Unerwünschte Wirkungen bei der Behandlung mit Antidepressiva – was kann man dagegen tun? Unterschiedliche Substanzklassen von Antidepressiva Trizyklische Antidepressiva Amitriptylin (Saroten®) Doxepin (Aponal®) Trimipramin (Stangyl®) Imipramin (Tofranil®) Desimipramin (Pertofran®) Tetrazyklische Antidepressiva Maprotilin (Ludiomil®) Priv.-Doz. Dr. med. T. Supprian Abteilung Gerontopsychiatrie Rheinische Kliniken Düsseldorf 40629 Düsseldorf Alle Antidepressiva • führen nicht zur Abhängigkeit oder Gewöhnung! • verändern nicht die Persönlichkeit! • verlieren ihre Wirksamkeit nicht bei längerfristiger Anwendung! Serotonin-WiederaufnahmeHemmer (SSRI) Fluoxetin (Fluctin®) Fluvoxamin (Fevarin®) Paroxetin (Tagonis®) Sertralin (Zoloft®) Citalopram (Cipramil®) Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer Reboxetin (Edronax®) Serontonin-Noradrenalin-WiederaufnahmeHemmer (SSNRI) Venlafaxin (Trevilor®) Duloxetin (Cymbalta®) Noradrenalin und selektive SerotoninWiederaufnahme-Hemmer (NaSSA) Mirtazapin (Remergil®) Monaminoxidase-Hemmer (MAO-Hemmer) Tranylcypromin (Jatrosom N®) Moclobemid (Aurorix®) Johanniskraut Hypericum-Extrakte (Jarsin®) Trockener Mund • Substanzgruppe: Trizyklische Antidepressiva • häufige unerwünschte Wirkung • „lästig aber nicht gefährlich“ • reichliche Flüssigkeitsaufnahme sinnvoll • saure, zuckerfreie Bonbons / Kaugummi • weisen keine häufigeren oder stärkeren Nebenwirkungen auf, als andere Medikamente! • ggf. künstlicher Speichel? 1 Verstopfung (Obstipation) Übelkeit / Erbrechen • Substanzgruppe: Trizyklische Antidepressiva • Substanzgruppe: alle Antidepressiva • Häufige unerwünschte Wirkung • Relativ häufige unerwünschte Wirkung (auch bei Placebo!) • Vorsicht: Gefahr von Darmverschluss – Laktulose (Anregung der Darmbakterien) • Selten wirklich sehr gravierend, meist nur leicht und vorübergehend – Macrogol • Einnahmezeitpunkt beachten • Regulation der Darmtätigkeit über • Auf Flüssigkeitsaufnahme und ausreichende Bewegung achten! • Schwer von Obstipation als Symptom der Depression zu unterscheiden Müdigkeit / Benommenheit Schlafstörungen • Substanzgruppe: Trizyklische Antidepressiva, SSRI, u.a. • Substanzgruppe: Noradrenerge Antidepressiva, SSRI, MAO-A-Hemmer • Typisch zu Beginn der Behandlung • Einnahme der Medikamente abends vermeiden • Besteht häufig auch als Symptom der Depression • Kombination mit Schlafmittel erwägen • Eingeschränkte Fahrtauglichkeit beachten • Realistische Schlafdauer? • Gewünschter Effekt bei Schlafstörungen 2 Innere Unruhe • Substanzgruppe: Serontonin und Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI und NaRI) • Antriebssteigernder Effekt gewünscht? • Keine abendliche Einnahme! • ggf. Kombination mit Beruhigungsmitteln? • Ggf. Umstellung auf andere Substanzgruppe Gewichtszunahme • Substanzgruppe: trizyklische Antidepressiva und „NaSSA“ • relativ häufige unerwünschte Wirkung • recht gute Möglichkeiten durch Aufklärung, Beratung und Schulung der Pat. • nur bei starker Gewichtszunahme sollte eine Umstellung auf andere Substanzklassen erwogen werden Zittern der Hände • Substanzgruppe: alle Antidepressiva • Relativ häufige unerwünschte Wirkung • Tatsächliche Beeinträchtigung? • Schreibtest • abendliche Einnahme möglich? • „lästig, aber nicht gefährlich!“ Allergische Hautreaktionen • Substanzgruppe: alle Antidepressiva • relativ seltene unerwünschte Wirkung • meist symmetrischer Befall der Haut, punktförmige bis flächige Rötungen, die sich relativ zügig ausbreiten • häufiger in Kombination mit anderen Medikamenten (z.b. Carbamazepin) 3 Erhöhung des Augeninnendrucks Harnverhalt • Substanzgruppe: trizyklische Antidepressiva • Substanzgruppe: trizyklische Antidepressiva • grüner Star = Engwinkelglaukom • relativ seltene, aber sehr unangenehme unerwünschte Wirkung • relativ seltene unerwünschte Wirkung • Gefahr einer bleibenden Schädigung des Sehvermögens, wenn nicht erkannt • Umstellung auf andere Substanzklassen erforderlich Blutwertveränderungen • betrifft überwiegend Männer, v.a. mit Prostatahypertrophie • Es gibt wirksame Gegenmittel Störungen der Reizleitung am Herzmuskel • Substanzgruppe: alle Antidepressiva • Substanzgruppe: Trizyklische Antidepressiva • relativ häufig: Anstieg der Leberfunktionswerte • EKG-Kontrollen vor Beginn der Behandlung und im Verlauf • sehr selten: Störung der Bildung weißer Blutkörperchen, kann zu lebensbedrohlichen Störungen des Immunsystems führen • seltene, aber sehr gefährliche unerwünschte Wirkung • regelmässige Blutkontrollen – v.a. zu Beginn der Behandlung sinnvoll • sehr selten: angeborene Störungen der Reizleitung 4 Kreislaufregulationsstörungen • Substanzgruppe: alle Antidepressiva • relativ häufig: „orthostatische Hypotonie“ = erniedrigter Blutdruck, v.a. beim Lagewechsel vom Liegen zum Stehen • Gefahr von plötzlicher Ohnmacht („Synkope“) • Beratung der Pat. reicht meist als Gegenmaßnahme • sehr selten aber gefährlich: Blutdruckspitzen bei irreversiblen MAO-Hemmern 5