einer zähen Flüssigkeit fallenden Körpers hängt in folgender Weise von der Zeit t ab: v(t)=v0(1-e-qt) mit v0=4 cm/s und q=0,4/s a) Wie groß ist die Geschwindigkeit zu den Zeitpunkten t = 0 s, t = 10 s und für t gegen Unendlich? b) Man bestimme allgemein die zeitlichen Abhängigkeiten s(t) und a(t)! Man beachte dabei, dass zum Zeitpunkt t = 0 s bereits ein Weg s0= v0/q zurückgelegt ist. c) Stellen Sie a(t), v(t) und s(t) grafisch dar; diskutieren Sie die zeitlichen Verläufe hinsichtlich der vorliegenden Bewegungsarten! Drehbewegung – Rotation 7.) Eine Achse mit zwei kreisförmigen Papierscheiben, die voneinander den Abstand l = 0,5 m haben, dreht sich mit einer Drehzahl von 1600/min. Eine Gewehrkugel, die parallel zur Drehachse fliegt, durchschießt beide Scheiben, wobei das Einschussloch der Kugel auf der zweiten Scheibe gegenüber dem auf der ersten Scheibe um den Winkel 𝞅=12° verschoben ist. Berechnen Sie die als konstant angenommene Geschwindigkeit der Gewehrkugel! Welche Modellannahme ist hierzu nötig? 8.) * Eine Schnecke kriecht mit der konstanten Geschwindigkeit v auf einem kugelförmigen Luftballon entlang eines gedachten Meridians vom Nordpol zum Südpol. Durch Aufblasen wächst der Radius des Ballons mit konstanter Geschwindigkeit u. Kann die Schnecke den Südpol erreichen, wenn ja, nach welcher Zeit? Begründen Sie Ihre Antwort! *: erhöhter Schwierigkeitsgrad Übungsblatt für die 3. Übung Kontrollfragen: 1.) Welcher Zusammenhang besteht zwischen Bahn- und Winkelgeschwindigkeit bei der Kreisbewegung einer Punktmasse und wie erhält man daraus die Bahnbeschleunigung? 2.) Was sind axiale und polare Vektoren? 3.) Wie lautet das Superpositionsprinzip bei der Überlagerung von Bewegungen? 4.) Wie lautet allgemein die Gleichung der Bahnkurve beim schrägen Wurf? 5.) Was besagt der Zerlegungssatz für die Auflösung mehrfacher Vektorprodukte? 6.) Wie differenziert man den zeitabhängigen Ortsvektor bei der Kreisbewegung? Rechenaufgaben: 9.) Ein Fluss der Breite b habe in der Mitte die Strömungsgeschwindigkeit v, die nach den Ufern hin parabelförmig auf null abfällt. Ein Motorboot fährt mit konstanter Geschwindigkeit u relativ zum Fluss senkrecht zur Strömung von einem Ufer zum anderen. Wie weit wird es flussabwärts getrieben? 10.) Ein Postsack wird aus einem Flugzeug abgeworfen, welches mit der Geschwindigkeit v in einer Höhe h über der Erdoberfläche fliegt. Wie lautet die Gleichung der Bahnkurve des Postsackes und mit welcher Geschwindigkeit schlägt er auf den Boden auf? Der Luftwiderstand muss hierbei unberücksichtigt bleiben. 11.) Die Rauchfahne eines 90 m langen Zuges, der mit der konstanten Geschwindigkeit v = 70 km/h fährt, wird durch Querwind seitlich abgetrieben. Dadurch beobachtet man die Rauchfahne 30 m seitwärts vom Zugende. Wie groß ist die Windgeschwindigkeit? 12.) Ein von einer Turmspitze herabfallender Körper ist schon eine Strecke l gefallen, als ein zweiter Körper von einem Punkt zu fallen beginnt, der sich im Abstand h unterhalb der Turmspitze befindet. Beide Körper erreichen gleichzeitig den Erdboden. Wie hoch ist der Turm? 13.) Ein Ball wird unter einem Winkel 𝞪 = 45° gegen die Horizontale in der Höhe y0 = 0 m abgeschossen und erreicht in einer Entfernung von x = 36 m vom Abschussort wieder die Abschusshöhe. Die Reibung soll vernachlässigt werden. Berechnen Sie a) die Abschussgeschwindigkeit b) die Maximalhöhe der Bahn und c) die Geschwindigkeit in der Maximalhöhe! 14.) Für eine Strecke von 120 km, die er zum Teil mit v1 = 40 km/h, zum Teil mit v2 = 60 km/h durchfährt, benötigt ein Wagen 2 Stunden und 40 Minuten. In dieser Zeit ist auch noch eine Pause von 15 min enthalten. Wie groß sind die beiden Teilstrecken? 15.) Zwei Orte A und B sind durch eine gerade Straße von 20 km Länge verbunden. Im Punkt A startet ein Radfahrer I mit einer Geschwindigkeit vI = 20 km/h in Richtung B. Gleichzeitig startet im Punkt B ein anderer Radfahrer II und fährt mit einer Geschwindigkeit vII = 15 km/h nach A. Beim Start des Fahrers I fliegt von diesem ein Vogel mit vV = 10 m/s in Richtung des Fahrers II und kehrt – sobald er diesen erreicht hat – wieder um zu Fahrer I. Danach fliegt er gleich wieder zu II usw. usf. a) Wann erreicht Fahrer I den Ort B, und wann erreicht Fahrer II den Ort A? b) Wann begegnen sich die beiden Fahrer, und wo liegt dieser Treffpunkt? c) Welche Strecke legt der Vogel insgesamt bis zur Begegnung der Fahrer zurück? Lösen Sie diese Teilaufgabe auch grafisch mit einem Weg-Zeit-Diagramm! Übungsblatt für die 4. Übung Kontrollfragen: 7.) Welche Differentialgleichungen ergibt die Newton’sche Bewegungsgleichung für a) einen Federschwinger und für b) einen Fallschirmspringer? 8.) Wie erhält man aus der Bewegungsgleichung die Ort(Zeit) - Funktion? Welche Rolle spielen dabei Anfangsbedingungen? 9.) Wie klassifiziert man Differentialgleichungen? 10.) Wie unterscheidet man stabile, instabile und indifferente Gleichgewichte? 11.) Wie ist der Schwerpunkt oder Massenmittelpunkt definiert? 12.) Wie ist das Drehmoment definiert? 13.) Was besagt das Hebelgesetz? Begründen Sie es mit der Bewegungsgleichung für die Drehbewegung! 14.) Welche Arten von Reibung gibt es? Rechenaufgaben: 16.) Ein Sportler der Masse m = 70 kg springt von einem ruhenden Boot der Masse M = 140 kg ab. Dabei lässt er über 0,5 s eine zeitabhängige Kraft F(t) = a +bt mit a = 300 N und b = 400 N/s wirken. Wie groß sind nach dem Absprung Impuls und Geschwindigkeit von Boot und Springer? Luft- und Wasserwiderstand seien vernachlässigbar. 17.) Ein Körper mit der Masse m1 befindet sich reibungsfrei auf einer geneigten Ebene und ist durch ein Seil über eine Rolle mit einem frei hängenden Körper der Masse m2 verbunden. (Tipp: Skizze anfertigen!) a) Bei welchem Winkel der geneigten Ebene befindet sich das System im Gleichgewicht? Es ist die dazugehörige Seilkraft anzugeben! b) Bei welchen Winkeln der geneigten Ebene erfährt das System eine Beschleunigung vom Betrag . Wie groß sind dann die Seilkräfte? In welche Richtung beschleunigt und in welcher Zeit nach dem Loslassen legt die Anordnung eine Strecke s zurück? ( = 1,8 m/s2 , m1 = 400 g, m2 = 200 g) c) Wie ändert sich die Beschleunigung bei Berücksichtigung eines Gleitreibungskoeffizienten µ = 0,1? 18.) In einem U-Rohr überall gleichen Querschnittes A steht eine Quecksilbersäule der Länge l. Wird das U-Rohr kurz aus der Gleichgewichtslage gebracht, beginnt die Quecksilbersäule zu schwingen. a) Berechnen Sie die Schwingungsdauer T! b) Errechnen Sie die Schwingungsdauer für eine gleichlange Wassersäule! c) Wie lang ist ein mathematisches Pendel der gleichen Schwingungsdauer? 19.) Ein ideal biegsames, homogenes Seil der Masse M = 1 kg und der Länge L = 2 m hängt um ein Stück l = 50 cm über eine Tischkante und beginnt reibungsfrei zu gleiten. Nach welcher Zeit T verlässt das Seilende die Tischkante? (erhöhter Schwierigkeitsgrad) Übungsblatt für die 5. Übung Kontrollfragen: 1.) Was ist eine konservative Kraft? 2.) Formulieren Sie den Energieerhaltungssatz der Mechanik sowie den Impulserhaltungssatz! Was sind die Voraussetzungen für die Gültigkeit des jeweiligen Satzes? 3.) Hängt die kinetische Energie einer Masse m von der Wahl des Bezugssystems ab? Wie steht es in dieser Hinsicht mit der potentiellen Energie? Rechenaufgaben: 1.) Ein Körper der Masse m = 3 kg wird mit einer vertikal nach unten gerichteten Anfangsgeschwindigkeit v0 = 2 m/s aus einer bestimmten Höhe herabgeworfen. Aufgrund des geschwindigkeitsproportionalen Luftwiderstandes (FL = kL.v) erreicht er eine konstante Endgeschwindigkeit vE = 50 m/s. Welche Arbeit verrichtet er dann in jeweils 10 s zur Überwindung des Luftwiderstandes? Wie groß ist eigentlich die Proportionalitätskonstante kL? 2.) Ein Fahrrad wird auf einer schiefen Ebene so gebremst, dass es die konstante Geschwindigkeit vF behält. Wie groß darf die Geschwindigkeit vF höchstens sein, wenn die Bremse maximal 350 W an die Umgebung abgeben kann? (sin 𝞪 = 0,12; G = 1000 N) 3.) Zwischen zwei stehenden Eisenbahnwagen explodiert eine Sprengladung. Die Massen der Wagen seien m1 = 100 kg und m2 = 300 kg. Der erste Wagen rollt 18 m weit. Wie weit rollt der zweite Wagen, wenn der Rollreibungskoeffizient für beide Wagen gleich groß ist? 4.) Eine masselose Schaukel der Länge L pendelt aus horizontaler Anfangslage nach unten. Welche Kraft hat das Sitzbrett mit einer Person der Masse M im tiefsten Punkt auszuhalten? 5.) Ein aus 1 m Höhe gegen den Erdboden geschleuderter Ball springt 6 m hoch. Wie groß war seine Anfangsgeschwindigkeit, wenn von Energieverlusten abgesehen wird? 6.) Ein Dachziegel mit einer Masse m = 20 g fällt von einem 15 m hohen Haus a) reibungsfrei nach unten, b) wird mit der Anfangsgeschwindigkeit v0 = 2 m/s senkrecht nach unten geworfen. Berechnen Sie die jeweiligen Aufschlaggeschwindigkeiten vA auf dem Erdboden zunächst kinematisch, danach mit Hilfe des Energieerhaltungssatzes und vergleichen Sie den Rechenaufwand! Übungsblatt für die 6. Übung Kontrollfragen: 1.) Erläutern Sie anhand der Wirkungsweise eines Flaschenzuges die Goldene Regel der Mechanik. 2.) Wie hängen Kraft und Impuls zusammen; was ist ein Kraftstoß? 3.) Welche Erhaltungssätze der Mechanik gelten a) für den vollkommen elastischen sowie b) für den vollkommen unelastischen Stoß zweier Stoßpartner. Was geschieht mit der Energie bei beiden Stoßarten? Ermitteln Sie in beiden Fällen die Geschwindigkeiten beider Stoßpartner nach dem Stoß. Rechenaufgaben: 1.) Ballistisches Pendel: In einem Vorlesungsversuch wird mit einem Luftgewehr auf eine Kiste geschossen. Die als Auffangvorrichtung für die Gewehrkugel anzusehende Kiste ist 200 Gramm schwer und an einem Faden von 1 m Länge aufgehängt. Die Gewehrkugel wurde vor dem Experiment gewogen und hat eine Masse von 0,1 Gramm. Sie haben in der Vorlesung gesehen, dass die Kiste um ca. 4 cm in waagerechter Richtung ausgelenkt wird, um anschließend zu schwingen. Wie groß war die Geschwindigkeit der Gewehrkugel? 2.) Stellen Sie den Impuls- und Energieerhaltungssatz für das klassische Billardproblem auf. Welche geometrische Beziehung finden Sie für die Geschwindigkeiten der beiden Stoßpartner nach dem Stoß? (Erinnern Sie sich bitte auch an den Compton-Effekt im Komplex moderne Physik: Welche Unterschiede zu dem dort behandelten Stoßproblem sehen Sie beim Billard?) 3.) Wir betrachten eine so genannte Kugelstoßreihe bestehend aus 5 gleich schweren Kugeln, die in gleicher Höhe aufgehängt sind. Wenn man zwei Kugeln auslenkt und mit den anderen anschließend stoßen lässt, zeigt sich reproduzierbar, dass auf der anderen Seite immer wieder auch genau zwei Kugeln abgestoßen werden. Nach dem Impulserhaltungssatz wäre es denkbar, dass nur eine Kugel mit doppelter Geschwindigkeit, aber auch vier Kugeln mit halber Geschwindigkeit abgestoßen werden. Warum passiert das nicht? Zeigen Sie anhand des Energiesatzes bzw. einer Energiebilanz, dass diese Fälle nicht eintreten können. Bildquelle: http://images.google.de/imgres?imgurl=https%3A%2F%2Fupload.wikimedia.org%2Fwikiped ia%2Fcommons%2Fthumb%2Ff%2Ff9%2FKugelsto%25C3%259Fpendel2.png%2F200pxKugelsto%25C3%259Fpendel2.png&imgrefurl=https%3A%2F%2Fde.wikipedia.org%2Fwiki %2FKugelsto%25C3%259Fpendel&h=284&w=200&tbnid=HXslDl7UrnfJ1M%3A&vet=1& docid=mG06J96b002unM&ei=oBFIWL3SAse2swG7kqHgDw&tbm=isch&client=firefox-bab&iact=rc&uact=3&dur=275&page=1&start=45&ndsp=34&ved=0ahUKEwi9osH3muLQAh VH2ywKHTtJCPwQMwhoKEYwRg&bih=1089&biw=1600 Übungsblatt für die 7. Übung Literatur: E. Hering; R. Martin; M. Stohrer: Physik für Ingenieure, 10. Auflage, Springer Verlag Heidelberg, S. 75 – 92/93; ISBN: 978-3-540-71855-0 Kontrollfragen: Kapitel 5: 4.) Wie ist das Massenträgheitsmoment J definiert? 5.) Fertigen Sie in Anlehnung an die Tabelle auf S. 81 der o. g. Literatur eine eigene, möglichst vollständige Tabelle an, die die Analogie zwischen Translation und Rotation widerspiegelt! 6.) Wie viele Freiheitsgrade f hat ein starrer Körper bei seiner Bewegung? 7.) Wie gelangt man von kartesischen Koordinaten zu Zylinder- bzw. Kugelkoordinaten? Was ist eine Funktionaldeterminante? Kapitel 6: 8.) Wie lauten die Kepler‘schen Gesetze der Planetenbewegung? 9.) Wie werden die kosmischen Geschwindigkeiten berechnet? Rechenaufgaben: Kapitel 5: 4.) Einem Bus mit einer Gesamtmasse m1 = 5t soll durch eine rotierende massive Schwungscheibe mit Energie versorgt werden (Gyrobus). So angetrieben, soll er in der Lage sein, auf horizontaler Strecke 2 km weit zu fahren. Die Fahrwiderstandszahl (Rollreibungskoeffizient) beträgt 0,05. Welche Masse m2 muss die zylindrische Scheibe von 1,2 m Durchmesser haben, wenn die anfängliche Drehzahl mit n = 3000 / min angenommen wird? 5.) Berechnen Sie durch direkte Integration das Massenträgheitsmoment J einer Kugel! Vergleichen Sie Ihr Ergebnis mit der Formel im Tafelwerk! 6.) Eine Punktmasse bewege sich an einem Faden auf einer ebenen Kreisbahn. Zum Zeitpunkt t0 = 0s beginnend, wird der Faden mit konstanter Geschwindigkeit v0 durch ein Rohr gezogen. Man berechne den Zeitablauf φ(t) und die Bahnkurve r(φ) für die Punktmasse! V0 Kapitel 6: 7.) Ein Satellit mit einer Masse von 100 kg bewegt sich auf einer Kreisbahn um die Erde im Abstand 3.R vom Erdmittelpunkt (R: Erdradius = 6.371 km). a) Wie groß sind seine Geschwindigkeit und seine Energie? b) In welcher Höhe über der Erdoberfläche befindet sich ein geostationärer Satellit? 8.) Für eine Rakete, die im Schwerefeld der Erde startet, gilt die Bewegungsgleichung . Die Masse m der Rakete ändert sich durch den Ausstoß der verbrannten Treibstoffgase exponentiell mit der Zeit: m(t) = m0 exp(-t/T). Die Masse der Rakete zur Zeit t = 0 ist m0 und vg = 3 km/s ist die Ausströmgeschwindigkeit des Gases aus dem Triebwerk. a) Bestimmen Sie Orts- und Geschwindigkeitsvektor als Funktion der Zeit, wenn die Rakete horizontal bzw. senkrecht zur Erdoberfläche startet (g = const). b) Welche Bedeutung hat der Parameter T in der Exponentialfunktion? 9.) Vergleichen Sie die Größen der Gravitationskraft und der Coulombkraft, die auf zwei Elektronen im Abstand von 10 nm wirkt. In welchem Größenverhältnis stehen diese beiden Kräfte? Übungsblatt für die 8. Übung Kontrollfragen: 1.) Was kennzeichnet eine harmonische Schwingung? Erläutern Sie das lineare Kraftgesetz einer Federkraft! 2.) Wie gelangt man von der Bewegungsgleichung eines schwingungsfähigen Systems zur Schwingungsdifferentialgleichung? 3.) In welche Klassen kann man Differentialgleichungen einordnen? 4.) Welche ist bei einem Feder-Masse-System sowie beim mathematischen Pendel die jeweils schwingende physikalische Größe? 5.) Wie unterscheidet sich ein mathematisches Pendel von einem physischen Pendel? Rechenaufgaben: 1. Eine Schraubenfeder mit der Federkonstante k = 250 N/m wird durch einen daran angehängten Körper um 36 mm gedehnt. a) Welche Masse m hat dieser Körper? Berechnen Sie für dieses schwingungsfähige System mit einer Amplitude von 20 mm b) c) d) e) f) die Eigenfrequenz, die Schwingungsenergie und die Maximalwerte von Geschwindigkeit und Beschleunigung des Körpers. An welchen Stellen ist die Geschwindigkeit gleich null? Zeichnen Sie den Bewegungsablauf unter Berücksichtigung der Reibung in ein Orts-ZeitDiagramm und beschriften Sie die Skizze möglichst vollständig! 2. Wenn der Fahrer mit seiner Masse von 75 kg in seinen PKW mit einer Masse von 1.000 kg einsteigt, geben die Wagenfedern um 2 cm nach. Mit welcher Schwingungsdauer schwingt der Wagen bei Straßenunebenheiten? 3. Ein Würfel der Masse 975 g und der Kantenlänge l = 5 cm ist an einer masselosen Schraubenfeder mit der Federkonstante k = 40 N/m aufgehängt. Zwei der Seitenflächen des Würfels gleiten mit einem Spiel von jeweils d = 1 mm zwischen zwei Wänden. Diese Zwischenräume sind mit Schmieröl der Viskosität 0,9 kg/m.s bedeckt. a) Stellen Sie die Bewegungsgleichung für dieses System auf. b) Berechnen Sie die Kreisfrequenz der ungedämpften und gedämpften freien Schwingung sowie die Dämpfungskonstante. Der gleiche Aufbau wird zur Erzeugung erzwungener Schwingungen benutzt. Dazu wird der Aufhängungspunkt der Feder in harmonische Schwingungen versetzt. c) Wie groß ist die Resonanzfrequenz des Systems? d) Welche Amplitude darf die harmonische Bewegung des Aufhängungspunktes haben, damit das System im eingeschwungenen Zustand nicht mehr als 20 cm aus der Ruhelage ausgelenkt wird? 4. Die Amplitude eines Oszillators der Masse 10 kg ist nach 10 Schwingungen in 8 s auf die Hälfte abgeklungen. Man berechne die Federkonstante k und die Dämpfungskonstante der als geschwindigkeitsproportional angenommenen Reibungskraft! 