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t Gelsenkirchen · Iserlohn · Siegen · Ausgabe 01 | 2016
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Das Kundenmagazin für effiziente Diagnostik
HIV
Update und Verlaufskontrolle
Labordiagnostik
Lues, Chlamydien, Gonorrhoe und HIV
Qualitätsmanagement
Kontrolle und kontinuierliche
Verbesserung
click in kultur
Labor am Hygiene-Institut
t Editorial
Denn wir wissen,
was wir tun …
Editorial
Liebe Ärzte, liebe Kollegen,
die Bedeutung von sexuell übertragbaren Infektionen sowohl in der Diagnostik als
auch der Therapie hat in den letzten Jahren aufgrund von steigenden Infektionsraten
und Resistenzentwicklungen erneut zugenommen. Neben einem veränderten Sexualverhalten und mangelnder Prävention haben auch die vermehrte Testung auf STIs
sowie verbesserte Nachweisverfahren die Statistik beeinflusst.
In den folgenden Fachbeiträgen stellen wir Ihnen aktuelle Möglichkeiten der STI-Diagnostik vor und geben Ihnen ein Update zu Therapie und Verlaufskontrolle speziell
bei HIV-Infektionen. Verbesserte antiretrovirale Therapien und ein erweitertes Monitoring haben die Betreuung von HIV-Patienten verändert.
Einen thematischen Bogen zur Kultur versuchen wir in dieser Ausgabe gar nicht erst
zu spannen, sondern legen Ihnen Ausstellungen nahe, die sich den Geheimnissen
und Wundern der Natur auf ganz unterschiedliche Weise nähern. Beeindruckende Installationen abstrakter bis expliziter Art laden den Betrachter ein, Strukturen zu entdecken und die Schönheit der Natur aus einer eigenen Perspektive wahrzunehmen.
Herzliche Grüße,
Labormedizin
t
www.hygel.de
Mikrobiologie
Krankenhaushygiene
Dr. med. Astrid Dirkes-Kersting
Service
3
Gelsenkirchen Iserlohn Siegen
t Ihr Labor für effiziente Diagnostik
t Impressum
t Inhalt
Inhalt
Editorial
3
Impressum4
Telefon: 0209 - 15 86 - 0
Fax: 0209 - 15 86 - 106
E-Mail: [email protected]
www.hygel.de
Redaktion
Dr. med. Astrid Dirkes-Kersting,
V. i. S. d. P.
Florian Gather
5
HIV – Update und Verlaufskontrolle
6
Rechtzeitige Diagnostik verbessert Prognose
9
Verlaufskontrolle während der antiretroviralen Therapie
10
Was bei älteren HIV-Patienten zu beachten ist
11
Labordiagnostik – Lues, Chlamydien, Gonorrhoe und HIV
12
CT/NG Diagnostik
16
Syphilis Diagnostik
18
Schnelltests für die STI-Diagnostik
20
Qualitätsmanagement – Kontrolle und kontinuierliche Verbesserung
24
Druck
www.hitzegrad.de
Das Labor der kurzen Wege
28
Copyright
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck,
auch auszugsweise, nur mit schriftlicher
Genehmigung des Herausgebers.
click in kultur
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„Wunder der Natur“ im Gasometer Oberhausen
32
Tomás Saraceno – in orbit
36
Impressum
Herausgeber
Laborbetriebsgesellschaft
Dr. Dirkes-Kersting und
Dr. Kirchner mbH
Rotthauser Straße 19
45879 Gelsenkirchen
Inhalt
Fotografie
Laborbetriebsgesellschaft
Dr. Dirkes-Kersting und
Dr. Kirchner mbH
Konzeption und Gestaltung
www.visuell-marketing.com
„Wahlverwandtschaften“40
click in kultur
Bettina Brakelmann
4
5
HIV
Update und
Verlaufskontrolle
t HIV
t HIV
HIV
Update und
Verlaufskontrolle
Die Anzahl der HIV-Neuinfektionen ist in Deutschland, nach
einem kurzen Zwischentief in den Jahren 2010 und 2011, weiterhin konstant steigend. Dabei spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, wobei ein Grund auch in den verbesserten
Therapiemöglichkeiten und der damit verbundenen höheren
Lebenserwartung liegen dürfte. So ist inzwischen bei HIV-positiven Rauchern, die langfristig in antiretroviraler Behandlung
sind, der Verlust an Lebensjahren durch das Rauchen höher
als durch HIV (AIDS. 2015 Jan 14; 29(2): 221–229, Published
online 2015 Jan 7. PMCID: PMC4284008; Smoking and life
expectancy among HIV-infected individuals on antiretroviral
therapy in Europe and North America). Mit Hilfe der aktuellen
Kombinationspräparate ist es häufig möglich, die Viruslast
langfristig niedrig zu halten und die Medikation zu reduzieren.
Rechtzeitige Diagnostik
verbessert Prognose
Bei der Vorbeugung von HIV-Infektionen gibt es in der Entwicklung eines wirksamen Impfstoffes nach wie vor Schwierigkeiten. Das äußerst anpassungsfähige und widerstandsfähige HI-Virus befällt bestimmte T-Helferzellen und produziert
mit deren Hilfe ständig neue Virenzellen. Diese Zellen haben
eine wichtige Funktion für die Steuerung der körpereigenen
Abwehrkräfte. Je weniger Helferzellen, desto höher das Infektionsrisiko für opportunistische Infektionen. Eine Helferzellzahl
von mehr als 500 bis 600 pro Mikroliter Blut gilt im Allgemeinen als ausreichend, bei weniger als 350 Helferzellen ist der
Beginn einer HIV-Therapie indiziert, falls Begleiterkrankungen
vorliegen. Bei älteren Patienten fängt kann unter Umständen
ein früherer Therapiebeginn zu empfehlen sein. Verfügt das
Blut des Patienten über weniger als 200 Helferzellen je Mikroliter Blut, besteht ein hohes Risiko für aidsdefinierende Erkrankungen wie zum Beispiel bestimmte Infektionen, die zu schweren Pneumonien führen können, sowie Tumore. Wird mit einer
HIV-Therapie begonnen wird, steigt die Zahl der Helferzellen
wieder an und das Risiko für aidsdefinierende Erkrankungen
verringert sich.
Durch die hohe Variabilität des Virus treten bereits bei demselben infizierten Menschen unterschiedliche Virus-Varianten
auf, was unter anderem eine Resistenz-Entwicklung zur Folge
hat. Da mittlerweile bei rechtzeitiger Feststellung einer HIV-Infektion die Chancen auf die Entwicklung einer wirkungsvollen
Therapiestrategie deutlich verbessert sind, ist eine frühe und
verlässliche HIV-Diagnostik entscheidend für eine günstige
Prognose. Bei möglichen Symptomen einer akuten Infektion
sind innerhalb eines Zeitfensters von ca. 12 Wochen nach einer
Risikoexposition Antikörper- bzw. Antigen-Suchtests möglich.
