Nachhaltige Architektur im (Klima-)Wandel. Bauen mit Verantwortung! Magazin zur Konferenz Essen-Frintrop © Johannes Kassenberg Dieses Magazin begleitet die Konferenz „Nachhaltige Architektur im (Klima-)Wandel. Bauen mit Verantwortung! Grüne Hauptstadt Europas – Essen 2017: Nachhaltige Architektur im (Klima-)Wandel. Bauen mit Verantwortung! 3 Herausgeber STADT ESSEN Projektbüro „Grüne Hauptstadt Europas – Essen 2017“ Brunnenstraße 8 · 45128 Essen Telefon: 0201 88-82301 E-Mail: [email protected] www.essengreen.capital Ansprechpartner Sebastian Schlecht, Architekt AKNW Projektmanagement Grüne Hauptstadt Europas – Essen 2017 E-Mail: [email protected] Konzept, fachliche Begleitung sbca Aufbau Haus Prinzenstraße 84.2 10969 Berlin Telefon: 0 30 / 69 53 70 80 Telefax: 0 30 / 69 53 70 8-20 E-Mail: [email protected] Grafik und Gestaltung BÜROHALLO, Alexander Lech, Dessau-Roßlau www.buerohallo.de Druck Druckerei Wieprich, Dessau Projektpartner Architektenkammer Nordrhein-Westfalen Bauindustrieverband Nordrhein-Westfalen Drees & Sommer HOCHTIEF AG Ingenieurkammer-Bau Nordrhein-Westfalen Kölbl Kruse GmbH Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen thyssenkrupp AG Die Konferenz „Nachhaltige Architektur im (Klima-)Wandel. Bauen mit Verantwortung!“ wird im Rahmen des Projekts „Grüne Hauptstadt Europas – Essen 2017“ vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit gefördert. Universitätsviertel der Stadt Essen © Rupert Oberhäuser Das Magazin zur Konferenz Nachhaltiges und klimagerechtes Bauen ist ein gesellschaftlich relevantes Thema, das derzeit den Großteil der beteiligten Akteurinnen und Akteure ebenso beschäftigt wie Wissenschaft und Forschung – doch selten sitzen sie zusammen, um darüber zu diskutieren. Die Konferenz zur „Nachhaltigen Architektur im (Klima-) Wandel. Bauen mit Verantwortung!“ ist eine Gelegenheit, die Verantwortung in der Planung und im Bauwesen von der Verwaltung bis zur Bauwirtschaft zu thematisieren. Die Grüne Hauptstadt Europas – Essen 2017 hat für die Konferenz eine große Bandbreite an Referenten und Projektpartnern gewinnen können – ein Schritt in einen konstruktiven Dialog. Fachbeiträge, Inputs, die vier Diskussionsrunden und die Exkursionen der Konferenz nehmen das verantwortungsvolle, nachhaltige und klimagerechte Bauen in den Blick. Die Leitfrage ist, wie zukunftsfähige Gebäude entstehen, und unter welchen Voraussetzungen negative Auswirkungen auf Umwelt und Klima reduziert oder sogar umgekehrt werden können. Mit dieser programmatischen Themensetzung sowie der Partner- und Akteurskonstellation soll die Konferenz zu einem offenen Diskurs beitragen und auch unbequemere Aspekte wie die Spanne zwischen Theorie und Praxis, zwischen Positionierung und Zusammenarbeit in den Blick nehmen. So soll ein echter Know-how-Transfer entstehen, der die üblichen Fronten zwischen Stadtentwicklung und Bauwesen aufweicht und im besten Fall ein konstruktives Ergebnis erzeugt. Dieses Magazin stellt aktuelle Bauten und Vorhaben der Grünen Hauptstadt Europas – Essen 2017 ebenso vor wie die einzelnen Projektpartner und eine Auswahl ihrer konkreten Bauprojekte. Im Anschluss an die Konferenz wird das Magazin zu einer Dokumentation fortentwickelt, das die Ergebnisse dieser Tage abbildet und als Grundlage für eine weitere Zusammenarbeit dienen soll. Grüne Hauptstadt Europas – Essen 2017: Nachhaltige Architektur im (Klima-)Wandel. Bauen mit Verantwortung! 4 Grüne Hauptstadt Europas – Essen 2017: Nachhaltige Architektur im (Klima-)Wandel. Bauen mit Verantwortung! 5 Willkommen Mit dem Titel „Grüne Hauptstadt Europas“ wird die Stadt Essen durch die Europäische Kommission als eine europäische Stadt ausgezeichnet, die nachweislich hohe Umweltstandards erreicht hat und fortlaufend ehrgeizige Ziele für die weitere Verbesserung des Umweltschutzes und der nachhaltigen Entwicklung verfolgt. Erstmalig in der Geschichte der Grünen Hauptstadt Europas hat mit Essen eine Stadt der Montanindustrie den Titel gewonnen. Die erfolgreiche Transformationsgeschichte einer Kohle- und Stahlstadt zur grünsten Stadt in Nordrhein-Westfalen ist Vorbild für viele Städte Europas im Strukturwandel. Wir möchten den Titel „Grüne Hauptstadt Europas“ nutzen, um Menschen zusammenzubringen, Wissen zu teilen und voneinander zu lernen – um Essen in eine noch sozialere, klimafreundlichere und lebenswertere Stadt zu verwandeln. Mit der Konferenz „Nachhaltige Architektur im (Klima-) Wandel. Bauen mit Verantwortung!“ legt die Stadt Essen einen besonderen Schwerpunkt auf das Thema nachhaltiges und klimagerechtes Bauen. Die Konferenz soll den Diskurs über nachhaltiges und klimagerechtes Bauen der Zukunft vor allem durch die Thematisierung der Schnittstellen von Architektur und Bauwesen sowie Fragestellungen der Qualitätssicherung in einem komplexen Arbeitsfeld bereichern. Dafür werden Akteure aus Verwaltung, Bauwirtschaft und Planungspraxis an einen Tisch gebracht. Ich freue mich daher besonders über die Partner der Konferenz, die an diesen 1,5 Tagen einen konstruktiven Dialog mit allen am Planen und Bauen Beteiligten ermöglichen. Auf den folgenden Seiten stellen sich unsere Kooperationspartner mit ihren Projekten, Ideen und Arbeiten rund um das Thema nachhaltiges Bauen vor. Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Konferenz mit spannenden Diskussionen! Simone Raskob Umwelt- und Baudezernentin der Stadt Essen Grüne Mitte Universitätsviertel © Johannes Kassenberg Grüne Hauptstadt Europas – Essen 2017: Nachhaltige Architektur im (Klima-)Wandel. Bauen mit Verantwortung! 6 Grüne Hauptstadt Europas – Essen 2017: Nachhaltige Architektur im (Klima-)Wandel. Bauen mit Verantwortung! © Stadt Essen »Was wir uns auf die Fahne geschrieben haben« Die Selbstverpflichtungen der Grünen Hauptstadt Europas – Essen 2017 im Bereich Bauen Gebäude haben einen maßgeblichen Einfluss auf ihre Umgebung – und das weit über ihren Lebenszyklus hinaus. Von der Produktion über die Nutzung und Anpassung bis zur Entsorgung haben sie Auswirkungen auf die Umwelt, das Klima und die Lebensqualität der Menschen in ihrer Nähe. Essens grüne Strategie hat in den letzten zehn Jahren als Motor der Flächenentwicklung fungiert. Die Schaffung von Grünflächen, Wasserflächen, Fuß- und Radwegen, die vernetzt in die Stadtteile und in die Regionen reichen, waren der Ausgangspunkt für die erfolgreiche Entwicklung großer Areale im Rahmen des Strukturwandels mit einer integrierten Anpassungsstrategie an den Klimawandel. Die Gestaltung einer integrierten, nachhaltigen und klimagerechten Stadtentwicklung ist ein Prozess, der sich auf ein breites Engagement in der Essener Stadtgesellschaft stützt. Der nachhaltige Umbau der urbanen Systeme, die verstärkte Zusammenarbeit mit Wissenschaft und Forschung sowie die lokale Wirtschaftsförderung sind dabei wichtige Ziele der Stadt Essen. Hier hat die Stadt eine Gesamtstrategie zu Klimaschutz, Energieeffizienz und Klimaanpassung aufgelegt, in der sie ihre Klimaschutz- und Energiezielen verpflichtend festhält. »Die Gestaltung einer integrierten, nachhaltigen und klimagerechten Stadtentwicklung ist ein Prozess, der sich auf ein breites Engagement in der Essener Stadtgesellschaft stützt.« Ein zentraler Baustein der Essener Klimaschutzstrategie ist die Effizienzsteigerung. Großes Potenzial dazu besteht im Gebäudebereich, vielmehr in der gesamtstädtischen Gebäudemodernisierung. Daher engagiert sich die Stadt hier auf vielfältige Weise: • breite Beratungs- und Dienstleistungsangebote der Klimaagentur Essen und des von der lokalen Wirtschaft getragenen Energie-Experten-Netzwerks in allen Phasen des Sanierungsprozesses von der Erstanalyse über Planung, Finanzierung, Einbeziehung der Mieterschaft bis zur Durchführung der Sanierung • Aufnahme energetischer Aspekte in kommunale Förderund Modernisierungsprogramme (Hof- und Fassadenprogramm) • enge Zusammenarbeit mit der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft Allbau AG • Festsetzung energetischer Standards mit einem Leitfaden für energetisch optimierte Stadtplanung bei Bebauungsplänen bei Verkauf oder Verpachtung kommunaler Grundstücke • Bau ganzer Siedlungen im Passivhausstandard (Klimaschutzsiedlung) • Erschließung neuer Baugebiete durch Nahwärmenetzebreite Neben Siedlungen sollen in Zukunft vor allem städtische Gebäude in den Fokus genommen werden, indem sie ganzheitlich bewertet und optimiert werden. Dieser Ansatz wird bereits im Bildungsbau, vor allem bei Schulgebäuden, umgesetzt. Im Neubau hat die Stadt Essen das Ziel, Schulen und Kindertagesstätten im Passivhausstandard zu errichten, wie es bereits beim „Haus des Lernens“ in Haarzopf als Passivhaus und beim Gymnasium Essen-Überruhr als Plusenergiehaus umgesetzt wurde. Bauliche, energetische und pädagogische Belange werden aufgegriffen sowie die Funktionalität der unterschiedlichen Nutzungen berücksichtigt. Die Bildungsbauten werden