Workout für die Sporthalle in Dormagen Was bei dieser Sporthalle im Einzelnen saniert wurde, kann Bernd Blochwitz einfach beantworten: "Alles!" Blochwitz ist als Leiter der Dormagener Eigenbetriebe verantwortlich für das Gebäudemanagement der Stadt. Dort war zu Projektbeginn auch ernsthaft über Abriss und Neubau nachgedacht worden. Jetzt aber wurde von der gesamten Gebäudetechnik über die Decken- und Wandverkleidungen bis zur kompletten Fassadenkonstruktion alles erneuert. Mit dem Projekt will die geschichtsträchtige Sporthalle selber richtig fit und Energieeffizienzvorbild werden. Sechzig Prozent weniger Energie soll die Halle künftig benötigen. Die Sporthalle in Dormagen nördlich von Köln stammt aus dem Jahr Die Sporthalle hatte ihre große Zeit. So gab es hier - man glaubt es nicht – Spiele der deutschen 1972. Jahrelang wurde die Halle auch für die Austragung von Handball-Bundesliga einschließlich Handball-Bundesliga-Spielen genutzt. Die Dreifeld-Sporthalle bot Fernsehübertragung und 1.000 Zuschauer. Jetzt bis zu 1.000 Zuschauern Platz. Sogar die Beleuchtungstechnik für musste die Halle dringend saniert werden. Fernsehaufnahmen war installiert. Jetzt wird die Halle nur noch für © RWTH Aachen den Schul- und Vereinssport sowie für kleinere Wettkämpfe genutzt. Die Sporthalle ist bautypisch für eine große Zahl vergleichbarer Sporthallen war zuletzt dringend sanierungsund modernisierungsbedürftig. Gebäudesteckbrief Projektstatus Gebaut / Saniert Standort Konrad-Adenauer-Straße 2, 41538 Dormagen, Nordrhein-Westfalen Baujahr 1972 Saniert 2010 Bruttogrundfläche 3.168 m2 Beheizte Nettogrundfläche 2.800 m2 Bruttorauminhalt 22.541 m3 A/V vor Sanierung 0,33 m2/m3 A/V nach Sanierung 0,33 m2/m3 Schwerpunkte Wärmeschutz, Fassadensysteme, Lüftung + WRG, Regelungstechnik, Betriebsführung, Gebäudeautomation Projektbeschreibung Mit einem Volumen von rund 2,5 Millionen Euro war es eines der größten Investitionsprojekte der Stadt Dormagen. Sportler und Schulen hatten sich darauf eingestellt, etwas mehr als ein Jahr auf andere Hallen ausweichen. Doch die Arbeiten an der Halle verzögerten sich – nicht ungewöhnlich für ein Projekt dieser Größenordnung. Doch es lag eben auch an neuen rechtlichen Anforderungen an die Statik des Gebäudes, beispielsweise bei Sturm oder Erdbeben, dass die Planung der tragenden Konstruktion nochmals modifiziert werden musste. Teurer als geplant sollte die Sanierung dennoch nicht werden. Die Sporthalle hat drei einzeln nutzbare Felder mit jeweils einem Geräteraum. Daneben gibt es die obligatorischen Umkleideräume und Dusche/WC, einen Kraftraum und ein Bistro über dem Eingangsbereich. Sanierungskonzept Mit der Sanierung wird die Gebäudehülle energetisch verbessert, die technische Gebäudeausrüstung erneuert und die bestehende Zuschauertribüne zurückgebaut: Die Halle wird nur noch etwa 200 statt bislang 1.000 Zuschauer fassen. Die energetische Sanierung der Sporthalle ist eingebettet in eine Gesamtsanierung des Objektes, bei der die äußere Erscheinung aber auch die innere Aufteilung überarbeitet wird. Das Gebäude besitzt ein Stahltragwerk, vor das von außen großformatige Gasbetonplatten montiert wurden. Bei der Fassadensanierung werden hier Stahlsandwichelemente vorgehängt, die in gewissem Umfang auch eine tragende Funktion übernehmen, um die Stahlkonstruktion zu entlasten. Außerdem wird die Heizungs- und Lüftungstechnik komplett erneuert und verändert. Es kommen jetzt an der Decke angebrachte Heizelemente zum Einsatz, die stündlich umgewälzte Luftmenge wird deutlich reduziert und dabei erfolgt die Luftnutzung in einem mehrstufigen System. Hinzu kommt ein umfangreiches Paket weiterer Detailverbesserungen. Voruntersuchungen haben gezeigt, dass gewöhnliche Wärmedämmverbundsysteme nicht ohne Weiteres eingesetzt werden können. Denn im Planungsverlauf stellte sich heraus, dass die Windlastanforderungen verschärft wurden. Und es wurden schadhafte Verankerungen der Fassadenplatten entdeckt. So musste eine Sanierungslösung gefunden werden, bei der die