Chlamydia (C. trachomatis) / LGV Klinik ....................................................................................................................................................................................... Diagnostik ............................................................................................................................................................................... Therapie .................................................................................................................................................................................. Partnerinformation / Behandlung ............................................................................................................................................ Info / Quellen ........................................................................................................................................................................... Guidelines.ch - Medizinische Leitlinien für Diagnostik und Therapie 1 1 1 2 3 Guideline: Chlamydia (C. trachomatis) / LGV 07.04.2017 Klinik Frauen: meist asymptomatisch ■ ■ ■ ■ ■ ■ Zervizitis (85% asymptomatisch): mukopurulenter Ausfluss, Metrorrhagien, postkoitale Blutungen PID: Unterbauchschmerzen und Ausfluss, Infertilitätsprobleme, meist asymptomatisch Perihepatitis: bei 5-15% der PID, rechtsseitige Oberbauchschmerzen Urethritis: Dysurie, Pyurie (ohne Bakteriurie) SS: erhöht Risiko für Frühgeburt Rektale Infektionen meist asymptomatisch, bei Frauen mit Analverkehr häufig und potentielles Reservoir für Re-infektion. Männer ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ Urethritis: häufig eher klarer Ausfluss Epididymitis: einseitige Schmerzen im Hoden, Schwellung der Epididymis Prostatitis: sehr selten Rektale Infektion meist asymptomatisch Proktitis vor allem durch Serovar L1-3 (LGV), nur bei MSM nach rezeptivem analen GV, anorektale Schmerzen, Ausfluss, Blutung, führt sekundär zu analen Fisteln, Strikturen Reaktive Arthritis: ca. 1 % Patienten nach Urethritis Lymphogranuloma venerum (LGV), Serovar L1-3: Vor allem rektale Infektionen bei MSM. Blutig-schleimiger Stuhl, Schmerzen beim Stuhlgang, schmerzhafte pararektale LK-Schwellung (bei penilem Befall Bubo inguinal). Diagnostik Allgemiene Aspekte ■ ■ siehe auch: Sexualanamnese Inkubationszeit : s. STD-allgmein Grundsatz: Wenn immer möglich Diagnostik durchführen ■ ■ Bei typischer Klinik ► Behandlung ohne Diagnostik (immer kombiniert Chlamydien/Gonokokken) Chlamydien- / Gonokokken-Urethritis klinisch nicht immer auseindanderzuhalten Diagnostisches Standardvorgehen ■ PCR (spezielle Tupfer/Transportmedium) Abstrich Urethra, Analkanal, Vagina (hohe Sensitivität selbst durchgeführter Vaginalabstriche) alternativ Erstrahlurin (5-10ml) Versand: Raumtemperatur ● ● ● Kultur: nur in Ausnahmefällen (z.B. IFIK-Bern) ■ Copan UTM-RT Transportmedium Kosten Am KSSG 2016/2017 Testing bevorzugt im Rahmen von STAR / non-STAR (als Teil des STD-7 Tests) Meldepflichtige Erkrankung ■ Reine Labormeldung. Keine ärztliche Ergänzungsmeldung nötig. Guidelines.ch - Medizinische Leitlinien für Diagnostik und Therapie 1 Guideline: Chlamydia (C. trachomatis) / LGV 07.04.2017 Therapie Syndromische Therapie ohne Diagnostik möglichst vermeiden ■ Immer kombinierte Therapie NG/CT Ceftriaxon 500 mg i.m. UND Azithromycin 1 g p.o. einmalig ● Tx nach bestätigter Diagnose ■ isolierte Therapie C. trach. Doxycyclin 100 mgBID x 7d (Adhärenz besprechen) Alternativ, nur bei fraglicher Adhärenz oder starker Sonnenexposition: Azithromycin 1 g p.o. einmalig (unterlegene Wirksamkeit Geisler 2016, vor allem bei rektaler Infektion Hathorn 2012), Lymphogranuloma venerum (LGV) Doxycyclin 100 mg bid po 21 d Alternativ (siehe oben) Azithromycin 1g p.o. Q7D x 3w Test of cure notwendig 6 Wochen post Tx ● ● ■ ● ● ● Partnerinformation / Behandlung Grundsätze ■ ■ ■ ■ Zeitgleiche Behandlung der regelmässigen Sexualpartner ist Voraussetzung für langfristigen Therapieerfolg. Den meisten Menschen fällt die Partnerinformation schwer, wegen 1. Scham und 2. der Angst, den Partner oder die Partnerin zu verlieren. Je enger das sexuelle Netzwerk, desto stärker rückt das Eigeninteresse bei der Partnerinformation in den Vordergrund. Diese Motivation ist nicht zu unterschätzen. Grundlage jeder Partnerinformation ist eine umfassende Sexualanamnese. Methoden der Partnerinformation 1. Patient kennt die Partner, möchte sie informieren Patient informiert Partner und schickt diese zum selben Arzt ► beste, bevorzugte Methode, falls möglich. Patient informiert Partner, Verlauf Nachkontrolle unbekannt ► unbefriedigend. Besser: Notiz mitgeben, nachbehandelnder Arzt soll sich zur Rücksprache bei der Instanz der Erstdiagnose melden 2. Patient kennt die Partner, möchte aber nicht informieren Patient gibt Kontaktinformation an den Arzt weiter; dieser informiert die möglichen Indexpersonen ohne seine Informationsquelle anzugeben. 