Borderline - Bayerischer Rundfunk

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Manuskript
radioWissen
SENDUNG: 25.01.2017
09.05 Uhr/B2
AUFNAHME:
STUDIO:
PSYCHOLOGIE
Ab 9. Schuljahr
TITEL:
Borderline – Die emotional instabile Persönlichkeitsstörung
AUTORIN:
Susi Weichselbaumer
REDAKTION:
Susanne Poelchau
REGIE:
Susi Weichselbaumer
TECHNIK:
Cordula Wanschura
SPRECHER:
ERZÄHLER:
Armin Berger
ERZÄHLERIN:
Julia Fischer
ZITATOR:
Peter Veit
ZITATORIN:
Kathrin von Steinburg
O-Töne von:
Prof. Dr. Martin Bohus,
Zentrum für Seelische Gesundheit, Mannheim;
Prof. Dr. Peter Kirsch,
Zentrum für Seelische Gesundheit, Mannheim;
Dr. Richard Musil, Facharzt Psychologie und Psychiatrie
an der Psychiatrischen Klinik der
Ludwig-Maximilians-Universität München.
Musik, Atmo
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Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden.
Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich!
© Bayerischer Rundfunk 2017
Bayern 2-Hörerservice
Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800-5900222 (kostenfrei); Fax: 089/5900-46258
[email protected]; www.bayern2.de
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COLLAGE über MUSIK: C1595030 106 (00‘40‘‘)
ZITATORIN
„Früher habe ich mich in Situationen, in denen ich mit dieser Leere
konfrontiert war, oft geschnitten. Mit der Selbstverletzung konnte ich dann in
die Chirurgie gehen. Dort war immer jemand da.
Ich wurde von den Ärzten und dem Pflegepersonal meist nicht besonders
freundlich behandelt. Sie ärgerten sich oft darüber, dass ich zusätzliche
Arbeit verursachte.
Aber dieser Kontakt, diese Zuwendung, waren besser, als die Leere daheim
aushalten zu müssen.“
ZITATOR
„Früher war Borderline für mich vor allem Wut oder etwas, was ich
Gefühlsmatsch nenne, weil es zu viel war.
Jetzt ist es eher Trauer und Erschöpfung.
Am schlimmsten finde ich den Zustand des absoluten Nichts.“
MUSIK ENDE
ERZÄHLER
Marina 32 und Alex 46 Jahre alt, aus Franken. Die Namen sind geändert. Die
beiden wollen anonym bleiben, deshalb werden sie in dieser Sendung nur zitiert.
ERZÄHLERIN
Borderline bestimmt ihren Alltag –
ERZÄHLER
Aber das muss nicht gleich jeder wissen. Marina hat Angst vor Stigmatisierung.
Sie arbeitet im Büro einer Kanzlei: Ordnen, sortieren, ablegen nach System – die
berufliche Routine tut ihr gut.
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MUSIK: C1595030 106 (00‘19‘‘)
ZITATORIN
„Outen brauchte ich mich bisher im Job nicht. Ich würde behaupten, dass man es
mir da nicht unbedingt anmerkt, dass etwas nicht stimmt. Auch sind meine
Symptome auf der Arbeit ziemlich weg. Eher im Privaten – da gerate ich von
einem Extrem ins nächste.“
MUSIK ENDE
ERZÄHLER
Alex ist inzwischen in Frührente. Davor war er Lagerist.
ERZÄHLERIN
Hier eine neue Bestellung, dort eine schnelle Umstellung, dieses muss noch rasch
raus, jenes jetzt rein – Dauerstress…
ERZÄHLER
Für Alex wurde die Belastung zu groß.
MUSIK: C1595030 106 (00‘14‘‘)
ERZÄHLERIN
Doch auch das Rentnerdasein mit Mitte 40 macht ihm zu schaffen.
ZITATOR
„Endlose Langeweile. Dann passiert endlich etwas. Aber schon verliere ich
komplett die Kontrolle.“
ERZÄHLERIN
Kontrollverlust –
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MUSIK ENDE
ERZÄHLER
Von einem Extrem ins nächste geraten –
ERZÄHLERIN
Das sind nur zwei Herausforderungen, denen sich viele Borderline-Betroffene
täglich stellen müssen. Das Krankheitsbild ist vielfältig, erklärt der Leiter des
Zentrums für Seelische Gesundheit in Mannheim, Professor Martin Bohus:
O-TON Martin Bohus
Das Erste ist, die Patienten haben eine Störung der Emotionsregulation, das
Zweite, sie haben Schwierigkeiten im zwischenmenschlichen Bereich, und das
Dritte ist, sie haben hohe Schwierigkeiten, was ihre Selbstwahrnehmung
anbelangt.
