8 Ultraschalluntersuchung bei Erkrankungen der

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Ultraschalluntersuchung bei Erkrankungen der Kopfspeicheldrüsen
8 Ultraschalluntersuchung bei Erkrankungen der
Kopfspeicheldrüsen
H. Welkoborsky
Die Speicheldrüsen sind aufgrund ihrer relativ oberflächlichen anatomischen Lage, ihrer klaren Begrenzung gegenüber dem umgebenden Gewebe und ihrer vergleichsweise typischen Echogenität ideal geeignet für die sonografische Diagnostik. Der Ultraschall gilt heute als das
sensitivste bildgebende Untersuchungsverfahren bei
Lymphknotenerkrankungen und Erkrankungen der Speicheldrüsen [15] [31]. In Kombination mit den klinischen
Informationen bekommt der behandelnde Arzt einen
schnellen Überblick über die normale und die pathologische Anatomie der Speicheldrüsen. In der präoperativen
Diagnostik ermöglicht sie dem Operateur, pathologische
Prozesse und deren Beziehung zu den Nachbarstrukturen
zuverlässig zu erkennen. Hinzu kommt, dass die technischen Fortschritte der Sonografie in den letzten Jahren
durch eine verbesserte Auflösung, die Verwendung von
Mehrfrequenzschallköpfen, das THI und die Elastografie
einerseits zu einer Erhöhung der diagnostischen Aussagekraft der Sonografie geführt haben, andererseits zu
einer Erweiterung des Indikationsspektrums [30].
8
8.2 Untersuchungstechnik
Zur sonografischen Untersuchung eignen sich Linearphased-Array-Schallköpfe mit einer Frequenz von von 7–
12 MHz oder höher. Eine höhere Frequenz hat den Vorteil
der besseren Darstellung oberflächennaher Strukturen,
allerdings auch den Nachteil der geringeren Eindringtiefe.
Somit werden für die Untersuchung der tiefen Anteile der
Speicheldrüsen, z. B. des tiefen Lappens der Glandula parotis, vornehmlich Schallköpfe mit niedrigerer Frequenz
verwandt, bei der Darstellung von oberflächennahen Veränderungen, z. B. der Hautinfiltration durch einen Tumor,
höherfrequente Schallköpfe. Die Untersuchung ist immer
in 2 Ebenen durchzuführen, zum einen in transversaler
Schnittführung, zum anderen in longitudinaler. Auch sollten immer beide Seiten seitenvergleichend sonografiert
werden. Bei Verdacht auf das Vorliegen eines malignen
Tumors ist zudem die Untersuchung der regionalen
Lymphabstromgebiete notwendig.
H
●
Merke
Während der sonografischen Untersuchung der Kopfspeicheldrüsen muss die Schallkopfposition mehrfach gewechselt werden, um die Mandibula mit ihrer knöchernen Schallauslöschung zu „umfahren“. Auch kann zur
besseren Darstellung eine häufigere Änderung der Kopfposition des Patienten von Vorteil sein.
Sonografisch weisen die großen Kopfspeicheldrüsen eine
klare Begrenzung zum umgebenden Gewebe auf. Die
Echotextur ist homogen und entspricht der anderer parenchymatöser Organe, z. B. der Schilddrüse (▶ Abb. 8.1).
Der N. facialis kann in der Regel nicht im Glandula-parotis-Parenchym abgegrenzt werden. Auch die Ausführungsgänge entziehen sich der sonografischen Darstellung, sofern sie nicht dilatiert sind. Die sonografische Untersuchung der inframandibulären Abschnitte der Glandula parotis und der Glandula submandibularis ist aufgrund von knöchernen Überlagerungen oder limitierter
Eindringtiefe mitunter erschwert [2]. Bei Vorliegen von
pathologischen Veränderungen in diesem Bereich oder
auch zur Beurteilung einer möglichen Infiltration der
Schädelbasis durch einen malignen Tumor ist eine zusätzliche Untersuchung mittels CT oder MRT notwendig.
8.3 Entzündliche Erkrankungen
8.3.1 Akute Sialadenitis
Die akute bakterielle Sialadenitis wird meist durch eine
Infektion mit Staphylokokken, seltener durch Streptokokken oder durch andere Keime der oralen Flora verursacht.
Risikofaktoren für die Entwicklung einer akuten Sialadenitis sind neben der Dehydratation, häufig bei älteren oder
marantischen Patienten, auch chronische Obstruktionen
der Speicheldrüsenausführungsgänge, z. B. durch Konkre-
Abb. 8.1 Glandula submandibularis, Normalbefund. Sonografisches Bild. Die Echotextur ist homogen und entspricht in etwa
der anderer parenchymatöser Organe, z. B.
der Schilddrüse.
● ant. = anterior
● Gl. submandib. = Glandula submandibularis
● Tonsillenreg. = Tonsillenregion
● UK = Unterkiefer
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8.1 Einführung
8.3 Entzündliche Erkrankungen
Abb. 8.2 Akute Sialadenitis der Glandula
submandibularis links. Die Sialadenitis
wurde durch ein Konkrement hervorgerufen. Es ist aufgelockertes Drüsenparenchym
mit Inhomogenitäten, Sekretstau und aufgestauten Speichelgängen auszumachen.
Das Konkrement stellt sich im Drüsenparenchym als kalkdichte Struktur mit
dorsalem Schallschatten dar.
8.3.2 Chronische Entzündung
Chronische Entzündungen der Speicheldrüsen können
durch eine Reihe von unterschiedlichen Erkrankungen
hervorgerufen werden. Beispiele sind chronische Sialadenitiden bei folgenden Erkrankungen:
● Konkremente in den Ausführungsgängen
● ektatische Ausführungsgänge der Glandula parotis bei
Kindern und Jugendlichen
● Sarkoidose oder andere granulomatöse Entzündungen
● Sjögren-Syndrom
● Küttner-Tumor
● atypische Mykobakteriose
8
Das sonografische Bild der chronischen Sialadenitis ist
nicht einheitlich und durch die zugrunde liegende Erkrankung bestimmt [35]. Oft findet sich eine heterogene
Echotextur mit intraparenchymal gelegenen, echoärmeren Bezirken. In vielen Fällen können zusätzliche ovaläre
bis längliche, echoarme bis echoleere Areale nachgewiesen werden, die ektatischen Ausführungsgängen entsprechen können (▶ Abb. 8.5). Farb-Doppler-sonografisch ist
die Vaskularisierung insgesamt vermindert; lediglich
beim Vorliegen von granulomatösen Erkrankungen (z. B.
beim Heerfordt-Syndrom) kann sie erhöht sein [28]. Im
Endzustand einer chronischen Sialadenitis ist das gesamte Drüsenparenchym echoarm. Häufig kommen intraoder periglandulär gelegene Lymphknoten zur Darstellung.