5. Ein Vollzylinder aus Kupfer mit dem Radus von 1 cm und einer Länge von 2 cm rollt eine geneigte Ebene hinab. Der Neigungswinkel beträgt 30°. Die Gesamtlänge der Rollstrecke betrage 10 m. Danach rollt der Zylinder reibungsfrei auf einer horizontalen Unterlage weiter. Berechnen Sie die Fortbewegungsgeschwindigkeit des Schwerpunktes, die Winkelgeschwindigkeit der Rotation sowie die Gesamtenergie des Systems. Wie groß wird die Schwingungsdauer einer Drehschwingung sein, wenn man denselben Zylinder in seiner Symmetrieachse an einem Torsionsfederdraht mit dem rücktreibenden Drehmoment (Richtmoment) D = 0,1 Nm befestigt? Übungsblatt für die 9. Übung Kontrollfragen: 1.) 2.) 3.) 4.) 5.) Was unterscheidet eine Schwingung von einer Welle? Welche Wellenarten kennen Sie; wie weist man diese nach? Wie unterscheidet man Phasen- und Gruppengeschwindigkeit? Was versteht man unter einer Dispersionsrelation? Was besagen Fermat’sches Prinzip und Huygens-Fresnel‘sches Prinzip? Rechenaufgaben: 1.) Eine Stimmgabel ist irgendwo mittig an einem sehr langen Draht befestigt, der mit einer Kraft von 1 kN gespannt wurde. Sie schwingt senkrecht zum Draht und erregt so eine Transversalwelle von 400 Hz mit der Amplitude von 0,5 mm an der Ankopplungsstelle. Der Draht besitzt die Masse von 0,01 kg pro Meter. Reflexionen werden nicht beobachtet, weil die Drahtbefestigungen sehr weit von der Stimmgabel entfernt sind. a) Wie groß ist die Phasengeschwindigkeit der Welle? b) Wie groß sind Schwingungsdauer und Frequenz der Welle auf dem Draht? c) Wie groß sind Wellenlänge und Wellenzahl? d) Geben Sie einen Ausdruck für die Transversalwelle an (Wellenfunktion)! e) Berechnen Sie maximale Geschwindigkeit und Beschleunigung eines Drahtelementes! 2.) Ein Mikrofon befindet sich gleich weit von den beiden Lautsprechern einer Stereoanlage entfernt und empfängt einen reinen Sinus-Ton. Der Abstand des Mikrophons von der Verbindungsgeraden der Lautsprecher ist 2 m. Bei seitlicher Verschiebung des Mikrophons von der Symmetrieachse wird das empfangene Tonsignal schwächer, bis bei 20 cm Verschiebung ein Minimum erreicht wird. Die Lautsprecher sind 4 m voneinander entfernt. Wie hoch ist die Frequenz des Tones, wenn eine Schallgeschwindigkeit von 336 m/s zugrunde liegt? 3.) Ebene Wasserwellen von 100 mm Wellenlänge treffen auf eine Wand mit zwei kleinen Öffnungen in 300 mm Abstand voneinander. Bestimmen Sie Gleichungen für die Orte hinter der Wand, an denen das Wasser in Ruhe bleibt bzw. die stärksten Erregungen zeigt. Anleitung: Überlegen Sie sich, wie eine Hyperbel definiert ist und warum man die Öffnungen in der Wand als Brennpunkte von Hyperbeln auffassen kann. Welche Beziehungen bestehen zwischen dem einer bestimmten Hyperbel zugeordneten Gangunterschied s, dem Abstand d der Öffnungen sowie den für die Hyperbelgleichung typischen Konstanten a, b und e? Setzen Sie in die Hyperbelgleichung die Größen s und d ein! 4.) Eine Gruppe Soldaten auf einer Wiese erhält den Auftrag, möglichst schnell eine Insel im Sumpf zu erreichen. Die Marschgeschwindigkeit cw auf der Wiese ist deutlich größer als die im Matsch des Sumpfes, cs. Welcher Weg wird da der schnellste sein? cs cw ? Übungsblatt für die 10. Übung Kontrollfragen: 6.) Was versteht man unter einem Inertialsystem? 7.) Was besagt die Galilei-Transformation hinsichtlich relativ zueinander bewegter Bezugssyteme? 8.) Wie unterscheiden sich Radial-, Zentripetal- und Zentrifugalkraft? 9.) Welchen Einfluss hat die Corioliskraft auf das Wettergeschehen? 10.) Was versteht man unter dem Doppler-Effekt? Rechenaufgaben: 5.) Welche Trägheitskraft wirkt auf einen PKW-Fahrer der Masse 70 kg, wenn sein Fahrzeug a) Mit a = 0,15 m/s2 beschleunigt wird, b) Mit konstanter Geschwindigkeit von 30 km/h eine Kurve mit einem Radius r = 100 m befährt, c) Durch einen Baum bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h auf einer Wegstrecke von 0,5 m (Deformation des Fahrzeuges) gleichmäßig verzögert zum Stillstand gebracht wird? 6.) Ein Körper wird bei 50° nördlicher Breite mit der Anfangsgeschwindigkeit v0 = 100 m/s senkrecht nach oben geworfen. Wo trifft er wieder auf die Erdoberfläche? Man betrachte die Bahn in erster Näherung als lotrechten Wurf und berechne daraus die Corioliskraft im erdfesten Koordinatensystem. Dann ermittle man die Ablenkung, welche die Corioliskraft während des Wurfes insgesamt hervorruft. Luftwiderstand werde vernachlässigt! 7.) Schätzen Sie ab, unter welchen Bedingungen und um welchen Betrag der Weltrekord beim Weitsprung bei entsprechender Anlage der Sprunggrube verfälscht werden könnte. 8.) In einem Rohr kann eine Kugel mit der Masse m gleiten. Der Haft- bzw. Gleitreibungskoeffizient sei gegeben und damit bekannt. Das Rohr mit dem Radius R rotiere senkrecht zu seiner Achse auf einer Kreisbahn mit dem Radius r. a) Wie groß muss die Winkelgeschwindigkeit sein, damit die Kugel zu gleiten beginnt? b) Wie groß ist die Reibungskraft, falls die Kugel gleitet? 9.) Ein Beobachter bewegt sich mit einer Geschwindigkeit u = -10 m/s auf eine Schallquelle zu, die sich ihrerseits mit einer Geschwindigkeit w = 5 m/s auf den Beobachter zu bewegt. Beide Geschwindigkeitsangaben beziehen sich auf das ruhende Medium Luft, in dem sich der Schall unter vorgegebenen Bedingungen mit einer Geschwindigkeit cs = 340 m/s ausbreitet. Welche Frequenz nimmt der Beobachter wahr, wenn die Schallquelle einen Ton von f = 500 Hz erzeugt? Danke Wikipedia! B Phänomenologische Wärmelehre – Thermodynamik – Statistische Mechanik 0. Wärme und Temperatur 0.1. Grundbegriffe 0.2. Thermisches Gleichgewicht – Nullter Hauptsatz der Wärmelehre 0.3. Wärmeausdehnung und Temperaturmessung 0.4. Freiheitsgrade, Gleichverteilungssatz 0.5. Wärmekapazität und spezifische Wärme 1. Kinetische Gastheorie 2. 1. Hauptsatz der Wärmelehre 3. Zustandsänderungen, thermodynamische Prozesse 3.1. Isobare Prozesse (V = const.) 3.2. Isochore Prozesse (p = const.) 3.3. Isotherme Prozesse (T = const.) 3.4. Adiabatische Prozesse (Q = const.) 3.5. Isenthalpische Prozesse (H = const.) - Gasverflüssigung 4. 2. Hauptsatz der Wärmelehre, Kreisprozesse, Verfügbarkeit der Wärme 4.1. Wärmekraftmaschinen und 2. Hauptsatz der Thermodynamik 4.2. Kältemaschinen (Wärmepumpen) und 2. Hauptsatz 4.3. Der Carnot-Prozess 4.4. Entropie und der 2. Hauptsatz der Wärmelehre 4.4.1. Statistische Deutung der Entropie 4.4.2. Entropie und Wärmeenergie 4.4.3. Der 2. Hauptsatz der Wärmelehre als Entropiesatz 5. Aggregatzustände 5.1. Flüssigkeit und Dampf 5.2. Koexistenz dreier Phasen 6. Transport von Wärme 6.1. Diffusion 6.2. Wärmeleitung 6.3. Wärmeströmung – Konvektion 6.4. Wärmestrahlung Übungsaufgaben B Phänomenologische Wärmelehre – Thermodynamik – Statistische Mechanik 1. Wärme und Temperatur 1.1. (Grund-) Begriffe Wärme bzw. Wärmeenergie ist die in der ungeordneten Bewegung der Teilchen in Gasen, Flüssigkeiten und Festkörpern steckende Bewegungsenergie (kinetische Energie der Translation und Schwingungen) summiert über alle Teilchen für ein gegebenes System. o Wärme ist eine extensive Größe System enthält Wärme Q Die Hälften enthalten je Q 2 Extensive Größen sind proportional zur Teilchenzahl N des Systems Intensive Größen hängen nicht von der Systemgröße (Teilchenzahl N ) ab ( N 10 ) o Beispiel: Temperatur T Symbol für die Wärme oft: Q [Q] = J (kcal) 20 1 cal = 4,187 J Die „Intensität“ der ungeordneten Teilchenbewegung(en) wird beschrieben durch die mittlere kinetische Energie eines Teilchens: Ekin µ 2 v 2 µ : Teilchenmasse Über diese ist die Temperatur T definiert: Ekin µ 2 f v k BT 2 2 (1) v 2 : mittleres Geschwindigkeitsquadrat eines Teilchens f: Anzahl der Freiheitsgrade eines Teilchens k B : Boltzmann-Konstante kB 1,3810-23 T = K,Kelvin J ; µ : Masse des (eines) Teilchens K praktisch oft: °C Grad Celsius Oft wird die in °C gemessene Temperatur mit dem Symbol angegeben. Es gilt: T 273,15 K C T ist eine intensive Größe T T T Temperatur T Wärmemenge Q Qualität Quantität Gemäß SJ-System sollten Temperaturdifferenzen immer in K (früher grd) angegeben werden. T K Aus Gl. (1) folgt unmittelbar die Existenz eines nicht unterschreitbaren (absoluten) Nullpunktes der 2 Temperatur T , weil v 2 (nicht v ) nicht < 0 werden kann. Absoluter Nullpunkt von T 0K -273,15C . (siehe dazu III. HS der TD) Das Kelvin selbst ist der 273,16-te Teil der Temperatur des Tripelpunktes von Wasser (0,01 °C). 1.2 Thermisches Gleichgewicht – Nullter Hauptsatz der Wärmelehre Zwei Körper befinden sich im thermischen Gleichgewicht, wenn sie die gleiche Temperatur T besitzen. Befinden sich zwei Körper mit einem dritten im thermischen Gleichgewicht, dann sind sie auch untereinander im thermischen Gleichgewicht. Mit anderen Worten: Zwei sich berührende Körper haben nach hinreichend langer Zeit die gleiche Temperatur. Dieser sogenannte Nullte Hauptsatz (auch thermometrisches Grundgesetz genannt) der Thermodynamik ist die Grundlage jeder Temperaturmessung. 1.3 Wärmeausdehnung und Temperaturmessung Feststellung / Beobachtung: Gase, Flüssigkeiten und Festkörper dehnen sich im Allgemeinen bei Temperaturerhöhungen aus. Experimente: V11 / 2110 Kugel-Ring-Versuch V11 / 2103 Bolzensprengapparat V11 / 4001 Gasthermometer V11 / 4005 Wärmeausdehnung der Gase – klappernde Münze auf Flasche Ursache: unsymmetrisches Wechselwirkungspotential T2 > T1 r2 > r1 Teilchen hat bei T2 höhere Energie und damit wächst der Abstand der Atome untereinander Für nicht zu große T gilt näherungsweise ein lineares Ausdehnungsgesetz: l l0 ( 1 T ) l l0 T dl l0 dTbzw. (2) 1 dl l0 dT α: linearer Ausdehnungskoeffizient; [α] = 1 / K ist eine materialspezifische Eigenschaft und liegt bei Festkörpern in der Größenordnung 10-5 (s. Tabellenbücher). Experimente: V11 / 2104 Bimetallstreifen In Flüssigkeiten, Gasen sowie isotropen Festkörpern (pk oder amorph): V V0 ( 1 T ) 1 dv V0 dT (3) 3 Volumenausdehnungskoeffizient; K 1 Das lineare Verhalten wird mehr oder weniger gut erfüllt. Beispiel(e): Experiment: V11 / 3002 Anomalie des Wassers Praktische T-Messung im Alltag: Flüssigkeitsthermometer (Ethanol, Quecksilber) Dabei wird ausgenutzt, dass das Thermometergefäß eine im Vergleich zur Thermometerflüssigkeit vernachlässigbar kleine Wärmeausdehnung aufweist. Elektrisches Widerstandsthermometer (oft Pt) ( T ) Thermoelemente: Seebeck-Effekt (Thermospannung) zwischen zwei Metallen Pt / PtRh; Ni / CrNi; W / WRh Seebeck-Effekt Peltier-Effekt Ein Wärmestrom hat einen elektrischen Strom zur Folge, der zu einer elektrischen Potentialdifferenz, also Spannung führt Ein elektrischer Strom hat einen Wärmestrom zur Folge, der zu einer T führt Strahlungsthermometer (Pyrometer) Wien‘sches Verschiebungsgesetz max T const Wien‘sche Konstante Historisches: Definition: p = 760 Torr 1. Fixpunkt: Gefrierpunkt des Wassers T0 2. Fixpunkt: Siedepunkt des Wassers TS TS T0 100K Es resultiert die Celsiusskala mit T0 273,15K . Damit hat man eine Vorschrift, wie der hundertste Teil gebildet wird. Man verwendet eine Substanz mit nahezu linearer Wärmeausdehnung. 1.4 Freiheitsgrade, Gleichverteilungssatz Freiheitsgrade: Anzahl der Koordinaten, die zur Beschreibung der Bewegung eines Objektes nötig sind. Teilchen im Gas: f 3 Teilchen im Molekül: zusätzlich zur Translation, die das Molekül als Ganzes ausführt, kann Bewegungsenergie auch in Rotation und Schwingungen stecken. Sind die Atome eines Moleküls starr miteinander verbunden (Hantelmolekül), gibt es insgesamt 5 Freiheitsgrade, nämlich 3 der Translation und 2 der Rotation. o Typische Beispiele: 2-atomige Gase (H2, N2, O2, …) Gleichverteilungssatz: Auf jeden Freiheitsgrad eines Teilchens entfällt im thermischen Gleichgewicht im Mittel die gleiche Energie und zwar EFG 1 k BT 2 (4) EFG : mittlere kinetische Energie pro Freiheitsgrad kB : T: Boltzmann-Konstante Gleichgewichtstemperatur des Systems Vgl. mit Gl. (1) aus Kap. 1.1: Ekin f k BT 2 bei der Definition der Temperatur werden alle Freiheitsgrade berücksichtigt. 1.5 Wärmekapazität und spezifische Wärme Die Erwärmung eines Körpers der Masse m um die Temperaturdifferenz T erfordert die Zufuhr von Wärmeenergie E : E µ : Masse eines Teilchens m : Masse eines Körpers m 1 f k B T µ 2 m N µ (5) Anzahl der Teilchen 1 k B T ist die Energiezufuhr pro Teilchen und Freiheitsgrad. Die Wärmekapazität eines Körpers ist 2 definiert als C E m 1 1 kB f N f kB T µ 2 2 (6) C ist demnach die Energie E , die ein Körper der Masse m speichern kann, wenn sich dessen Temperatur T um T erhöht. Oft bezieht man auf die Masse m und definiert die spezifische Wärmekapazität bzw. die spezifische Wärme: c C 1 kB f m 2 µ c (7) J kg K Die einem Körper der Masse m zugeführte Wärmeenergie Q macht sich damit in einer Temperaturerhöhung T bemerkbar: Q mcT dQ mcdT (8) - C ist eine Eigenschaft des betrachteten Körpers. / große Masse m große Wärmekapazität thermische Trägheit - C ist eine Materialeigenschaft / Materialien mit kleinen Atom- bzw. Molekülmassen haben ein großes C , weil es eben auf die Anzahl der Teilchen ankommt - in jedem Fall gilt: C,c f Bei Bezug auf die Stoffmenge ergibt sich: 1 cmol N A k B f 2 (9) cmol : Wärmekapazität pro Mol (1023 Teilchen) molekulare Wärmekapazität N A : Anzahl der Atome pro Mol / Avogadro-Konstante, Loschmidt‘sche Zahl - Wasser H 2O hat eine sehr hohe spezifische Wärmekapazität, weil großes f , kleines µ Schwingungs- und Rotationsfreiheitsgrade c H 2O 4,187 kJ kcal 1 kg K kg K größte spezifische Wärmekapazität aller Stoffe Experimente: V12 / 1231 Wärmekapazität bei tiefen Temperaturen V12 / 1232 Wärmekapazität von Kupfer - bei Gasen unterscheidet man spezifische Wärmekapazität bei v const;cv spezifische Wärmekapazität bei p const;c p bisher besprochene Wärmekapazität / Erhöhung der Energie der Einzelteilchen enthält zusätzlich die vom Gas geleistete Volumenausdehnungsarbeit c p cv Einschub zur Ergänzung und Klarstellung von Begriffen: Avogadro-Konstante: N A N / n 6,022140857 1023 / mol Teilchenzahl pro Stoffmenge Loschmidt-Konstante: n0 N / V0 2,6867811102 / m3 Anzahl der Moleküle pro Volumen eines idealen Gases unter Normalbedingungen (T = 273,15 K & p = 101,325 kPa) 2. Kinetische Gastheorie Die kinetische Gastheorie behandelt ideale Gase: die Teilchen (Atome, Moleküle) werden als Massenpunkte idealisiert, d. h., sie besitzen eine Masse, aber kein Volumen die Teilchen besitzen Impuls und kinetische Energie zwischen den Teilchen gibt es keine attraktiven Wechselwirkungen, die sie miteinander binden könnten, wohl kommen aber Stöße vor die Teilchen verhalten sich bei Stößen vollkommen elastisch Begriffe: Anzahldichte Stoffmenge 0 N V 0 n N NA n mol ; NA: Avogadro-Konstante n m M M 1 m3 kg mol Der Zahlenwert der molaren Masse ist die relative Molekülmasse. Masse eines Moleküls: Experiment: µ M m NA N 0 n NA m NA NA m NA V M V M V M Mole verschiedener Stoffe p(T ) T p , const. p0 T0 T V(T ) T V Joseph Louis Gay-Lussac (1778 – 1850); 1802: , const. V0 T0 T Jacques Alexandre César Charles (1746 – 1823); 1787: Robert Boyle (1627 – 1691); 1662 Edme Mariotte (1620 – 1684); 1676: p V const. Die Zustandsgleichung des idealen Gases gilt in beliebiger Höhe h : N k BT V p V const. N k B T p Experiment: barometrische Höhenformel Der Schweredruck in Gasen: p( h ) g h p Kraft / Fläche F / A dF / dA (10) p Weiterhin gilt: sowie für die relative Luftdruckänderung: 0 p0 Daraus folgt: p h p0e dp g p p 0p0 0 dh 0 p h 0 gh p0 Eine kleine Umrechnung: m V0 h 0 Druck in Bezugshöhe 0 gh mghV0 Nµgh µgh p0 V0 Nk BT Nk BT k BT , p h p0e k BT V0 E pot µgh p0e N bei : Dichte, Druck p0 k BT m N µ k BT Die Drücke pi in verschiedenen Höhen hi und damit auch die Teilchenzahldichten hängen exponentiell von der potentiellen Energie der Gasteilchen in diesen Höhen ab. Die barometrische Höhenformel ist ein Beispiel für das Wirken des Verteilungsgesetzes von Boltzmann. Höherenergetische Zustände werden „ungern“ angenommen exponentieller Abfall Eine Temperaturerhöhung wirkt dem entgegen. Die Boltzmann‘sche Energieverteilung gilt sehr allgemein. / z. B. auch für die Besetzung von Energiezuständen in Atomen / Molekülen und Quantensystemen Wenn ein System eine Reihe von Zuständen mit den Energien E1 ,E2 , ,Ei , ,En annehmen kann, dann ist die Wahrscheinlichkeit pi , dass sich das System im Zustand i befindet: pi gi e Ei k BT (11) Statistisches Gewicht des Zustandes i (keine Gleichberechtigung der einzelnen Zustände wie bei einem idealen Würfel) Eine Spezialform der Boltzmann-Verteilung ist die Maxwell‘sche Geschwindigkeitsverteilung für das ideale Gas: 3 µv 2 µ 2 2 2 k BT dN 4N N f(v) v e dv 2k BT Diese ergibt sich wie folgt: f ( v )dv C g( v ) e 2 v 2 k BT dv; g( v ) 4v 2 (12) Die Energie eines Teilchenzustandes im idealen Gas ist durch dessen kinetische Energie 1 / 2 v 2 gegeben, und die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Teilchenzustand im thermodynamischen Gleichgewichtszustand des gesamten Teilchensystems von einem Teilchen besetzt ist, durch den pi e Boltzmannfaktor Ekin k B T . Gefragt ist nach dem Anteil von Molekülen in einem Geschwindigkeitsintervall von v bis v + dv. Die entsprechende Zustandsdichte ist aus der Grundannahme zu ermitteln, dass die Zustandsdichte im dreidimensionalen raum der 2 2 2 2 Geschwindigkeitskomponenten vx, vy und vz konstant ist. Nach v vx vy vz (Quadrat des Betrages des Geschwindigkeitsvektors haben alle Zustände gleicher kinetischer Energie den Abstand v vom Koordinatenursprung (0,0,0), füllen hier also eine Kugeloberfläche der Größe 4v 2 . Folglich ist der gesuchte Anteil von Molekülen gleich dem Produkt aus dem Volumenelement, dem für das ganze Volumenelement konstanten Boltzmann-Faktor und einem konstanten Normierungsfaktor C. Der Normierungsfaktor kann wie folgt ermittelt werden: f ( v )dv 1 C ( 2k T ) Es gilt nämlich: 0 3/ 2 . Jedes einzelne Teilchen muss mit Sicherheit B irgendwo vorhanden sein. vw : wahrscheinliche Geschwindigkeit (Maximum) v: mittlere Geschwindigkeit v 2 : Wurzel aus dem mittleren Geschwindigkeitsquadrat vw 2 k BT m v2 ( v 8kBT 1 vdN 1,128 vw N m 3kBT 1 v 2 dN )1 / 2 1, 225 vw N m Daraus folgt unmittelbar der Gleichverteilungssatz. Neben der Geschwindigkeitsverteilung der Gasteilchen muss ihre Richtungsverteilung im Raum beachtet werden. Wegen der Isotropie des Gases kann man annehmen: Je 1 der Teilchen bewegt sich in jede Raumrichtung (x, -x, y, -y, z, -z) 6 Wir betrachten ein (quaderförmiges) Volumen der Dicke v dt vor der Wandfläche A . 