Produktion des humanen, krebsspezifischen Antikörpers H10 in CHO-Zellen nicht nur, die Bildung von Metastasen zu reduzieren, sondern auch komplexe Tumore behandeln zu können. Aufgabe Figure 1: MTX-based genomic amplification significantly increases antibody yields in CHO cells. Hintergrund Zahlreiche rekombinant produzierte Proteine werden in der modernen Medizin zur Behandlung von Krankheiten wie Arthritis, Anämie, Hämophilie und sogar Krebs eingesetzt. 70 % dieser Proteine werden allein in „Chinese Hamster Ovary“ (CHO)-Zellen hergestellt, was auf eine Reihe von Vorteilen dieses Expressionsorganismus zurückzuführen ist. CHO-Zellen sind nicht nur in der Lage, Proteine in großen Mengen zu produzieren, sie bieten auch eine hohe biologische Sicherheit. Beispielsweise können sich eine Vielzahl humanpathogener Viren, wie HIV, Influenza oder Polio, nicht in CHO Zellen replizieren. Zudem können CHOZellen rekombinante Proteine mit einer humanähnlichen Glykoform herstellen, die zum einen für seine Funktionalität entscheidend ist und zum anderen eine gute Verträglichkeit beim Patienten ermöglicht. Mehr als 25 % der auf dem Markt befindlichen biopharmazeutischen Proteine sind Antikörper. Insbesondere im Bereich der Krebstherapie finden sie eine vielversprechende Anwendung. Durch die Antikörperbindung an Krebszellen kann beispielsweise das körpereigene Immunsystem aktiviert werden, um Tumorzellen zu zerstören. Ziel ist es 40 IME-Jahresbericht 2008 Ein Kandidat für die antikörpervermittelte Krebstherapie ist der tumor-spe­ zifische, humane Antikörper H10. Er bindet an das „Carcinoembryonic Antigen“ (CEA), das auf der Oberfläche von Krebszellen produziert wird und ist damit in der Lage, spezifisch zwischen einer gesunden und einer Krebszelle zu unterscheiden. Um den CEA-spezifischen Antikörper H10 auf seine therapeutischen Eigenschaften zu testen, wurde er in einer humanen Form in CHO-Zellen produziert. Projektbeschreibung Für die Produktion des H10 wurde ein polycisytronischer Vektor generiert, der eine gekoppelte Expression der leichten und der schweren Antikörperkette ermöglicht. Entsprechende Signalsequenzen sorgen für die Sekretion des H10 in das Kulturmedium, wodurch der Antikörper im Überstand angereichert werden kann. Sein Fc-Teil wird über den sekretorischen Weg mit einer humanähnlichen Glykosilierung versehen, die für die Funktionalität von Antikörpern entscheidend ist. Zusätzlich enthält der Vektor das Gen für die Dehydrofolatreduktase (DHFR) als Selektionsmarker. In Kombination mit der DHFR-defizienten CHO-Zellline DG44 und dem Einsatz von Methotrexat (MTX), einem kompetitiven Inhibitor von DHFR, ermöglicht dies die schrittweise Selektion und Erhaltung von Zelllinien, in denen das DHFR Gen (und die Antikörpergene) koamplifiziert wird. Durch diese Vorgehensweise konnte die Akkumulation des H10- Antikörpers im Kulturmedium um etwa das 70-fache gesteigert werden (Fig.1). Zur weiteren Produktionssteigerung wurde nach hoch produzierenden Klonen gescreent und eine monoklonale Zelllinie etabliert. Weiterhin wurden die Kultivierungsbedingungen einschließlich diverser, proteinfreier, synthetischer Produktionsmedien sowie verschiedene Kultivierungsgefäße und Zusätze optimiert (Fig. 2). Fazit Es wurde eine monoklonale, hoch produzierende CHO-Zelllinie generiert, die den CEA-spezifischen Antikörper H10 in das Kulturmedium sekretiert. Die Verwendung eines proteinfreien, synthetischen Mediums ermöglicht einen Produktionsprozess unter kontrollierten und reproduzierbaren Bedingungen. Erste Untersuchungen des in CHO-Zellen produzierten H10-Antikörpers haben bereits gezeigt, dass er spezifisch an CEA-positive Krebszellen bindet (Fig. 3). Mit dieser Eigenschaft birgt er ein großes Potenzial einen Beitrag zur Krebstherapie zu leisten. Die CHOProduktionsplattform bietet dabei ein pharmazeutisch relevantes Instrument zur Herstellung großer Mengen an Antikörpern, welche die medizinischen Anforderungen an ein potenzielles Medikament erfüllen. Das Projekt wird gefördert von der European Commision, FP6, SAGE Project, Contract number: LSHB-CT-2007–037241.