Sonderformen der chronischen Sialadenitis sind der
Küttner-Tumor, die atypische Mykobakteriose und das
Sjögren-Syndrom.
Bei der atypischen Mykobakteriose im Kopf-Hals-Bereich handelt es sich genau genommen nicht um eine
Entzündung der Speicheldrüsen, sondern eine der
Lymphknoten.
95
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mente oder Strikturen. Die klinische Diagnosestellung bereitet in der Regel keine Schwierigkeiten. Die betroffene
Drüse ist akut schmerzhaft geschwollen; mitunter lässt
sich eitriges Sekret aus der Drüse ausmassieren.
Sonografisch ist die betroffene Drüse vergrößert und
echoarm. Das Drüsenparenchym selbst stellt sich aufgelockert und inhomogen dar, immer wieder unterbrochen durch hypodense Areale unterschiedlicher Größe. In
vielen Fällen können Lymphknoten im Drüsenparenchym
oder in der Umgebung der Drüse nachgewiesen werden,
die meist ovalär sind und eine Hilusstruktur aufweisen
(▶ Abb. 8.2).
In der Farb-Doppler-Sonografie stellt sich die akut-entzündlich veränderte Drüse mit zahlreichen Gefäßen dar,
die in Septen zwischen den echoarmen Arealen verlaufen.
In den Lymphknoten können häufig Hilusgefäße mit zentraler Vaskularisierung der Knoten sowie Hypervaskularisierung und Hyperperfusion nachgewiesen werden
(▶ Abb. 8.3).
Die Erkennung einer Abszessbildung und deren Abgrenzung gegenüber einer reinen akuten Entzündung sind
klinisch nur schwer möglich. Sonografisch fallen unscharf
begrenzte, echoarme oder echoleere Bezirke auf, meist
mit einer dorsalen Schallverstärkung und unscharfer Begrenzung (▶ Abb. 8.4). Farb-Doppler-sonografisch können
in diesen Arealen keine Gefäße sichtbar gemacht werden.
Bei Unsicherheit sollte eine sonografisch gesteuerte Feinnadelpunktion erfolgen, mit der der Abszess gesichert
und gegebenenfalls drainiert werden kann [14] [35].
Virale Entzündungen (z. B. mit dem Mumpsvirus) führen in der Regel zu einer beidseitigen Schwellung der
Speicheldrüsen, insbesondere der Glandula parotis. Sie
sind die häufigste Ursache der akuten Speicheldrüsenentzündung im Kindesalter. Die sonografischen Charakteristika sind ähnlich denen einer akuten bakteriellen Entzündung.
8
Abb. 8.3 Akute Parotitis links.
a Die Drüse ist insgesamt vergrößert. Das Drüsenparenchym ist aufgelockert mit Inhomogenitäten. Keine fokale Läsion, die auf eine
Abszessbildung hindeuten könnte.
b Innerhalb der Drüse kommen mitunter Lymphknoten zur Darstellung.
c In der Farb-Doppler-Sonografie können zahlreiche Gefäße als Hinweis auf eine Hyperperfusion identifiziert werden.
● M. masseter = M. masseter
● UK = Unterkiefer
Abb. 8.4 Glandula-parotis-Abszess. Der Abszess weist einen
intraparenchymal gelegenen, unscharf begrenzten Bezirk mit
dorsaler Schallverstärkung auf.
● Mandib. = Mandibula
96
Abb. 8.5 Chronische Sialadenitis der Glandula submandibularis rechts. Auffallend ist eine insgesamt im Vergleich zu
normalem Speicheldrüsengewebe kleinere Drüse und eine
echoärmere und heterogene Echotextur mit eingestreuten
echoarmen oder echoleeren Arealen.
● GSM = Glandula submandibularis
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Ultraschalluntersuchung bei Erkrankungen der Kopfspeicheldrüsen
Abb. 8.6 Atypische Mykobakteriose und Küttner-Tumor.
a Atypische Mykobakteriose im Bereich der Glandula-parotis-Loge. Echoarme, ovaläre, unscharf begrenzte Raumforderungen,
intraglandulär bis in das subkutane Gewebe reichend. Die Knoten sind septiert und von unterschiedlicher Größe.
b Korrespondierende Aufnahme zu a.
● LK = Lymphknoten
● PAR/PAROTIS = Glandula parotis
● RF = Raumforderung
● UK = Unterkiefer
Fallstricke
R
●
Häufig sind aber bei der atypischen Mykobakteriose die
intraparotidealen Lymphknoten und die Lymphknoten in
der Submandibularloge befallen; dies kann eine Sialadenitis oder einen Speicheldrüsentumor vortäuschen.
Die Krankheit befällt häufig Kinder und wird durch eine
Infektion mit nicht tuberkulösen Mykobakterien, meist
Mycobacterium avium oder Mycobacterium malmoense,
hervorgerufen. Als Eintrittspforte werden u. a. die Tonsillen diskutiert. Auch ein Zusammenhang mit dem Genuss
von nicht pasteurisierter Milch wird angenommen [10]
[23]. Sonografisch imponieren solitäre oder multiple,
echoarme, unscharf begrenzte Raumforderungen, die intraparotideal gelegen sein und bis in das subkutane Fettgewebe reichen können. Die Lymphknoten sind von Septen durchzogen (▶ Abb. 8.6a und ▶ Abb. 8.6b).
Der Küttner-Tumor ist eine chronische Entzündung, die
in der Glandula submandibularis auftritt (Synonym:
chronisch-sklerosierende Sialadenitis). Das histologische
Bild wird geprägt von einer erheblichen Vermehrung der
interlobulären Bindegewebeschicht mit Fibrosierung, Infiltration von Entzündungszellen und Ablagerung von
Kalk. Sonografische Charakteristika sind multifokale
echoarme Areale in einer normal begrenzten Drüse und
eine heterogene Echotextur (▶ Abb. 8.7). Differenzialdiagnostisch muss immer eine Neoplasie der Speicheldrüse
ausgeschlossen werden [7].