0 Avdt Teilchen halten sich in diesem Volumen auf. Davon fliegen 1 0 Avdt auf die Wand A zu 6 und erreichen diese Lt. Mechanik ist der Impulsübertrag auf die Wand: 1 dp 0 Avdt 6 Teilchenzahl 2µv (13) p für ein Teilchen Sind die Stöße elastisch, werden diese Teilchen an der Wand reflektiert. Der Druck p an die Wand abgegebener Impuls p Wandfläche Zeit A t 1 p 0 µv 2 3 (15) µ 2 3 v k BT 2 2 1 p 0 3k BT 0 k BT 3 Ekin µv 2 3k BT p 0kBT Mit 0 (14) (16) atomistisch N erhält man: p V N kB T V Die betrachtete Gasmenge entspreche n Mol. N n NA p V n : Molzahl / Stoffmenge n N A kB T N A k B R 8,314 Damit ergibt sich pV nRT ist die allgemeine Gaskonstante. J K mol (17) makroskopisch 3. 1. Hauptsatz der Thermodynamik, innere Energie, Zustandsänderungen Jeder Körper (fest / flüssig / gasförmig) - eingeschlossen in einem Behälter mit dem Volumen V stellt ein thermodynamisches System dar. Der Zustand eines solchen thermodynamischen Systems wird durch Zustandsgrößen beschrieben. primäre Zustandsgrößen Volumen V Masse m bzw. Teilchenzahl N , Molzahl n Druck p Temperatur T Entropie S sekundäre oder abgeleitete Zustandsgrößen U H F G innere Energie Enthalpie freie Energie freie Enthalpie Thermodynamische Potentiale Zustandsgrößen hängen nur vom Zustand des thermodynamischen Systems ab, nicht von seiner Vorgeschichte, wie z. B. der Zustand p, V , T , erreicht wurde. Der Übergang von einem Zustand 1 in einen anderen 2 wird durch einen thermodynamischen Prozess vermittelt. Man muss dabei in umkehrbare (reversible) und nicht umkehrbare (irreversible) Prozesse unterscheiden. Wir betrachten nun ein einfaches thermodynamisches System: Kessel mit flüssigem Wasser und Dampf Der Kessel kann als Ganzes eine bestimmte Energieverteilung besitzen: E pot : Lage in einem bestimmten KS Ekin : Bewegung als Ganzes äußere Energie Die innere Energie des Systems hat folgende Anteile: - ungeordnete Bewegung der Teilchen = thermische Energie / entsprechend den gegebenen Freiheitsgraden - Energieanteile, die mit der chemischen Bindung oder dem Aggregatszustand verbunden sind - Energie der Bindungen innerhalb der Atome (Kerne) Die innere Energie U kann sowohl durch den Austausch von Arbeit als auch durch Zu- oder Abfuhr von Wärmeenergie verändert werden: U Q W dU dQ dW (18) Das ist der 1. Hauptsatz der Wärmelehre, der Energieerhaltungssatz. Die innere Energie eines thermodynamischen Systems kann durch Zu- oder Abfuhr von Arbeit und durch Zu- oder Abfuhr von Wärmeenergie vergrößert oder verkleinert werden. Wird einem System Wärmeenergie zugeführt, wird einerseits die innere Energie erhöht; andererseits verrichtet das System Arbeit. Beim idealen Gas gilt: pV nRT Die Teilchen werden als Punktmassen aufgefasst, d. h., die innere Energie U ist unabhängig vom Volumen und hängt – abgesehen von der Molzahl n – nur noch von der Temperatur T ab. U id U( T ) Arbeit: W F ds Dies kann man durch Einführung der Angriffsfläche der Kraft F umschreiben: W Fds F Ads pdV A (19) Man kann grob zwei Hauptfälle unterscheiden: - Bei der Verdrängungsarbeit bleibt der Druck p konstant. Der äußere konstante Druck p wird durch eine Gewichtskraft G mg eingestellt. Durch Zufuhr von Wärme Q dehnt sich das Gas aus. V1 V2 ; V2 V1 Das System verrichtet gegen den Außendruck p0 G eine Verdrängungsarbeit A WV p0 (V2 V1 ) . In der Physik ist hierbei meist folgende Vorzeichenkonvention üblich: Arbeiten, die einem System zugeführt werden, sind positiv. Arbeiten, die aus einem System abgeführt werden, die also das System selbst verrichtet, sind negativ zu rechnen. 4. Zustandsänderungen – thermodynamische Prozesse 4.1 Isochore Prozesse ( V const. ) Das thermodynamische System ist in einem Kessel mit Aus dem Wärmebad mit Ta Ti strömt Wärme Q in das System. Weil der Deckel fixiert ist, kann keine Arbeit aufgenommen werden (bei Ti Ta : abgegeben). W 0 1. Hauptsatz (Gl. (18, Kap 3.) : U Q Die zugeführte Wärme hat eine Temperaturerhöhung zur Folge. Q U mcV T (20) Möglicherweise können auch Phasenumwandlungen auftreten. (Wenn sich z. B. Eis in Wasser, Wasser in Wasserdampf etc. verwandelt). Phasenumwandlungen sind aber auch durch Änderung der Kristallstruktur z. B. innerhalb eines Aggregatzustandes möglich. Dann ist Q qu m (21) spezifische Umwandlungswärme Experiment: V12 / 3501 Isochore Zustandsänderung / Schmelz-, Verdampfungs-, Kondensations-, Sublimationswärme Obwohl gleichmäßig Wärme zugeführt wird, erhöht sich an den Umwandlungstemperaturen die Temperatur erst dann wieder, wenn alles Material umgewandelt ist. Gl. (20) und (21) können auch auf die Stoffmenge bezogen werden. Merke: Bei Phasenumwandlungen ändert sich die Temperatur des Systems nicht. Im Sinne der alten Wärmevorstellung (als eigener Stoff) verschwindet die Wärme im Körper, ist in ihm verborgen, latent. Wir wissen, dass die zugeführte Energie zur Umwandlung des Aggregatszustandes benötigt, also frei wird. Spezifische Umwandlungswärme = zugeführte kinetische Energie Stoffmenge (Masse) q*u Q n J q mol Q m J q u kg qu bzw. * u molare spezifische Umwandlungsenergie massebezogene spezifische Umwandlungsenergie Genau genommen muss man unterscheiden, ob die Umwandlungen bei konstantem Volumen oder konstantem Druck stattfinden. Man unterscheidet dann: bei V const. : spezifische Umwandlungsenergie bei p const. : spezifische Umwandlungsenthalpie (siehe Kap. 4.2.) Aus Gl. n. (18) & (20) ergibt sich eine weitere Definition für cV : 1 dU m dT V dU CV ncVmol dT V cV bzw. cVmol 1 dU n dT V (22) 4.2 Isobare Prozesse ( p const. ) Durch das Gewicht G m g wird ein konstanter Druck p0 eingestellt. Das System nimmt Q auf, dehnt sich aus und gibt dabei Volumenarbeit ab (Verdrängungsarbeit). 1. Hauptsatz (Gl. (18, Kap 3.): U W Q Q kann sein W WV p0 V2 V1 p0 V Q qu m oder / und Q mc p T bzw. Q qumol n (23) Phasenumwandlung Q c pmol n T Temperaturerhöhung Außerhalb von Phasenumwandlungen ändert sich die innere Energie U um: U c pmol nT p0 V Q c pmol nT U p0 V U p0V H dQ c pmol ndT dU p0 dV dQ d U p0V , da p p0 const. Man definiert hiermit die Enthalpie H als eine neue Energiegröße H U pV (24) H ist eine Zustandsgröße; H J Weiter folgt: cp c pmol 1 dH , m dT p 1 dH n dT p C p n c pmol (25) dH dT p 4.3 Isotherme Prozesse ( T const. ) Wie kann man hier Wärmeenergie Q aus dem Wärmebad ins System bringen? Wir stellen uns zunächst ein ideales Gas vor, für das gilt pV const. (Boyle-Mariotte) p const. V Der Druck ändert sich umgekehrt proportional zum Volumen V . Wenn die Profilscheibe richtig zugeschnitten ist, kann man es erreichen, dass die äußere Kraft auf den Kolben stets gleich der Druckkraft von innen ist: Das System ist in jeder Stellung im Gleichgewicht. Es genügt dann ein beliebiger kleiner Anstoß, und das System fährt von V1 nach V2 und umgekehrt. 1. Hauptsatz im idealen Gas: dU dQ dW dU cVmol n dT dT 0 dU 0 dQ dW pdV Bei Verschiebung des Kolbens um ds geht aus dem Wärmebad dQ in das Gas über. Dabei wird über die Profilscheibe die Masse m gehoben, vom Gas wird die Arbeit dW nach außen abgegeben. Die gesamte in das Gas hineinfließende Wärme wird in Arbeit umgewandelt. Die innere Energie ändert sich nicht. Beim idealen Gas besteht die innere Energie nur aus der kinetischen Energie der Translation der Teilchen f 3. 3 U nRT 2 für n Mole Damit wird cV dU 3 nR dT 2 Wärmekapazität bei V const. für Stoffmenge n 5 C p CV nR nR 2 Ideales Gas: p const. H U pV pdV nRdT dH dU pdV C p CV nR C p CV nR c p ,mol cV ,mol R (26) Experimentell: Für Metalle wird gefunden, dass die molaren Wärmekapazitäten cmol bei 24 ,9 J liegen. mol K cmol 3R 24 ,9 J mol K (27) Regel von Dulong und Petit Atome sind über Bindungskräfte miteinander gekoppelt → Federn k Jedes Atom schwingt um seine Gleichgewichtslage. Damit istndie gesamte Energie eines Atoms im Festkörper: 1 1 1 1 1 1 E mvx2 mv y2 mvz2 kx 2 ky 2 kz 2 2 2 2 2 2 2 Jedes Atom hat demnach 6 Freiheitsgrade, und nach dem Gleichverteilungssatz ist die mittlere Energie eines Atoms 1 k BT pro Freiheitsgrad. 2 1 U 6 nRT 3nRT 2 1 dU 1 d cmol 3nRT 3R n dT n dT Q dQ pdV V2 V nRT dV nRT ln 2 V V1 V1 Arbeitsleistung des idealen Gases, wenn Q zugeführt wird. 4.4 Adiabatische Prozesse – Isentrope Prozesse ( S const. ) Bei adiabatischen Prozessen findet kein Wärmeaustausch zwischen System und Wärmebad statt. Das System ist von einer idealen Wärmeisolierung umgeben. 1. Hauptsatz: dU dQ dW dW , denn dQ 0 Die ins System hineingesteckte Energie geht völlig in die Erhöhung der inneren Energie über. Umgekehrt stammt alle nach außen abgegebene Arbeit völlig aus dem Vorrat der inneren Energie. dU Ideales Gas: pdV pV nRT dV cVmol ndT nRT V c pmol dV dT 1 T cV V mol c pmol cVmol R c pmol cVmol : Adiabatenexponent lnT 1 lnV const. T V 1 const. p V const. T p Poisson-Gleichung (28) const. 1 Aus der ersten Gleichung ergeben sich die folgenden mit der Zustandsgleichung des idealen Gases: T const. pV const. (Boyle-Mariotte) adiabatisch pV const. 1 Darstellung der unterschiedlichen Zustandsänderungen im pV -Diagramm cp cV c pmol cVmol 1 f f N AkB n R 2 2 f f C p CV nR n R nR nR 1 2 2 CV n cVmol n f nR 1 c 2 f 2 p f cV f nR 2 Ideales Gas: f 3; cp cV 52 5 / 3 1,66 32 4.5 Joule-Thomson-Effekt Beide Gefäße sind ideal gegen die Umgebung isoliert, d. h., das Gas kann weder Wärme noch Arbeit aufnehmen oder abgeben. Nach dem Öffnen des Hahns strömt Gas in den leeren Behälter, bis in beiden gleicher Druck herrscht. Man nennt dies: freie Expansion (da sie gegen den Druck Null erfolgt). Beim idealen Gas muss die Temperatur konstant bleiben, weil keine Wärme und Arbeit ausgetauscht werden und damit U const. bleibt. Führt man das Experiment mit einem realen Gas aus, d. h. hoher Druck im linken Behälter, ändert sich dessen innere Energie. Begründung: Die Moleküle eines realen Gases üben bei hoher Dichte aufeinander Anziehungskräfte aus. Durch die Expansion erhöht sich die potentielle Energie, weil der mittlere Abstand der Moleküle zunimmt. Wegen der Energieerhaltung muss in diesem Falle die kinetische Energie und damit die Temperatur T des Gases abnehmen. → Joule-Thomson-Effekt Anwendung: Gasverflüssigung Das Linde-Verfahren beruht auf dem Joule-Thomson-Effekt: Im idealen Gas üben die Teilchen keine Wechselwirkung aufeinander aus, weshalb die Temperatur des idealen Gases nicht vom Volumen abhängt. Bei realen Gasen hingegen gibt es Wechselwirkungen, die man mit Hilfe der Van-der-WaalsGleichung beschreibt. Der Energiegehalt des realen Gases ändert sich auch bei adiabatischer (ohne Wärmeaustausch) Entspannung, ohne dass äußere Arbeit verrichtet wurde. Das ist durch die Temperaturänderung nachweisbar. Verbindet man zwei Gasbehälter mit einer porösen Wand und drückt das im Raum 1 unter Druck stehende Gas mit einem Kolben langsam durch diese Membran, die zur Verhinderung von Wirbeln und Strahlbildung dient, in Raum 2, der unter einem konstanten, aber geringeren Druck als Raum 1 steht, dann stellt sich ein kleiner Temperaturunterschied zwischen den beiden Räumen ein. Er beträgt bei Kohlenstoffdioxid etwa 0,75 K pro bar Druckdifferenz, bei Luft etwa 0,25 K. Erklärbar ist das, wenn man bedenkt, dass im Raum 1 das Volumen V1 entfernt wurde. Der Kolben hat dem Gas die Arbeit p1V1 zugeführt. Die Gasmenge taucht im Raum 2 auf und muss die Arbeit p2V2 gegen den Kolben leisten. Die Differenz der Arbeit ist als innere Energie dem Gas zugutegekommen. p1 V1 p2 V2 U 2 U1 bzw. U1 p1 V1 U 2 p2 V2 H1 H 2 const. Die Enthalpie bleibt konstant. Beim Van-der-Waals-Gas ist die innere Energie U 1 an 2 . fnRT 2 V Damit ergibt sich unter der Berücksichtigung der Van-der-Waals-Gleichung: 1 an2 nRT an2 f V an 2 H U pV fnRT ( ) V nRT( ) 2 2 V V nb V 2 V nb V Weil die Enthalpie als Funktion von V und T erhalten bleibt, gilt daher für das totale Differential: dH ( H H )T dV ( )V dT 0 V T Umgeformt nach der Änderung der Temperatur ergibt sich: nbT 2an H )T 2 bRT 2a (V nb ) RV 2 dT V dV dV n dV H f V f 2 ( )V ( 1 )RV T 2 V nb 2 ( Der Zähler ist bei hoher Temperatur positiv. Er wechselt sein Vorzeichen bei der Inversionstemperatur Ti 2a . Rb Die kritische Temperatur für ein Van-der-Waals-Gas ist Tk 8a also Ti 6,75 Tk . 27 Rb Oberhalb von Ti erwärmt sich ein Gas bei Entspannung, unterhalb kühlt es sich ab. Für Kohlenstoffdioxid und Luft liegt Ti deutlich über der Zimmertemperatur, für Wasserstoff dagegen bei −80 °C. Ein hoher Wert der Van-der-Waals-Konstanten a bewirkt daher, dass die Temperatur bei Entspannung des realen Gases stark absinkt. Das ist logisch, denn bei Volumenvergrößerung entfernen sich die Moleküle voneinander und müssen dabei Arbeit gegen die durch a charakterisierten Anziehungskräfte verrichten. Diese Arbeit vermindert die kinetische Energie der Moleküle und damit die Temperatur des Gases. 