Nach einem positiven und bestätigten HIV-Suchtest müssen bei
der Erstvorstellung eine Vielzahl von Parametern kontrolliert
werden. Neben einem Differentialblutbild und umfassender
Diagnostik verschiedener klinisch-chemischer Parameter (Na,
K, Ca, Phosphat, Cholesterin, Triglyceride, LDL-Cholesterin,
HDL-Cholesterin, Glukose, GOT, GPT, CHE, GGT, Bilirubin, alkalische Phosphatase, Kreatinin, eGFR, Harnsäure, Harnstoff,
Lipase, Gesamteiweiß, Eiweißelektrophorese, TSH basal,
Quick, PTT, CRP) müssen insbesondere folgende Werte bestimmt werden:
· Lymphozytensubpopulationen (mindestens CD4,
CD4%, CD8, CD8%, CD4/CD8 ratio)
·HIV-PCR
· Genotypische Resistenzbestimmung einschließlich
Bestimmung des HIV-Subtyps
· HLAB5701 (bei möglichem Einsatz von Abacavir)
· Hepatitis A IgG, HBs-Ag, HBs-Ak, HBc-Ak, HCV-Elisa
· Lues -, Toxoplasmose - ,CMV-, Varizella Virus
· TB (ELISPOT)
8
Im weiteren Verlauf müssen therapienaive Patienten kontinuierlich beobachtet werden:
Bei asymptomatischen Patienten: alle 3 Monate
·Differentialblutbild
· Klinische Chemie: Na, K, Ca, Phosphat, GOT,
GPT, CHE, GGT, Bilirubin, alkalische Phosphatase,
Kreatinin, eGFR, Harnsäure, Harnstoff, Lipase,
Gesamteiweiß, CRP
· alle 6-12 Monate Klinische Chemie:
Cholesterin, Triglyceride, LDL-Cholesterin, HDL-Cholesterin, Glukose
· Lymphozytensubpopulationen (mindestens CD4,
CD4%, CD8, CD8%, CD4/CD8 ratio)
·HIV-PCR
· HCV-Elisa (jährlich, häufiger bei Risiko, klinischen
Beschwerden oder Transaminasenanstieg)
· HBs-Ak (Erfolgskontrolle nach Impfung)
· Lues Serologie (jährlich, häufiger bei Risiko oder
klinischen Beschwerden)
Ergänzend vor Therapie-Indikation – falls noch nicht erfolgt:
· Genotypische Resistenzbestimmung einschließlich
Bestimmung des HIV-Subtyps
· HLAB5701 bei möglichem Einsatz von Abacavir
· Tropismustest bei geplantem Einsatz eines
CCR5-Antagonisten
9
t HIV
t HIV
Verlaufskontrolle während
der antiretroviralen Therapie
Um die aktuelle Viruslast und damit den Therapieerfolg einer
ART (Anti-Retroviralen Therapie) zu überprüfen, werden regelmäßige PCR-Tests durchgeführt. Für ein effizientes Monitoring
von Viruslast und begleitenden Infektionen sind folgende Untersuchungen regelmäßig vorzunehmen:
Nach Therapieeinleitung oder Therapieumstellung
· Monatlich, bis die HIV-RNA unterhalb der
Nachweisgrenze liegt:
·Differentialblutbild
· Klinische Chemie: wie zuvor
· Urin-Teststreifen Untersuchung
·Lymphozytensubpopulationen
·HIV-PCR
· Spiegelmessung von Protease-Inihibitoren, NNRTI,
Integrase-Inhibitoren und /oder CCR5-Blockern bei
V.a. Therapieversagen, Toxizität, MedikamentenWechselwirkungen
10
Was bei älteren HIVPatienten zu beachten ist
Stabiler Patient unter laufender ART
Alle 3 Monate, häufiger bei V. a. Therapieversagen und
klinischen Beschwerden
·Differentialblutbild
· Klinische Chemie: wie zuvor
· Urin-Teststreifen Untersuchung
· Lymphozytensubpopulationen (mindestens CD4,
CD4%, CD8, CD8%, CD4/CD8 ratio)
·HIV-PCR
· HCV-Elisa (jährlich, häufiger bei Risiko oder
klinischen Beschwerden)
· Lues Serologie (jährlich, häufiger bei Risiko oder
klinischen Beschwerden
Ein besonderes Risiko stellen bei älteren Patienten die häufig
auftretenden Komorbiditäten dar. Durch die langjährige Entzündungsreaktionen steigt das Risiko für Erkrankungen wie
· AIDS-definierende und nicht-AIDS-definierende
Malignome
· Kardiovaskuläre Erkrankungen
· Knochenerkrankungen (Osteoporose +
Osteomalazie) mit erhöhtem Frakturrisiko
·Nierenerkrankungen
· Diabetes Mellitus
·Lebererkrankungen
· Hormonelle Veränderungen (Hypogonadismus)
· Neurokognitive Funktionseinschränkungen:
HIV-assoziierte neurokognitiven Störungen (HAND)
Durch die damit verbundenen Therapien kommt es häufig zu
chronischer Medikamententoxizität und pharmakologischen
Interaktionen mit der HIV-Therapie. Um negative Auswirkungen
frühzeitig so weit wie möglich einschränken zu können, empfehlen sich regelmäßige Screenings.
Screening
Diagnostik
Diabetes mellitus
Nüchtern-BZ, Urin-Status, HbA1c
Kardiovaskuläres Risiko
Gesamt-HDL-, LDL-Cholesterin, Triglyzeride
Nierenfunktionsstörung
Na, K, Ca, Serum-Phosphat, Kreatinin, MDRD, Cystatin C,
Urin-Status, -Sediment
Knochenstoffwechsel
Ca, Phosphat, Alk. Phosphatase (Knochen), Vitamin D3,
ggf. PTH
DXA (Dual-Röntgen-Absorptiometrie)
Koinfektionen mit HBV und HCV
Blutbild, ALT, AST, GGT, Alk. Phosphatase, Bilirubin, Quick,
PTT, AFPHCV-PCR als Monitoring vor und während einer
HCV-Therapie, HBV-PCR für Indikationsstellung und
Monitoring bei Therapie
Malignomscreening
Diagnostik
Zervixkarzinom.
F ≥ 20 Jahre (J.)
Jährliche Gynäkologische Genitaluntersuchung,
Abstrich und zytologische Untersuchung
Mammakarzinom. 50–69 Jahre
Mammographie alle 2 Jahre
Prostatakarzinom
Jährliche rektal-digitale Tastuntersuchung ab
dem 45. Lebensjahr
Analkarzinom und
HPV-induzierte
Vorläuferläsionen
Jährliche genitoanale Inspektion und Palpation;
ggf. Analabstriche, bei auffälligen Befunden
Anoskopie
Kolonkarzinom
Ab dem 50. Lebensjahr jährliche Stuhluntersuchung
auf okkultes Blut Ab dem 55. Lebensjahr Koloskopie
11
Labordiagnostik
Lues, Chlamydien, Gonorrhoe und HIV
t Labordiagnostik
t Labordiagnostik
Labordiagnostik
Lues, Chlamydien, Gonorrhoe und HIV
7000
Thomas Meyer
6000
Institut für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene,
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE); [email protected]
5000
Die WHO berichtet von einer weltweiten Zunahme sexuell
übertragbarer Infektionen (STI) in den letzten Jahren. Die häufigsten bakteriellen STI Erreger sind Chlamydia trachomatis
CT) und Neisseria gonorrhoeae (NG) mit einer Inzidenz von
jeweils ca. 106 Millionen Fällen pro Jahr (1). Die aktuellen Daten des ECDC zeigen einen Anstieg der CT Infektionen in Europa von 191.000 im Jahr 2004 auf 385.000 im Jahr 2013 und
der NG Infektionen von 34.000 auf 53.000 im gleichen Zeitraum. Die Daten von 2013 entsprechen einer Inzidenz von
181.8/100.000 bzw. 16.9/100.000 Einwohner (2). CT und NG
Infektionen unterliegen in Deutschland nur im Bundesland
Sachsen einer Meldepflicht. Die dort erhobenen Zahlen beschreiben ebenfalls eine Zunahme der Infektionen in den letzten 10 Jahren. 2011 betrug die Neuinfektionsrate von CT und
NG Infektionen 95/100.000 Einwohner bzw. 13.7/100.000 Einwohner (3). Hochgerechnet auf ganz Deutschland ergibt sich
eine Inzidenz von ca. 11.000 NG und 81.000 CT Infektionen.