Das Sjögren-Syndrom ist eine chronische Autoimmunerkrankung. Meist sind Frauen jenseits des 40. Lebensjahrs betroffen. Klinisch steht eine verminderte Tränenund Speichelproduktion mit Mund- und Augentrocken-
heit im Vordergrund. Histologisches Charakteristikum ist
eine lymphozytäre und plasmazelluläre Infiltration der
Speichel- und Tränendrüsen, die hierdurch zerstört werden. Das sonografische Erscheinungsbild ist, je nach Erkrankungsstadium, relativ charakteristisch [25]. Es ist gekennzeichnet durch eine erheblich heterogene Echotextur mit multiplen kleinen, intraparenchymal gelegenen,
echoarmen bis echoleeren, runden oder ovalen Arealen,
die den zerstörten Drüsenanteilen mit lymphozytärer Infiltration und dilatierten Ausführungsgängen entsprechen (▶ Abb. 8.8) [24] [27]. Farb-Doppler-sonografisch ergibt sich in diesen Arealen ein erhöhter Blutfluss.
8
Abb. 8.7 Küttner-Tumor der Glandula submandibularis links
(Synonym: chronisch-sklerosierende Sialadenitis). In der Drüse
finden sich echokomplexere und echoarme Areale sowie eine
heterogene Echotextur. Die Veränderungen betreffen die
gesamte Drüse.
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8.3 Entzündliche Erkrankungen
Abb. 8.8 Sjögren-Syndrom. Sonografische Bilder. Charakteristisch sind die multiplen, im gesamten Parenchym eingestreuten
echoarmen oder echoleeren, ovalären Areale, die den zerstörten Drüsenanteilen mit lymphozytärer Infiltration und dilatierten
Ausführungsgängen entsprechen.
a Glandula parotis.
b Glandula submandibularis.
● GSM = Glandula submandibularis
● Parotis = Glandula parotis
Merke
H
●
Das Sjögren-Syndrom ist in einigen Fällen mit lymphoproliferativen Erkrankungen assoziiert. Daher müssen bei jeder sonografischen Untersuchung der Speicheldrüsen,
die unter dem Verdacht eines Sjögren-Syndroms vorgenommen wird, auch die regionären Lymphknoten mituntersucht werden.
8
Mittels Sonografie kann die Diagnose eines Sjögren-Syndroms bereits in frühen Phasen der Erkrankung mit einer
Sicherheit von etwa 90 % gestellt werden. Von manchen
Autoren wird zur Evaluation der sonografischen Befunde
ein parenchymatöser Inhomogenitäts-Score empfohlen,
der die Treffsicherheit noch weiter erhöhen soll [21] [22]
[29].
8.3.4 Lymphadenitis
Die intraparotidealen Lymphknoten stellen die erste Drainagestation von Stirn- und Wangenhaut, Orbita, Ohrmuschel und Oberkieferzähnen dar. In der Glandula submandibularis sind keine Lymphknoten vorhanden. Allerdings befinden sich periglandulär in der Glandula-submandibularis-Loge zahlreiche Lymphknoten, die eine
Drainagestation für die Unterkiefer- und Mundbodenregion sowie die Gesichtshaut sind. Die intraparotidealen
Lymphknoten sind normalerweise nicht darstellbar. Bei
Entzündungen mit intraglandulärer Lymphadenitis können diese Lymphknoten gut vom umgebenden Gewebe
unterschieden werden. Sie kommen echoarm mit einer
Hilusstruktur zur Darstellung (▶ Abb. 8.9). Eine dorsale
Schallverstärkung fehlt meist. Lymphknoten treten isoliert oder multipel auf.
R
●
8.3.3 Sialadenosen
Fallstricke
Bei den Sialadenosen handelt es sich um eine heterogene
Gruppe von Erkrankungen der Speicheldrüsen. Die Ursachen sind unterschiedlich. Sonografisch sind die Veränderungen im Drüsenparenchym unspezifisch. Es kann eine
Vergrößerung des gesamten Organs ohne strukturelle
Auffälligkeiten vorliegen. Daneben werden auch kleine
zystische Ektasien und Auflockerungen gefunden. Generell ist das Speicheldrüsenparenchym meist etwas echoreicher. Ein typisches sonografisches Bild, ähnlich wie
beim Sjögren-Syndrom, liegt nicht vor.
Fehlt eine Hilusstruktur, so können Lymphknoten mit intraglandulärer Lymphadenitis, vor allem bei fehlender
entzündlicher Klinik, differenzialdiagnostische Schwierigkeiten hinsichtlich der Abgrenzung gegenüber einem
malignen Lymphom, einer Lymphknotenmetastase, einer
Sarkoidose oder einer Neoplasie bereiten. Sie sollten sonografisch bezüglich ihrer Wachstumstendenz kontrolliert und gegebenenfalls sonografisch gesteuert punktiert werden, um eine zytologische Klärung der Dignitätsdiagnose zu erreichen.
Bei einer Borreliose lassen sich meist vergrößerte Lymphknoten im Bereich des kaudalen Glandula-parotis-Poles
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Ultraschalluntersuchung bei Erkrankungen der Kopfspeicheldrüsen
Abb. 8.9 Lymphadenitis im Bereich der Glandula parotis
rechts. Die Lymphknoten sind echoarm und können gut von
Drüsenparenchym abgegrenzt werden. In den Lymphknoten
kommt eine Hilusstruktur zur Darstellung.
und in der Umgebung des Foramen stylomastoideum
nachweisen. Diese gelten bei gleichzeitiger Fazialisparese
als geradezu typisch für das Vorliegen einer Borelliose.
Die Diagnose der periglandulären Lymphkoten in der
Glandula-submandibularis-Region bereitet in der Regel
keine Schwierigkeiten. Die Lymphknoten sind echoarm
und können meist gut von dem Drüsenparenchym abgegrenzt werden. Bei einer reaktiven Lymphadenitis kommt
in der Regel eine Hilusstruktur zur Darstellung.
laufsrichtung des Wharton-Ganges. Auch eine höhere
Kalziumkonzentration des von der Glandula submandibularis gebildeten Speichels mit hierdurch einhergehender höherer Konkrementneigung wird diskutiert [18].
Klinisch steht eine Vergrößerung der Drüse im Vordergrund. Diese kann sich bei Nahrungsaufnahme verstärken
und dann auch schmerzhaft sein.
Der diagnostische Nachweis von Konkrementen bereitet mitunter Schwierigkeiten. Im CT stellen sich nur größere Konkremente dar. Die MRT-Sialografie ist ein kostenintensives und aufwendiges Verfahren, bei dem eine
Sialografie mit der MRT-Untersuchung kombiniert wird.
Hiermit gelingt der Steinnachweis in 90 % der Fälle. Auch
ermöglicht sie bei Aufstau der Drüse die Differenzialdiagnose zwischen einem Konkrement und einer narbigen
Striktur des Ausführungsgangs. Ein weiteres diagnostisches Verfahren ist die Sialoendoskopie, bei der mit
einem dünnen Endoskop in den Stenon- bzw. WhartonGang eingegangen wird. Bei Nachweis eines Konkrements
kann dieses mittels spezieller Instrumente entfernt werden (s. Kap. 11.6) [12] [13].