bestehende Fassade trotz zusätzlicher Fassadenschichten sogar entlastet wird. Stahl-Sandwich-Paneele, die am Stahltragwerk befestigt werden, erfüllen diese Forderung. Das Mauerwerk der Nebenräume hingegen (Umkleide, Sanitär etc.) wurden mit einem gewöhnlichen Wärmedämmverbundsystem ausgestattet. Weiterhin musste das Dach saniert, die Fenster ausgetauscht und auch die gesamte technische Gebäudeausrüstung erneuert werden. Sämtliche Fenster, die noch aus Einfachverglasung bestanden, wurden ausgetauscht. Das Prinzip des Dachaufbaus wurde geändert. Statt eines Kaltdaches mit großem Luftraum wurde jetzt ein Warmdach realisiert, indem die Dämmung oberhalb des Tragwerks aufgebracht wurde. Der große Spalt in der Porenbetonfassade wurde ausgemauert. Aus den zu Beginn angefertigten Infrarotaufnahmen wurde deutlich, dass der Gebäudesockel eine erhebliche Wärmebrücke darstellt. Deshalb wurde eine Perimeterdämmung eingebracht. Energiekonzept Das Gebäude wird auch künftig über Fernwärme versorgt. Die Wärme wird in der Sporthalle über Deckenstrahlplatten und in den Nebenräumen über Radiatoren abgegeben. In allen drei Hallenteilen werden vier Deckenstrahlplatten à 14 m Länge angebracht. Zusätzlich kann die Zuluft über Lufterhitzer erwärmt werden. Um auf einen eventuellen Wechsel der Wärmeversorgung vorbereitet zu sein, wurden um 15% größere Heizflächen gewählt, so dass später auch eine Niedertemperatur-Wärmequelle statt der Fernwärme zum Einsatz kommen kann. Die Heizung wird witterungsabhängig geregelt. Nicht unproblematisch ist die Erwärmung der Halle über interne Wärmegewinne. Denn schon im Normalbetrieb befinden sich bis zu 90 Sportler in der Halle, dies entspricht einer Heizleistung von etwa 27 Kilowatt. Bei einem Wettkampf kann diese „Heizleistung“ auf fast 50 Kilowatt steigen. Gelüftet wird mit einer mechanischen Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Zudem kann die Halle in kühlen Sommernächten „entwärmt“ werden. Die Wärmerückgewinnung mit einem gewöhnlichen Rotations- und Kaskadenwärmetauscher erreicht eine Wärmerückgewinnung aus der Abluft von immerhin 90%. Auf eine aktive Kühlung wird verzichtet, es erfolgt auch keine Lufttrocknung oder -befeuchtung. Die Luft wird der Halle über die Decke zugeführt. Die Drallauslässe können für den Badminton-Spielbetrieb vorübergehend horizontal ausgerichtet werden. Abgesaugt wird die Luft über den bestehenden Unterflurkanal. Ein Teil davon wird je nach Bedarf gefiltert und als Zuluft in den Umkleidetrakt übergeben. Von dort wird die Abluft dann zurück zur Wärmerückgewinnung geführt. Die Nebenräume erhalten ihre Zuluft also aus der Halle und nicht von Außen. Diese von der DIN 18032 abweichende Lüftungsplanung spart Energie. Ihre Zulässigkeit wurde bereits durch einen TÜV-Bericht für eine andere Sporthalle belegt. Es ist aber eine Genehmigung durch den Bauherrn im Einzelfall erforderlich. Warmwasser wird zentral erzeugt und es werden etwa 1.000 Liter bevorratet. Das Warmwasser zirkuliert bis an die Armaturen mit einer Temperatur oberhalb 60 °C. Die Duscharmaturen sind aus Edelstahl, eigensicher und mit optischer Auslösung. Die Auslösung der Armaturen kann programmiert werden, um den Legionellenschutz zu gewährleisten: zum festgelegten Zeitpunkt - nachts, bei leerer Dusche werden alle Leitungen, inklusive der Armaturen einmal automatisch heiß durchspült. So werden die Vorgaben der DVGW erfüllt. Performance Informationen hierzu im weiteren Projektverlauf Optimierungsmaßnahmen und –möglichkeiten Informationen hierzu im weiteren Projektverlauf Baukosten und Wirtschaftlichkeit Informationen hierzu im weiteren Projektverlauf Energiekennzahlen Energiekennzahlen nach EnEV (in vor Sanierung kWh/m2a) nach Sanierung Heizwärmebedarf 152,00 40,00 Primärenergie gesamt 228,00 153,00 Gemessene Energiekennwerte (in vor Sanierung kWh/m2a) Endenergie Wärme 142,00 nach Sanierung Dieses Projekt wird im Rahmen der Forschungsinitiative EnOB gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. Weitere Informationen unter www.enob.info.