Zwillingsstudie - DNA-Reparatur und Krebsentstehung Willkommen auf der Informationsseite der Zwillingsstudie! Wir bedanken uns für Ihr Interesse und Ihre Bereitschaft, möglicherweise an dieser Zwillingsstudie mitzuwirken! Mit Ihrer Hilfe kann die Krebsforschung neue Einblicke in den Zusammenhang zwischen der Entstehung von Krebs, und der individuellen Fähigkeit, Schäden am Erbgut zu reparieren, gewinnen. Wenn Sie sich näher für die Fragen interessieren, was Krebs ist und durch welche Gründe er entstehen kann, sollten Sie den ersten Abschnitt (1. Was ist Krebs?) lesen. Im Anschluss (2. DNAReparatur-Kapazität) wird der Zusammenhang zwischen Krebsentstehung und der Fähigkeit, Schäden am Erbgut zu reparieren, betrachtet. Außerdem geben diese beiden Abschnitte die nötige Einführung, um den Sinn, die Notwendigkeit, und den Nutzen der Zwillingsstudie (3. Gründe für eine Zwillingsstudie; 4. Nutzen dieser Studie) zu verstehen. Die Tests, welche wir im Rahmen dieser Studie verwenden, sind ebenfalls kurz erklärt (5. Die verwendeten Testverfahren). Entscheiden Sie sich für eine Teilnahme, gibt Ihnen der letzte Abschnitt (6. Was wir von Ihnen benötigen) Auskunft über den Ablauf. Wenn Sie sich für eine Teilnahme entschieden haben, bzw. falls Sie weitere Fragen zur Zwillingsstudie oder Anregungen zu dieser Informationsseite haben, wenden Sie sich bitte an: Harald Surowy Institut für Humangenetik Universität Ulm Albert-Einstein-Allee 11 89081 Ulm Email: [email protected] Tel. : 0731- 500-654-04 1 1. Was ist Krebs? Grundlegende Hintergründe Die ursprünglichste genetische Funktion und Information, welche im Erbgut jeder einzelnen Zelle gespeichert ist, ist diejenige über die eigene Vermehrung. Das ist auch in einem Organismus der Fall, der aus vielen Milliarden Zellen besteht. Die Information zur Steuerung der Zellteilung wohnt also auch jeder Körperzelle des Menschen inne. In vielzelligen Organismen, so auch beim Menschen, ist dieses genetische Programm zur Zellteilung strikt reguliert, denn dort soll und darf nur unter ganz bestimmten Bedingungen Zellwachstum erfolgen. So gibt es einige wenige Bereiche im menschlichen Körper, in denen ständig Zellen produziert werden. Ein Beispiel hierfür ist die Bildung der Blutzellen im Knochenmark. In den meisten Geweben wird das Programm zur Zellteilung dagegen nur auf bestimmte Ereignisse hin aktiviert, etwa nach einer Verletzung. In beiden Fällen unterliegt die Zellteilung jedoch einer strengen Überwachung durch verschiedenste genetische Mechanismen, sie wird nach Bedarf an- und wieder abgeschaltet. In einzelnen Zellen kann es jedoch auch zum Versagen dieser Kontrollmechanismen kommen. In den meisten Fällen führt dies zum programmierten Zelltod oder zur gezielten Eliminierung der betreffenden Zelle durch körpereigene Abwehrmechanismen. Selten kann es auch passieren, dass sich die Zelle unkontrolliert immer weiter teilt und vom Körper nicht als entartete Zelle erkannt wird. Diese Zelle hat sich damit in eine Krebszelle verwandelt und kann der Ausgangspunkt zur Entstehung eines bösartigen Tumors, also eines Karzinoms sein. Unkontrolliert wachsende Zellen entziehen dem Körper nicht nur Reserven, sondern zerstören auch wichtige Strukturen und beeinträchtigen damit wichtige Organfunktionen. Zunächst geschieht dies nur in der unmittelbaren Umgebung des Tumors, später jedoch an vielen Stellen im Körper, da durch