64 Aminosäuren - (Proteine) Eiweiß Proteine sind aus Aminosäuren aufgebaut. Die Aminosäuren und deren Verknüpfung bestimmen die Eigenschaften derZellproteine, der Enzyme und vieler Hormone. Aminosäuren bilden die Grundlage der belebten Welt. http://de.wikipedia.org/wiki/Aminos%C3%A4ure http://www.zum.de/Faecher/Materialien/beck/12/bs12d.htm?bs12-22.htm Struktur der Aminosäuren Aminosäuren sind organische Moleküle, die mindestens eine Carboxyl- und eine Amino-Gruppe besitzen. Von besonderem biochemischen Interesse sind die -Aminosäuren. Zu diesem Typ gehören alle proteinogenen Aminosäuren. Die -Aminosäuren sind, mit Ausnahme von Glycin, chiral, d.h. sie besitzen (mindestens) ein asymmetrisches Kohlenstoffatom. Es gibt also jeweils eine D- und L-Form (Enantiomere). Proteinogen sind nur die LAminosäuren. Einteilung von Aminosäuren Abhängig von der Art der Seitengruppe werden die Aminosäuren in verschiedene Gruppen eingeteilt: Sind in der Seitenkette keine weiteren sauren bzw. basischen Gruppen enthalten, handelt es sich um neutrale Aminosäuren. Deren isoelektrischer Punkt liegt im "neutralen" pH-Bereich zwischen pH 5,5 7,5. Unpolare Seitenketten können z.B. aus Kohlenwasserstoff-Ketten bestehen (Leucin) oder Phenylreste besitzen (Phenylalanin). Neutrale Aminosäuren können in der Seitenkette auch andere funktionelle Gruppen enthalten (nicht aber saure od. basische Gruppen. Hierzu gehören insbesondere HydroxylGruppen (z. B. Serin) und SäureamidGruppen (Asparagin, Glutamin). Diese Aminosäuren werden als polare neutrale Aminosäuren bezeichnet. Leucin Phenylalanin Serin Asparagin 65 In den Seitenketten der sauren Aminosäuren (z. B. Asparaginsäure) befindet sich eine zweite Carboxylgruppe. In wässriger Lösung reagieren diese Aminosäuren deutlich sauer. Bei basischen Aminosäuren enthält die Seitenkette Aminogruppen, die leicht protoniert werden können. Zu den basischen Aminosäuren gehört z.B. Lysin. Asparaginsäure Lysin Dissoziation von Aminosäuren + H+ - H+ Wird eine Aminosäure in Wasser gelöst, liegt sie hauptsächlich in der zwitterionischen Form (Z) vor. Gibt man zu dieser Lösung Säure (H+), wird das Gleichgewicht "nach links", zur kationischen Form verschoben. Bei Zugabe von Laugen werden die aus der Aminosäure freigesetzten Protonen durch OH- -Ionen neutralisiert und das Gleichgewicht auf die Seite der Anionen ("nach rechts") verschoben. Bei einem bestimmten pH-Wert verhält sich die Aminosäure nach außen neutral. Diesen pH-Wert nennt man isoelektrischen Punkt (pHIP). Am isoelektrischen Punkt liegt die Aminosäure weitgehend als Zwitterion vor. Auch für jedes Eiweiß-Molekül (Protein) gibt es genau einen pH-Wert, an dem es ungeladen vorliegt. Jedes Protein hat einen isoelektrischen Punkt! Titrationskurve von Glycin 66 Beim Titrationsgrad (+/-) 0,5 zeigt die Aminosäure maximale Pufferwirkung. Das Gleichgewicht zwischen Kationen und Zwitterionen bzw. Zwitterionen und Anionen liegt "in der Mitte", d.h. bei Titrationsgrad -0,5: [K] = [Z] und bei +0,5: [Z] = [A]. Der isoelektrische Punkt (pHIP) kann graphisch aus der Titrationskurve ermittelt werden. Verbindet man die beiden pKS-Werte durch eine Gerade, erhält man den pH-Wert des isoelektrischen Punktes. Der isoelektrische Punkt ist das arithmetisches Mittel der pK S-Werte: pHIP = ½ · (pK S1 + pKS2) Titrationskurve einer sauren Aminosäure Die sauren Aminosäuren (Glutaminsäure und Asparaginsäure) besitzen drei pKS-Werte: Zwei im sauren Bereich (von den COOHGruppen) und einen im basischen Bereich (NH2 Gruppe). Der isoelektrische Punkt befindet sich im sauren Bereich, d.h. zwischen pKS1 und pKS2. Titrationskurve einer basischen Aminosäure Die basischen Aminosäuren besitzen zwei basische pKS Werte und einen sauren. Lysin: 2,2 - 9,2 - 10,8; Der isoelektrische Punkt befindet sich zwischen pKS2 und pKS3, also im basischen pH-Bereich. 