ERZÄHLERIN
Heute nennen Fachleute das eine „emotional instabile Persönlichkeitsstörung“. In
der Öffentlichkeit spricht man jedoch nach wie vor von „Borderline“.
ERZÄHLER
Diese eher metaphorische Beschreibung der Borderline, also Grenzlinie, stammt
aus einer Zeit, als in der Psychologie noch darum gerungen wurde, das komplexe
Phänomen überhaupt einzuordnen.
MUSIK: C1595860 116 (00‘23‘‘)
ERZÄHLERIN
Bis in die späten 1990er-Jahre fehlten schlichtweg wissenschaftliche Studien. Als
zentrale Annahme galt damals: Bei Borderline handele es sich um eine Mischform
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aus Depressionen, Schizophrenie, bipolarer Störung, Selbstmordneigung. Eine
Persönlichkeitsstörung zwischen neurotisch und psychotisch.
MUSIK ENDE
ERZÄHLER
Die verantwortlich gemacht werden kann für Stimmungsschwankungen,
impulsives Verhalten, anhaltende Schwierigkeiten im Umgang mit anderen
Menschen, Selbstverletzungen – bis hin zu Selbstmord.
MUSIK: C1595860 112 (00‘03‘‘)
ERZÄHLERIN
Inzwischen ist auf dem Gebiet „Borderline“-Forschung viel passiert. Mehrere
Studienreihen und internationale Untersuchungen später haben Psychologen und
Therapeuten immerhin Kriterien zur Hand, um emotional instabile
Persönlichkeitsstörungen fundierter zu beschreiben und besser zu diagnostizieren.
ERZÄHLER
Allerdings gibt es zwei zentrale Diagnosekataloge, nach denen sich die Ärzte
richten können:
ERZÄHLERIN
Das sogenannte ICD ist die internationale statistische Klassifikation der
Krankheiten. Erarbeitet wurde sie von der Weltgesundheitsorganisation. Den
zweiten Diagnosekatalog, das DSM, erstellt die Amerikanische Psychiatrische
Gesellschaft.
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O-TON Richard Musil
Eigentlich griffiger sind die amerikanischen Kriterien, da gibt es neun Stück und
fünf von denen muss man erfüllen, dann kann man eine entsprechende Diagnose
stellen.
ERZÄHLER
…meint der Psychiater und Psychotherapeut an der Klinik der LudwigMaximilians-Universität München Richard Musil.
O-TON Richard Musil
Zum einen sind es eben Störungen eben dieser Emotionalität, zum Beispiel
Schwierigkeiten im Umgang mit Wut, die Menschen haben, auf der anderen Seite
aber auch Gefühle der inneren Leere, es kommt teilweise zu starken
Anspannungszuständen. Es kann sein, dass sich Menschen wirklich tatsächlich
selbst verletzen, selber schlagen. Es kann aber auch sein riskantes Verhalten,
Suchtverhalten, und dann natürlich auch suizidales Verhalten.
MUSIK: C1595860 114 (00‘22‘‘)
ERZÄHLERIN
All diese Aspekte können einzeln auftreten, in Kombination miteinander oder in
Verbindung mit Merkmalen aus weiteren Bereichen.
ERZÄHLER
So zum Beispiel aus dem Bereich Persönlichkeit und Selbstbild: Wer bin ich? Was
sind meine Ziele? Borderliner sind hierin oft höchst unsicher.
MUSIK ENDE
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O-TON Richard Musil
Ein wichtiger Punkt ist auch starke Angst vor dem Alleinsein oder verlassen zu
werden, und deswegen auch und zwar verzweifeltes Bemühen, das zu vermeiden.
Was in der Beziehungsgestaltung entsprechend dazu führen kann, dass es oft
einen Wechsel gibt zwischen einerseits sehr intensiven Beziehungen, bester
Partner ever, und dann passiert aber irgendwie etwas, es funktioniert nicht mehr,
und dann kehrt es sich ins genaue Gegenteil.