Sonografisch gelingt der Steinnachweis regelmäßig ab
einer Größe von etwa 2 mm, in Einzelfällen auch bei einer
Größe von weniger als 1 mm [16]. Die Sensitivität wird
mit 94 %, die Spezifität mit bis zu 100 % und die diagnostische Treffsicherheit mit bis zu 96 % angegeben [16]. In der
B-Mode-Sonografie findet sich eine Erweiterung des Ausführungsgangsystems proximal des Konkrements. Der
betroffene Ausführungsgang stellt sich als echoarme tubuläre Struktur dar [17]. Häufig führt ein Stein in einem
großen Ausführungsgang zu einem Aufstau und einer Dilatation des gesamten Gangsystems; dies kann bis in die
Peripherie hinein nachverfolgt werden (▶ Abb. 8.10). Die
Farb-Doppler-Sonografie erleichtert im Zweifelsfalle die
Differenzialdiagnose zwischen einem dilatierten Gang
8
8.4 Sialolithiasis
Über die Hälfte der Speicheldrüsenentzündungen wird
durch Konkremente verursacht. Die Konkremente können sowohl im Ausführungsgang als auch im Drüsenparenchym lokalisiert sein. Sie können solitär oder multipel
auftreten. Liegen sie weit distal, so können sie meist palpiert werden. Weit intraparenchymal gelegene Steine
entziehen sich häufig der Palpation. Während sich die
Konkremente der Glandula parotis überwiegend im distalen Ausführungsgang befinden, liegen sie bei Erkrankung der Glandula submandibularis entweder im distalen
Ausführungsgang oder im Drüsenparenchym.
Etwa 90 % der Konkremente in den Speicheldrüsen treten in der Glandula submandibularis auf, nur 10–15 % in
der Glandula parotis. Die Gründe hierfür liegen einerseits
in dem von der Glandula submandibularis gebildeten
zäheren Speichel, andererseits in der aufsteigenden Ver-
Abb. 8.10 Aufgestauter Ausführungsgang der Glandula parotis links. Der Gang stellt sich als tubuläre, echoarme Struktur
dar. Der Aufstau kann bis in die Peripherie verfolgt werden.
Differenzialdiagnostisch kommen als Ursache entweder ein
Konkrement, ein Tumor oder eine narbige Striktur infrage.
● Mand = Mandibula
● Parotis = Glandula parotis
99
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8.4 Sialolithiasis
a
M. sternocleidomastoideus
Glandula submadibularis
A. facialis
Konkrement
Lymphknoten
8
b
c
Abb. 8.11 Sialolithiasis der Glandula submandibularis. Die Konkremente stellen sich als echoreiche Strukturen im Gangsystem mit
dorsaler Schallauslöschung dar.
a Deutliche Dilatation der Ausführungsgänge. (Konkrement mit Pfeil markiert).
b Schematische Darstellung der Lagebeziehungen der einzelnen Strukturen in c.
c Neben dem Konkrement (+ ... +) überdies Nachweis eines Lymphknotens in der Glandula-submandubularis-Loge. Das Konkrement ist
im Drüsenparenchym impaktiert (mit gestrichelten Linien markierter Bereich).
● GSM RE = Glandula submandibularis rechts
und einem Blutgefäß ( Video 8.1). Typisch ist der Nachweis eines Schallschattens durch das Konkrement
(▶ Abb. 8.11). Allerdings verursachen in der Regel nur
Konkremente mit einem Durchmesser von mehr als
2 mm einen Schallschatten. Mittels der Sonopalpation
kann in solchen Fällen die Treffsicherheit der Sonografie
100
erhöht werden. Hierbei wird der Schallkopf mit einer
Hand auf der betroffenen Drüse fixiert, während die andere Hand die Drüse von enoral palpiert. Dieses Verfahren erleichtert insbesondere die Darstellung von kleineren Steinen [15]. Mitunter gelingt es sogar, den Stein sonografisch kontrolliert „auszumassieren“. Bei typischer
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Ultraschalluntersuchung bei Erkrankungen der Kopfspeicheldrüsen
8.5 Tumoren der Speicheldrüsen
Video 8.1
Farb-Doppler-Sonografie einer Glandula parotis mit aufgestautem Gangsystem.
Eine Gefäßversorgung findet sich nur in den Randbereichen des dilatierten Ganges.
Da es bei über 50 % der Patienten mit einem Konkrement
zu einer Sialadenitis kommt, finden sich im Sonogramm
im akuten Stadium auch Zeichen der akuten Sialadenitis.
Bei fortgeschrittenem Steinleiden geht die Entzündung in
eine chronische Sialadenitis über, im Rahmen derer keine
Dilatation der Ausführungsgänge mehr nachweisbar ist,
da die Drüse im Endstadium keine oder nur noch eine
sehr eingeschränkte sekretorische Funktion ausübt.
Zur Verbesserung der Visualisierung des Gangsystems
und damit einhergehender höherer diagnostischer Treffsicherheit insbesondere von kleinen Konkrementen wurde die IA-CEUS (intraduktale kontrastverstärkte Sonografie, Intraductally applied Contrast-enhanced Ultrasound)
beschrieben. Hierbei wird ein Kontrastverstärker intraduktal verabreicht [5] [34]. Inwieweit sich hierdurch die
diagnostische Aussagekraft entscheidend erhöhen lässt,
muss derzeit noch offen bleiben.
8.5 Tumoren der Speicheldrüsen
Bei den Tumoren der Speicheldrüsen handelt es sich in
70–80 % der Fälle um benigne Neubildungen. Der Anteil
an malignen Tumoren nimmt allerdings zu, je kleiner die
Speicheldrüse ist, in der sie auftreten. Etwa 80 % der Glandula-parotis-Tumoren sind benigne, etwa 60 % der Tumoren in der Glandula submandibularis, aber nur etwa 30 %
der Tumoren der kleinen Speicheldrüsen [20]. Zwischen
80 und 90 % der benignen Tumoren sind in der Glandula
parotis lokalisiert. ▶ Tab. 8.1 zeigt die klinischen und sonografischen Charakteristika von Raumforderungen der
Speicheldrüsen.
