191 bis 200

Werbung
_________________________
Azeotrope
__________________________________
Viele binäre flüssige Mischungen zeigen das vorhin diskutierte Siedediagramm, doch zahlreiche wichtige Systeme weichen davon ab. Ein solches Verhalten kann auftreten, wenn die
Wechselwirkungen zwischen den beiden Komponenten A und B die Flüssigkeit stabilisieren
mit der Folge, dass bei einer bestimmten Zusammensetzung der Siedepunkt höher liegt als die
Siedepunkte der Einzelkomponenten (z.B. Chloroform und Aceton)(siehe Abbildung). Ebenso
kommen Siedekurven mit einem Minimum vor (z.B. Ethanol und Wasser).
B
A
Kommt es zu einem Extremwert wie in der nebenstehenden Abbildung, so hat das wichtige
Konsequenzen für die Destillation. Bei fortschreitender
Verdampfung (von a1 kommend) verschiebt sich die
Zusammensetzung der verbleibenden Flüssigkeit
(wenn der Dampf abgezogen wird) hin zu B, während
A entfernt wird. Der Siedepunkt der Flüssigkeit steigt,
und der Dampf reichert sich mit der Komponente B
an. Ist genug A verdampft, so dass die Flüssigkeit die
Zusammensetzung a4 aufweist, dann hat deren Dampf
dieselbe Zusammensetzung. Die Verdampfung erfolgt
nun ohne eine Änderung der Zusammensetzung ⇒ die
Mischung bildet ein Azeotrop (“Sieden ohne
Änderung“). Nach Erreichen der azeotropen
Zusammensetzung ist eine Trennung der beiden
Flüssigkeiten durch Destillation nicht mehr mö191
glich.
_________________________
Flüssig/Fest-Phasendiagramme
__________________________________
Feste und flüssige Phasen können in einem System bei Temperaturen unterhalb des Siedepunktes nebeneinander vorliegen (z.B. bei zwei Metallen wie Antimon (Sb) und Wismut (Bi),
die bis hinauf zu ihrem Schmelzpunkten praktisch nicht miteinander mischbar sind). Ein
solches Phasendiagramm zeigt die Abbildung. Bei a1 liegt 2-Komponentenflüssigkeit vor. Bei
Abkühlung auf a2 erreicht sie das mit “Flüssigkeit + A“ bezeichnete Zweiphasengebiet (fast
reiner Festkörper A scheidet sich aus der Flüssigkeit ab). Beim weiteren Abkühlen auf a3
bildet sich noch mehr Festkörper und die relativen Mengen folgen dem Hebelgesetz. Bei a4
ist weniger Flüssigkeit vorhanden als bei a3 und die Zusammensetzung der Flüssigkeit ist
durch e gegeben. Diese Flüssigkeit erstarrt nun zu einem 2-Phasen-System von fast reinem A
und B ⇒ bei a5 sind die Zusammensetzungen der beiden festen Phasen a5´ und a5´´ .
Festkörper
P=1
P=1
P=2
Die vertikale Linie durch e gibt die eutektische Zusammensetzung an (“gut schmelzen“). Eine Flüssigkeit mit
der eutektischen Zusammensetzung erstarrt bei einer
einzigen Temperatur, ohne zuvor festes A oder B aus
der Lösung abzuscheiden. Lösungen mit Zusammensetzungen rechts von e scheiden beim Abkühlen A ab;
aus Lösungen mit Zusammensetzungen links von e
wird B abgeschieden. Ein technisch wichtiges Eutektikum ist Lötzinn (67% (w/w) Zinn und 33% (w/w) Blei)
mit einem Schmelzpunkt von 183°C. Auch NaCl/H2O
im Verhältnis 23/77 ist Eutektikum mit Schmelzpunkt
bei -21.1°C. D.h. wenn vereiste Strasse mit Salz gestreut wird, dann schmilzt die Mischung, wenn die
192
Temperatur über -21.1°C liegt.