5. Die Verfügbarkeit der Energie 5.1 Wärmekraftmaschinen und 2. Hauptsatz der Thermodynamik Nach dem 1. Hauptsatz der Thermodynamik geht zwar nie Energie verloren, aber es gibt „wertvolle“ und „weniger wertvolle“ Energieformen hinsichtlich ihrer praktischen Nutzbarkeit. Hierüber gibt der 2. Hauptsatz der Thermodynamik Auskunft. Allgemeines Schema einer beliebigen Wärmekraftmaschine: Eine Wärmekraftmaschine arbeitet zyklisch / periodisch. / Die innere Energie U hat zu Beginn und am Ende den gleichen Wert. Aus einem Wärmebad hoher Temperaturen TW wird eine Wärmemenge QW entnommen. Ein Teil davon wird als nutzbare Arbeit W an die Umgebung abgegeben. Ein Rest an Wärmeenergie QK wird bei tieferer Temperatur TK an ein zweites Wärmebad abgegeben. Nach dem 1. Hauptsatz ist: U Q W 0 QK QW W 0 bzw. Kreisprozess W QW QK Die von der Maschine verrichtete Arbeit ist gleich der dem wärmeren Reservoir entnommenen (also dem System zugeführten) Wärmeenergie QW verringert um die an das kältere Reservoir abgegebene Wärme QK . Vorzeichenkonvention: Vom System abgegebene Energien ( QK , W ) sind negativ zu rechnen. Bei allen Vorrichtungen (Maschinen), die eine Energieform in eine andere umwandeln, ist ihre Effizienz wichtig: d. h. das Verhältnis von abgegebener zu aufgewandter Energiemenge. Daher sind wir am Betrag der umgesetzten Energien interessiert. Wir schreiben: W QW QK (29) Der Wirkungsgrad einer Wärmekraftmaschine ist definiert als Quotient aus verrichteter Arbeit und zugeführter Wärme. W Q QK Q W 1 K QW QW QW Jede Wärmekraftmaschine benutzt eine Arbeitssubstanz, bei der Dampfmaschine / Dampfturbine ist diese Wasser, beim Verbrennungsmotor ein Kraftstoff-Luft-Gemisch. Die Arbeitssubstanz nimmt bei der Temperatur TW die Wärme(menge) QW auf, verrichtet Arbeit W und gibt bei der tieferen Temperatur TK die Wärme QK ab. Danach kehrt sie wieder in den Ausgangszustand zurück. Insgesamt läuft also ein (zyklischer) Kreisprozess ab. Ein solcher Zyklus muss aus mindestens drei Teilprozessen bestehen, in der Praxis sind es meistens vier. Die nötige Wärme QW wird sehr oft mit Hilfe von Brennstoffen erzeugt (extern bei der Dampfmaschine (Kohle, Öl, Kernenergie), direkt beim Verbrennungsprozess im Zylinder beim Ottound Dieselmotor). Natürlich soll der Wirkungsgrad lt. Gl. (30) möglichst hoch sein. würde gleich 1 sein, wenn QK 0 wäre. Dann würde die gesamte zugeführte Energie in Arbeit umgesetzt. Dies ist prinzipiell unmöglich. Darüber gibt der 2. Hauptsatz der Thermodynamik Auskunft: Der 2. Hauptsatz der Wärmelehre sagt aus, dass die vollständige Umwandlung QW in nutzbare Arbeit unmöglich ist! Es ist unmöglich, eine periodisch arbeitende Wärmekraftmaschine zu konstruieren, die keinen anderen Effekt bewirkt, als Wärme aus einem Reservoir zu entnehmen und eine äquivalente Menge an Arbeit zu verrichten. 2. Hauptsatz in der Formulierung für Wärmekraftmaschinen (Thomson) Es ist immer ein zweites Wärmebad tieferer Temperatur Tk erforderlich. Wärmeenergie kann bei periodisch arbeitenden Wärmekraftmaschinen nie vollständig in Nutzbarkeit (Arbeitsverrichtung) umgesetzt werden. 1 ! Experimente: V12 / 3601 Kreisprozess Viertakt Otto-Motor V12 / 3611 Stirling-Motor – Antrieb durch Erwärmung / Abkühlung Wärmepumpe / Kältemaschine V12 / 3620 Thermomobile V12 / 3621 Thermorad V12 / 3622 Suffi (trinkende Ente) 5.2. Kältemaschinen (Wärmepumpen) und 2. Hauptsatz Eine Wärmepumpe ist eine „verkehrt herum“ arbeitende Wärmekraftmaschine. Der Maschine wird Arbeit zugeführt, sie entnimmt bei tieferer Temperatur Tk einem Reservoir Wärme und gibt diese bei höherer Temperatur TW an ein zweites Wärmebad ab → Experiment: Kühlschrank. Hier gilt der 2. Hauptsatz in der Formulierung von Clausius: Wärmereservoir TW Es ist unmöglich, eine periodisch (zyklisch) arbeitende Maschine zu bauen, die keinen anderen Effekt bewirkt, als Wärme von einem kälteren in ein wärmeres Reservoir zu übertragen. QW Wärmepumpe QK Reservoir tieferer Temperatur TK Kreisprozess: Im Arbeitsmedium keine Nettoänderung der inneren Energie U QW QK W Im oberen Wärmebad wird stets mehr Wärme abgegeben, als im unteren aufgenommen wird. Die Effizienz von Wärmepumpen wird oft mit einer so genannten Leistungszahl cL charakterisiert. cL QK ; W cL ist immer 1 Je größer cL , umso effektiver arbeitet die Wärmepumpe. Der Wert von cL kann gemäß des 2. Hauptsatzes nicht so groß werden, während einer Wärmekraftmaschine nicht eins werden kann. In der Vorlesung kam die Frage auf, ob anstelle von QK nicht QW stehen sollte. Es kommt darauf an, wie die technische Fragestellung lautet. Bei einem Kühlschrank interessiert natürlich nur, wieviel Wärmeenergie bei tiefen Temperaturen entzogen wird. Betreibe ich die WKM hingegen als Heizung, ist o. g. Einwand berechtigt. 5.3. Der Carnot-Prozess Sadi Carnot 1824 als junger Artillerieoffizier: zwischen zwei gegebenen Wärmereservoiren hat die reversibel arbeitende Wärmekraftmaschine den höchstmöglichen Wirkungsgrad. Bedingungen für die Reversibilität von Prozessen: 1. Es darf keine mechanische Energie aufgrund von Reibung, viskosen Kräften und anderen dissipativen (zerstreuenden, nicht rückgängig zu machenden) Effekten in Wärme umgesetzt werden. 2. Es darf keine Wärmeleitung aufgrund einer Temperaturdifferenz T vorliegen. (Wärmeleitung von einem wärmeren zu einem kälteren Körper ist irreversibel, nie wird der umgekehrte Vorgang beobachtet). 3. Der Prozess (auch alle Teilvorgänge) muss quasi-statisch ablaufen, so dass sich das System stets im Gleichgewicht befindet (oder nur in infinitesimaler Abweichung davon). → Jeder Prozess, der eine der drei Bedingungen nicht erfüllt, ist irreversibel. Das ist bei den meisten natürlichen und technischen Vorgängen der Fall. Man kann Reversibilität nur annähernd erreichen. Der Wirkungsgrad einer reversibel arbeitenden Wärmekraftmaschine heißt Carnot-Wirkungsgrad C . Zur Ableitung von C betrachten wir einen Carnot-Kreisprozess: 1 → 2: isotherme Expansion bei TW 2 → 3: adiabatische Expansion bei TW 3 → 4: isotherme Kompression 4 → 1: adiabatische Kompression A: Fläche = vom idealen Gas abgegebene Nettoarbeit 1 → 2: U bleibt const. V2 1. Hauptsatz: V2 nRTW V dV nRTW ln 2 V V1 V1 QW W pdV V1 QW : wird vom idealen Gas aus Wärmebehälter TW aufgenommen. 3 → 4: QK wird bei TK abgegeben, U ändert sich nicht. Die abgeführte Wärme ist also gleich der am Gas verrichteten Volumenarbeit (Kompression). QK nRTK ln V3 V4 Für die reversible adiabatische Expansion des idealen Gases gilt: TV 1 const. 1 TKV31 1 TKV41 2 → 3: TWV2 4 → 1: TWV1 Die Division beider Gleichungen ergibt: V2 V1 1 V 3 V4 1 Daraus folgt: V2 V3 V1 V4 ln V2 V ln 3 V1 V4 Wir erhalten für den Wirkungsgrad (Gl. (30)): C 1 QK QW (31) V3 T V4 1 1 K V TW nRTW ln 2 V1 nRTK ln C 1 Beispiel: TK TW (32) Eine Wärmekraftmaschine arbeitet zwischen den Wärmebädern der Temperaturen 100°C und 0°C. Wie groß könnte ihr Wirkungsgrad höchstens sein? C 1 273 0,268 373 Dieser Wert erscheint gering und ist doch der theoretisch höchste zu erreichende Wert! Man erkennt, dass die Arbeitstemperatur (= hohe Temperatur TW ) einer Wärmekraftmaschine möglichst groß sein muss und die Temperatur TK des zweiten Wärmebades möglichst klein. Für reale Wärmekraftmaschinen wird oft ein relativer Wirkungsgrad angegeben. rel tatsächlicher Wirkungsgrad der WKM Carnot-Wirkungsgrad C Wärmekraftmaschine rel / % Ottomotor < 37 Dieselmotor < 45 Modernes Brennkohlekraftwerk 43 Dampfturbine < 45 5.4. Entropie und der II. HS der Wärmelehre 5.4.1. Statistische Deutung der Entropie Vorlesungsexperiment(e): - Kugelstoß reversibel, also elastisch & irreversibel, plastisch Mischen von gelber und blauer zu grüner Flüssigkeit Nicht alle Prozesse, die dem Energiesatz genügen (I. HS), finden auch wirklich statt. Wie Prozesse ablaufen, kann mit der Zustandsgröße Entropie beschrieben werden. Wir betrachten ein Volumen mit 4 Gasteilchen und untersuchen, ob und wie viele sich in der linken und rechten Hälfte aufhalten. Wir analysieren die Mikrozustände des Systems: Makrozustand: 4|0 3|1 2|2 1|3 0|4 relative Häufigkeit = Wahrscheinlichkeit des Makrozustandes 1 = 6,25 % 16 4 = 25 % 16 6 = 37,5 % 16 4 = 25 % 16 1 = 6,25 % 16 Ein bestimmter Makrozustand, den wir als makroskopisch beobachten können (z. B. durch Druckmessung links und rechts) wird durch verschiedene Mikrozustände realisiert. Im Beispiel haben wir 5 Makrozustände und 16 gleichberechtigte Mikrozustände. Die einzelnen, individuellen Gasteilchen können wir nicht unterscheiden. Die Anzahl (relative Häufigkeit) der gleichwertigen Mikrozustände bestimmt die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten des zugehörigen Makrozustandes. Mit P – Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines Makrozustandes ist S kB ln P (33) die Entropie dieses Zustandes. Zu berechnen ist eigentlich der Erwartungswert des Logarithmusterms. Bemerkung / Anmerkung: Gleichung (33) wird in allgemeiner Form wie folgt geschrieben: n S k B pi ln pi i 1 i ist die Anzahl der Mikrozustände; pi sind die Wahrscheinlichkeiten der Mikrozustände Wenn die Mikrozustände alle gleichberechtigt sind, wird aus der Summe über alle statischen Gewichte die Anzahl N der Teilchen. Wenn sich ein System in einem weniger wahrscheinlichen Zustand befindet, „strebt“ es danach, einen Zustand größerer Wahrscheinlichkeit anzunehmen. (Viele Wege führen zum Gleichgewicht, es führen mehr Wege von unwahrscheinlicheren zu wahrscheinlicheren Zuständen als umgekehrt.) Im Sinne einer Fluktuation (kurzzeitiges Abweichen vom wahrscheinlicheren Zustand) können unwahrscheinlichere Zustände auftreten. Bei Systemen „normaler Größe“ sind diese Schwankungserscheinungen sehr gering. Bemerkung / Anmerkung: Die Entropie der (statistischen) Thermodynamik ist vergleichbar mit der Shannon-Gleichung für die Information. Mit zunehmender Ordnung (Abnahme der Entropie) wächst die „Gewissheit“ und umgekehrt. Wir betrachten die Entropiezunahme beim Übergang von einem Grenzzustand (= geordneter Zustand) zum gleichverteilten (= ungeordneten) Zustand. Vorlesungsexperiment: Computer-Simulation Ehrenfest-Modell geordnet gleichverteilter Zustand P=1 P = 2N p = 2-N p=1 führt zum gleichen Ergebnis, weil im Folgenden der Unterschied diskutiert wird. Entropie: S kB ln p -> S kB ln1 0 bzw. S kB ln 2N kB N ln 2 Entropieänderung bei diesem Übergang: S kB N ln 2 Ein System „versucht“ stets, in Zustände höherer Wahrscheinlichkeit (größere Unordnung) überzugehen. Ein System versucht, den Zustand maximaler Entropie einzunehmen. Dies sind zwei völlig gleichwertige Formulierungen. 5.4.2. Entropie und Wärmeenergie Die klassische thermodynamische Definition der Entropie sagt: Wenn bei der Temperatur T einem System die Wärmemenge Q reversibel zu- oder abgeführt wird, ändert sich die Entropie S des Systems um: S Qrev T (34) Jeder Zustand eines Systems, der durch p, V, T charakterisiert ist, besitzt eindeutig einen Entropiewert S = S (p, V, T). Die Entropie beschreibt die Irreversibilität eines Prozesses. In jedem irreversiblen Prozess wird Entropie erzeugt, nur bei reversiblen Prozessen nicht: irreversibel reversibel Serzeugt 0 ; Serzeugt 0 (35) Vorlesungsexperiment: Videos zu reversiblen und irreversiblen Prozessen Gleichung (34) widerspricht dieser Aussage nicht, dort handelt es sich um transportierte Entropie. An einem Beispiel soll die Äquivalenz von statistischer Definition von S und der Definition über Gleichung (34) belegt werden. Der Übergang soll reversibel erfolgen, damit Gleichung (34) entsprochen wird. Der Kolben muss sehr langsam zurückweichen. Das sich ausdehnende Gas leistet Arbeit, d W = p d V. Dies würde eigentlich zur Abkühlung führen, aber durch die reversible Prozessführung wird der gleiche Energiebetrag sofort wieder als Wärme zugeführt (d U = 0): dW pdV dQrev dQrev nRT dV V pV nRT |:T dQrev dV dS nR T V V2 V2 V dV nR ln 2 V V1 V1 S dS nR V1 Da V2 2V1 Mit R N A k B n S nR ln 2 N NA S N kB ln 2 gleiches Ergebnis wie bei der vorangegangenen statistischen Betrachtung. 5.4.3 Der II. HS der Wärmelehre – Entropiesatz - Erfahrungstatsache - sagt etwas über die Richtung ablaufender Prozesse aus Wärme fließt von selbst immer nur vom wärmeren zum kälteren Körper. Bei irreversiblen Vorgängen im abgeschlossenen System gilt stets Serzeugt 0 . 6. Aggregatzustände 6.1. Flüssigkeit und Dampf Die Flüssigkeitsteilchen besitzen eine Verteilung der kinetischen Energie, einige Teilchen besitzen genügend Energie, um die Flüssigkeit verlassen zu können. Über der Flüssigkeit bildet sich eine Dampfphase. Einige Teilchen kehren aber auch zurück, kondensieren. dynamisches Gleichgewicht als Funktion der Temperatur Über der Flüssigkeitsoberfläche entsteht ein Dampfdruck: pD D (T, Art der Flüssigkeit) pD : Sättigungsdampfdruck/Gleichgewichtsdampfdruck Damit ein Teilchen die Flüssigkeit verlassen kann, muss seine Ekin ≥ EV sein; EV ist eine Energiebarriere, die Verdampfungsenergie EV . Im Mittel ist die Teilchenenergie im Dampf um EV höher als in der Flüssigkeit. 0 Es gilt das Boltzmann-Theorem: Dampf 0 e EV / kBT (36) 0 : Anzahldichten, Teilchenzahldichten Im Dampf gilt näherungsweise die ZGL: pD 0Dampf kB T . Damit ergibt sich für den Gleichgewichtsdampfdruck: pD D Flüssigkeit kB T e EV / kBT (37) Bei pD pUmgebung erfolgt ein qualitativer Sprung. Es kommt zur Dampfbildung im Volumen der Flüssigkeit Sieden. Experimente: V12 / 5310 Fl.-OF, dynamisches Gleichgewicht, Haftplättchen 5311 Spray auf Gasthermometer (Verdunstungskälte) 5313 Geysir-Modell 5317 5323 Sättigungsdruck bei Temperaturerhöhung 5322 Sättigungsdruck verschiedener Flüssigkeiten Sieden unter vermindertem Druck Maßgeblich für den Austausch der Teilchen an der Flüssigkeits-OF (das dynamische Gleichgewicht) ist der so genannte Partialdruck pFl der jeweiligen Flüssigkeit. pFl ist der Anteil am Gesamtdruck, der durch die aus der Flüssigkeit verdampften Teilchen aufgebaut (gebildet) wird. Der Partialdruck wird so lange erhöht, bis der Sättigungsdampfdruck p0,Flk erreicht ist. Beispiel(e): - Luftfeuchtigkeit (Luftfeuchte) absolute LF: Quotient aus Masse des in der Luft enthaltenen Wasserdampfes mD und dem Volumen der feuchten Luft VL a mD VL relative LF : [a ] g m3 Quotient aus herrschendem Partialdruck des Wasserdampfes pD und dem Sättigungsdampfdruck des Wasserdampfes pS bei der jeweiligen T pD pS Taupunkt: [ ] % ist die Temperatur T , bei der die relative LF 100 % erreicht Die tatsächlich in der Luft vorhandene Masse Wasserdampf wird gleich der bei dieser Temperatur maximal möglichen (Sättigungsdampfdruck). Fällt die Temperatur unter den Taupunkt, scheidet der in der Luft nicht mehr unterzubringende lösbare Wasserdampf als flüssiges Wasser aus, z. B. an einer Fensterscheibe. 6.2. Koexistenz dreier Phasen Die Existenzbereiche der drei Phasen bzw. Aggregatzustände fest, flüssig, gasförmig können in einem p-T-Diagramm dargestellt werden. Am Tripelpunkt liegt Koexistenz aller drei Phasen vor. Der kritische Punkt ist der Endpunkt der Dampfdruckkurve. Dort verschwindet der Unterschied zwischen Dampf (Gas) und Flüssigkeit. Es bildet sich keine Grenzfläche mehr aus. Es gibt nur noch den kritischen Zustand. Für T Tkrit ist das System beliebig verdichtbar, ohne dass Verflüssigung auftritt. Für T Tkrit verflüssigen sich Gase bei Druckerhöhung. Bsp.: Propan C3 H 8 Tkrit 370K 97 C Verflüssigung ist ohne Kühlung möglich Experimente: V12 / 5351 5331 Verflüssigung von O2 kritischer Zustand bei CO2 7. Transportvorgänge 7.1. Diffusion Gas- und Flüssigkeitsteilchen befinden sich in ständiger, ungeordneter Bewegung (Gas: „Brown‘sche Molekularbewegung“). „unwahrscheinliche“ (d.h. „geordnete“) Ausgangsverteilungen gleichen sich mit der Zeit aus, sie verlaufen, verbreitern sich. Es erfolgt ein Übergang in den wahrscheinlicheren, ungeordneten Zustand. Bsp.: wassergefülltes Gefäß der Dicke L t=0: Im linken Teil am Rand existiert bei t = 0 eine Ausgangskonzentration an Farbstoff, die sich mit wachsender Zeit verteilt. Ganz analog verhalten sich Verunreinigungen im FK. Mit wachsender Temperatur T laufen die Ausgleichsvorgänge schneller ab. Für Ausgleichsvorgänge wie im obigen Bsp., wo A (Farbstoff) im Stoff B (Wasser) diffundiert, gilt das 1. Fick‘sche Gesetz j dN d D 0 A dt dx j : Diffusionsstromdichte D: Diffusionskoeffizient (38) Teilchenzahl dN Querschnittsfläche A Zeitspanne t [ D] m2 s 0 0 ( x) : Teilchenzahldichte Bemerkungen: - Die Diffusion erfolgt entgegen dem Gradienten der Konzentration - D ist materialspezifisch. - D ist stark temperaturabhängig. Experimente: V11 / 1301 Diffusion in Gasen 1302 Osmose-Silikatbäumchen 1303 Diffusion von Flüssigkeiten (osmotischer Druck) d 0 („bergab“). dx 0 dN dV 1304 Thermodiffusion 1307 Diffusion von Flüssigkeiten (Semesteruhr) 1308 Film z. Brown‘schen Bewegung 7.2. Wärmeleitung Transport von Wärmeenergie durch gegenseitige Anregung von Teilchen: Es erfolgt eine räumliche Ausbreitung eines stärker angeregten Zustandes (= intensivere Teilchenbewegung) infolge der WW zwischen den Teilchen. Es erfolgt dabei kein Stofftransport. Wärmeleitung lässt sich durch analoge Gleichungen beschreiben wie bei der Diffusion: jw dQ dT dAdt dx jw Wärmestromdichte (39) Wärmeenergie Querschnittsfläche Zeit : Wärmeleitfähigkeit W K m Beispiele für bei 0°C: ist stark temperaturabhängig. Reine Wärmeleitung tritt praktisch nur im FK auf. 7.3. Wärmeströmung – Konvektion In Gasen und Flüssigkeiten ist (T ) , und das wärmere Medium steigt nach oben (wenn Gravitation vorhanden). Es entsteht eine Strömung, mit der Wärme transportiert wird (Stokes-Bewegung, StokesKonvektion) In Flüssigkeiten und Gasen ist der gesamte Wärmetransport eine sehr komplexe Geschichte. Es überlagern sich Vorgänge aufgrund von Wärmeleitung, Wärmeströmung und Wärmestrahlung. 