,3 Brüssel, 5. Juli 2001 .RPPLVVLRQIRUGHUW)HUURYLHGHOOR6WDWRDXI=XJDQJ ]XPLWDOLHQLVFKHQ(LVHQEDKQPDUNW]XJHZlKUHQ 'LH (XURSlLVFKH .RPPLVVLRQ KDW GHU VWDDWOLFKHQ LWDOLHQLVFKHQ (LVHQEDKQJHVHOOVFKDIW )HUURYLH GHOOR 6WDWR )6 %HVFKZHUGHSXQNWH ]XJHVDQGW GLH JHOWHQG PDFKHQ GDVV )6 GXUFK VHLQH :HLJHUXQJ =XJDQJ ]XP LWDOLHQLVFKHQ (LVHQEDKQPDUNW ]X JHZlKUHQ JHJHQ GLH HXURSlLVFKHQ :HWWEHZHUEVUHJHOQ YHUVWRHQ KDW 'XUFK GLHVH :HLJHUXQJ ZLUG *HRUJ 9HUNHKUVRUJDQLVDWLRQ *9* HLQ NOHLQHU GHXWVFKHU (LVHQEDKQEHWUHLEHU GDUDQ JHKLQGHUW HLQHQ 3HUVRQHQEHI|UGHUXQJVGLHQVW YRQ 'HXWVFKODQG QDFK 0DLODQG DQ]XELHWHQ DXHUGHP HQWJHKHQ GHQ (LVHQEDKQNXQGHQ GDPLW GLH 9RUWHLOH GHV :HWWEHZHUEV LQ )RUP HLQHU :DKOP|JOLFKNHLW ]ZLVFKHQ 'LHQVWHHUEULQJHUQXQGXQWHUVFKLHGOLFKKRKHQ3UHLVHQ GVG bemüht sich seit 1991 um den Zugang zum italienischen Eisenbahnmarkt, um eine internationale Eisenbahnverbindung zur Personenbeförderung von verschiedenen Orten in Deutschland über Basel nach Mailand zu betreiben. Die Reisenden sollen zuerst nach Basel gebracht und von dort durch eine "SprinterVerbindung" zweimal täglich auf der Strecke Lötschberg-Domodossola nach Mailand befördert werden. GVG behauptet, dass seine Verbindung mehr Bequemlichkeit anbieten und mehr als eine Stunde schneller sein würde als die bestehenden Verbindungen. Auf dem Abschnitt Basel - Mailand würde diese Verbindung im Wettbewerb mit dem Cisalpino stehen, einem Gemeinschaftsunternehmen zwischen FS und den Schweizer Bundesbahnen. Um diese Verbindung zu betreiben, benötigt GVG den Zugang zum schweizerischen und italienischen Eisenbahnnetz. Gemäß den gemeinschaftlichen Vorschriften und insbesondere der Richtlinie 91/440/EG, die im Jahr 1993 in Kraft trat, muss GVG einen italienischen Partner finden, um eine internationale EisenbahnPersonenverbindung betreiben zu können. Bisher ist ausschließlich FS in der Lage, eine solche Partnerschaft einzugehen. Außerdem ist es als Infrastrukturbetreiber zuständig für die Erteilung des Zugangs zum italienischen Eisenbahnnetz. Im Juni 1996 erhielt GVG die erforderliche Trassenerlaubnis in der Schweiz von Basel nach Domodossola. Trotz wiederholter Anträge hat FS bisher noch keine geeignete Bahntrasse von Domodossola nach Mailand bereitgestellt und GVG auch nicht über den Mietpreis für deren Nutzung informiert. Ebenso wenig war FS bereit, die erforderliche Partnerschaft einzugehen. Im Ergebnis wurde GVG daran gehindert, in diesen Markt einzutreten. Die Richtlinie 91/440 hat die Möglichkeit verschafft, internationale EisenbahnPersonenverbindungen in der EU im Rahmen einer Partnerschaft (Internationale Gruppierung) zu betreiben, und war damit ein erster Schritt zur Liberalisierung des Eisenbahn-Personenbeförderungsmarktes in der Gemeinschaft. Die Weigerung von FS, mit GVG eine Partnerschaft einzugehen, macht diesen Gesichtspunkt der Richtlinie wirkungslos. Dadurch entgehen den Reisenden von und nach Italien die Vorteile eines erhöhten Wettbewerbs. In den Beschwerdepunkten hat die Kommission festgestellt, dass die wiederholte und fortdauernde Weigerung von FS, Zugang zum italienischen Eisenbahnmarkt zu gewähren, einen Missbrauch einer beherrschenden Stellung darstellt. FS wurden zwei Monate zur Erwiderung auf die Beschwerdepunkte eingeräumt. Sollte die Kommission auf ihrer Haltung beharren, kann sie eine Entscheidung gegen FS erlassen, die auch die Möglichkeit der Festsetzung von Geldbußen einschließt. Die Kommission, der Rat und das Europäische Parlament haben die Neubelebung des Eisenbahnverkehrs