Die tatsächliche Anzahl liegt aber vermutlich höher, da viele
Infektionen aufgrund des asymptomatischen Verlaufs nicht
erfasst werden. Im Gegensatz zu CT und NG sind Syphilis und
HIV Infektionen in ganz Deutschland meldepflichtig. Die vom
RKI erfassten Daten zeigen auch hier eine Zunahme der NeuInfektionen in den letzten Jahren (Abbildung 1).
14
Die Zunahme der detektierten STI beruht auf verschiedenen
Faktoren, die neben verändertem Sexualverhalten, mangelnder Prävention und die vermehrte Testung mit verbesserten
Nachweisverfahren beinhalten. Insbesondere die Anwendung
molekularbiologischer Techniken (Nukleinsäure-Amplifikationstests – NAATs) hat zu einer deutlichen Verbesserung der
Sensitivität und Spezifität der STI Diagnostik geführt.
Aktuelle NAATs basieren meistens auf dem Prinzip der Polymerase Kettenreaktion (PCR) und verwenden Fluoreszenz-markierte Sonden, mit denen Amplifikationsprodukte bereits während der Reaktion (real time) detektiert werden können. Die
Testdauer wird dadurch deutlich reduziert. In Kombination mit
automatisierten Nukleinsäure-Extraktionssystemen können
Ergebnisse heute innerhalb weniger Stunden generiert werden. Darüber hinaus ermöglichen real time PCR Analysen eine
Quantifizierung der Erreger und die gleichzeitige Analyse mehrerer Erreger in sog. Multiplex Assays. Die hohe Leistungsfähigkeit molekularer Nachweisverfahren bedeutet aber nicht, dass
klassische mikrobiologische Verfahren, wie die Kultur und Mikroskopie, oder serologische Methoden in der STI Diagnostik
heute nicht mehr benötigt werden.
4000
3000
2000
1000
0
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
HIV
2009
2010
2011
2012
2013
2014
Syphilis
Abbildung 1: gemeldete HIV und Syphilis Infektionen in Deutschland 2001-2014, basierend auf den Daten des Robert-Koch-Instituts, Berlin
15
t Labordiagnostik
t Labordiagnostik
CT/NG Diagnostik
NAATs haben die höchste diagnostische Sensitivität zum Nachweis von CT und NG Infektionen (4,5), bei einer sehr hohen
Spezifität, die der der Kultur entspricht. Sie gelten als Methode
der Wahl in der diagnostischen Abklärung von CT Infektionen,
sowie von NG Infektionen bei asymptomatischen Patienten
(4,6). Dementsprechend bieten viele kommerzielle Hersteller
sog. Duplex-Assays an, mit denen beide Erreger gleichzeitig
nachgewiesen werden können.
Bei Männern ist die Sensitivität in Urethralabstrichen und Erststrahlurin vergleichbar, so dass Urin aufgrund der leichteren
Gewinnung als Untersuchungsmaterial bevorzugt wird (7).
Bei Frauen ist die Nachweisrate in Abstrichproben höher als
im Urin (8). Daher sind für die NAAT Diagnostik bei Frauen vaginale, zervikale oder kombinierte zerviko-vaginale Abstriche
besser geeignet (9). Kommerzielle NAATs sind für rektale und
pharyngeale Abstrichproben zwar nicht zugelassen, werden
aufgrund der im Vergleich zur Kultur höheren Empfindlichkeit
aber auch für diese Proben empfohlen (6,10).
In vielen Vergleichsstudien findet sich eine hohe Übereinstimmung der Ergebnisse verschiedener NAAT (11,12). Gelegentlich
abweichende Resultate sind auf die unterschiedliche analytische Sensitivität einzelner Tests, die Effizienz der Nukleinsäure-Isolierung und die Variabilität der Erreger zurückzufüh-
16
ren (13). Die Bedeutung der Variabilität der Chlamydien wurde
durch die 2006 entdeckte schwedische Variante verdeutlicht,
die infolge einer Deletion in der Zielregion einiger kommerzieller PCR Tests von diesen nicht mehr erfasst wurde (14). Genetische Veränderungen können zudem durch Rekombination
von Genabschnitten auftreten, wenn Wirtszellen gleichzeitig
mit mehr als einem Stamm infiziert sind (15,16). Eine wichtige
diagnostische Verbesserung stellt die Implementierung einer
zweiten Zielregion dar (dual-target assays), wodurch neu auftretende Varianten detektiert werden können, in denen eine
der Zielregionen infolge von Deletionen oder Rekombinationen nicht mehr amplifiziert wird (17).
Die genomische Variabilität ist auch bei Gonokokken stark
ausgeprägt. Der Verlust der Zielsequenz kann falsch negative
Ergebnisse verursachen; falsch positive Ergebnisse können
durch Kreuzreaktion mit apathogenen Neisserien auftreten.
Aufgrund der natürlichen Kompetenz zur Transformation können kommensale Neisserien die DNA gleichzeitig anwesender
Gonokokken aufnehmen (z.B. im Rachen) und in ihr Genom
einbauen. Positive NAAT Ergebnisse in pharyngealen und rektalen Proben sollten daher mit einem zweiten Test bestätigt
werden (6).
Ein Nachteil der molekularen Diagnostik besteht darin, dass
bei positiven Befunden keine Aussagen zur Antibiotika-Resistenz möglich sind. Während für CT kaum Hinweise auf Resistenzen gegen antibiotische Substanzen vorliegen, hat die
Suszeptibilitätstestung der Gonokokken im Hinblick auf die
weltweite Zunahme von Resistenzen gegen zahlreiche Antibiotika, inkl. Cephalosporinen der dritten Generation, eine
große Bedeutung (18). Bei klinischem Verdacht auf eine Gonorrhoe oder Nachweis einer Gonokokken-Infektion durch
NAAT sollte daher immer versucht werden vor Therapiebeginn
eine Kultur anzulegen und ggf. ein Antibiogramm zu erstellen.
Resistenzdaten in Deutschland sind über das Gonokokken-Resistenz-Netzwerk (GORENET) verfügbar, das vom RKI in Zusammenarbeit mit dem Konsiliarlabor für Gonokokken gegründet
wurde. In Tabelle 1 ist die Häufigkeit von Resistenzen bei Gonokokken-Stämmen angegeben, die 2014 in Deutschland isoliert
wurden.
Da die Sensitivität der Kultur durch die begrenzte Lebensfähigkeit der Erreger außerhalb des Wirtsorganismus stark beeinträchtigt wird, ist die Entwicklung molekularer Methoden der
Resistenztestung von großem Interesse. Für eine Reihe von
Resistenzen sind die zugrunde liegenden molekularen Mechanismen bekannt, so dass der Nachweis entsprechender Resistenzdeterminanten durch molekulare Verfahren prinzipiell
möglich ist (19). Zurzeit können diese Verfahren die kulturelle
Analyse jedoch nicht ersetzen, da keine exakten MHK Werte
bestimmt werden können und zudem eine große Anzahl verschiedener Resistenzdeterminanten berücksichtigt werden
muss (18).