so zum innovativen und modernen städtischen Campus von der frühkindlichen Bildung bis zur Allgemeinen Hochschulreife. © Stadt Essen Ein Vorzeigeprojekt der Stadt – die erste Schule als Passivhaus: Der Erweiterungsneubau am Gymnasium Essen-Überruhr Mit dem Erweiterungsneubau des Gymnasium EssenÜberruhr als erstes Essener Schulgebäude in Passivhausbauweise setzte die Stadt im Jahr 2012 neue Maßstäbe beim modernen und nachhaltigen Bildungsbau, indem energetisch hocheffizientes Bauen mit optimalen Standards in Energieeffizienz, Funktionalität, Wirtschaftlichkeit, Gestaltung und Nutzungsorientierung verbunden wurden. Seit Mai 2012 ersetzt hier ein vierzügiger Erweiterungsneubau die aus den 1980er und 1990er Jahren stammenden maroden Pavillons des Gymnasiums Essen-Überruhr. Der neue Gebäudeteil und die neuen Außenanlagen ergänzen die Bestandsgebäude so zu einem neuen Gesamtensemble „Gymnasium Überruhr“. Der Neubau als Passivhaus Der Neubau wurde in Passivhausbauweise realisiert. Die Gebäudehülle verfügt über einen sehr hohen Wärmeschutz. Die Fenster mit thermisch getrennten Aluminiumprofilen und einer dreifachen Isolierverglasung sorgen im Winter für geringe Wärmeverluste. Die Qualität der Verglasung ermöglicht hohe Oberflächentemperaturen der Fensterflächen, dadurch werden Strahlungstemperaturunterschiede in den Räumen vermieden und ein angenehmes Raumklima geschaffen. 7 Der Entwurf des Essener Büros Schröder & Kamm Gesellschaft von Architekten mbH wurde nach einem europaweiten, einphasigen Realisierungswettbewerb mit dem ersten Platz belegt. Management und Leitung des Projekts sowie die Ausführungsplanung erfolgten durch die Immobilienwirtschaft der Stadt, die Bauleitung übernahm die Grundstücksverwaltung Stadt Essen GmbH. Das Gebäude kann außerhalb der Heizperiode von März bis Oktober konventionell belüftet werden. Die Belüftung erfolgt über zwei zentrale Be- und Entlüftungsanlagen. Hierbei erhalten die innenliegenden Bereiche mit belasteter Abluft beispielsweise in den Toilettenanlagen eine Anlage mit Wärmetauscher, die einen Wärmerückgewinnungswirkungsgrad von mehr als 80 Prozent erzielt. In den Klassenräumen kommen Wärmetauscher zum Einsatz, bei denen eine Wärmerückgewinnung von über 85 Prozent bei gleichzeitiger Feuchterückgewinnung von ca. 65 Prozent erreicht wird. Die regenerative Lüftungsanlage der Klassenräume wird nur in der Winterzeit betrieben. Durch diese Maßnahme kann der elektrische Bedarf der Lüftungsanlage gesenkt und optimiert werden. Die Frischluft gelangt durch die Lüftungsanlage über Weitwurfdüsen in die Unterrichts- und Aufenthaltsräume. In der Sommerzeit führt die massive Bauweise aus Stahlbeton zu einer hohen Gebäudeträgheit und somit zu einem angenehmen Raumklima. Eine außenliegende, tageslichtabhängig geregelte Verschattung reduziert Strahlung. Der Verglasungsanteil wurde in Fassadenbereichen auf die Hälfte begrenzt. Außerhalb der Heizperiode ist eine zusätzliche Belüftung in der Nacht durch besonders gesicherte Fenster möglich. Die Energieversorgung erfolgt über ein Blockheizkraftwerk, auf diese Weise wird eine CO²-arme Energieversorgung für den Neubau realisiert. Die Stadt Essen folgt mit dem Erweiterungsneubau als Passivhaus ihrer Klimaschutzstrategie und dem Konzept einer grünen Stadtentwicklung. Hoher Wärmeschutz, effiziente Lüftungssysteme und eine CO2-arme Energieversorgung, aber auch die Berücksichtigung funktionaler und pädagogischer Anforderungen eines naturwissenschaftlichen, musischen und künstlerischen Gymnasiums mit gebundenem Ganztagsbetrieb machen das Gymnasium Essen-Überruhr zu einem Vorzeigeprojekt städtischer Bauvorhaben. Grüne Hauptstadt Europas – Essen 2017: Nachhaltige Architektur im (Klima-)Wandel. Bauen mit Verantwortung! Neubau des „Haus des Lernens Haarzopf“ Seit August 2014 können Kindergarten- und Schulkinder im naturnahen Essener Stadtteil Haarzopf an der Raadter Straße gemeinsam spielen und lernen. Das als Essener Pilotprojekt erbaute „Haus des Lernens“ beherbergt rund 330 Schul- und 50 Kindergartenkinder und verbindet das Erleben von Kindergarten und Grundschule eng miteinander. Der zweigeschossige kompakte Neubau mit quadratischer Grundfläche verfügt über ein energetisch ausgereiftes Konzept und eine wirtschaftliche und kostengünstige Bauweise bei ansprechender und kindgerechter Architektur. Es ist nach dem Erweiterungsneubau des Gymnasiums Essen-Überruhr das zweite Gebäude der Stadt Essen, das dem Passivhausstandard entspricht. Der neue Baukörper bietet mit einer Nutzfläche von 3.912 Quadratmetern ausreichend Platz für KiTa und Grundschule. Im unteren Geschoss befinden sich die Kindertagesstätte, Räume der Offenen Ganztagesbetreuung sowie das Forum und die Büroräume sowohl der KiTa als auch der Schule mit der beide Einrichtungen versorgenden Küche. Der Schulunterricht findet im oberen Geschoss statt. Der alles verbindende überdachte Innenhof lässt viel natürliches Licht ins Gebäude und kann von allen Kindern genutzt werden. Ein großzügiges, mit hochwertigen Spielgeräten ausgestattetes Außengelände bietet zahlreiche Möglichkeiten zum Spielen, Toben oder Entspannen. Das „Haus des Lernens Haarzopf“ wurde in Passivhausbauweise realisiert: Mit dem Einsatz 24 Zentimeter starker Wärmedämmung an der verklinkerten Fassade, einem extrem gut gedämmten Dach und dem Einbau von dreifach verglasten Aluminiumfenstern und -türen wird erreicht, dass Energie in sehr sparsamer Weise zugeführt werden muss. Ein Teil jedes Fensters kann in wärmeren Jahreszeiten auch weiterhin von Hand geöffnet werden. In der Heizperiode wird die noch benötigte 8 Grüne Hauptstadt Europas – Essen 2017: Nachhaltige Architektur im (Klima-)Wandel. Bauen mit Verantwortung! Wärme über konventionelle Heizkörper zugeführt, für gute Luft sorgt eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Durch die Sonneneinstrahlung sowie die Abwärme der Personen und technischen Einrichtungen erhält das Passivhaus Energieeinträge. Das Ergebnis ist eine positive Raumwahrnehmung, die mit einem niedrigen Energieverbrauch gekoppelt ist. An erster Stelle stehen hier die bis zu 90 Prozent niedrigeren Heizkosten. Zudem wird mithilfe eines Passivhauses aktiver Umweltschutz betrieben, denn der CO2-Ausstoß reduziert sich erheblich. Über den zentral gelegenen Lichthof wird in unterrichtsfreier Zeit Wärme in den Boden eingeleitet, die sich unter dem Gebäude in einem „Wärme-See“ sammelt. Bei sinkenden Temperaturen wird die gespeicherte Energie wieder an das Gebäude zurückgegeben. Zu Unterrichtszeiten ist der Lichthof durch eine nach Temperatur- und Sonnenstand gesteuerte Verschattung vor zu starker Einstrahlung geschützt. In Verbindung mit dem Sonnenschutz vor den Fenstern wird so eine Überwärmung verhindert. In den kalten Jahreszeiten liefert die Sonne durch das Öffnen der Sonnenschutzanlagen Energie. Zur Qualitätssicherung wurde das Gebäude durch das Institut für Bauen und Nachhaltigkeit, IBN Passivhaus-Technik aus Köln, als Passivhaus zertifiziert. Die Aufstellung einer Photovoltaik-Anlage wurde vorbereitet, zudem erfolgte eine extensive Dachbegrünung mit Vorteilen für die Umwelt und das Gebäude. Der Neubau „Haus des Lernens“ © Eike Brochhagen 2010 wurde der begrenzte Realisierungswettbewerb „Neubau Grundschule mit Kindertagesstätte Haarzopf“ von der Stadt Essen ausgelobt. Als Sieger des Wettbewerbs ging die Arbeitsgemeinschaft Schmersahl-Biermann-Prüßner Architekten und Stadtplaner BDA/ Domotech Planungsgesellschaft mbH aus Bad Salzuflen hervor, die anschließend mit der weiteren Planung und Bauausführung beauftragt wurde. © Peter Prengel 9 Grüne Hauptstadt Europas – Essen 2017: Nachhaltige Architektur im (Klima-)Wandel. Bauen mit Verantwortung! 10 Grüne Hauptstadt Europas – Essen 2017: Nachhaltige Architektur im (Klima-)Wandel. Bauen mit Verantwortung! 