7.4. Wärmestrahlung Körper (Stoffe) mit T 0K senden elektromagnetische Strahlung aus, mit der Energie transportiert wird. so genannte Wärmestrahlung oder auch Temperaturstrahlung Andere Körper können diese absorbieren und sich aufheizen. Es erfolgt ein Wärmetransport durch Strahlung wichtig: ausgesandte Strahlungsleistung T 4 Stefan-Boltzmann-Gesetz Bei höheren Temperaturen ist dies der dominierende Wärmetransportprozess. Experimente: V 11 / 1501 Wärmeleitung in Metallen (Cu, Fe) 1503 Leidenfrost 1504 Wärmeleitung in anisotropen Stoffen (Krist. Gips) 1505 Wärmeleitung in H 2O 1506 Wärmeleitung bei verschiedenen Stoffen 1510 Wärmeleitung Luft/Vakuum / evakuiertes Doppelwandgefäß 1511 Leidenfrost mit flüssigem Lötzinn Übungsblatt für die 11. Übung Kontrollfragen: 11.) Beschreiben Sie den Inhalt der 4 Hauptsätze der Thermodynamik! 12.) Wie ist die Temperatur eines thermodynamischen Systems definiert? 13.) Was besagt der Gleichverteilungssatz? 14.) Nennen Sie Beispiele für extensive und intensive Zustandsgrößen! 15.) Wieso ist die Maxwell’sche Geschwindigkeitsverteilung ein Spezialfall der Boltzmannverteilung? Rechenaufgaben: 10.) Eine Pendeluhr, deren Pendelkörper an einem dünnen Metalldraht hängt, geht bei 0 °C richtig. Bei einer Temperatur von 20 °C geht sie pro Tag 16 s nach. Wie groß ist der lineare Ausdehnungskoeffizient des Pendeldrahtes? 11.) Der Stirling-Motor kann durch einen Kreisprozess beschrieben werden, der durch zwei Isothermen (mit den Temperaturen T1 und T2) und zwei Isochoren (V1 und V2) gebildet wird. Wie groß ist der Wirkungsgrad dieses Motors als Arbeitskraftmaschine? Stellen Sie das Resultat in Abhängigkeit vom Verhältnis T2 / T1 grafisch dar! 12.) Ein Kalorimeter mit der Wärmekapazität 0,05 kcal / K enthält 300 g Wasser mit der Temperatur 20 °C. Es werden 500 g Blei mit der Temperatur 100 °C zugegeben. Die Mischungstemperatur beträgt 23,4 °C (wurde z. B. im Praktikum gemessen). Man bestimme die spezifische und molare Wärmekapazität von Blei. 13.) Ein Raum (V = 60 m3) wird von T1 = 15 °C auf T2 = 20 °C erwärmt. Wieviel Prozent der Luftmoleküle verlassen dabei den Raum mit einem Druck von p = 105 Pa? Man berechne die Masse der entweichenden Luft (M = 29 g / mol)? 14.) Führen Sie für die Maxwell-Verteilung eine ausführliche Kurvendiskussion durch: Berechnen Sie insbesondere die a) mittlere und b) die wahrscheinlichste Geschwindigkeit sowie c) die Wurzel aus dem mittleren Geschwindigkeitsquadrat! Wie ändert sich der Kurvenverlauf mit steigender Temperatur T? Übungsblatt für die 12. Übung Kontrollfragen: 1.) 2.) 3.) 4.) Beschreiben Sie den Inhalt des 2. Hauptsatzes der Thermodynamik! Wozu braucht man den 2. Hauptsatz überhaupt, reicht nicht der erste? Warum ist der Carnot-Prozess derjenige Kreisprozess mit dem maximal möglichen Wirkungsgrad? Zwei verschiedene Thermometer werden der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt. Sie zeigen unterschiedliche Werte an. Kann man daraus auf einen Fehler bei der Eichung schließen? Rechenaufgaben: 1.) Kreisprozess Der abgebildete Kreisprozess wird mit einem Mol eines zweiatomigen Gases (fünf Freiheitsgrade, f = 5) durchgeführt, das sich wie ein ideales Gas verhält und bei dem der Adiabatenexponent = 1,4 ist. Zu Anfang beträgt der Druck 1 bar und die Temperatur 0 °C. Das Gas wird bei konstantem Volumen auf T2 = 150 °C aufgeheizt und anschließend adiabatisch expandiert, bis der Druck wieder 1 bar beträgt. Schließlich wird es bei konstantem Druck auf den Endzustand abgekühlt. a) Geben Sie in einer Tabelle den Druck (in bar), das Volumen (in Liter) und die Temperatur (in °C) an den drei Eckpunkten des Kreisprozesses an. b) Zeichnen Sie ein, auf welchen Wegstücken das Gas Arbeit verrichtet bzw. am Gas Arbeit verrichtet wird und zeichnen Sie ein, wo Wärme zu- bzw. abgeführt wird. c) Berechnen Sie die vom Gas bei jedem Schritt abgegebene oder aufgenommene Wärmemenge. d) Berechnen Sie den Wirkungsgrad dieser Wärmekraftmaschine. e) Vergleichen Sie den in c) berechneten Wirkungsgrad mit dem des Carnot-Prozesses. 2.) Temperatur- und Druckabhängigkeit eines Gasvolumens 10 g flüssiges Helium verdampfen in einen leeren Ballon, der auf einem Druck von 1 bar = 1 x 105 Pa gehalten wird. Die molare Masse von Helium beträgt 4 g/mol. a) Wie groß ist das Volumen des Ballons bei einer Temperatur T = 25 K? b) Wie groß ist das Volumen des Ballons bei einer Temperatur T = 293 K? c) Wie groß ist das Volumen der gleichen Menge an Helium Gas in einer Druckflasche bei p = 200 bar und T = 293 K? 3.) An einer Fensterscheibe von 4 mm Dicke herrsche dauernd die Außentemperatur – 5°C und die Innentemperatur + 15°C. Wie groß ist der Wärmestrom durch die 40 cm x 40 cm große Glasscheibe, wenn die Wärmeleitfähigkeit = 0,65 kcal/(h.m.K) ist? 4.) Bei – 8°C liegt auf einem zufrierenden See eine Eisschicht von 10 cm Dicke. Um wieviel wächst sie in einer Stunde? (Wärmeleitfähigkeit von Eis = 3 . 10-4 kcal/(s.m.K); Dichte von Eis = 0,9 g/cm3; Schmelzwärme von Eis q = 79,4 kcal/kg) 5.) Je 1 kg Wasser von 10°C und 20°C werden miteinander vermischt. Weisen Sie nach, dass die Entropie nach dem Zusammengießen beider Wassermengen größer ist als vorher. 6.) Man zeige durch indirekten Beweis, dass eine Isotherme und eine Adiabate in allen Zustandsdiagrammen nur einen Schnittpunkt besitzen. C Optik 1. Was ist Licht? 2. Geometrische Optik (Strahlenoptik) 2.1. Ausbreitung des Lichts 2.1.1. Reflexion und Brechung an ebenen Grenzflächen Reflexion, Brechung, Totalreflexion 2.1.2. Reflexion und Brechung an gekrümmten Grenzflächen Reflexion an Hohl- und Wölbspiegel 2.2. Brechung an Sammel- und Zerstreuungslinsen 2.2.1. Abbildung mittels Blende (Lochkamera) 2.2.2. Abbildung mittels Sammellinse 2.2.3. Abbildung mittels Hohlspiegel 2.2.4. Zerstreuungslinsen, Wölb- und Hohlspiegel 2.2.5. Prismen 2.2.6. Abbildungsfehler 2.3. Optische Instrumente 2.3.1. Sehwinkel, Auflösungsvermögen, Vergrößerung 2.3.2. Lupe 2.3.3. Mikroskop 2.3.4. Teleskop (Fernrohr) Wellenoptik 3.1. Zeitliche und räumliche Kohärenz - Interferenz 3.1.1. Zeitliche Kohärenz 3.1.2. Räumliche Kohärenz 3.1.3. Interferenz kohärenter Wellen 3.2. Beugung 3.2.1. Beugung an einer runden Scheibe 3.2.2. Beugung am Spalt 3.2.3. Beugung am Doppelspalt 3.2.4. Beugung am Strichgitter 3.3. Holografie 3. Übungsaufgaben C Optik 1. Was ist Licht? Optik ist die Lehre vom Licht. Licht ist ein Quantenphänomen, das sich unserer Vorstellung entzieht. Zur Beschreibung des Lichtes nutzen wir verschiedene, zum Teil gegensätzliche Modelle unserer Vorstellung: Strahl – Strahlenoptik (geradlinige Ausbreitung, Brechung, Reflexion) Teilchen – Teilchenoptik (Stoßprozesse (z.B. Compton-Effekt)) Welle – Wellenoptik (Beugung, Interferenz) o Elektromagnetische Welle(n) in dem für das menschliche Auge sichtbaren Wellenlängenbereich von ca. Bildquelle: „https://de.wikipedia.org/wiki/Elektromagnetisches_Spektrum“ Bildquelle: „https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/fc/Spectre.svg“ Keines dieser Modelle kann die Eigenschaften des Lichtes vollständig beschreiben. Daher ist eine völlige Trennung der Modelle nicht möglich. Die verschiedenen Beschreibungsmöglichkeiten sind über die Ausbreitung des Lichtes miteinander verknüpft: Strahlenoptik: Lichtstrahl entspricht Ausbreitungsvektor Wellenoptik: Wellennormale (qualitativ) bzw. Wellenzahlvektor (quantitativ) Teilchenoptik: Impulsvektor der Photonen (Lichtteilchen) Lichtstrahl, Wellenzahlvektor & Impulsvektor entsprechen einander. 2. Geometrische Optik (Strahlenoptik) Wellenlänge → auf 1 m Länge kommen 2 * 106 Wellenlängen Wegen der kleinen Wellenlänge λ und in der Näherung, dass ebene Wellen (Wellenfronten) vorliegen*, kann man den Wellencharakter des Lichtes vernachlässigen und viele Erscheinungen mit dem Begriff der Lichtstrahlen (Normale auf ebenen Wellenfronten) erklären. * Zutreffend bei großem Abstand (bezogen auf die Wellenlänge) zwischen Quelle und Beobachter 2.1. Ausbreitung des Lichts Innerhalb eines Mediums breitet sich Licht geradlinig, allseitig & gleichförmig aus. Ein Gegenstand wird für uns sichtbar, wenn von ihm ausgehendes Licht in unser Auge gelangt. Von jedem Punkt der Oberfläche des Gegenstandes geht ein Strahlenbündel aus. Das Licht kann vom Gegenstand G selbst erzeugt oder von ihm reflektiert werden. Leuchter: glühendes Metall, Oberflächen, TV-Bildschirm Das Licht breitet sich mit endlicher Geschwindigkeit aus. Lichtgeschwindigkeit im Vakuum: (1) Dies ist in der Natur die maximal mögliche Geschwindigkeit. (Relativitätstheorie!) In einem Medium breitet sich Licht mit geringerer Geschwindigkeit aus: (2) n … Brechzahl des Mediums Für Nichtferromagnetika gilt: (3) → n hängt von der Wellenlänge des Lichts ab: (Maxwellrelation) (Experiment: Spektralzerlegung / Dispersion) Beispiele für Brechzahlen n(λ, T) für 20 °C & 1589 nm Material n Vakuum Luft Wasser Kronglas Flintglas Diamant 1,0 1,000272 1,33 1,510 1,613 2,417 optisch dünn optisch dicht 2.1.1. Reflexion und Brechung an ebenen Grenzflächen Grenzfläche zweier Medien 1 und 2: sprunghafte Änderung der Brechzahl: An einer Grenzfläche weicht das Licht von der geradlinigen Ausbreitung ab. Es kommt (im Allgemeinen) zu Reflexion und Brechung. Vorlesungsexperimente: Halbkreisscheibe aus durchsichtigem Material, Strahlengang für Reflexion, Brechung, Totalreflexion Reflexion Abhängig von den beteiligten Medien wird das Licht an einer Grenzfläche (fast) vollständig (z.B. Luft / Metall) oder nur teilweise (z.B. Luft / Glas) reflektiert. Aufgrund des Fermat’schen Prinzips stellt sich der Lichtweg eines von A einfallenden Lichtstrahls, der in O auf der Grenzfläche GF reflektiert und dann nach B weiterläuft, so ein, dass die beiden Winkel α und α‘ gleich sein müssen. Hierbei bleibt der Strahl im gleichen Medium (z. B. Luft). Es gilt demzufolge: Einfallswinkel α = Ausfallswinkel α‘ (4) Gl. (4) wurde bereits bei den mechanischen Wellen behandelt, siehe dazu Kap. 8.3.3, Gl. (6). A B O Brechung Beobachtung: auch der transmittierte (durchgehende) Strahl ändert seine Richtung. Ursache hierfür sind die unterschiedlichen Lichtgeschwindigkeiten der beiden Medien. Fermat’sches Prinzip: Laufzeit (5) ! Daraus folgt das Snellius’sche Brechungsgesetz: Dieses Gesetz mit den gewählten Bezeichnungen gilt nur für das linke Bild, weil im rechten Teil die beiden Winkel bezeichnungsmäßig vertauscht worden sind. (6) Das Produkt ist die Invariante bei der Brechung Optischer Lichtweg: (7) Fermat: (8) (meistens Minimum) Da der Brechungsindex wellenlängenabhängig ist, ergibt sich bei gleichem Einfallswinkel für jede Wellenlänge ein (geringfügig) anderer Brechungswinkel. Folge: Farbaufspaltung (Dispersion) von weißem Licht Totalreflexion Beim Übergang vom optisch dichteren ins optisch dünnere Medium ( Einfallswinkel , für den der Brechungswinkel beträgt. ) existiert ein (9) (10) Beispiele: Wasser gegen Luft ( n 1,33 ) Gr 49 Glas gegen Luft ( n 1,5 ) Für Gr verschwindet Gr 42 der transmittierte (gebrochene) Strahl. Es erfolgt praktisch zu 100 % Reflexion (Totalreflexion). Anwendung: Lichtleiter, Regensensor Realität ≠ Strahlenoptik! Vorlesungsexperiment(e): evaneszente cm-Welle sowie fürs Licht Tatsächlich dringt die totalreflektierte Welle etwas ins dünnere Medium ein und klingt dort exponentiell ab. Diese evaneszente Welle kann auch in ein weiteres Medium eingekoppelt werden. Kontinuierliche Änderung der Brechzahl Wird die scharfe Grenzfläche durch einen kontinuierlichen Übergang der Brechzahl ersetzt, so wird auch hieran der Lichtstrahl abgelenkt. Der optisch kürzeste Weg verläuft hierbei gekrümmt! Beispiele: Fata Morgana (Luftspiegelung) o Lichtstrahl wird gebogen und angehoben. o scheinbarer Ort der Sonne: nahe dem Horizont Verschiebung um ½° 2.1.2. Reflexion und Brechung an gekrümmten Grenzflächen Reflexions- & Brechungsgesetz gelten selbstverständlich auch an gekrümmten Grenzflächen. Jedoch ändert sich das Einfallslot entlang der Grenzfläche. Folglich haben parallel einfallende Strahlen unterschiedliche Einfallswinkel. Reflexion und Brechung müssen daher für jeden Lichtstrahl separat betrachtet werden. Spezialfall: Betrachtung von Kugeloberflächen mit Krümmungsradius Reflexion an Hohl- & Wölbspiegel Hohlspiegel Parallel einfallende Strahlen werden im Brennpunkt F (Brennweite f) vereinigt. Wölbspiegel Parallel einfallende Strahlen werden divergent reflektiert. Ihre rückwärtigen Verlängerungen treffen sich im Brennpunkt Negative Brennweite: bzw. Brechung an Sammel- & Zerstreuungslinse ( Sammellinse (konvexe Geometrie) Parallel einfallende Strahlen werden im Brennpunkt F (Brennweite f) vereinigt. Zerstreuungslinse (konkave Geometrie) Wenn Sammellinse ) Parallel einfallende Strahlen werden divergent. Ihre rückwärtigen Verlängerungen treffen sich im Brennpunkt Negative Brennweite: → umgekehrte Verhältnisse: konvexe Zerstreuungslinse, konkave Brennpunkt gilt in allen Fällen nur für achsennahe Strahlen. Sollen auch achsenferne Strahlen im Brennpunkt vereinig werden, sind andere Krümmungsgeometrien erforderlich (Parabolspiegel, asphärische Linsen). 2.2. Optische Abbildung Als Abbildung bezeichnet man die Erzeugung eines Bildes B eines Gegenstandes G auf einem Schirm S (Leinwand, CCD, Netzhaut, …). Hierfür müssen die von einem Punkt des Objektes ausgehenden Strahlen wieder zu einem Bildpunkt auf dem Schirm vereinigt werden. Solche Bilder heißen reell. Wir können aber auch ein Bild B vom Gegenstand G sehen. Experiment: 2 Kerzen mit Glasscheibe und Kamera virtuelles Bild: Das Auge „denkt“ sich, dass das Licht immer geradlinig gelaufen ist. Zur Definition wichtiger Größen: Bemerkung: Für die Bild- und Gegenstandsgröße verwendet man üblicherweise Großbuchstaben, hingegen nimmt man die kleinen zur Bezeichnung von Entfernungen, wie z. B. Bild- und Gegenstandsweite. Vorzeichenkonvention: Die Gegenstandsweite g ist positiv für Gegenstände auf der Einfallseite Die Bildweite b ist positiv für Bilder auf der Transmissionsseite (Linse), bzw. in der Richtung, in der das Licht reflektiert wird (Spiegel) Der Krümmungsradius r ist positiv, wenn der Krümmungsmittelpunkt auf der Transmissionsseite liegt (Linse), bzw. der Spiegel konkav ist Aus Bildgröße B und Gegenstandsgröße G lässt sich der Abbildungsmaßstab V bestimmen: (11) Ein negativer Abbildungsmaßstab sagt also aus, dass das Bild auf dem Kopf steht, also umgekehrt ist. 2.2.1 Abbildung mittels Blende (Lochkamera) Von einem Objektpunkt ausgehend trägt jeweils nur das (schmale) Lichtbündel bei, das in Richtung der Blende verläuft. So entsteht ein reelles Bild in beliebiger Entfernung von der Blende. Bildgröße B und folglich auch Abbildungsmaßstab V wachsen proportional zur Bildweite b. Kompromiss zwischen Schärfe und Helligkeit: Große Blende → breite Strahlenbündel → helles, unscharfes Bild Kleine Blende → schmale Strahlenbündel → dunkles, scharfes Bild Bildquelle: https://www.zum.de/dwu/depot/pop010f.gif Blenden im Strahlengang: Bildquelle: https://www.google.de/search?q=Strahlengang+Lupe&client=firefoxb&tbm=isch&imgil=6Ia14WMVpxqYaM%253A%253BG-5xay4-nG_yM%253Bhttp%25253A%25252F%25252Fwww.mikroskopieren.de%25252Fartikel%25252Ffun ktion.php&source=iu&pf=m&fir=6Ia14WMVpxqYaM%253A%252CG-5xay4-nG_yM%252C_&usg=__jjA9duN3bHdJdFo_vGkIovtwV9k%3D&biw=1600&bih=1089&ved=0ahU KEwjW4-vTr4LSAhWD5xoKHWtMDcIQyjcINQ&ei=MAqcWNaLIIPPauYtZAM#tbm=isch&q=Blende&imgrc=CIMBYBsH-qjpTM: 2.2.2 Abbildung mittels Sammellinse Brechung an einer Kugelfläche: Für kleine Winkel x gilt in guter Näherung: x sin x tan x (Paraxiale Näherung) Snellius’sches Gesetz: → in paraxialer Näherung: Im Dreieck ACP‘: (Innenwinkelsumme) → Im Dreieck PAC: → Einsetzen & Umstellen liefert: Für kleine Winkel (paraxial) gilt: ; ; (12) Dünne Linse: Zweimalige Brechung an sphärischen Grenzflächen Erste Grenzfläche: (Luft), Mit dem virtuellen Bild P1‘ Zweite Grenzfläche: (Luft), Mit dem reellen Bild P‘ Mit (Vorzeichenkonvention!) folgt: Bestimmung der Brennweite: für Befindet sich die Linse nicht in Luft oder Vakuum, muss die Brechzahl der Umgebung ebenfalls berücksichtigt werden: (13) Bildkonstruktion an einer dünnen Sammellinse Eine Linse kann als „dünn“ betrachtet werden, wenn ihre Dicke klein ist gegenüber ihrem Krümmungsradius. In diesem Fall gelten in guter Näherung folgende Vereinfachungen: Zweimalige Brechung an den beiden Grenzflächen kann ersetzt werden durch einmalige Brechung an der Hauptebene. Versatz des Mittelpunktstrahls kann vernachlässigt werden. Zur Bildkonstruktion können prinzipiell beliebige Strahlen verwendet werden. Zweckmäßigerweise benutzt man solche, deren Verlauf besonders einfach gezeichnet werden kann: Mittelpunktstrahl: vom Objektpunkt durch den Linsenmittelpunkt ohne Brechung Brennpunktstrahl: vom Objektpunkt durch den objektseitigen Brennpunkt; nach der Brechung parallel zur optischen Achse Parallelstrahl: vom Objektpunkt parallel zur optischen Achse; nach der Brechung durch den bildseitigen Brennpunkt Dabei ist es unerheblich, ob diese Strahlen tatsächlich zum Bild beitragen oder außerhalb der Linse verlaufen. Für verlaufen die Strahlen nach der Brechung divergent, d.h., es entsteht kein reelles Bild. Die rückwärtigen Verlängerungen der Strahlen treffen sich jedoch in einem virtuellen Bildpunkt auf der Objektseite der Linse. Ein auf diese Weise entstehendes Bild heißt virtuelles Bild. Virtuelle Bilder können nicht auf einem Schirm abgebildet werden, wohl aber mit dem Auge oder mit optischen Instrumenten betrachtet werden. Hinweis: LEIFI Physik bietet empfehlenswerte Simulationen zur Bildkonstruktion an Linsen: https://www.leifiphysik.de/optik/optische-linsen/versuche Kombination von Linsen: Werden mehrere Linsen „hintereinandergeschaltet“, addiert sich die Brechkraft, also bei zwei Linsen: 1 1 1 f1 f 2 f ges Gleichung (6) gilt für naußen 1( Luft ) , andernfalls muss man schreiben: (14) 1 1 1 n1 1 f n2 r1 r2 n1 : Linse (15) n2 : Umgebung Bei n1 n2 (Luftlinse in Wasser) wird eine konkave Linse zur sphärischen Linse und eine konvexe zur Zerstreuungslinse (Immersion). Experiment: Immersionslinsen 2.2.3. Abbildung mittels Hohlspiegel Gegenstand G im Punkt A Spiegelmittelpunkt M, Radius r Für kleine Winkel x gilt in guter Näherung x sin x tan x y g y r y b (180 ) 180 Winkelsumme (180 ) 180 anderes 1 1 1 1 y y r g b r 1 g 1 b 2 r (16) Alle von A bei g ausgehenden Strahlen treffen sich für kleine Winkel in einem Punkt B bei b . f Es ist r 2 Abb.