innerhalb der gesamten Gemeinschaft als ein vitales Interesse bezeichnet. Um die Entwicklung des Eisenbahnsektors zu fördern und seine Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen Verkehrsträgern zu steigern, wird die Intensivierung des Wettbewerbs im Eisenbahnbeförderungsmarkt allgemein als unerlässlich angesehen. Wie in dem Weißbuch der Kommission "Neubelebung der Eisenbahnen in der Gemeinschaft" betont, ist der scharfe Rückgang der Schienenbeförderung gegenüber dem Straßen- und Luftverkehr vor allem auf die Preispolitik und die vergleichbar bescheidenen Leistungen der Eisenbahnbeförderungsdienste zurückzuführen. Ein dynamischerer und attraktiverer Eisenbahnsektor kann nur über eine Steigerung des Wettbewerbs in diesem Sektor erreicht werden. Durch neue Anbieter können neue Verbindungen betrieben werden, auch wird ein anderes Verhältnis zwischen Preisen und Qualität als Schlüsselbestandteil der Rückgewinnung von Reisenden für die Schiene und den Abbau der Staubildung auf den Straßen in Europa angesehen. Die Anwendung der Wettbewerbsregeln auf den Eisenbahnsektor der EU ist deshalb vorrangig geworden. Die Dienststellen der Kommission können über die Behandlung von Beschwerden hinaus in diesem Gebiet deshalb auch aus eigenem Antrieb tätig werden. Im Anschluss an die Versendung von Beschwerdepunkten an FS wird die Kommission in naher Zukunft weitere Maßnahmen gegenüber den anderen Eisenbahngesellschaften ergreifen. +LQWHUJUXQG Die *HRUJ 9HUNHKUVRUJDQLVDWLRQ *PE+ ist eine in Frankfurt am Main niedergelassene Gesellschaft, die in der Personenbeförderung sowohl in der Luft als auch auf der Schiene tätig ist. Sie begann im Jahr 1995 mit dem Betrieb einer hochwertigen Eisenbahnverbindung der "Business Class" und setzt gegenwärtig mehr als 200 Züge jährlich im Fernverkehrsmarkt in mehreren osteuropäischen Ländern ein. Im Jahr 2000 bildete GVG eine internationale Gruppierung mit der staatlichen schwedischen Eisenbahn, die eine Verbindung zwischen Malmö, Berlin und Prag betreibt. )HUURYLHGHOOR6WDWR6S$)6 ist der wichtigste Eisenbahnbetreiber in Italien, der in Form einer körperschaftlichen Personengesellschaft unter Aufsicht des Schatzministeriums besteht. FS hält eine Lizenz für 70 Jahre zur Eisenbahnbeförderung von Personen und Gütern. Das Unternehmen betreibt auch das staatliche italienische Eisenbahnnetz mit einer ausschließlichen Konzession des Verkehrsministeriums. Die Richtlinie 91/440/EG wurde in Italien mit Dekret 277/98 im Jahr 1998 umgesetzt. Dies ging mit einer internen Umorganisation von Ferrovie dello Stato einher, um die Anforderung nach getrennter Buchführung zu erfüllen. Für den Betrieb der Infrastruktur wurde )6 ,QIUDVWUXWWXUD geschaffen, )6 3DVVDJHUL wurde für Personenbeförderungsdienste und )6&DUJR für die Güterbeförderung zuständig. FS wurde Anfang dieses Jahres in eine Holdinggesellschaft umstrukturiert, die die Unternehmen Trenitalia und RFI kontrolliert. Trenitalia ist für die Erbringung von Transportdienstleistungen und RFI für das Eisenbahnnetz zuständig. 2 Die Eisenbahn-Beförderungsdienste zwischen Basel und Mailand werden in Zusammenarbeit zwischen FS und der Schweizer Bundesbahn (SBB) erbracht. FS und SBB betreiben auf dieser Strecke sieben tägliche Zugverbindungen über Chiasso (5h21min) und drei Zugverbindungen über Domodossola (5h02min). Außerdem bietet das italienisch-schweizerische Unternehmen Cisalpino, an der FS zu 50 % beteiligt ist, eine Tagesverbindung über Domodossola (4h31min) an. 3