Aufbau, Struktur, Funktion von DNA, RNA und Proteinen Mitarbeiterseminar der Medizinischen Fakultät Ruhr-Universität Bochum Andreas Friebe Abteilung für Pharmakologie und Toxikologie Aufbau, Struktur, Funktion von DNA, RNA und Proteinen Aufbau, Struktur, Funktion von DNA, RNA und Proteinen Zentrales Dogma der Molekularbiologie Informationsfluss geht von DNA über RNA zum Protein DNA Replikation RNA Transkription Protein Translation DNA Gen: DNA-Abschnitt, der die Information für ein spezifisches Genprodukt codiert: - Protein bzw. RNA-Molekül Chromosomen: Erbinformation Genom: Gesamtheit aller Chromosomen einer Zelle (Erbgut) - 3 Milliarden Basen - > 20.000 Gene (Mensch) - 2 Meter DNA-Faden pro Zelle Aufbau der DNA Aufbau, Struktur, Funktion von DNA, RNA und Proteinen Wasserstoffbrücken - Zwischen Dipolmolekülen herrschen zwischenmolekulare Kräfte Funktionelle Gruppen - Hydroxyl-Gruppe R-OH - bildet Wasserstoffbrücken - in Alkoholen und Zuckern - Carboxyl-Gruppe R-COOH - bildet Wasserstoffbrücken, oft ionisiert: COOH → COO- + H+ - in organischen Säuren: Zitronensäure, Essigsäure - Amino-Gruppe R-NH2 - bildet Wasserstoffbrücken, Base: NH2 + H+ → NH3+ - in Aminosäuren - Phosphat-Gruppe R-PO4- - bildet Wasserstoffbrücken, immer geladen - in DNA, RNA - Sulfhydryl-Gruppe R-SH - zwei SH-Gruppen können zu einer Disulfid-Brücke reagieren - Verknüpfung von Proteinketten -SH + -SH → -S-S- + 2H+ Aufbau der DNA: Nukleotide und Nukleoside Desoxyribonukleinsäure: DNS (deoxyribonucleic acid, DNA) Bausteine: Nukleotide: Jedes Nukleotid besteht aus 3 Bestandteilen: - einer organischen Base: A, G, C, T - einem Zucker: Desoxyribose Desoxyribose - Phosphat Adenin Purine Guanin Nukleosid: organische Base + Zucker Adenosin, Cytidin, Thymidin, Guanidin Pyrimidine Cytosin Thymin Aufbau der DNA: Einzelstrang Desoxyribose 5 Trinukleotid 1 4 3 2 Dinukleotid 5'-Ende Mononukleotid 3'-Ende Nukleotid-Bindung: Phosphat am 5'-Kohlenstoff verbunden mit Hydroxyl-Gruppe am 3'-Kohlenstoff Aufbau der DNA: Doppelstrang (Helix) Basenpaar Phosphat Zucker Nukleotid Basenpaare: Adenin - Thymin: 2 H-Brücken Guanin - Cytosin: 3 H-Brücken DNA: Denaturierung und Renaturierung Doppelstrang-DNA - Denaturierung: Spaltung bei Erhitzen (Schmelzen) → Aufbrechen der Wasserstoffbrücken - Renaturierung: Zusammenlagern der Einzelstränge bei langsamen Abkühlen (Hybridisierung) → Wiederausbildung der Wasserstoffbrücken Anwendung: PCR, Mutagenese, Southern blot Hybridisierung Aufbau, Struktur, Funktion von RNA Ribonukleinsäure: RNS (ribonucleic acid, RNA) Bausteine: Nukleotide Jedes Nukleotid besteht aus 3 Bestandteilen: - einer organischen Base: A, G, C, U - einem Zucker: Ribose - Phosphat Adenin Cytosin Guanin Uracil Aufbau und Vorkommen der RNA m-RNA t-RNA r-RNA messenger-RNA (Boten-RNA): transfer-RNA: ribosomale RNA entsteht beim Kopieren der Gene transportiert Aminosäuren zu den Bestandteile der Ribosomen Ribosomen Aminosäure Unterschiede RNA - DNA - Der Zucker ist eine Ribose (statt Desoxyribose) - Die Base Thymin ist durch Uracil