Serologische Methoden spielen in der Gonokokken Diagnostik
keine Rolle. Sie sind ebenfalls nicht geeignet um akute, lokale
CT Infektionen nachzuweisen, da die Antikörperantwort in der
Regel erst nach mehreren Wochen nachweisbar wird. Bei chronischen und invasiven CT Infektionen (PID, LGV, reaktive Arthritis) können serologische Verfahren aber zur diagnostischen
Abklärung beitragen. In diesen Fällen liegt in der Regel eine
ausgeprägte Immunantwort vor, und die Erreger sind in Abstrichproben oftmals nicht mehr nachweisbar. Ein Problem der
Interpretation Antikörper-positiver Befunde stellt die Kreuzreaktivität mit apathogenen Chlamydien dar. Eine Verbesserung
der Chlamydien Serologie könnte durch die Verwendung immunogener Spezies-spezifischer Proteine erreicht werden. Bestimmte Antikörperkonstellationen sind möglicherweise auch
als Marker für chronisch-invasive Infektionen geeignet (20).
17
t Labordiagnostik
t Labordiagnostik
1. Screening
TPHA, TPPA,
EIA, CLIA
negativ
t
keine Infektion
seronegative Frühphase
positiv
2. Bestätigung
FTA-ABS Test, IgG EIA,
IgG Westernblot
negativ
t
unspezifische Reaktion
Frühphase
Syphilis Diagnostik
Die Labor Diagnostik der Syphilis beruht primär auf serologischen Untersuchungen, die als Stufen-Diagnostik durchgeführt werden (21). Dazu wird zunächst ein Screening mittels
TPHA, TPPA, EIA oder Chemilumineszenz-Immunoassay durchgeführt. Bei positivem Reaktionsausfall erfolgt eine Bestätigung, die mit dem FTA Abs Test oder Westernblot durchgeführt
werden kann (ggf. auch TPHA, TPPA oder EIA, wenn diese nicht
als Suchtest verwendet wurden), sowie die Bestimmung von
IgM- und Lipoid-Antikörpern (VDRL, RPR) als Aktivitätsmarker
(Abbildung 2).
positiv
3. Aktivität
Aktivitätsmarker
IgM, Lipoid AK
negativ
t
abgelaufene Infektion
latente Infektion
T. pallidum Antikörper sind in der Regel erst ca. 3 Wochen nach
Infektionsbeginn nachweisbar. Bei negativem Suchtest ist in
klinischen Verdachtsfällen daher zur Abklärung eine serologische Kontrolle erforderlich. Gegebenenfalls kommt auch
der Direktnachweis durch Dunkelfeldmikroskopie (DFM) oder
PCR in Betracht. Für die DFM sind Reizsekret aus dem Ulkus
des Primaraffektes oder Abstrichmaterial aus nässenden Effloreszenzen des Sekundärstadiums geeignet, da hier in der
Regel hohe Erregerkonzentrationen vorliegen. Abstriche aus
der Mundhöhle und dem Rektum sind aufgrund der in diesen
Proben häufig vorliegenden apathogenen Treponemen für die
Mikroskopie nicht geeignet. PCR Analysen haben eine höhere
Sensitivität als die DFM. Sie beträgt im Primär- und Sekundärstadium bis zu 95% bzw. 80% (21). Durch die Auswahl T. pallidum spezifischer Zielregionen besitzt die PCR eine sehr hohe
Spezifität so dass auch orale und anorektale Proben analysiert
werden können. Die PCR Analyse von Blutproben ist dagegen
wenig aussagekräftig, da nur in einem kleineren Teil der Fälle
Erreger DNA im Blut nachweisbar ist (22).
positiv
behandlungsbedürftige
Infektion
Therapieverlauf
·
·
Lipoid AK-Titer Ausgangswert
3–4 Wochen nach Therapiebeginn
Titer-Abnahme um 4 Stufen
innerhalb eines Jahres
Abbildung 2: Serologische Stufendiagnostik der Syphilis
18
19
t Labordiagnostik
t Labordiagnostik
Schnelltests für
die STI-Diagnostik
Neben einer hohen Testgenauigkeit ist die Dauer bis zur Befundmitteilung von großer Bedeutung in der STI Diagnostik.
NAATs, kulturelle und serologische Analysen erfolgen in der
Regel in einem zentralen Labor und erfordern daher einen Probentransport und eine Befundübermittlung an den Kliniker,
die zu einer verzögerten Behandlung positiver Patienten führt.
Unabhängig von diesen logistischen Anforderungen sind sog.
Point-of-care (POC)-Tests, die an Ort und Stelle durchgeführt
werden können und mit denen Ergebnisse innerhalb weniger
Minuten vorliegen, so dass bei positiv getesteten Patienten
unmittelbar therapeutische Maßnahmen eingeleitet werden
können.
Inzwischen sind für nahezu alle STI Erreger Schnelltests verfügbar, die aber nur selten einer ordentlichen Testevaluation
unterzogen wurden. Viele Schnelltests sind immunchromatographische Tests, die auf der Lateral Flow-Technologie basieren, dessen Prinzip in Abbildung 3 dargestellt ist. Schnelltests
für CT und NG detektieren Antigene der Erreger in Abstrichproben oder Urin, haben aber eine im Vergleich zur Kultur und
PCR deutlich niedrigere Sensitivität und Spezifität (23-25). Die
systematische Evaluierung von Chlamydien Schnelltests im
Rahmen des britischen HTA-Programms ergab, dass Schnelltests weder im Screening asymptomatischer Personen noch
bei klinischen Verdachtsfällen für die Chlamydien-Diagnostik
geeignet sind (25).
Mit einem molekularen Schnelltest (GeneXpert, Cepheid) ist
die Untersuchung einzelner Proben auf Chlamydien und Gonokokken in ca. 90 Minuten möglich. Dieser PCR-basierte
Schnelltest unterscheidet sich von Antigen-basierten Schnelltests in Bezug auf die diagnostische Genauigkeit und ist den
Standard PCRs hinsichtlich Sensitivität und Spezifität nicht
unterlegen (26). Damit bei positivem Testergebnis eine hohe
Behandlungsrate erreicht wird, ist es aber erforderlich, dass
die Patienten bereit sind 90 min zu warten. Weitere molekulare Schnelltests werden in Kürze verfügbar sein, mit denen
Ergebnisse schneller vorliegen. Mit dem Io POC-Test Chlamydia
von Atlas Genetics, der auf PCR in mikrofluiden Systemen und
elektrochemischer Detektion der PCR Produkte basiert, sollen
Ergebnisse in ca. 30 min vorliegen (27).
Antigen in der
Patientenprobe
Gold-markierter
Antigen-spezifischer
Antikörper
Im Gegensatz zu CT und NG basieren Schnelltests für Syphilis und HIV üblicherweise auf dem Nachweis von Antikörpern,
die in Gesamtblut, Plasma, Serum oder Kapillarblut aus der
Fingerbeere bestimmt werden können (28,29). Entsprechend
der aktuellen AWMF Leitlinie können POC-Tests für die Syphilis
Diagnostik eingesetzt werden, wenn sie eine mit den konventionellen Suchtests vergleichbare Sensitivität und Spezifität
haben (21). Probleme bei der Ergebnis-Interpretation ergeben
sich durch die visuelle Auswertung. Schwach reaktive Banden,
die zum Teil erst nach längerer Zeit sichtbar werden unterliegen einer stark subjektiven Bewertung. Des Weiteren ist bei
positiver Reaktion keine Differenzierung zwischen abgelaufener und therapiebedürftiger Infektion möglich.