11 © SEHW Architektur GmbH © SEHW Architektur GmbH © SEHW Architektur GmbH Neubau der Gustav-HeinemannGesamtschule Essen-Schonnebeck Auch der geplante Neubau der Gustav-HeinemannGesamtschule in Essen-Schonnebeck verpflichtet sich energieeffizienten und klimagerechten Standards einer nachhaltigen Architektur. Der Neubau soll bis zum Jahresende 2020 als Passivhaus nach den Grundsätzen des Nachhaltigen Bauens fertiggestellt sein. Er wird für etwa 1.300 Schülerinnen und Schüler sowie 110 Beschäftigte Platz bieten und durch seine Passivhausbauweise einen hohen Energieeffizienzstandard besitzen. Die Stadt Essen strebt für den Neubau eine BNB-Zertifizierung in Silber an. Mit dem Neubau wird das in die Jahre gekommene alte Schulgebäude der Gustav-Heinemann-Gesamtschule auf dem städtischen Nachbargrundstück ersetzt. Bezug nehmend auf die Empfehlungen des Fraunhofer Instituts für Bauphysik zur Vision „Schule der Zukunft“ wurde das Energiekonzept „Gute Behaglichkeit mit wenig Energie“ für dieses Vorhaben weiterentwickelt. Die Balance von betriebswirtschaftlich optimierten Lebenszykluskosten und einer möglichst einfachen Betriebsführung und Wartung sind Hauptkriterien dieses Konzepts. Die Energieeffizienzmaßnahmen orientieren sich an den Empfehlungen des Effizienzhaus-Plus-Standards, die Bauteilauswahl der Gebäudehüllflächen entspricht der Passivhausbauweise, die Auswahl der Technischen Gebäudeausrüstung (TGA) erfolgte nach den Empfehlungen des DGNB/BNB zur Optimierung der Lebenszykluskosten, die Dimensionierung der Energieerzeugung und Energieverteilung erfolgte „energiewendetauglich“ und ist mit den Klimaschutzzielen der Bundesregierung im Hinblick auf den Einsatz von regenerativen Energien und der CO2-Reduktion kompatibel. Die Kombination von Passivhausbauweise der Gebäudehülle und „Low-Tech“-Konzept der Technischen Gebäudeausrüstung (TGA) ermöglicht eine investitionskostengünstige Herstellung und eine betriebskostenoptimierte Betriebsführung des Gebäudekomplexes. © SEHW Architektur GmbH Auch bei der Konzeption und Planung dieses Großprojekts wurden neben den baulich-nachhaltigen Aspekten die funktionalen Bedürfnisse und eine Nutzerorientierung verstärkt berücksichtigt. Das neue Schulgebäude folgt in Aufteilung und Raumplanung zeitgemäßen pädagogischen Ansprüchen und lässt Schule so zu einem positiven und zentralen Lebensort werden. Im Zuge der Baumaßnahmen soll auch der Außenbereich neu gestaltet werden, so dass sich die Schule zukünftig in den Stadtteil zu den Schonnebeckhöfen stärker öffnet und für alle gut sichtbar sein wird. Die Integration der Schul- und Stadtteilbibliothek sowie der Mensa in Verbindung mit der Aula als Gesamtgefüge wird direkt dem Haupteingang zugeordnet. Auf diese Weise ist die Sicht- und Erreichbarkeit der stadtteilorientierten Nutzungen über die neu gestalteten Außenanlagen gewährleistet. Darüber hinaus sollen Unterrichtsräume des neuen Schulgebäudes von Gruppierungen des Stadtteils genutzt werden. In einem europaweiten Wettbewerb wurde das Konzept zum Neubau der Berliner Arbeitsgemeinschaft ARGE SEHW Architektur (Geschäftsführer Prof. Xaver Egger, Architekt BDA), BLS Energieplan GmbH, ST raum a. Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH und Wetzel & von Seht Ingenieurbüro für Bauwesen einstimmig mit dem 1. Preis prämiert. © SEHW Architektur GmbH © SEHW Architektur GmbH © SEHW Architektur GmbH Architektenkammer Nordrhein-Westfalen 12 13 Architektenkammer Nordrhein-Westfalen Die Architektenkammer NRW – Intelligent, vernetzt, nachhaltig Wer heute verantwortungsvoll bauen will, muss nachhaltig bauen. Nachhaltigkeit beschreibt in der Architektur nicht allein den Anspruch, möglichst umweltverträglich und dauerhaft zu planen und zu bauen. Sie umfasst auch das Ziel, Bauwerke zu schaffen, die langfristig funktional und brauchbar sind, die einen dauerhaften ökonomischen und gesellschaftlichen Wert schaffen, die einen Beitrag zur Entwicklung unseres Landes leisten. Ein solch umfassender Anspruch erfordert eine differenzierte Planung und hat damit eine unmittelbare Auswirkung auf die Leistungsbilder von Architektinnen und Architekten, Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplanern. Schon der Gesetzgeber hat der Architektenschaft über das nordrhein-westfälische Baukammerngesetz die gestaltende, technische, energetische, wirtschaftliche, ökologische und soziale Planung als Aufgabe zugewiesen. »Für Architekten und Stadtplaner sind damit alle Aspekte der Nachhaltigkeit bereits im Berufsbild angelegt – Wer sonst kann das von sich behaupten?« Für Architekten und Stadtplaner sind damit alle Aspekte der Nachhaltigkeit bereits im Berufsbild angelegt – Wer sonst kann das von sich behaupten? Nachhaltige Gebäude stellen einen wichtigen Beitrag zur Schonung der natürlichen Ressourcen und zum Klimaschutz dar. Nachhaltige Stadträume und Freianlagen können einen Beitrag zur Klimafolgenanpassung leisten, beispielsweise durch Maßnahmen des Hochwasserschutzes oder durch die Schaffung von Frischluftschneisen und Sonnenschutzzonen in den Innenstädten als Reaktion auf zu erwartende steigende Temperaturen. Schon lange arbeiten Architekten intensiv daran, die energetische Bilanz unserer Häuser zu verbessern. Mit Blick auf die Anstrengungen, durch bauliche und quartierbezogene Maßnahmen Energie einzusparen, sind mehr denn je energieeffiziente Architektur und Stadtplanung in Verbindung mit innovativen Ingenieurleistungen gefragt. Im Zuge einer immer tiefer gehenden Evaluierung des Energieeinsatzes zeigt sich, dass der Einsatz von „grauer Energie“ bei der Herstellung und die Recyclingfähigkeit der Baustoffe genauer betrachtet werden müssen. Durch den geschickten Einsatz von Baustoffen kann im Gebäude sogar mehr Energie erzeugt werden als zu ihrer Produktion erforderlich ist. Der Gebäudeentwurf ist die entscheidende Phase, in der in besonderem Maße die Nachhaltigkeit eines Vorhabens festgelegt wird. Neben einer hohen Funktionalität ist eine gute Gestaltung eine der wesentlichen Voraussetzungen, dass Bauten von der Gesellschaft angenommen und geschätzt werden. Gestaltqualität drückt sich durch Einbindung in die Umgebung, Maßstäblichkeit, Proportion, Materialität und Detaillierung aus. Der optimale Einsatz der Baumaterialien ermöglicht energieeffiziente Gebäude, die damit eine lange Nutzungsdauer und geringe Kosten im Lebenszyklus aufweisen. Die Beurteilung der Qualität und der Nachhaltigkeit von Bauwerken wird seit einigen Jahren diskutiert. Aspekte der Nachhaltigkeit wie Energieeffizienz, niedrige Lebenszykluskosten oder die Anwendung ökologischer Planungsgrundsätze sind wichtige Kriterien geworden. Qualität wurde benennbar, quantifizierbar, in Merkmale zergliedert und in technologisch geprägte Zertifizierungssysteme eingebunden. Dabei ist nicht die reine Addition von Bewertungspunkten, sondern die inhaltliche Auseinandersetzung mit den Kriterien wichtig. Zukunftsfähige Gebäude müssen hohe Ansprüche an Qualität, Flexibilität, Nachhaltigkeit und Energieeffizienz erfüllen. Jeder Neubau, jede Modernisierung, jede Ergänzung ist ein Eingriff in die bestehende Gebäudestruktur und in das gewachsene Stadtbild. Architekten und Stadtplaner fühlen sich verpflichtet, die baulichen und gestalterischen Qualitäten des Bestandes herauszuarbeiten, aber auch durch behutsame Stadtreparaturen Quartiere und Gebäude weiterzuentwickeln und in eine zeitgemäße Form und Funktion zu überführen. Schon für den Vorentwurf kann der Planungsprozess so gewählt werden, dass ein qualitätvolles und nachhaltiges Ergebnis erzielt werden kann. Ein seit über 150 Jahren bewährtes Instrument zur Qualitätssicherung im Bauwesen ist der geregelte Planungswettbewerb. Die meisten bedeutenden öffentlichen Bauwerke in unserem Land sind als Ergebnis von Wettbewerben entstanden, und auch zahlreiche private Bauherren und Investoren haben in den vergangenen Jahren die Vorzüge von Architektenwettbewerben schätzen gelernt. Wettbewerbe ermöglichen es, Eckdaten für die Bau- und Betriebskosten unterschiedlicher Lösungen aufzuzeigen, so dass ein langfristig wirtschaftliches Ergebnis prämiert und realisiert werden kann. Die Beurteilung weiterer Aspekte der Nachhaltigkeit ist ebenso möglich. Mit der Auslobung eines Wettbewerbs zur Optimierung der Planung für ein Bauprojekt wird bereits ein erster und sehr wesentlicher Schritt zum nachhaltigen Bauen vollzogen, denn sein Ergebnis ist ein Projekt, das sich harmonisch in sein städtebauliches Umfeld einfügt, seine Funktion in herausragender Weise erfüllt und eine hohe Gestaltqualität aufweist. »Aspekte der Nachhaltigkeit wie Energieeffizienz, niedrige Lebenszykluskosten oder die Anwendung ökologischer Planungsgrundsätze sind wichtige Kriterien geworden.