die Abwanderung von Krebszellen aus dem Haupttumor häufig Tochter-Geschwulste (Metastasen) entstehen. Ursachen der Krebsentstehung Da die Zellvermehrung genetisch gesteuert ist, funktioniert ihre Steuerung und Kontrolle nur so lange richtig, wie die entsprechenden Programme im Erbgut, also der DNA (Desoxyribonukleinsäure) intakt sind. Wird die DNA geschädigt, oder infolge von Schädigungen verändert (Mutation), so kann es zu Störungen der Zellteilung kommen und die Zellteilung außer Kontrolle geraten. Weil pro Zelle und Tag mehrere tausend Schäden an der DNA entstehen, muss die DNA ständig repariert werden, was jedoch ein völlig natürlicher Prozess ist. Ursachen für DNA-Schäden können äußere Faktoren sein, etwa DNA-schädigende Chemikalien oder auch die UV-Strahlung der Sonne. Sogar der Sauerstoff den wir atmen trägt aufgrund seiner starken chemischen Reaktivität zu einem großen Teil der DNA-Schäden bei. 2 Werden solche Schäden, insbesondere Brüche in der DNA (Doppelstrangbrüche) nicht behoben, so stellt dies eine ernsthafte Gefahr für die Zelle dar. Das Kopieren der DNA und die Teilung der Zelle können beim Vorhandensein nicht reparierter DNA-Schäden direkt gestört sein. Schafft es die Zelle dennoch, sich in einem solchen Zustand zu teilen, ist außerdem nicht gewährleistet, dass beide Tochterzellen eine fehlerfreie Kopie des Erbguts erhalten. Eine zweite Möglichkeit ist, dass es im Zuge der Reparatur zu Fehlern kommt. Beispielsweise kann es passieren, dass bei mehreren DNA-Brüchen zwei falschen Enden der DNA-Fäden miteinander verknüpft werden. Auf diese Weise kommt es zu einer Neusortierung der genetischen Information, als deren Folge bestimmte Gene nicht mehr oder nur noch eingeschränkt funktionieren oder andere Gene, die eigentlich stillgelegt sind, aktiviert werden. Das Zusammenspiel der Gene, und ihrer funktionellen Ausdrucksform, der Proteine (ein Gen ist nichts anderes als der Bauplan für ein Protein) in einer Zelle ist ein äußerst fein eingestelltes System. Da jede Störung große Auswirkungen auf die Funktion der Zelle hat, können all diese Fehler potentiell zum Absterben der Tochterzellen führen. Eine andere, für den Organismus dramatischere Folge ist die oben beschriebene Entartung der Zelle aufgrund ihrer – nun fehlerhaften – genetischen Information. DNA-Reparatur Wegen der großen Bedeutung der DNA-Reparatur ist es nicht verwunderlich, dass viele menschliche Gene Funktionen bei der Reparatur besitzen. Dabei lassen sich für die unterschiedlichen Arten von DNA-Schäden einzelne Gene zu Funktionsgruppen zusammenfassen, welche in ihrem Zusammenspiel den spezifischen Schaden – angefangen von der Erkennung des Schadens bis hin zur schlussendlichen Überprüfung auf die Korrektheit der Reparatur – beheben. Diese so genannten Reparaturwege sind dabei nicht voneinander getrennt, d.h. ein Gen kann Funktionen in mehreren Wegen besitzen. Deshalb ist die DNA-Reparatur auch als ein Netzwerk zu verstehen, in dem es zentralere und weniger wichtige Komponenten gibt. Daher spricht man auch, wenn man die Fähigkeit einer Zelle zur DNA-Reparatur insgesamt betrachtet, von der zellulären Reparatur-Kapazität. In den letzten Jahren konnte für viele Gene der DNA-Reparatur ein Zusammenhang zwischen dem Verlust oder der Verminderung der Funktion des Reparatur-Gens und der Entstehung von Krebs nachgewiesen werden. Man ordnet sie unter dem Begriff der