67 Chelat-Komplexe von Aminosäuren Stabile Komplexe werden mit vielen zweiwertigen Metall-Ionen gebildet, besonders leicht bilden sich Kupfer-Komplexe: Biuret-Reaktion http://www.seilnacht.com/Lexikon/biuret.html Der linke Kolben enthält eine 0,1molare Kupfersulfat-Lösung, in dieser 2+ liegt der hellblaue [Cu(H2 O)4 ] Komplex vor. Der gleichkonzentrierten Lösung im rechten Kolben wurde die Aminosäure Glycin zugegeben, es bildet sich der tiefblaue AminosäureKomplex [Cu(Gly) 2]. Aminosäure-Nachweis mit Ninhydrin EXPERIMENT -Aminosäuren reagieren mit Ninhydrin unter Bildung eines Farbstoffes, der blauviolett - rotbraun gefärbt ist. Die Aminosäure wird dabei unter Decarboxylierung zu einem um ein C-Atom kleineren Aldehyd oxidiert. Ninhydrin-Test: Diese Farbreaktionen werden häufig zur Sichtbarmachung der Aminosäuren nach chromatographischen oder elektrophoretischen Trennungen verwendet. Die NinhydrinReaktion kann jedoch auch zur Sichtbarmachung von Fingerabdrücken dienen. Der Hautschweiß enthält kleine Mengen freier Aminosäuren und Proteine. Diese können, z.B. auf Papier, mit diesem Reagenz fixiert werden. Die Abbildung zeigt mittels Ninhydrin angefärbte Fingerabdrücke auf einem Scheck. http://www.axel-schunk.de/experiment/edm0009.html Fingerabdrücke auf einem Scheck http://www.scienceforum.de/download/krimi.pdf#search=%22ninhydrin%20fingerabdr%C3%BCcke%22 68 Proteinogene Aminosäuren http://www2.chemie.uni-erlangen.de/projects/vsc/chemie-mediziner-neu/aminosaeuren/protas.html http://www2.chemie.uni-erlangen.de/education/medprak/praktikum/heft-neu/medprak-heft-09.html http://de.wikipedia.org/wiki/Aminos%C3%A4uren http://www.chemgapedia.de/vsengine/vlu/vsc/de/ch/8/bc/vlu/proteine/aminosaeuren.vlu.html Zu den proteinogenen Aminosäuren gehören die 20 Aminosäuren, die im genetischen Code angelegt sind. Die Aminosäuren werden nach den Eigenschaften der Seitenketten in unterschiedliche Gruppen eingeteilt, wobei Glycin für sich steht. Der Indol-Rest des Tryptophans steht zwischen unpolaren und polaren Gruppen. Glycin Gly Aminosäuren mit hydrophobenSeitenketten Alanin Ala Valin* Val Leucin* Leu Phenylalanin* Phe Isoleucin* Ile Prolin Pro Methionin* Met Tryptophan* Trp 69 Aminosäuren mit polaren Seitenketten Serin Ser Threonin* Thr Cystein Cys Tyrosin Tyr saure Aminosäuren Asparaginsäure Asp Asparagin Asn Glutaminsäure Glu basische Aminosäuren Histidin* His Lysin* Lys Arginin Arg Glutamin Gln 70 Essentielle Aminosäuren Aminosäuren können über den Prozess der Transaminierung aus Ketosäuren hergestellt werden. Voraussetzung dafür ist, dass die entsprechende -Ketosäure vom Organismus synthetisiert werden kann. Dies ist nur bei 11 der 20 proteinogenen Aminosäuren der Fall. Tyrosin kann durch Modifikation der Seitenkette (Hydroxylierung des Phenylrestes) aus Phenylalanin hergestellt werden. Aminosäuren, die dem Organismus in der Nahrung zugeführt werden müssen, nennt man essentielle Aminosäuren. Zu den 9 essentiellen Aminosäuren gehören: die verzweigtkettigen (Valin, Leucin, Isoleucin, Threonin) und die aromatischen Aminosäuren (Phenylalanin, Tryptophan Außerdem sind die Aminosäuren Methionin und Lysin essentiell, für Kleinkinder zusätzlich Histidin Diese Aminosäuren sind für Menschen essentiell. Es gibt einige ang eborene Stoffwechselstörungen, bei denen Enzyme, die zur Synthese bestimmter Aminosäuren benötigt werden, ausfallen. Bekanntestes Beispiel ist die