ERZÄHLERIN
Zudem gibt es bei Borderline Symptome, die ins Psychotische gehen.
O-TON Richard Musil
Diese Menschen können auch mal Phasen haben, wo sie sich vielleicht verfolgt
fühlen, wo sie die Grenze zwischen sich und der Umwelt nicht so genau
differenzieren können, vielleicht auch mal sogar Stimmen hören, Geräusche
hören, die jetzt keine reale Quelle haben.
MUSIK: C1595860 112 (00‘20‘‘)
ERZÄHLER
Bilanz: In Summe bietet der Borderline-Kriterienkatalog 256 mögliche
Kombinationen aus Anzeichen. Einige dieser Kombinationen ähneln anderen
Persönlichkeitsstörungen wie Schizophrenie, Depressionen oder Angststörungen.
ERZÄHLERIN
Eine eindeutige Diagnose vereinfacht das nicht.
MUSIK ENDE
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ERZÄHLER
Schätzungsweise 1,6 Millionen Menschen in Deutschland haben eine solche
emotional instabile Persönlichkeitsstörung.
MUSIK: C1595030 106 (01‘45‘‘)
ERZÄHLERIN
Und viele wissen nie oder lange nicht darum. Wie Marina und Alex. Die studierte
Juristin und der Lagerist in Frührente ahnten schon, dass irgendetwas bei ihnen
nicht so war, wie bei anderen Menschen. Sie suchten zunächst nach eigenen
Erklärungen.
ZITATOR
„Ich würde behaupten, dass Borderline bei mir schon in der Kindheit begonnen
hat.“
ZITATORIN
„Ich hätte ein stabiles Umfeld gebraucht. Mir wurde nicht geglaubt, ich wurde eher
noch gerügt. Es gab zu wenig Liebe und Aufmerksamkeit.“
ZITATOR
„Ich fühlte mich immer anders als andere – oft so fehl am Platz oder verloren in
dieser Welt.“
ERZÄHLERIN
Ausgegrenzt sein – zumindest sich so vorkommen, als gehöre man nicht dazu.
Niemandem vertrauen können oder wollen. Für die Betroffenen ist das Alltag.
ERZÄHLER
Unerträglicher Alltag, aus dem viele ausbrechen wollen.
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MUSIK ENDE
ERZÄHLERIN
Wie Alex, der sich mit Anfang 30 um einen Therapieplatz bemüht.
ZITATOR
„Bei meinem ersten Klinikaufenthalt wurden bei mir Angststörungen sowie
Kontrollzwang attestiert.“
ERZÄHLERIN
Die darauf ausgerichtete Behandlung hilft Alex nicht. Marina macht ähnliche
Erfahrungen. Ihre Suche nach Hilfe wird zur Odyssee durch Kliniken und Praxen:
MUSIK
ZITATORIN
„In der Klinik hieß es: Depressionen. Die darauffolgende ambulante
Psychotherapie brachte auch nichts Neues zutage.“
MUSIK ENDE
ERZÄHLER
Während Marina immer wieder gesagt bekommt: „Depressionen“. „Schwere
Depressionen“. –
ERZÄHLERIN
Sammelt Alex geradezu Diagnosen:
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ZITATOR
„Nach der Trennung von meiner Frau erfolgten später Klinikaufenthalt Nummer
zwei und drei. Mit den weiteren Ergebnissen: Somatoforme Störung,
Alkoholmissbrauch sowie Depressionen.“
MUSIKAKZENT
ERZÄHLERIN
Borderline – Alex erhält die richtige Diagnose erst nach zehn Jahren vergeblicher
Therapieversuche.
ERZÄHLER
Marina macht sich mit Mitte Zwanzig im Selbststudium kundig und schlägt einem
ihrer Therapeuten die Diagnose vor.
ERZÄHLERIN
Der geht darauf ein. Zum Glück.
ERZÄHLER
Marina und Alex sind keine Einzelfälle.
ERZÄHLERIN
Bis zur passenden Diagnose haben Borderline-Patienten laut Erhebungen im
Schnitt acht Psychotherapien hinter sich –
MUSIK: C1595939 106 (00‘14‘‘)
ZITATOR
„Nun saß ich da, ich ahnte ja schon, dass ich ein Borderliner bin, aber als ich die
Diagnose schriftlich hatte, wusste ich nicht, ob ich heulen oder lachen sollte.“
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MUSIK ENDE
ERZÄHLERIN
Was sich Patienten wie Marina und Alex wünschen?