Tumorsuppressor-Gene (wörtlich: Unterdrückung des Tumors) ein. Der Mensch besitzt, wie alle Säugetiere, zwei Kopien von jedem Gen, also ein so genanntes diploides (doppeltes) Genom. Dabei wird jeweils eine Kopie von der Mutter und die andere Kopie vom Vater auf das Kind vererbt. Damit sich nun eine Zelle in eine Krebszelle verwandelt kann, müssen beide Kopien eines Tumorsuppressor-Gens ausfallen. Der spontane Ausfall beider Kopien des betreffenden Gens in einer Körperzelle ist dabei jedoch äußerst unwahrscheinlich. In den meisten Fällen geschieht dies als zweistufiger Prozess. Eine Genkopie ist bereits mit einem Defekt von einem Elternteil auf die betreffende Person vererbt 3 worden. Diese Kopie ist also in allen Körperzellen dieser Person nicht funktionsfähig. Die verbleibende, intakte Kopie des Gens ist hierbei dennoch ausreichend um die Funktion in der DNAReparatur ausführen zu können. Kommt es nun einer einzelnen Körperzelle zu einem als Second Hit (zweiter Treffer) bezeichneten Ereignis, in dessen Verlauf auch die verbliebene Genkopie ihre Funktionsfähigkeit verliert, so ist das betreffende Gen in dieser Zelle vollständig ausgefallen. Dies kann der erste Schritt zu einer möglichen Entartung der Zelle sein. Da sich die unterschiedlichen Komponenten der DNA-Reparatur jedoch teilweise ergänzen und identische oder sehr ähnliche Funktionen übernehmen können, lassen sich einzelne Funktionsverluste bis zu einem gewissen Grad ausgleichen. Die Folge davon ist, dass die DNAReparatur weiterhin funktioniert. Ihre Effizienz ist aber – je nachdem, ob das betroffene Gen von zentraler Bedeutung ist oder eher eine Randposition besitzt – zu einem gewissen Grad vermindert. Damit steigt aber auch die Wahrscheinlichkeit, dass ein DNA-Schaden nicht oder fehlerhaft repariert wird, abhängig von der Verminderung der DNA-Reparatur-Kapazität an, und somit auch das Risiko zur Entartung einer Zelle – und dadurch schlussendlich das Krebsrisiko für die betroffene Person. Abschließend muss betont werden, dass es sich hierbei stets nur um eine Veränderung des Risikos, an Krebs zu erkranken handelt. Es ist keineswegs so, dass alle Personen mit erhöhtem Risiko auch an Krebs erkranken. Nur die Wahrscheinlichkeit ist gesteigert. Umgekehrt bedeutet dies aber auch, dass Personen ohne erkennbares Krebsrisiko durchaus einen Tumor entwickeln können. 4 2. Die DNA-Reparatur-Kapazität Da sich das Erbgut aller Menschen ganz natürlicherweise an vielen Stellen unterscheidet, besitzt jeder Mensch auch unterschiedliche Varianten der vielen hundert Gene der DNA-Reparatur. Dabei bedeuten die weitaus meisten dieser Varianten keinen Funktionsverlust, sondern es handelt sich um unterschiedliche Ausführungen dieses Gens mit geringfügig anderen Eigenschaften. Jeder Mensch besitzt also sein Individuelles Spektrum an Varianten der DNA-Reparaturgene. Aufgrund der daraus resultierenden geringfügigen Unterschiede im zellulären DNA-ReparaturNetzwerk ist die individuelle zelluläre Reaktion auf einen DNA-Schaden unterschiedlich, und somit ganzheitlich betrachtet die individuelle DNA-Reparatur-Kapazität eines jeden Menschen. Dies kann man mit geeigneten Tests (siehe Abschnitt 5: Die verwendeten Tests) nachweisen. Außerdem wurden Assoziationen zwischen erhöhtem Krebsrisiko und verminderter DNA-Reparatur-Kapazität nachgewiesen. In vielen Studien wurde belegt, dass Krebspatienten eine im Durchschnitt