3. Patient kennt die Partner nicht, aber den Ort der Infektion Kommerzieller Sexort - Bordell, Sauna, Sexkino, Darkroom: ► Evtl. Betreiber informieren, damit dieser z.B. einen Aushang macht für eine Testempfehlung. Private Sexparty, Swingerclub, etc.: ► Evtl.Telefonnummer des Organisators erfragen, damit dieser ggf. die weitere Partnerinformation übernimmt. Bei allen anderen Orten erfolgen in der Regel keine weiteren Massnahmen. In Einzelfällen Besprechung je nach Situation mit Kantonsarzt, etwa bei lokalen Ausbrüchen (z.B. sexuell übertragene Hepatitis A, Shigellen) ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ Tips zur Partnerinformation ■ ■ ■ ■ Konkrete Sprache benutzen. Statt vage von Sex konkret von Sexualpraktiken sprechen: z.B. "Oralverkehr" ("Blasen", "Lecken"), "Analverkehr" ("eindringend/aufnehmend", "Sind Sie beim Analverkehr der eindringende oder aufnehmende Partner oder beides?" statt "aktiv/passiv")... Oralverkehr immer separat und gezielt ansprechen. Wird von vielen nicht als "Sex" begriffen. Deutlich machen, dass es bei STI auch um "geschützte" Kontakte geht. Patienten geben häufig nur die Partner an, mit denen sie "ungeschützte" Kontakte hatten. Präventionsbotschaften verdeutlichen ("Kondome schützen nur vor Schwangerschaft und HIV") Guidelines.ch - Medizinische Leitlinien für Diagnostik und Therapie 2 Guideline: Chlamydia (C. trachomatis) / LGV ■ ■ ■ ■ 07.04.2017 Unterstreichen, dass STI häufig asymptomatisch sind, vor allem "im Hals", "anal" und "vaginal". Unterstreichen, dass Partner nicht warten sollen, bis sie Symptome haben oder sie ebenfalls positiv gestestet wurden. Offene Fragen stellen: "Wen werden Sie informieren?" - "Übernehmen Sie die Benachrichtigung selbst oder soll ich das für Sie tun?" Medikamente für die Partnerbehandlung können auch mitgegeben werden. Therapie ■ ■ ■ ■ Partnertherapie bei bakteriellen / parasitären STI ist in aller Regel eine empirische Therapie ► keine Testung der Sexualpartner, bzw. vor Tx nicht erst Testergebnisse abwarten Möglichst zeitgleiche Therapie mit demselben Antibiotikum. Fortgesetzte Sexualkontakte zwischen den gleich(zeitig) behandelten Partnern sind möglich. Ausnahmen von dieser Regel sind z.B. Syphilis, wenn der letzte Sexualkontakt mehr als 90 Tage zurückliegt. Keine Partnerbehandlung bei viralen STI wie HIV, Virushepatitis, Genitalherpes, Condylomata ... Zeitfenster - wie welche Sexualpartner sollen informiert werden? ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ Grundregel: Das Zeitfenster ist für bakterielle Infektionen kürzer als für virale; für symptomatische kürzer als für asymptomatische; bei der Syphilis stadienabhängig (Primäre < Sekundäre Lues < Lues latens usw.) Ulcus molle: bis 10 Tage vor Symptombeginn Symptomatische Gonorrhoeo: 10 bis 30 Tage vor Symptombeginn Filzläuse und Skabies: bis 30 Tage vor Symptombeginn Asymptomatische Gonorrhoe, CT, MG, UU, etc., Donovaniosis: bis 60 Tage Primäre Syphilis: bis 90 Tage Sekundäre Syphilis: bis 6 Monate Info / Quellen CDC Guidelines STD Dez. 2010 Vergleich Doxycylin vs. Azithromycin bei Chlamydien: Geisler et al., NEJM 2016 Vergleich Doxycyclin vs. Azithromycin bei rektalen Chlamydien: Hathorn et al., Sex Transm Infect 2012 Beachte auch allgemeine Aspekte zu Sexuell übertragbaren Krankheiten ■ ■ ■ HIV / Lues-Testung bei Risikoverhalten Partnerinformation Ev. Hepatitis B Testung und Imfpung Verantwortlicher Autor: Pietro Vernazza Erstellt am: 29.01.2013 Letzte Änderung: 18.01.2017 Publizierte Version: 6.1.0 Gültig für: BAG (11.01.2016, Pietro Vernazza) KSSG / Infektiologie (11.01.2016, Pietro Vernazza) Guidelines.ch - Medizinische Leitlinien für Diagnostik und Therapie 3