Frankreich – Info Herausgeber : Französische Botschaft Presse- und Kommunikationsabteilung Pariser Platz 5 - 10117 Berlin [email protected] www.ambafrance-de.org 2012 Premierminister Ayrault stellt nationalen Wachstumspakt vor Am Tag nach der Vorlage des Berichts des Regierungsbeauftragten für Investitionen, Louis Gallois, stellte Premierminister Jean-Marc Ayrault am Dienstag, den 6. November 2012, den „nationalen Pakt für Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung“ vor. Ziel dieses Plans ist es, mit gezielten Maßnahmen Frankreich wieder auf den Wachstumspfad und zu mehr Beschäftigung zu bringen. Die Kernpunkte des Maßnahmenpakets sind: Die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit Der nationale Pakt für Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung ist ein „umfangreiches Programm“, das ein „beherztes Zeichen“ setzt, an das sich die VorgängerRegierungen „nicht herangewagt haben und das wir jetzt anpacken“, um neue Spielräume für die Unternehmen zu schaffen, betonte Premierminister Ayrault. „Dieses gezielte, vollständig gegenfinanzierte Instrument wird es uns ermöglichen, bis 2017 die Erwerbstätigkeit mit einem Konjunkturprogramm in Höhe von 0,5 % des BIP zu fördern und über 300 000 Arbeitsplätze zu schaffen! […] Der Pakt wird bereits ab 2013 positive Auswirkungen haben und das Vertrauen in unsere Wachstumsprognosen stärken“, (so Premierminister Jean-Marc Ayrault am 7. November 2012 in der Tageszeitung Les Echos). „Diesen Pakt verstehen wir als ein langfristiges Engagement, das tiefgreifende Veränderungen bewirken wird; da aber viel über eine Schockwirkung gesprochen wurde, hoffe ich, dass er einen Vertrauens- und Mobilisierungsschock bei all denjenigen auslöst, die an der Erholung der Wirtschaft und damit an der Zukunft des Landes mitwirken“, so der Premierminister. Steuerentlastungen für eine gesteigerte Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung Die französische Regierung hat eine Senkung der Lohnnebenkosten um 20 Milliarden Euro jährlich ab 2015 beschlossen (2013 werden es 10 Milliarden sein, 2014 bereits 15 Milliarden), um Investitionen anzukurbeln und Arbeitsplätze zu schaffen. Diese sehr weitreichende, noch nie dagewesene Maßnahme folgt den Empfehlungen des Regierungsbeauftragten Gallois. Diese Entlastung erfolgt in Form einer Steuererstattung auf die gezahlte Körperschaftssteuer (bzw. auf die Einkommenssteuer, je nach Rechtsform des Unternehmens). Sie wird in Bezug auf die Bruttolohnsumme derjenigen Löhne berechnet, die unter der 2,5-fachen Höhe des www.ambafrance-de.org 2 Mindestlohns SMIC liegen. Die Unternehmen werden Bruttolohnsumme zurückerhalten. so etwa 6 % der betroffenen Die finanziellen Auswirkungen dieser Maßnahme auf die Unternehmen – und damit auf die Wirtschaft – werden sich schon 2013 bemerkbar machen. Alle Unternehmen, ob Industrie oder Dienstleistungsbranche, werden von dieser Steuererleichterung profitieren. Mit der neu gegründeten öffentlichen Investitionsbank BPI will die Regierung gewährleisten, dass die KMU, die Unterstützung benötigen, bereits ab dem kommenden Jahr entlastet werden. Finanzierung des Pakts durch - Ausgabenkürzungen Die Steuerentlastung für Unternehmen wird zur Hälfte über zusätzliche Ausgabenkürzungen finanziert. Vorgesehen sind „10 Mrd. Euro zusätzliche Einsparungen, das ist weniger als 1 % der öffentlichen Ausgaben Frankreichs, also durchaus tragbar“, so der Premierminister. - Erhöhung der Mehrwertsteuer Die Finanzierung der Steuererleichterungen erfolgt über die Mehrwertsteuer, „jedoch nur zu einem Drittel“, so Premierminister Ayrault. Zudem, betonte er, ist die von der Regierung erwogene Änderung der Mehrwertsteuersätze gerechter als eine generelle Erhöhung des allgemeinen Satzes, wie sie etwa bei der früher geplanten „sozialen Mehrwertsteuer“ erfolgen sollte: - - Der ermäßigte Satz für Güter des dringenden Bedarfs (Nahrungsmittel, Energie, etc.) sinkt von 5,5 % auf 5 %. Der mittlere Satz, der vor allem die Gastronomie und den Bau betrifft, steigt dagegen von 7 auf 10 % an. Der allgemeine Satz steigt um 0,4 Prozentpunkte auf 20 % an. Diese Erhöhung ab 1. Januar 2014 ist Teil einer langfristig angelegten Gesamtpolitik. Verbesserung der Finanzierung der kleinen und mittleren Unternehmen Der Mittelstand unterliegt heute zahlreichen finanziellen Zwängen: Zahlungsfristen, Kreditbeschränkung, erschwerter Zugang zum Eigenkapital. Bei einem Sparkapital der französischen Bevölkerung in Höhe von 4 000 