_________________________
Ultrareinheit und kontrollierte Verunreinigungen
__________________________________
Einige technische Entwicklungen (z.B. Halbleiterbauelemente aus Si oder Ge) erfordern
Materialien mit extremer Reinheit. Betrachten wir eine binäre Flüssigkeit ( ) der Zusammensetzung a (siehe Abbildung), dann liegt im Wesentlichen die Komponente B mit einer
geringen Beimengung von A vor. Beim Abkühlen auf a1 entsteht ein Festkörper mit der
Zusammensetzung b1 (er enthält weniger A, ist also etwas reiner als die Flüssigkeit, liegt
aber nur in geringer Menge vor). Er kann als Ausgangsmaterial für die nächste Stufe einer
fraktionierten Kristallisation verwendet werden und führt dann zu reinem B. Die Abb. gilt
nur, wenn das Erstarren so langsam abläuft, dass die Zusammensetzung des Festkörpers
einheitlich ist und den Gleichgewichtswert annimmt. Beim Zonenschmelzen nutzt man die
Tatsache, dass das System nicht im Gleichgewicht ist. Entscheidend ist, dass die Verunreinigung in der geschmolzenen Substanz besser
löslich ist als im festen Material. Die geschmolzene
Zone wird durch die Flüssigkeit bei der Vertikalen
durch a repräsentiert und die Verunreinigung sei
die Komponente A. Lässt man die Probe auf a2
abkühlen, dann scheidet sich ein Festkörper der
Zusammensetzung b2 ab und die verbleibende
Flüssigkeit (die beheizte Zone) liegt bei a2´ (ist also
mit der Verunreinigung A angereichert). Dieser
Prozess wird dann weiter fortgesetzt, bis die flüssige
Phase fast reines A enthält. In der Praxis wird die
Verunreinigung an einem Ende gesammelt, indem
eine schmale, geschmolzene Zone mehrfach von
einem Ende der Probe zum anderen Ende gef193
ührt
wird.
_________________________
Zonenschmelzen
__________________________________
Beim Zonenschmelzen hat die Probe die Form eines dünnen Zylinders. Das Material wird in
einer schmalen, scheibenförmigen Zone aufgeschmolzen, die vom einen Ende des Zylinders
zum anderen geführt wird. Die flüssige Zone sammelt während ihrer Wanderung die
Verunreinigung(en). In der Praxis wird die heiße Zone wiederholt zu einem Ende des
Materials geführt. Dieses Ende ist die “Deponie“ für die Verunreinigung(en). Nach
Abkühlung entsteht hier ein stärker verunreinigter Feststoff, der verworfen werden kann.
194
_________________________
Fl
ü
ssigkristalle
–
Liquid
Crystals
__________________________________
__________________________________
Bei einigen Verbindungen gibt es zwischen dem kristallinen Feststoff und der
isotropen Flüssigkeit sogenannte flüssigkristalline Zwischenzustände (Mesophasen).
Beim Schmelzen einer flüssigkristallinen Substanz bleibt ein Teil der Fernordnung
erhalten. Dieses Phänomen tritt bevorzugt bei anisotroper Molekülgeometrie auf.
Flüssigkristalle (liquid crystals) gehören heute mit zu den wichtigsten Materialien.
Tm
crystalline
(position long-range order)
TSmN
smectic
nematic
(orientation long-range order)
Tc
isotropic
(short-range order)
Temperature
195
_________________________
Nachtrag: eine wichtige Methode zur Strukturanalyse von
Festkörpern ist die Röntgenstreuung
__________________________________
196
_________________________
Die Anisotropie von Flüssigkristallen
__________________________________
X
Y
flexible aliphatische Kette
starres Mesogen
197
_________________________
Flüssigkristalle sind aus unserem täglichen Leben nicht
mehr wegzudenken
__________________________________
Flüssigkristallanzeige
Liquid Crystal Displays (LCDs)
198
_________________________
Wie funktioniert eine LCD ?
__________________________________
Die Effekte, die wir in einer Flüssigkristallanzeige
beobachten, beruhen auf der Reorientierung der
Flüssigkristalle unter dem Einfluß eines elektrischen
Feldes zwischen zwei Elektroden.
Die Zeitauflösung dieser Vorgänge liegt dabei im
Bereich von ≈ 10-6 s.
199
_________________________
Schematische Darstellung der Reorientierung
nematischer Flüssigkristalle
unter dem Einfluss eines elektrischen Feldes
__________________________________
elektrisches Feld: aus
elektrisches Feld: ein
Flüssigkristalle
Orientierungsschicht (PI)
Elektroden
200
Herunterladen