8.5.1 Pleomorphe Adenome
Bei dem pleomorphen Adenom handelt es sich um den
häufigsten benignen Speicheldrüsentumor. Er tritt in nahezu ¾ aller Fälle in der Glandula parotis auf. Klinisch imponiert eine langsam progrediente, in der Regel schmerzlose, palpatorisch relativ derbe, unilaterale und solitäre
Raumforderung. Sonografisch kommt das pleomorphe
Adenom als echoarme, gut begrenzte Raumforderung zur
Darstellung. Eine lobulierte Struktur des Tumors und eine
polyzyklische Begrenzung gelten als charakteristisch
(▶ Abb. 8.12 und ▶ Abb. 8.13). Bedingt durch die Histologie des Tumors mit chondroiden und fibrotischen neben
drüsigen und epithelialen Anteilen kann die Echogenität
homogen oder inhomogen sein. Intratumoröse Kalzifikationen sind nicht selten. In der Farb-Doppler-Sonografie
findet sich eine geringe oder gar keine Vaskularisation im
Tumorparenchym. Die Gefäße sind meist in der Kapsel lo-
8
Tab. 8.1 Synopsis der klinischen und sonografischen Charakteristika bei Raumforderungen der Speicheldrüsen (modifiziert nach [31]).
Charakteristika
Benigne Raumforderungen
Maligne Raumforderungen
Klinische Charakteristika
Histologie
Pleom, Adenom
Zystadenolymphom
andere (Basalzelladenom, Onkozytom usw.)
adenoidzystisches
Karzinom, Adenokarzinom usw.
Mukoepidermoidkarzinom
malignes
Lymphom
Ausdehnung
solitär, unilateral
solitär oder
multilokulär;
auch bilateral
(10 %)
solitär, unilateral
solitär, unilateral
solitär, unilateral
multilokulär
Lymphknotenbefall
nein
nein
nein
ja, möglich
ja, möglich
ja, auch
Halslymphknoten
Nervparesen
in der Regel nicht
nein
nein
möglich
möglich
nein
Wachstumsgeschwindigkeit
langsam; bei Karzinom im pleomorphen Adenom
schnell
langsam
langsam
langsam bis schnell
langsam bis schnell
schnell
Schmerzen
nein
nein
nein
relativ häufig
weniger häufig
nein
101
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Anamnese und sonografisch fehlendem Konkrementnachweis kann durch die Gabe von saueren Drops oder
von Vitamin-C-Pulver die Speichelproduktion stimuliert
werden. Bei Vorhandensein eines Konkrements kommt es
aufgrunddessen zu einer Dilatation des Ausführungsgangs, die sich leicht sonografisch nachvollziehen lässt.
Intraduktal gelegene Steine kommen dann häufig zur
Darstellung [3].
Ultraschalluntersuchung bei Erkrankungen der Kopfspeicheldrüsen
Tab. 8.1 Fortsetzung
Charakteristika
Benigne Raumforderungen
Maligne Raumforderungen
Abgrenzbarkeit/Form
gut
ovalär, polyzyklisch
gut
ovalär
gut
ovalär
gut, bei infiltrativem Wachstum
schlecht
ovalär; irreguläre
Begrenzung
gut, bei infiltrativem
Wachstum schlecht
ovalär bis rund; mitunter irreguläre Begrenzung
gut
rund
Echoverhalten
echoarm
echoarm
echoarm
echoarm bis echokomplex
echoarm bis echokomplex
echoarm bis
echoleer
Echotextur
homogen; lobuliert
inhomogen;
zystische
Areale
homogen
inhomogen
inhomogen; zahlreiche
Binnenechos; auch
zystische Areale mit
dorsaler Schallverstärkung
homogen
dorsale Schallverstärkung
++
+
++
+
+
+
Vaskularisierung
schlecht
schlecht; in
sehr echoarmen Anteilen
teils gut
schlecht
uncharakteristisch;
Kaliberschwankungen der Gefäße
uncharakteristisch;
häufig wenig Gefäße
im Tumorinneren
nachweisbar
gut
8
Abb. 8.12 Pleomorphes Adenom in der Glandula parotis links.
a Der Tumor stellt sich echoarm mit polyzyklischer Begrenzung und dorsaler Schallverstärkung dar. Einige Inhomogenitäten innerhalb
des Tumors entsprechen den Tumorbezirken mit hohem respektive niedrigem Anteil an myxoidem Gewebe. Rechts im Bild ist die V.
retromandibularis dargestellt.
b Histologisches Bild des pleomorphen Adenoms. Deutlich erkennbar die myxoiden und chondroiden Anteile des Tumors, die sich im
Sonogramm als echoreichere Areale darstellen. Hämatoxylin-Eosin-Färbung × 125. (Foto: mit freundlicher Genehmigung von Herrn
Prof. Dr. L. Wilkens, Pathologisches Institut des Klinikum Nordstadt, Hannover)
● Parotis = Glandula parotis
● RF = Raumforderung
● UKW = Unterkieferwinkel
● Vene = V. retromandibularis
Abb. 8.13 Pleomorphes Adenom im Bereich der Glandula submandibularis rechts.
Der Tumor ist gut abgrenzbar gegenüber
dem umgebenden Speicheldrüsengewebe.
Es sind eine polyzklische Begrenzung und
Inhomogenitäten vorhanden. Angedeutete
dorsale Schallverstärkung. Somit ergibt sich
ein ähnliches sonografisches Bild wie bei
den pleomorphen Adenomen der Glandula
parotis.
102
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Sonografische Charakteristika
8.5 Tumoren der Speicheldrüsen
Merke
H
●
Abb. 8.14 Pleomorphes Adenom der Glandula parotis links.
Farb-Doppler-Sonografie. Die Gefäße sind in der Kapsel des
Tumors lokalisiert. Im Zentrum ist nur wenig Perfusion
vorhanden. Ein zuführendes Gefäß ist erkennbar; es verläuft
durch das Parenchym zum Tumor.
kalisiert. Ein vorherrschender Perfusionstyp mit zentraler
bzw. peripherer Perfusion existiert nicht (▶ Abb. 8.14 und
Video 8.2) [6] [11] [33].
Video 8.2
Farb-Doppler-Sonografie bei pleomorphem Adenom.
Die Gefäßversorgung erfolgt weitestgehend über die
Tumorkapsel. Im Tumorparenchym sind nahezu keine
Gefäße darstellbar.
Rezidive von pleomorphen Adenomen stellen sich als solitär oder multipel aufretende, echoarme, noduläre Strukturen im Drüsenbett dar (▶ Abb. 8.15). Sie sind in dem
Narbengewebe oft schlecht abgrenzbar. Bei Verdacht auf
das Vorliegen von Rezidiven von pleomorphen Adenomen
ist die Untersuchung des gesamten Drüsenbetts sowie
der angrenzenden Haut von besonderer Bedeutung, da
die Rezidive häufig durch eine Zellaussaat hervorgerufen
werden und dann multilokulär auftreten und auch im
subkutanem Fettgewebe lokalisiert sein können.