ERZÄHLER
Sicherlich griffigere Diagnoseraster. Besser geschulte Therapeutinnen und
Therapeuten, die die Störung präziser erkennen und behandeln können.
ERZÄHLERIN
Doch bis dahin ist es ein weiter Weg, urteilt Martin Bohus, der Leiter des Zentrums
für Seelische Gesundheit in Mannheim. So klaffen selbst bei der
Ursachenforschung noch erhebliche Lücken.
O-TON Martin Bohus
Wir wissen über die Genetik der Borderline-Störung fast gar nichts. Wir wissen,
dass einige Prozesse wie Emotionsregulation, Sensitivität für Umwelteinflüsse und
ähnliches genetisch bestimmt sind, aber es gibt nicht so etwas wie das BorderlineGen.
ERZÄHLERIN
Zwar zeigt die Statistik, dass mehr Frauen als Männer betroffen sind. Die Quote
liegt bei 60 zu 40 Prozent.
ERZÄHLER
Warum das so ist, können die Forscher jedoch nicht dingfest machen.
ERZÄHLERIN
Worin sie sich generell einig sind: Mehr Erklärungspotential für eine emotional
instabile Persönlichkeitsstörung als – möglicherweise – die Gene liefern
Umwelteinflüsse:
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O-TON Richard Musil
Das können jetzt wiederum verschiedene Sachen sein: einerseits
Traumatisierungen und Dinge vielleicht wie emotionale, physische
Vernachlässigung auch in eben Kindheit oder früher Jugend. Man spricht auch oft
von einem sogenannten „invalidierenden Umfeld“, das heißt, wenn man als Kind
groß wird, hat man erst mal irgendwelche gearteten Gefühlszustände, die dann ja
auch erklärt werden müssen, benannt werden müssen, was ist das denn
eigentlich.
MUSIK: C1549590 125 (00‘24‘‘)
ERZÄHLERIN
Erklärt mir niemand –
ERZÄHLER
Sagt mir keiner, dass dieses Gefühl Liebe ist und jenes Trauer, dieses Zorn und
nämliches Enttäuschung –
O-TON Richard Musil
Dann entsteht eben Unsicherheit im Umgang mit den eigenen Gefühlen.
MUSIK ENDE
O-TON Martin Bohus
Was wir aber sehr genau wissen ist, dass ein sehr großer Teil unserer Betroffenen
sehr schwierige Erfahrungen in der Kindheit gemacht hat. Circa 60 Prozent
berichten über sexuellen Missbrauch, weitere 70 Prozent über körperliche
Misshandlungen oder emotionale Vernachlässigung.
ERZÄHLERIN
Resümiert Borderline-Experte Martin Bohus.
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O-TON Martin Bohus
Das soll nicht heißen, dass alle Borderline-Patienten aus derartigen
Familienverhältnissen kommen. Circa 30 Prozent berichten selber, dass sie
eigentlich ganz unauffällige primäre Familienprozesse hatten. Alle aber berichten
über sehr, sehr schwierige Erfahrungen in der Adoleszenz, das heißt über
Zurückweisungserfahrungen aus ihren Peergroups. Und nun kann man natürlich
sagen, das ist vorgebahnt durch schwierige zwischenmenschliche Erfahrungen in
der Familie, aber die ausschließliche Schuld der Familie zu geben, ist sicherlich
falsch.
ERZÄHLER
Für genauso verkehrt hält es der Psychologe, bei der Behandlung von Borderline
in der Quellensuche und Ursachenzuschreibung stecken zu bleiben.
ERZÄHLERIN
Oder lediglich zu versuchen, Wut und Angst mit Medikamenten und
Beruhigungsmitteln zu dämpfen –
ERZÄHLER
Was sich – wie Studien zeigen – selten als wirklich wirksam erweist.
ERZÄHLERIN
Medikamente allein sind nicht ausreichend für eine Behandlung. Sie können im
besten Fall stabilisierend wirken.
MUSIK: C1595860 114 (00‘28‘‘)
ERZÄHLER
Als hilfreich erwiesen haben sich vor allem Methoden der kognitiven
Verhaltenstherapie. Die Gängigste ist die sogenannte dialektisch behaviourale
Therapie. Kurz DBT.