geringere Reparaturkapazität besitzen als gesunde Kontrollpersonen. Das Besondere dabei ist, dass die große Mehrheit der Krebspatienten keinen erkennbaren Defekt in einem bestimmten Gen aufweist, sondern es ist das Spektrum der Varianten aller Reparatur-Gene welches einen insgesamt negativen Effekt besitzt. Für den kleinen Anteil an Personen mit einer schwerwiegenden Mutation ist aber ebenfalls die Assoziation zwischen dem spezifischen Defekt und einer verminderten DNA-Reparatur-Kapazität deutlich sichtbar. DNA-Reparatur ist jedoch nicht nur von genetischen Faktoren abhängig, sondern auch von der Menge an entstehenden DNA-Schäden. Auch diese ist individuell verschieden, je nach Umgebung, Lebenswandel, oder Gesundheitszustand der betreffenden Person, wobei in die einzelnen Gene der DNA-Reparatur in Abhängigkeit von diesen Bedingungen individuell unterschiedlich stark aktiviert sein können. Der modifizierende Einfluss solcher Umweltfaktoren schlägt sich ebenfalls in den Ergebnissen von Tests zur DNA-Reparatur nieder. 5 3. Gründe für die Zwillingsstudie Testet man die individuelle Fähigkeit eines Menschen bzw. seiner Zellen, DNA-Schäden zu reparieren, so ist bislang ungeklärt, wie in welchem Verhältnis die beiden Einflussgrößen Umweltfaktoren und genetische Ausstattung dabei zueinander stehen. Um den Grad der Erblichkeit der DNA-Reparatur zu ermitteln, führen wir vergleichende Tests zur DNA-Reparatur durch, und zwar sowohl an Zwillingen als auch an nicht miteinander verwandten Personen. Die Besonderheit von eineiigen Zwillingen besteht darin, dass sie identische Erbinformationen besitzen, und demzufolge auch dasselbe Variantenspektrum von Genen der DNA-Reparatur. Aus dem Grad der Übereinstimmung der Testergebnisse für ein Zwillingspaar, und der Differenz zu den Ergebnissen anderer Paare und zu nichtverwandten Personen, lässt sich eine Aussage darüber treffen, in welchem Maße die bestimmbare DNA-Reparatur-Kapaztiät vererbt wird. Zusätzlich kann über die Differenzierung zwischen ein- und zweieiigen Zwillingspaaren sowie nichtverwandten Personen ebenfalls die Auswirkung von Umweltfaktoren auf die Reparaturkapazität bestimmt werden, da Zwillinge in der Regel am selben Ort und unter ähnlicheren Bedingungen aufwachsen. Besitzt die Erblichkeit der zellulären Reparatur-Kapazität einen größeren Einfluss als die Umweltbedingungen, so entsprechen sich die Testergebnisse bei eineiigen Zwillingen am besten, gefolgt von zweieiigen Zwillingspaaren und schließlich nichtverwandten Personen. Sind Umweltfaktoren maßgeblich, so ist diese Differenzierung nicht oder zu beobachten. Eingeschränkt sollten sich dann Zwillinge aufgrund des identischen Umfelds im Allgemeinen stärker in ihrer Reparatur-Effizienz entsprechen als nichtverwandte Personen. 6 4. Nutzen dieser Studie Beide möglichen Ergebnisse der Studie versprechen einen klaren Erkenntniszuwachs für die Krebsforschung bzw. die Krebsvorsorge. Überwiegt die Erblichkeit der DNA-Reparatur-Kapazität, so ließen sich entsprechende Tests als Vorsorge bzw. Diagnosemöglichkeiten für ein Krebsrisiko nutzen. Bei den meisten Krebsformen, so auch beim Brustkrebs, beträgt die Zeitspanne zwischen der eigentlichen Entartung der Zelle, und der Möglichkeit, den entsehenden Tumor überhaupt zu diagnostizieren, im Mittel mehrere Jahre, zum Teil auch Jahrzehnte. Anhand eines etablierten und stabilen Testsystems auf