« Die Nachhaltigkeit von Gebäuden ist nicht allein das Ergebnis bautechnischer Nachweise. Neben seiner Wirtschaftlichkeit in Erstellung, Unterhaltung und Betrieb sind auch die Emotionen, die ein Bauwerk auslöst, zweifellos Indikatoren seiner Qualität. Architektur, die bewegt, die geschätzt wird, die mit Freude genutzt und daher lange erhalten wird, kann ohne Zweifel als nachhaltig bezeichnet werden. Mit den anspruchsvollen ästhetischen, sozialen, technischen, ökonomischen und ökologischen Anforderungen ist der Weg für eine nachhaltige Baukultur oft nur noch über integrale Planungsprozesse zu erreichen. Die am Planungsprozess Beteiligten erarbeiten gemeinsam eine innovative und nachhaltige Lösung. Die neue Arbeitsmethode des Building Information Modeling unterstützt diese Planungsoptimierung und wird die Arbeit in Planungsbüros deutlich verändern. Mit gemeinsam genutzten Modellen können Architekten mit den Fachingenieuren vernetzt und intelligent planen. Das bietet die Grundlage für mehr Effizienz und Nachhaltigkeit beim Planen und Bauen. Klimaschutzsiedlung Wuppertal, Architektin Anka Schacht, GNA Goedeking Niedworok Schacht Architekten GbR © Sigurd Steinprinz Bauindustrieverband Nordrhein-Westfalen 14 Bauindustrieverband Nordrhein-Westfalen 15 »(…)drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft« »Die Mitgliedsunternehmen kommen aus allen Regionen des Bundeslandes« © Bauindustrieverband NRW Der Bauindustrieverband Nordrhein-Westfalen Der Bauindustrieverband Nordrhein-Westfalen verbindet als Arbeitgeber- und Wirtschaftsverband nordrhein-westfälische Unternehmen der Bauindustrie und benachbarter Branchen. Als freiwilliger Zusammenschluss und größtes Kompetenzzentrum der Bauindustrie in NRW betreut und repräsentiert der Verband Unternehmen aller Bausparten. Seine Mitgliedsunternehmen stehen für mehr als drei Viertel der in Nordrhein-Westfalen erbrachten Bauleistung und beschäftigen rund zwei Drittel aller Mitarbeiter des Bauhauptgewerbes. Von kleinen Familienbetrieben über kleinere und große mittelständische Unternehmen bis hin zu Niederlassungen international agierender Baukonzerne sind die Mitgliedsunternehmen in allen Bereichen des Hoch- und Tiefbaus tätig. Diese agieren als Partner sowohl von privaten als auch vielfach von öffentlichen Auftraggebern. Der Bauindustrieverband Nordrhein-Westfalen ist der größte bauindustrielle Landesverband in der Bundesrepublik. »Die erfolgreiche Gestaltung der Energiewende im Energie- und Industrieland NRW ist Thema« Der Verband ist in acht Verbandsbezirken flächendeckend im Land vertreten. Neben den Bezirken strukturiert er sich in Arbeitsausschüsse, Landesfachabteilungen, den Kreis „Junge Führungskräfte“ sowie in Vorstand und Beirat. Die Mitgliedsunternehmen kommen aus allen Regionen des Bundeslandes mit einem klaren Schwerpunkt im Ruhrgebiet-Münsterland, mit rund 100 Mitgliedsunternehmen. Vom kleineren Mittelständler, der seit Generationen in Familienhand und in seiner Heimatregion tief verwurzelt ist, bis zum international tätigen Baugroßkonzern beteiligen sich die Mitglieder an allen denkbaren Bauaufgaben. Neben dem Verkehrswegebau, den Ingenieurbau, den Leitungsbau engagieren sich unsere Unternehmen in allen Bereichen des Hochbaus. Dazu zählen der Industrie- und Gewerbebau, der Bau für die öffentliche Hand und der Wohnungsbau. Aktuell setzt sich der Verband mit den zentralen Herausforderungen für die Konkurrenz- und Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Nordrhein-Westfalen auseinander. Dazu gehören eine belastbare und funktionstüchtige Verkehrsinfrastruktur, die Bereitstellung preisgünstigen Wohnraums, die Sanierung und der Neubau unterirdischer Leitungen sowie die Förderung des Standorts NRW für investitionswillige Unternehmen. Hierunter ist die erfolgreiche Gestaltung der Energiewende im Energieund Industrieland NRW sowie die Versorgung vor allem ländlicher Räume und der zahlreichen Gewerbegebiete mit neuen Glasfaserleitungen zu verstehen. Dazu steht der Verband stets in enger Abstimmung mit der öffentlichen Hand zur Sanierung öffentlicher Gebäude wie Rathäuser, Ämter, Schulen, Hochschulen und Justizvollzugsanstalten. Die Neue Messe Essen – nachhaltig, zukunftsorientiert, innovativ Die Mitgliedsunternehmen des Bauindustrieverbandes NRW betätigen sich in zahlreichen innovativen Projekten. Aktuell wird im Auftrag der Stadt Essen der Umbau der Neuen Messe Essen durch die Implenia Gruppe umgesetzt. Das Mitgliedsunternehmen modernisiert in drei Bauphasen große Teile des Messegeländes am Grugapark. Neubau, Sanierung und Modernisierung des überwiegenden Teils der Hallen werden die Messe Essen in einen zeitgemäßen, modernen und nachhaltigen Messeplatz verwandeln. Ein repräsentatives Glasfoyer sowie Tagungs- und Kongressräumlichkeiten verschiedener Größen mit neuester Veranstaltungstechnik entstehen. Die ehemalige Halle 9 wird durch einen Neubau ersetzt und durch Modernisierung die Bestandshallen in Bezug auf Klimatechnik, Sanitäranlagen und Beleuchtung auf den neuesten Stand gebracht. Insgesamt werden rund 45.000 Quadratmeter Messefläche neu erstellt, umgebaut oder modernisiert. Die Durchführung der Baumaßnahmen wird mit den Messeveranstaltungen so synchronisiert, dass der Betrieb weiterlaufen kann und damit auch notwendige wirtschaftliche Aspekte berücksichtigt werden. Die Messe wird durch große Glasflächen optisch eine direkte Verbindung zum benachbarten Grugapark erhalten. Ein innovatives Lichtkonzept verbindet Tageslichtnutzung und festinstallierte Beleuchtung zu einem nachhaltigen Ganzen. Trotz ihrer Größe erfüllen die Panoramaelemente hohe energetische Standards und tragen zu einer ressourcenschonenden Energienutzung bei. Implenia ist das führende Bau- und Baudienstleistungsunternehmen der Schweiz. 2016 beschäftigte das Unternehmen rund 8.200 Menschen und erzielte einen Umsatz von rund 3,3 Milliarden Schweizer Franken. Implenia baut auf und in der Erde, vom Tunnel bis zum Turm, von der Straße bis zum Haus. Das Unternehmen ist außerdem beratend tätig und begleitet und betreut ein Bauwerk, solange es steht. Als Projektentwicklerin, Generalunternehmerin oder ausführendes Unternehmen bei der Realisierung von Bauprojekten verfolgt Implenia das Ziel, ihre Leistungen nachhaltig zu erbringen. Darüber hinaus verlangt Implenia auch von ihren Lieferanten nachhaltiges Handeln und setzt sich aktiv für zukunftsfähige Baustandards ein. 2017 sollen die Top-Lieferanten hinsichtlich Nachhaltigkeitskriterien auditiert werden. Implenia engagiert sich beim Aufbau verschiedener Nachhaltigkeitsstandards, wie der Entwicklung des „Standards Nachhaltiges Bauen Schweiz“. Dieser integriert verschiedene bestehende Ansätze mit dem Ziel, Überlegungen zu den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft – ausgewogen und möglichst umfassend in die Planung und den Bau eines Objekts einfließen zu lassen. Seit Sommer 2016 können Projekte erstmals nach dem neuen Standard zertifiziert werden. 16 Cradle-to-Cradle® Grundlagen einer Kreislaufwirtschaft Das Bauwesen in Europa verursacht fast 50 Prozent des Rohstoffsverbrauchs. Gleichzeitig steht die Bauindustrie für nahezu 60 Prozent des Abfallaufkommens. Da unser Planet nur über begrenzte natürliche Ressourcen verfügt und vor allem Deutschland kaum Rohstoffe besitzt, rückt das Thema Rohstoffknappheit zunehmend in den Fokus von Drees & Sommer. Das Cradle-to-Cradle-Prinzip schließt die Rohstoffkreisläufe und reagiert damit auf die Rohstoffknappheit. Alle Baustoffe eines Gebäudes werden so hergestellt, dass es keinen Abfall, sondern nun noch Nährstoffe gibt. Verbrauchsgüter sind biologisch abbaubar und gehen in den natürlichen Nährstoffkreislauf zurück, Gebrauchsgüter werden nach ihrer Nutzung in sortenreine Ausgangsstoffe zerlegt und einem technischen Kreislauf zugeführt. Damit werden Gebäude zu Rohstoffdepots, welche die Ressourcen nach dem Ende der Nutzungszeit wieder freigeben und sie zur Grundlage neuer Produkte werden lassen. The blue way Drees & Sommer denkt und handelt als Unternehmen nachhaltig und ganzheitlich. Dabei versteht es Nachhaltigkeit mit all ihren Facetten: Ökonomie, Ökologie und Funktionalität gehören dabei untrennbar zusammen. Mit einem ganzheitlichen Ansatz reagiert Drees & Sommer auch auf die wachsenden Herausforderungen an unsere Städte, die sich durch den Bevölkerungszuwachs im urbanen Raum ergeben. Auf der Suche nach Arbeit, Freizeitbeschäftigung und kulturellem Angebot zieht es Millionen an Menschen in den urbanen Raum. Damit Städte lebenswert bleiben, muss das Zusammenspiel unterschiedlicher Faktoren und Handlungsfelder stimmen: Finanzen, Digitalisierung, Gesellschaft, Mobilität, Klima, Energie, Ressourcen und Infrastruktur. Im Sinne des blue way vernetzt Drees & Sommer all diese Faktoren, die eine Stadt beeinflussen, in ihrem „Blue-City Ansatz“ und stellt Gebäude in Relation zu ihnen – denn eine Veränderung am einzelnen Gebäude hat stets auch Auswirkungen auf das Gesamte und umgekehrt. Blue City und Green Building – Vernetzung im Quartier Der Interaktion zwischen Gebäude und Stadt hat im Blue-City-Ansatz eine zentrale Bedeutung. Die Immobilien stehen in der Blue City nicht isoliert, sondern kommunizieren miteinander. Schon heute werden beispielsweise Gebäude entwickelt, die energetisch autark sind und sogar einen Stromüberschuss produzieren. Damit diese Energie nicht verloren geht, wird sie ins Netz abgeleitet oder aber an andere Gebäude der Anlage oder Nachbarschaft abgegeben. Als Gründungsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) ist Drees & Sommer Experte für die Zertifizierung von Gebäuden und Stadtquartieren. Zertifizierungsprozesse sichern zukunftsfähige Projekte und nutzen alle Potentiale in der Quarttiersentwicklung. Was C2C-Gebäude leisten: Mehr Gesundheit: Wir verbringen über 90 Prozent unserer Lebenszeit in Gebäuden. Da ist es erstaunlich, wie wenig wir über die Materialien in Innenräumen wissen. Denn diese können Schadstoffe enthalten, welche die Gesundheit und das Wohlbefinden maßgeblich beeinträchtigen. Die bauökologische Materialwahl im Sinne von C2C geht weit über die gesetzlichen Standards hinaus und stellt ein produktivitätssteigerndes und inspirierendes Raumklima sicher. Drees & Sommer Seit über 45 Jahren begleitet Drees & Sommer private und öffentliche Bauherren sowie Investoren bei ihren Bauvorhaben. Neben Projektmanagement und strategischer Beratung sind auch die Bereiche Engineering, Immobilien-, Infrastruktur- und Entwicklungsberatung wesentliche Bestandteile des Leistungsportfolios. 