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ERZÄHLERIN
In den 1970er-Jahren entwickelte Marsha Linehan das Konzept. Die USamerikanische Psychologin ist selbst Borderlinerin –
ERZÄHLER
Und hat jahrelang falsche Diagnosen erhalten.
MUSIK ENDE
ERZÄHLERIN
Linehans Therapieansatz fragt zunächst nach persönlichen Veränderungswünschen oder -notwendigkeiten der Klienten. Dann wird trainiert:
Selbstwertgefühl, soziale Kompetenz, Achtsamkeit. Standardverhaltensweisen,
um Alltagsprobleme leichter zu lösen.
MUSIK: C1595860 115 (00‘28‘‘)
ERZÄHLER
Beispielsweise lernen die Patientinnen und Patienten, dass nichts nur "EntwederOder" ist. Aus:
ERZÄHLERIN
„Mein Partner ist der großartigste Mensch der Welt!“
ERZÄHLER
Und gleich darauf:
ERZÄHLERIN
„Mein Partner hat null Verständnis. Ich muss mich sofort trennen!“
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ERZÄHLER
Wird im Idealfall ein entspanntes:
ERZÄHLERIN
„Mein Partner hat Eigenarten, genau wie ich, erscheint etwas komisch – lasst uns
erst mal drüber reden.“
MUSIK ENDE
ERZÄHLER
Am Zentrum für Seelische Gesundheit in Mannheim betreuen Bohus und seine
Kollegen an die 500 Borderline-Patienten pro Jahr. Viele dieser Patienten stellen
sich auch freiwillig zur Verfügung, um ein paar Tage oder Wochen an
Forschungsprojekten teilzunehmen.
O-TON Martin Bohus
Die DBT ist mittlerweile in 15, 16 kontrolliert randomisierten Studien evaluiert und
eindeutig wirksam.
ERZÄHLERIN
Spannend ist für die Mannheimer Wissenschaftler jetzt vor allem, wie sich dieser
Therapieansatz erweitern lässt. Ein wesentlicher Aspekt ist dabei, mit den
Patienten daran zu arbeiten, anderen Menschen zu vertrauen.
O-TON Martin Bohus
Wir haben inzwischen mitgekriegt, dass einmal drüber nachdenken, oder einmal
erleben noch lange nichts ändert, damit Prozesse im Gehirn sich automatisieren
sind Wiederholungen angesagt. Und da das oft langweilig ist und mühsam ist,
haben wir ein Programm entwickelt, das den Patienten Spaß macht.
MUSIK: C1570550 117 (00‘21‘‘)
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ERZÄHLERIN
Es ist ein buntes Spieleprogramm. Beim Memory auf dem Computer heißt es zum
Beispiel: Finde die passende Emotion zum abgebildeten Gesichtsausdruck.
ERZÄHLER
Rätselfans bilden Teams mit anderen Borderline-Patienten und knacken Kniffliges
– gemeinsam.
ERZÄHLERIN
Tierfreunde kümmern sich um Elefant, Erdmännchen und Nasenbär –
MUSIK ENDE
O-TON Martin Bohus
Das heißt, das ist eine sogenannte gamyfizierte oder eine verspielerischte
Oberfläche, in der Patienten einen Zoo aufbauen können, der zunächst mal relativ
einsam auf verschiedenen Inseln sich dargestellt kriegt, und je mehr Übungen ich
veranstalte und mache, täglich durchführe, umso mehr Tiere bekomme ich, umso
lustiger ist die Umgebung. Ich kann Veranstaltungen durchführen, ich krieg
Punkte, ich kann mit der Zeit einen liebenswerten, amüsanten und freundlichen
Gesamtzoo aufbauen.
ERZÄHLERIN
Zusammenarbeiten und sich zugehörig fühlen. Das Mannheimer Experiment geht
in der therapeutischen Spieleentwicklung neue Wege. Ebenfalls neu im Fokus der
Forscher:
AKZENT (00‘03‘‘)
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O-TON Peter Kirsch
Ein Bereich, in dem es bei Patienten mit der Borderline-Persönlichkeits-Störung im
Alltag immer wieder zu Schwierigkeiten kommt, sind die sozialen Interaktionen.
ERZÄHLER
Erklärt Professor Peter Kirsch.
O-TON Peter Kirsch
In unserem Teilprojekt möchten wir uns diese genauer anschauen, dazu
verwenden wir eine ganz neue und innovative Methode, das sogenannte
Hyperscanning.