-Gl. des Hohlspiegels Brennweite des Hohlspiegels 1 1 1 b g f (17) Abbildungsmaßstab: (18) Diskussion: Strahlengang ist umkehrbar, da wir von der Ausgangsrichtung keinen Gebrauch gemacht haben G bei b Bild bei g auch möglich für g , d. h. ║ einfallendes Licht b r f 2 Paraxialstrahlen werden im Brennpunkt vereinigt diese fokussierende Eigenschaft gilt nur für kleine Winkel und achsennahe Strahlen ein Parabolspiegel sammelt alle Parellelstrahlen in F , auch achsenferne Es gilt: SF p 2 , weil r 2 pz 2 S : Scheitelpunkt (hier Ursprung) Beispiel: Parabolspiegel für Empfang Satellitenschüssel 2.2.4. Zerstreuungslinsen, Wölbspiegel, ebene Spiegel Mit Zerstreuungslinsen, Wölbspiegeln und ebenen Spiegeln lassen sich keine reellen Bilder erzeugen, wohl aber virtuelle. Bildkonstruktion an Zerstreuungslinsen Es gelten dieselben Grundsätze wie bei der Bildkonstruktion an Sammellinsen. Dabei ist zu beachten, dass die Brennweite negativ ist. D.h. gegenstandseitiger und objektseitiger Brennpunkt befinden sich jeweils auf der gegenüberliegenden Seite der Linse! Siehe auch: https://www.leifiphysik.de/optik/optische-linsen/versuche 2.2.5. Prismen Prisma mit n 1 in Luft zweimalige Ablenkung n1 1 : brechender Winkel Im symmetrischen Fall ist die Gesamtablenkung gegeben durch sin 2 n sin 2 Ebene brechende Kante = Hauptschnitt 90 90 180 , weil 90 90 180 Es ist: Kleinster Wert für (minimale Ablenkung), wenn , d. h. für symmetrischen Durchgang durch das Prisma (Einfallswinkel = Ausfallswinkel) In der Näherung für kleine Winkel , , x sin x tan x sin n sin sin n sin n , n n 1 n , n n 1 Satz über die Außenwinkel: n 1 n 1 n 1 n 1 Experimente: V19/2332 Prisma - Minimum der Ablenkung - optische Scheibe V19/2314 Amici-Prisma, geradsichtiges Umkehrprisma, Spektralzerlegung n Dispersion 2.2.6. Abbildungsfehler Abbildungen durch Konkavspiegel und Linsen sind leider nicht exakt, d. h., die von einem Punkt ausgehenden Strahlen werden nach der Reflexion bzw. Brechung nicht genau in einem Punkt wiedervereinigt. Mit guter Näherung gilt dies nur für Paraxialstrahlen (achsennahe Strahlen, kleiner Lichtbündeldurchmesser). Aus Intensitätsgründen kann man sich aber nicht nur auf solche beschränken, sondern muss auch schräg einfallende Strahlen mit größeren Neigungswinkeln nutzen. Die Folge davon ist eine Reihe von Bildfehlern, die meist gekoppelt auftreten. Bildfehler lasen sich durch Linsenkombinationen und Blenden verringern. 2 Gruppen von Bildfehlern 1. Geometrische (monochromatische) Abweichungen (Aberrationen) Ursache: Kegelgestalt der brechenden bzw. reflektierenden Flächen von Linsen bzw. Spiegeln Beispiel: Sphärische Aberration: Mit zunehmendem Abstand von der optischen Achse werden die Strahlen stärker gebrochen, die Brennweite verringert sich. Experimente: V19/5522 Sphärische Aberration, Öffnungsfehler, Diakaustik V19/4221 Katakaustik - optische Scheibe V19/5521 Bildfeldwölbung V19/5531 Koma, Verzeichnung Abbildungsmaßstab ändert sich V19/5542 Kissen V19/5532 Tonnen V19/5591 Astigmatismus Für achsenferne Strahlen gibt es keine Brennpunkte, sondern Brennlinien, diese können gekrümmt sein. 2. Chromatische Aberration, Farbfehler Ursache: n Dispersion Experimente: V19/5511 Behebung: Starke sphärische Linsen aus Kronglas (kleines n ) und schwache Zerstreuungslinse aus Flintglas (großes n ) V19/5513 Achromatische Prismen 2.3. Optische Instrumente 2.3.1 Sehwinkel, Auflösungsvermögen, Vergrößerung Aufgabe optischer Instrumente (Lupe, Mikroskop, Fernrohr) ist es, von fernen oder zu kleinen Gegenständen deutliche Bilder in der deutlichen Sehweite und unter hinreichend großen Sehwinkeln zu erzeugen. Optische Instrumente verändern den Sehwinkel wird bestimmt durch die Gegenstandsgröße , unter dem wir Gegenstände wahrnehmen. Dieser und den Abstand zum Auge (Gegenstandsweite ). Streng genommen steht nur der halbe Öffnungswinkel im Argument der Tangensfunktion. Dieser kleine Fehler wird in der nachfolgenden weiteren Betrachtung bei der Quotientenbildung in Gleichung (19) behoben und ist damit unerheblich. Ohne optische Instrumente lässt sich der Sehwinkel eines Gegenstandes durch Veränderung des Abstands variieren. Der kleinstmögliche Abstand ist dabei die minimale Sehweite, bei der das Auge gerade noch scharf stellen kann: in der deutlichen Sehweite von um den Faktor 2,5. . Gegenüber einer Betrachtung desselben Gegenstandes entspricht dies einer Vergrößerung des Sehwinkels etwa Damit das menschliche Auge zwei Punkte getrennt wahrnehmen kann, müssen diese einen Sehwinkel von mindestens ca. 1 Bogenminute bilden. Dies ist das Auflösungsvermögen bzw. der Grenzwinkel des Auges: Bei der deutlichen Sehweite von entspricht dies einem Abstand von Objektpunkte mit kleinerem Abstand bzw. Sehwinkel können nicht mehr als getrennte Bildpunkte aufgelöst werden. In ihrer Gesamtheit können wir sie jedoch weiterhin wahrnehmen. Beispiel: Die Pixel eines TV- oder Computerbildschirms können bei kleinem Abstand zum Auge getrennt wahrgenommen werden. Bei größerem Abstand sehen wir hingegen eine einheitliche Fläche, da der Pixelabstand bzw. der zugehörige Sehwinkel das Auflösungsvermögen des Auges unterschreitet. Ziel optischer Instrumente ist, zur Überwindung des Auflösungsvermögens des Auges den Sehwinkel zu vergrößern: Sehwinkel mit Instrument Sehwinkel ohne Instrument 0 (19) Г … Vergrößerung des optischen Instruments Merke: - Der Sehwinkel bezieht sich auf die Entfernung. - Die Vergrößerung bezieht sich auf den Sehwinkel. - Der Abbildungsmaßstab bezieht sich auf das Verhältnis von Bildgröße zur Gegenstandsgröße - Die Vergrößerung gibt an, um wieviel das Netzhautbild gegenüber der Betrachtung ohne optisches Gerät größer geworden ist und ist stets positiv. - ε0 bezieht sich in aller Regel auf s0 (bei weit entfernten Gegenständen, also beim Fernrohr nicht). Das menschliche Auge: Quelle: https://www.planet-schule.de/wissenspool/total-phaenomenal-sinne/inhalt/hintergrund/dersehsinn/sehvorgang-beim-linsenauge.html Bilderzeugung Der optische Apparat - bestehend aus Hornhaut, vorderer Augenkammer und Linse - sammelt und bricht die auf das Auge treffenden Lichtstrahlen. Dabei entsteht auf der Netzhaut ein verkleinertes, umgekehrtes Abbild der im Blickfeld liegenden Umgebung. Nahe und ferne Objekte Bewegt sich ein Objekt in Richtung Linse, dann entfernt sich das Abbild von der Linse. Um einen Gegenstand in der Nähe auf derselben Bildebene scharf abzubilden wie einen fernen Gegenstand, braucht man eine stärkere Sammellinse. Ohne Akkomodation der Linse könnte ein Auge nur in einer bestimmten Entfernung scharf sehen. Um jedoch stets ein scharfes Abbild für verschiedene Entfernungen zu erhalten, ist eine Entfernungseinstellung notwendig. Daher muss das Auge scharfstellen, "akkommodieren". Eine solche Einstellung des Brennpunkts geschieht durch eine Formveränderung der Linse. Die ist ringförmig umgeben vom Ciliarmuskel. Die Verbindung zwischen Linsenrand und dem Ringmuskel bilden feine Fasern, die Linsenbänder (Zonalufasern). Sie ziehen in Ruhestellung des Ciliarmuskels an der Linse und flachen diese dadurch ab. Dies ist die Ferneinstellung des Auges, das bedeutet, entfernt liegende Objekte werden in dieser Entfernung scharf abgebildet. Betrachtet man nahe liegende Objekte, zieht sich der Ciliarmuskel zusammen. Dadurch erschlaffen die Linsenbänder und die Linse nimmt aufgrund ihrer natürlichen Elastizität eine kugelige Form an. Die stärkere Wölbung der Linse erhöht ihre Brechkraft. Dadurch wird ein nah liegendes Objekt auf der Retina scharf abgebildet. Innerhalb der Grenzen dieser Formveränderung schwankt die Brechkraft der Linse. Die Brechkraft der menschlichen Hornhaut dagegen ist konstant und beträgt 43 Dioptrien. Farbensehen und Helligkeiten unterscheiden können In der Retina des menschlichen Auges befinden sich zwei grundsätzlich verschiedene Rezeptortypen: die Stäbchen und die Zapfen. Der Mensch besitzt etwa 120 Millionen Stäbchen in der Retina, von den Zapfen dagegen "nur" gut sechs Millionen. Ihr Verhältnis ist damit etwa 18 zu 1. (Signalumwandlung) Stäbchen sind lichtempfindlicher als die Zapfen, dafür können sie keine Farben unterscheiden. Stäbchen "sehen" also nur Schwarz-Weiß oder genauer gesagt in Sepia- bzw. Grautönen. Aufgrund ihrer Lichtempfindlichkeit ermöglichen sie uns das Sehen in der Dämmerung und nachts. Zapfen dagegen benötigen höhere Lichtintensitäten, im Dunkeln sind sie unbrauchbar. Dafür können sie bei ausreichender Lichtintensität Farben unterscheiden. Die Randbereiche der Retina enthalten fast nur Stäbchen, in der Fovea centralis dagegen gibt es nur Zapfen. In den übrigen Bereichen liegen die beiden Typen gemischt vor. Signalumwandlung Die Lichtsinneszellen der Netzhaut wandeln die ankommende Lichtenergie in Nervensignale um Der Aufbau der Netzhaut Die Netzhaut (Retina) besteht aus mehreren Schichten. In der Retina finden sich Lichtsinneszellen und Nervenzellen. Im Gegensatz zur naheliegenden Vermutung sind die lichtempfindlichen Zellen nicht dem Licht zugewandt. Das Licht muss erst andere Zellschichten durchdringen, bevor es die Lichtsinneszellen, die Zapfen und Stäbchen, erreicht. Die Zapfen ermöglichen das Farbensehen. Die Stäbchen sind lichtempfindlicher, sie sind für das Helldunkel- und Kontrastsehen verantwortlich. Die Anzahl der Zapfen und Stäbchen pro Fläche ist entscheidend für das Sehvermögen. Der Aufbau der Netzhaut Lichtsinneszellen und Sehnervzellen Die lichtempfindlichen Zellen absorbieren das auftreffende Licht. Dazu enthalten sie ein Pigment als den eigentlichen Lichtrezeptor. Bei den Stäbchen ist dieser lichtempfindliche Farbstoff das Rhodopsin, auch Sehpurpur genannt. Die Sehfarbstoffe sind im Inneren der Sehzellen in Membranen eingelagert, die zu dicht gepackten Stapeln gefaltet sind. Durch die Stapelung erhöht sich die Lichtempfindlichkeit der Stäbchen. Das Rhodopsin besteht aus zwei Komponenten, dem lichtabsorbierenden Pigmentmolekül Retinal und dem Membranprotein Opsin. Wird Licht vom Retinal absorbiert, kommt es zu einer komplizierten Reaktionskette. Das Resultat dieser chemischen Reaktion ist ein elektrisches Signal, das an die nachgeschalteten bipolaren Zellen weitergeleitet wird. Diese Reaktionskette wird als Sehkaskade oder - präziser Signaltransduktionskaskade bezeichnet. Die bipolaren Zellen ihrerseits stehen in Kontakt mit den Sehnervenzellen (Ganglien). Die Sehnervenzellen verbinden sich über lange, faserartige Fortsätze (Axone) zum Sehnerv. Der Sehnerv übermittelt die vielfältigen Einzelsignale an das Gehirn. Im Gehirn entsteht aus Millionen von Signalen unser subjektiver Bildeindruck. © Text: Matthias Bergbauer, Manuela Kirchner Ist der Sehwinkel kleiner als 1‘, dann unterschreitet der Abstand der Bildpunkte auf der Netzhaut den Abstand der Sehzäpfchen (d ca. 5 Mikrometer), die Auflösung in zwei getrennte Bildpunkte ist damit nicht mehr möglich. 2.3.2. Lupe Die Lupe als einzelne Sammellinse liefert virtuelle, vergrößerte und aufrechte Bilder. Am entspanntesten kann man bei auf Unendlich akkomodiertem Auge sehen, d. h., der Gegenstand liegt in der Brennebene, das Bild im Unendlichen. Man kann den Gegenstand aber auch innerhalb der einfachen Brennweite anordnen, dann entsteht ein virtuelles Bild, welches in der deutlichen Sehweite s0 betrachtet wird. Abbildung: Strahlengang Lupe Bildquelle: http://www.mikroskopieren.de/artikel/funktion.php Beispiel: Bildquelle: http://www.peraugym.at/physik/Unterricht/geometrischeoptik.htm Die Vergrößerung Г hängt nicht nur von der Lupe selbst ab, sondern auch von den Abständen Gegenstand-Lupe und Lupe-Auge. Da es praktisch nicht möglich ist, für alle möglichen Abstände Formeln für die Vergrößerung anzugeben, verwendet man die sogenannte Normalvergrößerung. Normalvergrößerung: - Gegenstand steht in der Brennebene & Bild steht im Unendlichen Für die Normalvergrößerung ist es gleichgültig, wo das Auge steht, denn alle Strahlen, die von einem bestimmten Punkt des Gegenstandes ausgehen, verlaufen hinter der Linse unter demselben Winkel zur optischen Achse. Das Gesichtsfeld wird umso größer, je näher das Auge an die Linse heranrückt. Die Augenlinse vereinigt die von der Linse einfallenden Parallelstrahlen in einem Punkt auf der Netzhaut. Für den Sehwinkel gilt arctan G G f f (20) Zur Ermittlung der Vergrößerung vergleicht man diesen Winkel mit dem, unter dem der Gegenstand erscheinen würde, wenn das „unbewaffnete“ Auge im Abstand der deutlichen Sehweite von s0 = 25 cm stehen würde: tan 0 G G s0 s0 . Für die Normalvergrößerung bedeutet dies: N s0 0 f G f (21). Die Vergrößerung ist positiv. Die Lupe bewirkt gegenüber der Betrachtung mit unbewaffnetem Auge keine Bildumkehr. Soll die Vergrößerung gesteigert werden, muss man den Abstand Gegenstand-Lupe verkleinern. Dadurch entsteht ein virtuelles vergrößertes Bild in endlichem Abstand vom Auge. Ein typischer Fall ist, dass das Bild in der Bezugssehweite, also der deutlichen Sehweite entsteht. Bildquelle: http://www.spektrum.de/lexikon/optik/lupe/1927 Für den Winkel ε‘, unter dem der Hauptstrahl die Linsenmitte durchsetzt, gilt damit tan ' ' S ' y / a y / a G / g B/ b . ' ' Wir setzen weiter voraus, dass sich das Auge dicht an der Linse befindet, dann durchsetzt der Hauptstrahl die Augenlinse unter dem gleichen Winkel. Das Verhältnis der Sehwinkel mit und ohne Instrument ist folglich: tan ' S ' a y ' B V , weil a = a‘ = s0 = -b und tan 0 S y ()a ' G . Vergrößerung = Abbildungsmaßstab gilt, wenn für den ursprünglichen Sehwinkel ε0 und vergrößerten Sehwinkel ε derselbe Abstand als Bezugsweite genommen wird (hier: deutliche Sehweite s0). Aufgrund der Festlegung festgelegt: ist anhand der Abbildungsgleichung auch die Gegenstandsweite Aus Folgt mit (Vorzeichenkonvention!): Damit gilt für den Abbildungsmaßstab (und in diesem Fall auch für die Vergrößerung): Kleinere Brennweiten der Lupe bewirken also höhere Vergrößerungen. Normale Lupe: f = 10 cm -> 2-fache Vergrößerung Uhrmachermeisterlupe: f = 1 … 2 cm -> 20-fache Vergrößerung Mit Lupen erreicht man Vergrößerungen bis zu etwa 40-fach Vorlesungsexperiment: V 19 / 6302 Lupe + Kamera 2.3.3. Mikroskop Abbildung: Strahlengang im Mikroskop Bildquelle: https://lp.uni-goettingen.de/get/text/4277 Linsensystem: Objektiv: dem Objekt zugewandt; Okular: dem Auge zugewandt Durch das Objektiv wird ein reelles Zwischenbild ZB erzeugt und zwar möglichst in der Nähe von FOk, um hohe Vergrößerungen zu erzielen. Dieses Zwischenbild ZB wird dann mit dem als Lupe wirkenden Okular betrachtet. Man beobachtet ein virtuelles, vergrößertes, umgekehrtes Bild B. t ist die Tubuslänge (Abstand der beiden Brennpunkte) und hat typische Werte von 15 … 20 cm. Die Gesamtvergrößerung setzt sich zusammen aus dem Abbildungsmaßstab des Objektivs und der Lupenvergrößerung des Okulars. Man bezieht sich hier auf s0, deshalb ist der Abbildungsmaßstab gleich der Vergrößerung. M VOb Ok ; mit VOb s t s0 B' t B b und Ok 0 wird M (23). G f Ob G g f Ok f Ok f Ob Sowohl t als auch s0 sind viel größer als fOb & fOk, also sind starke Vergrößerungen möglich. 