17 Drees & Sommer Quelle: Drees & Sommer 2016 Drees & Sommer Mobilität statt Verkehr Carsharing, autonomes Fahren, E-Mobility, Fahrrad-Boom, Mixed Mobility – Mobilität hat viele Gesichter. Klar ist: Ohne Mobilität gibt es kein Wirtschaften. Gleichzeitig belastet der Autoverkehr zunehmend die Straßen und die Umwelt. Um Abhilfe zu schaffen, setzt Drees & Sommer auf integrierte Konzepte, die das Beste der verschiedenen Fortbewegungsmittel vereinen. Die Frage, welche Mobilität in Zukunft gebraucht wird, sollte sich nicht nur die öffentliche Hand stellen. Auch für Unternehmen und Investoren wird es immer wichtiger, ein durchdachtes Konzept zur Hand zu haben. Für die Genehmigung einer Erweiterung oder eines Neubaus werden von den Städten verstärkt Mobilitätskonzepte gefordert. Denn was nutzt eine gute Immobilie, die schlecht erreichbar ist? Als Experten der Entwicklungsberatung und Infrastruktur berät Drees & Sommer Kommunen und Unternehmen im Rahmen der Blue-City-Strategie. Dabei werden Digitalisierung, neue Technologien und deren Vernetzung zusammen mit einer ganz neu gedachten Stadtplanung für attraktive Mobilitätsangebote genutzt, um einen schnellen, einfachen und wirtschaftlichen Personentransport zu ermöglichen. Mehr Flexibilität: Gebäude nach dem C2C-Designprinzip sind flexibel und umnutzungsfähig konstruiert, da bereits in den frühen Planungsphasen eine mögliche spätere Anpassung berücksichtigt wird. Alle verbauten Materialien sind leicht zu demontieren, sortenrein trennbar und dadurch vollständig rezyklierbar. Zusammen mit einer konsequenten modularen Planung entsteht so ein Mehrwert, der für den Nutzer vom ersten Tag an greifbar ist. Mehr Wertsicherheit: C2C-inspirierte Gebäude sind erneuerbar und kreislauffähig. Sie erfüllen bereits heute die energetischen Standards der Zukunft und agieren als Rohstoffdepot für wertvolle Materialien. Am Ende der Nutzungszeit oder nach einem Umbau können die Baustoffe vollständig rezykliert werden. Dabei bleiben die stoffliche Güte und damit der Rohstoffwert erhalten, was die Immobilien langlebiger und werthaltiger als herkömmliche Gebäude macht. Mehr positive Beiträge für die Gesellschaft: Durch C2C inspirierte Gebäude besitzen einen positiven Fußabdruck, beispielsweise indem sie die Außenluft oder das Regenwasser reinigen oder Lebensräume für Pflanzen und Tiere schaffen. Oder sie enthalten Rohstoffe für eine spätere Nutzung und ermöglichen auf dem Gründach eine Nahrungsmittelproduktion. Das ist nicht nur gut für die Gesellschaft, sondern auch für die Außenwirkung der Gebäude. Plusenergiegebäude Freiburg © Drees & Sommer Für das größte Plusenergiehaus Europas in Freiburg planen Drees & Sommer das Energiekonzept, die technische Gebäudeausrüstung, die Bauphysik und die Fassadentechnik. Um die nachhaltige Energieversorgung des Verwaltungsneubaus zu gewährleisten, kommen verschiedene Technologien zum Einsatz: Die Gebäudehülle ist in Passivhaus-Standard ausgeführt, das Dach und die Fassade sind mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet, Heizen und Kühlen erfolgen mit Grundwasser. Dank des intelligenten Energiekonzepts produziert das Gebäude mehr Strom, als es selbst verbraucht – der Überschuss wird ins städtische Stromnetz eingespeist. Dadurch kann die Stadt Freiburg künftig mit geringeren Energiekosten rechnen und gleichzeitig einen Beitrag zu den Umweltschutz- und Klimazielen leisten. Grüne Hauptstadt Europas – Essen 2017: Nachhaltige Architektur im (Klima-)Wandel. Bauen mit Verantwortung! 18 Grüne Hauptstadt Europas – Essen 2017: Nachhaltige Architektur im (Klima-)Wandel. Bauen mit Verantwortung! 19 Stadtgarten Essen-Südviertel © Johannes Kassenberg Radschnellweg Ruhr RS1 © Jochen Tack Emscher-Umbau – Umbau der Berne © Rainer Schlautmann Niederfeldsee © Rupert Oberhäuser Radweg in Essen-Dellwig © Jochen Tack Ruhrtalradweg Essen-Steele © Jochen Tack Ruhrtalradweg Essen-Werden © Jochen Tack Emscher Umbau-Borbecker Mühlenbach © Rainer Schlautmann 20 HOCHTIEF AG 21 HOCHTIEF AG Interview mit Nikolaus Graf von Matuschka, Vorstandsmitglied und Arbeitsdirektor der HOCHTIEF Aktiengesellschaft, unter anderem zuständig für Corporate Responsibility Nachhaltige Praxis heißt Werte erhalten, Werte schaffen und Werte steigern Herr von Matuschka, welchen Stellenwert hat Nachhaltigkeit bei HOCHTIEF? Nachhaltigkeit gehört zu unseren Unternehmensgrundsätzen und beeinflusst damit unser gesamtes wirtschaftliches Handeln. Das Spektrum reicht dabei vom integren Verhalten über faire Arbeitsbedingungen bis hin zum verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen und aktiven Beiträgen für die Gesellschaft. Das bedeutet, Verantwortung zu übernehmen und ganzheitlich zu denken. Für uns ist Nachhaltigkeit ein Werttreiber. House of Elements, Essen ©HOCHTIEF Wir handeln nachhaltig – aus Überzeugung Nachhaltigkeit und Corporate Responsibility haben Tradition bei HOCHTIEF. Unsere Projekte haben Einfluss auf die Umwelt, auf Menschen und Natur: Wir gestalten Lebensräume, verbrauchen Ressourcen und Energie, arbeiten gemeinsam mit Menschen verschiedener Kulturen in aller Welt. Der damit einhergehenden Verantwortung stellen wir uns bewusst, weshalb Corporate Responsibility ein leitendes Prinzip unserer Konzernstrategie und fester Bestandteil unserer Vision ist: „HOCHTIEF baut die Welt von morgen.“ Als internationaler Baukonzern ist HOCHTIEF an Entwicklung, Bau und Betrieb von nachhaltig gestalteten Gebäuden und Verkehrsprojekten rund um den Erdball beteiligt und gestaltet das grüne Bauen seit vielen Jahren mit. Zahlreiche von uns realisierte Immobilien in aller Welt wurden schon für ihre nachhaltige Bauweise ausgezeichnet. Mit innovativen Lösungen und nachhaltigen Technologien setzen wir schon heute Maßstäbe. In den USA ist unsere Tochter Turner die Nummer eins in diesem Marktsegment. House of Elements, Essen ©HOCHTIEF Auch in der „Grünen Hauptstadt Europas“ hat HOCHTIEF bereits zahlreiche nachhaltige Immobilien realisiert. Jüngste Beispiele sind die neuen Unternehmenszentralen von Brenntag und ista an der Gruga oder DB Schenker am Essener Hauptbahnhof. Generell unterstützt HOCHTIEF alle Bestrebungen, Zertifizierungssysteme für „grüne“ Bauwerke einzuführen und zu etablieren. Gemeinsam mit unseren Tochtergesellschaften beraten und begleiten wir unsere Kunden bei der Zertifizierung von nachhaltigen Gebäuden. HOCHTIEF gehört zu den Gründungsmitgliedern der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e.V. (DGNB). Über unsere Leistung im Bereich Nachhaltigkeit informieren wir bereits seit 2002 regelmäßig in Umweltberichten, seit 2005 in Nachhaltigkeitsberichten. Sie werden seit 2011 jährlich veröffentlicht, seit 2012 parallel zum Geschäftsbericht. Im Jahr 2015 erschien der erste kombinierte HOCHTIEF-Konzernbericht, der finanzielle und nicht-finanzielle Aspekte in einem Report vereint. HOCHTIEF wurde 2016 zum elften Mal in Folge im Dow Jones Sustainability Index Europe gelistet – weiterhin als einziger deutscher Baukonzern. Mehr Informationen zum Thema Nachhaltigkeit und Corporate Responsibility finden Sie unter www.hochtief.de/nachhaltigkeit. Können Sie das genauer beschreiben? Als Baukonzern schafft HOCHTIEF bleibende Werte: Unsere Gebäude und Verkehrsprojekte sind für die Zukunft gebaut, sie sollen gut zu bewirtschaften sein, alle Nutzeransprüche erfüllen und Ressourcen schonen. Wir gestalten dabei Neues und bewahren zugleich Bestehendes – und bedienen so auch nachfolgende Generationen. Das können wir wiederum nur als profitabler Konzern mit marktgerechtem Leistungsspektrum, der attraktive Arbeitsplätze bietet und sich wirtschaftlich und sozial einbringt. »(…) – unsere Erfolge dabei zeigen sich hier übrigens auch in den aktuellen Listungen im Dow Jones Sustainability Index und im CDP.« groß. Um dabei sicherzustellen, dass wir die relevanten und für HOCHTIEF wesentlichen Themen der Nachhaltigkeit im Blick behalten, suchen wir aktiv den Dialog mit internen und externen Stakeholdern. Ist Nachhaltigkeit ein Wert an sich? Wir sind davon überzeugt, dass unser wirtschaftlicher Erfolg nur möglich ist, wenn Ökonomie, Ökologie und Soziales gleichermaßen betrachtet werden – bei jedem Projekt, in allen Belangen. Nur so schaffen wir langfristige Erfolge – und das ist das Ziel von HOCHTIEF. Werterhalt, Wertschaffung und Wertsteigerung stehen dabei in unmittelbarer Wechselwirkung. 