Kapillarfluss
Immobilisierter
Antigen-spezifischer
Capture-Antikörper
Immobilisierter
Kontrollantikörper
(anti Gold-markierter AK)
Abbildung 3: Prinzip des immunchromatographischen Schnelltests (Lateral Flow Assay)
20
Mehrere CE-markierte und von der FDA zugelassene HIVSchnelltests sind für die HIV Diagnostik gut geeignet. Sie ha-
ben eine hohe Sensitivität und Spezifität, die mit aktuellen
Labortests (4. Generations-EIA) vergleichbar ist (28). Einige
HIV-Schnelltests sind neben Blut auch für orale Flüssigkeiten
zugelassen. Die Sensitivität ist in diesen Proben aber deutlich
niedriger als in Blutproben (31). In der Frühphase der Infektion
sind HIV-Schnelltests den serologischen Standardverfahren
unterlegen, da sie meistens nur Antikörper, aber kein Antigen
detektieren. Aber auch mit einem Combo-Schnelltest (Determine), der HIV Antikörper und p24-Antigen detektiert, waren
akute Infektionen zu einem geringeren Anteil nachweisbar, als
mit einem 4. Generations-EIA (Abbott Architect) (30). Ein negatives Schnelltestergebnis schließt eine frische HIV-Infektion
daher nicht aus und erfordert ggf. eine Kontrolluntersuchung.
Bei einem reaktiven Ergebnis ist, wie bei einem 4. Generations-EIA, die Bestätigung mit einem Standardtestverfahren
erforderlich.
t Fortsetzung auf der nächsten Seite
21
t Labordiagnostik
t Labordiagnostik
Referenzen
1. WHO 2012: Global incidence and prevalence of selected curable sexually transmitted infections – 2008 http://apps.who.int/iris/bitstream/10665/75181/1/9789241503839_eng.pdf
2. European Centre for Disease Prevention and
Control. Sexually transmitted infections in Europe 2013. Stockholm: ECDC; 2015
3. Ehrhardt I. Epidemiologische Aspekte bei
Neisseria gonorrhoeae- und Chlamydia trachomatis-Infektionen, unter besonderer Berücksichtigung der Meldedaten aus Sachsen. Der
Mikrobiologe 2012; 4: 111-19
4. Papp JR, Schachter J, Gaydos CA et al. Recommendations for the laboratory-based detection of Chlamydia trachomatis and Neisseria gonorrhoeae – 2014. MMWR Recomm Rep
2014;63:1-19
Seit 2015 sind auch zwei PCR-basierte HIV Schnelltests verfügbar. Der Test von Alere (qHIV 1/2 Detect) basiert auf einer
Multiplex real time PCR mit der HIV 1, HIV 2 und Subtyp O in ca.
60 min. detektiert und differenziert werden können. In einer in
Madagaskar bei Kindern HIV-positiver Mütter durchgeführten
Studie erzielte der Test eine hohe Übereinstimmung (825/827
Proben) mit dem als Vergleichstest verwendeten Roche Cobas
TaqMan Assay (32). Weitere CE-markierte PCR-Schnelltests
sind für das GeneXpert System entwickelt worden, mit denen
eine qualitative oder quantitative HIV-1 Bestimmung in ca. 90
Minuten durchgeführt werden kann.
Nach Applikation der Probe wandert diese zunächst in das
Konjugat-Feld. Dort werden Antigen-spezifische Goldnanopartikel-markierte Antikörper solubilisiert, die evtl. in der Probe
vorhandene Antigene binden. Diese Immunkomplexe wandern
im Chromatographiefeld weiter und werden von immobilisierten Antigen-spezifischen Antikörpern festgehalten. Ein zweiter
Immobilisierter Antikörper der gegen konstante Regionen des
Gold-markierten Antikörpers gerichtet ist dient als Kontroll-Antikörper. Die Bindung der Gold-markierten AK wird als rote
Bande sichtbar (T: Testlinie, C: Kontroll-Linie).
6. Bignell C, Ison C, FitzGerald M (2012) United
Kingdom national guideline for gonorrhea testing. British Association of Sexual Health and
HIV. http://www.bashh.org/documents/4490.
pdf
7. Gaydos CA, Quinn TC (2005) Urine nucleic
acid amplification tests for the diagnosis of sexually transmitted infections in clinical practice.
Curr Opin Infect Dis 18:55-66
8. Michel CE, Sonnex C, Carne CA et al. (2007)
Chlamydia trachomatis load at matched anatomic sites: implications for screening strategies.
J Clin Microbiol 45:1395-1402.
9. Schachter J, McCormack WM, Chernesky MA
et al. (2003) Vaginal swabs are appropriate specimens for diagnosis of genital tract infections
with Chlamydia trachomatis. J Clin Microbiol
41:3784-3789
Tabelle 1: Antibiotikaresistenzen bei Gonokokken
in Deutschland (2014)
Anzahl
sensibel
intermediär
resistent
Ceftriaxon
253
253 (100%)
–
0 (0%)
Cefixim
251
247 (98.4%)
–
4 (1.6%)
Azithromycin
253
129 (51.0%)
96 (37.9%)
28 (11.1%)
Penicillin
253
48 (19%)
128 (50.6%)
77 (30.4%)
Ciprofloxacin
253
68 (26.9%)
0 (0%)
185 (73.1%)
Die Analysen erfolgen im Rahmen des Gonokokken Resistenz Netzwerks (GORENET) an Stämmen, die 2014 in Deutschland isoliert wurden. Die Resistenztestung wurde mit E-Tests im Konsiliarlabor für Gonokokken (Vivantes Klinikum, Berlin-Neukölln) durchgeführt. Interpretation nach EUCAST 4.0
(MHK-Werte in mg/L): Ceftriaxon: S ≤ 0.12, R > 0.12; Cefixim: S ≤ 0.12, R > 0.12; Azithromycin: S ≤ 0.25, R > 0.5; Penicillin: S ≤ 0.06, R > 1; Ciprofloxacin: S ≤
0.03; R > 0.06
22
5. Cook RL, Hutchison SL, Østergaard L, Braithwaite RS, Ness RB Systematic review: noninvasive testing for Chlamydia trachomatis
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23
Qualitätsmanagement
Kontrolle und
kontinuierliche
Verbesserung
t Qualitätsmanagement
t Qualitätsmanagement
Qualitätsmanagement
Kontrolle und kontinuierliche Verbesserung
In einem hochspezialisierten und so verantwortungsvollen
Umfeld, wie der medizinischen Labordiagnostik, sind höchste
Qualitätsstandards auch über gesetzliche Vorgaben hinaus
von herausragender Bedeutung. Um unseren Einsendern die
bestmögliche Diagnostik und einen optimalen Service bieten
zu können, legen wir einen besonderen Fokus auf die Sicherung unserer hohen Arbeitsqualität und das Voranbringen
ständiger Verbesserungen.
Aus diesen Gründen ist ein verlässliches Qualitätsmanagement unverzichtbar für unsere erfolgreiche Laborarbeit. Alle
Laboratorien an unseren verschiedenen Standorten arbeiten
aktiv an der Qualitätssicherung im Gesundheitswesen mit.
Das versetzt uns in die Lage, in einigen Bereichen als Referenzinstitut zu fungieren. Unsere Abteilung Qualitätsmanagement
arbeitet kontinuierlich mit großem Aufwand daran, unseren
hohen Standard zu sichern und weiter zu verbessern. Durch
regelmäßige Weiterbildungen werden unsere Mitarbeiter immer auf den jeweils aktuellsten Stand im klinisch-technischen
und im medizinischen Bereich gebracht, um zuverlässige und
effiziente Diagnostik auf der Höhe der Zeit für unsere Einsen-
26
der zu ermöglichen. Ein wirkungsvolles Instrument zum Entwickeln zügiger und hilfreicher Lösungen sind zum Beispiel die
regelmäßigen Treffen von Projektgruppen, wie unserem Qualitätszirkel, in dem wir wöchentlich aktuelle Entwicklungen in
unserer Arbeit besprechen und konkrete Verbesserungen beschließen. Die Sicherung und Optimierung der Servicequalität
für unsere Einsender in dem besonders komplexen Themenfeld der Probenlogistik wird in der Projektgruppe „Logistik“
konstruktiv in einem interdisziplinären Team vorangebracht.
