Geschichte Amerikanischer Bürgerkrieg Sendemanuskript Zitator 1: „Da kommt der große Messias. Ich ihn sofort erkennen. Er schon in meinem Herzen lebt lange Jahre. Und nun er ist gekommen, um zu befreien seine Kinder aus der Knechtschaft.’ Er fiel vor dem Präsidenten auf die Knie und küsste ihm die Füße. Die anderen folgten seinem Beispiel, und in einer Minute war Mr. Lincoln von diesen Leuten umringt, die sein Bild, das sie von Fotografien kannten, in ihrem Herzen getragen hatten und seit Jahren nach ihm ausschauten als ihrem Retter, der sie aus ihrer Gefangenschaft befreien würde.“ (Augenzeugenberichte, S. 310) Erzählerin: Zwölf Sklaven empfangen Abraham Lincoln in Richmond. Ein Augenzeugenbericht von Admiral David Porter, der Lincoln im April 1865 in die Hauptstadt der Konföderierten begleitet. Die siegreichen Truppen der Union haben die Stadt eingenommen. Die Kapitulation der Südstaaten steht unmittelbar bevor. Lincoln will den Präsidenten der Konföderation, Jeff Davis, zu Friedensgesprächen treffen. Für die Schwarzen bedeutet das die lang ersehnte Befreiung aus der Sklaverei – und Lincoln ist ihr Lord. Zu Bürgerkriegszeiten benützen die Amerikaner gern eine biblische Sprache: Für die religiös motivierten Sozialreformer aus dem Norden, vor allem die radikalen Abolitionisten, ist Sklaverei schlicht eine Sünde, während die Plantagenbesitzer der Südstaaten sie als Institution „göttlichen Rechts“ verteidigen. Auf jeden Fall aber ist die Sklaverei eine „besondere Institution“, wie man sie im Süden euphemistisch umschreibt, die es gilt um jeden Preis zu verteidigen. Lincoln selbst, nicht nur Staatsmann, sondern auch Jurist, sieht die Dinge sehr viel nüchterner: Zitator 2, Lincoln: „In dem gegenwärtigen Bürgerkrieg sind die Ziele Gottes mit höchster Wahrscheinlichkeit … ganz andere als die der streitenden Parteien.“ (Carocci, S. 40) Erzählerin: Die Sklaverei behandelt der Präsident – und rechtmäßige Vertreter der Union – nicht als Glaubensfrage, sondern als Frage der politischen Vernunft. Abraham Lincoln hat zunächst also keineswegs vor, die Sklaverei abzuschaffen – er lehnt lediglich ihre Ausdehnung auf Staaten ab, die neu in die Union aufgenommen werden. Um ein kompliziertes Gleichgewicht zu bewahren, handelt der Norden immer wieder neue Kompromisse mit dem Süden aus. Alle haben das Ziel, für ausgewogene Stimmverhältnisse zwischen Sklavenhalter- und freien Staaten im Kongress zu sorgen. Doch der Süden betrachtet den Republikaner Lincoln als Radikalen – als Bedrohung seiner gesellschaftlichen Ordnung. Der Historiker Michael Hochgeschwender von der Universität München: 1. Hochgeschwender, 8.20 „Das führte dazu, dass der besonders radikale Staat South Carolina, wo die Sklavenpopulation am größten war, im Dezember 1860 aus der Union austrat und der tiefe Süden, Alabama, Mississippi und andere folgten und auch der obere Süden mit Virginia und North Carolina. Zitator 3, Chronologie: 6. November 1860: Wahl des Republikaners Abraham Lincoln zum Präsidenten der USA. 20. Dezember: South Carolina tritt aus der Union aus. Januar 1861: Texas, Mississippi, Florida, Alabama, Georgia und Louisiana verlassen die Union. 4. Februar: Proklamation der Konföderierten Staaten von Amerika mit Jefferson Davis als Gegenpräsident. 