177 Pacific Highway, Sydney ©Leighton Properties Was bedeutet das für die Nachhaltigkeit in der Praxis? Nachhaltigkeit erfordert ein kontinuierliches Arbeiten an den vielfältigen Themen, darum überprüfen und verbessern wir unsere Prozesse fortlaufend. Wichtig ist es, die Messbarkeit von Nachhaltigkeit zu gewährleisten: So ergeben etwa Daten über die Recycling-Quote (74,3 Prozent), die Unfallhäufigkeit LTIFR (1,32) oder die Diversity im Konzern ein konkretes Bild unserer Leistung – unsere Erfolge dabei zeigen sich hier übrigens auch in den aktuellen Listungen im Dow Jones Sustainability Index und im CDP. Wir arbeiten derzeit gezielt daran, die Datenqualität im Sinne von Transparenz und Vergleichbarkeit noch weiter zu verbessern. Great America Tower, Cincinatti © LeightonProperties Aktuelle Initiativen, die zur Nachhaltigkeit beitragen, reichen von unseren Energiespar- und Innovationsawards bis hin zu Arbeitssicherheitstagen, Gesundheitstrainings, Compliance-Schulungen – die Bandbreite ist sehr 22 Ingenieurkammer-Bau Nordrhein-Westfalen Die Ingenieurkammer-Bau NordrheinWestfalen – starker Partner für nachhaltiges Planen und Bauen in NRW Der Begriff der „Nachhaltigkeit“ ist zu einem bestimmenden Faktor für die Erbringung von Planungsleistungen und im Baugeschehen ganz allgemein geworden und steht synonym für den Begriff des Klimaschutzes und der Energieeffizienz im Bauwesen. Beides ist aber an Voraussetzungen gebunden und stellt immer weiterreichende Anforderungen an die Planung von Gebäuden, Stadtquartieren und auch Infrastruktureinrichtungen des Verkehrs sowie der Ver- und Entsorgung. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Der voranschreitende Klimawandel wird auch in unseren Breitengraden wahrgenommen. Zum Sinnbild hierfür sind Extremwetterlagen geworden, die teilweise sehr kleinräumig aber mit sehr weitreichenden, zum Teil zerstörerischen Folgewirkungen einhergehen können. Zukünftig wird verstärkt mit auftretenden Hochwässern, Starkregenereignissen und ähnlichen Wetterphänomenen gerechnet werden müssen und zugleich werden mehr kurzfristig auftretende, aber intensive Trockenperioden und Hitzewellen prognostiziert. Können die Effizienzpotenziale im Bereich des Neubaus weitgehend schon in der Phase der Gebäude- oder Bauwerkskonzeption festgelegt werden, ist dies bei Bestandsgebäuden grundlegend anders. Hier stoßen der Anspruch bzw. das Erfordernis Gebäude und ganze Quartiere klimagerecht – nachhaltig – zu ertüchtigen, der Wunsch dies aber wirtschaftlich und vor allen Dingen kostengünstig zu bewerkstelligen, in besonderer Weise aufeinander. Auch der Aspekt der Baukultur, dem sich die Planer grundsätzlich auch verpflichtet fühlen, soll in unserer heutigen weitgehend gebauten Umwelt berücksichtigt werden. In beiden Fällen schließlich muss die Bausubstanz selbst den sich wandelnden Anforderungen an Klima, Haltbarkeit und Wirtschaftlichkeit entsprechen. »In jedem Fall – ob bei Neubau oder Bauen im Bestand – die fachgerechte Planung ist der Schlüssel zum Erfolg.« Dass diese Phänomene auch unsere gemäßigten Breiten erfassen, hat die Einsicht in die Endlichkeit und die schädigende Wirkung eines intensiven Verbrauchs von Rohstoffen und fossilen Energieträgern stark befördert. Effizienter Ressourceneinsatz und der sparsame Energieverbrauch sind gesellschaftlich weitgehend unumstritten. In jedem Fall – ob bei Neubau oder Bauen im Bestand – die fachgerechte Planung ist dabei der Schlüssel zum Erfolg. Die technischen Möglichkeiten für die Zielerreichung sind dabei sehr vielfältig, das zu beachtende gesetzliche Regel- und Normenwerk mit den Vorgaben sowohl im Bereich des Neubaus als auch des Sanierens im Bestand sind es auch. Die Komplexität des Baugeschehens zeigt sich daher auch in der Ausdifferenzierung der Fachrichtungen, in denen Planer im Bauwesen tätig sind. Ingenieurkammer-Bau Nordrhein-Westfalen 23 »Dass die Phänomene des Klimawandels auch unsere gemäßigten Breiten erfassen, hat die Einsicht in die Endlichkeit und die schädigende Wirkung eines intensiven Verbrauchs von Rohstoffen und fossilen Energieträgern stark befördert.« Ingenieure im Bau- und Vermessungswesen aus Nordrhein-Westfalen sind in den verschiedensten Fachrichtungen tätig. Ein großer Schwerpunkt ist die Tragwerksplanung. Darüber hinaus sind vor allem Bauphysik, Brandschutz, Technische Gebäudeausrüstung, Wasserbau und Siedlungswasserwirtschaft sowie die Vermessung sind zentrale Felder für Ingenieurinnen und Ingenieure. Mit ihrer planenden Tätigkeit nehmen sie direkt Einfluss auf die energetische Leistungsfähigkeit und Effizienz der Gebäude und auf die innovative und nachhaltige Gestaltung unserer städtischen und ländlichen Lebensumwelt. Über 10.000 dieser Ingenieurinnen und Ingenieure – dieser hochqualifizierten Fachkräfte – sind Mitglied in der Ingenieurkammer-Bau NRW (IK-Bau NRW). Die berufsständische Kammer ist die einzige gesetzlich legitimierte Vertretung für Ingenieurinnen und Ingenieure in NRW. Sie nimmt Einfluss darauf, dass Ingenieure im Bau- und Vermessungswesen ihren Beruf optimal ausüben können, überwacht die Mitglieder in ihrer Berufsausübung, aber gibt auch Anstöße für baufachliche Themen mit großer gesellschaftlicher Ausstrahlung und Wirkung. So ist die Kammer nicht nur Partner des „Klimadiskurs.NRW“ und der „Gebäudeallianz.NRW“. Durch ihre beratende Mitwirkung an der Gesetzgebung des Landes im Bauordnungs- und Umweltrechtrecht etwa, ist sie unmittelbarer Partner des gesamtgesellschaftlichen und politischen Diskurs für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz nicht nur für NRW. Auch auf der Bundesebene wirkt sie über die Bundesingenieurkammer mit anderen an den bundesrechtlichen Rahmengesetzgebungen mit und treibt innovative, integrative neue Planungsmethoden mit voran. Der 13-köpfige Kammervorstand entwickelt hierzu die kammerstrategischen Positionen. Die Mitglieder der Fachgremien wie zum Beispiel der Ausschüsse „Infrastruktur“, „Energie und Technische Ausrüstung“ oder auch „Wettbewerbswesen“ entwickeln konkrete Informationen oder stehen sowohl Kolleginnen und Kollegen wie auch Bürgerinnen und Bürgern als Bauherren mit ihrer spezifischen Kompetenz zur Verfügung. Die rund 20-köpfige Geschäftsstelle unter der Leitung des Hauptgeschäftsführers mit der angegliederten Stabsstelle „Recht“ und untergliedert in vier Referate – Ingenieurreferat, Referat für Politik und Gesellschaft, Referat für Marketing-Kommunikation und Verwaltungsreferat – ist Ansprechpartner für alle internen und externen Angelegenheiten. In den Räumen am Zollhof in Düsseldorf wird das operative Geschäft geführt und werden die (berufs-) politisch beschlossenen Maßnahmen umgesetzt. Das verzahnte System der ehrenamtlichen Ingenieurkompetenz und der kontinuierlichen Betreuung durch das mit unterschiedlicher Fachkompetenz besetzten Hauptamtes stellen die hohe Qualität der Arbeit in und mit der Ingenieurkammer-Bau NRW sicher. Dabei steht der Verbraucherschutz ebenso im Blickfeld wie die Mitgestaltung gesellschaftlicher Prozesse vor allem mit Blick auf die bauliche Gestaltung unserer Umwelt. »Diskurs für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz nicht nur für NRW« 24 KÖLBL KRUSE GmbH KÖLBL KRUSE GmbH 25 Hotel auf Zollverein © Kaspar Kraemer Folkwang Universität der Künste © Krischer Neuer Verwaltungssitz der RAG-Stiftung und RAG auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein © kadawittfeldarchitektur Markenimmobilien mit Wiedererkennungswert Das Essener Projektentwicklungsunternehmen KÖLBL KRUSE ist auf den Neubau von gewerblichen Immobilien sowie die Revitalisierung historischer Gebäudesubstanz spezialisiert. Mit Kreativität und hohem ästhetischem Anspruch setzte das Unternehmen entscheidende städtebauliche Akzente. Allein fünf Landmark-Immobilien – vier hochwertige Neubauten und ein effizient umgebauter Getreidespeicher – zieren heute das Ufer des neu gestalteten und vielfach ausgezeichneten Duisburger Innenhafens. Hier sind in den vergangenen 15 Jahren über 200.000 Quadratmeter Büroflächen entstanden. Davon realisierte KÖLBL KRUSE als mit Abstand größter Investor rund 95.000 Quadratmeter Bürofläche. Für die Essener Weststadt – ein lebendiges Stadtviertel mit Büros, Geschäften und Wohnungen – entwickelten Stephan Kölbl und Dr. Marcus Kruse 2002 und 2005 zwei hochmoderne Büroensembles, das Weststadt-Carrée mit 16.000 Quadratmetern sowie das WestSide mit 11.000 Quadratmetern Nutzfläche. In 2009 erweckte das Unternehmen die Traditionsimmobilie Glückaufhaus aus den 1920ern in Essen Rüttenscheid zu neuem Leben. Das Projekt erhielt die „Auszeichnung guter Bauten 2010“ des BDA Essen. Von der Jury wurde besonders anerkannt, dass das historische Bauwerk mit seiner Geschichte und seiner städtebaulich wichtigen Positionierung erhalten geblieben ist. Anfang 2012 stellte KÖLBL KRUSE den neuen Unternehmenssitz der RAG Montan Immobilien GmbH auf dem Kokereigelände des UNESCO-Welterbe