Phenylketonurie. Bei dieser Krankheit kann Phenylalanin nicht in Tyrosin umgewandelt werden, Tyrosin ist daher für diese Menschen eine zusätzliche essentielle Aminosäure. Phenylketonurie (PKU) - "Föllingsche Erkrankung" Tyrosin kann im menschlichen Organismus durch Hydroxylierung aus Phenylalanin synthetisiert werden. Die Reaktion wird durch das Enzym Phenylalanin-Monooxygenase (PhenylalaninHydroxylase) katalysiert. Bei der Phenylketonurie fällt die Phenylalanin-Hydroxylase vollständig aus oder ist in ihrer Funktion stark beeinträchtigt. Es handelt sich hierbei um eine rezessiv vererbte Stoffwechselstörung (Häufigkeit: 1 : 10.000). Die Aminosäure Tyrosin kann nicht mehr aus Phenylalanin synthetisiert werden. Tyrosin ist aber zur Synthese von Adrenalin, den Schilddrüsenhormonen und Melanin unumgänglich. Bei PKU tritt statt dessen die Phenylalanin-Transaminase in Aktion, wobei Phenylpyruvat (Phenylbrenztraubensäure) entsteht, das teilweise mit dem Harn ausgeschieden wird. Phenylpyruvat ist jedoch neurotoxisch, es stört insbesondere das sich bei Kleinkindern erst entwickelnde ZNS (vermutlich den Aufbau des Myelins). Daher muss die Phenylketonurie baldmöglichst nach der Geburt (am 4. bis 6. Lebenstag) nachgewiesen werden um, rechtzeitig eine entsprechende Diät - phenylalaninarm und tyrosinreich - geben zu können. 71 Peptid-Bindung Bei der Proteinbiosynthese werden (an den Ribosomen, unter Beteiligung von m-RNS und tRNS) proteinogene Aminosäuren durch Kondensationsreaktion zwischen Carboxyl- und Aminogruppe verknüpft. Unter Wasserabspaltung entsteht die PeptidBindung. Kurzkettige Peptide (z.B. Glutathion) können auch an speziellen Enzymen gebildet werden, wobei keine RNS benötigt wird. Sekundärstrukturen Die bei der Proteinbiosynthese gebildete Peptid-Kette bildet je nach Aminosäuresequenz Sekundärstrukturen, z.B. -Helix oder -Faltblatt, aus. Die Sekundärstrukturen werden durch Wasserstoffbrücken stabilisiert. -Helix Bei einer -Helix weisen die Peptid-Bindungen in die gleiche Richtung. Zwischen zwei Amidbindungen liegt der Tetraeder-Winkel von 109,5°. Da um die Amidbindung keine Drehung möglich ist, wird die Kette ab der dritten Bindung in eine helicale Struktur gezwungen. Diese wird durch Wasserstoffbrücken stabilisiert. Diese Brücken werden zwischen dem Carbonyl-Sauerstoff-Atom einer Bindung und der H–NGruppe der viertnächsten Bindung (sie sind benachbart) ausgebildet. Glucagon: Glucagon ist ein Peptid, das aus 29 Aminosäuren besteht. Diese sind in einer -Helix angeordnet. Glucagon wird im Pankreas synthetisiert und steigert den Glycogen-Abbau und die Gluconeogenese und somit den Glucose-Spiegel. Es ist der Gegenspieler des Insulin. Bei diesem sehr kleinen Peptid ist die Struktur einer -Helix sehr gut sichtbar. 72 http://www2.chemie.uni-erlangen.de/projects/vsc/chemie-medizinerneu/aminosaeuren/sek_a2.html Nach 4 Aminosäuren ist die erste Windung geschlossen. Allerdings überlappen bereits die erste und vierte Aminosäure. Als Höhe einer Windung ergeben sich rechnerisch 3,6 Aminosäuren. -Faltblatt: Bei der Ausbildung eines -Faltblattes weisen benachbarte Peptidbindungen in die entgegen gesetzte Richtung. Ab der dritten Bindung wird die typische Anordnung deutlich. 73 Stabilisiert wird das -Faltblatt erst, wenn sich eine zweite Peptidkette anlagert. Zwischen den beiden Kettenabschnitten bilden sich Wasserstoffbrücken aus. Ein -Faltblatt kann, im Gegensatz zur -Helix, nicht aus nur einem Strang bestehen. Die Ketten können aus der gleichen Peptid-Kette stammen (dies ist der Normalfall), es können sich aber auch mehrere Peptide zu einem Faltblatt zusammenlagern. Die benachbarten Ketten in einem Faltblatt können die gleiche Ausrichtung aufweisen, oder aber entgegengesetzt laufen: Es gibt parallele und antiparallele Faltblätter. In beiden Fällen werden Wasserstoffbrücken zwischen den gegenüberstehenden Peptidbindungen ausgebildet. 