20. Februar: der Senat des Nordens erhöht die Zölle – und schädigt damit den Süden, der vom Export der Baumwolle lebt. 12. April: Truppen der Konföderation beschießen Fort Sumter. Sieg der Konföderierten. Beginn des Amerikanischen Bürgerkriegs. Erzählerin: Vier lange Jahre, von 1861 bis 1865, kämpft der amerikanische Norden gegen den Süden. Über 620.000 Soldaten verlieren auf den Schlachtfeldern - vor allem denen des Südens - ihr Leben. Es ist der erste moderne Krieg: Vorläufer des modernen Maschinengewehrs kommen zum Einsatz, ebenso wie Stacheldraht oder Panzerschiffe, Fesselballons zur Aufklärung. Die vormoderne Rüstungsindustrie läuft auf Hochtouren. Es gibt mehr Verletzte und mehr Tote als in früheren Kriegen: Zitator 1: „Knapp fünfhundert Meter gegenüber dem Eisenbahndamm, wo Jacksons alte Division angegriffen wurde, waren mindestens dreiviertel der Männer, die an dem Sturmangriff teilnahmen, getötet worden und lagen da in ihren Reihen an dem Platz, wo sie gefallen waren. Ich hätte geradeaus an die vierhundert Meter weit über die Leichen gehen können, ohne mit dem Fuß den Boden zu berühren.“ (Augenzeugenberichte, S. 171) Erzählerin: So ein Artillerist der Konföderierten 1862 nach einem Gefecht. Der Norden ist dem Süden materiell überlegen, er hat mehr Fabriken, das bessere Eisenbahnnetz, die ausgefeiltere Waffentechnologie – und mehr Menschen. Im Süden hingegen, der gerne mit seiner aristokratischen Lebenshaltung und seinem Ehrgefühl kokettiert, gibt es erfahrene Kämpfer und bessere Militärs. Doch sowohl im Norden als auch im Süden wissen keineswegs alle Soldaten, wofür sie überhaupt kämpfen, meint Michael Hochgeschwender vom Münchner Amerika-Institut: 2. + 3. Zsp. Hochgeschwender, take 1/1.50 / 2.43 „Wenn man z. B. evangelikale Protestanten aus dem Norden nimmt: die kämpften, um die USA mit dem Blut der Sünder zu heiligen, um die Wiederkunft Christi vorzubereiten. Dann gab es Leute, die kämpften um die Sklaverei abzuschaffen, weil sie Philanthropen waren oder aus ökonomischen Gründen, weil sie sich der Konkurrenz der Sklaverei nicht gewachsen sahen. Wieder andere kämpften für den Erhalt der Union und für die alte Verfassungsordnung. Zitator 1, Reportage, William Russel: „Heute hatte ich ein Gespräch mit den Repräsentanten der Südstaaten, das über eine Stunde dauerte. Wenn die Ansichten dieser hochrangigen Männer, die aus unterschiedlichen Teilen des Südens kommen, tatsächlich die Meinung ihrer Landsleute spiegeln, bestärkt mich das in meinem Eindruck, dass die Einheit der Union nicht wiederherzustellen ist. Erzählerin: So der Eindruck des englischen Journalisten William Russel. Er berichtet für die Londoner „Times“ aus den Südstaaten über den amerikanischen Bürgerkrieg. Einer der ersten Kriegsreporter überhaupt. Zitator 3, Chronologie: April 1861: Arkansas, North Carolina, Tennessee und Virginia schließen sich der Konföderation an 21. Juli: Schlacht von Bull Run. Erzählerin: Beide Seiten unterschätzen den Krieg zunächst. Schlecht ausgerüstet, mit einem bunt zusammen gewürfelten Haufen an Freiwilligen, glauben Militärs und Politiker im Süden wie im Norden, die Auseinandersetzung sei in wenigen Monaten erledigt. Der Norden beruft Freiwillige gar nur für 90 Tage ein – und zieht sie nach Ablauf der Frist ab, selbst wenn der Feind vor der Tür steht. Die erste Schlacht, die Schlacht von Bull Run, unweit von Washington, gerät zum Spektakel. Schaulustige reisen zum Picknick an. Geschäftstüchtige bieten Pferde zu überteuerten Preisen an. William Russel schreibt: Zitator 1, Russel: „Wenn Sie die Schlacht sehen wollen, sind tausend Dollar nicht zu viel. Ich vermute, manche Jungs haben mehr Geld bezahlt, um Jenny Lind an ihrem ersten Abend erleben zu können. Und dieser Kampf wird gewiss nicht wiederholt, das versichere ich Ihnen.“ (Russel, S. 235) Erzählerin: Für die Union wird die Schlacht ein Debakel – in kopfloser Flucht rennen ihre Soldaten vor dem Feind davon: Zitator 1, Russel: „Umkehren, umkehren! Wir sind geschlagen!“ (….) Plötzlich tauchte neben mir ein Mann in Offiziersuniform auf, dessen Degenscheide leer am Gürtel schlenkerte. „Was ist los? Was hat das alles zu bedeuten?“ fragte ich ihn? „Nun ja, es bedeutet, dass wir furchtbar eins aufs Haupt bekommen haben.