Darüber hinaus gibt es stets aktuelle Projektteams, die sich
akuten QM-Themen stellen.
Durch die Teilnahme an Laborvergleichen und internationalen
Ringversuchen findet zudem eine externe Qualitätssicherung
statt. Durch ständige Vergleiche und die Kontrolle von außen
stellen wir sicher, dass unsere Arbeit durch konstruktives
Feedback von externen Stellen auf höchstem Niveau bleibt.
Bei der internen Qualitätssicherung befolgen wir nicht nur
selbstverständlich die Richtlinien der Bundesärztekammer (RiliBÄK), sondern legen großen Wert darauf, klar darüber hinaus
zu gehen.
Als sichtbares und belegbares Merkmal unseres Qualitätsanspruchs sind unsere Laboratorien durch die Deutsche Akkreditierungsstelle (DAkkS) an den Standorten Gelsenkirchen,
Iserlohn und Siegen für medizinische Laboruntersuchungen
nach DIN EN ISO 15189 akkreditiert. Die am Standort Gelsenkirchen ansässige Abteilung Krankenhaushygiene ist nach DIN
EN ISO/IEC 17025 akkreditiert. Unter anderem durch diese
regelmäßige, standardisierte Prüfung unserer Arbeitsabläufe,
Mitarbeiter, Dokumentation und Angebote für unsere Einsender werden unsere ständigen Verbesserungsmaßnahmen ermöglicht und kontrolliert. Unsere Fremdleistungen bieten wir
in Kooperation mit renommierten Partnern an und legen auch
bei der Auswahl dieser Partnerinstitute größten Wert auf ein
zuverlässiges und funktionierendes Qualitätsmanagement.
Dieser hohe Anspruch an die Qualitätssicherung ist für uns
eine Grundlage unserer Arbeit und entspricht unserem Selbstverständnis als zuverlässiger Partner für niedergelassene Ärzte
und Krankenhäuser.
27
t Qualitätsmanagement
t Qualitätsmanagement
Das Labor der kurzen Wege
Kontaktliste
Zu einem optimalen Service für unsere Einsender gehört nicht
nur eine zuverlässige Diagnostik, sondern auch schnelle Abwicklung und Flexibilität. Deshalb arbeiten wir ständig daran,
unsere Arbeitsabläufe zu optimieren und die Wege kurz zu halten – sowohl in der Probenlogistik als auch bei unseren Entscheidungen.
Geschäftsführung
Dr. med. Astrid Dirkes-Kersting
Tel.: (0209) 1586-400
Fax: (0209) 1586-106
Dr. med. Georg Kirchner
Tel.: (02371) 8256-21
Fax: (02371) 8256-50
Mit unserem eigenen Kurierdienst fahren wir derzeit auf über
30 Touren Praxen, Krankenhäuser und Gesundheitsämter
an – die meisten täglich, einige zweimal am Tag – um einen
schnellen und sicheren Transport der Proben gewährleisten
zu können. Als Labor mit überwiegend regionaler Ausrichtung
erreicht uns so das Probenmaterial umgehend und ohne lange Transport- oder Wartezeiten. Die interne Probenlogistik für
mehrere tausend Proben pro Tag ist immer wieder eine große
Herausforderung, die wir dank eines starken Teams und moderner, automatisierter Prozesse täglich meistern. Auf diesem
Weg unterstützen wir unsere Einsender bei der Laborarbeit, indem wir Arbeitsschritte aus der Praxis in unser Labor verlagern.
Zusätzliche Serviceangebote, wie die elektronische Auftragsübermittlung über Order Entry oder der Abruf von Befunddaten
über LabApp und OnlineBefund können darüber hinaus die
Abwicklung erleichtern.
Die kurzen Wege finden Sie bei uns jedoch nicht nur im Handling Ihrer Proben. Wir legen großen Wert darauf, Sie jederzeit
mit persönlicher und kompetenter Beratung zu unterstützen,
wenn Fragen oder Probleme auftauchen. Für medizinische
Rückfragen sind bei uns in den Abteilungen durchgängig Akademiker vor Ort, die Ihnen auch gerne bei der Befundinterpretation helfen. Bei vielen Fragen rund um Ihre eingereichten
Untersuchungen oder auch zur Abrechnung steht Ihnen unser
Einsender-Service telefonisch zur Seite. Unser Außendienst
berät Sie im persönlichen Gespräch und ist Ihr erster Ansprechpartner, wenn es zum Beispiel um neue Serviceangebote, Ihre
individuellen Praxisprofile oder Ihre persönlichen Wünsche
rund um unsere Zusammenarbeit geht.
Wir legen großen Wert darauf, dass Sie mit der Qualität unserer
Arbeit und unserem Service, unserer Betreuung zufrieden sind.
Wenn Sie Fragen haben, können Sie sich gerne an eine der folgenden Stellen wenden:
Befundauskunft & Probenentnahme
Fax: (0209) 1586-237
Fax: (02371) 8256-50
Tel.: (02371) 8256-0 / 26
Dr. med. Susanne Buchbinder, Leitung
Tel.: (0209) 1586-415
Serologie / Virologie
Fax: (0209) 1586-274
Außendienst
Swetlana Weinmeister, Leitung
Tel.: (0209) 1586-199
Gelsenkirchen:
Fax: (0209) 1586-521
Dr. rer.-nat. Janina Kreuz
Tel.: (0209) 1586-330
Silvia Gruda
Tel.: (0209) 1586-223
Julia Heidel
Tel.: (0209) 1586-330
Andrea Hövelmann
Tel.: (0209) 1586-225
Krankenhaushygiene
Iserlohn & Siegen
Fax: (0271) 2345-850
Dr. rer.-nat. Dorothee Krause-Finkeldey
Tel.: (0209) 1586-212
Brigitte Rodrigues
Tel.: (0271) 2345-836
Mobil: (0176) 1586 1014
Dr. med. Michael O. Völker
Tel.: (0209) 1586-240
Gelsenkirchen
Klinische Chemie
Fax: (0209) 1586-237
Fax: (0209) 1586-477
Kommunikation / Presse
Fax: (0209) 1586-521
Florian Gather
Tel.: (0209) 1586-357
EDV / elektr. Befundübermittlung
Dr. med. Brigitte Molitor, Leitung
Tel.: (0209) 1586-435
Fax: (0209) 1586-106
Tel.: (0209) 1586-999
Dr. rer. nat. Matthäus Janczyk
Tel.: (0209) 1586-414
Zentrale Befundabfrage
Dipl.-Biologin Dagmar Preusse
Tel.: (0209) 1586-425
Dipl.-Biologe Maik Rohr
Tel.: (0209) 1586-335
Mobil: (0175) 1201767
Mikrobiologie
Fax: (0209) 1586-269
Dr. med. Ricarda Plogmann-Pietsch, Leitung
Tel.: (0209) 1586-148
Dr. med. Heike Tix
Tel.: (0209) 1586-149
Dr. rer.-nat. Ingolf Elles
Tel.: (0209) 1586-161
Dr. med. Alexander Kirov
Tel.: (0209) 1586-302
Dipl.-Biologin Meike Küting
Tel.: (0209) 1586-303
28
Molekularbiologie
Gelsenkirchen:
Tel. 1: (0209) 1586-120
Tel. 2: (0209) 1586-121
Iserlohn
Mikrobiologie
Fax: (02371) 8256-50
Hedwig Matejek, Leitung
Tel.: (02371) 8256-0
Klinische Chemie & Serologie
Fax: (02371) 8256-50
Probenannahme
Fax: (02371) 8256-60
Birgit Kissing
Tel.: (02371) 8256-0
Qualitätsmanagement
Fax: (02371) 8256-50
Nicole Blum
Tel.: (02371) 8256-0
Siegen
Ärztliche Leitung
Fax: (0271) 2345-850
Rolf Hackler
Tel.: (0271) 2345-818
Klinische Chemie / Serologie
Fax: (0271) 2345-853
Simone Neubert
Tel.: (0271) 2345-824
Mikrobiologie
Dipl.-Biologe David Wellen, Leitung
Tel.: (0271) 2345-820
Miriam Zurkan
Tel.: (0271) 2345-829
Renée Stötzel
Tel.: (0271) 2345-819
Qualitätsmanagement
Anke Müller
Tel.: (0271) 2345-841
Verwaltung / Sekretariat
Fax: (0271) 2345-850
Dorothee Weber
Tel.: (0271) 2345-811
Empfang
Barbara Schäfer
Tel.: (02371) 8256-0
Fax: (0271) 2345-853
Tel.: (0271) 2345-80
Sekretariat der Geschäftsführung
Zentrale Befundabfrage
Fax: (02371) 8256-50
Siegen:
Tel.: (0271) 2345-835
Bianca Schüngel
Tel.: (02371) 8256-0
29
click in kultur
„Wunder der Natur“
Gasometer Oberhausen
Tomás Saraceno – in orbit
K21 Ständehaus, Düsseldorf
„Wahlverwandschaften“
Lehmbruck Museum, Duisburg
t Kultur
„Wunder der Natur“ im
Gasometer Oberhausen
Autorin: Bettina Brakelmann
DIE WELT IST SCHÖN
Die Natur ist der größte Künstler – dieser Spruch ist so banal wie wahr. Welch überaus komplexes und intelligentes System hinter der Schöpfung steht, veranschaulicht
die diesjährige große Ausstellung im Oberhausener Gasometer, die am 11. März startet. Die „Wunder der Natur“ sind – jenseits biologischer Finessen – vor allem eines:
wunderschön.