Zollverein fertig. Seit Mai 2016 entwickelt KÖLBL KRUSE gemeinsam mit der RAG Montan Immobilien GmbH auf dem Nachbargrundstück den neuen Verwaltungssitz für RAG-Stiftung und RAG-AG. Der zweigeschossige Neubau in L-Form orientiert sich an innovativen Nachhaltigkeitsstandards, ist gleichzeitig aber funktional und zurückhaltend. Nach der Fertigstellung des Gebäudes werden dort im Herbst 2017 insgesamt rund 220 Mitarbeiter einziehen. Damit werden wesentliche nachbergbauliche Aktivitäten und Aufgaben an einem neuen Standort zusammengeführt und gebündelt. Schon bei der Wahl des Baugrundstücks wurde dem Prinzip Nachhaltigkeit gefolgt. Denn der Baugrund befindet sich auf einer vormals intensiv-industriell genutzten Fläche der ehemaligen Kokerei Zollverein. Diese wurde in den vergangenen Jahren durch die RAG Montan Immobilien hochwertig saniert, baureif gemacht und erschlossen. So wurden bei dem Bau des neuen Verwaltungssitzes keine neuen Flächen verbraucht, dem Flächenrecycling Vorrang eingeräumt und ein wichtiges Ziel der Nachhaltigkeitsstrategie auf EU-, Bundes- und Landesebene erreicht. eine effiziente Beleuchtung reduzieren. Am Standort vorhandene Fernwärme, ergänzt durch erneuerbare Energien mit Geothermie und Wärmepumpen, versorgt den Neubau energetisch. Die architektonische Planung des Projekts hat das Büro kadawittfeldarchitektur aus Aachen übernommen. Die Drees & Sommer-Tochter DS-Plan begleitet das Vorhaben als Generalfachplaner, unterstützt den Bauherrn bei der technischen Gebäudeausrüstung, der Tragwerksplanung, der Fassadentechnik und berät bei wichtigen Fragen der Nachhaltigkeit, wie Energiedesign, Green Building Zertifizierung und den Themen Bauphysik sowie Bauökologie. Die Planung von kadawittfeldarchitektur schafft auf der Dachfläche einen identitätsstiftenden grün gestalteten Mehrwert-Raum an der Schnittstelle zwischen Industriekultur und Natur und kompensiert dabei die Grundfläche. Ringförmig um grüne Innenhöfe liegen die Büros der beiden Nutzer. Alle gemeinsamen Zonen wie Kantine, Konferenzbereiche und Haustechnikzentrale befinden sich mittig im Gebäudegelenk. Bauform und Fassade fügen sich sensibel in das denkmalgeschützte Ensemble des Welterbes ein. Dass die Projektentwickler schon vor der Entstehung des Gebäudes an einen späteren Rückbau dachten, hängt mit dem zentralen Prinzip zusammen, das hinter dem Projekt steht: Kreislauffähig soll der Bau sein, ein Rohstofflager, ganz im Sinne von Cradle to Cradle, kurz: C2C. Das heißt: Verbaute Materialien müssen nach einem Rückbau nicht mehr entsorgt, sondern können – ohne Qualitätsverlust – wiederverwertet werden. Beim Bau orientieren sich die Planer in diesem Rahmen am Kriterienkatalog der deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) und streben mit dem Diamant-Zertifikat die höchste Auszeichnung an. Eine hohe Qualität in der Ausführung und Ausstattung steht dabei im Fokus. Die Architekten arbeiten mit recycelbaren Materialien wie speziellen Wärmedämmungen und verzichten auf Verbundwerkstoffe wie Kleber für Teppiche. Gleichzeitig achten sie auf einen reduzierten Materialverbrauch bei der Konstruktion und den Erhalt von materiellen Ressourcen. Zu diesen zählen nicht nur die beim Bau verwendeten Rohstoffe. Auch der Energie- und Wasserverbrauch durch die Mitarbeiter wird sich durch ein ausgeklügeltes Regenwasser- und Schmutzwassermanagement sowie durch einen optimalen Wärmeschutz, intelligente Kontrollsysteme und Im Herbst 2017 werden RAG-Stiftung und RAG AG in ihren neuen Verwaltungssitz mit der einzigartigen Adresse „Im Welterbe 10“ einziehen. Das Projekt ist eines von mehreren Neubauprojekten auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein, das KÖLBL KRUSE gemeinsam mit RAG Montan Immobilien realisiert. Ganz in der Nähe wurde Anfang Juni 2016, einen Monat vor dem mietvertraglich geschuldeten Übergabetermin, der Neubau der Folkwang Universität der Künste an den Nutzer übergeben. Das 19.000 qm große Gebäude nach einem Entwurf von MGF-Architekten aus Stuttgart, bietet Platz für rund 500 Studierende und 70 Mitarbeiter. Zum Wintersemester 2017/2018 startet der universitäre Betrieb am Campus Zollverein. In direkter Nachbarschaft zur Universität ist ein Hotelneubau geplant, der im zweiten Quartal 2018 fertiggestellt sein wird. Das Hotel nach einem Entwurf von Kaspar Kraemer Architekten BDA aus Köln umfasst 75 Zimmer in drei unterschiedlichen Kategorien. 26 StadtBauKultur NRW 27 StadtBauKultur NRW Ein Beitrag von Tim Rienits, StadtBauKultur NRW. Die Landesinitiative StadtBauKultur NRW 2020 ist eine partnerschaftliche Initiative des Landes Nordrhein-Westfalen und der berufsständischen Kammern, Verbände und anderen Institutionen des Bauwesens. Ihre Aufgabe ist es, Fachleute und Bürger für baukulturelle Themen zu sensibilisieren und zu unterstützen. StadtBauKultur NRW ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Gelsenkirchen und wird vom Land Nordrhein-Westfalen gefördert. Vom Kaufhaus zum Stadthaus: Umbau des ehemaligen Hertie in Lünen Cristóbal Márquez © StadtBauKultur NRW Wir bauen um! Wie Architektur zum ökologischen Wandel beitragen kann Im öffentlichen Diskurs hat die Metapher vom „Umbau der Gesellschaft“ ihren festen Platz. Eine Metapher, die offenkundig dem Bauwesen entlehnt ist, denn hört man das Wort Umbau, denkt man zuallererst an Häuser. Übertragen auf die Gesellschaft bedeutet das, sich die Gesellschaft wie ein Haus vorzustellen. Ein Haus, das aus unterschiedlichen Bauteilen besteht, die zu einem sinnvollen und tragfähigen Ganzen gefügt sind. Und wenn dieses Haus nicht mehr tragfähig ist, dann muss es eben umgebaut werden. Der Umbau der Gesellschaft ist aber nicht nur eine Metapher, er kann auch wortwörtliche Realität sein. Das weiß man nirgendwo besser als in Nordrhein-Westfalen, wo der wirtschaftliche Strukturwandel nicht nur große Veränderungen im Arbeits- und Sozialleben der Menschen, sondern auch in der gebauten Umwelt forderte. Die Internationale Bauausstellung IBA Emscher Park, die in den 1990er Jahren im Ruhrgebiet durchgeführt wurde, hat diesen Zusammenhang zwischen Strukturwandel und baulichem Wandel in beispielhafter Weise vorgeführt: Alte Industriegebäude, Brachen oder Arbeitersiedlungen, denen kaum jemand eine Zukunft, oder gar einen baukulturellen Wert attestiert hätte, wurden saniert, umgebaut und umgenutzt. Mit Erfolg. Denn heute zählen diese Projekte zu den wichtigsten Attraktionen der Region. Die Erfolgsgeschichte der IBA Emscher Park zeigt, dass es also durchaus sinnvoll sein kann, den Umbau der Gesellschaft nicht nur sinnbildlich zu verstehen, sondern auch wörtlich. Denn indem die baulichen Zeugnisse der Montanindustrie zum Positiven verändert wurden, mussten die Menschen den Strukturwandel nicht nur als Verlust empfinden, sondern konnten ihn auch als Gewinn erleben. Vom Kaufhaus zum Stadthaus: Umbau des ehemaligen Hertie in Lünen Cristóbal Márquez © StadtBauKultur NRW Wenn heute vom Umbau der Gesellschaft die Rede ist, dann geht es nicht mehr um Werksschließungen und Arbeitslosigkeit. Heute geht es um die Herausforderungen des demografischen Wandels, des technologischen Wandels und vor allem: des Klimawandels. Auch hier steht unsere gebaute Umwelt vor gravierenden Veränderungen und auch hier ist bereits einiges passiert. Alte Gebäude wurden energetisch ertüchtigt und neue Gebäude mit moderner Technologie ausgestattet. So konnte der Energiebedarf von Gebäuden in den vergangenen Jahrzehnten um ein vielfaches gesenkt werden. Doch inzwischen haben wir diese Einsparpotenziale weitgehend ausgereizt – und das nicht immer zum Vorteil für die Architektur. Denn unter dem Diktat des Energiesparens ist die Architektur immer weiter in den Hintergrund geraten, versteckt hinter Wärmedämmung und Solarpanelen und eingehegt von Verordnungen und Normen. Auch für das Bild der Region hat das Bauen im Klimawandel bisher keinen erkennbaren Mehrwert gebracht. Dabei wäre es so naheliegend, den Umbau, den die IBA Emscher Park einst unter den Vorzeichen des wirtschaftlichen Strukturwandels begonnen hat nun unter den Vorzeichen des Klimawandels fortzusetzen. Denn im Umbau von Gebäuden schlummern große Potenzial – ökologische, baukulturelle und kommunikative. Ökologische Potenziale Der Bausektor ist der mit Abstand ressourcenintensivste Wirtschaftszweig. Jahr für Jahr verschlingt er alleine in Deutschland rund 600 bis 700 Millionen Tonnen Baustoffe. Im gleichen Zeitraum setzt er etwa 200 Millionen Tonnen Bauschutt frei. Auch hier ist die Bauwirtschaft Spitzenreiter. Dieser große Umsatz an Baustoffen und Bauschutt könnte erheblich gesenkt werden, wenn der bauliche Bestand intensiver und intelligenter genutzt würde: durch Erhalt, Sanierung und die bauliche Anpassung von Gebäuden. Laut einer Studie des Umweltbundesamtes könnte auf diese Weise die jährliche Inanspruchnahme von Rohstoffen um 30 Prozent, und von