“ (Russel, S. 242) Erzählerin: Schon die verschiedenen Namen für den Krieg zeigen, wie unterschiedlich er interpretiert wird: Handelt es sich um einen „War between the states“ – einen „Krieg zwischen den Staaten“, die das Recht haben, aus der Union wieder auszutreten, der sie 1787 freiwillig beigetreten sind? Oder um einen „Sezessionskrieg“, bei dem aufständische Rebellen aus dem Süden die Einheit der Nation mutwillig aufs Spiel setzen? Ist es ein Bürgerkrieg, der sich quer durch die Staaten – ja sogar durch die Familien zieht, ein Kampf unterschiedlicher Mentalitäten, Lebensstile und Werte? Oder gar ein Kampf der Moderne – verkörpert durch den Norden – gegen die Vormoderne – verkörpert durch den agrarisch geprägten Süden? 3. Zsp. Hochgeschwender, 1/0.40 „Man kann unterscheiden das Verfassungsproblem: gibt es ein Primat des Einzelstaates vor der Union oder gibt es ein Primat der Union vor dem Einzelstaat? Dieses Problem lässt sich von der Verfassung her nicht lösen, das musste gewissermaßen gewaltsam ausgekämpft werden. (…) Daneben hat es ausgeprägte kulturelle und ökonomische Unterschiede zwischen den verschiedenen Sektionen der Union gegeben. Im Norden eine Gesellschaft die in der Frühindustrialisierung begriffen war, in der die Massendemokratie Fuß gefasst hatte, eine sehr pluralistische Gesellschaft. Im Süden sehr viel stärker agrarisch geprägt mit entsprechenden kulturellen Gewohnheiten.“ (Zitator 1, Russel: „Es war fünf Uhr, als wir schließlich unser Ziel White House Plantation erreichten. Ein alter livrierter Neger trug mein spärliches Gepäck, kümmert sich darum, dass es mir an nichts fehlte, und erwies sich überhaupt als der perfekte Butler. (…) Einige Gäste sprachen von den Duellen und den Männern, die sich als Pistolenschützen einen Namen gemacht haben. Das Gespräch klang fast so, wie vor sechzig Jahren ein Gespräch unter irischen Adeligen geklungen hätte, die bei einem Glas Wein zusammen sitzen – es war sehr angenehm.“ (S. 216) Erzählerin: Aus Sicht aufgeklärter Nordstaatler – insbesondere der sogenannten Abolitionisten, die die Sklaverei ohne wenn und aber auf der Stelle abschaffen wollen -, stellt sich das Leben auf den Baumwollplantagen etwa so dar wie in Harriet Beechers Roman „Onkel Toms Hütte“. Durch die Schilderungen weißer Brutalität mobilisiert er im Norden weite Kreise gegen die Sklaverei. Zitator 1, Onkel Toms Hütte: „In diesem Augenblick kam Sambo herein, schwang seine Peitsche und rief brutal: „Was soll das heißen, Lucy?“ Mit diesen Worten schlug er Tom mit der Peitsche ins Gesicht. Die Mulattin erhielt einen Fußtritt, der sie in Ohnmacht fallen ließ. Sambo weckte sie aus dieser, indem er ihr eine Nadel tief ins Fleisch bohrte.“ (S. 198)) 4. Zsp. Hochgeschwender, 12.00 „Es gab einzelne Figuren, die extrem ruppig und sehr brutal mit ihren Sklaven umgingen, die zu grauenhaften Strafen gegriffen haben. Aber die Mehrheit neigte eher dazu, in den Sklaven Kinder zu sehen, die in irgendeiner Art und Weise als zweitrangige Familienmitglieder zu zählen waren. Erzählerin: Die Sklaven gehören zum Lebensstil der Südstaatler dazu – auch wenn de facto nur eine reiche Minderheit von etwa zwei Prozent der Großgrundbesitzer auf ihren Plantagen nennenswert von der Sklaverei profitiert. 6. Zsp. Hochgeschwender, 9.00 „Sie war für die Plantagenwirtschaft der Großpflanzer existenziell wichtig, weil es praktisch keine weißen Arbeiter gab, die es zu den Konditionen gemacht hätten wie die Sklaven. Auf der anderen Seite muss man sagen, dass schon in den 1850er Jahren sich ein Niedergang der Baumwollindustrie abzeichnete. Die Briten waren dabei, im Sudan oder Indien neue Baumwollfelder zu etablieren. Das kostete die marktbeherrschende Stellung, die der Süden hatte. Insofern war absehbar, dass die Sklavenwirtschaft unprofitabel werden würde.