Insgesamt 140 großformatige Fotos und 22 begleitende Videos zeigen eindrucksvoll,
was unseren Planeten von allen anderen unterscheidet: die Existenz von Leben. Tiere
und Pflanzen machen sich in den tiefsten Tiefen und höchsten Höhen breit. Einige von ihnen sind riesengroß, wie etwa der Blauwal oder der Elefanten, andere so
mikroskopisch winzig wie die Zwergwespe. Im Pflanzenreich reicht die Spanne von
millimeterkleinen Zwergwasserlinsen bis zum über 100 Meter hohen Mammutbaum.
Und sogar weit unten in der Tiefsee, in die kein Lichtstrahl mehr vordringt, haben
Forscher jüngst jahrmillionenalte Mikroben entdeckt, deren Zellen sich nur alle 100
bis 500 Jahre teilen.
All diese Lebewesen haben etwas gemeinsam: Sie haben Strategien entwickelt, um
ihr Überleben zu sichern. Das beginnt bereits bei ihren raffinierten, mitunter sogar
akrobatischen sexuellen Ritualen. Wir werden in dieser Ausstellung Zeugen des fragilen Aktes zweier Ameisen, der atemberaubenden Anschmiegsamkeit von Schnecken, der tänzerischen Balz von Paradiesvögeln oder der großen Grazie des „Vorspiels“ von Kranichen, das jedes Ballett in den Schatten stellen dürfte.
Auch bei der Aufzucht des Nachwuchses lassen sich die Tiere so einiges einfallen:
Skorpione zum Beispiel tragen ihre Brut 14 Tage schützend direkt am Körper, und der
Kardinalsbarsch saugt seine Kinder einfach vorübergehend ins Maul, wenn Gefahr
im Verzug ist. Den faszinierenden Familienbeziehungen etwa von Elefanten oder Affen, aber auch von unscheinbaren Insekten ist in der Ausstellung ein eigenes Kapitel
gewidmet; weitere Themen sind Fressen und gefressen werden, Strategien des Jagens und Überlistens oder Mimikri.
Die Aufnahmen sind bis zu 2 x 6 Meter groß und so detailscharf, dass der Betrachter
das Gefühl bekommt, Teil der auf dem Bild dargestellten Szenerie zu sein. Noch authentischer werden die „Wunder der Natur“ durch 30-Sekunden-Video-Ausschnitte
aus exzellenten Naturfilmen, die das Motiv des Fotos in bewegten Bildern aufgreifen,
etwa wenn eine Kolonie von 80.000 Kranichen über dem Himalaya aufsteigt oder
sich riesige Schwärme von Delphinen durch die Fluten des Ozeans pflügen.
So manche Überraschung hält auch das Pflanzenreich bereit: In der Tat beweisen
verschiedene Fotos, dass Pflanzen durchaus miteinander kommunizieren. Eine Makroaufnahme macht sogar sichtbar, wie ein Blatt atmet! Dass auch die Beobachtung
der Natur eine Frage der Perspektive ist, wird am Beispiel von Farben erläutert: Gezeigt wird ein und dieselbe Blume gleich dreimal: so wie ein Mensch sie sieht, wie
eine Biene sie sieht und wie ein Schmetterling sie sieht. Welche Sichtweise ist hier
jetzt objektiv?
t Fortsetzung auf der nächsten Seite
32
t Kultur
Wie jedes Jahr können sich die Besucher auch in der 2016er-Ausstellung wieder
auf ein unvergleichliches Raumerlebnis in dieser „Kathedrale der Industrie“ freuen.
Highlight im 100 Meter hohen Luftraum des Gasometers ist eine im Durchmesser
20 Meter große Erdkugel. Bewegte, hoch auflösende Satellitenbilder werden detailgenau auf die Erdkugel projiziert. Möglich machen das zwölf Projektionsgeräte der
allerneusten Generation, die Bilder in einer nie dagewesenen Qualität erzeugen können. Wer mit dem Panoramaaufzug hoch zum Dach des Gasometers fährt, hat einen
Blick auf unseren Heimatplaneten, den sonst nur Astronauten haben. Man sieht Wolkenfelder und -strudel vorüberziehen, den Wechsel von Tag und Nacht, Helligkeit und
Dunkelheit, den Wandel der Jahreszeiten.
Für diese Installation hat sich der Gasometer das Deutsche Zentrum für Luft- und
Raumfahhrt (DLR) und damit bestes wissenschaftliches Know-how mit ins Boot geholt. Auf das Konto der DLR geht die Animation, die auf die Erdkugel projiziert wird
und die aus global verfügbaren Satellitendaten generiert wurde.
Verbindendes Spannungselement aller Exponate der Oberhausener Schau ist zunächst einmal das beeindruckte Staunen des Betrachters, der das Gezeigte in dieser
Form zuvor noch nicht gesehen hatte. Die Neugier, das Mehr-wissen-wollen, das aus
diesem Staunen erwächst, wird umgehend durch die Begleitvideos und erklärende Schrifttafeln befriedigt. Wieder einmal ist es dem Team um Kurator Prof. Peter
Pachnicke gelungen, eine ebenso spektakuläre wie lehrreiche und unterhaltsame
Ausstellung auf die Beine zu stellen, die die Grenzen zwischen Kunst und (Natur)
wissenschaft mühelos überschreitet und familienfreundliche Aufklärung im besten
Sinne bietet.