2.3.4. Fernrohr Fernrohre dienen der Sehwinkelvergrößerung für sehr weit entfernte Gegenstände. Dies wird durch eine zweistufige Abbildung erreicht. Im Fernrohr verwendet man telezentrische / teleskopische Strahlengänge. Telezentrischer Strahlengang: Achsenparalleler Verlauf der Hauptstrahlen mehrerer Strahlenbündel sowohl ding- als auch bildseitig. Ein- und austretende Strahlen sind Paraxialstrahlen. Man unterscheidet zwei Grundtypen von Fernrohren: Abbildung: Strahlengang im Fernrohr Kepler: (mindestens zwei Sammellinsen) Bildquelle: https://lp.uni-goettingen.de/get/text/954 Galilei: (mindestens eine Sammellinse und eine Zerstreuungslinse) Bildquelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Galilei_telescope.svg (Das Zwischenbild ist selbstverständlich reell.) Der telezentrische Strahlengang wird erreicht durch ein afokales System. Dabei fallen der bildseitige Brennpunkt der ersten Linse und der gegenstandsseitige Brennpunkt der zweiten Linse zusammen. Zum Strahlengang im Kepler-Fernrohr: Es handelt sich um ein langbrennweitiges Objektiv sowie um ein kurzbrennweitiges Okular. Das reelle Zwischenbild (ZB) eines unendlich entfernten Gegenstandes wird mit dem als Lupe wirkenden Okular betrachtet. Es entstehen umgekehrte Bilder. Das kann man durch ein Umkehrprisma beheben. Zum Strahlengang im Galilei‘schen Fernrohr: Hier kommt es nicht zur Ausbildung keines reellen ZB, denn die konvergierenden Strahlen treffen bereits vor ihrer Vereinigung auf die Zerstreuungslinse des Okulars. Für die Vergrößerung gilt: F B' f Ob f Ob 0 f Ok B' f Ok (24) Anmerkung: Das ZB ist zunächst verkleinert (das Objekt bzw. der Gegenstand steht immer außerhalb der doppelten Brennweite jeder Objektivsammellinse), erscheint aber unter einem größeren Sehwinkel, und genau darauf kommt es ja an! 3. Wellenoptik ► Vorlesungsexperiment: Fresnel‘scher Spiegelversuch / Pohl ► Definition: Interferenzfeld: gesamtes Raumgebiet, in dem sich Teilwellen überlagern ► Definition: Intensität: I r , t E r ,t 2 bestimmt räumliche Struktur des Interferenzfeldes räumliche Begrenzungen des Wellenfeldes können einen Teil der interferierenden Wellen unterdrücken es fehlen Teillösungen Wir überlagern also Lichtwellen, so dass Gebiete auftreten, in denen Verstärkung bzw. Abschwächung stattfindet. ► unvollständige Interferenz Beugung zusätzliche Strukturierung 3.1. Zeitliche und räumliche Kohärenz 3.1.1. Zeitliche Kohärenz ► Eine zeitlich stationäre Interferenzstruktur kann nur dann beobachtet werden, wenn sich die Phasendifferenzen j k zwischen beliebigen Teilwellen E j , Ek im Raumpunkt P r während der Beobachtungsdauer t um weniger als 2 ändern. Die Phasendifferenz zwischen den Wellenzügen muss über die Beobachtungszeit zeitlich konstant sein. ► Die maximale Zeitspanne tc , während der sich Phasendifferenzen zwischen allen im Punkt P r überlagerten Teilwellen um höchstens 2 ändern, heißt Kohärenzzeit. Der Gangunterschied zwischen zwei Wellenzügen muss kleiner als die Kohärenzlänge sein. Betrachtung: Lichtquelle: sendet Licht mit Zentralfrequenz v0 und der spektralen Breite v aus v 2 v v2 v0 2 v1 v0 t 0 0 Annahme: t 2 v2 v1 t wächst linear mit Zeit tc 2 nach Kohärenzzeit für alle anderen Komponenten mit vi v tc 2 Überlagerung aller Komponenten enthält alle Phasendifferenzen zwischen 0 2 t Zeitlicher Mittelwert der Überlagerung: tc 1 c E (t ) Ei v, t dt 0 tc 0 1 v Es gilt: l c , wobei l die Kohärenzlänge, c die Lichtgeschwindigkeit und τ die Dauer des „Emissionsaktes“ sind. Nach Heisenberg gilt folgende Unschärferelation: E h . Demzufolge gilt dann: E h . Es folgt: h h , bzw. l c c 1 und mit c ergibt sich: l . Wir stellen um: d 1 . Für l folgt: d c und betrachten die Differentiale: d 2 / // / l / . Anders dargestellt: c 2 c d d d . Streng monochromatisches Licht würde eine unendlich große Kohärenzlänge bedeuten, was experimentell nicht realisierbar ist. 3.1.2. Räumliche Kohärenz r1 0 2 S1 2 r2 0 S 2 r r1 r2 wenn r 2 räumlich kohärent Sc Kohärenzlänge ctc Kohärenzfläche Fc Vc Fc Sc Nur innerhalb Vc Interferenzstrukturen! Gedankenexperiment mit 2 Lichtquellen: Beobachtung: keine Interferenz Erklärung; • die Atome der leuchtenden Stoffe senden keine unbegrenzten Wellen aus sondern nur kurze Stöße mit kleiner Dauer << 1s • Wellenzüge hängen nicht gesetzmäßig zusammen • Phasen ändern sich von Atom zu Atom • zwar überlagern sich die Wellen, die von je einem Atom zweier Lichtquellen kommen und bilden für kurze Zeit Interferenzfigur • Auge beobachtet nur Mittelwert gleichmäßige Helligkeit ↯ Phasen dürfen sich unregelmäßig ändern, aber zur gleichen Zeit um denselben Betrag 3.1.3. Interferenz kohärenter Wellen Vorlesungsexperimente: - Interferenz an dünnen Schichten und Seifenblasen - Newtonsche Ringe - Michelson-Interferometer Beispiele für Interferenzen: Holografie: S (r , t ) S ,0 ei (t kr 0 ) Signalwelle R (r , t ) R,0 ei (t kr ) Referenzwelle 0 Für die Intensität der resultierenden Gesamtwelle folgt: I / gesamt / 2 gesamt * gesamt / S ,0 / 2 / R,0 / 2 2 S ,0 R,0 cos(t kr ) . 3.2. Beugung 3.2.1. Beugung an einer runden Scheibe Vorlesungsexperiment: Beugung an der Scheibe sowie am Loch Was sieht man auf dem Schirm? Zu beobachten sind mehrere konzentrische Ringe. In der Mitte entsteht ein heller Poissonfleck. Die Erklärung erfolgt über das Huygens-Fresnel‘sche Prinzip. Es gibt Fraunhofer- und Fresnel-Beugung. Komplementäre Beugungsereignisse haben das gleiche Beugungsbild. Das besagt das Theorem von Babinet. 3.2.2. Beugung am Spalt Bildquelle: „https://de.wikipedia.org/wiki/Beugung_(Physik)#/media/File:Beugungsspalt.svg“ „übersetzt“ in die Schreibweise der Skripte: s = d und φ = α. Man denkt sich den Spalt in zwei Hälften geteilt. Wenn die von den Spalträndern ausgehenden Elementarwellen gerade eine Wegdifferenz von einem ganzen Vielfachen der Wellenlänge aufweisen: d sin m mit m = 1, 2, 3, …, dann findet jede Teilwelle aus der einen Spalthälfte eine aus der anderen, mit der sie sich destruktiv interferieren, also auslöschen kann. Auslöschung: Verstärkung: d sin m d sin (2 m 1) 2 D. h., 0 Maximum nullter Ordnung In Fraunhofer-Näherung kann man die einfallende Welle und die Elementarwellen als ebene Wellen beschreiben: (r , t ) 0 ei (t kr ) ( 0) N 0 bei N Wellenzügen. Wenn 0 , dann haben die Teilwellen eine Laufwegdifferenz von d sin sowie eine 2 Phasenverschiebung von d sin . Der Phasenunterschied zwischen benachbarten Elementarwellen beträgt: Die Phase der n-ten Teilwelle ist: n n n 2 d sin . N In Richtung des Winkels α muss man nun alle Teilwellen aufsummieren: N 1 N 1 ( ) 0 ei (t kr ) 0 ei ei (t kr ) 0 ( ) ei (t kr ) . n n 0 n n 0 Die Amplitude der Gesamtwelle in Richtung des Winkels α: 1 2 d sin . N N 1 0 ( ) 0 e in n 0 N 1 0 (e 1 eiN ) 0 . 1 ei i n n 0 Für die Intensitätsverteilung bedeutet dies: ) 2 2 sin x mit x d sin I 2 x2 (N ) 2 sin 2 ( N Vorlesungsexperimente: Beugung an verschiedenen Spalten mit verschiedenen Wellenlängen Mathematischer Einschub: Mit Hilfe der Integralrechnung lässt sich die gesamte, etwas mühevolle Herleitung auch wesentlich einfacher und eleganter gestalten: Zunächst die Beugung am Einzel- oder Einfachspalt: d 2 i 1 e d 0 i 2 x sin x sin e dx 2 i sin i 2 d sin i 2 d e i i 0 2 d sin 2 sin d sin 1 e 1 e 1 1 e I / / 2 d i 2 sin i 2 sin 2 I / / 2 cos( 2 1 d2 2(1 cos( ( 2 2 d sin )) sin )2 1 1 d2 i 2 d sin ( 2 2 d sin 1 sin ) 2 2 d sin )) sin 2 ( d sin ) 1 2 2. 2 d ( sin ) 2 ( sin ) 2 2(2sin 2 ( oder sin 2 (d sin Min ) 0 d sin Min ) 1 Erstes Minimum: sin Min e i d Überlagerung mehrerer Wellen (Vielstrahlinterferenz) 1 Z1 A1 g sin g sin E E0 cos 2 ft E0 cos 2 ft 2 g sin E0 cos 2 ft N 1 g sin E0 cos 2 ft 2 g sin Additionstheorem E E0 cos 2 ft 1 cos cos 2 E0 sin 2 ft sin sin 2 cos N 1 sin N 1 N 1 N 1 E E0 cos 2 ft cos E0 sin 2 ft sin 0 0 N 1 N 1 0 0 S cos i sin e i N 1 e 0 i N N N N i i i sin N 1 i eiN 1 e 2 e 2 e 2 2 2 S i N e i i i e 1 sin e 2 e 2 e 2 2 N N 1 sin 2 cos cos 2 0 sin 2 N 1 N N 1 sin 2 sin sin 2 0 sin 2 N 1 E E0 N 2 cos 2 ft N 1 g sin 2 sin 2 sin I a sin 2 N 2 sin 2 a 2 N E E0eiwt ei ( m1) I max N2 N 2 sin Nx N 0 sin x lim d m 1 E E0e iwt e 0 e i E e 0 iwt e i 2 2cos sin I I 0 cos2 I 0 cos2 d Für die Beugung: S S1 S2 xd ! m Max. r sin sin 2 N d sin 2 x I x I0 I0 N 2 2 x sin sin 2 d ↯ Formalismus gleich: • Vielstrahlinterferenz • Zerlegung eines Spaltes in N Punkte oder Teilbereiche • Wiederholung „Schulphysik“: N Spalte mit g const. sin max n Gitter g d g #################### Ende des Einschubes ##################################### 3.2.3. Beugung am Doppelspalt Bildquelle: „https://de.wikipedia.org/wiki/Doppelspaltexperiment#/media/File:Doubleslit_schematic.svg“ In unserer folgenden Bezeichnung: d = D; d ist Spaltbreite; der Winkel heißt α Maxima: D sin m Phasenverschiebung Minima: D sin (2 m 1) 2 2 D sin i Für 0 0 (0) 2 0 und 0 0 ( ) 0 0 e • ziemlich breite Max. hinter Doppelspalt: • Periodizität durch • wenn I Re l d d bestimmt const. und N immer schärfere Max. I ( ) 0 ( ) 2 0 ( ) 0* ( ) D D / / cos 2 ( ) cos 2 ( sin ) cos 2 ( ) 2 I (0) 0 (0) 0 (0) 2 Die Doppelspalt-Interferenzfunktion ist mit der Spaltbeugungsfunktion moduliert. 3.2.4. Beugung am Gitter scharfes Linienmuster ► lineares Gitter Spektralfarben I Re l Gitter sin sin 2 sin 2 d sin N D I0 2 sin sin sin 2 D d S d sin m Max. bedingung: mmax d wegen sin 1 Je schmaler die Einzelspalte desto breiter gesamtes Beugungsspektrum Anwendung: N 105 Gitterspektrographen: Reflexionsgitter (technolog. bedingt) N Auflösungvermögen: Wellenlängendifferenz, die bei gerade noch getrennt werden kann Dispersionsgebiet: gibt ungestörten Wellenlängenbereich an Kurvendiskussion: sin 2 Nx I ( x) sin 2 x I ( x) I x 0 I x 1 sin 2 x wenn sin x 0 Min. bei sin Nx 0 xmin für x 0, ,2 , ! für sin Nx 1 x analytisch: 2 , N N sin Nx 0 N cos Nx N I (0) N 2 sin x 0 cos x 3 , 2N 2N , keine Max. sin 2 Nx I ( x) x sin 2 x 2 dI d 2 0 dx dx sin Nx 0 Min. sin x bei x h liegen Hauptmaxima wenn 0 0 oder auch 0 NtNx tx 0 d log dx transzendente Gleichung für Nebenmaxima ► Kreuzgitter 2D Rij a iex je y Löcher: quadratisches Lochgitter Gittervektoren S r R 2 1 r R 2 2 2rR1 R12 2rR2 R22 r 1 2 2 1 2 2 r r r r rR rR r r 1 21 1 22 R2 R1 r r r für Max. gilt immer wieder S m ii i1 xmax,i ax ay j2 j1 m r r mx r a i2 i1 ymax,i my r j2 j1 a reziprokes Gitter als Bezugsbild Elementarwellen von relativ großen Abständen im Ortsraum tragen zu Bezugsreflexen mit kleinerem Abstand bei und umgekehrt Raumgitter erwähnen, Bragg-Gleichung, Fouriertransformation ► Raumgitter 3D g G B0 0C a1n0 a1n g1 a1 cos cos 0 g1 a2 cos cos 0 g 2 Laue‘sche Interferenzbedingung a3 cos cos 0 g3 cos2 0 cos2 0 cos2 0 1 cos2 cos2 cos2 1 Bragg-Gleichung 2d sin 2 ► Fresnelsche Zonenplatte f0 2 f0 2 f0 3 Abstände zu F0 2 2 2 f 0 k f 0 Rk 2 2 Ringradien: Kreisgleichung, Pythagoras k f 0 k k f 0 Rk 2 2 2 Radien r wachsen wie die Wurzeln von ganzen Zahlen Ringflächen sind alle einander gleich abwechselnd transparent und undurchlässig Interferenz der elektromagnetischen Wellen aus allen transparenten Ringen in F0 mit gleichen Intensitätsbeiträgen Zonenplatte verhält sich wie Konvexlinse der Brennweite f 0 Vorteil: auch für achsenferne und Röntgenstrahlen - technische Grenzen durch präzise Erzeugbarkeit der nach außen immer feiner werdenden Ringstruktur - FRAUNHOFER ↔ FRESNEL Allg. Fall: LQ Kugelwelle E A it kR er e R Übungsblatt für die 13. Übung Kontrollfragen: 16.) Wie erfolgt die Lichtausbreitung? 17.) Was ist eine Wellennormale? 18.) In welchem Wellenlängenbereich sind elektromagnetische Wellen sichtbar? 19.) Was versteht man unter Totalreflexion? Rechenaufgaben: 7.) Die nachfolgend spezifizierten Linsen bestehen aus Glas mit der Brechzahl 1,5. Nachstehend ist jeweils der Betrag der Krümmungsradien angegeben. Skizzieren Sie die Linsen und berechnen Sie ihre Brennweiten in Luft: a) Bikonvex mit den Krümmungsradien 15 cm und 26 cm b) Plankonvex mit dem Krümmungsradius 15 cm c) Bikonkav mit den Krümmungsradien 15 cm d) Plankonkav mit dem Krümmungsradius 26 cm. 8.) Ein Gegenstand befindet sich 2,4 m vor einem ebenen Schirm. Eine Linse werde nun so zwischen Gegenstand und Schirm gestellt, dass auf diesem ein reelles Bild des Gegenstandes entsteht. Schiebt man die Linse nun um 1,2 m zum Schirm hin, entsteht erneut ein reelles Bild. a) Wie groß ist die erste Gegenstandsweite? b) Wie groß ist die Brennweite der Linse? c) Berechnen Sie den Abbildungsmaßstab! d) Welche Eigenschaften hat die Abbildung? e) Wie verändert sich c) und d), wenn der Abstand zwischen Linse und Gegenstand auf 20 cm verringert wird? 9.) 35 cm entfernt voneinander stehen zwei identische Sammellinsen mit Brennweiten von 10 cm. Ein Gegenstand steht 20 cm vor der ersten Linse. a) Fertigen Sie eine Abbildungsskizze an und überprüfen Sie den Ort der Bildentstehung über die Abbildungsgleichung! b) Welche Eigenschaften hat das Bild? c) Wie groß ist der Abbildungsmaßstab? d) Ersetzen Sie in a) bis c) die zweite Linse durch eine Zerstreuungslinse mit f = -15 cm ! 10.) Betrachten Sie die Abbildung eines Gegenstandspunktes A durch eine brechende Kugelfläche, die zwei homogene Medien mit den Brechzahlen 1 (Luft) und 1,33 (Wasser) voneinander trennt. A befindet sich auf der optischen Achse. a) Konstruieren Sie den Bildpunkt A´! b) Leiten Sie die Abbildungsgleichung für die brechende Kugelfläche in paraxialer Näherung her! c) Wo befindet sich der Bildpunkt, wenn der Gegenstandspunkt A im Abstand 1,5.R links vom Kugel-Mittelpunkt liegt? d) Das Schaufenster in ein Aquarium wird durch eine kugelförmig nach außen gewölbte Glasscheibe gebildet. Von welcher Sehwinkelvergrößerung können die Betrachter der kleinen Fischlein profitieren? 11.) In der Tiefe a unter der Wasseroberfläche liegt eine Münze. In welcher Tiefe a´ erscheint sie einem Beobachter, der senkrecht von oben in das Wasser blickt? (nWasser = 4/3) 12.) Wie hoch muss ein senkrechter, ebener Spiegel mindestens sein, damit sich eine Person vollständig sieht? Wie hoch darf die Unterkante des Spiegels über dem Fußboden liegen? (Körpergröße = 1,80 m; Augenhöhe = 1,68 m) Übungsblatt für die 14. Übung Kontrollfragen: 1.) 2.) 3.) 4.) 5.) Was versteht man unter einem Abbildungsmaßstab? Was ist eine Abbildungsgleichung? Wie funktioniert die Bildkonstruktion an Sammel- und Zerstreuungslinsen? Was ist die Tubuslänge eines Mikroskops? Wie unterscheidet man ein Mikroskop von einem Fernrohr? Welche Gemeinsamkeiten haben beide optische Instrumente? Rechenaufgaben: 1.) Eine dünne Sammellinse mit der Brennweite f1 = 2,5 cm und eine Zerstreuungslinse mit der Brennweite f2 = - 2 cm sind in einem Abstand von 4 cm angeordnet. a) Bestimmen Sie durch Konstruktion die Lage der Hauptebenen und der Brennpunkte des Gesamtsystems! b) Berechnen Sie den Abstand des Brennpunktes F des Gesamtsystems von der Sammellinse, den Abstand des Brennpunktes F‘ des Gesamtsystems von der Zerstreuungslinse sowie die Brennweite des Gesamtsystems! c) Vergleichen Sie Rechnung und Konstruktion! 2.) Unter welchem Winkel muss ein Lichtstrahl auf eine Glasplatte mit der Brechzahl 1,57 einfallen, damit reflektierter und gebrochener Strahl senkrecht aufeinander stehen? 