“ Erzählerin: Der Krieg verschärft sich. Nach den anfänglichen Fehlern seiner Armee wechselt Lincoln mehrmals die Führung aus: an die Stelle des glücklosen Generals Scott tritt der zögernde Mc Clellan. Als schnelle Erfolge ausbleiben, ersetzt ihn Lincoln durch General Meade und schließlich den wenig zimperlichen Durchgreifer Grant. Für die Südstaaten kämpfen mythisch verehrte Helden wie General Lee, der ursprünglich gegen die Sezession Partei ergriffen hat, oder General „Stonewall“ Jackson, der seinem Spitznamen alle Ehre macht. Trotzdem gewinnt der Norden an Boden – vor allem als die Militärs daran gehen, den berüchtigten AnacondaPlan umzusetzen. Der Plan sieht vor, den Süden von der See her einzukesseln und ihm durch eine Blockade die Lebensgrundlage zu entziehen. Parallel dazu wollen die Militärs vom Land her in den Süden einmarschieren und ihn zweiteilen. Zitator 3, Chronologie: März 1862: Die Konföderierten bauen das erste Panzerschiff Virginia – Seeschlacht zwischen der Virginia und der Monitor auf Seiten der Union Einführung der Wehrpflicht im Süden – die Menschenverluste können nicht anders ausgeglichen werden. 17. September: Schlacht von Antietam März 1863: Einführung der Wehrpflicht im Norden 17. Mai: Schlacht von Vicksburg 1. - 3. Juli: Schlacht von Gettysburg: die Konföderation verliert 20.500 Mann, knapp 18.000 Verletzte und 2.700 Tote, die Union 23.000 Soldaten, knapp 20.000 Verletzte, gut 3.000 Tote. Erzählerin: Mit fast 45.000 Opfern ist die Schlacht von Gettysburg ein ungeheueres Gemetzel unglaublichen Ausmaßes. Die Leichenbestatter vergraben die Toten für 1,59 Dollar pro Leiche. Ein Bürger von Gettysburg berichtet vom Schlachtfeld: Zitator 1, Bürger: „An manchen Stellen ragten Arme und Beine und gelegentlich auch Köpfe aus dem Boden heraus, und meine Aufmerksamkeit wurde von einigen Orten gefesselt, wo die Schweine tatsächlich die Körper ausgruben und auffraßen.“ (Gerste, S. 95) Erzählerin: Für den Süden geht es von da an nur noch bergab. Der Krieg tritt in seine blutige Schlussphase. Lincoln nutzt die Totenfeier für seine berühmte „Gettysburg Address“. Darin deutet er die Opfer der Soldaten als Dienst für die Freiheit und Dienst für die „Nation“ – das Wort kommt allein viermal in der kurzen Rede vor. Die „Gettysburg Address“ zeigt, in welche Richtung der Präsident denkt – aus dem Trauma des Krieges soll eine amerikanische Nation hervorgehen, in der Nord und Süd vereinigt sind. Zitator 2, Lincoln: „Wir haben uns auf einem großen Schlachtfeld dieses Krieges versammelt. Wir sind hierher gekommen, um einen Teil dieses Feldes denjenigen als letzte Ruhestatt zu weihen, die an diesem Ort ihr Leben ließen, damit die Nation leben könne.“ (Gerste, S. 96) Erzählerin: Die militärischen Erfolge stärken die Union so, dass Abraham Lincoln – mitten im Krieg – auch die Emanzipation der Schwarzen vorantreiben kann. Ab dem 22. Mai 1863 gibt es in der Union die ersten „Colored Troups“. Bis Kriegsende dienen dort 178.000 schwarze Soldaten. Unter ihnen viele in den Norden geflohene Sklaven oder solche, die sich den siegreichen Unionstruppen im Süden einfach angeschlossen haben. Am meisten politische Wirkung aber zeigt Lincolns „Proklamation der Sklavenbefreiung“ vom 1. Januar 1863. Sie besagt, dass ab sofort die Sklaven in den Rebellengebieten frei sein sollen – die Sklavenhalterstaaten der Union sind von dieser Regelung allerdings ausgenommen. Der praktische Nutzen der Proklamation für die Sklaven ist deshalb gering, aber sie nährt ihre Hoffnung auf Freiheit - wie die der ehemaligen Sklavin Susie King: Zitatorin, Susie King: „Die Weißen sagten ihren Farbigen, dass sie nicht zu den Yankees gehen sollten, denn die würden sie vor ihre Wagen spannen und sie die Wagen an Stelle von Pferden ziehen lassen. Einmal habe ich Großmutter gefragt, ob das wahr ist. Sie antwortete: „Bestimmt nicht!