MUSIK: C1570550 139 (00‘49‘‘)
ERZÄHLERIN
Beim Hyperscanning verbinden die Forscher zwei Kernspintomografen. In jedem
liegt eine Versuchsperson. Kameras nehmen die jeweiligen Gesichtsregungen auf
und zeigen sie dem Partner.
ERZÄHLER
Die Probanden haben einen Monitor im Gerät und eine Fernsteuerung in der
Hand. Jetzt wird per Computer losgespielt: Karten, Kegel, Kugeln. Beide
Teilnehmer miteinander oder einer gegen den anderen.
O-TON Peter Kirsch
Wie Sie hier exemplarisch sehen können, gibt es während eines solchen Spieles
immer wieder Phasen, in denen die beiden Gehirne miteinander verschränkt sind,
also die Information zwischen den beiden Gehirnen übertragen wird. Wir hoffen,
mit dieser Methode nun besser zu verstehen, was im Gehirn während sozialer
Interaktion passiert und was möglicherweise bei Patienten dabei schief läuft.
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MUSIK ENDE
ERZÄHLERIN
Darüber können die Wissenschaftler nämlich noch wenig sagen: Wo liegt der
Fehler in der Verarbeitung? Was verhindert, dass Signale des Gegenübers richtig
interpretiert werden?
ERZÄHLER
Weiter offen ist: Warum lässt bei Borderlinern Stress nach, wenn sie sich selbst
verletzen? Nicht aber, wenn sie von anderen verletzt werden? Und muss für
weniger Stress wirklich viel Blut fließen? Hirnscans sollen auch hier Klärung
bringen.
ERZÄHLERIN
Erste Antworten erwarten die Mannheimer Psychologen und Psychiater in den
kommenden Jahren. Mit ihren Erkenntnissen wollen sie dann irgendwann die
Therapie noch zielgenauer gestalten.
O-TON Martin Bohus
Pi mal Daumen ausgedrückt kann man sagen, dass circa die Hälfte aller Patienten
nach geraumer Zeit keine Probleme mit Borderline-Störungen mehr haben. Es
bleibt eine Gruppe von etwa der Hälfte, von denen wiederum die Hälfte leichte
Probleme hat und dann ungefähr 25 Prozent tatsächlich anhaltende schwere
Probleme.
ERZÄHLERIN
Wer zu welcher Gruppe gehört, und warum und was die Einzelnen auf dem Weg
der Besserung beeinflusst, das muss man erst noch herausfinden.
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ERZÄHLER
Erhebungen zeigen, dass manche Borderline-Symptome schneller erfolgreich zu
behandeln sind als andere.
O-TON Richard Musil
Das ist überwiegend das, was man von außen so sieht, also die
Selbstverletzungen, suizidale Handlungen, das geht praktisch vollständig zurück
bei den aller-, allermeisten. Was so bleibt, sind eher noch so diese
Gefühlssymptome, auch Schwierigkeiten mit dem Alleinsein, soziale Isolierung,
solche Aspekte – das bleibt oft länger entsprechend bestehen.
ERZÄHLERIN
Belegt ist außerdem: Je früher eine Therapie ansetzt, desto leichter und rascher
lässt sich helfen. So Martin Bohus.
O-TON Martin Bohus
In jeder Schulklasse sitzen ein bis zwei Jugendliche, die sich selbst verletzen. Das
ist natürlich eine Herausforderung, der man sich nicht nur stellen kann, sondern
der man sich stellen muss.
ERZÄHLERIN
Beim Gros der Betroffenen beginnt Borderline bereits im Alter von 15 oder
16 Jahren.
ERZÄHLER
Und wird oft fälschlich etikettiert als „heftige Pubertät“. Wenige niedergelassene
Psychotherapeuten haben ausreichend Erfahrung im Umgang mit Borderline.
AKZENT: C1549590 131 (00‘03‘‘)
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ERZÄHLERIN
Viele Praktiker wollen ein Urteil dahingehend auch nicht zu früh fällen und damit
eventuell einen jungen Menschen abstempeln. Richard Musil versteht manches
Zögern von Kollegen.
O-TON Richard Musil
Möchte man dann wirklich schon von einer Persönlichkeitsstörung sprechen? Ist
es nicht etwas, was vom – einfach Übergangsbereich eben Jugend und
Erwachsenwerden sich vielleicht noch irgendwie verändern kann?