8.5.2 Monomorphe Adenome
Beim Zystadenolymphom handelt es sich um den zweithäufigsten benignen Speicheldrüsentumor und um das
häufigste monomorphe Adenom. Es hat einen Anteil von
ca. 10 % an allen Speicheldrüsentumoren und tritt meist
in der Glandula parotis auf. Männer mit Nikotinkonsum
sind häufiger betroffen. Klinische Besonderheit der Zystadenolymphome ist ihre Multilokularität. In etwa 10 %
der Fälle treten mehrere Tumoren innerhalb einer Speicheldrüse auf, in weiteren ca. 10 % der Fälle bilateral in
beiden Parotiden.
8
Abb. 8.15 Rezidiv eines pleomorphen Adenoms bei Zustand nach Parotistumoroperation 12 Jahre zuvor. Multiple, echoarme
Raumforderungen mit dorsaler Schallverstärkung im gesamten Drüsenbett.
a Multiple Raumforderungen ohne eindeutige gemeinsame Kapsel. Multiple Rezidive möglich nach Voroperation.
b Polyzyklische Raumforderungen im Parotisunterpol.
103
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Vorsicht ist geboten, wenn ein seit längerer Zeit bestehender Tumor plötzlich ein rasches Wachstum entwickelt. Hier ist ein Übergang von einem pleomorphen
Adenom in ein Karzinom im pleomorphen Adenom nicht
auszuschließen; das Risiko nimmt mit der Zeit zu. Auch
die Entwicklung einer Fazialisparese kann als Malignitätskriterium gelten.
Abb. 8.16 Ausgedehntes Zystadenolymphom in der Glandula parotis rechts.
a Der Tumor ist echoarm, relativ gut abgrenzbar und von echoleeren Arealen mit dorsaler Schallverstärkung durchzogen; diese Areale
entsprechen den zystischen Anteilen.
b Histologischer Schnitt des Tumors. Deutlich erkennbar sind die zystischen Anteile, die sich sonografisch darstellen, neben soliden
Tumorformationen. Hämatoxylin-Eosin-Färbung × 125. (Foto: mit freundlicher Genehmigung von Herrn Prof. Dr. L. Wilkens,
Pathologisches Institut des Klinikum Nordstadt, Hannover)
Sonografisch besteht eine echoarme, gut abgrenzbare,
meist ovaläre Raumforderung. Je nach Anteil der zystischen Areale zeigen sich echoleere Anteile mit dorsaler
Schallverstärkung. Der Tumor wird meist von Septen
durchzogen, in denen Farb-Doppler-sonografisch häufig
eine Hypervaskularisation nachgewiesen werden kann
(▶ Abb. 8.16) [9]. Eine polyzyklische Begrenzung oder
Ausbuchtungen der Tumorwand, wie sie beim pleomorphen Adenom häufig zu finden sind, fehlen meist beim
Zystadenolymphom. Nach Gabe eines Kontrastverstärkers
weisen Zystadenolymphome eine schnellere Abflutung
des Kontrastverstärkers auf als pleomorphe Adenome
[33]. In der Elastografie sind die pleomorphen Adenome
meist dichter als die Zystadenolymphome, wie aufgrund
der Histologie zu erwarten [1]. Allerdings sind die Variationsbreiten bei den sonomorphologischen Charakteristika beträchtlich, sodass eine sichere Unterscheidung zwischen pleomorphen Adenomen und Zystadenolymphomen mitunter nicht möglich ist.
Als andere, seltenere Entitäten von monomorphen
Adenomen treten in den Speicheldrüsen z. B. Onkozytome
8
oder Basalzelladenome auf. Sonografisch imponieren gut
begrenzte, echoarme Läsionen mit oder ohne dorsale
Schallverstärkung (▶ Abb. 8.17). Allerdings sind zurzeit
keine für einzelne Tumorentitäten spezifischen Charakteristika bekannt, sodass ihre Unterscheidung meist nicht
möglich ist und die Diagnose erst anhand einer zytologischen Untersuchung nach Feinnadelpunktion oder anhand des Operationspräparats gestellt wird [4] [19].
8.5.3 Maligne Tumoren
Maligne Tumoren der Speicheldrüsen machen etwa 20 %
aller Tumoren in diesen Organen aus. Die häufigste Entität ist das Mukoepidermoidkarzinom, bei dem histologisch in Low-Grade- und High-Grade-Tumoren unterschieden wird. An 2. Stelle der Häufigkeit stehen Adenound adenoidzystische Karzinome, gefolgt von Azinuszellkarzinomen und Metastasen von Tumoren anderer Provenienz. Sehr selten sind primäre Plattenepithelkarzinome. Eine Sonderform ist das Karzinom im pleomorphen
Adenom.
Abb. 8.17 Basalzelladenom der Glandula
parotis links. Der Tumor stellt sich als
echoarme, relativ gut abgrenzbare Raumforderung mit dorsaler Schallverstärkung
dar. Relativ homogenes Binnenecho. Allerdings sind diese Charakteristika unspezifisch.
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Ultraschalluntersuchung bei Erkrankungen der Kopfspeicheldrüsen
Abb. 8.18 Adenokarzinom der Glandula parotis links. Der
echoarme Tumor ist verhältnismäßig gut abgrenzbar; allerdings
erscheinen die Randbezirke zum normalen Glandula-parotisParenchym etwas unscharf. Wenig Inhomogenitäten. Anhand
dieses Bildes allein ist nicht zwischen einem malignen und
einem benignen Tumor zu unterscheiden.
● RF = Raumforderung
Die exakte Artdiagnostik aufgrund von sonografischen
Charakteristika zu stellen, ist schwierig. Allgemein gelten
schlechte Abgrenzbarkeit, irreguläre Form und heterogene Echotextur sowie Zeichen der Infitration von Haut
oder Muskulatur als Malignitätskriterien [15] [31]. Diese
Kriterien sind unspezifisch, denn auch maligne Tumoren
können sich glatt begrenzt oder zystisch darstellen
(▶ Abb. 8.18, ▶ Abb. 8.19 und ▶ Abb. 8.20). Ein homogenes Binnenecho oder ein mehr lobuliertes Binnenecho
mit dorsaler Schallverstärkung, ähnlich einem pleomorphen Adenom, schließt einen malignen Tumor nicht aus.