74 Peptide & Proteine Als Peptide bezeichnet man Ketten aus bis zu etwa 100 Aminosäuren, sind die Ketten länger, nennt man die Moleküle Proteine. Zahl der Aminosäuren Beispiel 2 Dipeptid 3 Tripeptid 11-100 Polypeptid > 100 Protein Aspartam (Süßstoff: H-Asp-Phe-O-CH 3) Glutathion (Redox-System in den Erythrozyten, Tripeptid aus Glu, Cys, Gly) Insulin (Hormon der Bauchspeicheldrüse, 51 Aminosäuren) Lysozym (Hydrolase im Hühnereiweiß, 129 Aminosäuren) Die Aminosäuresequenz, also die Abfolge der einzelnen Aminosäuren, wie sie genetisch codiert ist, nennt man Primärstruktur des Proteins. Als Sekundärstrukturen kommen -Helix und -Faltblatt vor. Als Tertiärstruktur bezeichnet man die Lage der gesamten Proteinkette im Raum. Lagern sich mehrere Proteine zu einer großen Einheit zusammen, bilden sie eine Quartärstruktur. Hämoglobin Hämoglobin besteht aus vier Untereinheiten, je 2 - und -Ketten mit 141 bzw. 146 Aminosäuren. Es stellt also eine Quartärstruktur dar. Jede Untereinheit bildet acht Helices aus, Faltblattstrukturen kommen nicht vor. In jeder Untereinheit ist eine Häm-Gruppe (ein Eisen(II)-Porphyrin-System) als prosthetische Gruppe gebunden. http://www2.chemie.uni-erlangen.de/projects/vsc/chemie-medizinerneu/aminosaeuren/haemoglobin.html 75 Biogene Amine Decarboxylierung Als Decarboxylierung bezeichnet man eine chemische Reaktion, bei der aus einem Molekül Kohlenstoffdioxid CO 2 abgespalten wird. Durch Enzyme (Decarboxylasen) kann eine Decarboxylierung besonders leicht bei Carbonsäuren (bevorzugt: β-Ketosäuren und Aminosäuren) erfolgen. O O C C C COOH Decarboxylase C C C -Ketobuttersäure wird zu Aceton decarboxyliert. Bei der enzymatischen Decarboxylierung von Aminosäuren entstehen primäre Amine. Diese Substanzen besitzen oft wichtige physiologischen Funktionen. Man nennt diese Stoffklasse "biogene Amine". Glutaminsäure -Aminobuttersäure (GABA), eine nichtproteinogene Aminosäure, wirkt als Neurotransmitter im ZNS. Sie wird unter anderem zur Behandlung von Epilepsien eingesetzt Vgl. -Hydroxybuttersäure (GHB) http://www.pille-palle.net/Pille-Palle/ghb.php http://www.gifte.de/Drogen/designer-drogen.htm Tyrosin Tyramin wirkt als indirektes Sympathikomimetikum, d.h. es besitzt adrenerge (Adrenalin-artig erregende) Wirkung. Es setzt als Gewebshormon aus den Nervenenden des Sympathikus Noradrenalin frei und wirkt damit blutdrucksteigernd und gefäßkontrahierend. 76 DOPA Dopamin gehört zu den Catecholaminen. Es dient als Neurotransmitter und ist Vorstufe von Noradrenalin und Adrenalin Tryptophan Tryptamin stimuliert Muskulatur. die Kontraktion der glatten Serotonin (= 5-Hydroxytryptamin) tritt als Neurotransmitter im zentralen und peripheren Nervensystem auf. Als Gewebshormon stimuliert es die Kontraktion der glatten Muskulatur und wirkt damit blutdrucksteigernd und gefäßkontrahierend. Durch Acetylierung der primären Aminogruppe und Methylierung der 5-OH-Gruppe kann aus Serotonin das Epiphysen-(Zirbeldrüsen)-Hormon Melatonin synthetisiert werden. Durch Melatonin wird die "innere biologische Uhr", und damit z.B. der Schlaf-Wach-Rhythmus, gesteuert. Durch Hemmung der SerotoninSynthese lässt sich Schlaflosigkeit erzeugen. http://www2.chemie.uni-erlangen.de/projects/vsc/chemie-mediziner-neu/aminosaeuren/bam01.html http://www.experimentalchemie.de/02-e-02.htm http://www.acibas.net/melatonin/index.shtml