verminderte DNA-Reparatur-Kapazität ließe sich die Zeit bis zur Diagnose des Tumors erheblich verkürzen. Da diese Tests im Vergleich zur DNASequenzierung von bekannten Hochrisiko-Genen für Brustkrebs wesentlich weniger zeitaufwändig und kostenintensiv sind, wären sie im Rahmen von allgemeinen Vorsorgeuntersuchungen nutzbar. Dadurch ließe sich eine Risikogruppe mit niedriger DNA-Reparatur-Kapazität bestimmen. Für die betroffen Personen könnten dann umfassende und spezielle Vorsorgemaßnahmen angeboten werden, die zur schnelleren Entdeckung eines entstehenden Tumors führen. Je früher eine Diagnose erfolgt, desto höher sind die Heilungschancen mit einer Behandlung. Stellt sich dagegen der Einfluss von Umweltfaktoren als maßgeblicher Faktor für die zelluläre Fähigkeit zur DNA-Reparatur heraus, so müssen in der Folge negative Einflüsse identifiziert und, wenn möglich, beseitigt werden. Außerdem ist es möglich, gefährdete Personengruppen zu identifizieren und dieses Wissen in die Krebsvorsorge und -Behandlung einfließen zu lassen. Somit kann auch hier die Erkennung eines Tumors hin zu einem früheren Zeitpunkt verschoben, bzw. dessen Entstehung vorgebeugt werden. Es muss jedoch an dieser Stelle deutlich gesagt werden, dass unsere Studie lediglich einen ersten Hinweis dafür liefert, ob und in welcher Form die Entwicklung eines Testsystems zur DNA-ReparaturKapazität sinnvoll ist. Dieses Testsystem muss dann zunächst aufgebaut und nachfolgend in großen klinischen Studien umfassend etabliert und auf seine Aussagekraft hin überprüft werden. Die Einzelergebnisse dieser Studie werden keinerlei Aussagen über ein eventuelles Krebsrisiko der Teilnehmer liefern! 7 5. Die verwendeten Testverfahren Wir verwenden mehrere Testverfahren zur Charakterisierung der zellulären DNA-ReparaturKapazität. Dabei wird stets eine so genannte Kurzzeit-Lymphozytenkultur angesetzt, d.h. eine kleine Menge Blut wird in eine Nährlösung gegeben, in welcher die weißen Blutkörperchen, die Lymphozyten, zum Wachstum stimuliert werden. Nach der DNA-Schädigung der Zellen wird diesen eine definierte Zeitspanne zum Ausführen der Reparatur gegeben. Im Anschluss wird die Zellkultur gestoppt und die Zellen geerntet. Je nach Testverfahren erfolgt eine Auswertung entweder auf die Menge an erfolgten Reparaturereignissen, auf noch unreparierte Schäden, oder auf den Stopp des Zellwachstums hin. Mikronukleus-Test Dieser Test misst die Zahl der nach Bestrahlung und DNA-Reparatur (typischerweise 24 bis 48 Stunden) verbliebenen DNA-Doppelstrangbrüche, da diese in einer zwischenzeitlich erfolgten Zellteilung zu Chromosomen-Fragmenten führen. Die Fragmente erscheinen im Anschluss als kleine zusätzliche Kerne neben den eigentlichen Zellkern, und können ausgezählt werden. Zur Quantifizierung bedient man sich des Tricks, die Zellteilung, jedoch nicht die Teilung des Zellkerns, mittels der Chemikalie Cytochalasin B zu unterdrücken. So erscheinen alle Zellen, die eine Mitose (die eigentliche Teilung der Zelle) durchlaufen haben, als zweikernige Zellen. Diese lassen sich, ebenso wie die darin enthaltenen Mikrokerne mit Hilfe einer Software zur Bilderkennung automatisch erfassen und zählen. Zweikernige Zellen, z.T. mit Mikronuklei (Pfeile) Schwesterchromatid-Austausch-Test Ein Chromosom besteht aus zwei Teilen mit jeweils identischer Erbinformation, den (Schwester-) Chromatiden. Der Schwesterchromatid-Austausch