Mrd. Euro Ende 2010 sind nicht die Mittel das Problem, sondern deren Einspeisung in den Wirtschaftskreislauf. Der Liquiditätsbedarf der Unternehmen muss künftig ebenso wie ihr Finanzierungsbedarf gedeckt werden. Dies geschieht auch über eine neue Form der staatlichen Haftung über die Investitionsbank für kurzfristige Kredite in Höhe von 500 Mio. Euro. Förderung der Innovation Frankreich liegt hier weltweit an 14. Stelle, es reicht dreimal weniger Patente ein als Deutschland. Ferner muss die Grundlagen- und Technologieforschung in Zusammenarbeit mit den Unternehmen gefördert werden. Ein Programm für den Transfert von Forschungsergebnissen öffentlicher Einrichtungen soll der Wirtschaft zu Gute kommen. Die öffentliche Investitionsbank BPI wird zu einer wichtigen Finanzierungsquelle der Innovationspolitik. Die Wettbewerbscluster werden wieder mehr auf die Produkte und Dienstleistungen ausgerichtet, die es zu industrialisieren gilt. Dabei werden Cluster mit internationaler Zielrichtung und regionale Entwicklungscluster unterschieden. Im Frühjahr 2013 3 wird ein Programm verabschiedet, das innerhalb von fünf Jahren zu einer Verdoppelung der Zahl der Gründungen von Unternehmen in Wachstumsbranchen führen soll. Vernetzung von Unternehmen Der Staat muss dafür sorgen, dass zwischen den großen Konzernen und dem Mittelstand eine partnerschaftliche Solidarität entsteht. Zu diesem Zweck wird die „nationale Industriekonferenz“ wiederbelebt, um die Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen einer Branche zu fördern. Der Staat wird in Verbindung mit der Investitionsbank und dem Programm für Zukunftsinvestitionen dafür sorgen, dass die unterschiedlichen Branchen begleitet werden. Die Regierung bietet so auch neue Formen der Zusammenarbeit innerhalb der Unternehmen an. Die Große Sozialkonferenz mit ihrem Hauptanliegen der Beschäftigungssicherung wird hier weitere Pflöcke einschlagen. Steigerung des Exports und der wirtschaftlichen Attraktivität Das Handelsdefizit (ohne Energiewirtschaft) hat sich im Lauf der vergangenen 10 Jahre kontinuierlich vergrößert und lag 2011 mit 25 Mrd. Euro im Minus. Um das Exportgeschäft dynamischer zu gestalten, wird die Investitionsbank 1 000 kleinere Wachstumsunternehmen direkt begleiten. Die Vergabe der Exportkredite wird neu justiert und zudem wird die Zahl der internationalen Voluntariatsstellen in Unternehmen um 25 % erhöht werden. Wirtschaftliche Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit gehören zusammen: Die Filialen ausländischer Unternehmen in Frankreich stehen für 20 % der Forschung & Entwicklung, 30 % der industriellen Investitionen und über 40 % der französischen Exporte. Deshalb soll Frankreich mittels gezielter Maßnahmen attraktiver für internationale Talente und große Investitionsprojekte werden. Es wird eine „Marque France“ für Produkte französischer Herkunft eingeführt. Zudem bleibt die gute Infrastruktur wie auch der Ausbau schneller Internetverbindungen über das VDSL ein Faustpfand für die Zukunft. Investitionen in die Ausbildung Die Wettbewerbsfähigkeit der Industrieländer hängt immer stärker mit der Effizienz ihres Bildungssystems zusammen. Den Ausbildungsbedürfnissen der Unternehmen muss besser Rechnung getragen werden (Stärkung der Rolle der Unternehmen bei der fachlichen und beruflichen Ausbildung, Zielsetzung von 500 000 Auszubildenden im Jahr 2017) und wirtschaftlichen Veränderungen muss besser vorgegriffen werden. Die internationale Mobilität von Studenten und Auszubildende soll auf allen Ebenen mit dem Ziel einer Verdoppelung der Zahlen innerhalb von fünf Jahren gestärkt werden. Vereinfachung der Verwaltungsstrukturen Ein erstes mehrjährig angelegtes Programm zur Entbürokratisierung von Verwaltungsvorschriften wird bis Dezember 2012 ausgearbeitet und ein „Interministerieller Rat für die Modernisierung des öffentlichen Handelns“ (CIMAP) eingerichtet. Hierzu gehört auch die Beschleunigung des Informationsaustausches der Behörden untereinander. Der Staat geht mit gutem Beispiel voran 4 Die Regierung ist die Verpflichtung zur Haushaltssanierung eingegangen, um für die Unternehmen ein stabiles finanzielles Umfeld zu schaffen. Sie wird Strukturreformen vornehmen und das öffentliche Auftragswesen fördern, um so die Entwicklung der innovativen Wachstumsunternehmen des Mittelstands besser zu begleiten. Weitere Maßnahmen sind der kostenlose Zugang zu öffentlichen Primärdaten und die Reform der Handelsgerichtsbarkeit schon zum Frühjahr 2013.