Bauland sogar um über 80 Prozent, gesenkt werden. Baukulturelle Potenziale Was das Umweltbundesamt empfiehlt ist nichts Neues. Im Gegenteil. Das Umbauen ist eine uralte Kulturtechnik und war die längste Zeit der Geschichte ein fester Bestandteil unserer Baukultur. Denn in Bauwerken waren wertvolle Baustoffe und wertvolle Arbeitskraft gebunden und ihr vorschneller Abriss wäre nicht wirtschaftlich gewesen. Viel sinnvoller war es, Gebäude möglichst lange zu nutzen und nötigenfalls an neue Bedingungen anzupassen. Was unter den damaligen Bedingungen (um)gebaut wurde, kann sich nicht mit den heutigen Baustandards messen. Und trotzdem faszinieren die baulichen Zeugnisse dieser Zeit, gerade weil sie weniger Perfektion und mehr Individualität ausstrahlen und weil sie mehr Geschichte zum Ausdruck bringen. In der Zwischenzeit ist viel von der Kulturtechnik des Umbauens in Vergessenheit geraten. Aber umzubauen gibt es mehr denn je: Tausende Wohnungen und hunderte Kaufhäuser, Bürogebäude, Schulen und Kirchen stehen heute leer. Diese Bauwerke umzubauen wäre nicht nur ökologisch nachhaltig, sondern könnte auch ganz besondere architektonische Qualitäten freisetzen, wie so manches Projekt schon heute erahnen lässt. Vermittlung gesellschaftlicher Transformation Würden die baukulturellen Potenziale des Umbauens konsequent genutzt werden, dann könnte das Bauen im Klimawandel einen echten baukulturellen Beitrag leisten – ähnlich wie es früher die IBA Emscher Park getan hat. Mehr noch. Das Umbauen könnte uns abermals dabei helfen, große Veränderungen auf eine positive Art erlebbar zu machen. Ein Versuch wäre es wert, damit der Umbau der Gesellschaft keine leere Metapher bleibt. Von der Kirche zum Kletterzentrum: Umbau der St. Peter Kirch in Mönchengladbach Cristóbal Márquez © StadtBauKultur NRW »Tausende Wohnungen und hunderte Kaufhäuser, Bürogebäude, Schulen und Kirchen stehen heute leer.« 28 thyssenkrupp AG Nachhaltigkeit, Transparenz und Innovationskultur – das thyssenkrupp Quartier in Essen thyssenkrupp, das sind über 200 Jahre Industriegeschichte und viele gute Traditionen. Deshalb hat der Konzern seine Zentrale 2010 auch in Essen gebaut: das thyssenkrupp Quartier. Der offen angelegte Campus aus insgesamt 13 Gebäuden steht in unmittelbarer Nähe zum Krupp’schen Stammhaus. Er stärkt den Wirtschaftsstandort Essen und bietet seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein modernes Arbeitsumfeld und kurze Wege. Entworfen und geplant haben das Quartier die Architekten von Chaix & Morel und JSWD. Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen hat das Quartier mit dem Zertifikat in Gold des Deutschen Gütesiegels Nachhaltiges Bauen ausgezeichnet. Grundlage dafür ist unter anderem ein effizientes Energieversorgungskonzept, die Auswahl überwiegend regional produzierter Materialien sowie das energieeffiziente Wärme- und Kühlkonzept für die Gebäude. Der Primärenergiebedarf für die Bürogebäude unterschreitet die gesetzlichen Vorgaben um 20 bis 30 Prozent. Vergleichbar sparsame Gebäude, insbesondere Gebäude mit großen Glasfronten gibt es nur wenige in Deutschland. Den Strombedarf minimiert thyssenkrupp beispielsweise mit einem Beleuchtungssystem, dessen Helligkeit sich vollautomatisch an das jeweils herrschende Tageslicht anpasst. Im thyssenkrupp Quartier kommen überwiegend Leuchtstofflampen zum Einsatz. Gegenüber herkömmlichen Leuchten kann der Energieverbrauch damit um über 40 Prozent reduziert werden. Den Kühlaufwand reduziert ein äußerer Sonnenschutz mit rund 400.000 zentral gesteuerten Lamellen. Die Edelstahl-Vorrichtungen halten auch höchsten Windbelastungen stand. Außerdem setzt das thyssenkrupp Quartier auf die geothermische Nutzung der im Erdreich gespeicherten Wärme und Kälte mithilfe von Energiesonden. Diese wurden auf dem rund 900 Quadratmeter großen Geothermiefeld bis zu einer Tiefe von 100 Metern in den Boden eingebracht. Im Zuge einer Baugrundvoruntersuchung wurde die gesamte Quartierfläche auf mögliche Hinterlassenschaften der fast 200-jährigen Industriegeschichte untersucht und Kontaminierungen unter Begleitung von Gutachtern fachgerecht entsorgt. Auf dem gesamten Quartiersgelände wurden während der dreijährigen Bauzeit rund 400.000 Kubikmeter Boden bewegt und unter anderem für die Errichtung des Krupp-Parks genutzt. Der Begrünung mit mehr als 700 Bäumen ist beispielhaft. Diese verbessern gemeinsam mit der großzügig angelegten Wasserfläche das Kleinklima des gesamten Geländes. 29 thyssenkrupp AG Für die innovative Regenwasserabkopplung im Quartier wurde thyssenkrupp von der Emschergenossenschaft mit dem „Wasserzeichen“ ausgezeichnet: Das Gelände besteht zu zwei Dritteln aus unversiegelter Fläche. Hierdurch kann das Regenwasser weitestgehend versickern und in den Wasserkreislauf zurückgeführt werden. Für die innovative Regenwasserabkopplung im Quartier wurde thyssenkrupp von der Emschergenossenschaft mit dem „Wasserzeichen“ ausgezeichnet. Das Zeichen wird für Projekte vergeben, die sich den nachhaltigen Umgang mit Regenwasser zum Ziel gesetzt haben. Das Wasser wird vom Schmutzwasser getrennt und in den See des Krupp-Parks geleitet. Der Überlauf aus dem Krupp-See fließt in einen Bach, der zum Emscherystem gehört. Das saubere Regenwasser kommt damit der Wasserqualität der Emscher zugute. © thyssenkrupp AG Das rund 50 Meter hohe Gebäude Q1 beherbergt die Führungsgesellschaft des Konzerns. Im Forumgebäude Q2 empfängt ThyssenKrupp seine Gäste und Kunden. In dem Gebäude ist unter anderem die komplette Konferenzetage mit zahlreichen Besprechungsräumen, einem Sitzungs- und Veranstaltungssaal für bis zu 1.000 Personen sowie der Saal für Aufsichtsratssitzungen untergebracht. Außerdem befinden sich hier Mitarbeiterkantine und Gästecasino. Eine Besonderheit ist der „Raum der Stille“, der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einlädt, in der Hektik des beruflichen Alltags innezuhalten. © thyssenkrupp AG Offenheit und Transparenz sind die beherrschenden Qualitäten des thyssenkrupp Quartiers. Die stärkste Botschaft senden dabei die beiden Panoramafenster des Q1. Sie verfügen jeweils über eine Fläche von mehr als 700 Quadratmetern. Auch in den Gebäudefassaden ist das Transparenzprinzip konsequent umgesetzt. Am Q1 und an den anderen Bauwerken dominieren filigrane Konstruktionen aus Glas und metallischen Werkstoffen. Die Verglasungen sind überwiegend geschosshoch. thyssenkrupp bietet moderne, zukunftsorientierte Arbeitsplätze. Das Bürokonzept hat der Konzern zusammen mit dem Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation entwickelt. Auch hier geht es um größtmögliche Offenheit, um eine Basis für Kommunikation, Wissensaustausch und Teamarbeit zu schaffen. Die Arbeitsumgebung ist hell und freundlich. Die Böden, Decken und Büromöbel aus hellen Materialien verstärken die Wirkung des Lichts im Inneren der Gebäude. © thyssenkrupp AG Den Anspruch des Konzerns, seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gezielt bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu unterstützen, unterstreicht die ebenfalls auf dem Campus gelegene Kindertagesstätte. Bis zu 100 Kinder finden ihren Platz in der auf Ganztagsbetreuung ausgerichteten Einrichtung. Last but not least: thyssenKrupp steht für Innovationskultur. Auch dies drückt sich im Quartier auf sehr konkrete Weise aus. Nahezu die Hälfte der für den Bau eingesetzten Werkstoffe und Produkte stammt aus den Werken des Konzerns, so natürlich auch die High-Tech-Aufzüge und Fahrtreppen. © thyssenkrupp AG © thyssenkrupp AG STADT ESSEN Projektbüro „Grüne Hauptstadt Europas – Essen 2017“ Brunnenstraße 8 · 45128 Essen Telefon: 0201 88-82301 www.essengreen.capital EINE INITIATIVE DER EUROPÄISCHEN EINE INITIATIVE DERKOMMISION EUROPÄISCHEN KOMMISSION PROJEKTTRÄGER ÖFFENTLICHE FÖRDERER ÖFFENTLICHE FÖRDERER PROJEKTTRÄGER STADT ESSEN Projektbüro „Grüne Hauptstadt Europas – Essen 2017“ PROJEKTPARTNER PROJEKTPARTNER Brunnenstraße 8 · 45128 Essen Telefon: 0201 88-82301 www.essengreen.capital EINE INITIATIVE DER EUROPÄISCHEN KOMMISSION ÖFFENTLICHE FÖRDERER PROJEKTTRÄGER PROJEKTPARTNER HAUPTSPONSOREN PREMIUMSPONSOREN FÖRDERER Aurelis Real Estate GmbH & Co. KG, Contilia GmbH, dm-drogerie markt GmbH+ Co. KG, Hochtief Aktiengesellschaft, publicity werbung gmbh, Trimet Aluminium SE, Universitätsklinikum Essen, Vivawest Wohnen GmbH HAUPTSPONSOREN HAUPTSPONSOREN PREMIUMSPONSOREN PREMIUMSPONSOREN Krupp Park © Johannes Kassenberg CO-SPONSOREN FÖRDERER Aurelis Real Estate GmbH & Co. KG, Contilia GmbH, dm-drogerie markt GmbH+ Co. KG, Hochtief Aktiengesellschaft, publicity werbung gmbh, Trimet Aluminium SE, Universitätsklinikum Essen, Vivawest Wohnen GmbH FÖRDERER Aurelis Real Estate GmbH & Co. KG, Contilia GmbH, dm-drogerie markt GmbH+ Co. KG, Hochtief Aktiengesell­schaft, Trimet Aluminium SE, Universitätsklinikum Essen, Vivawest Wohnen GmbH www.deingrüneswunder.de