O-TON Martin Bohus
Andererseits ist es wurscht, wie sie es diagnostizieren. Wenn sie so heftige
Emotionen haben, dass sie anfangen, sich regelhaft selbst zu verletzen, um diese
Emotionen runterzufahren, dann haben sie einfach ein Problem. Und wenn sie
Drogen nehmen oder in eine Essstörung gehen, um ihren Emotionszustand zu
dämpfen, dann haben sie ein Problem.
MUSIK: C1549590 128 (00‘24‘‘)
ERZÄHLERIN
Und ein Problem haben natürlich meist auch die Menschen um die Betroffenen
herum: Mütter, Väter, Geschwister. Partner.
ERZÄHLER
Je enger die Beziehungen, desto brutaler wird oft der Umgang. Borderliner sind
häufig sehr unsicher und haben große Trennungsangst, die sie aber nicht offen
zeigen. Stattdessen reagieren sie abwertend und aggressiv.
MUSIK ENDE
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ERZÄHLERIN
Bevor sich, wie befürchtet, der andere von einem trennt, zieht man selber die
Reißleine.
ERZÄHLER
Ruckartig und impulsiv. Menschen mit einer solchen Persönlichkeitsstörung
hinterlassen nicht selten eine Blutspur gebrochener Herzen.
ERZÄHLERIN
Nur wer als Angehöriger sehr viel darüber weiß, warum diese Patienten immer
wieder unvermittelt um sich schlagen, wird selbst nicht total verunsichert. Beim
Nürnberger Borderline-Trialog zum Beispiel erarbeiteten Betroffene, Verwandte
und Experten gemeinsam Lösungen. Wichtigste Voraussetzung: Ausreden lassen
und sich gegenseitig zuhören.
MUSIK: C1595030 106 (00‘21‘‘)
ZITATOR
„Meine allergrößte Angst ist es, alles, was ich mir so mühsam aufgebaut habe,
wieder zu verlieren.
ZITATORIN
„Wenn wieder eine Krise kommt.“
ERZÄHLERIN
Marina, Alex und ihre Familien haben über den Nürnberger Borderline-Trialog
einiges von einander und miteinander gelernt. Vor allem auf das Gegenüber
einzugehen. Auch wenn es schwer fällt, solange wie möglich Ruhe bewahren,
lieber ein weiteres Mal nachhaken, ehe man etwas falsch interpretiert.
MUSIK ENDE
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ERZÄHLER
Auch die noch junge Borderline-Forschung hat noch einiges zu lernen.
O-TON Martin Martin Bohus
Wir wissen kaum etwas über das, was man social belonging nennt, nämlich dieses
tragende Gefühl von Sicherheit, das sich bei uns erzeugt. Was wirklich die
Ursachen und die Mechanismen, die neurobiologischen und die
Behandlungsebenen sind, da wissen wir zu wenig. Also die einfache Frage: Wie
behandelt man chronische Einsamkeit?
MUSIK: C1595030 106 (00‘36‘‘)
ERZÄHLERIN
Eine Frage, die sich auch Marina und Alex stellen –
ERZÄHLER
Als Borderline-Patienten würden sie antworten –
ZITATOR
„Früher dachte ich, ein Leben ohne Borderline wäre ein andauerndes Hochgefühl;
nur Glück und schöne Ereignisse“.
ZITATORIN
„Dass ich einzigartig bin, habe ich darüber erlebt, dass es jemanden gab, der
sagte: Ich stehe für Dich ein.“
ZITATOR
„Dann lernte ich, dass mein Glück darin besteht, einen ganz normalen Alltag leben
zu können.“
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ZITATORIN
„Da hatte ich endlich das Gefühl, etwas Besonderes und Wertvolles zu sein.“
MUSIK HOCH UND ZU ENDE
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Literatur
Armbruster, Michael und Anja Link (2015): Borderline im Trialog. Miteinander
reden – voneinander lernen. Paderborn: Junfermann.
Kreismann, Jerold J. und Hal Straus (2003): Ich hasse dich – verlass mich nicht.
Die schwarz-weiße Welt der Borderline-Persönlichkeit. München: Kösel.
Rösel, Manuel (2012): Borderline verstehen. Ursachen und Verhaltensmuster
erkennen – richtig reagieren mit Hilfe der Transaktionsanalyse. München: StarksSture.
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