Abb. 8.19 Adenokarzinom der Glandula submandibularis
rechts. In diesem Fall ist der Tumor relativ gut abgrenzbar. Das
Echoverhalten ist echoarm mit Binnenechos, die jedoch nicht
als spezifisch für ein Malignom angesehen werden können.
● RF = Raumforderung
Das Mukoepidermoidkarzinom weist solide und zystische
Areale mit dorsaler Schallverstärkung auf. Die Begrenzung ist, wie auch bei den meisten anderen malignen
Speicheldrüsentumoren, unscharf und die Echotextur inhomogen (▶ Abb. 8.21). Farb-Doppler-sonografisch sind
die Vaskularisierungsmuster der malignen Speicheldrüsentumoren meist uncharakteristisch (▶ Abb. 8.22); es
liegen recht häufig Kaliberschwankungen der Gefäße vor
und eine im Vergleich zu benignen Tumoren höhere Geschwindigkeit des systolischen Peak-Anstiegs in der FarbDoppler-Sonografie [11]. Insgesamt kann auch mittels
derartiger semiquantitativer Parameter sonografisch weder eine sichere Unterscheidung zwischen benignen und
8
Abb. 8.20 Karzinom im pleomorphen Adenom der Glandula parotis links. Der Tumor ist an den Rändern unscharf begrenzt, mit
Zeichen der Infiltration in das umgebende Glandula-parotis-Parenchym. Das Echoverhalten ist echoarm mit echokomplexen bzw.
echoreicheren Anteilen.
a Axiale Schallrichtung.
b Longitudinale Schallrichtung.
● Parotis = Glandula parotis
● RF = Raumforderung
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8.5 Tumoren der Speicheldrüsen
Ultraschalluntersuchung bei Erkrankungen der Kopfspeicheldrüsen
8
Abb. 8.22 Adenokarzinom der Glandula parotis rechts. Der Tumor stellt sich echoarm mit relativ guter Abgrenzbarkeit und einzelnen
Binnenechos dar. An den Rändern zum Parotisparenchym wird die Begrenzung etwas unscharf, ein Hinweis auf das infiltrierende
Wachstum. In der Farb-Doppler-Sonografie gut erkennbar die Gefäße, die von der Peripherie zur Kapsel des Tumors ziehen. Innerhalb
des Tumors einige Gefäße mit Kaliberschwankungen. Der Tumor weist eine bessere Vaskularisierung auf als z. B. ein pleomorphes
Adenom.
a Farb-Doppler-Sonografie.
b B-Mode-Darstellung.
● RF = Raumforderung
malignen Tumoren erfolgen noch können einzelne sonografische Kriterien spezifisch bestimmten histologischen
Entitäten zugeordnet werden. Mit anderen bildgebenden
Untersuchungsverfahren (MRT, CT) gelingt dies ebenfalls
nicht [8] [26].
Anders als z. B. bei den Tumoren der Prostata hat die
Elastografie bei den Speicheldrüsentumoren nach den
bisher publizierten Untersuchungen keine eindeutigen
Unterschiede zwischen malignen und benignen Neoplasien erbracht (▶ Abb. 8.23).
Der Wert der Sonografie bei Verdacht auf das Vorliegen
eines malignen Tumors besteht darin, den Tumor in seiner
Ausdehnung und in seinen Nachbarschaftsbeziehungen
zu identifizieren und mittels sonografisch gesteuerter
Feinnadelpunktion unter visueller Kontrolle Material für
die zytologische Untersuchung zu gewinnen. Darüber hi-
106
Abb. 8.23 Adenokarzinom der Glandula parotis rechts. Heterogenes Elastogramm des Tumors mit Arealen sehr hoher
Gewebedichte (rot-braune Färbung) und Arealen von niedriger
Gewebedichte (bläulich-graue Färbung). (Welkoborsky HJ.
Aktuelle Aspekte der Ultraschalluntersuchung der Speicheldrüsen. HNO 2011; 59: 155–165, Fig. 10; with kind permission of
Springer Science+Business Media)
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Abb. 8.21 Mukoepidermoidkarzinom der
Glandula parotis rechts. Der echoarme
Tumor weist echokomplexere Anteile und
zystische Areale mit dorsaler Schallverstärkung auf; er zeigt eine unscharfe Begrenzung zu dem umgebenden Glandulaparotis-Parenchym, mit Zeichen der Infiltration. Anhand des sonografischen Bildes
allein kann nicht auf die Tumorentität
zurückgeschlossen werden.
● RF = Raumforderung
8.5 Tumoren der Speicheldrüsen
naus gestattet die Sonografie der Halsweichteile die Identifikation von Lymphknotenmetastasen. Ist der Tumor inframandibulär oder im tiefen Glandula-parotis-Lappen
lokalisiert oder besteht der Verdacht auf das Vorliegen
einer Infiltration der Schädelbasis, kann die Ausdehnung
mittels Sonografie allein meist nur unzureichend bestimmt werden. In diesen Fällen ist dann eine zusätzliche
CT- oder MRT-Untersuchung notwendig [5] [20].
Maligne Lymphome treten als Hodgkin- und NonHodgkin-Lymphome auf. Die befallenen Lymphknoten
können sowohl intraglandulär (Glandula parotis) als auch
periglandulär als extramedulläre Manifestationen auftreten. Sonografisch zeigen sich dann multiple, mehr runde
als ovaläre, echoarme bis echoleere Raumforderungen
sehr unterschiedlicher Größe, teilweise mit dorsaler
Schallverstärkung. Sie weisen Farb-Doppler-sonografisch
eine erhöhte Vaskularisation auf. Auch können meist
noch weitere befallene Lymphknoten in der Umgebung
der Drüsen oder in den Halsweichteilen nachgewiesen
werden; dabei können alle anatomischen Regionen des
Halses betroffen sein (▶ Abb. 8.24).
Strahlentherapien führen zu sonografisch nachweisbaren strukturellen Veränderungen der Speicheldrüsen. Die
Echogenität wechselt von homogen zu mehr heterogen
mit echogleichen und echoarmen Arealen im Vergleich
zu normalem Speicheldrüsenparenchym. Gleichzeitig
nimmt der mittels Doppler-Ultraschall messbare Blutfluss ab (▶ Abb. 8.25) [32].
8
Abb. 8.25 Zustand nach Parotidektomie links und Strahlentherapie bei Mukoepidermoidkarzinom. Die Glandula-parotisLoge ist unauffällig und ohne Nachweis von nodulären
Strukturen. Es fällt eine stärkere Echogenität des Gewebes auf,
die auf die Fibrosierung nach Strahlentherapie zurückzuführen
ist.
