Jens Wöhnert „Chemische Biologie – RNA-Strukturbiologie“, Institut für Molekulare Biowissenschaften, Johann-Wolfgang-Goethe Universität, Frankfurt Modul 2 – Biochemie: Enzymmechanismen (1) Enzyme – Biologische Katalysatoren - Verringert die Aktivierungsenergie der Reaktion „transition state stabilization“ (1) Enzyme – Biologische Katalysatoren - Verringert die Aktivierungsenergie der Reaktion „transition state stabilization“ - „Typische“ Beschleunigung gegenüber unkatalysierter Reaktion durch Enzyme: 106-1014 fach (kcat/kuncat) (1) Enzyme – Biologische Katalysatoren - Einige Enzyme sind „perfekte“ Katalysatoren - Ihre Geschwindigkeit ist nur durch die Diffusionsgeschwindigkeit der Substrate limitiert - Triosephosphatisomerase (TIM) OH (1) Enzyme – Biologische Katalysatoren - k=A*e-Eact/RT - kcat/kuncat=e(Euncat-Ecat/RT) kleine Änderungen in der Aktivierungsenergie („bessere „transition state“ Stabilisierung) große Änderungen in der Reaktionsgeschwindigkeit 2.4 kcal/Mol bessere Stabilisierung (~ 1 Wasserstoffbrückenbindung) 55fach schnellere Reaktion (25°C) 5 kcal/Mol 3000fach schnellere Reaktion 10 kcal/Mol 107fach schnellere Reaktion (1) Enzyme – Biologische Katalysatoren - ein „schnelles“ Enzym bindet den Überganszustand bis zu ~ 1012 mal besser als Substrate oder Produkte - Lebensdauer des „transition state“ 10-14 s (eine Bindungsschwingung) - Chemisch stabile „transition state analogs“ sind sehr gute Inhibitoren von Enzymen (1) Enzyme – Biologische Katalysatoren - Chemisch stabile „transition state analogs“ sind sehr gute Inhibitoren von Enzymen PNPase = Purin-Nukleosid-Phosphorylase (1) Enzyme – Biologische Katalysatoren PNPase = Purin-Nukleosid-Phosphorylase, VL Schramm Accounts Chem Res 2015 (2) Katalytische Strategien - Aminosäuren Aminosäuren – Serin, Threonin Serin und Threonin: - Polar aber ungeladen - Wasserstoffbrückenbindungen - OH-Gruppe schwaches Nukleophil, - pKa der Seitenkette ~ 12.5 - sehr reaktiv in manchen Enzymen - Oft phosphoryliert Aminosäuren – saure Aminosäuren Aspartat und Glutamat: negativ geladen, pKa ~ 4.0 – 4.5 Resonanzstabilisiert in der deprotonierten Form Wichtige Chelatoren für zweiwertige Metallionen (Ca2+, Zn2+) Reaktiv – Esterbildung, Aminierung Nukleophil Aminosäuren – Lysin Lysin: lange flexible Seitenkette mit terminaler Aminogruppe (-NH3+), stark basisch, pKa ~ 10.5 Interagiert mit negativen Ladungen – ionische Wechselwirkungen Deprotoniertes, neutrales Lysin – gutes Nukleophil Reaktiv: Methylierung, Acetylierung (Histone) Bildet Schiff-Base mit Pyridoxalphosphat Aminosäuren – Arginin Arginin: stark basische Guanidiniumgruppe, positiv geladen, planar, sp2-Kohlenstoff Am stärksten basische funktionelle Gruppe in Proteinen pKa ~ 12 Ionische Interaktionen mit negativ geladenen Gruppen Aminosäuren – Histidin Histidin: Imidazol-Seitenkette, planar & aromatisch, p-Elektronensystem Einzige Seitenkette mit einem pKa ~ 7.0 Wasserstoffbrückenbindungspotential Katalytische Base in vielen Enzymreaktionen Aminosäuren – Tyrosin Tyrosin: aromatische Seitenkette mit reaktiver Hydroxylgruppe, pKa ~ 10.8 p-p - Interaktionen mit anderen aromatischen Seitenketten, Wasserstoffbrückenbindungen UV-Absorption (e = 1420 M-1*cm-1) kann phosphoryliert werden, Stabile Radikale Aminosäuren – Cystein Cystein: reaktive Thiolgruppe –SH, pKA ~ 8.5, reaktivste Seitenkette aller 20 AS - Thiolat (-S- ) gutes Nukleophil - SH-Gruppen können zu Disulfidbrücken oxidiert werden Aminosäuren – Selenocystein Thiolgruppe pKa=8.3 Selenolgruppe pKa=5.5 (2) Die Enzymumgebung moduliert die chemischen Eigenschaften der Seitenketten - Beispiel – Acetoacetatdecarboxylase: Frank L. Westheimer 1912 - 2007 (2) Die Enzymumgebung moduliert die chemischen Eigenschaften der Seitenketten - Beispiel – Acetoacetatdecarboxylase: - Lysin 115 hat einen pKa von nur ~ 5.95, nur die neutrale Form ist ein gutes Nukleophil (2) Die Enzymumgebung moduliert die chemischen Eigenschaften der Seitenketten - Beispiel – Acetoacetatdecarboxylase: Lys 115 Allen and coworkers, Nature 459, 2009 Lys 115 Schiff-Base mit Inhibitor (2) Die Enzymumgebung moduliert die chemischen Eigenschaften der Seitenketten - Lysin 115 pKa ist um 4.5 pHEinheiten verschoben, weil sich die Seitenkette in einer stark hydrophoben Umgebung befindet (2) Die Enzymumgebung moduliert die chemischen Eigenschaften der Seitenketten - Beispiel – Ketosteroid - Isomerase: (2) Die Enzymumgebung moduliert die chemischen Eigenschaften der Seitenketten - Beispiel – Ketosteroid-Isomerase: (1) Die Enzymumgebung moduliert die chemischen Eigenschaften der Seitenketten - Beispiel – Urease: (2) Die Enzymumgebung moduliert die chemischen Eigenschaften der Seitenketten - Beispiel – Urease: (2) Die Enzymumgebung moduliert die chemischen Eigenschaften der Seitenketten - Beispiel – Urease: (2) Die Enzymumgebung moduliert die chemischen Eigenschaften der Seitenketten - Einfluß von Kofaktoren (Metallionen) auf pKa - Werte: (2) Kofaktoren