“ und dass die Weißen nicht wollten, dass ihre Sklaven zu den Yankees gingen und ihnen deshalb solche Sachen erzählten, um ihnen Angst zu machen …. Und ich wollte diese wundervollen Yankees so gern sehen, weil ich hörte (….) der Yankee würde alle Sklaven freilassen.“ (Franklin, S. 293) Erzählerin: Die „Emancipation Proclamation“ ändert – vor allem im europäischen Ausland – das Image des Bürgerkrieges. Er wird zu einem moralischen Krieg, an dessen Ende die Sklavenbefreiung in ganz Amerika stehen wird. Kein europäischer Staat kann es sich mehr erlauben, sich offen hinter die Konföderation zu stellen – zumal 1861 selbst der Zar von Russland die Leibeigenen befreit hat. Zitator 3, Chronologie: März 1864: General Grant wird von Lincoln als neuer Befehlshaber eingesetzt – er soll hart durchgreifen und dem Krieg ein Ende setzen. Ab Mai 1864 Taktik der „verbrannten Erde“ – die blutigste Phase des Bürgerkriegs beginnt. 2. September: General Sherman besetzt Atlanta und brennt es nieder September: General Sherman verwüstet mit seinen Truppen das Shenandoahtal im sogenannten „Sherman Raid“ November: Abraham Lincoln wird in den Präsidentschaftswahlen wieder gewählt. Januar 1865: Sherman übt Rache in South Carolina – das den Bürgerkrieg ausgelöst hatte. Zitatorin, Bürgerin von South Carolina „Beim roten Flammenschein konnten wir die Verruchten marschieren sehen, zwischen dem Lager und der Stadt – schreiend, hurra rufend, South-Carolina verfluchend, lästernd, wüste Lieder singend und solch gemeine Worte brauchend, dass wir gezwungen waren, ins Haus zurückzugehen. Das Feuer in der Hauptstraße breitete sich jetzt rasend aus. (…) In kurzer Zeit waren wir von roten Flammen umgeben.“ (Augenzeugenberichte, S. 287) Zitator 3, Chronologie: 2. April 1865: Eroberung von Richmond, der Hauptstadt der Konföderierten. 9. April: General Lee kapituliert – Ende des Bürgerkrieges 15. April: Attentat auf Präsident Abraham Lincoln Zitator 2, Grant: „Soldaten, der Feind ist nun wieder unser Landsmann!“ Erzählerin: So kommentiert Unions-Oberbefehlshaber General Grant die Niederlage des Gegners. Erzählerin: Grants lakonische Bemerkung markiert die Richtung der amerikanischen Nachkriegspolitik. Lincoln hatte schon während des Krieges darauf hingewirkt, den Gegner wieder in die Reihen aufzunehmen. Nach seinem Tod wird diese Politik umgesetzt: Die konföderierten Staaten treten wieder in die Union ein. Die geplante Landreform zugunsten der Schwarzen findet nicht statt. Auf harte Bestrafung des Kriegsgegners wird verzichtet, häufig nehmen die Südstaaten-Eliten wieder genau die Posten ein, die sie vor dem Krieg innehatten. Nur der Konföderierten-Präsident Jeff Davis muss für zwei Jahre ins Gefängnis. Erzählerin: Die Schwarzen bekommen - zumindest laut Verfassung - ihre Freiheit und erhalten die Bürgerrechte. Und dennoch arbeiten die ehemaligen Sklaven nach dem Bürgerkrieg häufig auf den Plantagen ihrer alten Herren weiter. 8. Zsp. Hochgeschwender, 24.43 „So dass sie zwar formal frei waren, aber keine ökonomischen Aufstiegschancen hatten. (…) Sie arbeiteten für ihren ehemaligen Herren, oder wenn sie weggezogen waren, für einen anderen Herren. Im Grunde hatte sich an ihrer Position kaum etwas geändert.“ Erzählerin: Im gesellschaftlichen Leben bleiben Schwarze bis ins 20. Jahrhundert ausgegrenzt, denn durch den Krieg nimmt er Rassismus noch zu: Schwarze müssen in eigenen Wohnvierteln leben, in eigenen Corps im der Armee kämpfen und bleiben ohne ökonomische Aufstiegschancen. Um an dieser Realität etwas zu ändern, bedarf es der Bürgerrechtsbewegung eines Martin Luther King – und vielleicht sogar der Präsidentschaft des ersten schwarzen Präsidenten Barack Obama im 21. Jahrhundert.