8.5.4 Pseudotumoren der Speicheldrüsen
Parotiszysten
Bei den Speicheldrüsenzysten handelt es sich um keine
Neoplasien im engeren Sinne. Sie sind den Pseudotumoren zuzuordnen. Die lymphoepitheliale Glandula-parotisZyste ist in manchen Fällen mit dem Vorliegen einer HIVInfektion (HIV = humanes Immunschwächevirus) assoziiert. Sonografisch zeigen sich echoarme bis echoleere, gut
abgrenzbare, meist ovaläre Raumforderungen mit dorsaler Schallverstärkung (▶ Abb. 8.26). Intraläsional können,
je nach Viskosität des Zysteninhalts, fein granulierte Binnenechos nachgewiesen werden, die durch Zelldetritus
und Eiweißpräzipitate in der Zystenflüssigkeit hervor-
Abb. 8.26 Glandula-parotis-Zyste rechts. Die Lasion ist gut
abgrenzbar, echoarm bis echoleer mit feinen Binnenechos, die
Zelldetritus und Eiweißpräzipitaten in der Zystenflüssigkeit
entsprechen. Dorsale Schallverstärkung. Die Läsion ist wie alle
zystischen Veränderungen kompressibel.
● zyst. RF = zystische Raumforderung
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Abb. 8.24 Malignes Lymphom im Bereich
der Glandula-parotis-Loge links. Multiple
echoarme, gut abgrenzbare, rundliche bis
ovale intraglanduläre Lymphknoten. Kein
Nachweis einer Hilusstruktur, allerdings
Binnenchos.
● GP = Glandula parotis
● LK = Lymphom
● SCM = M. sternocleidomastoideus
● UK = Unterkiefer
Ultraschalluntersuchung bei Erkrankungen der Kopfspeicheldrüsen
gerufen werden. Diese Läsionen sind, wie alle zystischen
Raumforderungen, kompressibel, d. h., sie ändern ihre
Form von mehr rund zu ovalär, wenn Druck mit dem
Schallkopf ausgeübt wird. Farb-Doppler-sonografisch finden sich keine Gefäße. Läuft der N. facialis durch die Zyste
hindurch, so ist er als feine, echoreichere Struktur zu
identifizieren. Differenzialdiagnostisch müssen alle benignen und malignen zystischen Strukturen in Betracht gezogen werden.
Die Ranula ist eine Mukozele, die vornehmlich in der
Glandula sublingualis auftritt. Sie erstreckt sich in den
Mundboden und erreicht hier die submukösen Gewebeschichten. Dementsprechend stellt sich in der Umgebung der anterioren Mundbodenanteile eine echoarme
bis echoleere, gut abgrenzbare, nicht vaskularisierte und
kompressible Raumforderung mit dorsaler Schallverstärkung dar (▶ Abb. 8.27). Recht charakteristisch ist eine
sanduhrförmige Form der Ranula. Sie entsteht, wenn sich
die Zyste durch den M. mylohyoideus ausdehnt. Bei diagnostischen Unsicherheiten kann während der Sonografie
von enoral palpiert werden.
Musculus-masseter-Hypertrophie
8
Bei der Hypertrophie des M. masseter handelt es sich
häufig um eine Folge von Dysgnathien, wie z. B. Knirschen, oder von Kiefergelenksveränderungen. Sie ist in
der Regel beidseits ausgebildet. Klinisch imponiert eine
Schwellung des lateralen Wangenbereichs. Sonografisch
besteht eine Hypertrophie des Muskels medial der Glandula parotis (▶ Abb. 8.28). Die Drüse selbst ist unauffällig,
mit normalem, homogenem Binnenecho, normaler Größe
und Abgrenzbarkeit und ohne fokale Läsionen. Anhand
des sonografischen Befunds kann somit die wichtigste
Differenzialdiagnose der M.-masseter-Hypertrophie,
nämlich eine Erkrankung der Glandula parotis, ausgeschlossen werden.
Hämangiome
Die Diagnose der Hämangiome ist eine Domäne der FarbDoppler-Sonografie. Kavernöse Hämangiome treten
meist in der Kindheit auf und neigen zu spontaner Rück-
Abb. 8.27 Ranula im Bereich des Mundbodens. In diesem Fall
ist der Befund relativ klein und von enoral deutlich besser
sichtbar als sonografisch. Es stellt sich eine echoarme, kompressible Raumforderung im vorderen Mundbodenbereich in
der Gegend der Glandula sublingualis dar. Der M. mylohyoideus
wird nicht überschritten. In diesem Fall gelingt die sonografische Darstellung besser mithilfe einer enoralen Sonografie.
bildung. Sonografisch kommen Hämangiome als echoarme Raumforderungen mit heterogener Echotextur zur
Darstellung. Sie sind oft schlecht gegenüber dem umgebenden Gewebe abzugrenzen. Innerhalb der Läsionen
sind häufig Kalzifikationen sowie dilatierte Gefäße sichtbar. Farb-Doppler-sonografisch zeigt sich eine Hypervaskularisierung mit Shunt-Gefäßen.
Präaurikuläre Raumforderungen
Präaurikuläre Raumforderungen können einen Tumor der
Glandula parotis vortäuschen. Histologisch handelt es
sich um Atherome, Zysten, Dermoide oder Gehörgangsduplikaturen. Sonografisch stellen sich glatt begrenzte,
echoarme Raumforderungen mit dorsaler Schallverstärkung dar. Häufig finden sich feine Binnenechos in den Läsionen, die abgeschilferten Epithelien entsprechen können oder einen hohen Eiweißanteil der Zystenflüssigkeit
anzeigen. Anhand der Sonografie kann einerseits die Beziehung zum Speicheldrüsenparenchym und andererseits
die Ausdehnung der Läsion sowie ihre Lagebeziehung z. B.
zum Gehörgang beurteilt werden (▶ Abb. 8.29).
Abb. 8.28 M.-masseter-Hypertrophie. Der
M. masseter ist medial der Drüse zu
erkennen und deutlich hyperplastisch. Die
Drüse selbst ist unauffällig.
● cran. = kranial
● Gl. parotis = Glandula parotis
● med. = medial
● M. mass. = M. masseter
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Ranula
8.5 Tumoren der Speicheldrüsen
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Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt.
Abb. 8.29 Präaurikuläre Zyste. Das Glandula-parotis-Parenchym stellt sich unauffällig dar. Es besteht keine Beziehung zwischen
Raumforderung und Drüsenparenchym. Die
Raumforderung ist kompressibel, septiert,
mehrkammerig und nahezu echoleer mit
feinen Binnenechos. Es liegt eine dorsale
Schallverstärkung als Zeichen für den hohen
Wassergehalt des Zysteninhalts vor.
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