entsteht während der DNA-Verdopplung im Zusammenhang mit bestimmten Abläufen der DNA-Reparatur, die im Zuge der DNA-Verdopplung zum Einsatz kommen. Der genaue Mechanismus ist jedoch noch unbekannt. Bei diesem Test gibt 8 man der Zellkultur ein sogenanntes Basenanalogon (hier der Stoff Bromodesoxyuridin) hinzu, welches anstelle des Thymidins während der DNA-Synthese in die DNA eingebaut wird. Dadurch kann nach zwei Teilungszyklen mit Hilfe geeigneter Färbemethoden zwischen den beiden Chromatiden eines Chromosoms unterschieden werden (hell und dunkel). Zur Induktion von Schäden wird die hochreaktive Chemikalie BPDE (Benz-a-pyren-di-epoxid) verwendet, die sich chemisch an die DNA anlagert. Diese Verbindungen stellen für die Zelle ein erhebliches Problem bei der Replikation dar, und müssen entfernt werden. Im Zuge dessen kann es an diesen Stellen zum Austausch der beiden Chromatiden eines Chromosoms kommen, die Färbung springt also auf die jeweils andere Chromatide über. Die Anzahl dieser Sprünge pro Metaphase (die Chromosomen einer einzelnen Zelle zu einem bestimmten Zeitpunkt während der Zellteilung) lassen sich auszählen. Schwesterchromatid-Austausche in den Chromosomen einer Zelle Mitotic Delay Der Mitotic Delay (engl.: Verzögerung der Mitose) bestimmt den Stopp des Zellzyklus kurz vor der eigentlichen Zellteilung, da die Zellen in diesen Phasen Zeit zur Beseitigung der DNA-Schäden benötigen. Erst nach erfolgreicher Reparatur sollten sie die entsprechenden Kontrollpunkte durchlaufen können und die Teilung vollziehen. Die Bestimmung der Zellfraktionen in den einzelnen Zellzyklusphasen erfolgt über eine quantitative DNA-Färbung, die Färbung ist dabei umso intensiver je mehr DNA die Zelle enthält. Kurz vor der Zellteilung ist dieser DNA-Gehalt am höchsten, da die Zelle dann ihr Genom schon vollständig verdoppelt hat. 9 Werden Zellen radioaktiver Strahlung ausgesetzt, so lässt sich nach einem bestimmten Zeitpunkt eine Anreicherung von Zellen in diesem Zustand mit maximalem DNA-Gehalt messen, die bei nicht bestrahlten Zellen nicht sichtbar ist. Das Maß dieser relativen Anreicherung von bestrahlten zu unbehandelten Zellen wird als Mitotic Delay bezeichnet. Mitotic Delay: DNA-Histogramm einer Zelllinie 10 6. Was wir von Ihnen benötigen Für die beschriebenen Tests benötigen wir ca. 20 ml Blut beider Zwillinge mit längstens einem Tag Liegezeit zwischen Blutentnahme und Testansatz. Um optimale Testbedingungen zu gewährleisten ist es am besten, die Blutentnahme vor Ort im Institut für Humangenetik an der Universität Ulm durchzuführen. Dabei wäre es sinnvoll, wenn die Entnahme bei beiden Zwillingen zusammen erfolgen kann, dies ist jedoch nicht unbedingt notwendig. Falls es Ihnen oder Ihrem Zwilling nicht möglich ist an das Institut für Humangenetik zu kommen, kann die Blutentnahme auch bei Ihrem Hausarzt erfolgen, die Proben können dann per Post an das Institut für Humangenetik gesendet werden. Des weiteren benötigen wir von Ihnen die unterschriebenen Einverständniserklärungen zur Teilnahme an der Studie sowie zur Übergabe Ihrer Blutprobe. Nehmen Sie jedoch bitte in jedem Fall zunächst Kontakt mit dem Institut für Humangenetik auf: Ansprechpartner: Harald Surowy Institut für Humangenetik Universität Ulm Raum M25 / 4208 Albert-Einstein-Allee 11 89081 Ulm Email: [email protected] Tel. : 0731- 500-654-04 Vielen Dank für Ihr Interesse! 11