ersetzt - RNA kann auch als Einzelstrang vorliegen - keine Helix als Raumstruktur Aufbau und Vorkommen der RNA m-RNA t-RNA r-RNA → Translation Aufbau, Struktur, Funktion von Proteinen Funktionen verschiedener Proteine - katalytisch wirksame Proteine: Enzyme - Faserproteine: Seide, Spinnengewebe - Stützproteine: Knorpel > Sülze, Knochenmatrix, Haare, Hautschuppen, Keratin - Sehnenproteine: Gelatine - kontraktile Proteine: Muskelproteine - Transportproteine im Blut: Albumine für den Fettsäuretransport - Antikörper: Gammaglobuline - Sauerstoffbindende Proteine: Hämoglobin, Myoglobin - Bakterientoxine: Botulinustoxin, Diphtherietoxin - Kanalproteine: Ionenkanäle Aufbau, Struktur, Funktion von Proteinen Unterscheidung von Proteinen - Größe: Insulin 51 AS, Serumalbumin 584 AS - Form: globulär, fibrillär etc. - Konformation: einfach oder zusammengesetzt - Lokalisation: intra-/extrazellulär, zytosolisch oder in der Membran - Funktion: Enzyme, Membranproteine, Transkriptionsfaktoren etc. - Sequenzverwandtschaft, Aufbau aus Domänen → kein stets sinnvolles Einteilungsschema vorhanden Struktur - Primärstruktur: Aminosäuresequenz - Sekundärstruktur: α-Helix, β-Faltblatt - Tertiärstruktur: räumliche Faltung der Aminosäurekette - Quartärstruktur: räumliche Struktur von Proteinkomplexen Aufbau von Proteinen: Aminosäuren Nicht-ionische Form Geladene Form (Zwitterion) bei pH 7,4 Amino-Gruppe:: NH2 / NH3+ Säuregruppe: COOH / COO- Aminosäurerest: R Aufbau, Struktur, Funktion von Proteinen: Aminosäuren Aminosäuren mit hydrophoben Resten Bausteine - 20 verschiedene Aminosäuren Vorkommen - Dipeptide - Oligopeptide Aminosäuren mit hydrophilen Resten 2-100 Aminosäuren - Proteine (Eiweiße): > 100 Aminosäuren saure Aminosäuren basische Aminosäuren Neutrale Aminosäuren Aromatische Aminosäuren Peptidbindung Kondensationsreaktion N C N-Terminus C-Terminus Peptidbindungen Struktur von Proteinen: Sekundärstruktur WasserstoffbrückenBindung Ionen-Bindung DisulfidBrücke hydrophobe Wechselwirkung Struktur von Proteinen: Sekundärstruktur Alpha-Helix Struktur von Proteinen: Sekundärstruktur Beta-Faltblatt Struktur von Proteinen: Tertiär- und Quartärstruktur Beispiel: Hämoglobin Tertiärstruktur Quartärstruktur Enzyme Enzyme: 'Biokatalysatoren' Zelle = Fabrik, Zellorganellen = Maschinen, Enzyme = Arbeiter - mehr als 2000 Enzyme bekannt - Leberzelle: ca. 50 Millionen Enzymmoleküle Eigenschaften - Endung: -ase - Enzyme sind substratspezifisch und wirkungsspezifisch - Enzyme wirken über einen Enzym-Substratkomplex - Enzyme haben ein aktives Zentrum - Enzyme lassen sich inaktivieren durch hohe Temperatur, pH-Wert-Änderung, Schwermetallionen → Denaturierung (= Verlust der Konformation) Eigenschaften von Enzymen Temperatur-Abhängigkeit pH-Abhängigkeit - Oxidation/Reduktionsreaktionen: Oxidoreduktasen oder Dehydrogenasen Bsp.: Katalase, ADH - Übertragen von funktionellen Gruppen: Transferasen Bsp.: Aminotransferase - Bindungsspaltungen: Hydrolasen und Lyasen Bsp.: Peptidasen - Verknüpfungsvorgänge: Ligasen Bsp.: DNA-Ligase