Wunder der Natur
Gasometer Oberhausen
11. März bis 30. Dezember 2016
Öffnungszeiten: Di.–So. 10–18 Uhr
www.gasometer.de
Fotos
01 „Macaque (Macaca nigra), close-up of eyes and brow“ – Foto: Tim Flach / Getty Images
02 Gasometer mit Plakat zur Ausstellung – Foto: Gasometer Oberhausen
03 „Face to Face“ – Foto: Bence Máté Photography
04 Montage „Wunder der Natur“ – Foto: Gasometer Oberhausen/Thomas Wolf/DLR
35
t Kultur
Tomás Saraceno – in orbit
Autorin: Bettina Brakelmann
WOLKENKUCKUCKSHEIM
Fünfundzwanzig Meter in die Tiefe zu schauen, ist nicht jedermanns Sache – vor
allem, wenn man keinen festen Boden, sondern nur ein löcheriges Netz unter den
Füßen hat: Die Installation „In Orbit“ des Künstlers Tomás Saraceno ist nichts für
Höhenängstliche.
Was da oben so filigran unter dem gewaltigen Glasdach des Ständehauses zu schweben scheint, wiegt in Wirklichkeit über drei Tonnen. Dass diese Installation hält, verdankt sie drei Disziplinen: dem Ingenieurswesen, der Architektur und nicht zuletzt
der Kunst. In der Tat löst dieses Werk, dessen Planung mehr als drei Jahre gedauert
hat, die Grenzen zwischen Kunst und Wissenschaft auf.
Tomás Saraceno, der 1973 in Argentinien geboren wurde und heute in Berlin lebt, beobachtet seit langem sehr genau bestimmte Phänomene der Natur. Was ihn besonders faszinierte, war die Verbindung von Funktionalität, Schönheit und Stärke eines
Spinnennetzes – und so wurde die Grundidee hinter „In Orbit“ geboren.
In drei Schichten, auf einer Fläche von insgesamt 2500 Quadratmetern, liegen Netze
übereinander, auf Abstand gehalten durch sogenannte Sphären: mit Luft gefüllte
Riesenkugeln, durchsichtig oder verspiegelt, mit bis zu 8,50 Meter im Durchmesser.
„Eine offene kosmisch gewebte Struktur, die sich verdichtet, verzweigt und an ihren
Rändern wieder in Linien mündet“, so Saraceno.
Maximal zehn Personen dürfen dieses Gebilde gleichzeitig betreten. Für die Dauer
ihres Verweilens in der Installation verschmelzen sie zu einer Gemeinschaft, in der
alle aufeinander achten und ihr Verhalten abstimmen müssen. Denn das Geflecht
ist sensibel, die kleinste Bewegung des einen hat Auswirkungen auf alle anderen.
Und so bewegen sich die Besucher vorsichtig und federnd wie durch ein Wolkengebirge, sie nehmen den Raum durch Vibration und Bewegung wahr. Die Schwerkraft
scheint aufgehoben in diesem schwingenden Netz von Beziehungen, Nervenbahnen
und Resonanzen. Man denkt einerseits unwillkürlich an Modelle des Universums, an
Planeten oder Moleküle, und andererseits wirken die Besucher wie kleine gefangene
Fliegen in einem riesigen, dreidimensionalen Spinnennetz.
Ob man die Installation selbst betritt oder sie sich von unten bzw. von der Seite anschaut, man entwickelt auf jeden Fall eine emotionale Beziehung zu diesem Kunstwerk, so sehr zieht es den Betrachter in seinen Bann. Es fordert die Selbstwahrnehmung jedes einzelnen heraus, unabhängig davon, ob man das Netz mit einem Gefühl
der Sicherheit oder des Gefangenseins verknüpft. Die Qualität dieser Installation
liegt – wie immer – im Auge des Betrachters und hängt an stählernen Fäden.
Tomás Saraceno – in orbit
K21 Ständehaus, Düsseldorf
bis Juni 2016
Öffnungszeiten: Di. – Fr. 10 – 18 Uhr; Sa., So. 11 – 18 Uhr
www.kunstsammlung.de
Fotos
© Studio Tomás Saraceno 2013. © Kunstsammlung NRW
36
t Kultur
t Kultur
„Wahlverwandtschaften“
Autorin: Bettina Brakelmann
DIE CHEMIE STIMMTE – EINE RETROSPEKTIVE
Als Goethe im Jahre 1809 seinen Roman „Wahlverwandtschaften“ schrieb, hatte er
dabei durchaus Hintergedanken. Ganz ähnliche Assoziationen bewogen anno 2015
die Kuratorin Marion Bornscheuer, einer Ausstellung im Lehmbruck Museums den
gleichen Namen zu geben.
In dem berühmten literarischen Werk geht es um das Schicksal zweier Paare, die
sich „überkreuz“ ineinander verlieben, einen Konflikt zwischen Leidenschaft und
Vernunft ausfechten und schließlich daran zerbrechen. Doch ursprünglich stammt
der Begriff aus den Naturwissenschaften und bezeichnet das anziehende und abstoßende Verhalten von chemischen Verbindungen. Eben solche spannenden Beziehungen und Wechselwirkungen kennzeichneten die Duisburger Ausstellung.
Gezeigt wurden Werke von 43 Künstlerinnen und Künstlern. Etwa die Hälfte von ihnen
stammt aus Duisburg, die andere wurde von den einheimischen Teilnehmern vorgeschlagen. Auswahlkriterium war eine „Wahlverwandtschaft“, also eine spannende
Verbindung miteinander. Kaum waren die Exponate in den Museumsräumlichkeiten
aufgebaut, stellte sich heraus, dass zuweilen ganz andere Werke gut zueinander
passten, als zuvor gedacht – womit die hintergründige Idee der Ausstellung voll erfüllt wurde. Hauptsache die Chemie stimmt! Denn wie immer bei Gemeinschaftsausstellungen entscheidet das Zusammenspiel aller künstlerischen Positionen über die
gesamte künstlerische Qualität. Und hier: volle Punktzahl für Duisburg! Das Spektrum der ausgestellten Arbeiten war denkbar breit: von Fotografien über Skulpturen
bis zu Installationen, von konzeptionellen bis zu humorigen Beiträgen war alles vorhanden.
Stellvertretend für alle beteiligten Kunstschaffenden sei hier die Arbeit von Ulrike
Waltemathe genannt. Die Duisburgerin hat in ihrer Kunst ein spielerisches Verhältnis zu biologischen Modellen entwickelt, zu Themen wie Viren, Genmanipulation,
Mutation und Züchtung. Humorvoll und unerschrocken ist sie biologischen Vorgängen auf der Spur. So hat sie für sich das „experimentelle Häkeln“ entdeckt, das das
Zellwachstum, das langsame Entstehen von Gewebe simulieren soll. Schon durch
kleinste Mutationen entstehen völlig neue Gebilde. Ulrike Waltemathe benutzt für
ihre Objekte in erster Linie Alltagsmaterialien wie Wattestäbchen, Büstenhalter,
Badekappen, Gummihandschuhe, Trinkhalme oder Pipettenspitzen. So auch in der
Duisburger Schau, bei der sie ihre Arbeiten „botanische Modelle biomorpher Auswüchse in der Kunst“ und „Schaumgebilde“ präsentierte.
Wahlverwandtschaften
Lehmbruck Museum, Duisburg
bis 31. Januar 2016
Öffnungszeiten: Mi. 12 – 18, Do. 12 – 21, Fr. + Sa. 12 – 18, So. 11 – 18 Uhr
www.lehmbruckmuseum.de
Fotos
01 „Schaumgebilde“
02 „Botanische Modelle biomorpher Auswüchse in der Kunst“
40
41
42
43
365 Tage im Jahr
Klarheit schaffen …
t
Labormedizin
Mikrobiologie
Krankenhaushygiene
Service
44
www.hygel.de
Gelsenkirchen Iserlohn Siegen
t Ihr Labor für effiziente Diagnostik
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