3.) Ein Spiegelgalvanometer enthält einen kleinen Konkavspiegel. Im Abstand l vor diesem befindet sich eine waagerechte Skala und unmittelbar darunter ein beleuchteter Spalt. Berechnen Sie, welchen Krümmungsradius der Galvanometerspiegel haben muss, damit auf der Skala ein reelles Bild des Spaltes entworfen wird! Um welchen Betrag wird das Bild des Spaltes auf der Skala ausgelenkt , wenn sich der Spiegel um einen kleinen Winkel dreht? 4.) Ein Mikroprojektor besitzt ein Objektiv der Brennweite f1 = 3 cm und ein Okular der Brennweite f2 = 6,5 cm die einen Abstand von 28 cm haben. Dieser soll das scharfe Bild eines Gegenstandes im Abstand a = 3,6 cm vom Objektiv auf eine Mattscheibe projizieren. Berechnen Sie, in welchem Abstand s vom Okular die Mattscheibe stehen muss und wie groß der Abbildungsmaßstab ist! 5.) Wie groß muss der Eintrittswinkel eines Lichtstrahles in eine Glasfaser sein, damit beim Durchgang des Lichtes durch das Kabel keinerlei Licht wieder aus dem Material austritt? 6.) Mit einem Kristallrefraktometer nach Abbe soll die Brechzahl eines Kristalls bestimmt werden. Ohne Kristall K beträgt der Grenzwinkel der Totalreflexion 34,8°. Mit dem Kristall K beträgt er 61,6°. a) Wie groß ist die absolute Brechzahl des Glases? Für welche Kristalle ist das Refraktometer nur geeignet? b) Wie groß ist die relative Brechzahl der angegebenen Kombination? c) Welcher Kristall liegt vor, wenn für das verwendete monochromatische Licht die folgenden Brechzahlen bekannt sind: Eis 1,31; Flussspat 1,43; Sylvin 1,49; Steinsalz 1,54; Beryll 1,58; Turmalin 1,63. Übungsblatt für die 15. Übung Kontrollfragen: 1.) 2.) 3.) 4.) Wovon hängt das Auflösungsvermögen eines Mikroskops ab? Wie lautet das Abbe‘sche Kriterium für die Auflösungsgrenze eines Mikroskops? Wie funktioniert der äußere Fotoeffekt? Welche mathematischen Ansätze liefern Erklärungen zur Beugung an einem dreidimensionalen Gitter von Atomen? 5.) Wie lautet die Bragg‘sche Gleichung? 6.) Was versteht man unter einem Bragg- oder Glanzwinkel? Rechenaufgaben: 1.) Um den Netzebenenabstand eines Kristalls zu bestimmen, wird ein Beugungsexperiment mit Röntgenstrahlung der Wellenlänge λ = 7,1.10-11 m durchgeführt. Das Maximum 3. Ordnung erscheint unter einem Glanzwinkel ϑ3 = 18,3 °. a) Wie groß ist der Netzebenenabstand? b) Unter welchen Winkeln treten weitere Intensitätsmaxima auf? 2.) Auf eine Fotozelle mit Cäsium-Katode trifft Licht mit einer Quantenenergie von 2,55 eV und löst Elektronen aus, deren Austrittsarbeit 1,83 eV beträgt. a) Wie groß sind Masse, Wellenlänge, Geschwindigkeit und Impuls der ankommenden Photonen? b) Welche kinetische Energie und Geschwindigkeit haben die abgelösten Elektronen? c) Was wird bei einer Verdopplung der Intensität des eingestrahlten Lichtes beobachtet? 3.) Ein optisches Gitter mit der Breite von 1 cm besitzt 50.000 Striche. a) Berechnen Sie die Gitterkonstante! b) Berechnen Sie den Winkel, unter dem bei senkrecht auf das Gitter eingestrahltem rotem Licht der Wellenlänge 700 nm ein erstes Beugungsmaximum beobachtet werden kann. 4.) Ein monoenergetischer Elektronenstrahl trifft auf einen Kristall mit dem Netzebenenabstand von 0,463 nm. Bei einem Glanzwinkel von 0,96° tritt das Beugungsmaximum 3. Ordnung auf a) Welche de-Broglie Wellenlänge besitzen die Elektronen? b) Durch welche Spannung wurden die Elektronen beschleunigt? 5.) Von einem ruhenden Schiff wird ein Ultraschallsignal unter Wasser ausgestrahlt und von einem zweiten ruhenden Schiff nach 0,8 s und ein zweites Mal nach 2,2 s registriert. Die Schallgeschwindigkeit in Wasser beträgt 1.480 m/s. Wie groß ist die Wassertiefe wenn wir den Meeresboden als waagerecht und eben annehmen? Zusätzliche Hinweise zum Versuch V 9 – Röntgenbeugung Die Avogadrozahl (nicht Loschmidt’sche Konstante) berechnet sich: N A M V (1) Molare Masse des Kristalls (4 Ionenpaare pro Elementarzelle) M NaCl 4 (23, 00 35, 44) g g 233, 76 mol mol Die Dichte beträgt lt. Tabelle sowie Versuchsanleitung ϱ = 2,165 g / cm3. NaCl (Kochsalz) ist kubisch, demzufolge berechnet sich das Volumen V = a3 (Würfel), wobei a die Gitterkonstante ist. Die Bragg-Gleichung für Röntgenbeugung an einem Kristall lautet: n 2 d sin (2), mit δ: Gangunterschied der interferierenden Wellenzüge, n Vielfachheit von Wellenlänge λ ( λ = 71 pm lt. Aufgabenstellung), d: Netzebenenabstand und β: Glanzwinkel Aus der Geometrie folgt, dass die Gitterkonstante a = 2.d ist. Folglich berechnet sich die Gitterkonstante aus den Messungen a n / sin . Ein beliebter Fehler bei der Berechnung der Avogadro-Konstante sind fehlerhafte Zehnerpotenzen infolge der Umrechnung der Einheiten. Sie sollten aus der Geometrie überschlagsmäßig auf ein Zwischenergebnis von 3.1026 / mol (z. B. für n = 1) kommen, um anschließend mit der dritten Potenz des Sinus des gemessenen Glanzwinkels zu multiplizieren. Für die Fehlerbetrachtung gilt: N A V a 3 NA V a (3). Leitet man die Gitterkonstante partiell nach dem Winkel ab, folgt: a 2 cos sin Demzufolge ist der relative Fehler a cot a (4). (5). Hier sind zwei Dinge zu beachten: 1. Der Fehler des Winkels ist unbedingt im Bogenmaß einzugeben und lässt sich mittels grafischer Auswertung am PC bestimmen. Additiv kommt hinzu die eingestellte Schrittweite für die Auflösung. 2. In der Winkelfunktion wird das Argument im Gradmaß eingegeben. Anmerkung: Auf vielen Taschenrechnern existiert die Cot-Funktion nicht; bedenken Sie, dass diese sich über den reziproken Tangens ergibt. Welche Glanzwinkel sind denn bei den Messungen am Röntgengerät zu erwarten? Zur Beantwortung dieser Frage stellt man die Gl. (2) nach dem Winkel β um: arcsin n n / a 2d (6). Mit a = 564 pm (z. B. aus https://de.wikipedia.org/wiki/Natriumchlorid) folgt: n = 1: β = 7,23°; n = 2: β = 14,58°; n = 3: β = 22,19° Abb: Röntgenspektrum von NaCl (rote Kurve: mit Filter; schwarze Kurve: ohne Filter) Links kommt immer zuerst der Kβ- und erst danach der Kα- Peak. Es sind alle drei Ordnungen für n zu erkennen. Kontrollfrage: Welchen Fehler hat die Zählrate R des verwendeten Geiger-Müller-Zählrohres? Holografie im F-Praktikum der TU Chemnitz Campus Workshop Micos GmbH Eschbach “Holografie im “Anpassung desPhysikalischen Laserpraktikums Fortgeschrittenen - Praktikum der TU Chemnitz” an den Bachlorstudiengang” Dr. Thomas Franke Donnerstag, 6. Oktober 2011 14 :45 Uhr Eschbach, Freiburger Straße <NW/Physik/F-Praktikum/Thomas Franke> 2 Der Weg zum F-Praktikum in Chemnitz „http://www.tu-chemnitz.de/physik/FPRAK/“ • Versuchsanleitungen unter „http://www.tu-chemnitz.de/physik/FPRAK/FPraktikum/versanleit.php “ <NW/Physik/F-Praktikum/Thomas Franke> 3 Gliederung / Inhalt • • • • • Vergleich Holografie-Fotografie Räumliches Sehen, Pseudoskopie Eigenschaften von Hologrammen Versuchsaufbau Superposition, Zweistrahlinterferenz • Rekonstruktion durch Beugung • Aufnahmeverfahren • Interferometrie <NW/Physik/F-Praktikum/Thomas Franke> 4 Vorwort / Einleitung / Motivation • • • • • • „Holos“ aus dem Griechischen: ganz, vollständig „graphic“: grafisch, aufzeichnen 3 D – Aufnahmen von der objektiven Realität 1947 Dennis Gabor (Ungarn) 1960 Entdeckung der Laser 1971 Nobelpreis für Physik <NW/Physik/F-Praktikum/Thomas Franke> 5 Vergleich Holografie - Fotografie Holografie Fotografie • Fotografische Emulsion mit sehr großem AV, kleine Körner Kohärente Strahlung Objektpunkt wird an jeder Stelle des Hologramms gespeichert Die vom Objekt modulierte Lichtwelle wird mit Phase gespeichert • Normaler Fotofilm • • Phasenobjekt Phasenverschiebung Parallaktischer Effekt bei der Rekonstruktion Rekonstruktion an bestimmte Bedingungen gebunden • • Weißes, inkohärentes Licht Jedem Objektpunkt entspricht genau ein Bildpunkt Nur die zur Bildebene konjugierte Ebene wird ohne zusätzliche Fehler abgebildet begrenzte Tiefenschärfe Negativ ist quadratischer Empfänger Verlust der 3 D – Vielfältigkeit • Wiedergabe unproblematisch • • • • • • <NW/Physik/F-Praktikum/Thomas Franke> • 6 Wodurch entsteht räumliches Sehen (3 D)? • Zwei hintereinander liegende Objekte (Verdeckung) mit unterschiedlichem Abstand r • Unter einem anderen Sehwinkel • Getrennte Wahrnehmung <NW/Physik/F-Praktikum/Thomas Franke> 7 Nachweis 3 D • Mittels Fotoapparat • g = const; f = const.; Drehen der Objektivlinse verändert b • Klassische Schlussweise: Stehen nicht alle Matrjoschkas in einer Ebene, dann stehen sie im Raum. • Achtung beim pseudoskopischen Bild <NW/Physik/F-Praktikum/Thomas Franke> 8 Eigenschaften von Hologrammen • Vergrößerung des Krümmungsradius (Abstand) vergrößertes Bild • Reelles und virtuelles Bild als 1. Beugungsordnung unter festem Winkel • Drehung um vertikale Achse auf dem Kopf stehendes, pseudoskopisches virtuelles Bild • Drehung um 180 ° um horizontale Achse Matrjoschkas bleiben aufrecht, aber pseudoskopisch, phasenverzerrt • Drehung auf die Rückseite Spiegelung der Puppen • Drehung auf die schmale Rechteckseite virtuelle Bilder entstehen seitenverkehrt oben und unten • Reelles Bild entsteht bei Entfernung der Mikroobjektivlinse • Übergang Kugelwelle zur ebenen Welle <NW/Physik/F-Praktikum/Thomas Franke> 9 Geräte und Chemikalien • He-Ne-Gaslaser 632,8 nm • Je nach Resonatorlänge (HNA-188) 1 bis 40 mW Ausgangsleistung • Filmmaterial: 8 E 75 HD Agfa Korngröße: 35 nm A: 5.000 l/mm D : 7 µm Empfindlichkeit: 10 µJ/cm2 • Entwickler: A 71 Repro von Calbe Fotochemie • Fixierbad: Chemiewerk Bad Köstritz, Express A 324 • Bleichbad (Chromschwefelsäure) <NW/Physik/F-Praktikum/Thomas Franke> 10 Versuchsaufbau Holografie • Zweistrahlinterferenzmuster auf Film • Beachtung der Kohärenzbedingung (räumlich und zeitlich) • c = d und Schirm parallel Hologramm <NW/Physik/F-Praktikum/Thomas Franke> 11 Holografie - Interferenz • Amplitudeninformation durch Schwärzung der Fotoplatte beibehalten • Aufzeichnung der Phaseninformation durch Interferenz A(x,y) = A(x,y) . e if(x,y) Lichtwelle I = A . A* Intensität * Ires = (As + Ar) . (As + Ar) Superposition Ires = As . As* + Ar . Ar* + As . Ar* + As* . Ar Ires = As² + Ar² + 2 . As . Ar . cos (fs - fr) <NW/Physik/F-Praktikum/Thomas Franke> 12 Zwischenfazit • Bei der Fotografie wird der zeitliche Mittelwert sehr vieler Wellenzüge aufgezeichnet. • = 600 nm, t = 1/125 s, c = 3.108 m/s, T = 2.10-15 s, f = 5.1014 Hz • Bei der Holografie entsteht ein zeitunabhängiges Sinusgitter. • Genauer betrachtet ist es ein sin2 – bzw. cos2 – Gitter. • Die Transparenz eines Gitters liegt immer zwischen 0 und 1 (Wertebereich). • Die Fouriertransformierte (FT) einer sin2 ()-Funktion liefert genau drei Terme als Lösung ohne Abbruchbedingungen. • Ein normales Amplitudengitter hat unendlich viele Beugungsmaxima. <NW/Physik/F-Praktikum/Thomas Franke> 13 Holografie - Beugung Fotochemische Entwicklung des Hologramms Beugung des Rekonstruktionsstrahls (Referenzstrahl) am Gitter (Filter) AT . Ar = (As . As* + Ar . Ar* + As . Ar* + As* . Ar) . Ar Ares = (As² + Ar²) . Ar + Ar² . As + Ar² .e-2Φr. As* Gleichlichtterm <NW/Physik/F-Praktikum/Thomas Franke> virtuell reell 14 Zeitmittelungsverfahren (Time-Average) <NW/Physik/F-Praktikum/Thomas Franke> 15 Doppelbelichtungsverfahren R AT • 2 ( R S 2 2 R) ' S Gleichlichtterm (Halo) 2( * R S * ) S' reell 2( R S virtuell • Interferenzen zwischen Signalwelle und leicht modifizierter Signalwelle • Interferenzen zwischen konjugiert komplexer Signalwelle und deren leichter Modifikation • Das sind Interferenzen von 2 Hologrammen. • Die Referenzwelle wird auf jeden Fall gebraucht! <NW/Physik/F-Praktikum/Thomas Franke> 16 ) ' S Hologrammarten • • • • • Reflexions- und Transmissionshologramme Regenbogenhologramme Weißlichthologramme Röntgenhologramme Echtzeithologramme <NW/Physik/F-Praktikum/Thomas Franke> 17 Doppelbelichtungsverfahren y-Verschiebung <NW/Physik/F-Praktikum/Thomas Franke> 18 Ellipsometrie- Definition der Größen <NW/Physik/F-Praktikum/Thomas Franke> 19 Geometrische Verhältnisse beim Ellipsoidenverfahren <NW/Physik/F-Praktikum/Thomas Franke> 20 Zur Geometrie beim Ellipsoidenverfahren • Nutzung des Wellencharakters des Lichtes • Statische und dynamische Auswertemethode <NW/Physik/F-Praktikum/Thomas Franke> 21 Gesamtanordnung <NW/Physik/F-Praktikum/Thomas Franke> 22 Doppelbelichtungsverfahren x-Verschiebung <NW/Physik/F-Praktikum/Thomas Franke> 23 Fragen zur Durchführung • Wie kann man die x-Verschiebung von einer Drehung (der x-y-Ebene, z-Achse schaut senkrecht aus der Projektionsebene heraus) um die y-Achse (hier also nach oben gerichtet) unterscheiden ? • Welches Interferenzmuster liefert eine Verschiebung in z-Richtung? • Weshalb reicht bei der Entwicklung von Hologrammen das Negativ (Babinet)? • Was passiert eigentlich beim Phasengitter? • Bleichvorgang, AFM-Oberflächenuntersuchungen • Ausführliche Fehlerbetrachtung inklusive Diskussion über Möglichkeiten und Grenzen des Verfahrens <NW/Physik/F-Praktikum/Thomas Franke> 24 Zusammenfassung • Die Holografie hat in der Ausbildung innerhalb des Physikstudiums im 5. Semester im F-Praktikum als Zwei-Tages-Versuch ihren rechten Platz. • BeLL • Öffentlichkeitsarbeit <NW/Physik/F-Praktikum/Thomas Franke> 25 Physik für die Fakultät Elektrotechnik & Informationstechnik Ergänzung zur Optik: Moderne Mikroskopien Auflösungsvermögen optischer Instrumente Optische Instrumente erzeugen (reelle oder virtuelle) Bilder. Der minimale Abstand zweier Objektpunkte, damit sie gerade noch getrennte Bildpunkte ergeben, heißt Auflösungsvermögen des Instruments. Auch optische Instrumente besitzen ein begrenztes Auflösungsvermögen. Dieses ist bestimmt durch verschiedene Parameter des Instruments: • Durchmesser der Blenden (Apertur) • Qualität der Linsen • … sowie der Wellenlänge des Lichts. Ursprung der Wellenlängenabhängigkeit: Beugung des Lichts an Objektstrukturen 1 www.tu-chemnitz.de Physik für die Fakultät Elektrotechnik & Informationstechnik Ergänzung zur Optik: Moderne Mikroskopien Auflösungsvermögen eines Mikroskops nach Helmholtz (für selbstleuchtende Objekte): 𝜆 𝑑min = 0,61 𝑛 ∗ sin 𝛼 𝑛 … Brechzahl zwischen Objekt und Objektivlinse 𝛼 … halber Öffnungswinkel des Objektivs Dies ergibt ein Auflösungsvermögen von etwa der halben Wellenlänge des Lichts. Sinnvoll: 𝑑min des Mikroskops auf das Auflösungsvermögen des Auges vergrößern (Γ ≈ 500) Überwindung der Auflösungsbegrenzung durch: • Kürzere Wellenlängen (UV-, Röntgen-, Elektronenmikroskopie) • Rastersondenmikroskopien, die nicht beugungsbegrenzt sind (Rastertunnel-, Rasterkraftmikroskopie, …) • Konstruktiv-apparative Weiterentwicklungen (z.B. STED-Mikroskopie) 2 www.tu-chemnitz.de Physik für die Fakultät Elektrotechnik & Informationstechnik Ergänzung zur Optik: Moderne Mikroskopien Transmissionselektronenmikroskopie (TEM) Quantenphysik: „klassische“ Teilchen besitzen auch Wellencharakter De-Broglie-Wellenlänge eines beliebigen Teilchens: 𝜆 = ℎ 𝑝 mit ℎ … Planck‘sches Wirkungsquantum 𝑝 … Impuls des Teilchens Wellenlänge eines Elektrons nach Beschleunigung mit 𝑈B = 200 kV: 𝜆 = 2,51 pm Theoretische mögliche Auflösung des TEM liegt also bei ca. 1 pm TEM ≈ 50 pm Praktisch realisiert: 𝑑min Ursachen für Diskrepanz: • Linsenfehler • Höhere Auflösungen kaum sinnvoll (typische Atomabstände sind auflösbar) 3 www.tu-chemnitz.de Physik für die Fakultät Elektrotechnik & Informationstechnik Ergänzung zur Optik: Moderne Mikroskopien Das Transmissionselektronenmikroskop (TEM) Aufbau & Strahlengang äquivalent zum Lichtmikroskop • Elektronenquelle: Glühkathode oder Feldemissionskathode • Linsen: elektrische oder magnetische Felder • Probe muss elektronentransparent sein: • Dicke < 100 nm • Dreistufige Abbildung Am Institut für Physik: FEI CM20 FEG Ohne Korrektor für sphärische Aberration Erreichbare Auflösung: 𝑑min ≈ 300 pm Bildquelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:TEM_ray_diag2.basic.de.png 4 www.tu-chemnitz.de Physik für die Fakultät Elektrotechnik & Informationstechnik Ergänzung zur Optik: Moderne Mikroskopien Polykristalline Co/Pt-Multilagen (Draufsicht) [Co/Pt]-Multilagen / FeTb / Pt Schichtstapel (Querschnitt) 5 www.tu-chemnitz.de Physik für die Fakultät Elektrotechnik & Informationstechnik Ergänzung zur Optik: Moderne Mikroskopien FeTb FeTb Pt Co/Pt-Multilagen Hochauflösungsaufnahmen an Grenzflächen (Querschnitt) 6 www.tu-chemnitz.de Physik für die Fakultät Elektrotechnik & Informationstechnik Ergänzung zur Optik: Moderne Mikroskopien Nanostrukturierte Pt / FeTb / Pt Schichtstapel (Querschnitt) 7 www.tu-chemnitz.de